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Ölpreisschock: US-Fracking-Aktivitäten brechen um 40% ein

Der seit Juni anhaltende Ölpreis-Einbruch, der jüngst durch das Nicht-Eingreifen der OPEC verstärkt und manifestiert wurde, hat in den USA bereits zu einem Zurückfahren der Fracking-Aktivitäten geführt. Wie Reuters bezugnehmend auf Drilling Info Inc berichtet, sank die Zahl neuer Bohrungen von 7227 in Oktober auf 4520 im November - ein Rückgang um 40% binnen eines Monats. Zwar sind dabei auch witterungsbedingte Rückgänge enthalten, offensichtlich wird der starke Rückgang aber auch von einer zurückgehenden Investitionsneigung getrieben.

Wie Leser dieser Webseite wissen, ist die Besonderheit von Fracking-Ergebnissen in einer stark veränderten Förderkurve abzulesen. Demnach wird in den ersten Tagen die höchste Fördergeschwindigkeit erzielt, die dann stark absinkt:

overestimated_bakken_well_production

Um eine dauerhafte Öl- oder Gasernte zu erzielen, müssen alte Bohrungen darum regelmäßig durch neue Bohrungen ersetzt werden. Passiert dies nicht, würde die Gesamtförderung ähnlich schnell zurückschrumpfen wie die Erntemengen einer einzelnen Bohrung. Da bei wachsendem Gesamtoutput deshalb auch die Zahl der Ersatzbohrungen mitwachsen muss, ergibt sich daraus der "Red-Queen-Effekt": Die rote Königin erklärt Alice im Wunderland, dass sie dort immer schneller laufen müsse, nur um am gleichen Fleck zu bleiben. Bezogen auf Fracking besagt dieser Effekt: Wächst die Zahl der Bohrungen nicht mehr angemessen, schrumpft die Öl- und Gasernte recht schnell zusammen.

Da im Öl- und Gasförderprozess verzögernde Faktoren enthalten sind, wie die Ölernte also nicht sofort spürbar abnehmen, aber vermutlich in den kommenden Monaten und dann braucht das System wieder Zeit, um die Bohrungsaktivität wieder anzufahren. Die Folgen des Ölpreisschocks sind also schon sichtbar: Die USA werden ihre Ölförderung in 2015 vermutlich nicht mehr steigern können, möglicherweise geht die Ölförderung bereits zurück.

Das allerdings bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit das Erreichen des globalen Ölfördergipfels. Denn nur Nordamerika trugen in den Jahren seit 2005 überhaupt eine Steigerung der globalen Ölförderung bei. Ohne Berücksichtigung der USA und Kanada ist die Welt bereits seit 9 Jahren auf dem Ölfördergipfel:

welt-oelforderung-bis-2013

Der Ölpreisschock entzieht dem US-Fracking offenbar die ökonomische Grundlage; und der Welt den letzten verbliebenen Wachstumstreiber der Ölversorgung.

Weitergehend:

Rückblick:

33 Kommentare to “Ölpreisschock: US-Fracking-Aktivitäten brechen um 40% ein”

  1. Michael Egloff sagt:

    Nun muß man berücksichtigen, dass ein weiterer Preisrutsch erst Ende November/Anfang Dezember stattgefunden hat, der sich in der Gesamtbetrachtung des November noch nicht abbildet.
    Wie wird sich die Zahl neuer Bohrungen entwickeln, sollte das heutige Preisniveau weiter Bestand haben?
    Interessant übrigens, dass sich der WTI- und der Brent-Preis heute auf nur noch gut 2 Dollar angenähert haben. Der US-Binnenölpreis, der ja maßgeblich den WTI-Preis prägt, scheint annähernd am Minimum angekommen zu sein, während der Druck auf die Ölpreise international noch anhält.
    Ob wir in den nächsten Wochen wohl erstmals höhere WTI- als Brentpreise sehen?

    Zunächst freuen sich die US-Amerikaner erstmal über die paradiesischen Benzinpreise.

    Zitat Querschüsse:

    “In der Woche zum 01.12.2014 sank der Benzinpreis auf 2,778 Dollar (2,24 Euro für 3,785 Liter Normalbenzin. Zum Allzeithoch in der Woche zum 07.07.2008 mussten für eine Gallone Normalbenzin noch 4,114 Dollar hingelegt werden.”

