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Kommentarlos, Teil 42

Benedikt Herles: Große Teile unserer ökonomischen Eliten sind kaum noch in der Lage, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit zu lösen. Viele Chefetagen werden von glattgeschliffenen Technokraten regiert. Unternehmerische Tugenden wie Intuition, Mut oder Vorstellungskraft spielen in der modernen Managementlehre kaum noch eine Rolle. Das verhindert Innovation und schafft letztlich eine unmenschliche Wirtschaft.

Telepolis über "die Fehler im System der Managegement-Kaste"

30 Kommentare to “Kommentarlos, Teil 42”

  1. Frank Bell sagt:

    Schönes Beispiel hier:

    Interview mit Wolfgang Bernhard (Daimler AG)

    Was halten Sie von Gigalinern?

    Bernhard Die EU-Kommission will den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 bis 2030 um 30 Prozent reduzieren. Ohne den Einsatz von Lang-Lkw werden diese Ziele nicht realisierbar sein. Wir erreichen mit unseren Innovationen bei der Motoren-Entwicklung von Generation zu Generation Einsparungen von zwei bis drei Prozent. Große Sprünge, wie sie die Klimavorgaben der EU erfordern, sind aber nur mit dem Einsatz von Lang-Lkw zu schaffen. Erste Feldversuche haben Einsparpotenziale von bis zu 30 Prozent gezeigt. Der Lang-LKW ist also einer der effektivsten Wege, um CO2 zu reduzieren.

    Machen Sie gerade Werbung für ein neues Produkt?

    Bernhard Wir profitieren als Hersteller nicht davon. Zwei Lang-Lkw ersetzen drei herkömmliche Sattelschlepper. Die Nutzfahrzeughersteller büßen bei der Umstellung der Flotten auf Lang-Lkw also Geschäft ein.

    Solche I(…) sollten ein paar Jahre Hartz IV bekommen. Damit sie zur Vernunft kommen.

  2. Frank Bell sagt:

    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) schreibt heute:

    — — —

    Atomkraft Fukushima, die Strahlenbilanz

    06.04.2014 Nach dem Atomunfall in Fukushima hat Deutschland in Windeseile die Energiewende ausgerufen. Aber worauf basiert die Zäsur? Die in Fukushima freigewordene Strahlung hatte und hat keine nachweisbaren Gesundheitsfolgen.

    Die in Fukushima frei gewordene Strahlung hatte keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung; es gab und gibt kein erkennbar höheres Krebsrisiko. Mehr noch: Auch für die Zukunft rechnet das Unscear nicht mit statistisch nachweisbaren Gesundheitsfolgen durch Fukushima.

    — — —

    Da fehlem einem die Worte…

    • Norbert Rost sagt:

      @Frank Bell: Die Ärzteorganisation IPPNW hat den UNSCEAR-Bericht fundiert kritisiert. Lesbar z.B. hier: http://www.n-tv.de/panorama/Der-erstaunliche-UN-Bericht-zu-Fukushima-article12588996.html

    • Ert sagt:

      @Frank

      Hatte das gleiche + den IPPNW Bericht schon gepostet.

      Für mich ist das klar die laufende Agenda die Kernkraft wieder zu pushen. Herr (Un-)Sinn hat das letztes Jahr auch schon gemacht. Kein Industrieller oder Politiker wird auf Basis der “teuren” EE oder der schwindenden Fossilen die Fortsetzung des Wachstumsdogmas riskieren.

      Meiner Ansicht nach ist “bei denen” die Kernkraft gesetzt. Also: http://www.youtube.com/watch?v=BU9w9ZtiO8I

    • M.U. sagt:

      Die Worte fehlen mir da nicht, es typisch für unsere Zeit. Wenn dort nicht auf der Stelle Tausende verrecken ist alles nur halb so schlimm. Und es zeigt auch was für Honcks in den Redaktionen sitzen. Sollen die Japaner doch in die evakuierten Gebiete zurückkehren. In ein paar Jahren werfen wir einen neuen Blick auf die Krebsstatistiken. Und wenn’s dumm ausschaut fällt uns allerhand Bullshit ein um den Mist zu banalisieren. Die meisten Opfer von Fukushima und Tschernobyl sind ja noch nicht mal geboren.

