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Iran-Krise spitzt sich zu: IEA würde Ölreserven bei Hormuz-Blockade freigeben

Beim Handelsblatt-Morgen-Newsletter war der Iran die heutige Topmeldung, nun wird berichtet, dass die Internationale Energieagentur (IEA) die Freigabe von Ölreserven für den Fall vorbereitet, dass sich die Iran-Krise zuspitzt. Bis zu 14 Millionen Barrel pro Tag seien im Gespräch, das sind immerhin 16% des weltweiten Tagesverbrauchs und fünfmal soviel wie die Ölmenge, die 1990 nach dem Einmarsch des Irak in Kuwait freigegeben wurden. Diese Größenordnung entspricht ungefähr den Mengen, die täglich durch die Straße von Hormuz verschifft werden.

Der Iran drohte im Kriegsfall damit, die Meerenge von Hormus zu blockieren, eine 54 Kilometer enge Meerespassage, durch die ein Großteil des exportierten Erdöls aus Ländern wie Kuwait, Irak, Bahrein oder auch der Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi Arabien gelangt. Iran hat die Meerenge im Krieg mit dem Irak in den 1980er Jahren vermint und hat in den vergangenen Monaten See-Manöver durchgeführt, die dieses Gebiet zum Ziel hatten. Für Februar ist ein weiteres Manöver angekündigt, das ebenfalls die Straße vom Hormuz betreffen soll. Auch die USA und Israel planen Manöver. Das Land gehört zur Strategischen Ellipse.

Die möglichen Auswirkungen der sich zuspitzenden Krise sind vergleichbar mit den Auswirkungen, die durch Peak Oil befürchtet werden. Da Erdöl für 90% aller industriell hergestellten Produkte benötigt wird und über 95% des motorisierten Verkehrs auf Flüssigtreibstoffen auf Erdöl-Basis angewiesen sind, würde eine Verknappung der verfügbaren Ölmengen zu starken Preissteigerungen und starken Wirkungen auf die Volkswirtschaften führen. 200 US$ pro Fass Erdöl liegen bei einer tatsächlichen Blockade der Straße vom Hormuz im Rahmen des Möglichen, das ist fast eine Verdopplung der aktuellen Preise. An deutschen Tankstellen würde dies beim aktuellen Dollar-Kurs Preisen von 1,96 Euro pro Liter Diesel, 2,12 Euro pro Liter Super-Benzin und 1,40 Euro pro Liter Heizöl führen. (Dass sich die hiesigen Spritpreise nicht ebenfalls verdoppeln liegt an der dämpfenden Wirkung der Steuern!)

Irans Infrastruktur ist mangelhaft, das Land exportiert Öl, muss aber mangels Raffinerien Benzin importieren. Ein Öl-Embargo, wie es von den USA bereits umgesetzt wird und von Europa geplant ist, könnte deshalb die iranische Wirtschaft empfindlich treffen und wird von Regime-Gegnern deshalb als angemessen angesehen. Allerdings hat der Iran mit der strategisch wichtigen Meerenge von Hormuz einen selbstmörderischen Trumpf im Ärmel. Zweifellos würde eine Auseinandersetzung mit dem Iran zu Embargos bei Ölexporten und Benzinimporten führen, sollte es dem Land trotzdem gelingen, die Schiffahrtsstraße auch nur zeitweise stillzulegen, dürfte dies trotz der Vorbereitungen der IEA zu großen Preissprüngen an den Märkten führen. Das europäische Embargo ist noch nicht sicher, insbesondere Griechenland will den Start bis zu einem Jahr hinauszögern, weil das Land aufgrund der Finanzkrise keine anderen Lieferanten mehr finden konnte. Südkorea lehnt ein Embargo für sich ebenfalls ab, weil es "auf diese wichtige Quelle nicht verzichten will".

Abgesehen von den strategischen Ölreserven, die die IEA-Mitgliedsländer nach der Ölkrise in den 1970ern aufbauten, sind einzelne Unternehmen und die Politik nicht auf solche Ereignisse vorbereitet. Was hier möglicherweise kurzfristig auf uns zurollt, wird langfristig "Normalität": Sinkende Ölmengen bei steigenden Preisen - "Peak Oil" wird bislang in strategischen Vorbereitungen der (zivilen) Politik nicht berücksichtigt.

Nachtrag:

6 Kommentare to “Iran-Krise spitzt sich zu: IEA würde Ölreserven bei Hormuz-Blockade freigeben”

  1. memyselfeandi sagt:

    Vor kurzem wurde eine Pipeline fertiggestellt die die Straße von Hormuz umgehen soll. In wie weit kann diese Pipeline bei einer Sperrung von Hormuz die Ölversorgung sicher stellen??

    http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2010/11/pipeline-zur-umgehung-der-strasse-von.html

    MFG

  2. landbewohner sagt:

    ein weiterer hinweis darauf, daß die usa vor NICHTS zurückschrecken, um ihre eliten auf kosten der weltbevölkerung weiterhin zu mästen.
    man gut daß ihr häuptling obama nobelpreismässig anerkannter friedensfürst ist. das relativiert jedes massenmorden.

  3. Norbert Rost sagt:

    @landbewohner: USA-bashing ist bei diesem Thema unangemessen, schließlich verbrauchen auch alle anderen Industrieländer den Rohstoff in rauhen Mengen, sind davon massiv abhängig und unternehmen wenig, um das zu ändern.

    @memyselfandi: Die Pipeline dürfte eher einen kleinen Tropfen auf den heißen Stein darstellen. Sie hat eine Kapazität von 1,5 mbpd, während das Öl, dass durch die Meerenge verschifft wird, das Zehnfache dessen ist. Außerdem ist die Pipeline nicht an ein größeres Pipeline-Netz angeschlossen, und stellt somit nur für Abu Dhabi und die Arabischen Emirate eine alternative Transportroute dar: http://www.europipe.com/files/grafik-dolphin.jpg
    Fertiggestellt ist die Pipeline offenbar noch nicht. Andere alternative Routen wären die stillgelegte IPSA-Pipeline von Irak über Saudi-Arabien (1,65 mbpd), eine 0,5 mbpd-Pipeline von Tapline in den Libanon sowie eine offenbar starm limitierte Route von Irak Richtung Türkei: http://www.reuters.com/article/2011/12/27/us-iran-oil-hormuz-facts-idUSTRE7BQ0OP20111227
    Macht zusammen also irgendwo zwischen 3 und 4 Millionen Barrel Pipelinekapazität, etwa ein Fünftel bis ein Viertel des bisherigen Gesamttransports.

  4. memyselfeandi sagt:

    @Norbert Rost

    Vielen Dank für die Antwort!

    Ein Krieg gegen den Iran wird also erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Ich persönlich bin der Meinung das ein Iran der Handel betreiben darf niemals Hormuz schließen wird. Mit den Embargo gegen den Iran wird, ob absichtlich oder nicht, ein Konflikt am laufen gehalen (für wen oder was auch immer).

    Grüße aus Bayern

  5. palmakunkel sagt:

    Also, bei einem Krieg gegen den Iran seitens der sogenannten Demokratien, dürft der Weltfrieden gefährdet sein. Das ist wohl sehr stark zu befürchten. Mich gruselt es einfach, wenn ich daran denke, dass die USA nebst ihren Kompagnons in Europe einfach gar keine andere Wahl mehr haben: die Karre steckt sehr tief im Dreck.

  6. heilbuttschnitte sagt:

    Mir macht das keine Angst.

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