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US-Sanktionen gegen Russland gefährden Europas Energieversorgung

Man sagt, im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst. Im aktuellen Konflikt um die Ukraine hat die US-Regierung die Zügel angezogen und härtere Sanktionen gegen russische Firmen verhängt. Die Sanktionen verbieten es US-Bürgern laut der Spezifikation des Office of Foreign Assets Control (OFAC), Kredite zu vergeben oder in der Kreditvergabe behilflich zu sein, die länger als 90 Tage laufen. Übersetzt heißt das: US-Bürgern ist es verboten, den sanktionierten Firmen längerfristige Finanzierungen zu ermöglichen. Was erstmal unspektakulär klingt bekommt angesichts der Relevanz des US-Dollars im internationalen Geschäftsleben natürlich Brisanz, denn de facto beschneidet die Sanktion die strategische Weiterentwicklung der betroffenen Firmen.

Unter anderem ist Rosneft auf die Sanktionsliste gerückt, aber auch die Gazprom-eigene Bank und der Hersteller der Kalaschnikows.

Der SPIEGEL zitiert US-Präsident Barack Obama, der die Sanktionen mit dem Hinweis verteidigte, sie seien so gewählt, dass sie möglichst wenig Schaden gegen us-amerikanische und europäische Unternehmen anrichten. Als Beispiel benennt der SPIEGEL, dass die Firma Gazprom von den "Sanktionen ausgenommen" wurde und suggiert mit einem Halbsatz, dass dies geschehen sei, weil Europa seinen Gasbedarf von Gazprom deckt.

Diese Interpretation der SPIEGEL-Redaktion muss heftigst hinterfragt werden. Einerseits ist zu vermuten, dass Gazprom eine Menge Geschäfte über seine eigene Gazprombank abwickelt und Finanz-Sanktionen gegenüber dieser Bank auch den Energiekonzern selbst treffen. Andererseits ist die seit Monaten anhaltende Eigenseitigkeit in der Gas-Betrachtung seltsam. Den Journalisten muss entgangen sein, dass Russland nicht nur ein Drittel der Gasversorgung Europas stellt, sondern auch ein Drittel der Ölversorgung.

Das wiederum wirft die Frage auf: Für welche Mengen an Ölexporten aus Russland ist eigentlich welches Unternehmen zuständig? Untenstehendes Diagramm basiert auf Zahlen aus dem Jahresbericht von Gazprom Neft und zeigt, dass 2013 der größte russische Ölexporteur Rosneft war mit fast der Hälfte des russischen Ölexports. Das bedeutet, dass das größte Ölexportunternehmen des zweitgrößten Ölförderlandes der Welt nun auf der Sanktionsliste des größten Ölverbraucherlands der Welt sitzt:

oelexport_russischer_oelkonzerne_rosneft_gazprom_tatneft_lukoil_surgutneftegaz

 

Und Europa? Sitzt dazwischen. Und SPIEGEL ONLINE suggeriert seinen Lesern, die US-Sanktionen seien kein Problem, weil der größte russische Gasförderer ja nicht sanktioniert würde. Dabei ist der Anteil Rosnefts am Ölexport in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. 2010 lag Rosnefts Anteil bei "nur" 39%.

Was zwischenzeitlich als Konflikt zwischen der EU und Russland um den Einfluss in der Ukraine erschien, entwickelt sich zunehmend zu einer konfrontativen Situation mit Katastrophenpotential. Vor dem Hintergrund bekommen weitere Handelsabkommen zwischen der EU und den USA einen schrägen Beigeschmack. Inwieweit schränken von den USA verhängte Sanktionen die europäischen Handlungsmöglichkeiten ein? Denn obwohl es politische Gründe geben mag, den Anschluss der Schwarzmeer-Halbinsel Krim an Russland zu kritisieren, so scheinen die nun angesetzten Sanktionen eindeutig gegen die europäischen Interessen einer stabilen Versorgung mit Öl und Gas aus Russland zu sprechen. Aus europäischer Sicht sind diese Sanktionen fragwürdig und könnten dazu führen, dass die durch die Spionageaffäre aufgerissene Kluft zwischen Europa und den USA noch stärker wächst.

