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Ressourcennationalismus am Beispiel “Seltene Erden”

Laut SPIEGEL Online ist noch in diesem Quartal mit einem Anstieg der Preise für Festplatten von bis zu 10% zu rechnen. In der Computerbranche sind Preisanstiege eher eine Seltenheit. Hintergrund dieser Entwicklung ist Chinas Exportpolitik für die als "Seltene Erden" bekannten Metalle, die vor allem in der Hochtechnologie benötigt werden. Zwar hat China im Juli die Exportbeschränkungen leicht gelockert, trotzdem sollen laut Handelsblatt die exportierten Mengen von 30.258 Tonnen in 2010 auf 30.148 Tonnen in 2011 sinken. Praktisch exportiert China damit dieselbe Menge an "Seltenen Erden" wie 2010, aus Sicht der importierenden Länder entspricht diese Entwicklung quasi dem Erreichen eines Peaks: Der Peak Seltene Erden.

China hat bei diesen Rohstoffen einen Weltmarktanteil von 95%, darf also als Monopolist angesehen werden. Dieser Peak kommt vermutlich weniger deshalb zustande, weil die Förderung der Rohstoffe stagniert sondern vielmehr deshalb, weil China sich einen strategischen Vorteil beim Aufbau der eigenen Hochtechnologie-Branche sichern will. Deshalb macht es Sinn, die heimischen Rohstoffe auch zuhause zu verarbeiten und zu veredeln, statt sie zu exportieren. Ein klassisches Beispiel für Ressourcennationalismus. Aus Sicht der Import-Länder ist der Grund für diesen Peak jedoch relativ egal: Er ist da und in jedem Fall müssen höhere Preise bezahlt werden, was sich bereits sichtbar auf die Preise der Endprodukte niederschlägt - wie das Beispiel der Festplatten zeigt.

IWF und IEA warnen, Russland kürzt Benzin-Exporte, BGR & DERA beleuchten Seltene Erden

Matt Mushalik von CrudeOilPeak.com hat den jüngsten World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds (IWF) analysiert und die Aussagen zur befürchteten "Öl-Knappheit zusammengefasst: IWF warnt vor Ölknappheit und einem 60%igen Ölpreisanstieg innerhalb eines Jahres. Mit diesem Bericht der weltweit bedeutendsten "ökonomischen Institution" sollten jetzt zumindest die "global Player" über die Risiken des Peak Oil aufgeklärt sein, denn dieses Papier sollte sowohl bei Banken, großen Konzernen und in einzelnen Gremien der großen Politik gelesen werden. Der IWF stellt basierend auf Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) fest, dass das Wachstum der Ölversorgung seit 2005 auf nur noch 0,8% gesunken ist. Das deckt sich mit der Aussage der IEA, dass der Peak für konventionelles Erdöl in 2006 erreicht wurde. Die Szenarien, die der IWF entwirft, gehen kaum von einer Steigerung der Produktion aus, sondern vielmehr von einem Anstieg der Preise und einem negativen Einfluss auf die Wachstumsraten der Weltwirtschaft. Ein 800%iger Preisanstieg über die kommenden 20 Jahre hält der IWF für möglich, sofern die Ölversorgung um 2% pro Jahr sinkt. Das war bislang so noch nirgends zu lesen...

Fatih Birol, Chefökonom der IEA ist im Interview im australischen Radio zu hören. Er wird unter anderem gefragt, ob ihm die Entwicklung Sorgen bereitet und er beschreibt, in welcher Form sie das tut....

SPIEGEL ONLINE berichtet, die russische Regierung habe die staatseigenen Ölkonzerne Rosneft und Gasprom aufgefordert, im Mai kein Benzin zu exportieren, sondern die Kapazitäten dem heimischen Markt verfügbar zu machen. Hintergrund: Im Februar zwang die Regierung die Konzerne, die Benzinpreise im Inland niedrig zu halten, weshalb diese mehr Benzin exportierten, um von den höheren Weltmarktpreisen zu profitieren. Dies führte zu einer Knappheit im Land selbst. Neben der Exportbeschränkung hebt die Regierung offenbar den Ausfuhrzoll für Benzin an und senkt zugleich die Fördersteuern. Während die Produktion von Öl damit billiger wird, wird der Export weniger profitabel - eine Strategie um den aufbereiteten Rohstoff im Land zu halten. Angesichts der globalen Preise ein deutliches Zeichen für jenes Phänomen, was in der Bundeswehr-Studie als "Ressourcennationalismus" bezeichnet wurde. Und es birgt Sprengstoff: Für Russland, da der Versuch der Subventionierung der Ölpreise künftig auch mit Staatsgeld erfolgen könnte, was die Verschuldung treibt; für Deutschland, da über ein Drittel der deutschen Ölimporte aus Russland kommen.

Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben sich gemeinsam die Situation um die "Seltenen Erden" angesehen, die einerseits Bausteine für viele "Grüne Technologien" sind (insbesondere für Permanentmagneten im E-Mobilitätsbereich und für Windkrafträder), andererseits aber knapp und  knapper werden. China ist Quasimonopolist. Die 8-seitige Studie findet sich hier.