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Iran: Der angekündigte Krieg

Im Konflikt zwischen Israel, den USA und dem Iran verschärft sich die Situation. Das israelische Militär testete jüngst ein Warnsystem, indem Mobilfunknachrichten über mögliche Raketenangriffe an die israelische Bevölkerung verschickt wurden. Auch wurde die Bevölkerung aufgefordert, sich mit Gasmasken auszustatten und ein (anonymes, aber wohl dem Verteidigungsminister zuzuordnendes) Haaretz-Interview spricht sich für einen Präventivschlag noch vor den US-Wahlen am 6. November aus. Ministerpräsident Netanjahu hat den ehemaligen Chef des Inlandsgeheimdienstes Avi Dichter zum neuen Minister für Zivilverteidigung berufen. Proteste gegen einen möglichen Krieg sowie die Sorge, dass Israel von verschiedenen Seiten angegriffen werden könnte, mischen sich in die Berichterstattung. (mehr …)

Rohöl-Preise im Aufwärtstrend: Seitwärtsbewegung könnte enden

Nur wenig Bewegung in den vergangenen 12 Monaten

Seit dem Bericht des Preisrisiko-Barometers vom 24.08.2011 pendelten die Brent Oil-Notierungen in der Bandbreite von 90 und 125 USD seitwärts.

Trotz der Liquiditätsklemmen der Banken und Staaten, drohenden Euro-Crashs und des schwächeren Wirtschaftswachstums blieben die Notierungen auf hohem Niveau stabil. Mit drohender Rezession und Depression hätten die Kurse einbrechen können. Dass sie sich behauptet zeigten, könnten erste Vorboten der im Versorgungsrisiko-Barometer beschriebenen Verknappungstendenzen sein.

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Die Energiefalle

Ein Artikel von Prof. Tom Murphy von Do the Math, übersetzt von Tom Schülke und Benedikt Oelmann. Im Original heißt er The Energy Trap, wurde im Oktober 2011 veröffentlicht und gehört zu den meistgelesenen des Blogs.

 

Viele der "Do the math"-Postings beschäftigten sich mit dem unausweichlichen Ende des Wachstums und den Herausforderungen, die uns bei der Entwicklung einer Ersatztechnologie begegnen werden, wenn unser fossiles Erbe erst einmal aufgebraucht ist. Der Fokus lag auf langfristigen, physikalischen Grenzen und nicht auf den vielen schmutzigen Details und unseren aktuellen Reaktionen auf diese Probleme. Unsere heutigen Reaktionen auf die nachlassende Verfügbarkeit von Energie werden darüber entscheiden, ob wir den Übergang zu einer nachhaltigen, technologischen Existenz bewerkstelligen, oder ob wir es unserer Gesellschaft erlauben werden, zu kollabieren. Ein Stolperstein auf diesem Weg macht mir besondere Sorgen. Ich nenne ihn The Energy Trap (deutsch: Die Energiefalle).

Kurz gesagt ist die Grundidee der Energiefalle die Überlegung, dass unsere wachstumsbasierte Ökonomie Schwierigkeiten mit der Energieverknappung bekommen wird, wenn wir erst einmal in die Phase eines Rückgangs der fossilen Treibstoffe (zunächst Mineralöl) geraten. Die Benzinpreise werden in den Himmel schießen, Individuen und exportierende Nationen werden mit dem Horten von Treibstoffen reagieren und Energiemangel wird schnell zur neuen Norm werden. Die unsichtbare Hand des Marktes wird uns für unseren Wunsch nach einer neuen Energieinfrastruktur, die auf erneuerbaren Lösungen beruht, ohrfeigen. Hier liegt das Problem. (mehr …)

Gefährliche Fracking-Illusion

Monbiots Erwachen führt weiterhin zu diversen Artikeln, die Peak Oil für erledigt erklären. Beim FREITAG ist Monbiots Artikel nun auch auf deutsch lesbar. Wo auch immer man sich für die Ölförderung der Zukunft interessiert, hört man jetzt Sätze wie "Neue Erdölvorkommen reichen für Jahrhunderte". Man zeigt den Warnern einen Vogel und kümmert sich um business as usual.