18 Kommentare to “US-Sanktionen gegen Russland gefährden Europas Energieversorgung”

  1. Hendrik Altmann sagt:

    Ich glaube bei den Sanktionen geht es gar nicht um die Ukraine, mal ganz ehrlich die Interessiert die USA doch gar nicht die USA wollen Russland Wirtschaftlich schaden das kann man ganz klar erkennen der Rohstoffhandel ist mit das wichtigste Standbein Russlands, die eigentliche Frage ist doch was ist das Motiv das Ziel der USA, warum wollen Sie Russland destabilisieren, ich meine was hat Russland was der USA nützen würde, ich denke in dieser Frage ist das Motiv zu finden.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Oder anders gefragt was hat Russland was der USA schaden würde, ich denke das Thema ist kompliziert und nicht so einfach zu durchschauen.

  2. Stephan sagt:

    Der Ukraine-Konflikt hat nicht nur Auswirkungen auf den Energiesektor:

    Achmetow: ”Die Macht bin ich”
    Geschrieben von apxwn am 20. Mai 2014

    Mathew Miller • vor 2 Monaten
    Wer noch unter Janukowitsch seine gut 9000 Hrywnja mit Leistungszulagen ausbezahlt bekam hatte nach der Machtübernahme der Putschisten in Kiew auf einmal kaum noch mehr als 4000 Hrywnja auf der Hand.
    Gründe gibt es viele, durchaus auch realistische und nachvollziehbare.
    Halber Lohn und sinkende Kaufkraft der Landeswährung sind keine guten Umgebungsbedingungen für schweigende Arbeiter.
    Ich war im Februar genau zur “heißen Phase” in der Ukraine.
    Wechselkurs Euro:Hrywnja, 1:9,.. bis 1:10,.. dann waren es schnell 1:12 und heute ist die Landeswährung um die 1:16,.. im freien Fall.

    Med Invest und Asow-Stahl liegen doch defakto auf EIS.
    Warum ist Titan-Stahl auf dem Weltmarkt auf einmal derart knapp das selbst Airbus schon auf das Durchbrechen der Russischen Weltmaktbeherrschung dringt.
    Asow-Stahl hängt voll und ganz von russischen Erz-Lieferungen ab um die Halbprodukte welche nach Russland zur Veredlung gehen im Auftrag fertigen zu können.
    Und dafür braucht auch ein Oligarch Kohle und auch Gas.
    Das eine wird nicht gefördert wenn gestreikt wird.
    Selbst wenn es die eigenen Minen nicht betrifft.

    Und Gas liefert sich nicht von allein…schon gar nicht wenn die Zentralregierung in Kiew die Rechnungen nicht begleicht.
    Gasleitungen die von dieser Regierung angezapft sind liefern dann auch nicht die schon von Einzelabnehmern wie Asow-Stahl an Russland gezahlte Gasmengen.
    Und leergeförderte Öllpipelines bringen auch keinen Tropfen Öl dorthin wo es verarbeitet werden sollte.

    http://www.chartophylakeion.de/blog/2014/05/20/achmetow-die-macht-bin-ich/

    • Hendrik Altmann sagt:

      Ich hoffe Russland behält in diesem ganzen Konflikt die Nerven, ich hab in der ganzen Sache irgendwie das Bild im Kopf eines wilden gefährlichen Raubtieres was man mit Speeren und Feuer in die enge getrieben hat und immer mal wieder einen Stoß mit dem Speer verpasst, wenn es dann zubeißt bestätigt sich alle bösen Gerüchte, und man weiß dann wer an der untreue der Frau an den Missernten und sonst welchem Übel die Schuld trägt, by the Way der Absturz der der Flugzeugs das zur Aids Konferenz unterwegs war ist unglaublich schrecklich und welche Seite auch immer das Flugzeug abgeschossen hat der Pilot und die Flug Verantwortlichen tragen auch erhebliche Mitschuld es ist mit völlig unverständlich wie man so leichtsinnig durch eine Kriegsgebiet fliegen kann, für eine Flugabwehrstellung liegt es im dunkeln was man da Anvisiert, das was man halbwegs sicher ausschließen kann ist das es nicht die eigenen Flugzeuge oder Hubschrauber sind, nach meiner Meinung eine perfide Art von russisch Roulette vom Piloten und der Flugkontrolle, völlig unnötig und hätte verhindert werden können, mein Mitgefühl ist bei den Angehörigen, auch ist ein trauriger und schmerzhafter Verlust für die Aidskranken dieser Welt.
      http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/malaysia-airlines-mh17-pilot-flog-300-meter-oberhalb-von-sperrzone-a-981772.html

