Zum Textbeginn springen . Zur Navigation springen .

BGR-Energiestudie 2013: Zwischen gigantischen fossilen Ressourcen und nahender Ölknappheit

Unsere Lebensweise stützt sich auf fossile Energierohstoffe. Für Deutschland beobachtet die "Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe" (BGR) mit Sitz in Hannover die Versorgungslage mit diesen Rohstoffen. Seit 1976 über 17 mal und seit 2004 jährlich erstellte die Behörde eine Energiestudie mit dem Untertitel "Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen". Darin wird erläutert, wie sich die aktuelle Versorgungslage aus geologischer Sicht entwickelt. Die diesjährige Studie leitet mit dem Satz ein:

"Ein globales Maximum der Erdölproduktion, auch bekannt als „Peak Oil“, rückt näher."

In erster Linie dienen die jährlichen Analysen der Beratung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), kurz: Dem Wirtschaftsministerium. Seit dem Mitgliederentscheid der SPD ist klar, dass dieses Ministerium in der kommenden Regierungsperiode vom SPD-Chef Sigmar Gabriel geleitet wird und dass die Energiepolitik des Landes ebenfalls in diesem Ministerium konzentriert wird. Die neue BGR-Studie enthält also Fundamental-Informationen für dieses Ressort und wird dort hoffentlich intensiv diskutiert.

Fossile Energieversorgung

Die mediale Dominanz erneuerbarer Energiequellen darf nicht darüber hinwegtäuschen: Erdöl, Erdgas, Kohle und Kernbrennstoffe sind auch nach dem Beginn der deutschen Energiewende Hauptquelle der deutschen Energieversorgung. 2012 deckten diese Energieträger noch 85% des Gesamtenergieverbrauchs von 13,6 PJ. Wie die folgende Abbildung zeigt, stellt von diesem Energieverbrauch Mineralöl mit 33% den größten Anteil zur Verfügung, während es zugleich der Energieträger mit der geringsten Eigenversorgung ist.

(Fossile) Energieträger 2002-2012 in Deutschland

Die Grafik zeigt, dass der Beitrag aller fossil-nuklearen Energieträger seit 2002 zurückgegangen ist und nur der Beitrag der erneuerbaren Energiequellen anstieg. Die Grafik zeigt auch, dass die Import-Abhängigkeit des deutschen Energiesystems hoch und steigend ist. Im Land selbst wird in bedeutendem Maße nur Energie aus Braunkohle und erneuerbaren Energiequellen bereitgestellt - alles andere muss teuer zugekauft werden. EnergyComment bezifferte die deutschen Importkosten allein für Kohle, Gas und Öl auf etwa 93,5 Milliarden Euro in 2012, pro Kopf fast 1200 Euro. Anteilig war Öl mit 72% der größte Kostenblock.

Global nahm der Energieverbrauch und damit die Förderung fossiler Energierohstoffe seit 2000 massiv zu. Die Kohleförderung hat sich nahezu verdoppelt, was in Asien mit extremen Umweltproblemen einhergeht:

Veränderung der Rohstoffförderung 2000-2012

Gigantische Ressourcen

Die Mengen der in der Erdkruste lagernden Energieträger schätzen die Geologen als gigantisch ein. Energie im Umfang von 533tausend Exa-Joule ist darin gebunden, davon 89% in Form von Kohle. Doch nur ein 13tel dieser Ressourcen gilt als wirtschaftlich gewinnbar: knapp 40tausend Exa-Joule zählen zu den Reserven.

Ressourcen, Reserven und Energieverbrauch global

Verbraucht wurden 2012 etwas mehr als 500 Exa-Joule, worauf der mit mathematischen Grundkenntnissen ausgestattete Leser schnell eine Division anwenden kann: 40.000 EJ Reserven geteilt durch 500 EJ/Jahr suggeriert eine (statische) Reichweite von 80 Jahren. Genau vor dieser vereinfachenden Division warnte die Bundesanstalt in ihrer Energiestudie von 2012 mit der Aussage: "[..D]ie Statische Reichweite [ist] nur bedingt dazu geeignet, belastbare Aussagen über die künftige weltweite Versorgung mit Energierohstoffen zu treffen. Sie ist kein Prognose-Instrument, sondern stellt eine Momentaufnahme in einem sich dynamisch entwickelnden System dar." Auf Nachfrage wurde betont: "Eine unkritische bzw. undifferenzierte Darstellung und Nutzung der Statischen Reichweite führt zwangsläufig zu Missverständnissen."