    Umgerechnet 62 Eurocent kostet dort also der Liter Benzin derzeit. Sind ja kaum Steuern drauf zu bezahlen.
    Ähnliches trifft übrigens zum Beispiel auf China und andere wichtige Verbrauchsländer zu. Null Anreiz, sparsamer mit Öl umzugehen – im Gegenteil.

    Sollte nun der Expansionmotor der Fracker und der kanadischen Teersandausbeuter merklich ins Stottern geraten, dann könnte in einigen Monaten auch sehr schnell ein heftiger Anstieg der Ölpreise das Ergebnis sein.

    So oder so, 2015 könnte spannend werden.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Ein Paradies für Spekulanten, ein starker Swing im Ölpreis wird für satte Gewinne bei den Händlern sorgen und für große Verluste in der Ölindustrie. Denn eine funktionierende Ölindustrie benötigt einen möglichst stabilen Ölpreis, besonders die Fracking, Teersand, und Tiefsee Varianten der Förderung.

      Denn Förderanlagen, Raffinerien,oder Lager und Verlade Terminals, Pipelines sind nicht mal eben schnell aufgebaut und wieder abgebaut.

      Genau diese Trägheit beim Auf und Abbau sorgt für die hohen Verluste, wenn es zu einer starken Swing Entwicklung im Ölpreis kommt.

      Und wenn diese Swingt Entwicklung dann erst mal auf die Wirtschaft umschlägt, entwickelt sich ein wahrer Teufelskreis, mit fatalen Synergie Effekten die heute noch gar nicht abschätzbar sind.

      Man kann nur hoffen das die Ölindustrie wieder zur Vernunft kommt und dafür sorgt das der Ölpreis sich wieder bei 100-120 Dollar stabilisiert.

      Sonst sieht es nicht gut aus für die wirtschaftliche Entwicklung in ein paar Jahren.

      • WJP sagt:

        Nun rechnen die Finanzexperten im Wirtschaftsministerium verschiedene Szenarien durch: Wie entwickeln sich die Einnahmen, wenn der Barrel Rohöl im Durchschnitt nur noch 80 Dollar einbringt, was passiert, wenn der Preis auf 60 Dollar fällt? Aktuell liegt er bei 71 Dollar. In den Krisenjahren 2008 und 2009 kam Russland auch zu solch niedrigen Preisen über die Runden. Der Grund: Die Selbstkosten für die Ölförderung in Russland liegen zwischen vier und fünf Dollar je Barrel.

        • Stefan Wietzke sagt:

          Hier muss man einige Dinge unterscheiden:
          1. Die zwei bis fünf Dollar sind mit ziemlicher Sicherheit OPEX. Das bedeutet, oberhalb dieses Preises wird positiver Deckungsbeitrag erwirtschaftet.
          2. Die Kosten hat man aber erst wieder drin, wenn auch die Abschreibungen verdient werden.
          3. Alleine mit einem positiven Deckungsbeitrag gibt man sich aber nur zufrieden, wenn man entweder die Liquidität braucht oder der OPEX durch die Produktionsaussetzung nicht vermieden werden kann.
          4. Sind 1 und 2 gegeben, dann verdient das Förderunternehmen noch Geld, hat also kein existentielles Problem.

          Für den Eigner (Russland selbst) oder Investor sieht das aber anders aus. Denn der braucht wesentlich höhere Renditen. Und das war auch 2008/2009 so. Da rauschen dann erst mal die Devisenreserven in den Keller und irgendwann steigen die Schulden (wenn nicht die Staatsausgaben entsprechend gekürzt werden).

          Und wenn Öl und Gas meine wesentlichen Volkswirtschaftlichen Einnahmequellen sind, dann ist das schon schmerzhaft (auch für den Iran, Venezuela und Saud-Arabien, deren alte Felder auch noch zu sehr geringen Kosten produzieren).

      • Ted sagt:

        Langfristig vermutlich korrekt, kurzfristig hingegen wirken die unerwartet niedrigen Ölpreise wie ein weltweites Konjunkturprogramm .
        Was kurzfristig und egoistisch betrachtet positiv empfunden wird (Stärkung von Wirtschaft, Kaufkraft, Lebensstandard), ist langfristig betrachtet natürlich sowieso eine beschleunigte Fahrt in die Sackgasse im Hinblick auf Klimawandel, Umwelt allgemein und Ressourcenverbrauch.
        Langfristig betrachtet sitzt die Menschheit definitiv in der Falle (was einen aber imho nicht davon abhalten sollte das Hier und Jetzt zu würdigen bzw. zu genießen)

        • Eulenspiegel sagt:

          So uneingeschränkt positiv ist dies nicht – Schocks sind wirtschaftlich immer schlecht.

