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Die Kosten des Öls – Der Brent/WTI-Gap

Ein Gastbeitrag von Florian Hoppe

Während der vergangenen 2 Jahre konnte man bei der Preis-Entwicklung der beiden Ölsorten Brent (Brent Blent, Europa) und WTI (West Texas Intermediate, Nordamerika) eine interessante Entwicklung verfolgen. Die Preise, welche sich historisch gesehen meist nah aneinander entwickelten, lagen plötzlich weit auseinander, eine Zeit lang sogar über 20 US-Dollar.

Was war geschehen?

Die am häufigsten genannten Gründe sind unter anderem:

  • Die gesteigerte Ölproduktion in Kanada und in den USA durch die Förderung von Ölsanden, sowie durch Hydraulic Fracturing (kurz „Fracking“ genannt).

  • Mangelnde Pipelinetransportmöglichkeiten und dadurch resultierende Überkapazitäten.

 Doch obwohl die Ölreserven laut Medienberichten in den USA steigen scheint der Brent/WTI-„Gap“ plötzlich nahezu verschwunden zu sein.

 

Brent_vs_WTI_Juni_2013

Vor kurzem sank die Lücke erstmals seit 2 Jahren auf unter 6 US-Dollar, was beinahe der traditionellen Preisdifferenz beider Sorten entspricht. (mehr …)

Telepolis-eBook: Energiewende

Angesichts bevorstehender Bundestagswahl, die auch eine Richtungswahl für die weitere Energiewende ist, hat Telepolis ein eBook veröffentlicht. Mein Beitrag ist der Versuch, die Stromfixierung der Energiewende zu kritisieren und den größeren Rahmen zu spannen, in dem wir uns bewegen:

Der Versuch, ein seit 150 Jahren fossil-getriebenes und entsprechend fossil-geprägtes Industrie-System umzubauen.

Das ist eine revolutionäre Aufgabe, deren Rahmen und deren Bedeutung für unsere Zivilisation wir noch nicht ansatzweise begriffen haben. Ich vertrete die Ansicht, dass es allein mit technischen Innovationen nicht getan ist.

Zur Buchbeschreibung samt Inhaltsverzeichnis bei Telepolis.

Rosneft am Limit: Russland und China vereinbaren 25-Jahres-Deal

Wladimir Putin hat heute ein Geschäft mit China bekanntgegeben: In den kommenden 25 Jahren wird Russland jeweils 300.000 Barrel Öl pro Tag zusätzlich nach China liefern. Das sind pro Jahr etwas mehr als 100 Millionen Barrel zusätzlich, über den Gesamtzeitraum 2,66 Milliarden Barrel, also 365 Millionen Tonnen. Nach heutigen Preisen hat der Deal einen Wert von 270 Milliarden US$, aber scheinbar ist der heutige Ölpreis von 100 US$ pro Barrel nicht fester Teil des Deals: So zumindest liest sich die Reuters-Meldung, die von Vorab-Zahlungen in Höhe von 70 Milliarden US$ berichtet.

Lieferant des Öls ist Rosneft. Rosneft hat weitere Deals, unter anderem mit Trafigura und Vitol bekanntgegeben. Rosneft hat heute zudem eine Meldung gestreut, dass der Konzern seine Ölförderung binnen 7 Jahren auf 220 Millionen Tonnen (1,6 Milliarden Barrel) pro Jahr aufstocken will. 2012 förderte Rosneft noch 126 Millionen Tonnen, allerdings übernimmt die Firma das Joint-Venture TNK-BP. In dieser neuen Konstellation will Rosneft bereits im Jahr 2013 215 Millionen Tonnen Öl fördern, der Zuwachs seit 2012 kommt also hauptsächlich aus der Übernahme. Das jedoch bedeutet, dass Rosneft in den kommenden Jahren seine Ölförderung um gerade einmal 5 Millionen Tonnen ausbauen will, was einer Steigerung von knapp 2,3% bedeutet. Gestreckt auf 7 Jahre ist das nichts. Die frischen Einnahmen des China-Deals sollen einerseits dazu genutzt werden, die Kredite der TNK-BP-Übernahme zu tilgen, andererseits sollen damit nach neuen Ölvorkommen, insbesondere in der Arktis, gesucht werden. Offenbar rechnet der Konzern aber nicht damit, dass mit den Milliarden größere und schnell erschließbare Funde gemacht werden, sonst würden die Förderziele für die kommenden 7 Jahre nicht so bescheiden ausfallen. Neue Funde werden möglicherweise auch erstmal nur den Rückgang der alten Felder ausgleichen. 200 Milliarden US$ will Rosneft zwischen 2013 und 2022 investieren, davon 82% in die Förderung und 15% in die Ölverarbeitung und den Rest in seinen Service.