Das Mißverständnis besteht darin, dass wir nicht davon ausgehen können, dass die Förderung dieser Rohstoffe 80 Jahre auf demselben Jahres-Niveau möglich ist. Vielmehr schwankt die Förderung von Jahr zu Jahr und von Rohstoff zu Rohstoff. Dies gilt insbesondere, da die Menschheit sich zuerst die leicht zu gewinnenden Förderstellen vorgenommen hat ("best first") und im Verlauf des fossilen Zeitalters zunehmend schwerer auszubeutende Lagerstätten "übrig" blieben. Der Faktor "Zeit" wird in der gesellschaftlichen Diskussion oft ausgeblendet, dabei ist es für die Energieversorgung vergleichsweise unerheblich, wie viele Energierohstoffe in der Erdkruste lagern, relevant ist insbesondere, mit welcher Geschwindigkeit sie in nutzbare Energieformen (Exergie) umgewandelt werden (siehe: Energiewende? Exergiewende!). Diesen Zeit-Aspekt betont auch die BGR-Studie:

"Fraglich ist, ob alle Energierohstoffe für sich genommen künftig immer dann in ausreichender Menge verfügbar gemacht werden können, wenn sie benötigt werden. Diese Frage stellt sich insbesondere angesichts der vergleichsweise geringen Ressourcen an Erdöl."

Kohle, Uran und Gas

Jeweils für sich betrachtet kommt die BGR zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen der jeweiligen Rohstoffe. Kohle kann "aus geologischer Sicht den erkennbaren Bedarf für viele Jahrzehnte decken". Die künftige Steigerung des globalen Primärenergieverbrauchs wird hauptsächlich durch Kohle getragen, erwarten die Studienautoren. Der Kohlehunger Asiens führt heute bereits 70% der Handelskohle dorthin und wird künftig die europäischen Kohlepreise beeinflussen. (Nebenbemerkung: Für die in den deutschen Tagebauen geförderte Braunkohle zahlen die Förderfirmen keinen Förderzins, erhalten den Rohstoff also kostenlos. Der Gesellschaft entstehen entsprechende Opportunitätskosten.)

Auch bei den Kernbrennstoffen sehen die Autoren derzeit keinen geologisch verursachten Versorgungsengpass. Zwar würde der Kernkraftwerkspark weltweit trotz Fukushima und Tschernobyl weiter ausgebaut. Doch gäbe es so viele Explorationsvorhaben, dass künftig mit einer Ausweitung der Uran-Reserven zu rechnen sei. Für Deutschland ist die Uranversorgung eher zweitrangig, ein politischer Beschluss und eine breite gesellschaftliche Zustimmung sieht den Ausstieg aus dieser Technologie vor.

Auch bei Erdgas sieht die BGR noch jahrzehntelange Versorgungssicherheit - jedenfalls aus geologischer Sicht. Betont wird, dass Europas Gasförderung seit einigen Jahren rückläufig ist und dass 80% der Gasreserven in den Ländern der OPEC und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion liegen. Trotz einer zunehmenden Abhängigkeit von diesen Förderregionen sehen die Autoren den "europäische[n] Erdgasmarkt grundsätzlich in einer relativ komfortablen Position". Sie schlussfolgern dies aus der Anbindung des europäischen Gasnetzes am Großteil der weltweiten Erdgasreserven.

Öl- und Gasförderung in Europa

Erdöl

Sorgenkind ist der BGR insbesondere das Erdöl. Zwar kann "bei einem moderaten Anstieg des Erdölverbrauchs die Versorgung mit Erdöl gewährleistet werden", dies gilt jedoch nur für "die nächsten Jahre" (und nicht Jahrzehnte, wie bei den anderen Rohstoffen) und "aus geologischer Sicht". Risiken anderer Art ("above the ground"), die auf die Ölversorgung einwirken könnten, wollen und können die Geologen der BGR nicht beleuchten. Schon 2012 antwortete man mir auf Anfrage zu den gesellschaftspolitischen Implikationen des Peak Oil, dass "eine Antwort auf diese komplexe Fragenstellung [..] an anderer Stelle außerhalb der BGR gefunden werden [muss]." Diese Formulierung findet sich auch in der BGR-Energiestudie des Jahres 2013.