  3. Frank Bell sagt:

    @ Ert

    Ja, aber dann können wir doch gleich jeden Gedanken an die Zukunft, an ein nachhaltiges “Wachstum” und an eine Gesellschaft, in der immer nur von unten nach oben umverteilt wird, komplett knicken.

    • Ert sagt:

      @Frank

      Nö, warum?

      Ich habe gesagt das das wohl scheint die Agenda zu sein… und auf Mey ‘Seit wachsam’ verlinkt.

      Nichts ist in Stein gemeisselt.

      Leider aber habe ich selber in meinem Familiären Umfeld einen Kernkraftverharmloser und viele die dazu keine Meinung haben.. zwar alles “ganz schrecklich” finden – aber nichts dagegen unternehmen würden, wenn 30km von Ihnen entfernt ein neues AKW gebaut werden würde.

      Genau an dem Bewustsein gilt es zu arbeiten.

      • Norbert Rost sagt:

        @Ert: Literatur-Tip für “Kernkraftverharmloser”: “Black Out” von Marc Elsberg. Das Thema des Buchs ist in erster Linie das Szenario eines europaweiten Stromausfalls. Atomkraftwerke kommen nur am Rande vor. Grade deswegen ist das Buch gut geeignet, weil es nicht vordergründig Atomkraft kritisiert, sondern mal die Risiken ganz nebenbei plastisch ausmalt. Zudem verpackt in einen spannenden Roman statt in ein dröges Sachbuch.

        • M.U. sagt:

          Ich empfehle da eher Bücher wie “Anus Mundi”, “Nur die Schatten bleiben”, “Wir weinten tränenlos”.

          Ihr werdet diese Menschen nicht bekehren. Sie würden erst sehen wenn sie selber der Strahlenkrankheit zum Opfer fallen. Sie jammern über jede Preiserhöhung gönnen sich jedoch den Luxus Kilowattstunde um Kilowattstunde Vatenfall durch die Play Station zu jagen. Eine Nation die nazistischen Individualismus regelrecht zelebriert.

          Gleiches gilt auch für mich/uns. Jeder Beitrag hier ist Energieverschwendung. Wenn wir alles so ernst nehmen würden wie wir behaupten gebe es diesen Blog nicht. Wir belügen uns selbst.

          • Tom Schülke sagt:

            Das sehe ich anders…

            Dieser Blog ist jede Kilowattstunde wert und Mehr.. Denn letzlich ist das was wir benötigen ein aufblühen der 10%.. 10% würden genügen die Problematik zum allgemeinthema zu machen. Aber 1% genügt um bereits Pioniere zu motivieren, ein anderes Leben vorzuleben.. Zu zeigen das es auch anders geht, ohne graue kutte und mit spaß an der Sache.. Und die gibt es , aber zu wenige..

            Wenn dieser Blog dazu beiträgt das zu beschleunigen, und das tut er, dann ist er den Aufwand wert…

  4. Frank Bell sagt:

    P.S. Nuklearunfälle werden leider verschwiegen oder heruntergespielt – ohne dass es jemanden juckt, siehe die ganzen Pro-Atom-Kommentare zu dem FAZ-Artikel.

    Hier noch etwas, das verschwiegen wird:

    Energy Department officials confirm 4 more workers contaminated at New Mexico nuclear dump

    CARLSBAD, N.M. — The Department of Energy says tests show four more workers were contaminated with low levels of radiation during a leak at federal government’s underground nuclear waste dump.

    Officials also said Monday that they’re planning to get a crew underground Tuesday for the first time since the Valentine’s Day accident at the Waste Isolation Pilot Plant in southeastern New Mexico.

    The DOE says a total of 21 workers received low doses of radiation, all well below levels deemed unsafe.

    On Tuesday, the DOE said it plans to send a team of team of eight experts into the half-mile deep mine to begin setting up bases from which they can start investigating what caused the leak.

    The dump is the nation’s only permanent underground repository for low-level radioactive waste from nuclear weapons facilities.

