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Flughafenausbau München basiert auf unrealistischer Ölpreisprognose

Jedes Projekt sollte heutzutage dahingehend geprüft werden, ob es sich bei einem bestimmten Ölpreis noch rechnet. Insbesondere Verkehrsprojekte sind stark abhängig von diesem Preis, denn Mineralöl ist heute der wichtigste Energieträger für Mobilität.

Beim Flughafenbau in München ist nun genau dieser Punkt hervorgehoben worden: Im Rahmen des frisch abgeschlossenen Planfeststellungsverfahrens wurden diverse Unterlagen und Gutachten veröffentlicht, die Einblick in die Planungen des Großprojekts geben. Darunter befinden sich die "Lufverkehrsprognosen 2020 für den Flughafen München", erstellt von der Intraplan Consult GmbH. Das Dokument stammt von Juli 2007, ist also bereits 4 Jahre alt. Darin heißt es:

"Die Entwicklung des Ölpreises hängt von mehreren, zum Teil schwer vorhersehbaren Faktoren ab. So sind neben technischen Produktionskapazitäten geopolitische Entwicklungen sowie das verhalten erdölfördernder Marktteilnehmer von großer Bedeutung. Die Energy Information Administration berücksichtigt diese Faktoren in ihrem Bericht 2007 zum jährlichen Energieausblick in drei verschiedenen Szenarien. Gemäß des Referenz-Szenarios wird der Kerosinpreis von 177,4 US-Cents in 2005 auf 141,8 US-Cent je Gallone im Jahr 2020 zurückgehen. Der Rohölpreis wird in der gleichen Quelle bei 57 $ pro Barrel für 2030 (Preisstand 2005) im Referenzszenario angesetzt, mit einem steigenden Trend ab 2015/2020, wo gut 50 $ erwartet werden [...] Auch wenn grundsätzlich andere Entwicklungen nicht auszuschließen sind, kann dieser Trend unter normalen Umständen als realistisch angesehen werden." [S. 272f]

Da stellt sich die Frage, was "normale Umstände" sind und wo das Vorsichtsprinzip bei dieser Herangehensweise bleibt. Die Prognose geht jedenfalls fast von einer Verdopplung der Passagierzahlen bis 2025 aus:

Die im Gutachten dargestellte Grafik aus diesem EIA-Papier zeigt zwar, dass auch ein High-Price-Szenario angeboten wurde, welches die Preisentwicklung bis 2030 auf bis zu 100 Dollar pro Barrel sieht, aber dieses Szenario wurde für die Luftverkehrsprognose für den Flughafen München nicht in Betracht gezogen. Die Realität hat dieses Szenario inzwischen ebenfalls überholt, bereits seit Monaten steht der Ölpreis weit über 100 Dollar und bis 2030 sind noch ein paar Jahre Zeit.

Klar ist: Der Anteil der Treibstoffkosten an den unternehmerischen Gesamtkosten der Fluglinien ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen: Von 13% in 2004, 20% in 2005 [S. 272] auf heute etwa 30%. Die steigenden Kosten tun bislang den Passagierzahlen jedoch keinen Abbruch: Auch diese steigen. Für Projekte, in die jedoch Millionen investiert werden sollen und die strategischen Charakter haben, kann es tödlich sein, existierende Risiken auszublenden. Eines der Hauptrisiken der Luftfahrt ist die Entwicklung des Ölpreises aufgrund des Peak Oil. Die Szenarien und insbesondere die Verlautbarungen der Internationalen Energieagentur sehen inzwischen ganz anders aus als noch 2007, trotzdem nach den alten Plänen zu bauen ist extrem risikoreich.

Erfreulich ist, dass die Presse sich inzwischen dieser Sichtweise annimmt, insbesondere die Süddeutsche hat den Ölpreisaspekt beim Ausbau des Münchner Flughafens ins Gespräch gebracht. Auch anderswo sollte man genauer auf diese Zahlen schauen, insbesondere, was den Straßenbau betrifft. So arbeiten beispielsweise die Städte Dresden und Chemnitz mit Verkehrsprognosen, die von "konstanten realen Nutzerkosten" ausgehen, also einem - gemessen am Einkommen - gleichbleibenden Kraftstoffpreis. Angesichts Peak Oil darf jedoch davon ausgegangen werden, dass die Ölpreise schneller steigen als die Einkommen. Tritt dieses Szenario ein, dürften viele Städte ihren Straßenbau abseits der künftigen Realitäten planen...

2 Kommentare to “Flughafenausbau München basiert auf unrealistischer Ölpreisprognose”

  1. Gunnar sagt:

    Der Link zur Süddeutschen ist tot!!!
    PS: Andere Medien nehmen das Thema mit den unrealistischen Prognose jetzt auch auf. Das ist Wasser auf die Mühle der Flughafengegner.

    Gruß

  2. Norbert Rost sagt:

    Der Link zur Süddeutschen ist tot, dafür kommt hier ein neuer Link:
    Flughafen rechnet mit Ölpreis von 103 Dollar pro Barrel. Offenbar gibt es noch eine weitere Studie, die von einem Ölpreis von 103 Dollar ausgeht und die von der Regierungsbehörde angesichts des Preis-Peaks in Auftrag gegeben wurde. Auf der Webseite finde ich diese Studie allerdings nicht…

Diesen Eintrag kommentieren: Gunnar

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