Schon in den BGR-Energiestudien von 2011 und 2012 fand sich eine als "Warnung" interpretierbare Formulierung, die Ölversorgung betreffend:

"Erdöl ist der einzige nicht erneuerbare Energierohstoff, bei dem in den kommenden Jahrzehnten eine steigende Nachfrage wahrscheinlich nicht mehr gedeckt werden kann. Angesichts der langen Zeiträume, die für eine Umstellung auf dem Energiesektor erforderlich sind, ist deshalb die rechtzeitige Entwicklung alternativer Energiesysteme notwendig. Die zunehmende Nutzung nicht-konventioneller Erdölvorkommen führt langfristig nicht zu einem Paradigmenwechsel."

Die BGR sagt also, dass die Ölversorgungslage durch Fracking nicht grundsätzlich verändert wird. (siehe auch: Fracking: Auf zu neuen (Fall-)Höhen) Sie formuliert damit eine Tatsache, die die US-amerikanische Energiestatistikbehörde EIA jüngst mit Zahlen untermauerte. Demnach wird die US-Ölförderung durch Fracking nur noch bis 2016 nennenswert steigen und dann bis etwa 2020/2021 auf einem Förderplateau verharren, um dann den Rückgang der Ölförderung zu erleben. Zu Beginn der 2020er Jahren werden die USA also ihren zweiten Peak Oil nach 1970 erleben, wenn die Ölindustrie nicht eine weitere "Wundertechnik" aus dem Hut zaubert.

Die bekannten Erdöl-Ressourcen nahmen gegenüber 2011 um 8% auf 331 Mrd. Tonnen ab, wovon etwa die Hälfte (170 Mrd. Tonnen) in unkonventionell förderbarer Form vorliegen (Bitumen, Schwerstöl, Schieferöl). Diese Schrumpfung kam insbesondere durch Neubewertungen der Vorkommen in Polen, Italien, Venezuela und China zustande. Als förderfähig (=Reserven) werden 216,6 Mrd. Tonnen angesehen, wovon der Großteil von 168,7 Mrd. Tonnen (=78%) als "konventionelles" Öl angesehen wird. Die OPEC herrscht über 70% aller Ölreserven. 80% der Reserven liegen in der Hand staatlicher Ölförderer, 20% in der Hand privater Firmen. Seit Beginn der industriellen Erdölförderung wurden 171 Mrd. Tonnen Erdöl gefördert, was 44% der ursprünglichen Reserven entspricht. Aus Sicht des Erdöl-Zeitalters ist die Halbzeit nah.

Die BGR ist sich mit Internationaler Energieagentur und US-Energiestatistikbehörde weitgehend einig, was die zu erwartende Ölpreisentwicklung betrifft:

"Längerfristig betrachtet scheint ein höherer Ölpreis wahrscheinlich, da zunehmend geologisch komplexere und schwerer zugängliche Lagerstätten mit aufwändiger Technik und vergleichsweise kostenintensiv erschlossen werden. Trotz technischer Fortschritte wie beispielsweise bei der Gewinnung von Schieferöl ist ein nachhaltiger Rückgang der Preise auf ein Niveau wie zum Ende des letzten Jahrhunderts nicht zu erwarten."

Die Zeit des billigen Öls ist vorbei.

Die BGR-Geologen bestätigen ihre bereits in den zurückliegenden Studien gemachte Aussage erneut, dass eine moderate Steigerung der Ölförderung bis in die 2030er Jahre möglich sei. Allerdings beschränken die Autoren diese Aussage erneut auf "geowissenschaftlich-technische Aspekte": "Darüber hinaus sind viele Faktoren und Entwicklungen vorstellbar, die den Zeitpunkt einer maximalen Erdölproduktion früher eintreten lassen beziehungsweise bereits kurzfristig zu Versorgungsengpässen führen können."