  5. Patrick sagt:

    OFFTOPIC, aber sicher dennoch interessant, wenn Russland wirklich am “Petro-Dollar” rütteln will:

    http://wirtschaftsblatt.at/home/meinung/kommentare/1586515/Ein-Sargnagel-fur-den-PetroDollar

    Da darf man nur hoffen, dass sich der zur Zeit verbale Konflikt nicht in einen echten umwandelt, denn bisher ist es noch keinem Land gut bekommen, ernsthaft über den Petro-Dollar nachzudenken.

    • Tom Schülke sagt:

      Von allen Gefahren die mit der Ressourcenverknappung einhergehen ist es genau das was mir am meisten sorgen macht..

      Krieg.. Die Büchse der Pandorra steht immer noch auf dem Tisch.. Wenn da irgendwer durchdreht, brauchen wir uns über resilienz und Klimawandel nicht mehr sorgen…

  6. Tom Schülke sagt:

    Frust.. mein Leserartikel bei der Zeit zu Kopits Vortrag wurde gerade abgelehnt… Zu komplex.. “Da lassen wir nur Fachleute ran”.. Doof das die meisten von denen gerade nicht Kopits Knappheitsgesteuertes Modell verwenden…

    • Ert sagt:

      Zu Heiss das Thema…

      hier mal meine Zusammenfassung – basierend auf Kopits, Tverberg und Miller (leider ohne Fußnoten und Bilder):

      Mit dem Begriff „Peak-Oil“ wird oft der US Geologe M. King Hubbard assoziiert, der schon früh die Dynamik der Förderkurven von Ölfeldern analysiert hatte und daraus schon in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts Vorhersagen für den Förderhöhepunkt in den USA wie auch der Welt ableitete. Aus dieser Veröffentlichung resultiert auch Bild 10, das die fossilen Brennstoffe in Kontext setzt.

      Was bei den Diskussionen um die Vorhersagen von Hubbert oft nicht betrachtet wird ist, dass seine Vorhersage auch auf der Annahme basierte, dass die Atomkraft das Öl und die anderen fossilen Energieträger ‚sanft‘ ablösen würde. Leider ist die Atomkraft aber auch mit Risiken und Kosten assoziiert, die damals noch nicht in dem Maße antizipiert wurden. So wurde in den letzten Dekaden der Verbrauch von Öl über das von Hubbard antizipierte Maß ausgeweitet, wobei aber das Verhältnis aus Aufwand und Nutzen zusehends schlechter wird. Die von Hubbart aber vor über 50 Jahren vorhergesagte Dynamik und Problematik ist aktueller denn je.

      So sagt der ehemalige BP Geologist Dr. Miller in einem aktuellen Artikel des Guardian : “If we can afford to pay $150 per barrel, we could certainly produce more given a few years of lead time for new developments, but it would break economies again.” Herr Miller spricht damit u.a. das Jahr 2008 an, in dem die Ölpreise Ihren bisherigen Höhepunkt erreichten und seiner Ansicht nach Weltwirtschaft ‚abwürgten‘. Er definiert auch korrekt, dass das der Zeitpunkt von „Peak-Oil“ erreicht ist, wenn die Förderraten nicht mehr gesteigert werden können. Dies nicht weil es kein oder genug Öl mehr gibt, sondern weil die Konsumenten nicht mehr bereit sind, oder es finanziell in Relation zu Ihrem Einkommen nicht mehr leisten können, die immer höheren Kosten die die Ölexploration und Förderung benötigt zu bezahlen.

      So sieht Herr Miller die Öl-Exploration und Produktion noch Jahre ausbaubar, aber nicht mehr für einen Preis von deutlich unter 110$/Barrel . Da die Fördermengen der bestehenden Ölfelder aber jedes Jahr abnehmen sinkt abseits von immer größeren Investitionen ab einem bestimmten Zeitpunkt die gesamte Ölfördermenge – egal wie viel Öl noch irgendwo auf der Welt im Boden liegt.

