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Zur Kopplung zwischen Rohstoffförderung und Finanzsystem

Zur Kopplung zwischen Rohstoffförderung und Finanzsystem und warum Fracking mehr ein Indiz für Gefahr als für Entwarnung ist.

Das Handelsblatt hat ein sehr interessantes Interview mit Joachim Berlenbach, der als Bergbaugeologe sowohl das Fördergeschehen von Rohstoffen kennt, wie auch die Funktionsweise des Finanzsektors. Für das Verständnis möglicher durch Peak Oil induzierter Risiken ist das Interview sehr hilfreich.

So kritisiert Berlenbach beispielsweise die kurzfristige Sichtweise von Investoren und setzt diese in Bezug zu den abnehmenden Rohstoffgehalten in den Förderstätten. Was Christoph Senz in diesem Blog regelmäßig das "Best First"-Prinzip nennt, besagt: Auf Effizienz orientierte Förderunternehmen bauen zuerst jene Rohstoffe ab, die am leichtesten zugänglich sind. In der Metallförderung sind das demnach Erze, die einen hohen Gehalt des gesuchten Rohstoffs beinhalten und in der Ölförderung sind es Lagerstätten, die bei möglichst geringem Aufwand möglichst hohe Förderraten erlauben - also möglichst viel Öl in kurzen Zeiträumen fördern lassen. Wenn die Besten dieser Lagerstätten zuerst gefördert werden, bleiben später nur die Zweitbesten, dann die Drittbesten usw. So wie der Rohstoffgehalt der Förderstätten im Laufe der Zeit sinkt, steigen die Kosten. Denn wenn statt 20% Rohstoff pro Tonne Erz nur noch 2% Rohstoff pro Tonne Erz zu holen sind, muss zehnmal soviel Gesteinsmenge bewegt werden und mehr Energie aufgewendet werden, um letztlich dieselbe Menge Rohstoff in Händen halten zu können.

Jedes Unternehmen weiß, dass wenn der Aufwand zur Zielerreichung steigt, die Kosten steigen und damit die Gewinne sinken. Die Besonderheit in der Rohstoffwirtschaft ist, dass Rohstoff-Vorkommen erst gefunden werden müssen, bevor man sie ausbeuten kann. Suchen ist jedoch ein ungewisser Prozess, der zudem Voraussicht benötigt: Um in der Zukunft Rohstoffe fördern zu können müssen wir sie erst einmal finden und dazu muss Geld in die Hand genommen werden (=Investition), damit sich jemand um das Suchen kümmert.

Dummerweise bedeutet dies beim Stand der Dinge, dass heute zwei Kostentreiber gleichzeitig auftreten:

  1. Da die Rohstoffgehalte sinken, steigen die Förderkosten.
  2. Wenn neue (möglichst gehaltvolle) Lagerstätten gefunden werden sollen, muss heute investiert werden.

Berlenbach bemerkt, dass viele Investoren das Investieren in Rohstoffunternehmen vergleichen mit dem Investieren am Aktienmarkt. Aktienkurse unterliegen vergleichsweise starken Schwankungen, weshalb schnelle Gewinne möglich sind. Investitionen in Rohstoffförderung benötigen dagegen eine sehr, sehr, sehr, sehr viel langfristigere Sichtweise. Den Wettlauf mit Aktieninvestitionen können langfristige Rohstoffinvestitionen daher nur gewinnen, wenn sie ordentliche Renditen versprechen. Das bedeutet, dass Rohstoffpreise steigen müssen, denn auch Renditen werden von der Kundschaft bezahlt.

Rohstoffpreise steigen also aus mehreren Gründen:

  • weil die Kosten zu ihrer Förderung steigen
  • weil die langfristig notwendigen Vorinvestitionen im Wettbewerb mit kurzfristigen Finanzmarktinvestments stehen
  • weil der Bedarf nach Rohstoffen auf abnehmende Rohstoffgehalte trifft
  • weil die Geldvermehrung durch die weltweite Finanzkrisenpolitik nach Anlagewegen sucht.