          Wenn jetzt Rußland, arabische Länder, die Ölprovinzen in den USA etc. eine Wirtschaftsdepression bekommen, fallen Kredite aus, werden keine Mercedesse mehr gekauft (um die Rückkopplung auf z.B. Deutschland zu zeigen), die Ölzulieferindustrie muß auch heftige Bestellkürzungen verkraften (Bohrequip, Explorationsequip).

          Also, diese Turbulenzen können auch hinten herum Leute erreichen die dachten ein paar mehr Kröten zu haben.

          Insbesonders, wenn dann nach 2-3 Jahren der Ölpreis wieder nach oben schießt, weil keiner mehr investiert hat und die alten Ölquellen erwartungsgemäß schwächer werden.

          Um dann den Zyklus von vorne zu starten wenn wieder alle gleichzeitig investieren…

          • Ted sagt:

            Sicher, das muss man differenziert sehen. Alle Staaten, Unternehmen, Arbeitnehmer deren Wohlstand am Öl hängt, sind Verlierer. Und starke Schwankungen sind auch problematisch.
            Andererseits können wir ja nicht immer wieder betonen, wie sehr unser Wohlstand und Lebensstandard auf billigem Öl beruht und dann ignorieren, dass es sich auf die Kaufkraft der MEHRHEIT der Weltbevölkerung positiv auswirkt, wenn der Ölpreis so drastisch fällt wie zuletzt.
            Jeder von uns (sofern Autobesitzer) spürt die Entlastung an der Tanke.
            Und praktisch jedes Produkt wird transportiert.
            Gut für die Kaufkraft (der meisten).
            Langfristig schlecht für Umwelt und Ressourcen.

  2. Ted sagt:

    Dank an Norbert für den sachkundigen Beitrag.

    Zum Piepen hingegen immer wieder, was sich in Wirtschaftskreisen so an Meinungsäußerung findet (gepaart mit amerikanischem Größenwahn):

    http://www.aktiencheck.de/kolumnen/Artikel-Amerikaner_werden_Oelproduktion_nicht_senken-6159901

    “Dies werde nicht dazu führen, dass die Ölförderung sinke, sagt ein Analyst von RBC Capital Markets. “Niemand wird laufende Bohrtürme stilllegen”, heißt es da. Es werde lediglich “weniger Investitionen kommendes Jahr” geben. Die Ölbohrungen auf dem Festland in den Vereinigten Staaten könnten im kommenden Jahr um 15% sinken. Andere gehen sogar von einem Rückgang um ein Viertel aus.”

    Vom decline offenbar noch nie gehört.

    • Norbert Rost sagt:

      Danke für die Blumen, Ted.

      Betreffs Aktiencheck-Kolumne: Bitte Leserbrief hinsenden, freundlich bleiben, aber klar ansagen, dass die Argumentation zu kurz greift.

      Wir dürfen es den oberflächlichen Journalisten nicht durchgehen lassen, Unsinn zu verbreiten. Wir müssen ihnen helfen, denn es gilt: Das Wissen von Journalisten ist breit, wie der Ozean, aber flach wie eine Pfütze. Helft ihnen!

      • Ted sagt:

        Ich habe da tatsächlich mal angerufen, es war aufschlussreich.
        Der Analyst war persönlich zu sprechen und sogar ausgesprochen gut informiert, bzgl. des declines und der Kosten, er gab mir die Info, dass die ANLEIHEN der Fracker von Hedgefonds teilweise nur noch mit 20-30% des Werts gehandelt werden, weil etliche Firmen kurz vor der Pleite stehen.
        Inhaltlich bestätigte er in dem Punkt Stefan W., es geht um den Verkauf kurzfristiger (Ausblick auf die nächsten Wochen) Derivate (Zertifikate), der wird promoviert und zusätzlich ist seine Analyse von der Börsenseite evtl. verkürzt und damit entstellt wiedergegeben worden.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Unabhängig vom Öl: “Analysten” haben selten irgend etwas brauchbares geäußert. Müssen sie auch nicht, dann eigentlich sind das Verkäufer von Geldanlagen (buw. deren Werbeabteilung). Wie Pispers schon sagte: “Steckt schon im Wort: Anal und Lyse.”

      https://www.youtube.com/watch?v=ko5CCSomDMY

      ab 3:51, aber das davor lohnt sich auch.

