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Wandlungen

Hallo Peak-Oil.com-Community.

In den kommenden Monaten ist so wenig Inhalt für dieses Blog zu erwarten, dass wir uns fragen müssen, wie es mit dieser Seite weitergeht. Einerseits gilt, was hin und wieder durchscheint: Meinerseits ist eigentlich fast alles gesagt zu Peak Oil. Circa 500 Blogbeiträge seit 2011 mit großer thematischer Bandbreite zeigen, wieviel schon gedacht, diskutiert und geschrieben wurde. Ich finde es sehr schön, dass vor allem in letzter Zeit Gäste eigene Artikel beisteuerten, die teilweise Rekorddiskussionen auslösten. Meinerseits habe ich das Gefühl, ich wäre zwar noch Dokumentator der weiteren Entwicklung, aber viel wirklich grundsätzlich Neues wäre nicht mehr zu erwarten. Auch meine Lernkurve flachte zuletzt ab.

Das bedeutet nicht, dass das Thema Peak Oil irrelevant geworden ist. Die Preisentwicklung seit Sommer 2014 ist kein Totengesang auf Peaks in der Ölförderung. Die US-Ölförderung wird gerade wegen des halbierten Preisniveaus einen neuen Fördergipfel in 2015 oder spätestens 2016 erreichen. Die Lieferung der USA an den globalen Ölmarkt wird wieder schrumpfen, ihre Nachfrage wieder steigen - und dann geht der Schweinezyklus möglicherweise in eine weitere Runde. Das "bumpy plateau" erstreckt sich möglicherweise über längere Zeiträume, als wir das für möglich hielten. Europas Peak liegt 13 Jahre zurück, der Fremdversorgungsgrad liegt bei 75%. Die Risiken für unsere weiterhin hochgradig ölabhängige Lebens- und Wirtschaftsweise mögen zwischenzeitlich kleiner werden, aber sie werden jederzeit ausreichend hoch bleiben, um uns in einer Verletzlichkeit zu halten, die gefährlich ist.

Hinzu kommt: Bis März 2016 darf ich das Projekt "Zukunftsstadt" in Dresden leiten. In dem vom BMBF ausgeschriebenen Wettbewerb zum Wissenschaftsjahr "Zukunftstadt" ist Dresden eine von 51 Städten geworden, in denen die Bürger Visionen zu ihrer künftigen Stadt entwickeln sollen, um diese in Phase II des Wettbewerbs konzeptionell zu verfeinern und in Phase III in Reallaboren auszuprobieren. Ich habe diese Aufgabe sicherlich auch deshalb übertragen bekommen, weil wir in 2012 bereits Zukunftsfragen in Veranstaltungsform diskutieren: Mit unseren Veranstaltungen "Dresden auf Entzug - Wie funktioniert die Stadt ohne Öl?" und ein Jahr drauf "Dresden im Wandel" haben wir eine Art Vorspiel für das angeleiert, was diesen Herbst in Dresden passieren darf: Die Dresdner visionieren unter dem Titel: "Open City Dresden - Gemeinsame Verantwortung für eine Nachhaltige Stadtentwicklung". Zwar werde ich mich inhaltlich raushalten, aber organisatorisch habe ich so viele Hände voll zu tun, dass ich das Peak- und Energie-Problem zwar beobachten, aber nicht mehr intensiv darüber schreiben kann.

