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Blut der Welt – eine Filmkritik

Am 16. und 17. November zeigte das ZDF eine sehr aktuelle Dokumentation, die sich in zwei Teilen mit dem "Blut der Welt" befasste: Dem Erdöl. Dabei geben die Filmemacher sehr anschaulich und hochaktuell Einblicke in die weltweite Ölförderung, lassen Akteure der grade frisch eröffneten Nordstream-Pipeline zu Wort kommen (Ex-Kanzler Gerhard Schröder und jetzt Aufsichtsratschef des Projekts), beleuchten die modernen Fördertechniken und Explorationswege für Öl und Gas, lassen Peak-Oil-Warner wie Colin Campbell zu Wort kommen und umreißen damit recht umfassend die Ausbeutung der globalen Energierohstoffe. (mehr …)

TV-Tipp: Das Blut der Welt

Das ZDF zeigt morgen und übermorgen spätabends eine zweiteilige Doku über Öl: Das Blut der Welt.

  • Mittwoch, 16.11.2011, 23:30 Uhr: Kampf um Öl
  • Donnerstag, 17.11.2011, 23:15 Uhr: Öl der Zukunft

Ankündigungstext: Nie war die Nachfrage größer als heute. Das liegt vor allem am Energiehunger der Schwellenländer China, Indien und Brasilien. Allein China ist für ein Drittel des weltweiten Wachstums des Erdölverbrauchs verantwortlich. In ihrer zweiteiligen Dokumentation berichten Stefan Aust und Claus Richter von den Brennpunkten des weltweiten Ölbusiness, angefangen von der deutschen Bohr- und Förderplattform Mittelplate im Wattenmeer bis zur boomenden Offshore-Industrie im Golf von Mexiko.

(Dank an O. Sitt für den Hinweis!)

Peter Marwitz von konsumpf.de empfiehlt Online-Sehern währenddessen die Arte-Doku "Das Öl-Zeitalter".

Sachsen? Nicht auf Peak Oil vorbereitet! – auf Telepolis

Für Telepolis habe ich einige Erkenntnisse der Studie "Peak Oil - Herausforderung für Sachsen" zusammengefasst. Der Artikel ist heute erschienen:

Telepolis: Sachsen? Nicht auf Peak Oil vorbereitet!

Riesiges Ölfeld in Argentinien entdeckt? Nonsens!

Die Presse überschlägt sich mit Schlagzeilen, so die FAZ: Riesiges Ölfeld in Argentinien entdeckt. Im Spiegel ist man etwas vorsichtiger: Große Ölvorkommen in Argentinien entdeckt. Dabei handelt es sich um eine gute PR-Aktion der spanischen Repsol-Aktiengesellschaft. Die knappe Milliarde Barrel Öl, die gefunden wurde, gehört zu dem bereits bekannten Ölfeld "Vaca Muerta" und die Mengen sind im Vergleich zum Welt-Tagesverbrauch überschaubar: Würden die 972 Millionen Fass vollständig gefördert, könnte damit der Welttagesbedarf für etwa 11 Tage gedeckt werden. Das ist für Argentinien ein schöner Jahresend-Bonus, für das Ölzeitalter ist es kein nennenswert verlängernder Beitrag. (mehr …)

Peak Fish, Peak Knowledge und Kalte Fusion

Es ist unglaublich, wie oft in Diskussionen zu Peak Oil die Kreativität der Menschen beschworen wird. "Die Menschen" werden sich schon was einfallen lassen. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten, die technologische Entwicklung längst nicht am Ende. (Was Ingenieure bezweifeln, wie ich bei einem Vortrag bei der IHL hören durfte, als ich brachial darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Ingenieure nicht einfach forschen können, sondern das tun müssen, was ihr Chef sagt...) Wer heute einen Blick in die Telepolis wirft, findet einen Artikel von Haiko Lietz, der schreibt: "Der italienische Ingenieur Andrea Rossi hat angeblich einen 1-Megawatt-Generator verkauft" - einen Reaktor auf Basis der kalten Fusion. Kernfusion statt Kernspaltung, "kalt", weil funktionstüchtig ohne sonnenheiße Temperaturen. Theoretisch möglich, praktisch seit einigen Jahrzehnten unerreicht und genauso "handfest" wie all die "freien Energien", die sich insbesondere im Internet tummeln. Da Ingenieur Rossi mit Informationen nicht gerade freigiebig ist, ist Zweifel an der Technik vorhanden, was der TP-Artikel auch gut rüberbringt.