  3. Michael sagt:

    Natürlich wird die US-Öl-und-Gas-Produktion sinken. Andererseits muss man sich fragen, ob das Fracking-Öl überhaupt WTI-Qualität erreichte. Der Methodik nach wäre eher schwer zu verarbeitendes Teeröl das Produkt. Die meisten Fracker produzieren Erdgas, dessen Preis blieb relativ stabil. Somit dürften die Auswirkungen des Preisverfalls auf die US-Wirtschaft nicht die Vorteile geringerer Ölpreise überwiegen. Aber 2003 konnte die Welt noch mit Preisen um 30$/b WTI überleben. Der Anstieg der Ölpreise dürfte die Weltwirtschaft beträchtlich gedämpft haben, selbst wenn 60$/b WTI ein “fairer” Preis wären. Die Sanktionen gegen Iran und der Krieg gegen Libyen können auch dahingehend gedeutet werden, dass die Konzerne bemüht waren die Preise auf hohem Niveau zu stabilisieren, um schlechtere Vorkommen auszubeuten und die besseren Lagerstätten zu schonen. Ein im Bergbau gängiges Verfahren.

    Insgesamt muss man aber festhalten, dass die US-Börsen fundamental extrem sportlich bewertet sind. Selbst mit den zusammengemogelten KGV, wenn man sich die KBV ansieht, ist man nicht falsch zu beraten, wenn man zum Jahreswechsel den “Roten Knopf” drückt. Selbst 1929 und 2007 gab es so eine Überbewertung nicht. Das ist nur mit der Tech-Blase vergleichbar und unwiderlegbar von den Zentralbanken zu verantworten.

  4. Michael Egloff sagt:

    Hallo Michael,
    das tight-Oil hat mit der Qualität des Teer-Öls nichts zu tun, sondern gehört zu den sehr leichten, schwefelarmen Ölsorten.

    Und was den stabilen Erdgaspreis angeht: der ist schon seit langem ein Problem für die Gasfracker. Gegenwärtig liegt der Gaspreis in den USA wieder unter 4 Dollar. Da ist Gasfracking keineswegs profitabel, während einige Öfracker (nicht alle) bei den bisherigen Ölpreisen um 100 Dollar Gewinne erwirtschafteten.
    Die Mindereinnahmen pro Tag (!) betragen bei den Ölfrackern derzeit 120…140 Millionen Dollar. Damit könnten die das gleiche Problem der Nicht-Kostendeckung bekommen, wie die Gasfracker schon seit langem.

  5. Stefan Wietzke sagt:

    Die Grenze der Nutzung einer Ressource wird von drei Dingen begrenzt:
    1. Ihre phyisische Verfügbarkeit (statische Reichweite)
    2. Ihre technisch maximale Netto-Fördergeschwindigkeit (Peak-Oil Konzept und Erntefaktor)
    3. Ihr Förderaufwand (Kosten).

    Die Grenze, die zuerst zuschlägt stellt die absolute Nutzengrenze da.

    Aus meiner Sicht ist die dritte Grenze bei Öl, Gas und Kohle die Entscheidende.

    Daher noch einmal ein Blick auf die Kosten. Die tatsächlichen Kosten versucht jedes Unternehmen immer geheim zu halten, da es immer die eigene Verhandlungsposition im Markt schwächt. Sowohl gegenüber dem Kunden aber noch mehr gegenüber Firmenkäufern.

    Man muss also externe Daten heranziehen.
    In der aktuellen Version des Crash Course wird Shale Oil ein extra Kapitel gewidmet.

    http://www.peakprosperity.com/video/85825/crash-course-chapter-21-shale-oil

    Ich vermute, dass Martenson die kürzlich auf Bloomberg veröffentlichten Finanzanalysen als Grundlage verwendet hat. Der Cash Flow Ansatz ist korrekt.

