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IEA: World Energy Outlook 2013

Ich habe mir den neuen World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur unter dem Blickwinkel auf Öl angeschaut. Mangels Zeit sind mir sicherlich diverse interessante Details nicht ins Auge gesprungen. Die wichtigsten Ölinhalte habe ich hoffentlich dennoch getroffen:

41 Kommentare to “IEA: World Energy Outlook 2013”

  1. Florian Hoppe sagt:

    http://peakoilbarrel.com/eias-report-shale-oil-gas/

    Ran Patterson bezüglich der IEA Zahlen in Sachen Schiefer Öl und Gas.

    Er hält die Zahlen wieder für zu hoch, findet aber interessant, daß laut offizellen EIA Daten das Permian Basin den Peak erreicht hat.

  2. Ert sagt:

    @Norbert

    Vielen Dank für den komprimierten und guten Überblick in Deinem TP-Beitrag!

    Insbesondere gut fand ich: “Die IEA sagt: Ohne weitere Investitionen in Ölaufsuchung und Erschließung würde die Tagesförderung von heute ca. 75 Millionen Barrel in 2012 auf nur noch etwa 14 Millionen Barrel in 2035 implodieren. Nur große Investitionssummen können diesem Trend etwas entgegensetzen (was zugleich auf die starke Verbindung zwischen der notwendigen Stabilität des Finanzsystems und des Energieversorgungssystems hinweist).”

    sowie: “Das globale Ölfördermaximum sieht die IEA nicht vor 2035. Mit dem weiteren Anstieg der CO2-Emissionen läuft dies für die IEA auf ein +3,6°C-Treibhaus-Szenario hinaus.”

    Alleine die beiden Sachen zeigen doch schon die Absurdität! Da soll in 20 Jahren die neue Menge gefunden werden, die der heutigen Förderkapazität entspricht – und das wobei das einfache Zeugs schon weg ist.

    Und dann.. also wenn wir das alles finden, alles wirtschaftlich weiter läuft, keine Krise kommt, keine brutale Defla, kontinuierlich investiert wird… dann verbrennen wir so viel krams, das das Klima vor die Hunde geht – aber hier in der Uber-Doomer Variante eines Guy McPherson, der schon jetzt 24 aufschaukelnde und Klimawandel verstärkende Feedbackschleifen ausfindig gemacht haben will.

    Wer alleine das ließt, der weiß das selbst das Fördermaximum – wann immer es auch sein mag – nicht mehr das Problem ist. Auch hierzu hattest Du je gerade zuvor einen Artikel gebracht.

    Langsam wird selber die “offizielle” Version in sich immer absurder.

  3. Michael Egloff sagt:

    Ach ja, die IEA…
    Ist das nicht die Organisation, die vor 10 Jahren in ihren WEOs Ölpreise für 2020 und 2030 von 27 bis 35 Dollar prognostizierte?
    Nun sind sie also schon bei 80 bis 118 Dollar nach heutiger Kaufkraft.
    Kleine Trippelschritte hin zu einer wenigstens etwas realistischeren Prognose. Nur wird man 2035 selbst für 118 Dollar Fasspreis (heutige Kaufkraft) 20…30% der dann stattfindenden Ölförderung vergessen können. Weil sich der globale Fördermix deutlich hin zu immer aufwendiger zu förderndem Öl verschoben haben wird.
    Und dass die konventionelle Ölförderung nur marginal um weniger als 10% in den nächsten 22 Jahren zurückgehen wird ist ebenfalls eine überaus optimistische Prognose.
    Ebenso ambitioniert ist die Prognose der russischen Ölförderung von 9,5 mb/d im Jahr 2035. Die Hälfte dessen scheint mir realistsicher zu sein. Der Beitrag, den die ostsibirische Offshoreförderung leisten könnte, dürfte ziemlich überschätzt werden. Und ALLE heutigen russischen Förderregionen – inklusive solcher vergleichsweise jungen Felder wie Sachalin-2 – werden 2035 die besten Zeiten längst hinter sich haben.
    Realistischer scheint mir eine russische Ölförderung von etwa 4 mb/d für das Jahr 2035 zu sein, die dann kaum noch eine Exportkapazität Russlands zur Folge hätte.