Ich finde das nicht schlimm. Peak-Oil.com ist nicht mein erstes Blog, das eine solche Lebenszeit erreicht. Die Erfahrung zeigt, dass Blogs, die thematisch wichtig sind und verschwinden, neue Blogs hervorrufen, die von den Lesern, denen etwas fehlt, gemacht werden. Vakuum bleibt nur kurzfristig bestehen. Mich jedenfalls interessiert inzwischem mehr der Wandel, den die Peak-Problematik auslöst, als die Peak-Problematik selbst. Daher habe ich bereits letztes Jahr gegenüber dem Transition-Netzwerk angeboten, dieses Blog in einem breiter aufgestellten Transition-Magazin aufgehen zu lassen. Leider reichen die Kräfte des Netzwerks wohl noch nicht aus, so etwas zu stemmen. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich die Ölthematik in das Blog meiner Büro-Seite integriere und auf regionalentwicklung.de/blog vermehrt Peak- und Regionalentwicklungsthemen verbinde. Denn das ist, was ich zunehmend tun darf und tue, da macht es natürlich Sinn, mehr darüber zu schreiben. Zuletzt habe ich mich natürlich auch gefragt, ob denn nicht doch in der Community Leute dabei sind, die solch ein Blog nicht doch federführend in die Hand nehmen wollen und ich trage hin und wieder Texte bei. Als Vorbild dient Alexander Bigga vom Dresdner Weltcafé, der nach 5 Jahren zurückblickt, sein Business online beschreibt und das Café zum Weiterbetrieb anbietet.

Mich interessiert jedenfalls die Frage stark: Wie wandeln sich unsere Strukturen und unsere Lebensweisen? Was tragen wir dazu bei? Wie läßt sich ein Wandel anstoßen und beschleunigen? Wie relevant diese Transformationsprozesse inzwischen sind, zeigt auch der Blick in die großen Staatsstrukturen. Dass das Bundesforschungsministerium 2015 zum Wissenschaftsjahr "Zukunftsstadt" erwählt hat und es dazu eine eigene strategische Forschungsagenda gibt, die in die nächsten Jahre hineinragt, spricht Bände. Da über 50% der Weltbevölkerung inzwischen in Städten lebt und eben diese Städte besonders ölabhängig sind, wird uns das Energiethema im Wissenschaftsbereich stärker begegnen. Mit dem Wettbewerb "Zukunftsstadt" kommt das Thema aber auch stark aus dem Wissenschaftsbereich hinaus und wird Einfluss nehmen auf die tatsächlichen Politiken in den ausgewählten Städten. Wer sich für Peak Oil interessiert und in oder nahe an diesen Städten wohnt hat gute Gelegenheit, das Thema dort mit unterzubringen: In Form einer Visionsentwicklung. Fragt vor Ort nach, wer das Projekt leitet!

Auch wenn die Welt keineswegs ruhiger geworden ist (-> Griechenland) und so mancher Leser sich Orientierung in einem unruhigen Ozean wünscht: Hier wird es erstmal ruhiger werden. Macht euch einen heißen Sommer!

Dank an alle Mitreisenden in den letzten Jahren.
Norbert

Nun als Postkarte:
peak-oil-postkarte

weiteres:

Gedanke der Woche:

Wie smart eine City ist zeigt sich bei einem Stromausfall.

Energetisches Allerlei

Aktuelle Projekte lassen nur einen kurzen Kommentar zu neuesten Veröffentlichungen zu:

Interessant ist, dass das Thema Resilienz auf bundespolitischer Ebene besondere Aufmerksamkeit bekommt. Das Wissenschaftsjahr 2015 fokussiert auf die "Zukunftsstadt" und die in der Forschungs-Strategie beschriebenen Elemente klingen wie "Transition Town von oben". Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit von (Stadt-)Strukturen, hat dabei eine zentrale Rolle. In Österreich ist soeben ein Forschungsprojekt "Resilienz Österreich" abgeschlossen worden.

Krisenvorsorge ist auch der Fokus, von dem aus das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Hamburg untersucht hat. Das Szenario: Eine Sturmflut an der Nordseeküste. Welche Auswirkungen ein Extremwetterszenario auf die Versorgungs- und Transportrouten hat, wurde erstmals umfassend simuliert und dargestellt: Risikoanalysen scheinen zunehmend Teil der politischen und behördlichen Arbeit zu werden.

Im Energiebereich drückt uns weiter der Ukraine-Konflikt. Zwar suggeriert nachlassendes Medienecho, dass der Ukraine-Russland-Konflikt grade auf Eis liegt, aber offensichtlich stimmt das nicht. Die Ukraine sperrt Russland den Zugang zu seiner Exklave Transnistrien, östlich der Ukraine. Das wird als Provokation aufgefasst. Provokant sind auch die Ansagen der NATO, schweres Kriegsgerät in Osteuropa zu stationieren sowie Russlands, sein Atomwaffenarsenal herauszuputzen. Der OMV-Chef Gerhard Roiss warnt vor einer Eskalation des Konflikts und weist vor allem auf Risiken für die Energieversorgung hin. Die Nachdenkseiten thematisieren das Problem unter dem Titel "Europa und der kalte Pipeline-Krieg".