Um das Problem hinter Peak Oil zu begreifen, muss man den Unterschied verstehen zwischen Ölreserven und Förderraten. Wenn man in diesen beiden Begriffen keinen Unterschied erkennt, begreift man das Problem schlicht nicht und redet wie ein Blinder von den Farben. Es trägt zur globalen Energieversorgung rein gar nichts bei, wenn Öl im Boden liegt. Für die Ölversorgung ist nur wichtig, wieviel wir pro Tag aus dem Boden rausholen. Die geschätzten Ölreserven in irgendwelchen Öllagerstätten durch den globalen Verbrauch zu dividieren und dann auf 200 Jahre zu kommen sind deshalb erstmal nur mathematische Spielchen auf Grundschulniveau. Das Ergebnis mag uns Größenordnungen geben, aber es sagt eben nichts darüber aus: Ja und wieviel dieses Öls kommt an meiner Lieblings-Tankstelle an? Um gymnasiales Niveau bei diesen Rechenspielen zu erreichen, muss man die Förderraten berechnen, was eben dummerweise nicht durch einfache Division zu machen ist. Und das liegt an solchen Kurven, die eben exponentiell oder logarithmisch sind, aber dummerweise eben nicht linear (was eine Division rechtfertigen würde):

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Unkonventionelles Öl – die Lösung für Peak Oil? Teil 4: Kohleverflüssigung (CtL)

Nachdem wir uns im letzten Artikel ausführlich mit dem Gas-to-Liquids Verfahren beschäftigt haben, geht es dieses mal  um ein sehr ähnliches Verfahren zur Herstellung flüssiger Treibstoffe: die sogenannte Kohleverflüssigung (englisch: Coal-to-Liquid). Dieses Verfahren wird häufig als die Lösung für „Peak Oil“ angesehen, da sich in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt hat, dass Kohle der Menschheit noch für Jahrhunderte zur Verfügung stehen wird. Gestatten Sie mir daher, dass ich zunächst etwas ausführlicher auf die Ressource Kohle eingehe, bevor es um deren Umwandlung in flüssige Treibstoffe geht.

Wie entsteht Kohle?

Kohle ist fossile Biomasse, die meist in Sumpfwäldern gebildet wurde. Gerät diese Biomasse unter Luftabschluss, beispielsweise, weil das Land sich langsam (wenige mm bis cm pro Jahr) absenkt und die Pflanzen diese Absenkung eine Zeit lang ausgleichen können, bevor sie von anderen Sedimenten überdeckt werden, so können auf diese Weise extrem mächtige Horizonte entstehen, die einen sehr hohen Anteil an biogenem Kohlenstoff haben. Durch Druck- und Temperaturzunahme entsteht unter Luftabschluss Kohle! Die Reihenfolge der Kohleentstehung  ist - grob gegliedert - Torf, Braunkohle, Steinkohle und in folgendem Schaubild zu sehen.

Schematische Entstehung von Kohle     Quelle: Kjell Aleklett

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Ölpreis im Sinkflug: Ein Widerspruch zu Peak Oil-Szenarien?

Derzeit bewegt sich der Ölpreis so stark nach unten, dass manche vom "freien Fall" sprechen. Und in der Tat sank der Preis für BRENT seit April 2012 bis heute von 125 auf 90 US$, also um 28% - binnen 2 Monaten. Auf dem US-Markt kostet WTI nur noch 78 US$, im April waren es noch 110 US$ - eine Verringerung um 20%. Die starke Schwankung dürfte vor allem ein Vorgriff auf die Konjunkturentwicklung sein: Sowohl die hohe Arbeitslosigkeit in den USA (Arbeitslosenrate: 8%) wie auch die geschwundenen Wachstumsaussichten sowohl für die US- wie auch für die europäische und auch die chinesische Wirtschaft lassen erwarten, dass der Ölverbrauch sinkt. Darüber hinaus ist die Finanzkrise alles andere als ausgestanden, und die Unsicherheit hinsichtlich wirtschaftlicher Stabilität deshalb groß.

