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Europas Energiekrise

Energiezuflüsse sind das Fundament industrialisierter Gesellschaften. Leistung wird durch diese Energiezuflüsse in tausendfach höherer Stärke erbracht als durch körperliche Arbeitskraft von Menschen. In einem Liter Kraftstoff stecken 10 Kilowattstunden gespeicherte Energie, für deren äquivalente Erbringung ein Mensch ca. 125 Stunden durcharbeiten müßte (-> Energiesklaven), was bei heutiger Arbeitskultur (40 Stunden/Woche) also ca. 3 Wochen menschlicher Arbeit entspricht.

Die in Geld gemessenen Kosten für Energie sowie deren Zuflussgeschwindigkeit bestimmen über die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Der zentrale Preis im globalen Energiesystem ist weiterhin der Ölpreis, weil Erdöl weiterhin ein Drittel des globalen Primärenergieverbrauchs liefert und in seiner Handhabbarkeit unübertroffen ist (flüssig lagerbar und pumpbar bei Zimmertemperatur, hohe Energiedichte, breite Anwendungsbereiche stofflich wie energetisch: Verkehr, Heizung, Stromproduktion). Der Ölpreis liegt Aktuell (Februar 2022) bei ca. 95 US$/159 Liter, wobei es nur geringe Unterschiede im Preis zwischen Brent (europäisch) und WTI (nordamerikanisch) gibt. Das sind 60 US-Cent pro Liter, ein angesichts der globalen Bedeutung, weiterhin extrem geringer Preis. Da der Öl-Preis aber als Ankerpreis für andere Energiepreise gilt und durch die breite Nutzung von Öl in allen Produkten und Leistungen enthalten ist, hat sein Anstieg Wirkung auf volkswirtschaftliche Produktionsleistung, betriebswirtschaftliche Kostenstruktur und Inflationsdynamik.

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Kampagne fürs Fliegen

Die Vereinigung der Fluggesellschaften IATA bereitet offenbar eine Werbekampagne vor, die den Sinn und die Effekte des Fliegens hervorheben soll. Diese Kampagne ist als Antwort auf die weltweiten FridaysForFuture-Demonstrationen und die dadurch ausgelöste Debatte über das fossile Energie- und Mobilitätssystem gedacht. Hervorheben will man laut FAZ, dass Fliegen Menschen zusammenbringt. Und dass die Treibstoffkosten pro Kopf seit 1990 um 40% gesunken sind. Es ist kaum zu erwarten, dass die Kampagne den Zuwachs der Passagierzahlen von 1990 bis 2020 hervorheben wird, der den sogenannten Rebound-Effekt sichtbar machen würde: dass Einsparnisse durch Technologie oft dafür sorgen, dass das entsprechende Produkt umso öfter konsumiert wird. Dadurch ist natürlich der Gesamtenergiebedarf der Flugbranche seit 1990 massiv gestiegen. Somit ist solch eine Kampagne nichts anderes als Lobbying und die Chance auf Aufklärung und echte Debatte wird vertan.

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Eindrücke vom VDW & ASPO Workshop am 24.10 in Berlin

Am 24.10 fand in Berlin ein Workshop der Vereinigung der Deutschen Wissenschaftler (VDW) und der Assosiation for the Study of Peak Oil (ASPO) Deutschland zum Thema 'Umbrüche – Turbulenzen bei Öl und Gas' statt.

Der Workshop war gut organisiert (sogar veganes Chilli und vegan belegte Brötchen!) - die Vortragenden hatten allesamt interessante und spannende Vorträge und das Publikum interessante Fragen und Anmerkungen bei zusteuern. In meinem kleinen Bericht hier versuche ich ein paar Eindrücke wieder zu geben - er ist in keiner Weise vollständig, da ich dafür zu wenig Notizen gemacht habe (und ein Artikel über den Workshop anfangs auch nicht mein Anliegen war). - Ein Gastbeitrag von H.C. Fricke (http://limitstogrowth.de).

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Der erste Vortragende den ich unbedingt einmal 'Live' sehen wollte war Ugo Bardi mit seinem Vortrag zum Senecal Cliff: 'Conventional Oil Supply  – The Impending Seneca Cliff' in Verweis auf sein demnächst erscheinendes Buch.

