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Mehr Komplexität -> mehr Energieverbrauch -> schnellerer Kollaps?

Vorteile durch Komplexitätserhöhung und Grenznutzen der Komplexität (nach Tainter)

Mal wieder ein Gastbeitrag in dem ich ein Thema, das mir seit 2016 im Kopf rumgeistert, ausgeführt habe. Die Inspiration dazu hat mir vor ca. 1,5 Jahren ein Artikel bei Malik [6] geliefert - welcher die Nutzung von Komplexität für die Lösung unserer Probleme thematisierte. Grundsätzlich stimme ich mit dem überein, wenn da (meiner Ansicht nach) nicht ein kleines Problem mit der Energie wäre...

So hoffe ich mit diesem Artikel auch das Forum wieder etwas zu beleben. Falls irgendwer Lust hat einen Gastbeitrag über thematisch halbwegs passende Dinge zu schreiben die Ihn bewegen und beschäftigen, dann bitte ich um Kontaktaufnahme im Kommentarbereich bzw. unter der eMail hier. Jede Initiative ist willkommen, wobei ich gerne Feedback gebe und vorab auch als Diskussionspartner zur Verfügung stehe.

Mit bestem Gruß,

H.C. (ein Gastbeitrag von H.C. Fricke @ limitstogrowth.de)

Hinweis: Die nachfolgend (schriftlich) niedergelegten Ansichten, Thesen, Analysen, Schlussfolgerungen, Meinungen & Co. müssen nicht mit denen des Betreibers dieses Blogs (peak-oil.com) übereinstimmen.


Letztens hatte auch Ugo Bardi die Thematik von des Ursprungs des Kollaps (von Zivilisationen) noch mal in seinem Blog behandelt [1]. Dabei war dann auch die recht bekannte nebenstehende Grafik aus Tainters Buch 'Collapse of complex societies'.

Tainter, der als Archäologe den Kollaps von vielen Zivilisationen untersucht hat, geht dabei davon aus, das es bei der Erhöhung der Komplexität zur Bewältigung von (immer neuen) Problemen einer (technischen) Gesellschaft bzw. Zivilisation einen Grenznutzen gibt. Ab einem bestimmten Punkt bringt die Komplexitätserhöhung nichts mehr - und Ihr Nettobeitrag ist dann sogar negativ (meint: Es werden mehr Ressourcen aufgewendet als zurück kommen bzw. frei werden).

Wichtig: Umso teurer bzw. knapper die Energie, desto schneller laufen in der Regel immer komplexere Lösungen (die ja selber in der Regel immer mehr Energie benötigen) gegen diese Grenze. Denn der Faktor der ausreichenden Energieverfügbarkeit treibt (anfänglich) das ganz System und hilft bei der Expansion.

Organismen und Gesellschaften streben nach höherer Komplexität

(Nicht nur) Unternehmensberater & Buchautor Prof. Dr. Fredmund Malik sieht in der Nutzung der Komplexität die Lösung für viele unserer Probleme:

"Die richtige Strategie für die Neue Welt ist also das Gegenteil der bisherigen, nämlich das Nutzen von Komplexität."

... wobei er jedoch auf den Unterschied zwischen Kompliziertheit und Komplexität hinweist [6]. Er zitiert dann auch den deutschen Biologen Carsten Bresch, der Sagte:

„Alle höheren (biologischen) Fähigkeiten resultieren aus mehr Komplexität“

Die Steigerung der Komplexität ist quasi so etwas wie ein Naturgesetz dem alle komplexeren Organismen folgen - zumindest habe ich das für mich akzeptiert. Das 'Problem' an der Komplexität (u.a. nicht-Vorhersagbarkeit) von Systemen ist meines Erachtens, das diese Systeme im Kontrast zur (berechenbaren, deterministischen) Kompliziertheit nicht mehr voraussagbar sind und zunehmende Transaktionskosten (Overhead) haben, was sie dann auch anfälliger gegenüber (schnellen) externen Veränderungen macht. So merkt Kommentator Gunnar Rundgren in Bardis Blog an:

"My take on this has been that the main cause of diminishing return is due to the increasing 'transaction costs' between all the parties in the network."

Der Kommentator führt das ganze dann weiter mit einem Beispiel aus, welches auf der zunehmenden Spezialisierung bei den Berufen / Tätigkeiten basiert. Zwar wird durch die Spezialisierung die Effizienz und ggf. auch die Effektivität gesteigert - jedoch erhöhen sich die Transaktions- und Koordinierungsaufwände (z.B. die hin- und her überweiserei zwischen verschiedenen Spezialisten und dem Allgemeinarzt). Wird dann eine Spezialisierung nicht mehr oder weniger gebraucht - dann befindet sich ein Teil des Systems im Leerlauf und Ausbildungskosten und Aufwände sind ggf. 'abzuschreiben'. Nicht anders verhält es sich mit der Industrieproduktion spezialisierter Güter.

Energie ist das was Wirtschaftswissenschaftler meist nicht verstehen

Energie - so einfach und doch so schwer für Nobelpreisträger. Quelle: Pixabay

Selbst 'Nobelpreisträger' (Anm.: in Anführungszeichen, weil der Wirtschaftsnobelpreis kein richtiger ist...) wie Krugman begreifen das 1 * 1  nicht. So schreibt Paul Krugman in seinem Blog [7]:

"Energy is just an input like other inputs."

Ich sage dazu nur: Aua.... Einen guter Kommentar dazu kommt von Paul Arbair, welcher schreibt das Ökonomen & Co. in der Regel die elementare Wichtigkeit von Energie übersehen ('By a wide margin') und zudem nur als eine sekundäre Eingangsgröße ansehen die (leicht!) substituiert werden kann [8]. Die von mir sehr geschätzte Gail Tverberg schreibt dann auch in einem aktuellen Beitrag warum die gängigen (Wirtschafts-)Modelle nicht funktionieren (werden bzw. tun) um die zukünftigen Entwicklungen zu antizipieren [9]:

"The world economy is much more interconnected than most analysts have ever understood. It is also much more dependent on growing energy supply"

Ein Kommentator in Tverbergs Blog fasste das ganze dann für mich sehr schön zusammen:

“The economy is comprised of the production and exchange of goods and services through the application of energy and labor to resources and activities, as represented by money.”

Energie ist die Master-Ressource und 'Geld' (Money) ist nur eine Repräsentation der energiegetriebenen Aktivitäten (Services) und Erzeugnisse (Goods). Leider scheint das für Wirtschaftswisenschaftler wie Krugman zu kompliziert zu sein. Er meint wohl, das man Energie substituieren kann - wenn ggf. nur genug Geld aufwendet. Geld selber ist jedoch keine Eingangsgröße ('Input'), sondern hat neben der Repräsentations- eine  Steuerungs-Funktion.

LTG Modelle, Kredit, Rückkopplungseffekte, Energie und Kollaps

Standard Run Szenario aus dem Buch "Limits to Growth" (1972), mit einer aktualisierten Grafik von Charles Hall und John Day aus "Revisiting Limits to Growth After Peak Oil"

Auf der Seite 'Über dieses Blog' habe ich die nebenstehende Grafik des Standard-Runs der LTG Studie aus dem Jahre 1972 als Aufhänger benutzt. Ggf. interessant zu wissen ist, das diese Studie die Rückkopplungseffekte von Schulden, Zinsen, etc. pp. gar nicht berücksichtigt. Die LTG Studie fokussierte in Ihrem Modell auf die Verfügbarkeit von Ressourcen & Co. - nicht jedoch den ökonomischen Problemen, welche bei der Verknappung (bzw. Verteurung) dieser entstehen. Frau Tverberg dazu [9]:

"The model reflects a simple, quantity-based approach that does not consider problems such as how debt might be repaid with interest if the economy is shrinking, or how pension payments would fare in a shrinking economy. The model is based on the assumption that our problem is only inadequate supply, not economic problems that indirectly result from short supply."

Unser (expandierendes) Wirtschaftssystem, angetrieben über Verschuldung (Kredit) durch Geldschöpfung über Bilanzverlängerung (-> Saldenmechanik) [10][11], baut zunehmend die von Tverberg thematisierten Rückkopplungseffekte auf, welche insbesondere in Krisen zuschlagen und die komplexen (sowie komplizierten) Systeme, sowie Ihre Lieferketten [12], zusätzlich destabilisieren. Im Kontrast zu Krugman (und anderen) merkt Sie an [9]:

"[6] It is total energy growth (not simply oil consumption growth) that correlates well with GDP growth."

