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Audio: Peak Oil – Das Ende vom Märchen der Wachstumsgesellschaft

Eine Sendung von Markus Metz und Georg Seeßlen im Deutschlandradio Kultur.

Mit Prof. Niko Paech (Uni Oldenburg, Postwachstumsökonomie), Jörg Schindler (ASPO), Prof. Sophie Wolfrum (TU München, Städtebau)

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Für Telepolis hat Matthias Brake die Frage gestellt, wie es eigentlich mit den anderen Baustellen der Energiewende aussieht. Alle starren auf den Strom und lassen sich von der EEG-Umlage kirre machen, doch weiterhin sind es Wärme und vor allem Treibstoffe, die die größten Energiekosten-Posten in jedem Haushalt ausmachen. Am durchschnittlichen Warenkorb eines deutschen Haushalts macht die EEG-Umlage 0,3% aus, über Mietsteigerungen in verschiedenen Städten wird nicht ansatzweise ein vergleichbares mediales Brimborium veranstaltet, obwohl dieser Posten jede Familie weitaus stärker drückt.

Der Nahe Osten hat hierzulande eine mediale Atempause erhalten, doch kleine Nachrichten zeigen, wie konfliktbeladen die Situation weiterhin ist. Im Iran gibt es offenbar genauere Planungen, wie man die Straße von Hormuz sperren könnte, SPIEGEL ONLINE berichtet von einem absichtlich herbeigeführten Öltanker-Unfall, der in Betracht gezogen wird. Bedenkt man, dass Saddam Hussein nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait und dem erzwungenen Rückzug durch US-geführte Truppen 1991 ganze Ölquellen in Brand setzte, ist kaum vorstellbar, dass das Nachbarland Iran vor Umweltkatastrophen zurückschrecken würde, wenn es gilt, sich zu verteidigen.

Der Cyber-Krieg im Nahen Osten ist weiterhin im Gange. Die Viren-Experten von Kaspersky haben eine weitere Variante der elektronischen Waffe Flame gefunden, genannt miniFlame. Stuxnet, Flame, Shamoon - der Cyber-Raum ist Schlachtfeld geworden und es sind vor allem Länder der Strategischen Ellipse einbezogen, die für große Teile der weltweiten Ölversorgung verantwortlich sind.  Man mag sich ungern vorstellen, eines dieser Computerprogramme würde die dortigen Ölförderstrukturen lahmlegen. Die Ölkrise stünde plötzlich vor unseren Türen.

Die Gerüchte halten sich, dass es noch vor der US-Präsidentschaftswahl zu militärischen Auseinandersetzungen im arabischen Raum kommen könnte. Israel und die USA halten derzeit eine Übung ab: Austere Challenge.

In Dresden Pillnitz tagten kürzlich Landwirte und Ölmüller zur Frage, wie denn die dezentralen Ölmühlen wirtschaftlich betrieben werden können, seitdem Pflanzenöl genauso besteuert wird, wie Mineralöle und dies den aufkeimenden Markt zerstört hat. In jedem Bundesland gibt es eine Handvoll Akteure, die weiterhin an diesem Weg der Selbstversorgung festhalten und auch auf der Tagung wurde deutlich, dass zumindest die Landwirtschaft sich mit Kraftstoffen selbst versorgen könnte - wenn die ölpflanzenbasierten Treibstoffe wettbewerbsfähig wären. 10% der Landwirtschaftsflächen wären nötig, netto würden aber nur 4% für die Kraftstoffversorgung gebraucht - die Differenz würde als Futtereiweiß oder Pflanzenreste in die Landwirtschaft zurückfließen. Dummerweise wird die Notwendigkeit solch einer Selbstversorgungsstrategie von der Politik nicht gesehen oder lobbyistisch übergangen.

Peak Oil ist tot, sagt Jim Rogers, was dem "Portal für institutionelle Investoren" ein Artikel wert ist. Wie so oft in letzter Zeit wird da Schiefergas und Fracking als Zeuge gerufen. Bei TheOilDrum bemüht sich Jean Laherrère den Zahlen von Leonardo Maugeri kritisch auf den Grund zu gehen. Da diskutieren also zwei Altgediente der Ölindustrie, allerdings kommen sie zu unterschiedlichen Schlüssen. In seinem Blog schaut Martin Bartonitz auf die wundersame Vermehrung der Ölreserven im arabischen Raum Ende der 1980er, GlobalResearch bringt einen Auszug aus Daniele Gansers Buch über die Verbindungen zwischen Öl, Krieg und 9/11, laut Daily Mail stoppt die Klimaerwärmung seit 16 Jahren und laut ZEIT ist das 4-Grad-Ziel wohl nur schwer zu halten. Schwer, den Überblick zu behalten?