    Realistsich hingegen ist die
    Maximalmenge von knapp 6 mb/d weltweit für Tight Oil. Wobei der US-Peak in diesem Segment wohl klar vor dem Jahr 2025 liegen dürfte – wahrscheinlich noch in diesem Jahrzehnt.
    Und damit ist auch die Prognose hinfällig, nach der die USA 2035 nur 3 mb/d Ölimportbedarf haben. Weil schon in den 20er Jahren wohl alle Segmente der US-Ölförderung im Decline sein dürften- inklusive eben des Ttight Oils und inklusive der Tiefseeförderung im Golf von Mexiko.

    Eines könnte aber für die Prognose von 3 mb/d US-Ölimporten sprechen: weil dann der absolut unter Stress stehende weltweite Ölexportmarkt garkeine größeren Mengen für die USA mehr hergibt. Denn wie bekannt ist ja Exportöl das, was die Ölförderländer nicht selbst benötigen. Und diese Ölmenge wird 2035 wesentlich geringer sein als heute.

    Ich traue nur 2 Ländern mit nennenswerter Fördermenge zu, 2035 mehr zu fördern, als heute: Irak und Kanada.
    Allerdings nur, wenn sich im Irak eine dauerhaft bessere Sicherheitslage einstellt und wenn in Kanada nicht ein zivilgesellschaftlicher Aufstand gegen diese enorme Umweltmatzerei in Gang gekommen ist.

    • Frank Bell sagt:

      Kein Sorge, inzwischen wird überall behauptet, dass wir eine ganz, ganz schlimme Deflation erleben.

      Und Deflation bedeutet, dass die Preise stark fallen werden!

  4. Michael Egloff sagt:

    Ergänzung: sollte, wie von mir vermutet, das völlig überdehnte und übervirtualisierte Weltfinanzsystem in die Grütze gehen, kann man ohnehin alle Prognosen in den Papierkorb werfen. Denn die Kapitalintensität und somit die Abhängigkeit von funktionierenden Finanzmärkten steigt bei der Ölförderung immer weiter an.
    Genau so übrigens, wie die der Landwirtschaft. Und Letzteres ist die noch größere Gefahr, sollten die Finanzmarktstrukturen mal grundhaft erschüttert werden.

  5. Tom Schülke sagt:

    ein schöner erster Überblick.. Vielen Dank dafür.

    Ich habe nun gerade Heinbergs “Snake Oil ” zu lesen begonnen und bin gespannt, wie Sehr seine aussagen von dem im IEA Report gesagten abweichen werden.

    Tatsächlich frage ich mich wie seriös dieser WEO ist. Wie schätzt den zur Zeit die Aspo zb. die Lage ein. Irgendwie scheint mir der WEO nach wie vor ein “Best Case” Zenario zu sein. WEnn wenn wenn ..

    aus dem Bauch wüde ich eher vermuten das der Gesamtpeak letztlich doch so um 2025 durch ist.

    gruß

  6. EcoDrive sagt:

    Danke für diese sehr informative Zusammenfassung.

    “Die IEA sagt: Ohne weitere Investitionen in Ölaufsuchung und Erschließung würde die Tagesförderung von heute ca. 75 Millionen Barrel in 2012 auf nur noch etwa 14 Millionen Barrel in 2035 implodieren. Nur große Investitionssummen können diesem Trend etwas entgegensetzen (was zugleich auf die starke Verbindung zwischen der notwendigen Stabilität des Finanzsystems und des Energieversorgungssystems hinweist).”

    Die Finanzwelt macht gerade das Gegenteil der Empfehlung der IEA.

    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Goldman Sachs &Co einfach zuschauen werden, wie ‚ihr‘ Geld mit dem Peak vernichtet wird. Ich werde einfach den Gedanken nicht los, dass GS mit der jüngsten Empfehlung an die Öl-Mulits, ihre Investitionen zu reduzieren, um mehr Gewinn schreiben zu können, den Peak ein Stockwerk tiefer als die Natur, selbst (finanzkontrolliert)herbeiführen wollen.
    So eine Art kontrollierte Wellenbewegung wenig Investition – darauf folgend steigender Ölpreis, viel Investition, mehr Öl, wenig Investitionen –usw. Damit liesse sich sehr viel Geld verdienen.