Die Autoren treffen keine Aussage darüber, wieviel Öl nach dem spätestens in den 2030ern zu erwartenden globalen Peak Oil jährlich bereitgestellt werden kann. Sie verweisen auf die derzeit weltweit laufende Debatte, in der einerseits die Auffassung vertreten wird, dass es mit Erreichen des Ölfördermaximums zu "einem unvermeidlichen und unumkehrbaren Produktionsrückgang in nur wenigen Jahren" kommen könnte und dass andererseits die Vorstellung existiert, "dass Erdöl als dominierender Energieträger noch für Jahrzehnte bedarfsdeckend zur Verfügung stehen wird".

Fracking in Europa?

Trotz Energiewende in Deutschland ist die Ausbeutung fossiler Energierohstoffe keineswegs rückläufig. Vielmehr wird nach weiteren Quellen gesucht. Der Fracking-Erfolg in den USA und die extreme Importabhängigkeit Europas sowie die wirtschaftliche Schwäche einzelner Regionen weckt Begehrlichkeiten. Die BGR zeigt, wo in Europa Lagerstätten vorhanden sein dürften, die mit unkonventioneller Fördertechnik ausbeutbar wären:

Karte - Schiefergas und Schieferöl in Europa

Außer Großbritannien plant derzeit kein europäisches Land besonders intensive Fracking-Aktivitäten. (siehe: Britische Regierung plant massive Fracking-Programm) Die Angst vor Langfrist-Folgen, das schlechte Image der Technologie sowie die letztlich überschaubaren Fördererträge führen bislang nicht zu einem großflächigen Einsatz der Freiluft-Schwerindustrie.

Die Arktis

Da Deutschland 63% des Erdgases und 47% seines Erdöls aus den Arktis-Anrainern Norwegen und Russland bezieht, ist das kalte Gebiet im Norden des Planeten für die deutsche Energieversorgung bedeutsam. Die BGR hat daher ein Strategiekonzept für Forschungsarbeiten zu Erdgas und Erdöl in der Arktis entwickelt. 10% der weltweiten Ölförderung und 25% der weltweiten Gasförderung passiert heute bereits dort. Und das Potenzial wird als groß eingeschätzt: 30% der noch unentdeckten konventionellen Gas- und Ölvorkommen werden in der Arktis vermutet und die unkonventionellen Mengen werden als noch größer eingeschätzt. Dass die Förderung in der kalten und rauen Region schwierig, teuer und manchmal unmöglich ist, zeigt die BGR anhand des Shtokman-Feldes. Obwohl in diesem Feld 8% der arktischen Gasvorkommen erwartet werden, haben die von Gazprom angeführten Förderfirmen das Projekt sprichwörtlich auf Eis gelegt. Die Investitionskosten waren zu hoch, die Profitabilität ungewiss.

Delegation der Verantwortung

Geologen sind keine Energiepolitiker, keine Wirtschaftler, keine Verkehrswissenschaftler. Die BGR hat nach eigener Aussage den Auftrag, "mit Forschung und Beratung dazu beizutragen, die Lebensbedingungen durch verantwortliche Nutzung der Geopotenziale zu erhalten oder zu verbessern". Dennoch sehen sich die Mitarbeiter offenbar nicht in der Lage (oder nicht legitimiert), die Gesamtkomplexität ihres Arbeitsfeldes zu bewerten. In der Studie heißt es:

"Insgesamt gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand aus geologischer Sicht noch gewaltige fossile Energiemengen. Ob und wann sie genutzt werden können, hängt unter anderem von der technisch-wirtschaftlichen Gewinnbarkeit, der bedarfsgerechten Verfügbarkeit, der Umweltverträglichkeit und der öffentlichen Akzeptanz ab. Eine Antwort auf diese komplexe Fragenstellung muss an anderer Stelle gefunden werden."