      „Aber die Saudis fördern doch noch altes und billiges Öl“ – mag mancher einwenden. Das schon, aber Investitionen in neue Ölfelder für die Produktion des so genannten ‚Marginal Barrel‘ kommen nicht aus heiterem Himmel: Der globale Exportmarkt-Ölpreis muss insgesamt so hoch sein, das sich das Risiko für neue (teurere) Explorationen inklusive aller Kapitalkosten, Dividenden und Zinsen lohnt. So geht Bernstein Research bereits für 2011 von Kosten für das Marginal Barrel von ca. 92$, bei einer Kostensteigerung von ungefähr 14% pro Jahr, aus. So findet sich auch im IEA WEO die Aussage das die Investitionen in alle Öl- und Gasprojekte, die im Jahre 2000 ca. 250 Milliarden $ betrugen und 2013 dann auf 750 Milliarden gestiegen sind nur 12% mehr Öl-Förderung über den gesamten Zeitraum brachten (Siehe auch Fußnote 324). Wir investieren also immer mehr – nur um den Status-Quo zu halten, was auch als das ‚Red-Queen‘ Problem aus Alice im Wunderland bekannt ist – Bild 11 zeigt dies überdeutlich.

      Auch Steven Kopits (Energie Analyst, Douglas-Westwood) sagt: „But importantly, we’re going to peak out production not because we’re “running out of oil,” but because the marginal consumer is not willing to pay for the marginal barrel. We seem to be pretty much at that level today” und halt für dieses Ereignis ein Datum vor 2020, möglichweise schon bis 2016 für möglich. Kopits weist auch auf die zweistellig steigenden Kosten der Ölförderfirmen hin (ca. 11% in 2012). In einem neuen Beitrag auf Platts (McGraw Hill Financial) gibt er zu bedenken, dass viele Ölfirmen (Shell, etc.) Investitionen in neue Projekte zurückstellen, da diese nicht mehr genug Aussicht auf Dividenden bieten: „Most of the large operators now require $120-130 / barrel Brent to maintain their current dividend and capex programs. As this is not forthcoming, oil companies are re-thinking their investment strategies and portfolios“ – anstatt dessen investiert man in Aktenrückkaufprogramme um weniger Dividenden auszahlen zu müssen (z.B. Total). Für einen sehr detaillierte Erklärung seit auf Herrn Kopits Vortrag bei der Columbia University und ein darauf aufbauender Artikel von Gail Tverberg verwiesen. So sieht es aktuell schlecht mit den Investitionen in die 380 neuen Ölprojekte aus (siehe weiter oben), die die Verfügbarkeit von genug Öl in den Jahren ab 2020 sichern sollen, was auch anderweitig mit ähnlichem Zeitfenster (2015-2020) angenommen wird.

      Die Versicherungsmathematikern Gail Tverberg hat schon lange diese These und fast dieses und die Auswirkungen folgend zusammen : „Basically, high oil prices cause financial problems, like the ones that lead to low wage growth and the need for super-low interest rates. But we can’t get the shale oil out without these high oil prices and super low interest rates. If interest rates go up, everything falls apart, from oil production to our ability to buy houses and cars”. In einem neuen Beitrag geht Frau Tverberg noch genauer auf die Problematik ein, die auch Herr Miller von BP anführt: „In my view, our real concern should be the third item above, ‚Oil Prices Don’t Rise High Enough.‘“ und begründet dieses ausführlich – fast Identisch mit Herrn Kopits.

      Nach Herrn Kopits wird auch China nichts daran ändern. Öl- (Energie)-Preise liegen seinen historischen Daten nach in enger Relation mit dem BIP – und die historische Grenze ist bereits erreicht – auch für China, das aber noch bis ca. 120$ je Barrel ‚Luft nach oben‘ hat, bevor der Preis die Nachfrage und damit das Wirtschaftswachstum deutlich bremsen. So macht sich auch der Leerverkäufer Chanos bereit der Ölförderfirmen bereits als ‚Value Trap‘ bezeichnet – er wird zudem zitiert mit: “The costs of finding this stuff (oil) has gone through the roof,” und “The economics are clearly deteriorating.”. Dies ist in jedem Falle nachvollziehbar, wenn man bedenkt dass sogar die norwegische Statoil nun Kredite aufnehmen will um die Dividenden zu bezahlen .