    Irgendwie habe ich noch in Erinnerung bis 2020 sähen wir uU bis $270. Ich weiss nicht mehr woher ich diese Zahl habe.

    • Ert sagt:

      Deine 270$ in 2020 sind durchaus realistisch.

      Viele rechnen mit einer durchschlagenden Defla in 2014/15. Zwar hat die EZB noch nicht das nachgemacht was die FED und BOJ gemacht haben (Siehe hier: http://www.malik-management.com/de/pdf/heinsohn-malik-blog-antworten/malik-blog-heinsohn-stand-der-deflation.pdf bezüglich der zeitlichen Abfolgen der globalen Defla-Interventionen).

      Wenn dann in 2015 wegen einer Finanz- und (eine dadurch ausgelöste) Wirtschaftskrise die Explorationen runter fahren – dann haben wir spätestens 5 Jahre danach eine veritable Angebotsverknappung.

      Demnächst wird auch die EZB alles an Anleihen und faulen Hypotheken aufkaufen was nicht Niet- und Nagelfest ist um die Banken mit Liquidität zu versorgen – genießen wir die schönen Tage!

      Das was die Zentralbanken aber machen ist nur Liquidität schaffen. Kredite und das damit ‘richtiges’ neue Geld – das durch Sicherheiten (Firma, Haus, Grundstück) oder zukünftige Erwerbsfähigkeit gedeckt ist – wird dadurch nicht geschaffen. Ohne Anstieg der Nettoverschuldung im Privat, Firmen – und/oder Staatlichen Sektor geht es nicht weiter. Wir haben aber nun die Schuldenbremse (Staat), viele überschuldete Privatleute und Firmen – die aktuell gar nicht mehr wissen was Sie mit dem vielen billigem Geld den finanzieren sollen – weil irgendwie die verschuldungsbereiten Kunden fehlen.

      • Frank Bell sagt:

        Wenn 2013-14 eine Deflation kommt, werden wir in 2015 KEINE Wirtschaftskrise erleben.

        Denn eine Deflation vergünstigt die Preise für sämtliche Rohstoffe – und kurbelt letztlich die Wirtschaft an.

        2008 gab es ja nicht nur wegen der Housing-Bubble einen Crash, sondern auch, weil Erdöl VIEL zu teuer geworden war.

        Die Erholung setzte ab 2009 ein, weil Erdöl billige wurde.

        • ab.er sagt:

          Also ich weiß nicht, Deflation habe ich nicht in Erinnerung als Konjunkturprogramm.

          Deflation ist mindestens genauso gefährlich wie galoppierende Inflation. Kreditnehmer sind dabei absolut die gekniffenen und da keine Firma heute ohne Kredite funktioniert, gehen in einer Deflation sicher viele Arbeitsplätze verloren.

          Und weil das verfügbare Einkommen sinken wird (weil es real sinkt), dann wird man sicher nicht seine Ersparnisse ausgeben, denn es ist ja sicher, dass man in wenigen Monaten noch viel mehr für sein Geld bekommt, also ist ausgeben schädlich.

          Ich habe den Eindruck, dass unsere Wirtschaftsphilosphen (von anderen auch -wissenschaftler genannt) die Deflation scheuen wie der Teufel das Weihwasser, wahrscheinlich zu Recht.

          • Ert sagt:

            @ab.er

            Ja, korrekt.

            In einer Deflation werden massenhaft faule Investments ausgebucht. Jeder Schuldner ist auf der Suche nach Geld (z.B. €) um seinen Schulden zu bedienen. Dazu werden Ausgaben gestrichen, Investitionen zurückgefahren.

            Damit aber verstärkt jeder Sparer die Defla. Mehr Arbeitslose, weniger Steuerzahler, der Staat spart, die privaten Sparen, die Firmen Sparen.