Entwicklung von Welt-BIP und Primärenergieverbrauch. Quelle: Gail Tverberg

Ihre Grafik dazu hatte ich ebenfalls schon oft  hier im Blog verwendet. Jedoch scheint eine Korrelation von >0,99 für Wirtschaftsprofessoren einfach zu ignorieren. Zudem haben wir noch ein anderes Problem: Immer mehr Menschen, die ein immer höheres Niveau von Wohlstand anstreben - und letztendlich das BIP durch Ihren Konsum nach oben treiben. Wenn nun immer mehr immer mehr verbrauchen - dann steigt auch der Energieverbrauch -> 'mehr * mehr' = 'viel mehr'. So schreibt Frau Tverberg weiter:

"[3] Energy is a critical need for the economy. Many prior economies collapsed when energy consumption stopped rising sufficiently rapidly."

Und greift damit das auf was der Archäologe Tainter als grundlegendes Muster in seinen Studien zum Kollaps bzw. Niedergang von verschiedensten Zivilisationen herausgefunden hat. So ist denn nach Frau Tverberg nicht nur die ausreichende Energieversorgung auf gleichem Niveau das Problem. Basierend auf unserem Wirschafts- bzw. Geldsystem über Kredit braucht es ein konstant expandierendes System um die (papiernen bzw. kontraktuellen) Forderungen (bzw. Ansprüche) in der Zukunft zu erfüllen. Frau Tverberg fasst dies folgend zusammen:

"[9] If the growth rate of the economy is not fast enough, the danger is that the economy will collapse."

Das ganze wird auch von Dr. Tim Morgan so vertreten, welcher in einem älteren Blogpost [13] u.a. folgendes zu den Stufen des wirtschaftlichen Wachstums schreibt:

1. Total surplus energy growing, more rapidly than population – prosperity increasing

2. Total still growing, but at same rate as population – prosperity stagnant

3. Total growing, but at slower rate than population – prosperity erodes

4. Total shrinking – prosperity in rapid decline

Er ordnet uns dann aktuell irgendwo zwischen Stufe 2 und 3 ein.

Was vielen heute nicht mehr bewusst ist: Wo früher z.B. die Landwirtschaft einen energetischen Beitrag geleistet hat -> Produktion von mehr Nahrungskalorieren als eingesetzt - ist dies heute nicht mehr der Fall. Heute werden 10 (oder mehr) meist fossile Kalorien in Form von Öl, Kohle oder Gas eingesetzt um eine Kalorie Nahrung zu erzeugen, zu verpacken und (teils gekühlt) zum Verbraucher (oft über große Strecken) zu transportieren. Durch die Steigerung der Komplexität wurde hier zwar ein größeres Angebot an Nahrung mit weniger Einsatz von Menschen möglich - jedoch zum Preis das der externe Energieeinsatz deutlich gestiegen ist. Nichts anderes ist es z.B., wenn man Brennholz mit großen Maschinen erntet, spaltet und über lange Strecken zum Verbraucher transportiert. Mit jedem zusätzlichem Einsatz von externen Energie zur Produktion mag zwar die Effizienz der Produktion steigen - jedoch sinkt der effektive ERoEI (energetische Netto-Beitrag) des Brennholz.

Das ganze ist jedoch noch vertrackter. Nach Frau Tverberg muss auch der Gesamtanteil der Kosten an der Energie (Produktion & Bereitstellung) als Prozentsatz am BIP sinken - damit das Rest-System expandieren kann [9]:

"In inflation-adjusted terms, the price of energy services needs to keep falling as a percentage of GDP, to keep the system operating."

Das war bis ca. 1970-80 der Fall. Seit dem haben wir es jedoch 'Netto' mit stagnierenden oder steigenden Preisen bei der Energiebereitstellung zu tun - weil eben auch die relativen Aufwände nicht mehr sinken. Phasen mit steigenden Preisen haben dabei Wirtschaftskrisen erzeugt, Phasen mit sinkenden Preise Prosperität (Wirtschaftsaufschwung) - jedoch mit steigendem Energieverbrauch.

Wem das klar ist, der versteht auch, warum uns höhere Preise für Energie in der Zukunft nicht helfen werden um Kapital zu mobilisieren, welches die Gesamtenergiebereitstellung wachsen lassen kann. Denn dann ist weniger vom 'Kuchen' für Konsum & Co. übrig -> wie ich es auch schon in meinem ERoEI Artikel erklärt habe und die nebenstehende Grafik veranschaulicht. Frau Tverberg fasst es folgendermaßen zusammen [9]:

"The story, 'Higher energy prices will work in the future' is simply a myth, created by economists who do not understand how the economy really operates, considering all of the feedbacks involved."

Anm.: Herr Krugman gehört wohl zu den besagten Ökonomen ;-)

Ist weniger mehr?

Im letzten Artikel (Anm.: Bei limitstogrowth.de) hatte ich ein Video Herrn Niko Paech verlinkt. Paech vertritt einen Weg in dem wir es ggf. schaffen könnten mit Suffizienz (Genügsamkeit) unseren Ressourcen- und Energiekonsum zu reduzieren, die soziale Lebensqualität deutlich zu verbessern - und alles ohne die (materielle) Lebensqualität deutlich zurückzufahren.

Das Problem das Paech und auch Tverberg bewusst ist, ist das durch weniger Nachfrage auch weniger Produktion, weniger BIP, etc. pp. die Folge wären. Damit sind dann leider auch zukünftige finanzielle Verpflichtungen (Zinsen, Kreditrückzahlungen, Spar- und Rentenzusagen, etc.) nicht mehr bedienbar. Frau Tverberg schreibt:

"When a person realizes how tightly integrated the world economy is, and its need to grow, it becomes clear that using less is not a solution."

Wer genügsamer lebt - der braucht auch (Kaufkraftbereinigt) weniger Geld (bzw. Einkommen) um sein Leben zu bestreiten - weil er weniger nachfragt. Jedoch würde solch ein Weg aktuell (nach meiner Einschätzung) indirekt auch eine Abkehr vom Wege der zunehmenden Komplexität bedeuten. Denn bei insgesamt schrumpfender Nachfrage (und ggf. schrumpfender Bevölkerung) lohnen sich dann perspektivisch viele Entwicklungen und (scheinbare) Investitionen in die Zukunft nicht mehr, da das nötige Kapital zur Vorfinanzierung (über Kredit) nicht mehr in dem Maße zur Verfügung stehen würde, da es sehr ungewiss ist - ob später eine Rückzahlung (mit Zinsen) überhaupt möglich ist. Zumindest sollten die Investitionen betroffen sein, welche die Komplexität (unter einem höheren Energieeinsatz) steigern und nicht der Sicherung der elementaren Grundbedürfnisse dienen.

Haben wir eine (theoretisch) andere Wahl....

... als den Weg der Suffizienz zu gehen und (global gesehen) unseren energetischen Fußabdruck zu reduzieren - um einen 'Kollaps' (oder Niedergang - wie immer man den bzw. das auch definieren mag) zumindest hinauszuzögern und / oder abzumildern?

Ich denke: Nein. Denn aktuell gibt es (mittelfristig) perspektivisch keinen Weg mehr Energie mit weniger Aufwand (Kosten) bereitzustellen - außer ggf. die Atomkraft in Bezug auf LFTR-Reaktoren, wie ich auch schon in meinem 'Buchprojekt' folgerte. Kernfusion? Dazu empfehlen ich auch einen Podcast mit Dr. Michael Dittmar anzuhören [3][4], welcher übrigens die energetische Situation (und damit unsere Zukunftsperspektive) ähnlich kritisch einschätzt wie ich. Jedoch würde mehr und billigere Energie bei steigender Population uns letztendlich nur gegen andere Limits (der Ökosphäre) stoßen lassen.

Eine 'neue (ggf. auch unfreiwillige) Genügsamkeit' könnte also ein theoretischer Weg sein. Das Problem: Diese 'müsste' dann global erfolgen und gerade die entwickelten Länder (u.a. Deutschland) müssten Ihren Fußabdruck massiv(st) reduzieren. Zudem müsste sichergestellt werden, das die frei werdenden Ressourcen nicht sofort anderweitig genutzt werden - sondern in Ihrer Nutzung zeitlich deutlich gestreckt werden. Viele 'müsste'..., denn die 'freiwillige' Aufgabe in Bezug auf Erhöhung der Komplexität, der Entwicklung, Technologie, etc. pp. bedeutet auch starke Nachteile für den einzelnen im (aktuellem) globalem Wettbewerb zu haben - ist also faktisch keine Option, wenn nicht jeder mitzieht. Solange jedoch die Musik spielt - wird getanzt.