Finanzmarktwelt.de hat eine Analyse der Fracking-Aktivitäten in den USA, die letztlich das Altbekannte sagt: Wenn sich der Ölpreis nicht hebt, ziehen sich zunehmend Firmen aus dem Bereich zurück. EnergyComment hat im Auftrag der Verbraucherzentrale untersucht, wie stark die gesunkenen Ölpreise eigentlich bei den Verbrauchern ankommen. Wie zu erwarten: Längst nicht jede Branche gab die Einsparungen zum Endverbraucher weiter.

In Berlin findet jetzt eine Nationale Konferenz Elektromobilität statt, wo die Lobbyisten sich die Klinke in die Hand geben, um das Staatsziel von 1 Million Elektro-Autos bis 2020 noch zu erreichen. Gewünscht wird vor allem: Staatsgeld, um den Autoabsatz anzukurbeln. Gut möglich, dass es noch vor der Sommerpause Steuererleichterungen oder Sonderabschreibungen für Elektroautos geben wird. Dass sowas schnell teuer werden kann wissen inzwischen die Norweger. Dort wurde das Förderprogramm drei Jahre vorzeitig gekappt, weil die angestrebte Zahl von 50.000 elektrisch betriebenen Neuwagen sehr schnell erreicht wurde. Das seit 2012 laufende Programm hat allein 2014 bis zu 470 Millionen Euro Staatsgeld gekostet, kam aber zu Teilen teuren Fahrzeugen (wie Tesla) zugute. Die 1,2-Millionen-Grenze ist bei Elektrorädern längst übersprungen, aber wer feiert im Autobauer-Land Deutschland schon die Fahrrad-Branche? Thomas Fromm betitelt den Ruf nach Subventionen in der Süddeutschen dann auch spöttisch "Sozialfall der Autoindustrie".

Und sonst?

Energie, Rendite, Kapitalismus und Marktwirtschaft: Ein geniales Gespann mit endlicher Lebensdauer

Ich hatte ja vor einiger Zeit versprochen einmal meine Gedanken über den Zusammenhang von Energie und unserem Wirtschaftssystem in einen Artikel zu packen. Hier ist er nun.

Um zu verstehen wie sich ein Energiemangel auf die gesellschaftliche Entwicklung auswirkt ist es erforderlich die Funktionsweise unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems zu verstehen. Zentral sind dabei die Begriffe Rendite, Kapitalismus und Marktwirtschaft. Was die Sache besonders schwierig macht ist die Tatsache das diese Begriffe zwar häufig verwendet, aber entweder unterschiedlich definiert oder aber ohne jegliche Definition gleich als ideologische Kampfbegriffe verwendet werden. Erschwerend kommt hinzu dass sie oft synonym eingesetzt oder als grundlegend zusammenhängend betrachtet werden, was ebenfalls falsch ist.

Der wichtigste Begriff in diesem Zusammenhang ist nicht, für manche vielleicht erstaunlich, der des Kapitalismus, sondern der der Rendite. Renditen tauchen in der Geschichte in dem Moment auf als es gelang relevante Überschüsse zu produzieren. Dieser Zeitpunkt war erreicht, als die sich entwickelnde Landwirtschaft einen höheren Produktivitätslevel erreichte als das Jagen und Sammeln. Also der Moment als mit dem gleichen Arbeits- und Zeitaufwand von Bauern mehr Kalorien erzeugt wurden als von Jägern und Sammlern (ein äußerst zäher Prozess, der Jahrhunderte bis Jahrtausende dauerte). Als dieser Punkt erreicht war änderte sich schlagartig und für immer die Stellung des Menschen innerhalb der Biosphäre.