            Die “günstigen” Preise aber erodieren die Einkommensbasis der Firmen – damit ist der Schuldendienst schwieriger… die Firmen Sparen…. etc. pp.

            Weil die Firmen nun aber weniger gewinne machen, sinken die Renditen, weil Liquidität benötigt wird, verkaufen Leute und Fonds alles was schnell liquidierbar ist – z.B. Aktien, die dann wirklich im freien Fall sind.

            da Aktien und andere Vermögen (z.B. Häuser) nun aber wegen der geringen Nachfrage weniger Wert sind, brauchen dei Banken aufgrund Basel II & III Nachbesicherungen bzw. müssen Ihre Kreditvergabe drastisch reduzieren und Zinsen anheben.

            Weniger Kreditvergabe und höhere Zinsen sind wiederum Gift für eine expandierende Wirtschaft in der Mangels Nachfrage keine ‘ordentlichen’ Preise realisierbar sind…

            Teufelskreise wohin man schaut!

      • Marcus Kracht sagt:

        @Ert:

        Sehr interessant. Seit Jahren predigen übrigens Nicole Foss und Raul Ilargi Meijer auf theautomaticearth.com, dass eine Deflation unvermeidbar ist. Ich habe auf http://www.domokos-kracht.eu/marcus/2015.html einige Prognosen aufgelistet, die für das Jahr 2015 gemacht wurden. Da ist auch ein ganz interessanter Vortrag von Kyle Bass über Japan verlinkt. Wir gehen also interessanten Zeiten entgegen.

        • Ert sagt:

          @Markus

          Danke für den Link auf Deinen Artikel und schön das es noch andere Leute gibt die die Deflation bzw. das was vor uns Liegt verstehen.

          Ja, Nicole Foss ist auch sehr scharf und begreift was uns bevorsteht. Frau Foss ist dabei so schnell im Reden, so Präzise, geht in die systemischen Abhängigkeiten – immer ein Wahnsinn die Interviews zu hören!

          Zur Geldvernichtung (Defla) in der Eurozone hier ein Chart: http://blog.markusgaertner.com/wp-content/uploads/2013/11/2013-09-26_0847.png – in der Eurozone werden mehr Kredite getilgt, also neue Verschuldung aufgebaut und das seit Anfang 2012!

          Ob nun 2015 das Jahr der Entscheidung ist? Von der Energiethematik aus betrachtet denke ich das wir doch noch ein bisschen mehr Zeit haben – aber die deflationäre Welle frisst sich langsam rein und – wie auch Du bemerkt hast – rettet uns aktuell nur noch die Nachfrage nach Luxusprodukten in China.

          Ich versuche inzwischen einige Dinge zu regeln, die mein direkten Familienumfeld etwas zu Ordnen und Krisensicherer zu machen.

          • Frank Bell sagt:

            @ Ert

            Träumt ihr?

            Wir haben zur Zeit beim besten Willen KEINE Deflation, weder an den Börsen noch bei Lebensmitteln noch bei Immobilien etc.

            Eine Erhöhung der Geldmenge bewirkt doch keine Deflation!

          • Ert sagt:

            @Frank

            Liess mal hier: https://blog.malik-management.com/2013/11/ist-europa-vor-dem-aufschwung-deflation-wird-sichtbar/ und http://www.malik-management.com/de/pdf/ml/letter/malik-letter-viermal-wissen-fuer-den-durchblick-05-2009.pdf

            Die “Pumperei” der ZB’s ist nur eine Liquiditätsbereitstellung “vor Fälligkeit” der hereingenommenen Sicherheiten. Das heißt, das z.B. Banken Staatspapiere oder Hypotheken halten – so lange aber die Anleihe nicht ausläuft, oder der Kredit getilgt ist – gibts die Kohle nicht zurück. Nun nimmt aber die ZB die Anleihe oder die Hyphothek an – und gibt bis zum Ablauf dieser der Geschäftsbank die entsprechenden Liquidität (Nennwert minus Abschlag).

            So gesehen – und das ist bilanziell alles komplett sauber! – druckt keiner Geld und keiner erhöht die Geldmenge! Schau Dir mal die M3 an: http://sdw.ecb.europa.eu/home.do?chart=t1.2 – Gruselig! Und die Nettoneuverschuldung ist seit Anfang 2012 negativ!!!