Der Deal ist an und für sich nichts besonderes, er ist die konsequente vertragliche Situation, die sich aus der Erweiterung der russischen Ölpipelines nach China ergibt. Man will sie ja nicht nur bauen, sondern auch nutzen. Allerdings ist die Meldung ein wichtiges Signal für Europa, welches sich - hochabhängig von russischem Öl - künftig im Bieterwettbewerb mit China um die stagnierenden Ölmengen Russlands befindet.

Reuters:

Mit welcher Geschwindigkeit sich Russland beim Ölexport umorientiert, hat viele Branchenexperten überrascht. Binnen fünf Jahren hat das Land riesige Volumina nach Asien umgelenkt, die ursprünglich für Europa bestimmt waren.

Ex-UdSSR: Öl-Exportmengen sinken. Russland? Bald.

Matt Mushalik von crudeoilpeak.info bemerkt, dass die Ölexporte der Länder der früheren Sowjetunion (FSU=Former Sovjet Union) von 2010 bis 2012 um 5,5% gesunken sind. Dies ist für Deutschland relevant, weil 2011 ziemlich genau die Hälfte des zu 98% auf Ölimporte angewiesenen Landes aus diesen Ländern kommt. Insbesondere die Exporte aus der Schwarzmeerregion sanken. Dabei steigen die Fördermengen im wichtigsten Ex-Sowjet-Land - Russland - weiter an, laut EIA von 10,2 Millionen Fass pro Tag in 2011 auf 10,4 Millionen Fass pro Tag in 2012:

Russlands Öl 2012

Die russische Ölförderung stieg um 168.000 Tages-Fass an, der russische Eigenverbrauch um 140.000 Tages-Fass. Die Mengen, die zum Export zur Verfügung stehen ("Exportpotential") nahmen also um nur noch 18.000 28.000 Tages-Fass zu. Dass diese Mengen vollständig exportiert werden ist nicht sicher, da sie natürlich auch im Land gespeichert werden können. Angesichts der Größenordnungen der freien Exportkapazitäten von mehr als 7 Millionen Barrel täglich, ist dies ein nahezu unbedeutender Wert. Die graue Kurve zeigt daher seit 2007 ein Plateau. (Die Grafik stellt zudem eine Korrektur der EIA für den russischen Eigenverbrauch dar, der für 2011 in der Vergangenheit niedriger ausgewiesen wurde als nach der Korrektur.) (mehr …)

Britischer Militär-Think-Tank rechnet mit 500-Dollar-Ölpreis in 2040

Aussagen über die Zukunft sind unsicher. Deswegen keine Annahmen über künftige Entwicklungen zu machen, würde bedeuten, die menschliche Fähigkeit zur Vorausschau ungenutzt zu lassen. Will man heute Entscheidungen treffen, muss man eine Ahnung von künftigen Rahmenbedingungen haben. Dabei gilt es, mit Wahrscheinlichkeiten zu rechnen, denn: Aussagen über die Zukunft sind unsicher.

Militärs scheinen heute jene Akteure zu sein, die sich die weitsichtigsten Blicke erlauben. Das mag an den Wurzeln der Strategie im Militärwesen liegen: Strategie, von altgriechisch strategós „Feldherr, Kommandant“. Neben der Bundeswehr, die das Thema Peak-Oil möglicherweise in Grundsatzüberlegungen regelmäßig beobachten will, gesellt sich nun das britische Verteidigungsministerium. Eine entsprechende Studie hat Nafeez Ahmed für den Guardian ausgegraben. Diese Studie entstand als Teil des "Strategic Trends Program" und beleuchtet hauptsächlich die Frage, wie Süd-Asien in 2040 aufgestellt sein dürfte. Um dies zu beurteilen macht die Studie gewisse Annahmen über die Bedeutung von Energie für diesen geografischen Raum und kommt dabei zu Schlüssen, die bislang selten in dieser Entschiedenheit zu lesen waren. (mehr …)

Deutschland 2012: Fossil-Importe kosten 100 Milliarden Euro

99,8 Milliarden Euro netto wurden 2012 in Deutschland für den Import fossiler Energieträger ausgegeben. Das hat Dr. Steffen Bukold vom Büro EnergyComment/Hamburg kalkuliert. Den größten Anteil an diesen Kosten hatten die Ausgaben für Erdöl- und Mineralölprodukte, sie betrugen 67,2 Milliarden Euro. Zweitgrößter Posten war Erdgas mit 30,1 Milliarden Euro, Steinkohle schlug "nur" mit 2,5 Milliarden Euro zu Buche. Pro Kopf hat jeder Deutsche also ca. 1200 Euro in 2012 für den Fossil-Import ausgegeben, pro 10.000-Einwohner-Stadt also 12 Millionen Euro. Die Zahlen sind leicht zu merken: 100 Milliarden insgesamt, zwei Drittel davon für Öl, 1200 Euro pro Kopf.