      Auch das BGR folgert zu Öl: “Ein globales Maximum der Erdölproduktion, auch bekannt als „Peak Oil“, rückt näher.” und gibt zu bedenken: “Fraglich ist, ob alle Energierohstoffe für sich genommen künftig immer dann in ausreichender Menge verfügbar gemacht werden können, wenn sie benötigt werden. Diese Frage stellt sich insbesondere angesichts der vergleichsweise geringen Ressourcen an Erdöl.”.

      So ist der erste energetische Engpass, der höchstwahrscheinlich sichtbar werden wird, die Verknappung des Öls – entweder durch den steigenden Bedarf u.a. in China – oder durch die Verknappung wegen ausbleibender Investitionen, weil der Ölpreis nicht hoch genug steigt um neue Investitionen zu amortisieren (Anm.: Woran der Autor dieser Zeilen vor ein paar Jahren nie gedacht hätte). Wenn nun aber entsprechende Investitionen in zukünftige Kapazitäten ausbleiben, kann es sein das – zeitverzögert – eine zu schnelle und starke Verknappung Eintritt und der Ölpreis über den Preis steigen wird, der für die Volkswirtschaften noch tragbar ist. Das kann dann mit den bestehenden finanziellen Problemen, die nachfolgend beschrieben werden, die nächste (Welt-) Wirtschafts¬krise auslösen. Ob es danach eine Wiederholung von 2008, mit einer anschließenden Erholung gibt, ist eine andere Frage die hier den Rahmen sprengen würde. Jede nachfolgende Erholung dürfte aber schlechter ausfallen – da durch fehlende Investitionen wären der Krise das spätere energetische Angebot zusätzlich reduziert werden würde bzw. früher an ein Limit stößt. Aber auch das ist nur eine Krisendynamik von vielen möglichen.

      Zusammenfassend können Preise zu hoch für die nachfragenden Wirtschaften und Menschen sein, aber zu niedrig um für die Energie- und Ölfirmen Profite zu generieren – wenn dies dauerhaft zutrifft ist es das Rezept für das finale ‚Peak-Oil‘.

      • Tom Schülke sagt:

        na das ist doch mal was.. Weshalb sollte das nicht als eigenständiger Artikel hier und nicht nur im Diskussionsbereich gepostet werden..

        Mein vorschlag wäre ja, das man das ganze auch bei diversen Zeitschriften unterbringen sollte.. Aber wahrscheinlich kommt dann die Reaktion…

        Zu komplex.. da lassen wir nur Fachleute drann…. (prust)… wie viel mehr Fachmann muß man da denn noch werden ? Sehr schöne Zusammenfassung..

        • Tom Schülke sagt:

          Ok.. meine Zusammenfassung auf nur 3000 Zeichen beschränkt war weit vereinfachender.. Und wie ich hoffte eher abgestimmt auf den Otto Normal-Leser bei Zeit online.. hat nicht gereicht.. Leider.

          Die Internationale Energieagentur Irrt

          Wir sind abhängig von Energie. Wie ein Junkie verlangt unser Wirtschaftsmodell nach immer mehr und mehr Energie um unsere wachsenden Märkte und unsere Exportindustrie mit dem Blut unseres Lebensstils zu versorgen. “Erdöl” . Obgleich wir uns oft die Frage stellen, wie lange das gut gehen kann, gibt es genügend Stimmen die uns beruhigen. Die Welt hat noch immer gigantische Energieressourcen. Erst unsere Kinder und Enkel werden das Ende der fossilen Energieträger erleben.

          Aber stimmt das ? Wie viel Zeit bleibt uns bis der Höhepunkt der weltweiten Ölversorgung eintritt? Peak Oil oder Hubberts Peak, nach dem amerikanischen Geologen “Marion King Hubbert”, der den Höhepunkt der amerikanischen Ölförderung richtig vorhersagte, ist der Zeitpunkt an dem die Ölförderung eines Landes, einer Region oder eines Ölfeldes unwiederbringlich einbricht und zurückzugehen beginnt.

          laut Internationaler Energieagentur IEA, wurde für die Welt als ganzes dieser Höhepunkt beim “konventionellen Öl” bereits 2005 erreicht. Doch wir haben nichts davon gespührt. Unkonventionelle Öle aus Tarsanden, Tiefseeöl , light tight-oil (Öl durch fracking) und Gaskondensaten haben die Lücke gefüllt.