Genau deswegen denke ich auch, das die Option der (meiner Ansicht nach global nötigen) Suffizienz wohl ein Wunschtraum bleiben wird. Denn Ressourcen welche durch nationale oder individuelle Suffizienz (meint: freiwillige materielle Beschränkung unter den aktuellen Möglichkeiten) frei werden - werden aktuell nur anderswo in der Welt verbraucht bzw. zum Wachstum genutzt. In der Natur ist es ja nicht anders...

Und mal ehrlich: Wer verzichtet freiwillig? Nicht auf ein Stück Fleisch oder das 20igste T-Shirt - sondern auf den kompletten aktuellen Lebensentwurf, (Fern-) Reisen, Mobilität, eine große Wohnung (mehr als ca. 10 qm pro Person), etc. pp.? Spätestens wenn ich das die Menschen Frage die mir sagen ich solle mich mit meinem Wissen doch für Klimaschutz, Umwelt, Tiere, etc. pp. einsetzten und engagieren - dann wird es still. Effektiv geht es immer um weiter so - jedoch 'irgendwie' weniger schädlich -> ala "Wasch mich - mach mich jedoch nicht nass". So denke ich denn auch, das viele ('nicht essentielle') Tätigkeiten sehr schnell reduziert werden, wenn es energetisch knapper wird. Dann geht es nämlich erst einmal um das eingemachte und die Sicherung der (täglichen) eigenen Existenz (-> siehe auch: Maslov). Das passiert dann jedoch nicht freiwillig sondern unter externem Druck.

So ist meine persönliche Schlussfolgerung, das mehr Komplexität zur Lösung unserer (aktuellen) Probleme (wie von Herrn Malik thematisiert) in Anbetracht finiter Ressourcen an fossiler Energie uns nur schneller an die Grenze zum Kollaps führen wird. Dabei ist immer zu bedenken, das die fossilen Energieträger nichts anderes als sind als gespeichertes und hoch komprimiertes Sonnenlicht von mehreren Hunderten von Millionen Jahren - welches wir in ca. 200 Jahren durch die Schornsteine und Auspuffe pusten. Diffuse Energie (Anm.: Niedriger ERoEI) aus Solar, Biomasse und Wind werden uns nicht dabei helfen können den Status-Quo einer Welt, die auf den fossilen Energien basiert, zu retten - sie beschleunigen hingegen in der Regel noch den Bedarf an (fossiler) Primärenergie.

Wie dieser Kollaps aussehen wird, über welchen Zeitraum er sich erstreckt, wann er Fahrt aufnehmen wird, wie die Folgen ggf. abgemildert werden könnten (man denke an Asimovs Foundation-Zyklus), etc. pp. - das sind andere (offene) Fragen - ggf. für andere (Gast-)Artikel hier.


Quellen / Links

47 Kommentare to “Mehr Komplexität -> mehr Energieverbrauch -> schnellerer Kollaps?”

  1. Hendrik Altmann sagt:

    Ziemlich einfach damit zu belgen das der Aufwand für immer höhere Effizienz exponentiell steigt je näher wir an das physikalisch mögliche kommen, der Aufwand wird irgendwann so hoch das es sich nicht mehr lohnt weiter in die Richtung zu investieren.

    100% Energieeffizienz ist praktisch unmöglich zu erreichen.

    Auch Energie ohne Energieinvest bereit zu stellen ist unmöglich, selbst mit einem Ertefaktor von einer Million oder Billion, es spielt keine Rolle es wird immer einen Aufwand geben selbst wenn dieser sehr klein sein kann, diese letzten 0,1% Energieeffizienz um 100% zu erreichen ist dann oft ein Energieinvest größer als das gesamte Universum bereit stellen kann, praktisch ist hier der Energieinvest unendlich groß.

    Man kann es so sehen, perfektion ist nicht gewollt zu erreichen in diesem Universum oder die Systeme des Lebens würden eventuell gar nicht funktionieren wenn es so etwas wie freie Energie geben würde und 100% Effizienz.

  2. Hermann Scheer, Alternativnobelpreisträger und Energiewende-Pionier, sagte immer wieder sinngemäß: Nur weil ein Problem (gemeint Energiesystem) komplex ist, muss dessen Lösung (gemeint efizient-erneuerbare Energieversorgung) nicht zwingend auch komplex sein.
    Was er sagen wollte und ich nur unterstreichen kann: Eine 100 % erneuerbare Enerieversorgung ist einfach (sowohl technisch als auch ökonomisch). Aber der Verleirer, der fossil-atomare Industriesektor macht daraus ein nur scheinbar enormes Problem.

    • h.c. sagt:

      Eine 100 % erneuerbare Enerieversorgung ist einfach

      Absolut, denn bis vor ca. 200 Jahren war das der Fall. Jedoch gab es auch dort schon massivste Probleme mit Abholzung & Co. “Leider” geht mit diesem Modell wohl auch weniger Bevölkerung und ein deutlich abgesenkter Lebensstandard einher. Genau dieses hatte der Beitrag, u.a. zum Ende angesprochen. Bisher hat (meiner Kenntnis nach) niemand aufgezeigt wie eine ‘solare Weltwirtschaft’ konkret & ungefähr auf heutigem Niveau mit 7,5 Milliarden Menschen nachhaltig funktionieren kann. Also inkl. aller grauer Energie, Reboundeffekte, etc. pp.

      Ich würde mich freuen, wenn Sie hier im Kommentarbereich die Aussage: “Eine 100 % erneuerbare Enerieversorgung ist einfach (sowohl technisch als auch ökonomisch)” konkretisieren könnten – insb. auch in Bezug auf das “einfach”.

      • A) Sie vertiefen sich – unvoreingenommen – in die Materie. z.B.: unendlich-viel-energie.de oder irena.org und viel andere Quellen, die sich dadurch auszeichnen, wissenschaftliche Studien als Basis zu haben.
        B) Sie bestellen meinen Energiewende-NEWSFLASH (http://www.renewable.at/newsflash.htm) um 18 €/Monat

        Mit sonnigen Grüßen

        • h.c. sagt:

          Ich habe das Thema ausführlichst recherchiert.

          a) Einfach zwei Links auf zwei (Lobby-) Webseiten anzugeben ist jedoch eine etwas enttäuschende Antwort auf meine Frage – in Bezug auf Ihre Meinung das all dies (‘100% Erneuerbar’) ‘einfach’ sei.
          b) Ich werde mein Geld nicht einer Consulting-Firma spendieren, die ganz klar einen Bias in Bezug auf den Verkauf Ihrer Leistungen / Angebote haben wird.

          Wenn es so einfach ist – dann bitte ich Sie zumindest Kontakt mit Ugo Bardi, Prof. Sinn und D. Meadows aufzunehmen und Ihnen diese frohe Botschaft zu übermitteln.

          • Schon gut, dass ich nur 2 Seiten erwähnt habe: Denn, wie ich befürchtete, GLAUBEN Sie es nicht. Und dann haben auch die erdrückenden, primär ökonomischen Fakten, diezuhauf im Internet zu finden sind, keine Überzeugungskraft (vlg.Trump und Klimawwandel).

            Alles Gute und Ende.

            • h.c. sagt:

              Sie haben etwas postuliert (100% Erneuerbar ‘einfach’, etc.), liefern jedoch keine konkreten Daten / Fakten, sondern nur allgemeine Links auf Homepages von Lobby-Organisationen. Nicht einmal Links auf konkrete Artikel, wissenschaftliche Studien, etc. pp. haben Sie angegeben – keinen einzigen.

              Anstatt in einen inhaltlichen Dialog einzutreten werfen Sie mir nun ‘Glauben’ vor – den wer Glaubt, der kann durch Informationen und Fakten nicht von diesem ab und ist faktisch Lernresistent. Natürlich ist solch eine Kommunikations-Strategie praktisch, wenn man selber einen Glauben (oder andere Ziele) hat und nicht in eine inhaltliche Diskussion eintreten bzw. von dieser ablenken möchte.

              Auf einmal Stichworte wie Klima oder Trump einfliessen zu lassen ist eine ähnliche Strategie – ablenken, spezifische Assoziationen und Bilder im Kopfe der Leser erzeugen – und bloß nicht auf die selbst aufgebrachte Sachfrage eingehen.

              Spannend dabei: Ich habe Ihnen sogar grundsätzlich zugestimmt – natürlich mit einer wesentlichen Einschränkung (bzw. Rahmenbedingungen) auf die Sie ebenfalls nicht eingegangen sind und welche bei den Behauptungen 100% EE ist möglich meist nie quanti- und qualifiziert wird.