Peak Oil, welches durch Peak Coal, Peak Gas, Peak Kupfer, Peak Phosphor usw. zu Peak Everything erweitert werden kann, geht also mit steigenden Preisen einher. (Dabei sind Öl, Gas und Kohle sogar Roh-Stoffe besonderer Art: Im Gegensatz zu vielen Metallen können die fossilen Energieträger nicht recycled werden, wenn sie einmal genutzt werden, sind sie für die weitere Nutzung verloren.) Die steigenden Preise sind jedoch vergleichsweise kurzfristig zu fürchten, und hier insbesondere von jenen, die den Rohstoff direkt brauchen: Ölheizer, PKW- und LKW-Fahrer, die Chemieindustrie, aber auch Fremdversorger, deren Läger und Kühlschränke durch (transportintensive) interkontinentale Wertschöpfungsketten befüllt werden.

Und es zeigt sich der große Riss in der Fracking-Euphorie: Es mag ja sein, dass unter allen Kontinenten noch riesige Öl- und Gas-Reserven eingeschlossen sind. Aber ihre feine Verteilung im Gestein erfordert Fördermethoden, die nicht vergleichbar mit jenen des 20. Jahrhunderts sind: Großräumig in die Erdkruste einwirkende Schwerindustrie, die flächendeckend Untergrundförderung vornimmt und dafür mit vergleichsweise brachialen Mitteln in die natürliche Umwelt eingreift, dort Veränderungen vornimmt und in großem Maßstab industrielle Flüssigkeiten injiziert. Schon der Aufwand ist grandios, doch Rücklagen für mögliche (langfristige) Umweltschäden würden die Preise in Höhen treiben, die sehr weit von 120 US$ pro Barrel Öl entfernt sind. Berlenbach beschreibt also mit dem Verweis auf die fallenden Rohstoffgehalte auch die Situation bei der Ölförderung: Statt riesige Reservoirs mit hoher Permeabilität in leicht zugänglichen Gegenden mit konventionellen Fördermethoden anzuzapfen, müssen wir uns nun schon sprengend Zugang zu kleinsten Reservoirs niedrigster Permeabilität (per Fracking) verschaffen. Technologisch sind wir dazu zwar prinzipiell in der Lage, aber der Aufwand ist extrem und die Risiken hoch - und daher die zu erwartenden Kosten.

Joachim Berlenbach rechnet mit einer "Inflation der Rohstoffpreise". Aus Sicht der Rohstoffförderer klingt das erstmal hilfreich, denn ein Anstieg der Rohstoffpreise würde jene Explorations- und Ausbau-Investitionen ermöglichen, die die Branche offenbar braucht. Doch das neue Preisniveau auf dem wir uns dann wiederfinden, wirkt sich natürlich auch auf jene aus, die die Rohstoffe verbrauchen. Und dazu gehört interessanterweise die Öl- und Gasindustrie selbst, denn sie braucht Stahl, Energie, Wasser und z.B. Guarkernmehl (siehe auch: Warum die Fracking-Industrie am Wetter in Indien interessiert ist). Steigende Rohstoffkosten sind für viele Unternehmen in nahezu allen Branchen heute bereits ein Problem. Das IHK-Unternehmensbarometer 2012 sagt:

Steigende Rohstoffpreise sind für 76 Prozent der Unternehmen und insbesondere die Industrieunternehmen (93 Prozent) ein Problem. Auch ein ausreichendes Angebot von Rohstoffen wird zunehmend angezweifelt (47 Prozent).

Schnell könnten durch weiter steigende Rohstoffpreise Unternehmenspleiten und Entlassungen an anderer Stelle im Wirtschaftssystem erfolgen oder - durch platzende Kredite - auch das Finanzsystem in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies wiederum könnte eben jene Investitionen verhindern, die notwendig sind, um neue Rohstoffvorkommen zu erkunden oder auszubeuten. Die Deadlock-Situation, in die unsere Gesellschaft durch diese Kopplung zwischen Finanzsystem und Rohstofffördersystem zu rutschen droht, findet sich dann in jenen Doomer-Szenarien wieder, die einen Zusammenbruch der Zivilisation heutiger Form für möglich halten. Nachlesbar ist eine dieser möglichen Entwicklungen als Tipping-Point-Szenario in der Bundeswehr-Studie zu Peak Oil.