War es Menschen bis dahin gelungen durch ihre Intelligenz die Art nutzbarer Ressourcen auszudehnen und dadurch mit Ausnahme der Antarktis alle Landhabitate zu besetzen, so war doch die Arbeitsproduktivität nicht wesentlich gestiegen. Das bedeutete die verfügbaren Güter reichten zum Überleben der Art, aber auch nicht für mehr. Ist keine überschüssige Arbeitskraft oder Arbeitszeit vorhanden so ist deren Einsatz durch pure Notwendigkeiten weitgehend determiniert. Große materielle Unterschiede treten zwischen den Gesellschaftsmitgliedern nicht auf. Selbst starke Rangunterschiede führen nicht zu großen Unterschieden in der Güterverfügbarkeit, denn das würde sofort einen Teil der Gruppe in den Untergang treiben. Selbst die Möglichkeit, dass sich ranghöhere Gruppenmitglieder vor der Arbeit „drücken“ ist nur sehr begrenzt möglich, denn ohne Überschüsse ist es der Gruppe kaum möglich unzureichend produktive Mitglieder zu alimentieren.

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Weltweite Ernährungssicherung durch Wüstenbegrünung – Teil 1

25.05.2015

Unsere heutige Ernährung ist in großem Maße von billiger Energie abhängig: Große Maschinen pflügen, säen, spritzen Pflanzenschutzmittel oder ernten dann die Nutzpflanzen, bringen sie über weite Strecke in Verarbeitungszentren wo sie dann entweder in Plastik verpackt oder tiefgekühlt in Supermärkte in ganz Deutschland verteilt werden. Auch die Herstellung der Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel ist energieaufwendig, speziell die des Kunstdüngers.
Zwar ist die Getreidemenge als auch die Getreideanbaufläche in den letzten Jahren noch gestiegen (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Getreide#Weltgetreideernte ), aber es gibt gleichzeitig immer mehr Probleme durch Erosion, resistente Unkräuter, Versalzung von Böden durch falsche Bewässerung oder aber auch Flächenschwund durch militärische Auseinandersetzungen (Landminen oder Splitterbomben) oder industrielle Verunreinigungen (Erdöl, Uranerz, Braunkohletagebaue, Fracking, Goldgewinnung etc.). Und natürlich steigt die Weltbevölkerung immer weiter an. Dies führt in manchen Regionen zu extrem hohen Bevölkerungsdichten mit entsprechenden Problemen bei der Lebensmittelversorgung, z.B. in Südostasien.

Wie kann man also auch in Zukunft die Ernährung der Welt sicherstellen, wenn alle heutigen Landwirtschaftsflächen voll ausgelastet sind und vor allem, wenn keine billige Energie mehr zur Verfügung steht?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Es wird kein Geoengineering wie Wolkenimpfung oder eine andere lustige Erfindung benötigt. Die Lösung liegt zum einen in der Umstellung auf die Biolandwirtschaft und zum anderen in der Erschließung von bisher brachliegenden, „unfruchtbaren“ Gebieten in Wüsten, Halbwüsten und Savannen wie z.B. in der Sahara, Saudi-Arabien, Australien, aber auch etwa in Spanien.

Heutzutage sieht die Fruchtbarmachung der Wüste noch so aus (Bewässerungsfelder in Saudi-Arabien, siehe auch weiter unten das Google-Maps-Bild):

Copyright: Craig Mackintosh
Quelle:
http://permaculturenews.org/2010/08/06/letters-from-jordan-on-consultation-at-jordans-largest-farm-and-contemplating-transition/

Schon Ende der Antike gab es Gedanken daran die Sahara zu bewässern. Und in neuerer Zeit, im 19. Jahrhundert waren es die Franzosen, die in Libyen das Sirte-Becken, das Tiefbecken südlich der Bucht der Großen Syrte, zu einem großen See mit Hilfe eines Durchstichs zum Mittelmeer machen wollten ( hier zu lesen: „1.500 Oasen in der Sahara “ aus "Die letzte Chance" von Annie Francé-Harrar: http://www.ddbpage.net/btq/Die_Letzte_Chance_-_PDF_-_2010.pdf ). (mehr …)

Barcelona Social Club

Das, was man heutzutage "Krise" nennt, kommt in Mitteleuropa ja noch gar nicht richtig an. Zwangsenteignungen sind selten, Rentenkürzungen ebenfalls, Massenentlassungen aus Behörden und Unternehmen sind rar. Begründet wird die Krise im Süden Europas vor allem mit dem Verweis auf Schulden und einem Konsum-Produktion-Ungleichgewicht.