      • Stephan sagt:

        @Hendrik Altmann

        Auch z.B. die Lufthansa ist bis zu diesem Absturz immer wieder über das “Kriegsgebiet” geflogen:

        Passagierflieger über Ukraine offenbar abgeschossen17. Jul. 2014, 21:13
        ..
        “Wir untersuchen den Vorfall derzeit. Aktuell haben wir aber keinen Anlass für eine Sperrung des Luftraums”, sagte der Eurocontrol-Vertreter. “Der Luftraum ist weiter offen”. Täglich würden Hunderte von Flügen die Region in über zehn Kilometer Höhe überfliegen. Dennoch fliegt die Lufthansa nicht mehr über das Staatsgebiet des Landes. Die Fluggesellschaft habe “entschieden, von sofort an den ukrainischen Luftraum weiträumig zu umfliegen”, sagte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag der “Welt”.

        http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article130275239/Passagierflieger-ueber-Ukraine-offenbar-abgeschossen.html

        Diese Meldung steht aber in einem Widerspruch zu dem was Der Standard (Österreich) veröffentlichte:

        Malaysisches Flugzeug mit 300 Passagieren an Bord über Ostukraine abgestürzt
        17. Juli 2014, 21:28

        Nach Bekanntwerden des Absturzes haben die Behörden des Landes den Luftraum in der Region gesperrt. Die ukrainische Vorgabe gelte bis auf Weiteres, erklärte die europäische Luftraumaufsicht Eurocontrol am Donnerstag in Brüssel. Zuvor hatte die deutsche Fluglinie Lufthansa bereits ihre Flugrouten geändert.

        Auch die AUA hatte bereits entschieden, den ostukrainischen Luftraum ab sofort zu umfliegen. Das betrifft die Langstreckenflüge nach Tokio, Bangkok und Neu-Delhi, sagte ein AUA-Sprecher am Donnerstagabend auf Anfrage der APA

        http://derstandard.at/2000003225516/Malysisches-Verkerhsflugzeug-ueber-Ukraine-abgestuerzt

        Und es gab noch mehr Fluglinien, die das Gebiet überflogen haben:

        Interfax: Malaysischer Passagierjet über Ukraine abgeschossen
        17.07.2014

        Andere Luftlinien wie Turkish Airline und die russische Aeroflot haben angekündigt, den Luftraum über der Ukraine vollständig zu meiden. Französische Fluggesellschaften sind bis auf weiteres ebenso aufgefordert, den Luftraum über der Ukraine nicht mehr zu benutzen.

        http://diepresse.com/home/panorama/welt/3840298/Interfax_Malaysischer-Passagierjet-uber-Ukraine-abgeschossen

        Im Luftverkehr geht es inzwischen wohl auch um jeden Cent. Aber schon im ersten, zweiten und/oder dritten Golfkrieg wurden die Kriegsgebiete anscheinend regelmäßig überflogen. Es gibt da wohl bestimmte Waffentechniken, die zivile von militärischen Maschinen unterscheiden können. Und trotzdem wurde z.B. 1988 eine iranische Passagiermaschine abgeschossen oder eine russische im Jahr 2001 (vom ukrainischen Militär ohne Kriegszustand).

  3. Hendrik Altmann sagt:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/henrik-mueller-ueber-wirtschaftswachstum-2014-die-pessimisten-sind-los-a-981977.html

    Interessanter Artikel über ausbleibenden Wirtschaftsboom, knapper werdende Ressourcen werden mal wieder nicht thematisiert…

    • Frank Bell sagt:

      Die Dummköpfe sind los:

      “Unbestreitbar dämpft die Alterung und Schrumpfung der westlichen Gesellschaft die Wirtschaftsentwicklung.”