Am Interview mit Joachim Berlenbach läßt sich somit sehr gut erkennen, dass zweifellos vorhandene große Mengen Öl in der Erdkruste keine Garantie für eine problemlose Fortschreibung des fossilen Zeitalters sind. Vielmehr überschreiten wir in diesen Jahren ganz offensichtlich eine Grenze zwischen dem Zeitalter leicht zugänglicher fossiler Energie hinüber zu einem Zeitalter schwer zugänglicher fossiler Energie. Dass wir überhaupt eine solch aufwändige Methode wie Fracking einsetzen ist der "lebende Beweis" dafür. Die sich aus den steigenden Kosten ergebenden Rückkopplungen ins Finanz- und Wirtschaftssystem sind längst nicht hinreichend untersucht, um mit dem Verweis auf die Historie ein bloßes "Weiter so!" auszurufen. Vielmehr gilt: Die meisten Akteure (Menschen, Unternehmen, Kommunen) haben keinen nennenswerten Einfluss auf die Förderung von Öl und Gas. Ihr einzig vorhandener Einfluss ist der auf ihren eigenen Verbrauch und ihre eigene (Un-)Abhängigkeit von diesen Rohstoffen. Die Rohstoffpreisinflation, die Joachim Berlenbach im Handelsblatt-Interview gut begründet, sollte daher Signal für mehr Diskussionen über die Anfälligkeit unserer Versorgungssysteme sein, sowie Debatten über mögliche Anpassungsstrategien (beispielhaft festgemacht am Stichwort "Resilienz") hervorrufen.

siehe auch:

18 Kommentare to “Zur Kopplung zwischen Rohstoffförderung und Finanzsystem”

  1. Ert sagt:

    Danke für diesen Beitrag!

    Genau diese Interdependenz kann ich ganz vielen Leute nie klar machen… “ohhhhhh”, “ähhhhhhhh”, “hmmmmmmm” – nichts kapiert.

    Es ist genau wie bei einer Maggitüte. Da ist was drin, hinten steht was drauf und bei (Dauer-)Genuss geht es einem teilweise Schlecht. Das kleingedruckte auf der Tüte zu lesen, zu verstehen und dann mit dem schlechten Gefühl nach dem Genuss zu verbinden – ja diese Transferleistung bekommen viele nicht hin.

    Und wenn ich meinen Bekannten darüber erzähle – auch im Detail die Sachen aufschlüssele (Glutamat, Hefe-Extrakt, etc. pp.) dann setzt die kognitive Dissonanz ein – die diese Menschen schützt zu erkennen das Sie ggf. gut daran tun Ihre Essgewohnheiten zu ändern.

    Wie soll so eine Gesellschaft dann das eher abstrakte Energiethema verstehen – das können Sie in der Kette weder sehen, noch schmecken und direktes Bauchweh gibt es auch nicht – aber selbst das hilft bei einigen nicht, denn man müsste ja den zur Gewohnheit gewordenen Lebensstil ändern.

    • Norbert Rost sagt:

      @Ert: Wir müssen FILME machen. Die muldidimensionalen Wirkmechanismen kann man nur mit einer Darstellungsform beikommen, die ebenfalls multidimensional ist. FILME sind ein gutes Medium, aber auch Computerspiele (wer mal Civilization, Capitalism II, Transport Tycoon o.ä. gspielt hat weiß, was ich meine). Mit modernen Animationen kann man sehr gut auch komplexe Zusammenhänge erklären.

      • thomas sagt:

        @Norbert ja genau Filme machen! Ich habe einen recht guten Kontakt in die Doku Film Szene in Wien. Aber es ist sehr schwer Förderungen einzureichen, da es immer ein wenig mit Zufällen zusammenhängt. Je mehr zusammen ein Projekt einreichen umso eher wird es glaubwürdig. Förderungen können auch in mehreren Städten eingereicht werden und ist von Vorteil.

        • Norbert Rost sagt:

          @thomas: Ich habe in meinem Umfeld diverse Filmemacher und Leute aus dem Medien-Umfeld. @Tom hat Fähigkeiten im Bereich 3D-Animation. In Dresden gibt es auch Kurzfilmtage und die überregional bekannten “Filmnächste am Elbufer”. Mit Förderungen kenne ich mich gar nicht aus.

          Was machen wir daraus?

          • Tom Schülke sagt:

            Also wenn ich das zeitlich mit meinem Job und der Familie koppeln kann bin ich zu jeder Schandtat bereit.. (Das klappt sicher bei mir besser als meine Englischübersetzungen… ;-) ).

            Wichtig ist bei so etwas immer ein gutes Storrybord und eine gut verständliche anschauliche Umsetzung..

          • Landwirt sagt:

            Aber die Gegenseite sitzt am längeren (Glotzen)hebel. Der Normalbürger stellt den Fernseher oder das Radio an (bei manchen läuft so was den ganzen Tag), wo ihnen stündlich erzählt wird, was sie zu glauben haben. Der peak-lie ist noch längst nicht erreicht, denn die Mitarbeiter der Illusionsindustrie sind überaus einfallsreich.
            Vermeintliche Negativ-Propheten haben da wenig Chancen.