Mag der Ölpreis derzeit auch gesunken sein, ganz wirkungsfrei ist das Drei-Jahres-Hoch 2011-2014 in Kombination mit der gesunkenen Eigenförderung in Europa nicht. Mehr bezahlen und zugleich mehr vom Stoff kaufen zu müssen, geht an die finanzielle Substanz. Wie stark die europäische Finanzkrise mit der europäischen Energiekrise zusammenhängt, werden wohl erst Historiker in der Rückschau klarer einordnen können. Befreit von heutigen politisch-ideologischen Sichtgläsern.

Wer ein Ohr in die Zukunft werfen will, sollte sich eine Stunde Radio-Zeit nehmen. Das Feature von Annette Blaschke "Barcelona Social Club - Was Spanien aus der Krise lernt" ist ein Blick in eine europäische Großstadt, in der krisenbedingt ein neuer Umgang mit Geld, Konsum und Lebensstilen heranwächst:

Die Sicherheit des Stromnetzes: Gedanken eines Peak Oilers

Der Workshop und seine Ergebnisse

Am 24. April fand im Düsseldorfer Landtag ein Workshop zum Thema "Damit das Licht nicht ausgeht: Energiesicherheit, Digitalisierung und die Folgen eines Blackouts" statt. Als Zugabe war Marc Elsberg, der Autor von "Blackout", eingeladen. Die insgesamt sechs Stunden teilten sich auf in einen Einführungsvortrag von Prof. Dr. Schwenzfeier-Hellkamp: "Die Evolution des Stroms: Wie Digitalisierung und erneuerbare Energien die Stromproduktion auf den Kopf stellen". Danach gab es drei Themenblöcke, einen zur Sicherheit der Stromversorgung, mit einem Vortrag von Prof. Strüker: "Von intelligenten Netzen bis erneuerbare Energien: Wie gestalten wir das Stromsystem der Zukunft versorgungssicher?", einen zweiten von Klaus Müller mit dem Thema "Intelligente Netze: Anfällig und gläsern? Herausforderung für Datenschutz und Datensicherheit" und einen dritten mit Benno Fritzen zu dem Thema "Katastrophenfall Blackout: Herausforderungen für Politik sowie Feuerwehr, THW und Hilfsorganisationen". Nach den Parallelworkshops gab es eine gemeinsame Abschlussrunde, bei der dann auch Marc Elsberg über die Entstehung seines Buches redete und ein wenig daraus vorlas, bis dann in einer Podiumsdiskussion alle Vortragenden noch einmal miteinander über ihre Erfahrungen erzählen durften.

Die Organisatoren von der Grünen Fraktion des NRW Landtags hatten nach eigenem Bekunden vor allem das Ziel, sich zu vergewissern, wie sicher das Stromnetz ist angesichts der zunehmenden Rolle der erneuerbaren Energien. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf dem Problem, dass Wind- und Sonnenenergie nicht immer zur Verfügung stehen und das Netz somit flexibler gestaltet werden muss. Aus dieser Sicht sandte der Workshop eine klare Botschaft: die Flexibilisierung des Netzes ist kein Problem, die ist zu bewerkstelligen. Die Datensicherheit ist ebenfalls gesichert, nur beim Datenschutz wird man nachbessern müssen.