Den Peak-Oil-Szenarien widerspricht diese Entwicklung nicht. Starke Ölpreisschwankungen, insbesondere dann, wenn die Konjunktur einbricht, sind zu erwarten. Die "Krisenzone", bei der Ölpreis und Wachstumstendenzen sich gegenseitig "mitziehen", haben wir nicht verlassen. Vielmehr dürfte ein statistischer Blickwinkel interessant sein: Wie stark hat die vergangene Phase relativ hoher Ölpreise (mit bis zu 125 US$ pro Barrel in Europa) den jetzt offenbar bevorstehenden wirtschaftlichen Abschwung mit hervorgebracht? In welche Höhen klettert der Preis, wenn mit einem erneuten Aufschwungzyklus der Mineralölverbrauch wieder stärker anzieht? Welche Strategien zur Entkopplung von Ölverbrauch und Wirtschaftsdynamik gibt es, wo und wie werden sie umgesetzt?

Aus Peak-Oil-Sicht befinden wir uns also am Beginn einer Abschwungphase von Wirtschaftsleistung und Ölpreis innerhalb der Krisenzone und der Preisrutsch ist nur ein zwischenzeitliches Phänomen:

Krisenzone im Peak-Oil-Umfeld: Ende des Wachstums

Die grundlegende Frage, ob Wirtschaftswachstum in unseren ausgewachsenen Volkswirtschaften überhaupt noch nennenswert möglich ist - und vor allem: Ob es ökologisch und auch sozial überhaupt sinnvoll ist, weiteres Wirtschaftswachstum anzustreben, steckt in diesem Blickwinkel natürlich nur ein bisschen drin. Niko Paech, Professor für Produktionswirtschaft an der Uni Oldenburg, hat dabei einen recht radikalen Blickwinkel. Er bezweifelt die Nützlichkeit "grünen Wachstums" und legt dies aktuell in einem Artikel für DIE ZEIT dar. Sein Modell einer Postwachstumsökonomie stellt unser heutiges Wirtschaften grundsätzlich infrage. Diese Denkschule kann als Angriff auf gewohnte Lebenswelten gelten. Aber: Wird solch ein Angriff nicht durch den Peak of Oil sowie die systemimmanenten Instabilitäten unseres Finanzsystems nicht von systemischer Seite her ebenso geführt?

Terminhinweis: Am 29.06. spricht Niko Paech an der TU Dresden über diese Fragen

Kommentarlos, Teil 3

Peak Oil 2

Spiegel Online hat heute die Schlagzeile parat: "Ölproduktion übersteigt Höhepunkt". Damit ist nicht gemeint, dass die täglichen Ölfördermengen weiter steigen, sondern das Gegenteil: Die zitierten Fachleute meinen, der Höhepunkt liegt hinter uns. Auch wenn Peak Oil damit längst noch nicht Allgemeingut ist, können wir derzeit einen Wendepunkt in der Entwicklung bemerken. Schon die ASPO-Tagung in Wien hat für diverse Pressereaktionen gesorgt, bei denen das Ölfördermaximum diskutiert wurde. Im Nebensatz taucht die Endlichkeit des Rohstoffs Öl inzwischen in vielen Artikeln auf, speziell wenn sie sich mit Energie- oder Verkehrsfragen befassen. Eine zunehmende Zahl von Veranstaltungen befasst sich mit dem Thema und sorgt dafür, dass ich persönlich immer öfter auf Menschen treffe, denen Peak Oil ein Begriff ist oder die Menschen kennen, die sich intensiver mit Öl befasst haben. Ich glaube diese Streuung der Informationen ist Grundlage dafür, dass ein Bewusstsein für die Auswirkungen des Peaks auf Entscheiderebene entstehen kann.