Bardi wies in diesem Zusammenhang auf die Ressourcensituation hin und das ein (Anm.: Seiner Ansicht nach möglicher) Umbau zu einer Energiewirtschaft die zu 100% auf erneuerbaren Energien basiert massive finanzielle aber auch materielle Investitionen (ca. 5% der globalen Ressourcen) benötigen würde. Dabei wäre dann das  Ziel einer 2000 Watt Gesellschaft - also einer Gesellschaft in der wir in Deutschland ca. nur noch 1/3 der Energie pro Person (oder weniger) verbrauchen dürften - erreichbar (Anm.: Man sollte sich aber keine Illusionen machen, was bei 2000 Watt pro Person alles nicht mehr möglich ist. So wären denn auch die (massiven) finanziellen Investitionen in die EE gleichzusetzen mit einer Re-Allokation der Ressourcen - Verzicht hier, heute, jetzt und sofort - damit die nächste Generation eine Chance hat).

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Gegenläufig: Siemens steigt ins Fracking ein, Familie Rockefeller steigt aus

675.000 Menschen gingen gestern in New York, Kathmandu, Berlin, Delhi, Paris und anderen Städten auf die Straße, um für den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter zu demonstrieren. Ein neuer "Klimagipfel" soll auf politischer Ebene die Frage klären, wie wir binnen 30 Jahren die Umwandlung von Kohlenwasserstoffen in Kohlendioxid auf Null fahren - das ist die Zielstellung, die im SPIEGEL formuliert wird, um das Ziel einer 2-Grad-Begrenzung der globalen Durchschnittstemperaturen einzuhalten. Um 5% pro Jahr müßten die Emissionen an CO2 (und damit der Verbrauch von Kohle, Öl und Gas) pro Jahr sinken, um das zu erreichen. 6 bis 7% sind es derzeit, um die die europäische Ölförderung jährlich schrumpft. Der Ölverbrauch sinkt bislang bei weitem nicht so schnell.

Unter der Überschrift "Siemens will am Fracking verdienen" berichtet N-TV von der Übernahme des us-amerikanischen Kompressoren- und Turbinen-Herstellers Dresser-Rand. 6 Milliarden US-Dollar investiert der neue Siemens-Chef Joe Kaeser in den Maschinenbauer, der Siemens den Zugang zur Öl- und Gasbranche sichern soll. Außerdem verpflichtet Siemens die Shell-Managerin Lisa Davis und verlegt den Sitz der Energiesparte ins Herz des Öl-Staates Texas: Nach Houston. Bemerkenswert ist, dass N-TV den Artikel mit einem Verweis auf die Nicht-Nachhaltigkeit der Siemens-Strategie enden läßt:

Doch nachhaltig ist der Fracking-Boom kaum: Schon jetzt gehen durch das Überangebot in den USA die Gaspreise in den Keller. Im Jahr 2030 wird die US-Ölproduktion ihren Zenit wieder überschritten haben, schätzt die IEA.

Während Siemens einsteigt, steigt die Rockefeller-Familie aus: Sie tritt der Divestment-Bewegung bei, die Investments aus der fossilen Energietechnik abzieht. Zwar sind die paar hundert Millionen US-Dollar, die der Familien-Fonds verwaltet im Vergleich zum Billionengeschäft mit Öl, Gas und Kohle gering, aber die symbolische Botschaft ist doch bemerkenswert. Schließlich war es Öl, das John D. Rockefeller zum damals reichsten Mann der Welt machte. Symbolträchtig zudem der Zeitpunkt: Parallel zu weltweiten Klimaschutzdemonstrationen und einem außerordentlichen Klimagipfel dürfte der Schritt Gehör finden.

Parallel aber läuft das Business-as-usual weiter. Hohe Ölpreise machen alte Lagerstätten wieder wirtschaftlich. Beglückter Leidtragender: Das Allgäu. Dort gibt es jetzt neue Probebohrungen.