          • Frank Bell sagt:

            @ Ert

            Danke für den Link zu Malik.

            Er irrt allerdins mit seiner Aussage zur NASDAQ.

            1. Erlebt die NASDAQ ein fantastischen Comeback. Wer dort vor 4 Jahren eingestiegen ist, kann sich wirklich freuen.

            2. Und das wird gerne missachtet: Die Firmen haben wieder schöne Gewinne – und zwar die grossen, richtigen Firmen und nicht die Buden, die nur heisse Luft produzieren.

            Sicher wird es an den Börsen wieder runter gehen, aber all die Crashpropheten haben sich über 5 Jahre lang immer wieder geirrt.

            Jetzt werden sie vorsichtiger und verlegen den Crash ins übernächste Jahr…

        • Frank Bell sagt:

          @ Marcus Kracht

          Ach, wie oft haben wir das gehört, dass der Crash dann oder dann kommt.

          Erst sollte er 2000 kommen, dann 2008, dann 2012, usw.

          Ich denke, es wird total unterschätzt, über was für Möglichkeiten einige Kreise wie z.B. die FED und der IMF verfügen.

          Wer hätte vor 5 Jahren einen ATH beim DAX für möglich gehalten?

          Oder eine niedrigere Arbeitslosigkeit (in Deutschland)?

          • Ert sagt:

            @Frank

            die Arbeitslosigkeit in DE wie auch in USA ist stark über statistische Spielereien kaschiert! ich hätte einige Links zu Querschuesse.de – aber die sind nun alle im Bezahl-/Spendenbereich.

            Das die Notenbanken noch einiges in Petto haben – und die EZB noch nicht einmal richtig aufgedreht hat – das ist mir klar.

            Irgendwann gehts aber nicht mehr. Wenn die Notenbanken alles reingenommen haben auf Ihre Bilanz, was an Anleihen oder Hypotheken so herumgeistert – dann ist Ende. Eher vorher… weil Liquidität alleine treibt nur die Assetpreise (Aktien, Immos, etc.) – schafft aber keine Nachschuldner.

            Ich bin aber echt nicht böse darum, wenn ich noch einige schöne Sommer verleben kann – denn wenn wenn es wirklich “puff” geht, dann ist auch mein Job sehr schnell Geschichte.

        • Patrick sagt:

          Ich würde Frank Bell auch widersprechen, dass wir vor einer Inflation stehen. Das Risiko einer Deflation erscheint mir auch sehr viel wahrscheinlicher und im südlichen Euro-Raum ist sie ja auch bereits sichtbar.

          Das Problem ist, dass speziell in Deutschland aufgrund der geschichtlichen Erfahrungen die Ängste vor einer Inflation per se sehr groß sind. Und unsere Boulevard-Medien schüren diese auch ständig.

          Für eine Inflation müsste ja z.B. Vollauslastung der Industrie herrschen und davon sind wir meilenweit entfernt.

          Und dass die EZB ständig “Geld druckt” ist auch blödsinn, denn dieses Geld von dem immer gesprochen wird ist bereits im Umlauf. In diesem Zusammenhang möchte ich beispielsweise auf Ulrike Herrmann verweisen. Sie ist Autorin bei der TAZ und hat auch Bücher geschrieben. Ich finde sie sehr gut!

          Das mit den Lebensmitteln muss man allerdings tatsächlich mal erwähnen.
          Wenn man heute einen Fernseher, Handy etc. kaufen will, bekommt man das Ding schon fast hinterher geschmissen. Die Modelle kommen in immer kürzeren Abständen, damit die alten Modelle wertmäßig verfallen.
          Dazu die geplante Obsoleszenz. Das hat sicher mit einigen Dingen zu tun, liegt aber wohl hauptsächlich an unserem wachstumsabhängigen kapitalistischen Wirtschaftssystem und der unglaublich hyperproduktiven Massenfabrikation dieser Dinge.