2012 dürfte damit (vorerst) das teuerste Jahr in der Geschichte des fossilen Energiesystems für Deutschland gewesen sein. Da nur noch 2% des deutschen Öl-Verbrauchs im Land gefördert wird und die Ölpreise in 2012 Rekordniveau erreichten, mussten also 98% des Bedarfs zu Höchstpreisen importiert werden. Die Exportnation hat diese Ausgaben durch den Verkauf von Autos und Maschinen locker wieder eingefahren. (mehr …)

PKW mit alternativen Antriebsarten wachsen überdurchschnittlich

Auch wenn die Meldung des Kraftfahrtbundesamtes schon 3 Monate alt ist, lohnt dennoch ein verspäteter Blick: Die Autofahrernation Deutschland hat von Anfang 2012 bis Anfang 2013 nochmal eine halbe Million PKW zusätzlich auf die Straßen gestellt. Das entspricht einem Wachstum der Fahrzeugflotte von 1,2% binnen 12 Monaten. Von den nun 43,4 Millionen PKW werden 98,5% mit mineralölbasierten Verbrennungsmotoren angetrieben. Nur 1,5% fahren nichtmineralölgetrieben, darunter insbesondere die gasgetriebenen: ca. 495.000 auf Basis von Flüssiggas und rund 76.000 auf Basis von Erdgas. Das Kraftfahrtbundesamt fasst in diesen Zahlen auch jene Fahrzeuge zusammen, deren Motoren sowohl Mineralöl wie auch Gas als Treibstoff akzeptieren (sogenannte bivalente Erdgasfahrzeuge). Der gasgetriebene Teil der PKW-Flotte wuchs damit um 7,5%, also ein gutes Stück schneller als die Gesamtflotte.

Noch größer fällt das Wachstum bei den Elektro- und Elektro-Hybrid-Fahrzeugen aus. Zum 1. Januar 2013 waren 7114 rein elektrisch betriebene PKW auf den Straßen unterwegs, das entspricht einer Wachstumsrate von 56,7%. Um 36,4% auf 64.995 Fahrzeuge wuchs die Elektro-Hybrid-Flotte.

Von (seit 2012 nahezu unverändert) 76tausend Bussen waren 96 rein elektrisch, 202 als Elektro-Hybride sowie 1499 gasgetrieben unterwegs. Die LKW-Flotte wuchs um 2% auf etwa 2,6 Millionen Fahrzeuge, wovon knapp 27.000 gasgetrieben und 2.537 elektrisch oder als Elektro-Hybride fahren. Die Menge der rein elektrischen LKW stieg binnen Jahresfrist um 64%, während die Hybrid-Zahlen sogar abnahmen. Der Großteil der Elektro-Fahrzeuge (ca. 1800) hat jedoch eine Nutzlast kleiner als eine Tonne. Nur zehn LKW mit Nutzlasten von über 6 und fünf LKW mit Nutzlasten von über 12 Tonnen fahren als Elektro-Hybride. Rein elektrische LKW überschreiten bislang nicht die Nutzlastgrenze von 6 Tonnen. Im Schwerverkehr dominiert also das energiedichte Mineralöl, insbesondere Diesel.

Bei einem dauerhaften Ausfall der Ölversorgung wäre beim aktuellen Stand der Dinge also nur ein Bruchteil der Flotte einsatzfähig.

CO2-Konzentration erstmals über 400 ppm

In den vergangenen Tagen wurde das erste Mal in der Menschheitsgeschichte eine Kohlendioxid-Konzentration von 400 ppm gemessen. "ppm" steht für "parts per million", also "Teilchen pro Million". Das bedeutet, dass von 1 Million Luft-Teilchen inzwischen 400 Teilchen Kohlendioxid sind. Dieses entsteht bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen, wie wir es tagtäglich bei der Fütterung von Kohle- oder Gaskraftwerken oder beim Betrieb von Verbrennungsmotoren tun. (mehr …)