Der für mich ergiebigste Teil war die Zusammenfassung des THW und der Feuerwehr. Das Fazit ist, dass der Katastrophenschutz ziemlich vernachlässigt worden ist, wobei THW und Feuerwehr das Thema jetzt energischer angehen und sich besser vorbereitet fühlen, wohingegen die Einbeziehung des Bevölkerung noch ein Schwachpunkt ist, den es in Zukunft anzupacken gilt. Denn natürlich ist es auf der einen Seite nötig, den Ernstfall eines Blackouts zu üben und auch Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, etwa ständig Vorräte für zwei Wochen zu haben. Auf der anderen Seite möchte man aber keine Panik verursachen in einer Bevölkerung, die einen solchen Ernstfall nur aus Erzählungen kennt und deswegen nervös reagieren könnte. Wie es scheint, sind derartige Sorgen wohl unbegründet, die Menschen verstehen durchaus den Sinn dieser Maßnahmen. Und es gibt zahlreiche Maßnahmen, die nur die Menschen selber wirkungsvoll durchführen können, weil die Hilfswerke im Ernstfall überfordert wären. Man müsste sie also nur dazu befähigen bzw. ermuntern.

Mein eigenes Fazit

Bevor ich mich anmeldete, hatte ich etwas andere Vorstellungen von dem Problem der Sicherheit des Stromnetzes. Für mich stellt sich dies nicht nur als Verteilungsproblem dar sondern auch als Mengenproblem. Die ganze Diskussion um Effizienz könnte man sich ja teilweise schenken, wenn immer genug Strom da wäre. Dass dem nicht so ist, sei es wegen der erneuerbaren Energien, sei es wegen des Atomausstiegs, das ist das eigentliche Problem. Die Verteilungsprobleme sind also auch Mangelprobleme. Diese wurden aber nicht oder jedenfalls nicht unter diesem Blickwinkel diskutiert. Es ist in diesem Land nach wie vor nicht schick, über Mangel zu reden. Ich hatte mich für den ersten Themenblock entschieden, den mit Prof. Strüker, weil ich annahm, er würde etwas über die Dimensionen des verteilbaren Stroms sagen können. Der stellte sich aber als Wirtschaftsinformatiker heraus und diskutierte die Energiewende letztendlich als Problem der korrekten Bepreisung von Strom. Meine Frage nach dem Wieviel blieb unbeantwortet.

Nur bei der anschließenden Pause sagte mir so mancher, dass dies wohl die eigentliche Frage gewesen sei. Ich nehme an, die gehörten eher zum THW oder zur Feuerwehr, denn das restliche Publikum schien eher aus dem Wirtschaftssektor zu kommen und wollte gewisse Probleme nicht sehen. Einer sagte mir, es gebe genug eneuerbaren Strom. Ich glaube aber nicht daran, und ich bin nicht alleine.

Das hat mich nachdenklich gemacht. Wie es scheint, mag man bei vielen Grünen nicht so gerne darüber nachdenken, dass der Wandel (die "Wende") nicht einfach nur bedeuten kann, dass man auf Erneuerbare umsteigt, sondern dass es da auch um eine massive Einschränkung geht. Es herrscht bei einigen eine Technikgläubigkeit, die mir sehr altbacken vorkommt.

Doch zurück zu dem Workhop. Da der erneuerbare Strom nicht so zuverlässig fließt, muss man an der Verbrauchsseite etwas ändern. Was kann die Lösung sein? Das Wort Einschränkung fiel wie gesagt nicht. So etwas kommt irgendwie bei Wirtschaftlern nicht vor. Die haben eine ganz andere Denke: für sie ist alles nur eine Frage des richtigen Preises. Wo früher ein Kraftwerksbetreiber mit nichts als der Lastkurve ausgekommen ist, sieht der moderne Ökonom, dass das Verteilungsproblem nicht etwa durch die Physik gelöst werden müsste sondern durch den Markt. Die Nachfrager würden schon aufhören nachzufragen, wenn der Strom nur teuer genug wird. Umgekehrt werden sie ihn massenhaft verbrauchen, sofern er nur billig genug ist.

Und das, so wurde mir irgendwann klar, erklärt dann auch die Notwendigkeit des Smart Grids beziehungsweise der zahllosen intelligenten Geräte, die ständig irgendwelche Daten zum Netzbetreiber senden oder von diesem empfangen. Sie werden nicht primär dafür gebraucht, um Stromangebot und -nachfrage zur Deckung zu bringen (das würde ja Zwangsabschaltungen beinhalten), sondern, um den Marktpreis zu finden, der Angebot und Nachfrage von selbst dahin bringt, im Gleichgewicht zu sein.