      Wohl kaum, denn bislang haben ältere Menschen mehr Geld als jüngere.

      Klar, durch die schwachsinnigen Rentenreformen wie Riester- und Rürup-Rente haben die Menschen immer weniger Geld, doch das wirkt sich noch nicht aus.

      Ausserdem sollte diese angebliche Problem doch dafür sorgen, dass a) die Arbeitslosigkeit bei Jüngeren sinkt und b) die Löhne steigen, denn es entsteht ja Arbeitskräftebedarf.

      Warum ist dies wohl nicht der Fall?

      Und dann noch: Digitalisierung erzeugt “quasi freie Güter, die umsonst und überall verfügbar sind”.

      Das ist so doof, da sagt man besser nichts.

      Jedenfalls habe ich bislang weder eine iPhone oder einen Laptop quasi umsonst bekommen.

  4. Hendrik Altmann sagt:

    Das die Medien bei der “Digitalisierung” keine positive Meinung vertritt ist doch klar, in einer Global vernetzten Welt besteht ein extremer Inflationsdruck für den Wert von Informationen den viele Anbieter nicht überstehen, heutzutage zählen nur noch wie viele Menschen diese Information aufrufen, wie das erreicht wird ist egal, was oft die Qualität und Seriosität in Frage stellt.

  5. Roderik sagt:

    Vielleicht hört ihr euch dieses Interview an:

    http://www.youtube.com/watch?v=GvoB-N4wYzE

    Könnte einiges erklären!

    • Stefan Wietzke sagt:

      KenFM führt immer interessante Interviews gegen den Mainstream. Er neigt aber stark zu Verschwörungstheorien.

      In diesem Zusammenhang möchte ich kurz präzisieren, was Verschwörungstheoretiker eigentlich sind.

      Negativabgrenzung:
      Jemand der Menschen jede Sauerei zumindest zutraut ist kein VT.Wenn er das allerdings grundsätzlich bei Anderen macht, hat er ein psychologisches Problem.
      Das manche Menschen auf Grund ihrer Position innerhalb eines Sozialverbandes mehr Möglichkeiten haben, ihre Agenda durchzusetzen ist eine Binsenweisheit und macht niemanden zum VT.

      Positive Definition:
      “Echte” VT glauben, dass es Gruppen gibt, die ihre Agenda tatsächlich auch innerhalb relativ großer gesellschaftlicher Gebilde durchdrücken zu können. Dieser Annahme liegen folgende Irtümer über die Funktion von Gesellschaften zu Grunde:

      1. Gesellschaften sind nicht komplex.
      2. Die Welt funktioniert deterministisch.
      3. Die Regelungsmechanismen sind bekannt.
      4. Das Gesamtsystem ist tatsächlich steuerbar.
      5. Bewuste, rationale Überlegungen bestimmen die Welt.

      So funktioniert die Welt aber nicht. Sie ist ein hoch komplexes, stark rückgekoppeltes metastabiles Gebilde.

      Wenn man machtpolitische Entscheidungen in der Weltgeschichte verstehen will, dann hilft ein Blick ein Blick in den Sandkasten mehr als jede VT. Die großen Jungs verhalten sich auch in wichtigen Positionen noch genau so wie in der Sandkiste. Und es gilt auch weiterhin:

      “Unterstelle nie Bösartigkeit, wo Dummheit als Erklärung ausreicht.”

      • Norbert Rost sagt:

        Danke, Stefan! Das triffts.

        • Florian Hoppe sagt:

          Hinzu kommt noch für mich persönlich seine Lobpreisung von Ron Paul.

          http://pando.com/2014/07/18/homophobia-racism-and-the-kochs-san-franciscos-tech-libertarian-reboot-conference-is-a-cesspool/
          Die meisten haben leider keine Ahnung über die dunklen Seite der libertären Szene.