              Ausweislich Ihrer Web-Adresse, die Sie in Ihren Kommentaren angegeben haben, bieten Sie zudem Consulting-Dienstleistungen im EE Sektor an – auf die Sie z.T. hier selber verlinkt haben (18€ Newsletter). Ich sehe (bzw. vermute) da eher einen starken, kommerziellen Bias ihrerseits – da ggf. Ihr Einkommen davon abhängt. Wie ich unter http://www.renewable.at/kontakt.htm sehe sind Sie (wenn der Kommentator wirklich der ist für den er sich ausgibt) dann auch Anwalt und im Verkauf & Marketing tätig – was meinen Eindruck noch verstärkt. Das erklärt für mich jedenfalls die gewählte Kommunikationsstrategie mit Dissens zur eigenen (zumindest öffentlich postulierten) Meinung umzugehen.

              Über dies hinaus kann ich Ihnen auch Links anbieten:
              http://euanmearns.com/
              https://ourfiniteworld.com/
              https://cassandralegacy.blogspot.de/

              Jedoch: Was soll das bringen? Was ist der Punkt? Das spezifische Argument? Die beiden folgenden Links sind schon Konkreter (Prof. Sinn und eine Studie zum ERoEI der PV in Spanien):
              https://www.youtube.com/watch?v=jm9h0MJ2swo
              http://science-and-energy.org/wp-content/uploads/2016/03/20160307-Des-Houches-Case-Study-for-Solar-PV.pdf

              sowie die zahlreichen Artikel, Links und Kommentare hier im Blog.

            • Patrick sagt:

              H.C.,

              das ist wohl vergebene Liebesmühe. Der Kommentar kann ja wohl kaum als ernsthaft angesehen werden.

              “Eine 100 % erneuerbare Enerieversorgung ist einfach”

              Ja klar ist das einfach. Mit einem Bruchteil der heutigen Weltbevölkerung und auf einem Wohlstands- und Zivilisationslevel, was sich wohl niemand wirklich wünscht.

              • h.c. sagt:

                Zumindest wollte ich für andere Leser hier den Hintergrund dieses Kommentators klarstellen.

                Es ist eben so, das es für solche Menschen oft schwierig ist Ihre (zumindest öffentlich geäußerte) Sichtweise zu erweitern und zu ändern – wenn Ihr Einkommen davon abhängt.

              • Hendrik Altmann sagt:

                Wir sind heute so weit entfernt von 100% erneuerbarer Energieversorgung wie vor 20 Jahren in der Welt, laut iea hat sich das Verhältniss von ca. 80% fossiler Primärenergie die letzten 20 Jahre nicht geändert.

                Unser Wirtschaftssystem konsumiert jeder erdenkliche Energiequelle für Wachstum, die irgendwo wirtschaftlich erreichbar ist und dies wird auch immer so bleiben, da die Systeme des Lebens so funktionieren und nicht anders.

                Was immer noch nicht verstanden wird ist das dieses System nicht bewusst von uns gelenkt wird sondern durch den Wettkampf, wir bestimmen nicht wie nachhaltig gewirtschaftet wird, der Wettkampf im System selektiert und bestimmt wie nachhaltig gewirtschaftet wird und auch das wird sich niemals ändern.

                Chaotische dynamische Systeme ordenen sich über den Wettkampf, selektiert wird über Erfolg und Misserfolg und dies seit es Leben gibt und solange es Leben gibt.

                So gibt es auch heute keine Probleme die es nicht schon seit dem Anbeginn des Lebens gegeben hätte, Energie ist immer knapp, das Leben versucht immer und zu jeder Zeit alle erreichbare Energie zu nutzen.

                Die Systeme des Lebens haben auch nie Nachhaltigkeit gekannt, es gibt praktisch kein Bewusstsein für Nachhaltigkeit in den Systemen des Lebens, Ressorcen werden nicht geschont, Ressorcen werden erst dann nicht genutzt wenn es unwirtschaftlich wird diese zu nutzen und dies ist so in allen Systemen des Lebens.

                So ist nicht die Frage was wir ändern können um nachhaltiger zu leben, das ist die falsche Frage wenn es um das Leben geht, die richtige Frage wäre was können wir ändern um erfolgreicher zu sein im Leben, den nur darum geht es in den Systemen des Lebens.

        • Heinz sagt:

          Während einen Verbrennungsmotor jede technische Hochschule selber herstellen könnte, ist das notwendige technische Wissen um eine Solarzelle zu produzieren ungleich höher. Einen Elektromoter baue ich zur Not in meiner Garage zusammen. Solartechnik ist komplex, deshalb werden diese Module nicht in Hinterhöfen oder Garagen produziert.

      • Ralle sagt:

        Nehmen wir an “unendlich-viel-energie stünde seit anbeginn der Erden-Zeiten bereit:

        Wir müssten alles vergessen, was uns die Erdgeschichte [mehere Mio Jahre) an Zeichen noch einsehen und bewerten läßt.
        Dann wäre alles irdische in einem unendlich kurzen Zeitraum verglüht.
        Somit müßte man sich auch keine Gedanken machen wie man mit “unendlich-viel-energie” Kohle zur Entschuldung ranschafft.

  3. h.c. sagt:

    Ich möchte unbedingt auf den neusten Kunstlercast hinweisen: “KunstlerCast 303 — Jack Alpert on Unwinding the Human Predicament”: http://kunstler.com/podcast/kunstlercast-303-jack-albert-unwinding-human-predicament/

    Ich kopiere einfach mal den Episodentext hier hinein:

    “Jack Alpert is director of Stanford Knowledge Integration Lab, a Lab which he started in 1978 at Stanford University. In 1992 the Lab left Stanford and became a non profit research foundation. The research focused on how people gather and process information to understand dynamic systems. Over the years the Lab has transitioned its focus to the relationship between human cognition and civilization viability. The current work is on discovering and implementing behavior that “changes our course” and creates a sustainable civilization. Mr. Alpert predicts that the human population will be reduced by 90 percent before the year 2100.”

    Alpert sieht maximal Raum für 600 Millionen Menschen auf Subsistenz-Status nach dem effektiven Ende der Fossilen – oder eine Chance für ca. 50 Millionen Menschen auf heutigem Niveau (inkl. Bildung, Forschung, Medizin, etc.), wenn ca. 3 Standorte in der Welt aufgebaut werden die heute schon dort verfügbare Wasserkraft und Infrastruktur nutzen. Damit währen dann ggf. ein paar hundert Jahre gewonnen – in denen ggf. wirkliche Alternativen gefunden werden.

    Ein sehr spannender Podcast.

  4. Hendrik Altmann sagt:

    Der Frühling/Frühsommer ist die Zeit wo Heizöl günstig eingekauft wird um die Speicher zu füllen, diesen Frühling steigt der Heizölpreis besonders stark an, was eine recht hohe Preisespanne im Winter bedeuten wird.

    https://www.tecson.de/pheizoel.html

  5. Hendrik Altmann sagt:

    Was sind eure Erwartungen für den Ölpreis nächstes Jahr?

    Ich denke durch den weiteren jährlichen Zuwachs der Ölnachfrage sowie des Föderabfalls in den Decline Staaten wird der Preis auf 80 Dollar steigen.

    Die Frackingindustrie hinkt mit der Produktion hinter den Erwartungen zurück und Föderkürzungen der Produzenten sind der Puderzucker auf dem Kuchen.

    Ich sehe 80 Dollar nächstes Jahr und 90 Dollar bis 2020.

    Höhere Zinsen in den USA werden wohl ihr übriges tun.

    • Michael Egloff sagt:

      Ich schätze mal, die Preisentwicklung wird keinesfalls linear verlaufen. Denn Linearität gibt es in der Realität praktisch nicht, nur in unseren Gedankenmodellen.
      Ein mögliches Szenario könnte zum Beispiel sein:
      2019: 90 Dollar pro Barrel im letzten Jahr des aktuellen, bereits sehr langen Konjunkturaufschwungs.
      2020: 40 Dollar infolge einer massiven weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise nach über 10 Jahren eines künstlich verlängerten Konjunkturzyklus.
      Natürlich im Jahresverlauf jeweils stark schwankend.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Ich denke sogar das der Preis noch die 100 Dollar zwischen 2020 und 2025 knacken wird.

        Denn die Nachfrage ging relativ konstant nach oben die letzten 100 Jahre, selbst eine Kontraktionsphase würde das nur kurz temporär ändern.

        Die Weltwirtschaft wächst konstant jedes Jahr und verlangt nach mehr Energie, was in höherer Nachfrage nach allen Formen der Energiebereitstellung verlangt, keine Kontraktionsphase konnte das ändern die letzten 200? Jahre.