          Lebensmittel und Energie (Treibstoff, Raumwärme, Strom) sind jedoch nicht beliebig schnell und kostengünstig zu steigern, steigen jedoch an sich ständig an, weil die Weltbevölkerung wächst.
          D.h. liegt die Inflationsrate bei diesen Dingen meist auch über allen anderen Dingen des Warenkorbs. Wer benötigt noch den 6. Kochtopf, die 10. Jeans oder was auch immer uns ständig als Werbeflyer den Briefkasten vollmüllt…

          Daher vermute ich einfach mal, dass unter’m Strich dann eher eine Deflation übrig bleibt.
          Und wenn dann die Wirtschaft (wie in den Südländern) auch noch richtig schwächelt und die Leute in aller erster Linie nur noch die Grundbedürfnisse decken, dann liegt es erst recht auf der Hand, dass alle anderen Güter “hinten an gestellt werden” und daher preislich extrem unter Druck kommen…und dann nimmt der Teufelskreis Fahrt auf.

  7. Ert sagt:

    Mal eine Perspektive zur Lage in der Nordsee: http://www.n-tv.de/wirtschaft/Investmentguru-Buffett-macht-in-Oel-article11731541.html

    Da werden 140 Millionen Barrel, die über 25 Jahre lang mit einen Anfangsinvest von über 4 Milliarden € gefeiert!

    Bei den Angegebenen Investitionsaufwand stecken die ca. 33€/Barrel nur in die Erschliessung. Dazu kommen dann noch die Kosten die Förderung für die angegebenen 25 Jahre aufrecht zu erhalten – alles kein billiger Spaß! Nehme ich dann ca. 250.000€/Tag für den Betrieb dieser Bohrinsel + Versorgung über 25 jahre an, dann kommen noch mal 2,5 Milliarden dazu. Ich denke das ergibt letztendlich ca. 60€/Barrel, was ca. 80$/Barrel entspricht!

    Und nach den Angaben werden die dann über die 25 Jahre gerechnet im Schnitt ca. 15.000 Barrel am Tag fördern… für min. 60$ aber eher 80$/Barrel!

  8. Florian Hoppe sagt:

    Weil einer Frage was die ASPO dazu sagt:

    http://www.peakoil.net/headline-news/the-iea-raises-a-little-warning-flag-on-future-oil-production-world-energy-outlook-201

    Ein Kommentar vom ASPO Präsidenten Kjell Aleklett persönlich.

  9. Hansi sagt:

    Mich würde noch sehr interessieren wie es mit der Urangewinnung aussieht. Der IEA Outlook geht ja auf gerademal zwei Seite auf Atomstrom ein. Da der Bericht nicht kostenlos einzusehen ist, weiß ich nicht, was auf diesen Seiten steht.
    Dass die Uranreserven an Land nicht mehr zu lange reichen werden, ist klar. Was mich aber insbesondere interessiert ist die Gewinnung aus Meerwasser. Dazu findet man nur wenige Infos.
    In den letzten Jahren haben da wohl die Japaner und die USA geforscht und die Machbarkeit gezeigt. Für den 10-fachen Preis der heutigen Förderung lässt sich das machen. Da die Förderkosten nur wenig zum Strompreis beitragen (Steigerung von glaube ich nur 10-20 Prozent) wäre das locker verkraftbar.

    Die Reserven im Meer sind ja riesig und würden mehrere Tausend Jahre reichen. Es wäre also so gesehen eine echte Alternative zu den ganzen fossilen Energieträgern, zumindest bei der Stromerzeugung. Von der Endlagerfrage natürlich abgesehen.

    Jedoch findet man keine Informationen, ob es nun wirklich in weltweitem Maßstab machbar wäre. D.h. wäre es machbar 70.000 Tonnen pro Jahr (bei in Zukunft stärkerer Nutzung eher das drei- oder fünffache) zu fördern?
    Gibt es hier jemanden, der mehr dazu weiß und vielleicht noch andere nützliche Infos zur Uranförderung hat?