          Ich bin bei “Anti Mainstream” inzwischen ziemlich vorsichtig geworden. Man weiss nie was die eigentlichen Beweggründe der entsprechenden Autoren sind und ob sie nicht im Prinzip genauso “Meinungsmache” machen, wie sie es den “Mainstreammedien” vorwerfen.
          (Ein Beispiel für mich sind hier z.b. Albrecht Müller und Co. von den Nachdenkseiten.)

          • Michael Egloff sagt:

            Bei Allen, die einfache Erklärungen für höchst komplizierte Entwicklungen anbieten, ist Vorsicht geboten.

            Denn das ist das Kennzeichen jeglicher Ideologie: die einfachen Erklärungen und Lösungen. Und natürlich die Sündenbocksuche.

            • Stefan Wietzke sagt:

              Zwei wunderbare Zitate des großen Menschenkenners Albert Einstein:
              1. “Mache komplexe Dinge so einfach wie möglich, aber nicht einfacher”
              2. “Es gibt für jedes komplexe Problem eine einfache Lösung…
              und die ist falsch.”

      • Roderik sagt:

        Lieber Stefan,
        die Wahrheit ist immer einfach – aber darum ist das Einfache längst nicht immer wahr. Richtig? Aber auch das Gegenteil stimmt nicht automatisch , demzufolge das Komplizierte wahr sei. Wir müssen uns schon selber bemühen, um herauszufinden, was wahr sein könnte. Und ob dann unsere Ideen die Realität einigermaßen spiegeln – wer kann es wissen?

        Was hier im Internet, auf diesen blogs und in den Medien gemacht wird, hat in der Regel mit Wissen und Information wenig aber viel mit Wahrnehmungsübereinkünften zu tun. Wie sollen interpretierbare Ereignisse und Entwicklungen gewertet werden? Welche Konsequenzen müssen wir ziehen?
        Nur die wenigsten Informationen sind so eindeutig, dass sie nicht interpretiert zu werden brauchen. Wenn komplexe Gesellschaften aber handlungsfähig bleiben wollen, weil sie zielgerichtet handeln müssen, braucht es diese mindestens leichte mentale Gleichförmigkeit. Ohne diese kommt die Gesellschaft nicht von der Stelle – weder im Strassenverkehr, noch in der Ökonomie noch sonst wo. Um diese Meinungsübermacht tobt hier der Kampf.
        Das hier je nach Interessen manipuliert wird, muss in Kauf genommen werden. Wenn Herr Müller von den Nachdenkseiten sich gerne über diese Manipulationen auslässt, seine Sache. Dass er selber manipuliert, wenn er beispielsweise alle, die grenzenlosem Wachstum skeptisch gegenüber stehen, als Claqueure eines Herrn Miegel darstellt, obwohl dieser doch erst ganz zuletzt auf den wachstumskritischen Zug gesprungen ist, na ja. Soll man sich darüber aufregen?
        Problematisch wird die Manipulation aber, wenn sie sich in Realitätsverweigerung verwandelt und Wunder erzeugt. In Europa sollen sich alle an Deutschland orientieren und mit Hilfe eines “guten Niedriglohnsektors” Exportanteile gewinnen und alle gleichzeitig Überschüsse erwirtschaften. Wenn aber alle Überschüsse haben, wer hat dann die Defizite? Und ist nicht die Pleite der einen die notwendige Folge der Gewinne der anderen? Muss nicht Wirtschaft immer Geben und Nehmen sein? Kann man sich auf Dauer der Realität verweigern?

        Und dann gibt es ja noch Verschwörungstheorie. Ich finde es nett, dass du mich darauf hinweist. (Übrigens gibt es auch noch Sekten und Destruktive Kulte, aber das nur nebenbei.) Mir hat zum Beispiel ein Freund in Zusammenhang mit dem 09. September mal erklärt – pst pst, wusstest du eigentlich, dass bei dem Terroranschlag nur ganz wenige Juden umgekommen sind? Nein, habe ich gesagt, war mir nicht bekannt. Und dann habe ich ihm mit wenigen logischen Überlegungen klar gemacht, dass die Logistik, die darin besteht, einen grossen Teil der Juden vorher zu kennen, zu warnen und dafür zu sorgen, dass sie vorher und nachher nichts ausplaudern, kaum zu leisten ist. Ganz schnell hat er diese Idee fallen gelassen.