        Die Nachfarge nach Öl dürfte erst bei Preisen zwischen 100-150 Dollar nicht mehr steigen und ich denke das wir auch diese Preise noch sehen werden.

        • Michael Egloff sagt:

          Sollte ein Großkonflikt zwischen den sunnitischen Golfstaaten – allen voran Saudi-Arabien – und dem Iran ausbrechen, dann wären selbst Preise über 150 Dollar nicht auszuschließen. Vorübergehend.
          Wie volatil der Ölpreis sein kann, haben wir ja in den letzten 10 Jahren gesehen. Erst von knapp 150 auf unter 40 Dollar innerhalb von 9 Monaten, dann wieder auf bis 120 Dollar für Brent ansteigend, anschließend ein Einbruch bis auf 28 Dollar und nun wieder auf gut 75 Dollar bei Brent.
          Man kann also überhaupt nichts prognostizieren. Zwischen 25 und 200 Dollar halte ich alles für vorübergehend möglich.
          Nur eines wird es nicht geben: 80, dann 90, dann 100, dann 110…
          Wie gesagt, Linearität ist das unwahrscheinlichste aller Szenarien.

          • Hendrik Altmann sagt:

            Nun ich rede weniger von den Peaks in der Preisentwicklung sondern vielmehr vom Durchschnittspreis in den entsprechenden Jahren.

            Da wir praktisch nur noch einen Katzensprung entfernt sind von Peakoil und die Nachfrage im letzten und diesem Jahr besonders stark steigen sowie auch Preismanipulationen durch Absprachen bei der Produktionsmenge wieder Wirkung zeigen, ist eine relativ progressiver Preisanstieg bei Öl recht Wahrscheinlich.

            Zudem kommt der Decline in den Postpeak Staaten als noch als Defizit dazu.

            Wir reden hier über 2mb/d letztes und 1.8mb/d dieses Jahr was als Produktionsmenge eigentlich neu dazu kommen müsste damit der Ölpreis nicht steigt, die Frackingindustrie wird die nächsten Jahre nicht den Föderabfall der Decline Staaten und! das Nachfragewachstum bei Öl bedienen können, leerende Lager werden die Folge sein.

            Und die Lager werden sich relativ progresiv leeren, größere geopolitische Konflikte jetzt mal ausgenommen, was auch eine progresive Preisentwicklung zu höheren Preisen bedeutet.

            Und wenn wir die letzten 200 Jahre in der Ölpreisentwicklung heran ziehen und gläten ergibt sich doch tatsächlich eine recht lieniare progresive Preisentwicklung zu immer höheren Preisen.

            Genauso lienar wie der Aufwand bei der Ölförderung anstieg, statistisch und bei der Systementwicklung sind temporäre Spitzen nach unten und oben relativ uninteressant.

            Der Preis muss einfach steigen wenn Nachfrage und Aufwand bei der Förderung gleichzeitig auch steigen und das ist bei Erdöl die letzten 200 Jahre einfach der Fall.

            Der Preis bei Erdöl wird solange steigen bis die Nachfrage nicht mehr steigt, daran gibt es gar keinen zeweifel da ja auch immer gleichzeitg der Aufwand steigt.

            Die Förderkürzungen die Opec und Rusland beschlossen haben entsprechen praktisch der Produktionsmenge die 2017 neu durch Nachfrage und Produktionsrückgang der Decline Staaten dazu kommen muss.

            Die Puffer die Produktion bei Erdöl zu erhöhen sind nur noch klein bei gleichzeitig hoher Nachfrage und starkem Nachfragewachstum.

            Soll die Produktion weiter in dem Tempo steigen wie die Nachfrage und dem Abfall der Decline Staaten sind höhere Ölpreise unumgänglich.

  6. Michael Egloff sagt:

    Ich rechne damit, dass der weltweite Peak Oil erst etwa in 10…12 Jahren erreicht wird.
    Die Fördertechnologien, übrigens auch in den konventionellen Ölfeldern, haben sich in den letzten 15 Jahren deutlich verbessert und die erreichbare Recovery Rate teils deutlich angehoben.
    In vielen Ländern werden die fortgeschrittensten EOR-Techniken aber noch nicht in breitem Maße angewendet. Es ist heute durchaus möglich, konventionelle Felder, die als erschöft galten, ein neues, zweites Leben einzuhauchen. Natürlich keineswegs auf dem Föderlevel, was in der ersten Föderphase erreicht wurde, aber immerhin mit einer in der Addition der alten Felder beträchtlichen Fördermenge.
    Außerdem gibt es durchaus noch Potential in Shale-Feldern außerhalb der USA, wo ja bisher kaum Aktivitäten vorhanden sind. Zwar wird sich das “Fracking-Wunder” wie in den USA, wo jetzt schon deutlich mehr gefödert wird als zum Peak von 1971, in diesem Ausmaß wohl in keinem anderen Land wiederholen, aber in den Ländern mit den relativ besten Tight-Oil-Vorkommen besteht durchaus ein Potenzial von einigen Millionen Barreln pro Tag, das mithilfe heutiger Methoden aus den USA noch zu heben wäre.
    Insofern halte ich es ncht für ausgeschlossen, dass in etwa 10 Jahren sogar ein Födermaximum von etwa 110 mb/d erreichbar wäre, wenn nicht geopolitische Großkonflikte dies verhindern.

    Wenn meine Prognose eintreten sollte (wer weiß das schon?), dann halte ich das jedoch für kein gutes Szenario. Bedeutet es doch noch weitere demographische Expansion und Verstädterung, noch mehr Vermüllung, noch mehr klimarelevante Emissionen, noch mehr Verbrauch natürlicher Basisressourcen, noch mehr Aufrüstung und und und…
    Es ist lediglich ein Zeitaufschub bei der weiteren Fahrt in die Sackgasse.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Nun wir werden sehen, bei Zuwachsraten der Nachfrage von durchschnittlich 1-1,2mb/d jedes Jahr dürfte es schwierig werden den Preis unter 80 Dollar zu halten in den nächsten Jahren.

      Peakoil ist erreicht wenn der Ölpreis keine Steigerung der Nachfrage mehr zulässt, die eigentliche Frage ist ab welchem Preis dieser Moment eintritt, meine Prognose hier 120-150 Dollar das Fass.

      @Michael jede Energiebereitstellung mit einem akzeptablen ERoEI wird zu einem Wachstum führen, es spielt hier keine Rolle ob dies Energie aus Erdgas, Kohle, Öl oder Erneuerbare, Atomkraft ist.

      Denn die Nachfrage für Wachtum ist in den Systemen des Lebens immer ungebrochen hoch und wird immer durch Ressourcen/Energie oder Raum begrenzt.

      Auch ist unser Wirtschaftssystem völlig identisch in der funktionsweise wie alle anderen Ökosysteme die wir kennen.

      Wir müssen uns abgewöhnen den Drang nach Wachstum in den Systemen des Lebens als was schlechtes zu betrachten, dies ist das natürlichste was es gibt.

      Ebenso wie die Grenzen des Wachstums zu erreichen, die unser Wirtschaftssystem offensichtlich noch nicht erreicht hat.

  7. Mario sagt:

    Aber vielleicht sind wir ja näher am Peak Oil dran, als wir glauben… Ich frage mich derzeit, ob die die Förderkürzungen der OPEC und Russland nur dazu da sind, den Preis nach oben zu treiben?
    Oder vielleicht gehen die Gedanken der OPEC einen Schritt weiter und es wird versucht mit dem eigenen Öl etwas zu haushalten. Lasst doch die USA ihre Ölvorkommen bei 60 bis 80 Dollar leerpumpen. Steigt der Preis auf 100 Dollar (in z.B. 5 Jahren) sind viele Sweetspots in den USA leer und diese kommen dann an den Bedarf nicht mehr ran. Dann kann die OPEC und Russland gemütlich den Hahn aufdrehen. So gesehen wäre es folgerichtig, dass bei 70 Dollar nicht direkt die Hähne wieder aufgedreht werden, sondern sich etwas in Geduld geübt wird. Denn in 5 bis 10 Jahren wird der Preis deutlich höher liegen als jetzt und dann sind sie wieder die Gewinner.
    Wäre eine Überlegung wert.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Bei Shaleoil sind die Declineraten sehr hoch und scharf, um überhaupt die Produktion auf hohem Niveau zu halten müssen sehr viele neue Wells gebohrt werden um die hohen Declineraten bei den älteren Wells zu kontern.