Das Stichwort "Klima" taucht in der Studie nur ein einziges Mal auf und an dieser Stelle nur, um deutlich zu machen, dass die "Wettbewerbsfähigkeit von Kohle insbesondere im Stromsektor [..] ohne Berücksichtigung klimapolitischer Interventionen" Bestand haben dürfte. Zu deutsch: Kohle ist zur Stromerzeugung vergleichsweise billig, wenn wir Nebenwirkungen unbeachtet lassen. Angesichts einer globalen Diskussion um ein Phänomen namens "Klimawandel" ist dies eine recht eindimensionale Betrachtungsweise. Sie mag der stark arbeitsteilig organisierten westlichen Kultur sowie den ministerialen Vorgaben geschuldet sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass der angepeilte Empfänger des Papiers - Gabriels Energie- und Wirtschaftsministerium - die Überlegungen der BGR nicht nur rein in Exajoule bemisst, sondern seine Schlussfolgerungen für den Umbau jener Systeme zieht, die bislang von fossilen Energieträgern abhängen.

Dabei ist nicht nur die Frage zu beleuchten, woher die Rohstoffe zur Befeuerung unserer fossilen Wirtschaftsweise kommen sollen, sondern auch, wohin die Abgase ihrer Nutzung gehen als auch die besondere (Exergie-)Problematik des Erdöls zu beachten. Ein Anzapfen der erneuerbaren Energiequellen hilft bislang dort genau nicht, wo der kritischste aller fossilen Energieträger - das Erdöl - eingesetzt wird: Im Transportbereich. Das Wirtschaftsministerium wäre daher gut beraten, den Ausblick der BGR nicht nur im eigenen Hause bezogen auf die Stromwende anzuwenden. Eine ganzheitliche Energiewende müßte mit dem Verkehrsministerium koordiniert werden. Da wird Sigmar Gabriel allerdings farbübergreifend hantieren müssen: Die Verkehrspolitik Deutschlands wird künftig vom CSU-Mitglied Alexander Dobrindt geführt. Dessen Partei verkürzte die verkehrspolitische Diskussion im Wahlkampf auf eine PKW-Maut für Ausländer. Ob dies angesichts der BGR-Energiestudie ausreicht?

"Ein globales Maximum der Erdölproduktion, auch bekannt als „Peak Oil“, rückt näher. Nicht schon morgen, doch in einem auch für die heutigen Gesellschaften relevanten Zeitraum. Entweder weil die physische Erschöpfung der natürlichen Vorkommen keine wirtschaftliche Steigerung der Förderung zulässt oder weil der Bedarf dank alternativer Energiebereitstellung auf andere Weise gedeckt werden kann. Je nachdem zu welchem Szenario man tendiert und wie nahe der Zeitpunkt des Erreichens vermutet wird, kann man sich dem Lager der Pessimisten oder Optimisten zurechnen. In jedem Fall sind gravierende Änderungen in den Energiesystemen mit der Abkehr vom Erdöl verbunden."
Quelle: BGR "Energiestudie 2013", S. 5

20 Kommentare to “BGR-Energiestudie 2013: Zwischen gigantischen fossilen Ressourcen und nahender Ölknappheit”

  1. Michael Egloff sagt:

    Wie unsinnig die Diskussion um statische Reichweiten ist, sieht man am Beispiel der chinesischen Kohlereichweiten.
    Innerhalb von nur 20 Jahren haben es die Chinesen geschafft, ihre statische Kohlereichweite zu dritteln – von 180 auf 60 Jahre. Infolge der fast verdreifachten Kohleförderung.

    Und ganz nebenbei: ich vermute, dass die globale statische Erdölreichweite in 50 Jahren deutlich höher ist als heute. Weil dann nur noch ein Bruchteil der heutigen Ölmenge gefördert wird aber immer noch größere Mengen an prinzipiell technisch förderbarem Öl, das aber nur mit großem Aufwand und langsam gefördert werden kann, in der Erde lagert.
    Und der besondere Witz an der dann höheren statischen Öl-Reichweite: importabhängige Länder wie Deutschland bekommen dann fast nichts mehr in Form von Importöl ab, weil fast die gesamte geförderte Ölmenge von den Ölförderländern selbst verbraucht wird.

    Wie werden sich unsere Nachfahren über die längere Reichweite freuen…

    • Michael Egloff sagt:

      Ach, hab´s ganz vergessen: wieder ein ganz hervorragender, lesenswerter Artikel, Herr Rost.
      Danke für die viele Arbeit.