        Um jetzt mal auf den Punkt zu kommen: deine Idee bei den Aussagen von Willy Wimmer handele es sich um Verschwörungstheorie, weil KenFM Verschwörungstheoretiker sei, hilft mir gar nicht. Ist ja schön, dass du für diesen KenFM eine Schublade hast, aber was hat das mit dem zu tun, was der alte CDU-Mann erzählt? Wichtig ist doch, ob man glauben kann oder muss, was er sagt. Kannst du seine Behauptungen widerlegen?

        • Stefan Wietzke sagt:

          Hallo Roderik,

          bitte mal richtig lesen! Ich habe mit keinem Wort KenFMs seine Interviewpartner (hier Wimmer) als VT bezeichnet!

          Sondern gesagt, das der Interviewer dazu neigt. Um das zu sehen achte mal auf seine Fragetechnik. Er versucht schon ganz gerne, sich sein Weltbild bestätigen zu lassen (das ist zwar menschlichm aber nicht erkenntnisfördernd). Darauf zielte mein Hinweis.

          Ich möchte jetzt auch keine philosphischen Diskussion über den Wanrheitsbegriff führen. Darum ging es auch nicht, sondern um Lösungen für komplexe Probleme. Und da ist mir noch nie eins untergekommen, dass eine einfache Lösung hat. Der Umkehrschluss gilt aber sehr wohl. Hat ein vermeindlich komplexes Problem eine einfache Lösung, war das Problem nicht komplex.

          Ich teile auch deine Einschätzung zu “Wahrnehmungsübereinkünften” nicht. Menschen richten ihr Handeln an einer Modellvorstellung von der Welt aus. Wir wissen alle, dass das nicht die Welt selbst ist. Das impliziert neben Vorstellungen wie sie den sein sollte sowie Vorstellungen davon wie sie auf mein Handeln reagiert. Und das neben “physischem” auch bzgl. sozialer Aspekte. Dieses Modell ist aber nie “richtig” und nie “fertig” und auch nie “vollständig”. Aber es ist obejktivierbar. Das nennt man dann einen Erkentnisprozess. Und auf diesem Modell können wir dann Handlungen ableiten.

          Aber vielleicht meintest du das ja mit Wahrnehmungsübereinkünften und ich habe dich da nur nicht richtig verstanden.

  6. Michael Egloff sagt:

    Das tut richtig gut, Stefan,
    diese rationale Analyse.

    Mir scheint, das Geschwafel über eine NWO, also über eine durch die “globale Elite” koordiniert gesteuerte Entwicklung, nimmt um so mehr zu, je multipolarer die Welt wird.
    Die meisten Verschwörungstheorien und die Realität entwickeln sich also in die entgegengesetzte Richtung.

    Aber gegen eine starke Überzeugung bzw. Ideologie vermag die Realität nicht viel auszurichten.

    So ist es aber auch auf der Gegenseite der Verschwörungstheoretiker, auf der Seite eben dieser mit äußerst gegensätzlichen Interessen ausgestatteten Eliten, der Mainstream-Ökonomen, der großen Mehrzahl der Politiker, der meisten Medien usw.
    Sie sind gefangen in der Überzeugung/Ideologie, nach der sich Wachstum, Komplexitätsteigerung und Überdehnung z.B. des Finanzsystems immer weiter fortsetzen ließen und man nicht auf einen Punkt zusteuern würde, in dem das hyperkomplexe Gesamtsystem durch steigende Instabilität und Rückkopplungen vor einem Zusammenbruch stehen könnte.

    Wir Menschen sind Gefangene von Prägungen, Denkschulen und inneren Filtern.
    Wenn man dies einmal erkannt hat, wird man zwar nicht immun gegenüber diesen Prägungen und Filtern, aber man hat wenigstens die Chance, das Gefängnis des eigenen Denkens etwas zu erweitern. Und gelegentlich und mit etwas Glück die eine oder andere realitätsnahe Erkenntnis zu erreichen.

Diesen Eintrag kommentieren: Kai Fischer

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