  10. Florian Hoppe sagt:

    Apropos, hab wieder was interessantes von Turchin gefunden.

    http://socialevolutionforum.com/2013/09/30/the-road-to-disunion/

    Und dieses Manuskript hier…
    http://cliodynamics.info/PDF/SDAAS_Sep17.pdf

    …muß ich auch unbedingt lesen, wobei ich echt langsam einen E-Reader benötige.

    • Ert sagt:

      Interessant – ich muss wohl doch mal Secular Cycles lesen.

      Das was Turchin beschreibt ist ein auseinander brechen des politischen Systems und der Gesellschaft in den USA: “The disquieting conclusion from this more recent analysis is that we are still firmly on track to some kind of a social and political upheaval during the coming decade or so. The worsening structural-demographic trends argue that things will be quite a lot more violent than the 1960s. How much worse – I don’t want [to] even think about it.”.

      Zwar ein bisschen Off-Topic hier – aber in Anbetracht der ganzen Peak-* Trends ein weiterer Punkt der nicht gerade Hoffen lässt. Anstatt sich in internen Konflikten zu zerfetzen, würden die USA – und die Welt – gerade jetzt das Ziehen an einem Strang benötigen um die anstehenden Herausforderungen anzugehen und zu meistern.

      • Florian Hoppe sagt:

        Hab übrigens eben doch begonnen das Manuskript zu lesen. Im Prinzip ist es eine Fortsetzung zu Secular Cycles, wobei Turchin die Theorie für Industriegesellschaften etwas verfeinert hat.

        Die Aufteilung in zwei Zyklen ist interessant und steht im Gegensatz zu Gail Tverbergs Interpretation. (Wobei sie es sich auch imo. teilweise zu einfach gemacht hat.)

        • Florian Hoppe sagt:

          Hab die wichtigsten Stellen des Manuskripts nun überflogen. Wirklich sehr lesenswert, aber leider fehlt (noch) das dreizehnte Kapitel, in dem Turchin mögliche Szenarien für die nächste Dekade besprechen will bzw. wie man einige der negativen Trends abmildern könnte.

          • Ert sagt:

            @Florian

            Da das “Manuskript” ja nun wirklich sehr viele Seiten hat – könntest Du ggf. die Punkte hier zusammenfassen, die bei Dir persönlich hängen geblieben sind bzw. für ein “Haha!” oder “Uff!” Moment gesorgt haben?

  11. Florian Hoppe sagt:

    Nun ein Punkt, welcher imo. hervorstechend ist, ist Turchins Hervorhebung ,daß die Struktural-Demographische Theorie NICHT Neo-Malthusianiisch ist. Tatsächlich meint er das die malthusianische Komponente, welche noch im agrarischen Modell eine stärkere Bedeutung hatte, in einer industriellen bze. post industriellen Gesellschaft stark an an Bedeutung verliert.

    Tatscächlich ist für die SDT nicht die der Rückgang an Überbevölkerung für das Ende von politischer Instabilität verantwortlich, sondern der elitäre Überschuss (elite overproduction) sein Ende findet (Seite 12)

    Ein aktuelles Beispiel für elitären Überschuss hat Turchin z.b. in diesem Artikel beschrieben.

    http://socialevolutionforum.com/2013/10/16/below-the-surface-the-structural-demographic-roots-of-the-current-political-crisis/

    [Weiter gehts in meinem nächsten Post]

    • Florian Hoppe sagt:

      Ein weiterer sehr interessant Punkt ist imo. ab Seite 127 zu lesen, wenn Turchin über die große Depression der 1930er schreibt.

      Tatsächlich relativiert er die negativen Auswirkungen der großen Depression und sieht sie als “harmloser” als z.b. die Depression von 1890.

      Tatsächlich milderten z.b. Lohnsteigerungen und Arbeitsbeschaffungsmassnahmen negative Auswirkungen erheblich und Interviews mit der Bevölkerung während dieser Zeit belegen, daß das Wohlbefinden während dieser Zeit anscheinend besser war als man es annehmen würde.

      Interessanter hingegen ist (ab Seite 134) der Effekt der Großen Depression auf die Eliten, welche sehr starke Wohlstandsverluste hinnehmen mußten bzw. auch eine progressivere Einstellung annahmen. (ab Seite 136, ich hab leider grad keine Zeit es genauer zu erklären.)