          • Norbert Rost sagt:

            @Landwirt: Darum geht es doch gar nicht! Wenn wir für @Ert ein Video hinkriegen, mit dem er sein Umfeld etwas schlauer kriegt, ist doch auch schon was gewonnen. Denn wir alle könnten damit unser Umfeld etwas schlauer machen.

            @Tom: Um verständliche Konzeption könnte ich mich sicherlich bemühen. Förderungen, um Zeit frei zu machen, wäre da sicherlich hilfreich.

          • Ert sagt:

            @Norbert

            Die Idee mit dem Film ist gut – und ich denke der erste Schritt dahin, also wenn man das möchte, ist einen der vielen englischen Filme dazu (hatte da letztens wieder Links gepostet) zu übersetzen.

            Aber da fliegen keine Bomben und Raketen, da ist kein Arnold dabei und auch keine Sandra Bullock. Nicht mal ein zweifelhaftes Happy End hat unsere Story für die meisten.

            Zudem ist Edu-TV out – das waren die 70er als den Informations- und Bildungsauftrag der ÖR noch in der Praxis gab. Und in Gallileo, oder wie das heißt, ist kein Platz für solch bedrückende Themen!

            Hatte heute wieder so ein Erlebnis: Hatte das Ressourcenthema in einem Projekttext untergebracht. Ein Feedback dazu war, das das nicht unsere Sache ist und es dafür schliesslich andere Stellen gebe, die das viel besser wissen und deren Aufgabe das sei.

            Natürlich erzählen diese Stellen auf Nachfrage nichts bis wenig – und wenn dann auch nur die “offizielle” Version. Aber so ist das – selbstzensur, weil die Fakten ggf. nicht schmecken oder nicht mit der alles wird gut Story korrelieren.

            Die Frage ist also wie kann man Peak-Oil mit Rosamunde Pilcher & dem Demolition Man verbinden – aber auch so, das es nicht nur abstrakt, sondern noch eine ganz direkte und persönliche Note für das eigene Leben und Handeln hat!?

  2. thomas sagt:

    @Norbert also in Wien kann ich anbieten hier einmal ein Konzept einzureichen hier gibt es z.b.: ein Budget nur um das Projekt zu entwickeln. Ich kann dazu einen Filmemacher bitten hier bei der Förderungs-Einreichung zu helfen nur um einmal ca 25K zu erhalten um “Zeit” zu haben…suche bitte einmal nach Wiener Film Föderungs Fonds…kann es dann weiterleiten. ich würde hier aber gleich Richtung Transition Towns gehen..

  3. Patrick sagt:

    Die Idee eines Animationsfilms finde ich klasse.

    Ihr kennt wahrscheinlich alle diesen hier von Richard Heinberg & Co:

    http://www.youtube.com/watch?v=VOMWzjrRiBg

    Iich finde den wirklich gut, weil er einfach und verständlich ist. Auf so einem Konzept kann man sicher aufbauen.

    Das einzige Problem, was wir immer haben werden, ist:
    Wen erreichen wir damit?
    Wer sucht schon nach so etwas? Die meiste Leute leben in ihrer eigenen kleinen Welt. Da dreht es sich um Steuern, Spritpreise :-), Bürokratieärgernisse, Fussball, die Politikversager etc.

    Ich bezweifle ernsthaft, dass die Tagesschau auf einen solchen Film aufmerksam machen würde.

    Vielleicht könnte man gewisse Sendungen oder Personen dafür nutzen, die sich in der Tat dem “Aufklären” der Leute verschrieben haben, z.B. Volker Pispers, Dirk Müller, Neues aus der Anstalt usw.

    Doch auch da wird das Ziel-Publikum überschaubar sein, denn wer sich das gezielt anguckt, der merkt sicherlich sowieso, dass Dinge vor sich gehen, die so nicht richtig sind.
    Damit meine ich aber vor allem das verfahle Finanzsystem und das katastrophale Euro-Konzept…hier geht es aber darum, dass einige Leute doch bemerken, dass eine riesige von-arm-auf-reich Verteilungsmaschinerie läuft und unweigerlich früher oder später zum totalen Kollaps unseres Systems führen und den Großteil der Menschen in die Armut treiben wird.

