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Kommentarlos, Teil 59

Sollten die Ölpreise niedrig bleiben, werden Länder mit ohnehin labilen Haushalten in kurzer Zeit zusammenbrechen. Venezuela und Nigeria könnte es schon 2015 als erste treffen. Nach zwei bis drei Jahren wäre auch Russland, das zudem noch von den Sanktionen hart getroffen wird, zahlungsunfähig – oder Moskau müsste den Sozial- und Militärhaushalt radikal kürzen. Viele mittelständische Schieferölproduzenten in den USA werden insolvent und von finanzkräftigeren Konkurrenten geschluckt. Saudi-Arabien, Kuweit und die Emirate können dank großer Finanzpolster noch ein paar Jahre länger durchhalten.

Steffen Bukold für die ZEIT

Was wäre, wenn Russland der EU den Gas- und Ölhahn abdreht?

Steffen Bukold von EnergyComment wurde vom SWR gefragt, welche Wirkungen eigentlich eine Eskalation des Ukraine-Konflikts auf die Energieversorgung hätte. Das interessante Gespräch, was auch die Themen Fracking und EU-Energiepolitik schrammt, ist sehr empfehlenswert.

 

Quelle: Der Süchtige am Gashahn, SWR

Dazu passend:

Weiteres:

 

Kommentarlos, Teil 11

Bukold: Darüber hinaus gibt es jedoch noch andere ölpolitische Probleme, die für die Verbraucher und die Sicherheit der Energieversorgung eine weitaus größere Rolle spielen.

mm: Welche sind die wichtigsten?

Bukold: Vor allem die drohende Ölverknappung und Peak Oil. Es ist absehbar, dass das Ölangebot nur noch wenige Jahre mit der steigenden Nachfrage Schritt halten kann. Das Problem wird immer noch unterschätzt, obwohl es immense ökonomische Risiken mit sich bringt; andererseits aber auch Geschäftschancen für Unternehmen und Branchen, die sich rechtzeitig darauf einstellen.

Interview mit Steffen Bukold im Manager-Magazin

Presseschau: Öl im Getriebe

Die hohen Ölpreise provozieren allerhand mediale Wellen:

BP: Zwischenzeitlicher Peak erreicht

Als "Zwischen-Peak" könnte man die Aussage des BP-Chefökonomen Christof Rühl im jüngsten SPIEGEL-Interview interpretieren, der auf die Frage, wie das aktuelle Kostenhoch beim Öl zustande kommt antwortet: "Weil die Nachfrage das Angebot übersteigt." Der "Nachfrageschub" in den Industrieländern sowie der "Boom" in den Schwellenländern träfe insbesondere auf die Lieferausfälle in Libyen. (mehr …)

Frankreich verbietet Fracking, Obama will schneller bohren, Spekulanten gehen an den Start

Dass die Förderung unkonventioneller Erdgas-Vorräte nicht unproblematisch ist, wurde schon an anderer Stelle erwähnt: Mit den Flüssigkeiten, die zum Aufbrechen der Lagerstätten in den Boden gepumpt werden, werden radioaktive Stoffe ausgespült und beim Verbrennen aber auch beim Fördern selbst gelangen Treibhaus-Gase in die Luft. Das französische Parlament hat jetzt den Abbau unkonventioneller Erdgas-Reserven faktisch untersagt, berichtet heise.de.

US-Präsident Barack Obama wiederum beugt sich dem Druck der steigenden Spritpreise und will die Förderung von Öl und Gas beschleunigen. Dazu soll ein bislang als "nationale Erdölreserve" gehaltenes Reservoir in Alaska angezapft werden, die Förderung auf staatlichem Grund erleichert werden, sowie  Förderrechte im Meer (Golf von Mexiko, Arktisches Meer, Atlantikküste) überprüft, verlängert oder neu vergeben werden. Zudem will man die Ölkonzerne ermuntern, bestehende Reserven schneller zu erschließen und auszubeuten. Das alles darf man bei SPIEGEL-Online nachlesen, den Bogen zur Endlichkeit der Rohstoffe läßt der Artikel jedoch leider vermissen...

Ebenfalls im SPIEGEL aber eher versteckt findet sich ein Hinweis, dass die große Finanzwelt zunehmend ins Ölgeschäft einsteigt. In einem Artikel über den US-Spekulanten John Paulson und dessen neuesten Deal mit der Deutschen Bank wird auch beschrieben, worum es in diesem Deal geht: Paulson spekuliert darauf, dass der Öl- und der Goldpreis zusammen steigen, die Deutsche Bank tritt als Vermittler des Geschäfts auf. Auf Paulsons Betreiben wurden wohl im Vorfeld der Finanzkrise 2007/2008 jene "Finanzprodukte" gestrickt (CDO), die einen großen Anteil am rasanten Platzen der US-Immobilienblase hatten. Paulson wettete auf ein Platzen dieser Blase, gewann diese Wette und gilt seitdem in einschlägigen Kreisen als "Superstar". Sein Einsatz bei diesem neuen Deal liegt laut SPIEGEL "bei über einer Milliarde Dollar", was ja sehr viel Spielraum nach oben läßt. Keine kleine Summe jedenfalls - für eine Wette auf Peak Oil...

Und noch der Hinweis auf einen interessanten Artikel von Steffen Bukold von EnergyComment in "Internationale Politik" über 7 Thesen, Wahrheiten und Irrtümer über ERDÖL.

Überproduktion in europäischen Raffinerien

"Es gibt zu viele Raffinerien" ist ein aktueller Artikel in der Financial Times überschrieben. Insbesondere in Europa. Das senkt die Auslastung und damit die Margen in den Unternehmen, weshalb der Shell-Börsenkurs trotz eines Gewinns von über 4 Milliarden Dollar im letzten Quartal um 2,2% abrutschte. Offenbar versuchen die Mineralölgesellschaften die vorhandenen Raffineriekapazitäten zu verkaufen oder stillzulegen. Letzteres ist in Europa gar nicht so einfach, sagt die FTD: "Raffinerien dicht zu machen, ist wegen der teuren Bodenreinigung in Europa fast unmöglich."

Während Shell in Hamburg-Harburg seine Raffinerie schließt und damit die Belegschaft zu Protesten provoziert, bauen andere Firmen ihre Kapazitäten weiter aus - bei Hansen ist erneut Hamburg im Gespräch. (mehr …)