Das hat in mir einen Sturm von Fragen ausgelöst, die ich nicht im Einzelnen auflisten will. Ich möchte nur soviel zu bedenken geben: die Idee, die physikalischen Mechanismen stets durch Preismechanismen zu ersetzen, ist Teil einer weitgehenden Ökonomisierung, die vorgeblich ohne Zwänge auskommt, weil ja alles durch den Markt geregelt wird. Dass die Teilnahme am Markt in dieser Form selbst schon eine Zwangsveranstaltung ist, wird selten diskutiert. Dass aber der Verzicht eines Nachfragers mangels Geld für ihn irgendwie dasselbe ist als wie wenn aus anderen Gründen kein Strom da ist, sollte doch klar sein. Der Marktsprech ist nichts als die Tünche, die alles schöner aussehen lässt, und die es geschickt vermeidet, über die Dinge so zu sprechen, wie sie sich uns zeigen.

Konkret: es gibt schon jetzt Menschen in Deutschland, die keinen Strom haben, weil sie ihn nicht bezahlen können. In den USA gibt es Menschen, denen sogar der Wasseranschluss gesperrt wurde. Was nützt ihnen der Gedanke, dass Strom und Wasser verfügbar ist, sie nur leider nicht bereit (?) sind, den Preis zu bezahlen? Umgekehrt: wenn man Geld dazu hat, ist man in der Marktlogik berechtigt, so viel zu verbrauchen, wie möchte.

Wenn die Energie erneuerbar ist, mag das irgendwie angehen. Aber im Ernst glaube ich nicht, dass es in naher Zukunft so weit kommt. Bis dahin ist die Idee, die Rechtfertigung für Stromverbrauch allein in der Fähigkeit zu sehen, ihn auch bezahlen zu können, absurd. Sie leistet letztlich der weltweiten Zerstörung Vorschub. Denn noch immer leben wir nach der Devise, dass wir ein Anrecht auf die Dinge haben, solange wir sie nur bezahlen können.

Schulprojekttag Elektromobilität und eine Tesla-Fahrt

Vor einigen Jahren haben wir im Rahmen unserer Vereinsarbeit ein Bildungsmodul zu Elektromobilität entwickelt. Die sächsischen Schulen können dieses Modul wie auch andere über die Sächsische Energieagentur SAENA buchen. Die Kosten übernimmt die SAENA, die Schulen dürfen die Projekttage in ihre Unterrichtsabläufe einbauen. Um weitere Schulen zu gewinnen und zugleich den Projektansatz mal zu dokumentieren entstand auf Basis von 2013er Filmaufnahmen nun ein kurzes Info-Video, das die Bildungs-Bausteine darstellt:

Schulprojekttag Elektromobilität
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Kommentarlos, Teil 63

Als "Giganten" 1956 in die Kinos kommt, sind die USA bereits der größte Ölförderer weltweit. Aus Autos werden damals Straßenkreuzer. Aus Bundesstraßen achtspurige Highways. Amerika wird zum Land des unbegrenzten Energiekonsums.

Doch bereits 1956 warnt ein Mann vor dem baldigen Ende des heimischen Ölrausches. Sein Name: Marion King Hubbert. Der texanische Öl-Geologe hat das Fördermaximum, den von ihm sogenannten Peak Oil, für Anfang der 70er-Jahre berechnet. Danach werden sich die amerikanischen Ölfelder in der Summe allmählich erschöpfen. Hubbert wird damals von seinen Kollegen verlacht. Doch die Peak-Oil-Theorie erweist sich als korrekt: 1970 werden 533 Millionen Tonnen des schwarzen Goldes aus der amerikanischen Prärie gepumpt. Dann geht es abwärts. Langsam, aber stetig, Jahr für Jahr. So wie inzwischen auch in vielen anderen Ölförderländern.

Deutschlandradio Kultur über den Stand am Peak Oil