Das Netzwerk aus Bioenergiedörfern in Mecklenburg-Vorpommern kümmert sich lieber darum, die Eigenversorgung zu erhöhen. Für den 23./24.11. ist eine Tagung zur Windenergienutzung angesetzt. Wir "exportieren" unseren Veranstaltungsansatz nach Chemnitz, weshalb es am 31. November dort heißt: "Chemnitz auf Entzug - Wie funktioniert die Stadt ohne Öl?". Die AG Umwelt an der TU Freiberg lädt ein am 30.10. zu Thema Transition Towns, zeigt am 15.11. den Film "The Oil Crash" und lädt zum 27.11. zum Thema Peak Oil. In Münster sind zur Peak-Oil-Vortragsreihe statt der angemeldeten 30 Studenten 50 gekommen: Jetzt am Dienstag ist dort Dr. Steffen Bukold von EnergyComment zu erleben und am 30. Oktober Dr. Martin Held von der Evangelischen Akademie in Tutzing. Vom 1. bis 4. November befasst sich auch die "Humane Wirtschaft" in Wuppertal mit Energiefragen, ich bin für das Thema "Transition Towns" eingeladen. Heute läuft in Dresden das 4. Umundu-Festival an, was 10 Tage lang eigentlich Transition-Veranstaltungen in Reinform bietet. Viel Gelegenheit zum Austausch.

Total-Chef Christophe de Margerie warnt vor Ölförderung in der Arktis

"Dank" einer rasanten Erwärmung der Erdatmosphäre schmelzen die Eispanzer am Nord- und Südpol. Ein gutes Viertel weniger Eisvolumen führt die Arktis heute im Vergleich von vor 10 Jahren. Das Abschmelzen der Pole ruft Hoffnungen hervor, dort Rohstoffe zu fördern. Laut USGS könnten im bislang unzugänglichen Norden des Planeten ein Fünftel der noch unentdeckten nutzbaren Öl- und Gasreserven liegen. Ihre Ausbeutung könnte Peak Oil in die Zukunft verschieben und ein kleines bißchen Weiter-So erlauben.

Vor der Ausbeutung dieser Ressourcen hat nun der Chef des französischen Ölkonzerns Total Christophe de Margerie gewarnt. Die Risiken seien zu hoch, insbesondere was die Gefährdung der sensiblen Umweltbedingungen im Norden betrifft aber auch, was das Image jenes Konzerns betrifft, der es zu einer Ölkatastrophe kommen läßt. Dass die Tiefsee-Förderung hohen Risiken ausgesetzt ist, zeigte 2010 die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Im Norden herrschen teils noch krassere Umweltbedingungen als im warmen mexikanischen Golf! Zwar wärmt sich die Atmosphäre auf, das bedeutet aber nicht, dass man im Norden Sommertemperaturen erwartet. Frost und Eis werden weiter da sein und vor allem: Dunkelheit. Nur weil die Atmosphäre sich erwärmt bedeutet dies keine Neigung der Erdachse: Die Sonne geht im Sommer nicht unter und im Winter gar nicht erst auf. Psychisch extrem belastende Bedingungen für dort arbeitende Menschen. Und auf das Risiko der Tiefseebohrungen - ala Deepwater Horizon - kommt in der Arktis Eis und Kälte noch hinzu.

De Margerie thematisierte Peak Oil im Dezember 2011 beim World Petroleum Congress in Doha (Katar). Nachdem er zuvor öffentlich davon sprach, Peak Oil stünde quasi vor der Tür, war die damalige Rede für Kjell Aleklett, Präsident der ASPO International, eine Enttäuschung. Technologie werde das Problem lösen, so argumentierte De Margerie branchentypisch. Was Peak Oil bedeutet weiß der Total-Chef aus eigener Anschauung: Der Förderpeak der Firma Total war 2004 mit 2,75 Millionen Barrel Tagesproduktion erreicht, die bis 2009 auf 2,5 Millionen und bis 2011 auf 2,35 Millionen Barrel absank. Derzeit bemüht sich Total offenbar um eine radikale Umstrukturierung: Der Konzern will sich laut Manager Magazin vor allem von Raffinerien und ausgereizten Öl- und Gasfeldern trennen und in den kommenden 2 Jahren Unternehmenswerte von 20 Milliarden Dollar verkaufen. Dieses Geld soll in die Ausweitung der Ölförderung gesteckt werden. Das 5-Jahres-Ziel: Die Fördermenge auf 3 Millionen Fass pro Tag zu steigern. Man könnte interpretieren: Total erwartet höhere Gewinne bei der Förderung von Öl als mit dessen Verarbeitung. Das sagt vermutlich einiges über den kommenden Ölpreis aber auch, dass De Margerie das Grundprinzip des Peak Oil in einer Unternehmensstrategie berücksichtigt: Ginge er von einer preisdrückenden Ölschwemme aus, wie sie sein italienischer Kollege Leonardo Maugerie vorhersagt, würde er dann den Konzern auf die Ölförderung konzentrieren? Auch mit Lecks bei der Öl- und Gasförderung kennt sich Total aus: Die Förderplattform Elgin in der Nordsee war von März bis Mai diesen Jahres havariert und das Leck abzustellen, war offensichtlich kein leichtes Unterfangen. Gut möglich, dass De Margerie diese Erfahrung im Hinterkopf hat, als er seine jüngste Warnung vor der Ölförderung in der Arktis aussprach.