Neue Energiequellen wie diese könnten manche Probleme zweifellos hinwegwischen, auch wenn es Jahre kosten würde, die Technologien breit verfügbar zu machen - aber das ist bei Wind & Solar ja nicht anders. Markus Krachts Befürchtungen, mit dem Energie-Peak wird auch der Wissens-Peak erreicht, könnten obsolet sein. Also alles im grünen Bereich, weitermachen wie bisher!

Wirklich? Andere sehen das ganz anders. Wie aus dem Horrokabinett kommt das Interview mit dem Biologen Paul R. Ehrlich daher, dass die Süddeutsche Zeitung mit ihm geführt hat: "Das führt zum Untergang der Menschheit" sagt er und meint die Bevölkerungsentwicklung. Ob der Raubbau an Anbauflächen und das Schrumpfen der Biodiversität durch Kalte Fusion angegangen werden können? Er schätzt die Chance, dass die westliche Zivilisation dieses Jahrhundert übersteht auf etwa 10% und empfiehlt, sich am Königreich Bhutan zu orientieren.

Was Energiemangel ausmacht, zeigt Japan. Seitdem von 54 Atomreaktoren nur noch 10 am Netz sind, ist Energie ein knappes Gut. Angesichts des bevorstehenden Winters empfiehlt die japanische Regierung: "Mit Pudelmütze und Eintopf gegen die Energiekrise"

In anderen Bereichen dürfte selbst die kalte Fusion nicht so recht helfen. Beispielsweise bei "Peak Fish". Als Bachelorarbeit hat Uli Henrik Streckenbach folgendes Kurzvideo produziert und will uns damit auf die Art und Weise aufmerksam machen, wie wir Fisch "produzieren":

Die Überfischung der Meere from Lilli Green on Vimeo.

Da hilft nur bewusst konsumieren und die Art des Fischfangs zu verändern. Große Ziele für so kleine Menschen. Bildungsarbeit ist der Anfang. Vom 10. bis 20. November findet in Dresden zum dritten Mal das Umundu-Festival statt, ein Festival für "global nachhaltigen Konsum". Das diesjährige Motto: Transition Town - Stadt im Wandel. Die Transition Town-Bewegung wird ja insbesondere von Peak Oil motiviert, mit dem Festival wird das Thema nun auch in der sächsischen Landeshauptstadt intensiv in die Diskussion gebracht. Auch Nicht-Dresdner sind eingeladen, die Programmvielfalt zu genießen und Kontakte zu den Akteuren vor Ort zu knüpfen: Niko Paech und Postwachstumsökonomie, Nils Aguilar und Voices of Transition, Permakultur und vieles mehr. Achja, die Umundu-Macher haben durchaus Interesse, ihr Festival in andere Kommunen zu transportieren. Interessierte mögen Kontakt aufnehmen...

Ölpreisschock, Ölabhängigkeit und Postfossile Mobilität

"Wenn Öl bei 100 Dollar je Barrel bleibt, wird es so schlimm wie 2008."

So wird Ex-IEA-Geschäftsführer Nobuo Tanaka im Handelsblatt zitiert: Experte warnt vor Ölpreisschock. In Europa (Brent) kostet Erdöl derzeit ca. 108 US$ pro Barrel, in Nordamerika (WTI) ca. 91.

Die bayrischen Grünen haben auf ihrem letzten Landesparteitag einen einstimmigen (!) Beschluss zu Peak Fossil gefasst und den zugrundeliegenden Antrag sehr positiv diskutiert, nachlesbar ist der Beschluss hier. Dazu hatte man Volker Plass von der Grünen Wirtschaft Österreich eingeladen.