    Diese Problematik sehe ich inzw. sogar als die vielleicht noch etwas dringendere als Peak Oil und Peak Phosphor (falls es beim Phosphor überhaupt wirklich nachhaltige Lösungen für 7 Mrd. Menschen gibt) an!

    Ach ja, der Crash Course von Chris Martenson ist auch ziemlich gut wie ich finde, nur leider sehr auf die USA bezogen.

    Es gibt viele Internet-Filme, Dokumentationen etc, die ich auch alle auf dem Rechner habe – genau wie ihr wahrscheinlich auch – und auf die man aufbauen kann bzw. sich weitere Daten holen kann.

    Ich kann leider weder Programmieren noch Animationen oder sonst was, wenn ich einen bescheidenen Beitrag in irgendeiner Form von Arbeit von zu Hause leisten kann, um so einen Film zu realisieren, bin ich natürlich dabei!

    • Tom Schülke sagt:

      ja.. dieser Animationsfilm, der hat es in sich.. So richtig Optimistisch.. ;-) Ich bin mir sicher, bevor der Zur Hauptsendezeit läuft, friert die Hölle ein… Aber dennoch. Dieser Film gehört auch bei mir zu den besten Animationen die zu dem Thema gemacht wurden.

      Chris Martensons Crash Kurs ist super aber dem normal-konsumenten kaum zuzumuten. Nicht als Einstieg sondern als Vertiefung gedacht, für diejenigen, die das Thema bereits angenommen haben.

      Die Erste Frage muß also lauten..

      – Was, und welchen wesentlichen Teilbereich der Thematik wollen wir ansprechen ? Fracking ? Wirtschaft ? Resilienz ? Peak-Everything ?

      – Womit kann man die meiste Aufmerksamkeit erlangen ?

      – Wer wird die Zielgruppe ? Politiker ? Wirtschaftsführer ? Otto-Normal ?

      – Wie Transportiere ich die Botschaft ? Mit welchem Medium und welcher Stilrichtiung ?

      – Wie sorge ich am Besten für maximale Verbreitung…

    • Ert sagt:

      @Patrick

      Jippie!

      Ja, den Link hatte ich auch vor kurzem hier eingestellt. Klasse Film, der nur noch der Übersetzung bedarf!

      CM ist genial. Der Crash Course hatte zusammengebracht was ich in vielen Stunden selber recherchiert hatte – nur nochmals besser, klarer und vernetzter.

      @Tom

      Deine “Wie” Fragen sind gut. Ich denke zudem das die Entscheider wissen wie der Hase läuft – nur kann kein mit Kredit arbeitendes großes Industrieunternehmen aus dem Katz- und Mausspiel aussteigen.

      Politiker sind da schon ein anderes Gebräu. Wie die Enquett Kommission gezeigt hat (http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/36131899_kw42_pa_wachstumsenquete/index.html) ist man sich im klaren – nur wollen viele Leugner das Thema abtun, ohne aber konkret zu werden.

      Es wurde ja schon viel Versucht:
      – Chris Martensons Crash Course
      – BBC’s “A Farm for the Future”
      – Trickfilm: “Theres No Tomorrow”
      – Doku: “End of Suburbia”
      – etc. pp.

      Die BBC Doku ist da bezüglich des Rosemunde Pilcher Appeals noch die beste um das Publikum zu erreichen.

      Das Problem aber ist, wie bringt man die zeitliche Brisanz des Themas rüber?

  4. eliso sagt:

    @ Doku: End of Suburbia

    Bei den geringen Gaspreisen in den USA ist wohl dich kein so schnelles End of Suburbia in Sicht.

    • Ert sagt:

      Ich denke der Film ist sehr gut und die Kernaussage ist immer noch aktuell.

      Die geringen Spritpreise sind ein strategischer Nachteil der USA. Im Notfall können wir in Europa noch steuerelastisch reagieren. Durch die höheren Spritpreise in Europa hat sich auch die Infrastruktur zumindest ein bisschen besser angepasst.

      Die USA sind aber direkt von steigenden Rohölpreisen betroffen und in Ihrer Infrastruktur davon abhängig. Nicht nur, das – selbst die Fahrzeugbasis ist verbrauchstechnisch gesehen suboptimal.

      Keine gute Aussicht.

  5. Florian Hoppe sagt:

    Wobei, selbst bei einer optimierungs ihrer verbrauchswerte die USA einen höheren Energieverbrauch hätten.

    http://usaerklaert.wordpress.com/2008/03/20/einige-bemerkungen-zum-energieverbrauch-der-usa/

    Um den Blogautor zu zitieren.