    Danach liegen die rentablen Vollkosten für gefraktes Öl bei etwa 120$. Das deckt sich auch mit den Analysen von Kopitz.
    Was Techniker immer gerne vergessen, ist das die direkten technischen Kosten ja nicht ausreichen. Denn das Investment muss ja auch noch eine Kapitalrendite abwerfen. Und ich kenne keinen Unternehmer oder Investor der sich mit weniger als 15% zufrieden geben würde (und das ist nicht unverschämt viel, aber das ist ein anderes Thema). Eventuell verzichtet ein Investor aber auch eine Weile auf Rendite, um zumindest seinen Kapitaleinsatz zu retten. Die Frage ist nur wie lange.

    Das Problem was sich insbesondere bei Fracking ergibt, ist das ich die Förderung einerseits nicht einfach abstellen kann (um auf bessere Preise zu warten) und andererseits das Geld in den ersten 3 Jahren verdient haben muss. Dann ist die Masse aus der Quelle nämlich raus. Das bedeutet, dass in Summe alle Bohrungen von 2007 bis 2011 Geld verbrannt haben, das auch nicht mehr reinzuholen ist. (einige ertragreiche Bohrungen wahren wahrscheinlich schon rentabel aber über alle eher unwahrscheinlich). Und das Geldverbrennen geht so lange weiter bis der Preis wieder bei 120$ liegt.

    Das “Ölpreissponsering”, dass die USA für den Rest der Welt betrieben haben, lag also zwischen 20$ und nun 50$ pro Barrel.
    Und das ist kein “virtuelles” Geld, sondern das wurde ja echt ausgegeben. Finanzieren mss das im Endeffekt die US-amerikanische Vlkswirtschaft. Aber vielleicht kriegen sie das ja auch an ihre Gläubiger abgedrückt.

    Was mich erstaunt, ist die schnelle Reaktion bei den Investitionen. Normallerweise sitzen auch die Bohrfirmen auf längerfristigen Verträgen um ihr Investitonen in das Equipment abzusichern. Das ist eher ein Zeichen, dass ihnen das Wasser schon Oberkante Unterlippe steht.

    Übrigens, alle langfristigen und professionellen Anleger wie Konzerne und Pansionsfonds sind schon vor einiger Zeit ausgestiegen. Die gierigen Kleinanleger werden mal wieder die Zeche zahlen. Die lernen es aber auch nie.

    • Ted sagt:

      Soweit ich es einschätzen kann, sehen die Bilanzen einzelner Fracking-Unternehmen gar nicht sooo schlecht aus.
      Hier das größte Fracking-Unternehmen, man beachte die Entwicklung von Netto-Gewinn und free cash flow (wobei abzuwarten bleibt, wie es nun bei einem Ölpreis von 70$ aussieht):

      http://financials.morningstar.com/ratios/r.html?t=EOG&region=usa&culture=en-US

      • Stefan Wietzke sagt:

        Na ja, wie manns nimmt. Der Freie Cash Flow ist bis 2012 massiv negativ (mit steigender Tendenz) und kippt dann plötzlich leicht ins Positive (bei einer Differenz von 2,5 Mrd. $). Bis dahin sind 10 Mrd. $ abgeflossen. Vielleicht haben wir hier ja einen Experten in Bilanzrecht der eine Erklärung dafür hat.

        Ich glaube so eine fachlich fundierte Analyse wäre ja mal echt interessant. Warum explodieren zum Beispiel deren Vertriebsgemeinkosten? Bunkern die irgendwo ihr gefördertes Öl um auf bessere Zeiten zu warten? Oder müssen die das Zeug per LKW quer durchs Land schaffen? Ein Viertel bis ein Drittel der Einnahmen alleine hierfür ist ja schon spannend.

  6. […] via Ölpreisschock: US-Fracking-Aktivitäten brechen um 40% ein | peak-oil.com. […]

  7. Spigola sagt:

    Im ersten Absatz werden “witterungsbedingte Rückgänge” der Tight-Oil-Produktion erwähnt. Kann jemand erläutern, wieso die kalte Jahreszeit dem Fracking Schwierigkeiten bereitet und wie gross solche jahreszeitlich bedingte Schwankungen erfahrungsgemäss sind?
    Danke im voraus.

