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Ölboom vs. Treibstoffknappheit – Die USA zwischen Nord Dakota und New York

Während in New York und New Jersey nach "Sandy" viele Tankstellen entweder ausverkauft oder mangels Strom pumpenlos sind und daher Treibstoffknappheit herrscht, titelt N-TV: "Peak Oil war gestern: Amerika taumelt in den Öl-Boom". Einerseits Fracking-Erfolge und weiter steigende Ölförderung in und um Nord-Dakota, andererseits ein Präsident, der Notfall-Lieferungen ins Stadtgebiet einer der größten Metropolen des Planeten anordnen muss. Freier Markt? Abgeschaltet. Notlieferungen und Rationierungen sind das Verteilungsmodell in den Katastrophengebieten, nicht die Wirkungen von Angebot und Nachfrage. Während N-TV David Hufton vom Brokerhaus PVM zitiert mit den Worten "Die Peak Oil-Verfechter sind fast ausgestorben" erleben die vom Sturm betroffenen Menschen die Lebenswirklichkeit einer plötzlichen Unterbrechung der Ölversorgung. Und dabei haben sie noch Glück: nur ein kleiner Teil der USA ist betroffen, der Rest des Landes kann helfen. Während die Fracking-Optimisten von Capital Economics davon ausgehen, dass 2020 die Welt "mit Öl geflutet" sein wird und einen Weltmarktpreis von 70 US$ erwarten, dürfte so mancher New Yorker bereit sein, dass vier- oder fünffache des üblichen Preises zu zahlen, nur um Treibstoff  - und angesichts der kühleren Tage: Heizöl! - zu kriegen. Realistischere Stimmen sind auch bei N-TV zu lesen: So rechnet Barclays Capital mit 184 US$ Ölpreis in 2020 und Berenberg erwartet 158 US$ und betont, dass zwar die Ölförderung durch Fracking in den USA steigt, dies aber im Vergleich zum Weltverbrauch gering bleiben wird.

Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, ordnete dem Fernsehsender CNN zufolge mittlerweile eine Benzinrationierung an. Sie solle am Samstagmittag in Kraft treten und orientiere sich an den geraden oder ungeraden Endziffern auf den Autonummernschildern.
QUELLE: SPON

3 Kommentare to “Ölboom vs. Treibstoffknappheit – Die USA zwischen Nord Dakota und New York”

  1. GermanStacker sagt:

    Keine Frage, die Bilder vom Sturm sind traurig. Aber gleich werden die Stimmen laut, der Wiederaufbau würde ja die Wirtschaft ankurbeln – das nannte man früher ABM. Es ist aber auch immer wieder interessant zu sehen, wie sich der US-Mainstream bei jeder Krise tapfer in das alte Dogma “We can do it” flüchtet: Wenn wir nur genug in die neue Technik stecken, dann wird sie ihren Größenvorteil erreichen und uns retten. Drill Baby, drill.
    Dann auch dieses Schlagwort von der Energieunabhängigkeit. Was soll das denn sein? So lange Importe billiger sind als selbst zu produzieren, sollte man die Ressource wohl lieber im Boden lassen, und von der Differenz die Arbeitslosen umschulen (sagen wir, auf Fahrradmechaniker, da ist noch ein großer Markt).
    Die Produktion der “Unconventionals” ist ja ganz klar zu teuer, um den Weltölpreis zu entlasten, wenn das nicht mal mehr eine (angebliche)Produktionssteigerung der Saudis schafft. Da hängt auch eine spekulative Blase dran, plötzlich investieren gutbürgerliche Deutsche in “Anteile” an einer US-Ölquelle. Wenn man aber den Ingenieuren und Geologen dort zuhört, dann erzählen sie Geschichten von fremdfinanzierten Blindbohrungen im dreistelligen Millionenbereich, bevor dann mal eine kleine Quelle erschlossen wird. Die Zulieferfirmen machen Riesengeschäfte, ein paar Jobs entstehen, einige Immobilien gewinnen, ein paar Aktien gehen hoch. Indessen lassen die niedrigen Gaspreise bereits viele Förderprojekte im Schiefergas sterben. Genauso würde es beim Öl passieren, sobald der WTI-Preis mehrere Monate unter 70-80$ fällt.
    Und was die “heiße Wahlphase” angeht: Beide Kandidaten wollen von dieser “Erfolgsstory” zehren. Aber Romney ist ehrlicher, er steht zugleich für die gute alte Militärpräsenz, im Zweifelsfall holen wir uns das Öl, wer nicht für uns ist, ist gegen uns, China soll aufpassen was es sagt.

  2. Ert sagt:

    Erschrecken und kennzeichnend ist, das beim ganzen Shale-, Fracking-, Oelschiefer- und Oelsandgblubber der Medien und Analysten (kommt von “Anal” und “lyse”) die damit einhergehende und überproportionale Grundwasser und Umweltvernichtung nicht mal erwähnt wird. Der Preis ist zu hoch – alleine das, wie auch bei der Atomkraft, sollte zumindest dem interessierten zu denken geben.

  3. roderik sagt:

    “Die Peak Oil-Verfechter sind fast ausgestorben”
    Da gibt es aktuell aber auch ernsthaftere Stimmen:
    http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12256.pdf

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