      So viel ich weiß liegen bedeutende Shaleoil Gebiete in Russland und China, allerdings in Gebieten mit schlechter Infrastruktur, um diese Reserven zu erschließen sind höhere Investitionen und damit ein höherer Ölpreis von nöten.

      Was wir wohl sehen werden als nächtes ist ein möglicher Shalegasboom in Argentinien.

      • Hendrik Altmann sagt:

        https://oilprice.com/Energy/Energy-General/The-Future-Of-US-Oil-Relies-On-A-Single-Play.html

        Und wie in diesem Artikel von oilprice.com beschrieben der sich auf die Ergebnisse der iea bezieht, kommt in den nächsten Jahren der größte Zuwachs an Ölproduktion von nur einem einzigem Shaleoil Fördergebiet, dem Permian, in den anderen Shaleoil Gebieten ist der Peak nicht mehr weit oder schon erreicht, das die Kosten für Arbeitkräfte in den USA für Shaleoilgebiete in die Höhe schiesst ist hier noch nebensächlich erwähnt was die Förderkosten treibt. (Vollbeschäftigung in den USA)

        Die pronostizierten Zuwachsraten der iea in der Ölproduktion können nur kläglich mithalten mit dem Nachfragewachstum die nächsten Jahre.

        Zudem ist auch die Declinerate der Postpeak Staaten nicht unerheblich auch in diesem Artikel kurz behandelt.

  8. Hendrik Altmann sagt:

    @Michael, ich bin ein blöder Dickkopf nimm das alles hier nicht so ernst, letztendlich lerne ich doch eine Menge aus deinen Argumenten und du vielleicht aus meinen so haben hoffe ich alle was davon ;)

    • Michael Egloff sagt:

      Klar, Hendrik,
      Erkenntnisgewinn ist der Zweck jeder Diskussion. Und ich finde es höchst normal, dass man auch immer wieder differeierende Standpunkte in bestimmten Details hat. Sonst könnte man sich die Diskussion ja sparen, wenn alle in Allem der gleichen Meinung wären.
      Ich habe hier schon eine Menge gelernt.
      Bei der Verzögerung des globalen Peak Oil, die ja nun offensichtlich eingetreten ist, spielt nicht nur das Fracking und der Teersand eine Rolle, sondern auch die Erhöhung der Recovery Rate in konventionellen Feldern. Es ist heute durchaus möglich, alte Felder, in denen die Förderung in der Vergangenheit wegen fehlender Ausbeute eingestellt wurde, sozusagen “wiederzubeleben”. Natürlich auch nur für eine gewisse Zeit und nicht auf dem früheren Level der Födermenge. Aber insgesamt kann das schon noch einmal einen zeitweiligen Push geben. In der früheren Sowjetunion z.B. wurde ja nicht gerade mit Fördermethoden gearbeitet, die auch nur annähernd an die heutigen Möglichkeiten heranreichen. Ich sehe bei alten, großen konventionellen Feldern durchaus noch Potenzial, das man früher nicht für möglich gehalten hatte. Interessant ist z.B., dass durch Verantwortliche des russischen Ölsektors etwa 2012/2013 kommuniziert wurde, dass man am nationalen Förderhöhepunkt stehe. Ich kann mich an solch eine Nachricht gut erinnern. Trotzdem wurde seither jedes Jahr noch eine kleine zusätzliche Fördererhöhung realisiert. Selbst Fachleute sind offensichtlich überrascht über zusätzliche Mengen, die man aus älteren Feldern rausholen kann mit Hilfe verbeserter Technologie.
      Also: nicht nur auf´s Fracking schauen.

      Letztlich ist das alles nur ein gewisser Zeitgewinn, ein letztes Strohfeuer. Bezogen auf die Menschheitsgeschichte geradezu lächerlich, aber für die heute Lebenden eben zeitweise relevant.
      Ich habe übrigens vor 10 Jahren des globale Fördermaximum auf den Zeitraum 2012…2015 geschätzt und tendenziell ständig steigende Ölpreise vorausgesagt. Auch ich musste umdenken.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Natülich werden die Fördermethoden effizienter auch Norwegen konnte zumindest zeitweise den Förderabfall stoppen/verlangsamen, nur letztendlich wird dies alles nichts nutzen.

        Das starke Nachfragewachstum frisst all diese Gewinne wieder auf und die meisten Fachleute sehen es ähnlich das hier die Preise in Zukunft immer stärker unter Druck geraten werden.

        Peakoil mag villt noch 5-10 Jahre entfernt sein aber die Preise werden bis zu diesem Punkt die Nachfrage zum erliegen bringen.

        Peakoil ist ja nicht der Moment wo die Produktion nicht technisch noch erhöht werden kann, sondern der Punkt wo der Preis für Öl nicht mehr rechtfertigt die Produktion zu erhöhen.

        Und was viele vergessen ist das nicht nur die “neue” Nachfrage jedes Jahr an Produktion neu hinzukommen muss sondern auch der Förderrückgang in alten Fördergebieten neu kompensiert werden muss und das jedes Jahr.

        Und hier gibt es die nächsten 5 Jahre ein Defizit an neu zukommenden Produktionskapazitäten und Nachfragewachstum + Förderrückgang= die Lager werden sich wohl weiter langsam leeren, was marktwirtschaflich zu höheren Preisen führen müsste solange weiteres Nachfragewachstum erwartet wird.

        Meine Prognosen beziehen sich komplett auf die Datenlage der iea aber natürlich bedeutet das nicht das es anders kommen kann.

        Ich bin auf jedenfall dankbar für deine Sicht aud die nächsten Jahre bei der Ölförderung und Ölpreisentwicklung, viele Augen sehen immer mehr, auf jeden Fall wird es sehr interessant werden die nächsten Jahre und vor allen Dingen schon dieses Jahr.

        Ich hoffe im wesentlich darauf das der Ölpreis nicht zu hoch steigt und das die Lage im Nahen Osten nicht weiter eskaliert in diesem und den nächsten Jahren.

        • Michael Egloff sagt:

          Mein Hauptszenario ist, dass wir es beginnend im Zeitraum 2019…2021 zunächst mit einer systemischen Finanz- und Wirtschaftskrise zu tun bekommen. Zunächst noch nicht hauptsächlich energiebedingst und diesmal global, ohne relevante Gegensteuerungsmöglichkeit durch Retter der letzten Instanz (Staaten, Zentralbanken, China/BRIC), wie das 2009 noch gegriffen hat und den Absturz aufgefangen hat.
          Mit anderen Worten: eine deutlich heftigere Krise als 2008/2009.
          Das wird zunächst(!) das Energiethema erst einmal nach hinten schieben, weil mit einem vorübergehenden Nachfrageeinbruch auch bei der Energie zu rechnen ist. Was auch noch einmal zu einem vorübergehnden Preisverfall für Energie und Energierohstoffe führen könnte.
          Aber mit einer erneuten weltwirtschaftlichen Erholung in den 20er Jahren wird sich dann die Energiefrage erstmals wohl deutlich in den Vordergrund schieben und ab den 30er Jahren dann der ultimative Faktor werden. Verstärkt dann durch immer häufigere systemische Finanz-und Wirtschaftskrisen und vermutlich auch politischer und geopolitischer Verwerfungen sowie Konflikte um Ressourcen außerhalb des unmittelbaren Energiebereichs.

          • Hendrik Altmann sagt:

            Möglich, es könnte auch schon sein das die höheren Zinsen, der höhere Ölpreis + eine weitere Eskalation der Handelsstreitigkeiten den Auftakt für eine Kontraktionsphase geben, vom Nahen Osten nicht zu sprechen..

  9. Michael Egloff sagt:

    Sehr interessant:

    http://www.rottmeyer.de/highway-to-hell/

    Zitat daraus:

    “Während jedoch die weltweite Verschuldung allein im – krisenfreien – Jahr 2017 um noch niemals zuvor gesehene 21.000 Mrd. USD (!) anstieg, konnte dagegen das zum „Beweis“ der Schuldentragfähigkeit verwendete Welt-BIP, welches seit September 2014 auch noch um Prostitution, Drogenhandel, Tabakschmuggel, Schwarzarbeit, Militär-, Forschungs- und Entwicklungsausgaben künstlich „aufgeblasen“ wird, gerade einmal nur um rund 4.400 Mrd. USD zulegen.”
    Zitat Ende

    Fast 5 Dollar zusätzliche Verschuldung sind also notwendig, um einen Dollar BIP-Wachstum zu generieren.
    Trotz der genannten Statistik-Mätzchen bei der BIP-Berechnung.
    Das ist völlig unhaltbar. Schon ein Anstieg der Zinsen auf einen unteren Normalbereich wird für den Zusammenbruch des Kartenhauses sorgen.