Axel Bojanowski, der Autor des Spiegel-Artikels, schließt diesen mit dem Satz "Die Debatte um "Peak Oil 2" scheint eröffnet." Auch dies ein Hinweis, dass die Diskussion in Gang kommt. Notwendig wird in der Diskussion nun eine Differenzierung, so dass die Problemwelten, die mit dem Ölfördermaximum zusammenhängen, deutlich werden. Bojanowskis Ausführungen zeigen, dass es dem Verständnis wenig hilft, wenn die Geologen nur unter die Erdoberfläche blicken. Nach der, von einem Wirtschaftler geäußerten Ansicht, dass in den kommenden Jahren die Ölpreise steigen werden, darf der Mitarbeiter der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Babies vor einer "Dramatisierung" warnen: Die steigenden Ölpreise sorgen doch dafür, dass neue Fördermethoden rentabel werden, wodurch das Öl-Angebot wieder wächst. Abgesehen davon, dass die Historie zeigt, dass selbst die Preisanstiege in den vergangenen Jahren eben nicht zu einer überdimensionalen Ausweitung der Fördermengen führten, unterläßt es Bojanowski, seinen Gesprächspartnern aus dem Wirtschaftsbereich die Frage vorzulegen, wie denn die Wirtschaft auf die steigenden Ölpreise reagiert. Es gehört nicht besonders viel Weisheit dazu, aus einer relativen Knappheit eines Rohstoffs auf steigende Preise zu schließen und es ist ebenfalls wenig Weitsicht vonnötigen festzustellen, dass steigende Preise den Ölproduzenten Dollarzeichen in die Augen zeichnen und ihre Aktivitäten anregen.

Die Dimension des Problems Peak Oil liegt nun eben gerade nicht darin, dass steigende Preise neue Fördermethoden und noch intelligentere Wege zur Rohstoffausbeutung provozieren, sondern eben leider dort, wo Öl verbraucht wird. Mit steigenden Preisen mögen die geologischen Probleme vorerst gelöst erscheinen, die wirtschaftlichen Probleme beginnen dort jedoch erst. Peak Oil hat seinen Ursprung unter der Erde, doch die Auswirkungen über der Erde sind das, was uns Sorgen machen muss. Wenn in Transportunternehmen die Kraftstoffkosten 25% der unternehmerischen Gesamtkosten ausmachen, sind steigende Preise existenzbedrohend. Wenn Airlines ein Drittel ihrer Umsätze für (unbesteuertes!) Kerosin ausgeben, ist eine ganze Branche vom Aussterben bedroht. Wenn die chemische Industrie, die in Deutschland zu 72% auf Mineralöl als Input-Faktor angewiesen ist, höhere Rohstoffkosten tragen muss, werden Kunststoffverarbeiter und Landwirte ebenfalls unter Kostendruck kommen. Steigende Ölpreise setzen natürlich Anreize, um sich vom Rohstoff zu verabschieden, doch das geht für viele Unternehmen eben nicht von heute auf morgen und es besteht die Gefahr, dass die steigenden Preise schneller die Geschäftsgrundlage zersetzen, als mögliche Anpassungsmaßnahmen greifen können. Die Auswirkungen des Peak Oil werden sich nur für Geologen unter der Erde beobachten lassen. Für alle Nicht-Geologen finden die Wirkungen in der Nachbarschaft oder der eigenen Familie statt. Dort liegen Ursachen für die Sorgenfalten der "Peakisten". Und dort wird wohl auch die Diskussion "Peak Oil 2" stattzufinden haben und nicht so sehr in den technischen Details "unkonventioneller Fördermethoden".

Greenpeace, bekannt als radikal denkende Organisation, hat vergangene Woche einen Fahrplan vorgelegt, um weltweit aus dem Öl auszusteigen statt die steigenden Ölpreise zum Anlass zu nehmen, risikoreich auch in der Arktis Öl zu fördern. Dennis Meadows war jüngst auf ARTE zu sehen, wo er - ebenfalls mit Verweis auf den Höhepunkt der Erdölförderung - betonte, dass es zu spät für nachhaltige Entwicklung sei, sondern Resilienz (Widerstandsfähigkeit) im Vordergrund stehen sollte. Beide Empfehlungen könnten in die Kategorie "Dramatisierung" fallen, aber sie sind Beispiele dafür, wie man "out of the box" denken kann und sollte. Denn die Abhängigkeit vom Rohstoff Öl ist hoch. Möglicherweise zu hoch, um unsere heutigen ökonomischen Systeme einen Ölpreisschock überstehen zu lassen. Die Debatte um "Peak Oil 2" darf also beginnen...