          Bisher unbemerkt von der Öffentlichkeit findet derzeit ein Phasenwechsel in der Ölindustrie statt. Private Energieunternehmen wie BP, Exxon und Shell vermelden unerwartet massive Gewinneinbrüche von bis zu 40% .
          Moment mal. sollten die nicht in der Phase der Verknappung des Öls die höchsten Gewinne einfahren ? Der Grund für diese Entwicklung so erklärt es der Managing Direktor von Douglas-Westwood, “Steven Kopits”, einer auf Energieprognosen spezialisierten Firma, sei der seit einiger Zeit massiv steigende finanzielle Aufwand unkonventioneller Ölfördermethoden. 10,9% jährlich. In Folge seien viele Energieunternehmen gezwungen, Projekte zur Förderung unkonventioneller Energieressourcen auf Eis zu legen. Zu Risikoreich, zu Teuer. Eine Entwicklung die nach den Prognosemodellen der etablierten Internationalen Energieagentur nicht stattfinden dürfte.

          Weshalb das so ist erklärt “Steven Kopits” sinngemäß so. Die Berechnungsmodelle der großen Energieagenturen wie der IEA oder BP sind nachfragegesteuerte Vorhersagemodelle. Sie besagen, dass wenn der Hunger nur groß genug ist man genügend Motivation hat immer tiefer im Kühlschrank nach etwas zu Essen zu suchen. Und auch findet.

          Das Berechnungsmodell seines Unternehmens funktioniert anders. Es ist ein Knappheitsmodell. Nicht der Hunger sei ausschlaggebend für die Menge des Essens das wir finden, sondern die Menge des Essens begrenzt wie Satt oder Hungrig wir sind. So begrenze die Ölmenge das Wirtschaftswachstum und nicht umgekehrt.

          http://www.youtube.com/watch?v=dLCsMRr7hAg

          Kopits argumentiert das die Berechnungsmodelle der IEA, fundamental Falsch seien. Wenn er Recht hat liegt der Höhepunkt der weltweiten Ölförderung unmittelbar vor uns. Nicht erst in 30 oder 40 Jahren. Wenn er Recht hat, kommen wir mit der Energiewende zu spät.

          • Michael Egloff sagt:

            A propos Energiewende: weltweit sind die Investitionen in Erneuerbare Energien deutlich zurückgegangen:
            2012 um 12% gegenüber 2011 und 2013 um 14% gegenüber 2012.
            2011 wurden weltweit 279 Milliarden Dollar für EE ausgegeben, 2013 nur noch 214 Milliarden Dollar.
            Sogar in China gingen die Investitionen in EE 2013 um 6% zurück.
            Das stand heute in meiner Regionalzeitung, bezogen auf eine DPA-Meldung von gestern.

            Zwar wird auch der Preisverfall bei Solarmodulen zu einem kleinen Teil diesen Rückgang bewirkt haben, aber die Zeit der deutlichen Steigerung des Zubaus an EE scheint derzeit vorbei zu sein.
            Und das, obwohl sich die Weltwirtschaft durchaus in einer (liquiditätsgetriebenen) Wachstumsphase befindet. Im Falle einer weltweiten Rezession hätte man es ja wenigstens noch darauf schieben können.

            Der Zubau bei PV-Anlagen hat sich in Deutschland in den letzten 12 Monaten auch mal eben halbiert. Und bei Umsetzung der Planungen von Gabriel ist mit weiterer Reduzierung zu rechnen.
            Dabei liegt der Anteil der Solarenergie am Gesamtenergieverbrauch (also nicht nur Strom) bei nicht mal 1,5% im Solar-Vorreiterland Deutschland.

        • Ert sagt:

          Wenn Norbert Lust hat – kann daraus gerne ein Artikel für peak-oil.com werden. Ich habe ja das Original mit allen Quellen und den ausführlichen Fußnoten & Bildern als Word-Dokument.