    • Ert sagt:

      @Florian

      Danke für den Link. Ich finde die Theorie mit dem Kampf innerhalb der Eliten sehr interessant. Da es in den Top-Positionen kein Wachstum gab – aber heute viel mehr Reiche (>10 Millionen USD) und viel mehr Anwälte gibt, wovon dann ein Teil dieser auf diese Posten drängt.

      Das macht mich im Hinblick auf Lösungen für unser globales Dilemma eher pessimistischer. Denn gerade diesen Eliten traue ich eher die Verfolgung von wirtschaftlichen Eingeninteressen anstatt gemeinschaftlichen Interessen zu.

      So sehe ich es ja auch im beruflichen Umfeld: Die Leute mit denen ich gut auskomme und die ich als menschlich/sozial und fachlich als Kompetent einschätze wollen oder kommen nicht in Führungspositionen – weil Sie keinen Bock auf dieses Spiel bzw. den Kampf dort (mehr) haben. Das schafft natürlich Raum für die 2te Garde – bzw. für Schattenkämpfe, wobei die eigentlichen Aufgaben liegen bleiben.

      • Florian Hoppe sagt:

        Jep, aber laut Turchin ist dies ein normaler geschichtlicher Ablauf. Gibt es zuviele Eliten, kämpfen diese um Top Positionen und oft endet dies in einem Kampf Elite gegen Kontraelite. In alten Agrargesellschaften endete dieser Konflikt meist dadurch, daß die Eliten durch (Bürger)kriege dezimiert wurden.

        Was Industriegesellschaften betrifft ist die Grafik auf Seite 134 interessant, welche das Einkommen der Topreichsten Amerikaner im Laufe der letzten 100 Jahre anzeigt, wobei man auch hinzufügen muß, daß ab den 1930er Jahren auch deren Besteuerung massiv zunahm und Ende der 50er ihren Höhepunkt erreichte. (Die reichsten Amerikaner mußten zur Zeit Eisenhauers, man glaubt es fast gar nicht, tatsächlich einen Steuersatz von 90% zahlen.)

        Diese Dämpfung elitärer Macht, führte zur sogeannten “Großen Kompressionen” der Zeit von 1945 – 1973, welche die Zeit der am egalitärsten Einkommensstruktur im 20. Jahrhunderts war.

        Während ich Turchins Text gelesen habe kam mir der Gedanke, daß ein Großteil der derzeitigen amerikanischen Eliten ihren Wohlstand aus dem fossilen Energiesektor bzw. dem Finanzsektor beziehen. Ein Ende dessen würde ihren Reichtum und damit automatsch ihren Einfluss dezimieren und damit den elitären Überschuss defacto zerstören. Das Resultat wäre also nicht unbedingt negativ.

  12. Frank Bell sagt:

    Bezüglich Uran:

    Da gibt es doch so einige (RIESIGE) Vorkommen in Namibia, die zwar exploriert wurden, aber zur Zeit nicht abgebaut werden, weil der Uranpreis recht niedrig und die Nachfrage ebenfalls niedrig ist.

    Von den Uranvorkommen her gibt es überhaupt kein Problem.

    Aber das ist halt nicht alles, siehe Japan.

  13. Ert sagt:

    @Frank

    Ja, das Defla-Papier von Mailk ist aus 2009 – schon spannend das alles aus dem Rückblick zu betrachten.

    Man muss aber bedenken, das die niedrigen Zinsen auch einen Einfluss auf die Unternehmengewinne haben – das ist aktuell ein riesiger Bonus!

    Zusammen mit QE, das zu Assetpreissteigerungen geführt hat – ist das ein Feuerwerk gewesen, das viele so nicht auf dem Radar hatten. Ich auch nicht.

    Nun wird die Frage ein, wie lange Niedrigzinsen und QE noch wirksam bleiben und den Status-Quo zu halten – denn aktuell sehe ich eher Ausweitungen dieser Maßnahmen.

    Das die grundsätzliche aktuelle Tendenz im Hintergrund aber deflationär ist – das ist klar an den monetären Charts und Aktionen zu sehen.

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