Peak Energy trifft Bahnfahrer und Bäckereien

Bäckereien sterben und die Bahn erhöht die Preise: Beides wegen gestiegener Energie- und Rohstoffkosten. Bei den Bäckereien kommt noch hinzu, dass die Nachfolge für viele Betriebe ungeklärt ist und so sollen laut Verband der Großbäckereien bis 2020 von heute 14.000 Bäckereien dann nur noch 8.000 existieren. Vor allem kleine Bäckereien sollen großen Ketten Platz machen - ein Trend zu Großbäckern also. Steigende Preise für Bäckerprodukte sind ebenfalls nur eine Frage der Zeit. Die Bahn hat im ersten Halbjahr 2012 einen Passagierrekord aufgestellt, wozu zweifellos gestiegene Spritpreise beitrugen, die Autofahrer zum Umsteigen brachten. Der Handel selbst fühlt sich von zwei Seiten unter Druck: Kostenseitig drücken die Energiepreise, absatzseitig schmälern steigende Energiepreise die Kundenkaufkraft. Inflationsbereinigt rechnet der Verband mit einem im Vergleich zu 2011 gleichbleibendem Handelsumsatz: "Peak Einzelhandelsumsatz" also erreicht?

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Kurzfristrisiko Mohammed-Karikaturen

Es mag unpassend erscheinen, den Aufruhr um einen Film und Karikaturen in einem Peak-Oil-Kontext zu analysieren. Die Tatsache, dass ein großer Teil des weltweit geförderten Öls aus Ländern kommt, deren Bevölkerung und Regierenden vom islamischen Weltbild geprägt sind, ist jedoch kaum zu leugnen. Damit ergibt sich aus den Protesten um die in westlichen Ländern als eher harmlos eingestuften medialen Inhalte (Filme, Bilder) ein Risiko für die Ölversorgung. (mehr …)

Vom LKW gefallen…

Bloomberg berichtet, dass in Texas die Nationalgarde aktiviert werden könnte, um ein Metallteil zu finden, dass von einem LKW gefallen ist. Der LKW fuhr von einer Fracking-Station zu einer anderen und das 7-Zoll-Metallteil ist radioaktiv. Ein Sprecher des Gesundheitswesens empfiehlt, einen Abstand zu halten von 20 bis 25 Fuß (6-8 Meter). Das fragliche Teil wird laut Bloomberg von Ölbohrfirmen in die Bohrlöcher herabgelassen, um Stellen zu identifizieren, die für den Fracking-Prozess notwendig sind. Halliburton, die Firma, der das "Mißgeschick" passierte, hat am 11. September festgestellt, dass der Verschluss des Containers, in dem das Metallteil transportiert wurde, fehlte - ebenso wie das Teil an sich.

Da bleibt nur zu hoffen, dass solche "Mißgeschicke" nicht auch beim Fracking-Prozess selbst passieren...

Artikel + Bild bei Bloomberg...

Cyber-Krieg im Nahen Osten: Insider an Virusattacke auf Saudi Aramco beteiligt?

Reuters berichtet, bei der Attacke eines Computervirus namens Shamoon auf die Computer von Saudi Aramco, habe ein Insider eine wichtige Rolle gespielt. Zwar scheint der Schaden, den der Virus hinterlassen hat nur kurzfristiger Art gewesen zu sein und hat die Ölversorgungsstrukturen direkt nicht beeinträchtigt, doch das Beispiel zeigt, mit welchem Mitteln der moderne Krieg im Nahen Osten geführt wird und wie verletzlich die Strukturen sind, an denen unsere Energiezufuhr in Europa hängt.

Ob der Virus-Angriff, der sich in seiner Gesamtschau als Teil eines offenbar umfassenderen Cyber-Kriegs im Nahen Osten darstellt, Ursache für die jüngste Benzinknappheit im weltwichtigsten Ölförderland sind, bleibt Spekulation. Jedenfalls waren zwei Wochen nach der erfolgten Attacke einzelne Gegenden Saudi Arabiens mit Treibstoffen unterversorgt.

Zu den aktuellen Vorgängen und den Hintergründen ein Artikel bei/für Telepolis: "Cyber-Krieg im Nahen Osten"

ARTE: Das große Spiel um Macht und Öl

Gestern Abend liefen auf ARTE drei Sendungen mit einem Öl-Schwerpunkt. Sie sind noch 7 Tage online zu sehen und wer die Mediathek-Software der Öffentlich-Rechtlichen benutzt kann sich die ersten beiden sogar auf die Festplatte laden und später anschauen:

Vor diesen Sendungen zur Prime-Time um 20:15 Uhr brachte ARTE zudem eine Sendung über den Einfluss der US-Bank Goldman Sachs auf das Finanzsystem und damit die Welt: Goldman Sachs - Eine Bank lenkt die Welt. Da der Einfluss der steigenden Geldmengen auf die Ölpreise beachtenswert ist (wie auch Klaus Bergmann von esyoil thematisisiert), ist es nicht unwichtig, aus welchem Netzwerk der Lenker der Europäischen Zentralbank stammt.

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