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Kommentarlos, Teil 43

Frieden, Gemeinsinn, Engagement, Zukunft sind bei genauerem Hinsehen ein Thema, über das im Parlament am allerwenigsten verhandelt wird. Ressourcenknappheit, Migrationsbewegungen, Klimaerwärmung sind alles Bereiche, mit denen sich das Parlament lieber nicht beschäftigt, weil man damit keine Wahlkämpfe gewinnen kann. Gerade bei großen Perspektiven wird sich das Parlament hüten, zu beziffern, was wir auszugeben hätten, wenn wir eine Antwort finden wollten.

Roger Willemsen im Interview bei Telepolis über sein Jahr des Zuhörens im Bundestag

12 Kommentare to “Kommentarlos, Teil 43”

  1. Michael Egloff sagt:

    Auch das ist treffend:

    “Roger Willemsen: Ich glaube, dass der gesamte ökologische Komplex im Parlament viel zu knapp kommt: Gerade weil dessen politische Berücksichtigung empfindliche Einschnitte nach sich ziehen würde und alles, was Kosten erhöht und klar macht, dass die sogenannte Energiewende etwas darstellt, was alle bezahlen werden müssen, ist für das Parlament ganz schlecht darstellbar, weil man Angst um die Wiederwahl hat. Ich glaube, dass die Zukunft insgesamt in ihren dramatischen Perspektiven im Parlament nicht behandelt wird, weil man hier langfristige Maßnahmen bräuchte während das Parlament sehr viel kurzfristiger denkt als ich angenommen hatte.”

    Die beste Rede, die ich im Parlament gehört habe, war eine von Matthias Zimmer – ausgerechnet von der CDU -über die Grenzen des Wachstums, die ich im Buch am längsten zitiert habe. Sie war eine kluge philosophische Auseinadersetzung über die Ideologie des Wachstums, die von den eigenen Leuten weitgehend unbeklatscht gelassen wurde.

    Zitat Ende

    Mich überrascht das kurzfristige Denken auch in der Politik keineswegs. Diese Kurzfristigkeit des Denkens (und Handens) sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft ist ja das hervorstechendste Merkmal unserer Zeit.
    Sozusagen ein Gegenmodell zu der Herangehensweise früherer Indianerstämme, denen nachgesagt wird, bei wichtigen Entscheidungen die Auswirkungen für die nächsten 7 Generationen mit diskutiert zu haben.
    Diese Zeiträume sind heute auf eine Legislaturperiode zusammengeschrumpft, oder besser auf den Zeitraum bis zur nächsten wichtigen Landtagswahl, die jeweils immer weniger als 12 Monate entfernt ist.
    Und in der Wirtschaft wahlweise bis zu den nächsten Quartalszahlen oder maximal zur nächsten Jahresbilanz.

    Und dazu kommt noch, die Bedürfnisse einer “Wohlfühlgesellschaft” (Soros) zu befriesigen, in der der Überbringer unbequemer Prognosen gnadenlos abgestraft wird.

  2. Patrick sagt:

    Ja, man kann es eigentlich kaum fassen, aber die Gesellschaft ist regelrecht mutiert zu einer “Nach mir die Sintflut” Mentalität!

    Und ich habe das Gefühl, dass sich das auch in die Köpfe vieler Normalbürger gefressen hat. Das merkt man oft bei den ganz üblichen, tagtäglichen Gesprächen mit anderen Leuten oder in Leser-Kommentaren in den Online-Medien.

    Ich finde das zutiefst verstörend und meine ständig, mich irgendwie im falschen Film zu befinden.

  3. Frank Bell sagt:

    Fragen an Ert bezüglich des längeren Beitrags (8. April 2014 um 01:59) in einem anderen Thread.

    1. Ist es nicht saugefährlich für eine Firma, Dividenden aus Krediten zu bezahlen?

    2. Jeder erwartet einen Anstieg der Zinsen in den nächsten Jahren. (Dass die Menschen das erwarten, zeigt sich ja auch in dem sinkenden Goldpreis.) Wenn das passiert, wie soll dann die Förderung ausgeweitet werden?

    3. Was werden die Auswirkungen des Frackings in Europa (was wir mit Sicherheit nicht werden verhindern können) im Hinblick auf das geschilderte Szenario sein?