(Dank an Inez & Frank)

Weiteres:

EIA: US-Öl-Fracking erreicht seinen Peak in 2016

Die US-EnergyInformationAdministration (EIA) hat ihren Energieversorgungs-Ausblick auf das Jahr 2014 und danach veröffentlicht. Darin wird deutlich, dass die Ölförderung durch Fracking ihren Höhepunkt bereits 2016 erreichen wird. Damit bestätigt die EIA Vermutungen, die anhand der Bakken-Förderstatistiken hier im August veröffentlicht wurden. Der erst vor 8 Jahren eingesetzte Hype um Fracking wird zumindest beim Erdöl also schon nach etwas mehr als 10 Jahren seinen Höhepunkt erreichen.

US-Oelfoerdung 2014-2040

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Deutschlands Lieferländer 2012

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hat Import-Export-Statistiken auch für Erdöl. Deutschland, welches zu ca. 97% von Importen abhängig ist, hat eine Vielzahl an Lieferanten, wirklich bedeutsam sind aber nur eine Handvoll:

Öl-Lieferländer-Deutschland-2012

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PM: Öl- und Gas-Förderung in Deutschland weiter rückläufig

(Hannover) Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) verzeichnet für das Jahr 2012 in Deutschland einen Rückgang bei der Erdöl- und Erdgasproduktion. Zu diesem Ergebnis kommt das LBEG in seinem aktuellen Bericht „Erdöl- und Erdgasreserven in der Bundesrepublik Deutschland am 1. Januar 2013". Auf Grund der fortschreitenden Ausförderung der Erdöl- und Erdgasfelder sei kein positiver Trend zu erkennen, so ein allgemeines Fazit der Studie. Lediglich in Rheinland-Pfalz nahm die Produktion zu.

Insgesamt wurden 2012 in Deutschland 2,6 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Das ist ein Rückgang von rund 56 000 Tonnen bzw. 2,1 % gegenüber 2011. Die Erdölreserven in Deutschland betrugen am Stichtag 1. Januar 2013 32,5 Millionen Tonnen und liegen damit um 2,8 Millionen Tonnen unter dem Ergebnis des Vorjahres (- 8 %). (mehr …)

Ölförderung Europas 2012: -7%

In Europa wurde 2012 im Schnitt 7% weniger Erdöl pro Tag gefördert als noch 2011. Das zeigen die Daten der US-amerikanischen Energiebehörde EIA. Damit ist der niedrigste Stand seit 30 Jahren erreicht. Über den Ölverbrauch in Europa in 2012 sowie zur Gasförderung liegen noch keine Zahlen vor.

Die zuletzt auf ca. 100 Dollar pro Barrel gesunkenen Ölpreise der für Europa wichtigen Ölsorte Brent haben die mediale Aufmerksamkeit vom Thema Öl abgelenkt. Nur selten finden sich solch ausgewogenen Artikel wie jener von Jakob Schlandt in der Berliner Zeitung, der warnt, dass die Ruhe bei den Ölpreisen nicht von langer Dauer sein muss und Unruhe in Förderländern jederzeit den kritischen Rohstoff wieder teurer werden lassen kann.

In Deutschland ist derzeit nur Fracking weiter in der Diskussion. Schleswig-Holstein will in den Bundesrat eine Länder-Initiative zum Verbot der Fördermethode einbringen. Dass solch eine Bundesland-Initiative Erfolg haben kann zeigt auch die Skepsis in Nordrhein-Westfalen, die sich in einem Bericht der "Neuen Westfälischen" von einer Kaminzimmer-Veranstaltung der CDU zu diesem Thema spiegelt. Offenbar wird die Berichterstattung langsam mit der politischen Wahrnehmung des Problems differenzierter, denn die Zeitung zitiert den CDU-Mann Sven Öpping mit der Frage "Welchen Preis sind wir angesichts geringer werdender Energiereserven bereit zu zahlen?" Der "Preis", der hier gemeint ist, soll in diesem Fall aber eher vom Umweltkonto angebucht werden als vom Lebensstil-Konto: Noch immer soll das Problem stagnierender bzw. zurückgehender Öl- und Gasförderung von der Angebots-Seite aus gelöst werden, über die Verringerung der Nachfrage denkt bisher nur eine avandgardistische Nische nach: Wer will, darf sich jetzt in Leipzig in einem Wettbewerb erd-öl-frei messen: Wer spart am meisten Erdöl? (mehr …)