    • Chris sagt:

      Lieber Herr Egloff, haben Sie für ihre Aussage eine Quelle? “Innerhalb von nur 20 Jahren haben es die Chinesen geschafft, ihre statische Kohlereichweite zu dritteln – von 180 auf 60 Jahre. Infolge der fast verdreifachten Kohleförderung”
      Besten Dank

  2. Michael Pichler sagt:

    Danke für diesen sehr guten Artikel. Sehr aufschlußreich. Wichtige Informationen für unser zukünftiges Handeln.
    Danke

  3. Markus Knoll sagt:

    Dank für den wieder einmal hervorragend ausgearbeiteten Artikel.

    Daß der Oberrheingraben auch höffig ist, war mir bisher entgangen, obwohl man hier vor 60 Jahren schon einmal nach Öl gebohrt- und nur Thermalwasser gefunden hat, was nun hptsl. für das deutsche Kurunwesen verschwendet wird ;-)

    Zu den Briten grad’ was gefunden-

    The British economy will import more oil and natural gas despite upbeat forecasts for the North Sea and shale’s potential, the British energy minister said. …

    Read more: http://www.upi.com/Business_News/Energy-Resources/2014/01/28/British-Energy-Minister-Fallon-says-oil-gas-imports-here-to-say/UPI-80971390913773/#ixzz2rhs3FpEb

  4. HD sagt:

    Interessanter Bericht.

    Zu den statischen Reichweiten gibt es noch folgendes zu Bedenken: Kohle und Gas kann man ja mit GTL und CTL Technik in flüssigen Kraftstoff umwandeln. Wenn der Ölpreis hoch genug ist, dass es sich finanziell rechnet Kohle zu verflüssigen statt in Kraftwerken zu verstromen wird es wahrscheinlich auch gemacht. Dann verschieben sich die statischen Reichweiten evtl. deutlich.

    • Hansi sagt:

      So ist es! Ich glaube hier hatte mal jemand ausgerechnet, wie man die Kohleförderung steigern müsste, um die gesamte Ölproduktion zu ersetzen. Bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube es war etwa eine Verdreifachung. Das kürzt dann die Reichweite ganz schön zusammen – und ob eine solche Erhöhung der Produktion überhaupt ohne gigantische Investitionen (wenn überhaupt) machbar ist, ist mehr als fraglich. Von der extremen Klimaschädlichkeit will man gar nicht reden.

      Zur Konkurrenzfähigkeit von CTL: Das ist bereits jetzt schon wettbewerbsfähig! Es gibt auch einige Anlagen in China, Südafrika (deckt dort 30% des nationalen Bedarfs!), Australien und den USA glaub ich. Weitere sind in Planung – vor allem in den USA und China.
      Es wird bisher noch nicht in großem Stil gemacht, da es natürlich riesige Investitionen in den Anlagenbau benötigt und die Preise erst seit ein paar Jahren hoch genug sind.

      • HD sagt:

        Hab gerade mal auf der Sasol Homepage nachgesehen. Die planen auch schon Anlagen in USA
        http://www.sasol.co.za/innovation/us-mega-projects

        • Michael Egloff sagt:

          Tja,
          wollte man Millionen Barrel Öl pro Tag durch CTL ersetzen, dann würde wohl Peak Oil einige Jahre nach hinten zu schieben sein, aber Peak Coal würde im Gegenzug etliche Jahre vorverlegt werden. Ziemlich gaga, stimmt´s?
          Und für die Klimaentwicklung würde das sehr negativ sein. Denn ein Liter Öl aus Kohle würde deutlich mehr Emissionen bei Berücksichtigung aller Schritte der Herstellung verursachen, als ein Liter crude oil.

          Aber das ist ja ein Gesichtspunkt, der den meisten heute lebenden Menschen an der hinteren Öffnung des Verdauungssystems vorbeigeht. Nach mir die Sintflut…
          Hier sogar im eigentlichen Sinne des Wortes.

          Nie war die Menschheit so selbstsüchtig und kurzsichtig wie heute. Und genau deshalb droht das Evolutions-Erfolgsmodell Mensch zu einer ziemlich großen Rückrufaktion zu werden. Wegen gravierender Fehler im ach so hoch entwicklten Denkmodul.