    • Berndt sagt:

      Hallo,

      ein Kommentar zum Ölpreis aus ETP-Sicht von meiner Seite.
      Dreieinhalb Jahre hat der Ölpreis sich artig an das ETP-Model gehalten, vor einem halben Jahr begann er die Affordability – Kurve zu durchbrechen und liegt heute 25 Dollar über dieser. Über ein Jahr gemittelt liegt er nur 5 Dollar drüber.
      Aus ETP-Sicht haben wir heute völlig „unnormale“ Ölpreise.
      Wie kann es dazu kommen ?
      Der Reihe nach:
      1. Die Mittelung über den Zeitraum von einem Jahr könnte zu kurz sein. Bei zwei Jahren Mittelung würde der Preis gerade an der Affordability-Kurve liegen. Diese Erklärung ist identisch mit der, dass die niedrigen Ölpreise bis Ende 2016 bis heute nachwirken. Keine gute Erklärung.

      2. Die Kurve Globales GDP/Energieverbrauch könnte sich stark geändert haben. Die HG hat in ihrer Kurve nur Daten bis 2007 berücksichtigt. Bei der Weltbank habe ich aktuelle Daten bis 2015 gefunden. HG hat eine leichten Abfall angenommen, die echte Kurve hat diesen Abfall nicht. Die flache Kurve würde niedrigere Ölpreise bedingen. Kommt also auch nicht in Frage.

      3. Affordability heisst „Erschwinglichkeit“. Jeder kennt Leute, die mehr Geld ausgeben als sie haben, also über ihre Verhältnisse leben. Der Ölpreis in den USA ist der dominanteste Faktor für den Weltpreis.
      Schulden der USA 07.05.18: 21044 Mrd $;
      07.05.2017: 19846 Mrd. $ ;Steigerung um 1200 Mrd $ in einem Jahr.
      GDP-Steigerung von 2015 bis 2016 war 500 Mrd $. Die USA geben deutlich mehr aus als sie haben, als für sie erschwinglich ist. Sie leben über ihre Verhältnisse. (Der Rest der Welt wohl auch) Könnte ein Grund für den hohen Preis sein.

      4. Ein Effekt, den die HG ab 2019 erwartet: Die Staaten der Welt beginnen die Infrastruktur verrotten zu lassen, die gespeicherte Energie wird für den Konsum genutzt. Dadurch kann man einen höheren Ölpreis bezahlen. Die Steuerreform von Trump Anfang 2018 sorgt dafür, dass die USA ihre Infrastruktur nicht mehr bezahlen (wollen). Das Geld, was weniger an Steuern bezahlt wird, fließt in den Konsum. Der von der HG vorhergesagte Effekt tritt offensichtlich vorher ein. Könnte auch ein Grund für den hohen Preis sein. (Suche: Laffer, Kansas, Steuerreform).

      5. Kriegsdrohungen gegen den Iran. Kriegsgefahr im Mittleren Osten hat schon immer den Ölpreis hochgetrieben. Ohne Krieg ist das aber ein vorübergehender Effekt.

      6. Die OPEC hat die Förderung zurückgefahren – das hat natürlich einen preistreibenden Effekt. Nach ETP kann der Preis dadurch zwar an die Affordability-Kurve herankommen, aber nicht darüber hinaus.

      Zusammenfassend meine Interpretation:
      Bis zur Affordability hat Effekt 6 den Preis hochgetrieben, Effekte 3 und 4 haben ihn weiter erhöht, und Effekt Nummer 5 hat den Spitzenwert bestimmt.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Hmm nur hat die Kaufkraft nicht abgenommen, in der letzten Hochpreisphase bei Öl stieg die Ölnachfrage trotz allem jedes Jahr weiter an.

        Sprich ein Preis von 80-100 Dollar für Öl würde trotzdem zu einem weiterem Nachfragewachstum führen.

        Solange die Nachfrage wächst aber die Produktion nicht hinter her kommt wird der Preis steigen.

        Natürlich kann ein höherer Preis in Kombination mit höheren Zinsen zu einem Crash führen und so den Hunger nach Öl dämpfen und hier wird es interessant wo dieser Preis liegt, das werden wir wohl bald heraus finden 1-5 Jahre.

        Vielleicht liegt das ETP Modell hier richtig und wir werden schon bei 80 Dollar herum sehr bald einen Crash sehen oder der Preis wird in einigen Jahren noch höher liegen und die Wirtschaft wächst trotzdem weiter, das wird wohl sehr spannend.

        • Berndt sagt:

          Euarn Mearns hat vor kurzem ein Update der Vital Statistics gemacht. Diagramm 25 zeigt die Ölproduktion „C+C+NGL“. Von Juni 15 bis heute ist ein nur schwacher Anstieg der Ölproduktion erkennbar, eigentlich ist das ein Plateau. Die Produktion ist somit ziemlich konstant.
          Auch der Ölpreis war von Juni 15 bis September 17 ziemlich niedrig. D.h. es gab auch keinen Nachfrageanstieg.

          Ein Preisanstieg beim Rohöl findet erst seit Oktober 17 statt; ein signifikanter Anstieg über MAP (Maximum affordable Price) eigentlich erst zur Jahreswende 17/18. Das wahrscheinlichste Ereignis, dass diesen Anstieg ausgelöst hat, ist die Steuerreform in den USA.
          Seit der Steuerreform steigen aber nicht nur die Rohölpreise, die Verbrauchsgüter werden auch langsam teuer. Ich finde den Artikel nicht mehr, in den ungefähr folgendes stand: Der durchschnittliche US-Amerikaner hat durch die Steuerreform einen finanziellen Vorteil von 950 $ im Jahr. Der steigende Ölpreis bis April führt dazu, dass er zusätzlich etwa 400 $ bis Jahresende für Benzin aufbringen muss. Da die Preise für Konsumgüter durch den Ölpreis auch steigen werden, ist der Steuervorteil gegen Jahresende verpufft.
          Mal sehen…

      • h.c. sagt:

        Hallo Berndt & Co.

        ich denke das insbesondere die (fast) 0-Zinsen und die fortwärenden Zentralbank-Interventionen eine starke Rolle spielen.

        Dadurch wird immer noch massiv Liquidität bereitgestellt
        bzw. erzeugt, was es ermöglicht, das sich Menschen und Firmen die es sonst nicht könnten verschulden bzw. höhere Kredite aufnehmen als ‘sonst’. Auch Geschäftsmodelle die in einem ‘normalem’ Zinsumfeld nicht funktionieren werden so prolongiert.

        Durch das alles wird die ganze Preisfindung verzerrt und Öl auch für höhere Preise finanzier- bzw. kaufbar. Denn in Gegensatz zu vor 10 Jahren ist ja die zukünftige Zinslast geringer – diese ‘Ersparnis’ steht dann für höhere Energiepreise bereit.

        Ich denke das ist auch noch ein Effekt, welcher in den Annahmen der HG so noch nicht enthalten ist. Natürlich ist auch das nur mittelfristig bzw. der Aufschub begrenzt.

        Kritisch wird es meiner Ansicht nach erst, wenn das Angebot deutlich sinkt, nicht mehr substutiert werden kann und essentieller Energiebedarf betroffen ist. Zuerst wird ja ggf. nur die überflüssige Fahrt zur Mall, zu McDon… oder BurgerK… eingestellt. Das ist ja noch nicht schlimm. Selbst wenn der Salat wegen den Transportkosten aus der Nachbarschaft kommt – und nicht aus Spanien ist es noch nicht schlimm. Ich sehe da im System noch sehr viel Optimierungspotential.

        Alternativ gehen die Zinsen hoch – was meiner Ansicht das ganze System sprengen würde und uns direkt in die nächste zyklische Krise stürzt. Dann ist der Schock jedoch so groß, das die Nachfrage sehr schnell um einige Prozent sinken sollte – deutlich unter das Angebot. Und was das für die Preis bedeutet haben wir ja gesehen.

        • Berndt sagt:

          Hallo HC,

          als Ergänzung zu deinen Gedanken:
          Heute geht jeder Dollar Wirtschaftswachstum einher mit einer Neuverschuldung der Staaten, die um den Faktor drei bis fünf höher liegt. Die USA haben sich allein im 1.Quartal 2018 um 488 Mrd. $ neu verschuldet. Wenn man annimmt, diese Verschuldung fände nicht statt, wo würde dann der Preis pro Barrel liegen ? Deutlich unter 70 $.
          Was sind „normale“ Zinsen ? I m vorigen Jahrhundert waren 5-10% Zinsen üblich, und wir empfinden das als „normal.“ Das vorige Jahrhundert war geprägt durch steigenden Energieverbrauch und hohes Wirtschaftswachstum. Zunahme des Verbrauchs und hohes Witschaftswachstum sind im Verlauf der Geschichte aber eher die Ausnahme, also nicht „normal“. Ich glaube nicht daran, dass das Zinsniveau deutlich steigen kann. Weiter fallende Zinsen sind eher wahrscheinlich. Das hält das System länger am Leben.

