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Die abiotische Theorie und Peak Oil

Wir wissen nicht, wie Erdöl wirklich entstanden ist. Kein Mensch war dabei. Wir haben nur Theorien darüber, wie sich Öl gebildet hat.

In der Diskussion um "Peak Oil" wird die Entstehungsgeschichte von Erdöl intensiver diskutiert.
Ganz besondere Aufmerksamkeit bekommt dabei die "abiotische Theorie". Sie wird oft angeführt,
um die Idee eines Öl-Peaks zu widerlegen. Die abiotische Theorie besagt, Öl entstand nicht
durch biochemische Umwandlungsprozesser pflanzlicher Reste, sondern Öl entsteht auf nicht-biologischem Wege aus Gestein (abiotisch). Aus diesem Ansatz läßt sich ableiten, daß Öl nicht zwingend endlich ist, sondern ständig neu entsteht. Demnach füllen sich Ölfelder wieder auf und Öl geht der Menschheit als Rohstoff nicht verloren.

Diese abiotische Theorie konkurriert mit der Mainstream-Theorie, nach der Erdöl durch die Umwandlung von Bio-Masse in einem Millionen Jahre dauernden Prozess entstanden ist. Die Bio-Masse seien abgestorbene Pflanzen-Reste gewesen (wie Plankton), die sich am Meeresgrund gesammelt hätten, verdichtet wurden und unter Druck und durch Zufuhr von (Erd-)Wärme zu Erdöl gewandelt wurden. Nach dieser Theorie sind die globalen Öl-Vorräte begrenzt und neigen sich mit wachsender Ausbeute zwangsläufig ihrem Ende zu. Aus dieser Endlichkeit der Ressource wurde die Idee eines Öl-Peaks abgeleitet, also eines Höhepunktes in der Fördergeschwindigkeit.

Und tatsächlich: Experimente scheinen zu belegen, daß Öl sich auch auf anorganischem Wege bilden kann. Zumindest Methan konnte im Experiment unter hohem Druck und hohen Temperaturen hergestellt werden. Die Ausgangsmaterialien und die Rahmenbedingungen, die im Experiment genutzt wurden, lassen sich auch im Erdmantel vermuten. Vom Methan zum Öl ist es jedoch ein weiterer Weg, der nicht im Experiment untersucht wurde, genausowenig wie die Frage, ob sich das Methan zu nutzbaren Lagerstätten anreichern kann.

Es muss jedoch bezweifelt werden, ob die abiotische Theorie tatsächlich "Peak Oil" widerspricht. "Peak Oil" besagt, daß die Geschwindigkeit, mit der wir Menschen das Erdöl verbrauchen, ab einem bestimmten Punkt schneller abläuft, als wir das Öl fördern können. Peak Oil bedeutet also, daß es eine Obergrenze der Fördergeschwindigkeit gibt, einen Höhepunkt, der aus technischen, wirtschaftlichen und politischen Gründen nicht überschritten werden kann. Die abiotische Theorie läßt uns zwar die Hoffnung, daß Öl sich permanent neu bildet, aber es gibt keine Zahlen darüber, in welcher Geschwindigkeit dies passiert. Selbst wenn die abiotische Theorie stimmt und Erdöl einem ständigen Erneuerungsprozess unterliegt, so muss sich Erdöl mindestens so schnell neu bilden, wie wir Menschen es verbrauchen, damit es keinen Öl-Peak gibt. Der derzeitige globale Öl-Verbrauch liegt bei über 80 Millionen Barrel täglich (Stand 2009). Damit diese Verbrauchsgeschwindigkeit gehalten werden kann muss sich Öl also mindestens mit dieser Geschwindigkeit neu bilden und sich so in der Erdkruste sammeln, daß es sich durch uns fördern läßt.

Daraus folgt: Unabhängig davon, welche Theorie die Entstehung von Erdöl korrekt beschreibt, muss die Neubildung von Erdöl mindestens so schnell geschehen, wie wir Menschen das Erdöl verbrauchen. Bildet sich Öl langsamer als wir es fördern und verbrauchen gibt es unweigerlich eine Begrenzung der Verbrauchsgeschwindigkeit. Diesen Höhepunkt nennen wir Peak Oil.

Heute verbraucht die Menschheit mehr als 80 Millionen Barrel Erdöl pro Tag. Mit wachsender
Wirtschaft in den aufstrebenden Ländern Asiens, Südamerikas und Afrikas wird dieser Durst
eher zunehmen. Jedwede Neubildung von Erdöl muss also mindestens mit dieser Verbrauchsgeschwindigkeit
Schritt halten, damit "Peak Oil" nur ein Hirngespinst bleibt und wir weiterwirtschaften können wie bisher. Entstehungs-Theorien von Erdöl beschleunigen nicht dessen Neubildung, selbst wenn diese Neubildung möglich sein sollte. Was wir brauchen, um Peak Oil wieder aus dem Problembewusstsein von uns Menschen zu streichen sind belegbare Fakten, die zeigen, daß sich Ölreserven mindestens so schnell regenerieren als wir sie verbrauchen - und zwar nicht nur auf dem Papier. So lange dies nicht vorliegt bleibt auch die "abiotische Theorie" ein praxisfernes Schlachtfeld, was nicht zur Klärung unserer Zukunftsprobleme beiträgt.

Artikel, in denen die abiotische Theorie benannt und verwendet wird

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Fußnoten

Norbert Rost, www.peak-oil.com, Juni 2009, letzte Änderung 01.02.2010

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