          Ich denke, ohne selber ein Datum zu nennen, fasst der Artikel den aktuell absehbaren Status-Quo gut zusammen. Aber nichts ist in Stein gemeisselt…

  7. Patrick sagt:

    Respekt, Ert! Toller Text.

    Ich hatte ja schonmal irgendwo vernommen, dass du für dich das ganze schriftlich zusammen fasst.
    Sag mal, wie weit bist du denn da und wie umfangreich soll es werden?

    • Ert sagt:

      @Patrick

      Ich schreibe gerade an einem Text, der doch sehr breit angelegt ist. Aktuell 70 Seiten und im Gesamtausbau ca. 200 Seiten haben dürfte – wenn ich die Zeit & Lust dafür finden sollte. Aktuell werden Energie, Wirtschaftssystem und Klimawandel diskutiert…

      Der Text ist letztendlich eine riesige Zusammenfassung, die durch eine sehr große Linksammlung (Referenzen) untermauert ist…. ‘Information Bias’ nicht ausgeschlossen.

      • Patrick sagt:

        Ich hatte vor einigen Monaten auch das Bedürfnis verspürt, das alles mal irgendwie runterzuschreiben, vor allem weil die Dinge ja so fürchterlich miteinander verwoben sind. (Den Ansatz von Chris Martenson fand ich ja sehr gut: Energie, Umwelt und Wirtschaft zusammen zu bringen)

        Und weil die Erkenntnisse ja auch ständig zunehmen. Z.B. – wie du auch schreibst – dass der PEAK voraussichtlich doch aus einer anderen Richtung kommen könnte, als wir alle noch vor vielleicht 2 Jahren geglaubt hätten (Tverberg).

        Denn ich dachte mir damals: Irgendwann kommt irgendein Punkt oder irgendein Ereignis (Gaskrise mit Russland…so was ähnliches wie durch den Ukraine-Konflikt, den wir ja nun haben) und DAS wäre dann vielleicht DIE Gelegenheit, um in der eigenen Kommune auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die wir durch Peak Oil erwarten und in diesem Zuge den von Norbert vertretenen “lokalen Ansatz” anzusprechen.

        Doch irgendwie war immer Zeitmangel ein chronisches Problem und – das muss ich wirklich zugeben – ich wusste nie so wirklich, wo ich anfangen sollte und wo ich aufhören sollte.
        Struktur in dieses Thema zu bringen finde ich schwer.

        Bücher gibt es ja genug zum Thema – die wird nur kein Stadtrat-Mitglied jemals lesen, selbst wenn ich Gratisexemplare verteilen würde.
        Daher dachte ich damals an eine grobe Übersicht, die aber die Neugier weckt und Zweifel säht (da könnte ja wirklich was dran sein) – und wenn dann “angebissen” würde, dann dachte ich mir, müsste man eine wirklich ausführliche Übersicht haben mit Daten, Grafiken, Verweisen etc.
        Das schien mir dann doch ein Mammutprojekt zu sein, um das alleine so nebenbei zu machen.

        Aber ich kann den inneren Wunsch wirklich gut verstehen, dass alles mal zu Papier zu bringen, um es dann zur richtigen Zeit quasi einfach aus der Schublade ziehen zu können!

        • Ert sagt:

          @Patrick

          “Aus der Schublade” und Weitergeben ist bei solche inem Manuskript nicht möglich – das ließt kaum einer durch.

          Die Sache ist – das Ich mich selber durch das Schreiben massiv strukturieren musste – wo fange ich an, was ist miteinander verwoben, wie drücke ich es aus?

          Letztendlich hat es mir geholfen klarer zu werden – und ich Denke den Schritt zu einer beruflichen Veränderung einzuleiten…

          • Patrick sagt:

            Hallo Ert,

            dass es einem auch persönlich gut tut, glaube ich auch.
            Man schärft den eigenen Blick nochmal…seit 2003 das Buch The Party’s over von Richard Heinberg erschienen ist (dieses Buch war sozusagen mein erster Kontakt mit dem Thema), ist schließlich eine Menge Zeit vergangen und die Dinge haben sich verändert.
            z.B. hatten wir damals noch kein Nah-Tod-Erlebnis des Finanzsystems, Fracking war damals auch noch kein wirklicher Begriff und die Energiewende war auch noch nicht ausgerufen.