  8. Ted sagt:

    Neue Erkenntnisse zum Fracking (Gas, aber evtl. gilt ja Ähnliches für Öl):

    http://green.wiwo.de/fracking-schiefergas-boom-koennte-viel-frueher-enden-als-erwartet/

  9. Späher sagt:

    Schöner Artikel.
    Nur eine Kleinigkeit wurde nicht richtig übersetzt. Die Anzahl der Bohrungen ging nicht zurück, sondern die Anzahl der erlaubten Bohrungen. Diese werden aber erst 60-90 Tage später vorgenommen. Das steht auch klar im Artikel bei Reuters.
    Danach wird dauert es nochmals gerne 60-90 Tage bis die Brunnen auch angeschlossen werden und ihre Arbeit beginnen.
    Danach dauert es nochmals mindestens 1,5 Monate bis die Produktionsdaten dieser Monate veröffentlicht werden.

    Falls in den nächsten 6 Monaten enttäuschende Produktionsdaten reinkommen, hat das noch recht wenig mit dieser Meldung zu tun.

    Außer man würde bestehende Brunnen abschalten, was aber auch ganze eigene Probleme mit sich bringt.

    @Spigola
    Schau dir diese Seite an.
    https://www.dmr.nd.gov/oilgas/stats/statisticsvw.asp
    Hier erhältst du einen Eindruck wie stark dieser Effekt sich auswirken kann. Nicht nur Schnee und Eis verlangsamen die Arbeiten, auch schlammige “Straßen” oder zu hohe Windgeschwindigkeiten können die Arbeiten behindern oder gar stoppen.

    Noch ein Punkt, denn ich fast vergessen hätte.
    Es gibt enorme Infrastruktur bedingte Unterschiede beim Ölpreis in den USA.
    http://www.bloomberg.com/news/2014-12-03/sub-50-oil-surfaces-in-north-dakota-as-regional-discounts-swell.html?hootPostID=e286d3517ab2d3fd67b5b8854753c306
    Und am Ende ist es wie immer. Das kommende Jahr wird spannend!

  10. Dieter Schmitz sagt:

    Wenn in der nächsten Zeit weniger geförder (gefrackt) wird, dann verschiebt sich aber doch der Peak Oil NOCH viel weiter in die Zukunft.

    • Michael Egloff sagt:

      Eine gewagte These. Wenn US-tight-oil ein Potenzial von angenommen 30% der weltweiten Förderung hätte, dann könnte ich mich dieser These vielleicht anschließen.
      Da aber dieses Segment der globalen Ölförderung gerade mal ca 5% Anteil hat (immerhin!), würde es wohl nicht viel bringen im Hinblick auf den Zeitpunkt des globalen Peak Oil, wenn man diese Förderung nun halbieren würde und z.B. in 10 Jahren noch einmal auf diese 5…6% der globalen Förderung pushen würde, während Länder, die heute noch stabil, sagen wir, 25% der weltweiten Förderung realisieren, heftig in den Rückgang geraten sind.

      Aber einer anderen These könnte ich mich anschließen: wenn in den USA insgesamt weniger fieberhaft gefördert würde, dann würde die nationale Ölreichweite ausgedehnt.
      Diese längerfristig äußerst sinnvolle, bewusste Zurückhaltung kann ich jedoch nicht erkennen.
      Man fördert, als gäbe es kein morgen. Als wollte man sich möglichst schnell seiner restlichen Ressourcen entledigen.
      Zumal in Zeiten, in denen der weltweite Ölexport-Importmatkt NOCH funktioniert und benötigte Importmengen noch zu bekommen wären. Die nötige Kaufkraft vorausgesetzt.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Es geht hier nicht um die Menge des frackbaren Oils, oder deren Reichweite, genauso beim Teersand oder Öl aus den Polarregionen, sondern darum ob man mit dieser Geschichte Gewinn macht, Renditen erwirtschaften kann.

      Und zwar in der Gesamtheit betrachtet, wenn einzelne Fracker für ein paar Monate Gewinne erziehlen spielt das weniger eine Rolle wenn der Großteil Verluste einfährt über Jahre.

      Die facking Geschichte fliegt den jetzt schon um die Ohren obwohl der Peak im fracking noch gar nicht erreicht ist.

      Was soll erst kommen wenn der Peak erreicht ist und bei sinkendem Output, trotzdem immer mehr Förderanlagen als vorher aufgestellt werden müssen, sprich die Förderkosten deutlich steigen werden?