    4. So mancher Aktienanalyst erwartet nach der Seitwärtbewegung der Aktien von 2000 bis 2014 einen gewaltigen Wachstumsschub. Tatsächlich gibt es da einen grossen Optimismus, der von diesen Leuten seriös (die haben schliesslich sehr viel Erfahrung) begründet wird. Woher könnte so ein Wachstumsschub kommen?

    5. Wenn Projekte zur Förderung unkonventioneller Energieressourcen auf Eis gelegt werden; führt dies nicht dazu, dass das Ende dieser Art von Wachstum weit in die Zukunft verlagert wird? Dass sich die Problematik somit noch schlechter vermitteln lässt?

    6. Aus dem Irak und aus Lybien kommt zur Zeit sehr wenig Erdöl. Wie stark könnten diese Länder die Situation entspannen?

    • Patrick sagt:

      Zu Punkt 2

      Ich weiß nicht, ob das wirklich jeder so sieht. Ich kann mir das ehrlich gesagt gar nicht so einfach vorstellen. Die Wirtschaft der alten Industrie-Nationen schafft es ja jetzt mit Niedrigst-Zinsen gerade mal eben noch auf ein Mini-Wachstum (was ja für die Herrschende Elite DAS Evangelium schlechthin ist) – ich kann mir nur schwer vorstellen, wie das bei merklich steigenden Zinsen dann noch funktionieren soll!?

      Ich bin nicht ganz sicher, aber ich meine mit zu erinnern, dass Gail Tverberg das relativ ähnlich sieht.
      Die Finanzjoungleure der Wall-Street kriegen ja schon Gänsehaut, wenn nur zu laut darüber nachgedacht wird, dass QE zurück zu fahren…

    • Ert sagt:

      @Frank

      Danke für die Vorschluss-Blumen, das Du meinst ich könnte dieses breite Spektrum an Fragen hier in Rahmen eines Blog-Kommentars diskutieren ;-)

      Ich versuche mal mein Glück in der Kürze:

      1) Letztendlich doch das Standardmodell: Schau mal auf alle großen AG’s: die Investieren (stark vereinfacht) über neue Schulden – schütten aber gleichzeitig Gewinne aus… die einen mehr… die anderen weniger. Eine AG ist für mich eine Haftungs- und Schuldenhülle. Ohne das würde keine z.B. E*N oder Mon***o-Aktien kaufen – also wenn Du als Aktionär für Schäden mit Deinem Vermögen haften würdest.

      2) „Jeder“? Was hat „Gold“ damit zu tun? Steve Keen sagte mal: „Wer ich Gold investiert ist – sollte auch in Blei investieren“… soviel dazu. Schau mal was die in Japan machen…. Wir haben das ganze Programm noch lange nicht durch…. Die Zinsen können effektiv gar nicht mehr steigen ohne ganz große Bauchschmerzen auszulösen…. wir sind am Ende dieses Zyklus (viel mehr dazu in meinem „Text“).

      3) In Europa ist die Geologie, die Bevölkerungsdichte und sind auch die Besitzverhältnisse anders als in den USA. Wenn Fracking bei uns kommt – dann auch Kohlevergasung mit angesteckten unterirdischen Kohleflötzen – wo Du die Schwelgase absaugst…

      4) Das Frage ich mich auch den ganzen Tag…. Also woher das Wachstum kommen sollte. Die Aktien können aber unabhängig davon steigen. In einer Zeit, wo die „schlechten Forderungen“ immer mehr werden – zankt sich alles um die letzten verbleibenden Assets. Das heißt das es auch in einer deflationären Umgebung sektoral gesehen echte Vermögenspreisinflation geben kann.

      5) Ich verstehe die Frage / den Satz leider nicht – ist das ggf. ein Dreher oder eine falsche Negation drin?

      6) Ron Patterson bei http://peakoilbarrel.com/ hatte dazu letztens was geschrieben. Er sagte, dass wenn die Produktion da wieder gesteigert wird – das es das große Bild nicht mehr ändern würde – da zu viele Ländern schon im „Decline“ sind. Libyen und Irak könnten aber eher die Rückgangskurve flacher machen, bzw. das Niveau des Plateaus verlängern.

      Hoffe geholfen zu haben… die Finanzthematik ist aber ein dickeres Brett… das Ganze ist aber „Mensch-Gemacht“… und da kann man viel über ein paar Worte und mit ein paar Unterschriften ändern…also ganz anders als beim Öl & Co.

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