          Das HG-Modell hat zwei Teile: Einen physikalischen und einen finanziellen. Meine Meinung zum physikalischen kennst du ;-) – beim finanziellen Teil müßte man viel mehr Einflussgrößen als beim ersten berücksichtigen.
          Der Kern des finanziellen Teils ist die Energie als Basis des GDP, den ich für richtig halte.

          Das HG-Modell zu den Finanzen ist einfach; nicht berücksichtigt sind:
          • zum Beispiel der Zeitfaktor, die Dauer bis ein deutlicher Anstieg der Ölpreise sich in den Gütern des täglichen Lebens als Inflation bemerkbar macht oder
          • Die Wertigkeit von Energien: vielleicht sind Leute eher bereit, für die Transportenergie Öl mehr zu bezahlen als für die Heizenergien Gas und Kohle
          • Erneuerbare Energien sind auch nicht berücksichtigt.
          • Schulden fehlen
          und anderes.
          Was genannt ist, aber in den Formeln nicht auftaucht: Absichtliches Zerfallen lassen der Infrastruktur aus Kostengründen.

          Nicht enthalten, aber logisch sind die unterschiedlichen Auswirkungen auf verschiedene Länder.

  10. Hendrik Altmann sagt:

    https://www.platts.com/latest-news/oil/london/us-shale-outlook-seen-at-risk-from-more-intensive-21314676

    Durch intensive Frackingtechniken wie dem besonders dichten aufstellen der Wells sowie deutlich mehr Druck durch mehr frackingfluids wird zwar die Produktion in den ersten 1-2 Jahren deutlich erhöht aber auch die decline Raten werden deutlich schärfer, der Förderabfall beschleunigt.

    Was bedeuten könnte das das permian basin früher peaken könnte als erwartet.

    Praktisch alle Shaleoil Gebiete sind im peak ausser das permian basin.

    Damit ist die Frackingproduktion von Erdöl das kurze Strohfeuer was alle befürchtet haben.

  11. Hendrik Altmann sagt:

    https://www.iea.org/topics/oil/

    https://www.eia.gov/petroleum/drilling/#tabs-summary-2

    Der Produktionssprung bei der Schieferölproduktion wird wohl von Mai bis Juni recht heftig ausfallen.

    Gleichzeitig sagt die iea im ganzem Jahr 2018 eine disbalance zwischen Produktion und Nachfrage voraus, wo das Nachfragewachstum dem Produktionswachstum vorauseilt, was wohl die Preise zwischen 70 und 80 Dollar halten dürfte.

  12. h.c. sagt:

    Im Sinne meines Artikels und meiner anderen über E-Mobilität: BMW i3-Leasting in den USA ab 54$ im Monat: https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-05-14/how-to-lease-a-50-000-bmw-for-less-than-a-subway-pass

    Bloomberg bestätigt die Zahlen. Im Artikel auch de Hinweis das faktisch alle Autohersteller beim Verkaufspreis der e-Mobile drauflegen. Fiat wohl beim 500 ca. 20.000 USD. Kisten die zu teuer sind, weil zu viele Ressourcen aufgewandt worden, schlechter im Nutzwert sind und dann keine Stückzahl machen, weil Sie für mehr Geld den Möglichkeitsraum verkleinern.

    Was für ein gigantischer Wahnsinn.

    In der letzten Spektrum der Wissenschaft war denn auch ein großer Artikel zur E-Mobilität und der Ökobilanz. Schon ganz gut, jedoch haben auch die den Effekt bzw. die fossile Subvention des EE-Stroms nicht vollends berücksichtigt. Setzt man für EE-Strom keine bessere Klimabilanz an (ich denke mal das die sogar schlechter ist), dann ist nach allen Studien die E-Mobilität ein Desaster. Nur mit EE-Strom Schönrechnerei – also wenn es dann irgendwann mal 50 oder 100% sind (wovon wir ausgehen können das das nicht in einer Welt mit dem Standard von heute sein wird), ja nur dann lohnt sich die E-Mobilität mit Strom nach Spektrum und auch nur dann, wenn diese Anlagen ohne fossile errichtet werden können… also in einer wirklich solaren Kreislaufwirtschaft…

    • Hendrik Altmann sagt:

      Ich denke es kommt darauf an wo der Einsatzbereich der Fahrzeuge liegt, bei Nutzfahrzeugen die ohnehin nur kurze Zeit und für kurze Wege mit vielen stop & go’s genutzt werden könnten Batterien gar nicht so abwegig sein in Kombination mit Elektromotoren.

      Viele Liferdienste in Städten wollen ja in die Richtung investieren, bzw. haben schon hier investiert.

      Drohende Dieselverbote und Steuererleichterungen + niedrige Wartungskosten tun hier ihr übriges.

      Für den Mittel und Langstreckentransport sehe ich hier noch keine Alternative zu Diesel und Erdgas.

      https://oilprice.com/Energy/Energy-General/The-Regulations-That-Could-Push-Oil-Up-To-90.html

      Auch interessant was sich im Transportwesen zu Wasser tut.

      • ab.er sagt:

        Hallo allerseits,

        natürlich gibt es für den Langstreckentransport Alternativen. In der Regel bedingt das zwei Schienen und eine Oberleitung, das System nennt sich Eisenbahn.

        • Hendrik Altmann sagt:

          Nur leider ist die Eisenbahn nicht so stark wettbewerbsfähig/flexibel das sie den Mittel und Langstreckentransport von den Straßen verbannen kann.

  13. Stefan Wietzke sagt:

    Hallo zusammen,
    auch ich bin längere Zeit berufsbedingt nicht dazu gekommen wieder einen Blick in diesen Blog zu werfen.

    Das hier angesprochene Thema habe ich ja bereits vor einigen Jahren in eigenen Beiträgen hier bearbeitet und die Zusammenhänge damals in ein Modell gepackt das die Abhängigkeiten der Größen voneinander zeigt.

    Hier fasse ich die Qintessenz noch einmal in wenigen Aussagen zusaemmen:

    1. Fortschritt ist mit Strukturwachstum = Komplexitätzunahme gleichzusetzen.

    2. Komplexitätswachstum bedeutet thermodynamisch die Senkung der Entropie des Systems.

    3. Zunehmende Komplexität bedingt einen höheren Aufwand an physikalischer Arbeit um diese zu erstellen und aufrecht zu erhalten (dagegen läuft immer der thermodynamische Zerfall, eine Grundeigenschaft des Universums).

    4. Entscheidend ist hierbei der Erntefaktor der eingesetzten energetischen Wandlungskette, da er den Produktivitätshebel bestimmt (und nicht die verfügbare Menge!).

    5. Sinkt der Erntefaktor der zur Verfügung stehenden Quelle physikalischer Arbeit so kann die Komplexität des Systems nicht aufrecht erhalten werden.

    6. Es folgt unweigerlich ein Rückgang der Komplexität und damit ein Zivilisationszusammenbruch der gleichbedeutend ist mit geringerer Bevölkerungsdichte, zunehmendem Elend, dramatisch verringerter Lebenserwartung und einer massiven Gewaltzunahme.

    Und es gibt NICHTS was das verhindern kann (außer weiterhin über ausreichende Quellen physikalischer Arbeit mit ausreichendem Erntefaktor zu verfügen).

    Vor der Industralisierung haben 90% der Menschheit in absolutem Elend gelebt (heute sind es nur noch ca. 8,5%, was zwar immer noch 8,5% zu viel sind, aber schon mal ganz gut).

    Und vor der Erfindung der Landwirtschaft waren es 100%. Das fiel denen nur nicht so auf, denn sie kannten ja nix anderes.

    Das sei allen “Reduktionisten” ins Stammbuch geschrieben: Reduktion = Elend.

    Und jetzt komme man mir nur nicht mit dem Beispiel: “aber der macht es doch und ist glücklich”. Nein, macht er nämlich nicht. Selbst die sogenannten “Genügsamsten” nutzen jede Menge öffentlicher Güter (von den Wegen über die meidzinsiche Versorgung bis zum Notfallmanagement in Krisensituationen) zu dem sie aber auf Grund ihrer niedrigen Produktivität nichts beitragen.

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