  11. Tom schülke sagt:

    Da spielen dann sicherlich doch auch psychologische aspekte bei der finanzierung noch eine zusätzliche Rolle. Wenn die risikofreudigen Kapitalgeber in der überzahl erkennen das das frackingmärchen, die Geschichte von dauerhafter amerikanischer “Energieunabhängigkeit” und von wundervollen Gewinnchancen verpufft, werden sie sicher einen psychologischen tippingpoint überschreiten und schlagartig die notbremse ziehen…
    Bin gespannt ob wir da wieder heftig platzende finanzblasen geniessen werden.

      • Norbert Rost sagt:

        Danke Klaudia, für diesen Link! Ich fürchte auch: Die Verbindung zwischen dem Öl(preis) und den Finanzmärkten ist eng. Die extrem schnelle Änderung in den Ölpreisen kann nicht ohne Auswirkung bleiben und der verlinkte Artikel stellt ein Dominosteinchen sehr gut dar (zu gut, wie ich fürchte).

        Ich habe eine Veranstaltung vor 2 oder 3 Jahren in Erinnerung. Ich war zur Dresdner Handwerkskammer eingeladen, um über Rohstoffpreisentwicklung zu sprechen. Außer mir sprach ein Sparkassenmann, der den Zuhörern das empfahl, was Finanzdienstleister nunmal empfehlen: Absicherungsgeschäfte. In der Diskussion, in der der heutige sächsische Vize-Minister Martin Dulig dabei war, warnte ich auch vor dem Risiko der Gegenseite dieser Geschäfte. Aber ich gebe zu, gegenüber dem Rennomee der Sparkasse habe ich nicht viel zuzusetzen – ich erinnere die Diskussion nicht gerade so, als würde jemand das Derivate-Risiko verstehen. Ich denke: Auch der Sparkassenmann verstand es nicht.

        Nun also sehe ich den Tsunami, der sich da auftürmt. Das könnte krass enden…

        • Frank Bell sagt:

          Ja, und?

          Die Menschen lassen alles mit sich machen, und auch beim platzen dieser “Blase” wird man gerne die Banken retten.

          Denn schliesslich sind Banker fleissig und arbeiten 60 h in der Woche – da VERDIENEN die auch mehr.

      • Tom schülke sagt:

        Hallo Claudia..
        Vin mir auch vielen dank für den link.. ein weiterer Mosaikstein im Bild der entwicklungen.

  12. Klaudia sagt:

    Hallo Norbert,
    freut mich,wenn ich etwas zu Diskussion beitragen konnte :-).

    Ich habe leider nicht viel Ahnung von Finanzdingen und bin immer wieder schockiert, welche Risiken da zusammen gebastelt wurden.

    Um so schlimmer, wenn wie du sagst auch die Fachleute oft keine Ahnung haben :-(.

    Wenn jetzt also nicht nur stark steigende sondern auch stark fallende Ölpreise zum Finanzkollaps führen, dann ist uns der ja so und so quasi sicher…

    • Michael Egloff sagt:

      Ein Finanzkollaps zum Zeitunkt x ergibt sich schon aus der dem Finanzsystem innewohnenden Tendenz zur Exponentialität. Selbst bei intakten Weltschöpfungsgrundlagen, die ja bis heute prinzipiell gegeben sind, muss irgendwann eine Kontraktion erfolgen. Und zwar um so kräftiger, je länger die Phase der Expansion angedauert hat. Und die jetzige Expansionsphase dauert schon über 6 Jahrzehnte an, von partiellen, kleinen Kontraktionen mal abgesehen. In dieser Stärke, Länge und globalen Dimension ist das ein ganz außergewönhlicher Wachstumsintervall.
      Auch ohne Peak Oil müsste es also irgendwann “knallen”.

      Wenn jedoch wichtige Schlüsselelemente der Wertschöpfungsgrundlagen erodieren, dann wird es nicht bei einer einfachen Kontraktion bleiben. Dann wird das Finanzsystem in seiner heutigen Art zunehmend strukturell obsolet. Eine erneute Wachstumsphase von mehreren Dekaden Länge kann man dann vergessen, bis auf Weiteres.

  13. […] Angesichts des fallenden Ölpreises brechen die kostspieligen Fracking-Aktivitäten in den USA folgerichtig ziemlich dramatisch ein – siehe hier. […]

Diesen Eintrag kommentieren: Michael Egloff

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