            Was machst du denn beruflich, wenn ich fragen darf und in welche Richtung willst du dich verändern?

            • Ert sagt:

              @Patrick

              Zum “Nah-Tod” den Finanzsystems bin ich aber aktuell der Meinung, das dies noch etwas dauert. Kritisch wird es aber, wenn das System als ganzes nicht mehr wachsen kann… und das wird immer schwieriger… aufgrund der energetischen Situation – siehe auch Folie 2 hier: http://www.slideshare.net/PaulineTSP/lien-entre-le-pib-et-lnergie-par-gal-giraud-ads-20140306

              Ich schaue mir aktuell einige Optionen an – auf jeden Fall will ich mich in sofern verändern, als das ich Lösungsorientierter in Bezug auf die Energie- und Wachstumsproblematik arbeiten kann.

              Grundsätzlich sehe ich aber aktuell das System gegen die Wand fahren – sollten meine aktuellen Annahmen zum Klimawandel zutreffen, die Asiaten den Wachstumskurs fortsetzten und die Industrie/OECD-Länger nicht alle zusammen massiv auf eine Energie- + Energieeinsparungswende hin- & umsteuern.

              • Patrick sagt:

                Mit dem “Nah-Tod-Erlebnis” meinte ich auch den Finanzcrash 2008, der ja das gesamte System ins Wanken gebracht hat.

                Meiner Ansicht nach wurde mit extrem viel Geld jetzt erst einmal Zeit erkauft.
                Nur – wofür wird sie genutzt?

                Die Macht der Banken und Finanzlobby ist noch größer geworden, das Spiel läuft praktisch genau so weiter wie bisher. Renditemaximierung ist weiterhin das oberste Ziel.

                Ich glaube auch, dass es noch etwas dauert, bis der große Sturm losbricht und ich habe auch keine Vorstellung wie das abläuft, ob durch Deflation und Rezession oder durch Inflation und Währungswechsel, Schuldenschnitte und Staatsbankrotte oder Revolutionen und Krieg.

                Aber das System Kapitalismus wird an sich selbst und an den ökologischen / energetischen Schranken scheitern.

                Und momentan sehe ich einfach kein lösungsorientiertes Vorgehen, im Gegenteil:
                Die Prediger sind immer noch die gleichen und die Predigten sind inhaltlich ebenfalls die gleichen.
                Also haben wir mit teuer Geld Zeit erkauft, die nicht genutzt wird und irgendwann holt uns das ganze dann wieder ein. Und dann könnte aus dem Nah-Tod-Erlebnis ganz schnell Realität werden.

                Ich finde das gut, dass du dir Gedanken über eine berufliche Veränderung machst. So wirklich viele “Nischen” sehe ich aber ehrlich gesagt nicht, wie man sich aus dieser Affäre ziehen könnte. Letztlich ist alles in ein und dasselbe System eingebettet. Manches sicherlich kritischer, manches weniger (Ärzte braucht man z.B. immer)

                Das einzige, was ich für mich persönlich sehe, ist:
                – keine Schulden machen
                – bescheiden bleiben und sich nicht NOCH abhängiger vom Geld machen
                – jeden Tag genießen so gut es geht
                – am Thema dran bleiben und informieren
                – darüber sprechen (wenn es denn jemand hören will)

                Mein Arbeitsplatz ist zum Glück nicht weit entfernt, aber dennoch ein direkter Zulieferer der (vor allem Export-)Industrie!
                Diese Abhängigkeit kann ich kaum ändern.

              • Ert sagt:

                @Patrick

                Ich teile Deine geäusserten Ansichten und das was Du siehst.

                Auch mein aktuelles Einkommen ist aktuell extrem von der deutschen Exportindustrie abhängig. Aber bei weit über 70% Exportlast des Automobilsektors ist jeder größere Bereich in Chemie, Maschinenbau, IT, Elektronik, etc. pp. sehr eng damit gekoppelt.

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