Dennis Meadows ist immer noch in der Republik unterwegs, im Deutschlandradio Kultur sagte er im Gespräch folgendes:

Die deutsche Industrie ist zum Beispiel abhängig von seltenen Erden. China ist zu Eurem Hauptversorger geworden ist. Und wenn China nun beschließt die Exporte zu stoppen und den Preis anzuheben, sieht man plötzlich die Grenzen in diesem Bereich. Die Ölpreise steigen, Eure Exporte werden teurer. Deutschland ist wesentlich abhängiger von Energieimporten als jedes andere EU-Land, über 60 Prozent Eurer Energie wird importiert. Sobald jemand den Gas- oder den Ölhahn zudreht, werdet Ihr Eure Grenzen spüren.

Die Akademie für Raumforschung und Landesplanung hat ein Positionspapier "Postfossile Mobilität und Raumentwicklung" erarbeitet und veröffentlicht.

Unverändert gibt es gesellschaftlich sehr einflussreiche Interessengruppen, die postulieren, dass die Verfügbarkeit von Öl und Gas auch langfristig gesichert sei, obwohl eine weiterhin wachsende Nachfrage bei zugleich sinkenden Zuwächsen in den weltweiten Reserven nicht mehr bestritten wird (Würdemann, Held 2009: 752). Die Zeichen mehren sich, dass die Zeiten billiger Energie vorbei sind: Ein geringeres Angebot, größere Nachfrage sowie weitere Faktoren wie geopolitische Konflikte, Umweltkatastrophen (Schindler 2011) oder spekulative Preissprünge führen zu enormen Preisvolatilitäten und -anstiegen für den Energieträger Öl. Die Erschließung des erforderlichen neuen Erdöls wird demnach sehr teuer werden. Die Preisszenarien der Internationalen Energie Agentur (IEA) sind insofern wenig plausibel, werden sie doch fast jährlich der realen Entwicklung nacheilend nach oben korrigiert. Ähnliche Trends sind für andere Rohstoffe zu erwarten.

Obwohl der Begriff "Peak Oil" nur in den Literaturhinweisen vorkommt, sollte das Papier insbesondere für Akteure in der Raum- und Stadtplanung Pflichtlektüre sein, denn es zeigt auf, wie Verkehr und Raumentwicklung zusammenhängen, wie dies unter der Annahme steigender Ölpreise weitergeht und welche kurz- bis mittelfristigen Lösungsansätze sinnvoll sind.

Nachtrag: Griechenlands Elite flieht aufs Land (SPON)

Zwischen VDI und Dennis Meadows

Der gestern berichtete Vortrag von Dennis Meadows in der Enquete-Kommission des Bundestags ist auch online anzuschauen. 3:30 Stunden für jene, die die Sitzung vollständig sehen wollen, ein Sprung zu Minute 54 und 30 Minuten Geduld für jene, die Dennis Meadows Vortrag sehen und hören wollen. Die Energieintensität unserer Zivilisation spricht er insbesondere zu Beginn der Diskussion an. Betonenswert ist wiederum: "Nachhaltigkeit" kommt zu spät, "Widerstandsfestigkeit" (Resilienz) sei das Gebot der Stunde, Worte sind schön, Handlungen stärker. Er prognostiziert für die nächsten 20 Jahre mehr Wandel, als in den vergangenen 100 Jahren:

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“Es gibt kein Menschenrecht auf ein Auto”

Die unruhige Wirtschaftslage, der selbst die Parlamentarier recht ideenlos gegenüberstehen, macht es möglich, dass manch grundsätzlichere Stimme erhoben wird. Wer sich mit Peak Oil befasst ahnt, dass die Regeln, nach denen unser Wirtschaftsleben abläuft, sich massiv wandeln könnten. Eine dieser krassen Stimmen ist jetzt in der ZEIT zu hören: Im Interview sagt der malaysische Unternehmer Chandran Nair, dass wir Menschen auf Verzicht vorbereitet werden müssen und argumentiert durchaus für Verbote von Autos: (mehr …)