  5. EcoDrive sagt:

    Heute habe ich im Videotext (TV) eine Kurzmitteilung gelesen, dass in China viele Provinzen ihre sehr hohen Schulden nicht oder nur teilweise zurückzahlen. Dabei sind auch die grossen Industriezentren erwähnt. Peking will Massnahmen ergreifen.
    Hat hierzu jemand umfangreichere Informationen?

    • Ert sagt:

      Ich kann zwei Artikel zu dem übergreifenden Kontext anbieten:

      Forbes: http://www.forbes.com/sites/jessecolombo/2014/01/23/why-southeast-asias-economy-is-a-giant-bubble-waiting-to-pop

      Felix Zulauf: http://www.fusionmarketsite.com/?p=18782#sthash.1ZXimQAt.vXgcvtjP.dpuf

      Herr Zulauf sieht ein Problem darin begründet, das ein Teil der QE Liquidität der letzten Jahre die in die EM gegangen ist – nun wieder zurück fließen könne (Tapering). Dieses würde seiner Ansicht nach u.a. stark die Türkei, Thailand, Malaysia und China treffen. Probleme in diesen Märkten würden dann wieder für Probleme bzw. des Absatz in diese Regionen sorgen – also für die US Konjunktur und natürlich auch das ‘Deutsche Exportwunder’.

      Insbesondere sagt Herr Zulauf: “We estimate that China currently needs between USD 300-400bn a quarter of foreign capital to fund its credit growth”. Versiegt der Geldzufluss nach China – dann wird es sicher spannend. Der Forbes Artikel gibt dann noch gutes Chartmaterial dazu.

      Die reale (tagesaktuelle) Lage vermag ich nicht einzuschätzen, hatte mich aber zu der “Metalage” hier geäußert: http://www.peak-oil.com/2014/01/studienvorstellung-peak-oil-und-thueringen/#comment-47930

      Mal schauen, was es nun für Interventionen gibt, denn wenn China platzt – dann gehe ich mit Steffen Bogs (Querschuesse.de) mit der schrieb: “Wann immer sich auch diese Ungleichgewichte entladen werden, diese Bereinigung wird von historischen Ausmaß sein, je länger der Status Quo anhält, umso größer die potentielle Bereinigung” – er sagt/meint aber auch das die Probleme unserer und der US Presse aktuell überzeichnet werden.

    • EcoDrive sagt:

      Danke, leider kann ich hier in CH den Beitrag online nicht sehen. Die Wiederholung auf arte ist am 7.2. 9.55h, Der Recorder ist programmiert.

    • Tom Schülke sagt:

      Kann man einfach auf Youtube finden..

      Interessante Doku.. Meine Helden und ihr Werdegang sozusagen..

      Nur.. immer noch ohne erfolge im Sinne einer Kehrtwende…

      • Frank Bell sagt:

        Helden?

        Die Aussagen dieser Herren lesen sich wie der Plan einer globalen Elite, 98 % der Menschheit in tiefer Armut zu halten, damit die 2 % der Elite weiter prassen können.

        Bevölkerungsreduktion und weniger Verbrauch sind doch ganz klar das Programm der NWO, die u.a. von George Bush immer wieder beschworen wurde.

        Die sogenannte Finanzkrise war letztlich doch nur eine Umschichtung von Steuergeldern (von den 98 %) zu der Geld- und Machelite (den 2 %) unter dem Vorwand des eines weltweiten Wirtschaftskollapses (“too big too fail”).

  6. Roderik sagt:

    Apropos Arktis: Nicht nur die schönen Pläne der Russen (Shtokman) scheinen ein Problem zu sein.
    Grönland ist im Blätterwald auch ein Hoffnungsträger. Aber ob was draus wird?
    In diesem Artikel sieht es nicht so gut aus: http://www.bloomberg.com/news/2014-01-21/statoil-considers-leaving-west-greenland-to-keep-lid-on-spending.html

Diesen Eintrag kommentieren: EcoDrive

* Hinweis: Dieses Formular speichert Name, E-Mail und Inhalt, damit wir den Ueberblick ueber auf dieser Webseite veroeffentlichte Kommentare behalten. Fuer detaillierte Informationen, wo, wie und warum wir deine Daten speichern, welche Loesch- und Auskunftsrechte Du hast - wirf bitte einen Blick in unsere Datenschutzerklaerung.