    ““Schon allein wegen des Klimas und der Entfernungen verbrauchen die Amerikaner im Durchschnitt mehr Energie, und sie werden es bei vergleichbarer Lebensqualität auch immer tun. Selbst wenn die westliche Zivilisation morgen zusammenbrechen sollte, würden die Menschen in Minnesota mehr Brennholz verfeuern als in Hessen und die Pferdekutschen der amerikanischen Post würden wieder mehr Heu pro Brief verbrauchen.”

    Europa hat dank des Golfstroms ein milderes Klima, desweiteren ist es dichter besiedelt, hat hat dadurch geringere Transportwege.

    • Ert sagt:

      Die Anzahl der Einwohner wird sich dann den Gegebenheiten anpassen müssen. Das ist in Europa auch oft passiert – wenn die Wälder abgeholzt und die Böden übernutzt waren.

  6. GermanStacker sagt:

    Das Interview war lehrreich, vielen Dank! Solche Insider-Stimmen können wir immer brauchen.
    In der Gegenwart geht die Verschwendung vorläufig weiter, zugunsten des Umsatzes. Hier ein schönes Luftbild vom Autofriedhof der Audi-Leasingfahrzeuge bei Ingolstadt. Diese Autos werden nach kurzer Benutzung als luxuriöse Geschäftswagen verschrottet, damit sie nicht die Preise kaputtmachen. Wie weit muss die Dekadenz der Wegwerfgesellschaft noch gehen?

    http://www.zerohedge.com/sites/default/files/images/user3303/imageroot/2013/03/20130317_audi.jpg

  7. roderik sagt:

    Schönes Bild GermanStacker! Dein Beitrag verweist darauf, dass unser Rohstoffproblem nicht beiläufig, sondern eher zwangsläufig von unserem Wirtschaftssystem erzeugt wird.

    Der Kapitalismus erweist sich bei genauerem Hinsehen als ein System, das die Materie schnellstmöglich den ohnehin vorbestimmten Pfad – Ressource – Reserve – Rohstoff – Produkt – Müll entlangfliessen lässt.

    Warum ist das so?

    Der Kapitalismus zielt offenkundig nicht mehr auf den Nutzen, sondern auf die Geldvermehrung. Damit gilt sein Interesse aber nicht mehr den Menschen und ihren Bedürfnissen, sondern in erster Linie der Menge der Warentauschvorgänge, denn nur wenn Waren gekauft werden, bewegt sich Geld und lässt sich als Gewinn abzweigen.

    Es entsteht ein System, in dem unablässig die Menge der Kaufvorgänge erhöht wird.
    Dafür gibt es drei Möglichkeiten
    1) man steigere die Menge der Konsumenten
    2) man steigere die Menge der Bedürfnisse
    3) man zerstöre die Funktionsfähigkeit bestehender Produkte
    Vance Packard ( Die große Verschwendung) hat vor über fünfzig Jahren ausführlich die breite Palette an Methoden beschrieben, mit denen letzteres geschieht.

    Die Ökonomie als maßgebliche Wissenschaft kümmert dies nun gar nicht. Ressourcenökonomie spielt offenkundig keine Rolle – wie man beispielsweise hier sehen kann:
    Samuelson: http://www.m-vg.de/mediafiles/articles/pdfcontent/978-3-86880-089-0.pdf und
    Bofinger: http://www.pearson-studium.de/media_remote/katalog/toc/9783827370761toc.pdf
    Die Ökonomie bezeichnet sich selbst als Wissenschaft der Knappheiten. Nennt sie sich vielleicht nur darum so, weil sie die Knappheiten erst mutwillig erzeugt?

    P.S. Umverteilung spielt übrigens auch keine Rolle, obwohl man etwa bei Richard Heinberg lesen kann, dass so 15-20 Milliarden Energiesklaven auf unserer Erde werkeln, ohne für die erbrachten Leistungen eine Gegenleistung einzufordern. Deren Arbeitsleistung wird von irgendwem vereinnahmt, der die Arbeit nicht erbringen musste. Trotzdem glauben unsere Ökonomen in unserer Wirtschaft erfolge jeder Geldfluss einer erbrachten Arbeit und sei darum gerecht. Arbeitsloses Einkommen gibt es nicht in der Primärverteilung. Höchstens beim Staat als Hartz IV.

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