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US-Ölproduktion steigt seit 3 Jahren wieder – Ist Peak Oil tot?

Nach "Dekaden des Niederganges", so die US-Energy Information Administration (EIA), stieg die US-Ölproduktion in jedem der vergangenen 3 Jahre wieder an:

Ursache dafür sind neue Fördertechniken, vor allem die Kombination aus horizontalen Bohrungen mit Fracking. Damit holt man "tight oil" aus dem Boden: Öl, das ist stark undurchlässigen Bodenformationen vorkommt, die durch eben diese Fördertechniken aufgebrochen und damit förderbar gemacht werden. Zwei Fördergegenden stechen dabei besonders hervor: Das Bakken-Feld in Nord-Dakota sowie das Eagle Ford-Feld in Süd-Texas:

Die Steigerungsraten sind beachtlich, Eagle Ford verdreifachte seine Förderung während des Jahres 2011. Seit 2009 ist deshalb der Öl- und Gasmarkt in Bewegung, was sich beispielsweise auch an den aktiven Förderquellen ablesen läßt. Während historisch gesehen die Zahl der Gasquellen bei 80% und die der Ölquellen bei 20% der Gesamtzahlen lag, dreht dieses Verhältnis sich seit 3 Jahren:

Diese Veränderungen lassen zunehmend Rufe erschallen: "Peak Oil ist tot". So erregte eine Studie der Citigroup leichte Aufregung, die den Tod von Peak Oil bereits im Namen trägt: "Resurging North American Oil Production and the Death of the Peak Oil Hypothesis" (Die Wiederbelebung der Nordamerikanischen Ölproduktion und der Tod der Peak-Oil-Hypothese). Das Konzept von Peak Oil würde demnach durch die neuen Fördertechniken und die sichtbaren Erfolge in Nord-Dakota und Süd-Texas sowie durch ein Sinken des Ölbedarfs ausgehebelt. Die Hauptrisiken für diese Entwicklung sehen die Citigroup-Autoren bei Widerständen gegen das Fracking, da es oft mit Trinkwasserverschmutzung und Erdbeben in Verbindung gebracht wird. Auch andere Fachleute glauben, dass der Boom der Technologie abebbt, sobald die Bohrungen näher an die menschlichen Siedlungen heranrücken: Noch wird oftmals weit weg von Städten und Dörfern gefördert. Dass Fracking große Mengen Wasser benötigt, bei denen fraglich ist, ob sie später wieder für die Landwirtschaft einsetzbar ist, bestreiten auch die Citigroup-Autoren nicht.

Doch auch auf der Zahlen-Seite gibt es Kritik an der Studie. So erläutern die Autoren, dass die vergangenen Förderückgänge (Decline-Rate) von 7% auf zu niedrige Investitionen zurückzuführen seien und künftig wieder beim historischen Schnitt von 4,5% liegen würden. Legt man eine Gesamtmenge von Flüssigtreibstoffen von 82 Mio Fass in 2010 zugrunde (Quelle: BP), so entsprechen 4,5% einem jährlichen Förderrückgang von 3,7 Millionen Fass. Diese Menge müßte demnach jährlich durch neue Felder hinzukommen. Die Grafik, die die Studie auf Seite 6 zeigt, summiert sich jedoch nur auf 1,3 Millionen Fass pro Tag:

Die zum Ausgleich fehlenden 2,4 Millionen Fass würden immer noch eine Lücke darstellen, die Peak Oil nicht füllt.

Doch wie so oft: Überraschungen sind nicht auszuschließen. Zu beachten ist jedoch, dass eine steigende Ölproduktion in den USA hierzulande wenig Einfluss hat. Seit Monaten ist der Ölpreis in den USA (WTI) um gut 20 US$ niedriger als in Europa (BRENT). In Euro gemessen hat der Ölpreis sein Allzeithoch im Sommer 2008 überschritten, was sich auch an den Rekordspritpreisen an den Tankstellen zeigt. Mancher mag 1,68 Euro pro Liter Super für teuer halten, in Italien sind wir schon 20 Cent weiter. Großbritannien und Norwegen, die beiden europäischen Haupt-Ölförderländer, befinden sich seit Jahren in der Decline-Phase. Europa hat sein Peak Oil längst überschritten, wie ein Beitrag für TheOilDrum betont:

In der alten Welt wird uns Nord-Dakota und Süd-Texas kaum zuhilfe kommen. Die freien Reserven der Nicht-Opec-Länder hat die IEA grade nochmal zurechtgerückt und insbesondere die Aussichten für Lieferungen aus Sudan, Yemen und Syrien zurechtgerückt. Die Ursache dafür liegt weniger unter, als vielmehr über der Erde. Nicht nur geologische, sondern auch politische und ökonomische Einflüsse begrenzen die Liefermöglichkeiten. Und auch wenn der Iran-Konflikt nicht direkt mit Peak Oil in Zusammenhang zu bringen ist, so hängt dieser Konflikt doch wie ein drohendes Unwetter über der Versorgungslage. Da kann das Bakken-Feld noch soviel liefern, die Transporte durch die Hormuz-Meerenge kann dadurch niemals ausgeglichen werden.

 

PS: Marcus Kracht hat sein Büchlein "Die Wiederentdeckung der Demut" aktualisiert.

7 Kommentare to “US-Ölproduktion steigt seit 3 Jahren wieder – Ist Peak Oil tot?”

  1. Tinta sagt:

    Zumindest der Peak der konventionellen Ölförderung ist erreicht…
    Weiß man wie groß diese Lagerstätten in den USA sind ?

  2. palmakunkel sagt:

    Wie kann Peak Oil tot sein? Eine natürliche Quelle (Ressource) wie das Erdöl ist endlich. Wie alles endlich auf dieser irdischen Welt ist. Die Endlichkeit versteht sich zunächst als Einmaliges nicht Wiederholbares. Die Endlichkeit der Ressource Erdöl wird ja gerade durch solch dubiose Verfahren wie das Fracking bestätigt. Es ist hier die Not, die schiere Verzweiflung, die ein Zwangsverhältnis (Kapital) mit allen seinen Folgen gebiert.

    • Tom Schülke sagt:

      Das Fracking und die Ergebnisse wiederlegen natürlich nicht die Peak-Oil Prognosen insgesamt. Allerdings ist die Frage natürlich berechtigt, in wie weit das Fracking Resourcen aufschließt, die dann in nutzbare Reserven überführt werden. Bzw. wie lange sich dardurch Peak Fossil Fuels insgesamt verzögern wird.

      Die Frage ist ja, wie viele Lagerstätten weltweit durch diese neuen Verfahren mehr Öl hergeben können, und ob deren Nettoenergiegewinne überhaupt die Nutzung aus energetischer sicht rechtfertigen. Dass sich das Zeug zunächst gut Verkauft, so wie Tarsande mit deren verheerndem EROI ja auch, steht auf einem anderen Blatt.

      Ich habe den Verdacht, dass die Peak-Oil Kritiker natürlich zu einem gewissen Grad recht haben, dass der Peak sich verzögern wird. Danach aber, wenn das unausweichliche Eintritt, wird der Katzenjammer groß sein. “Wie hätten wir das wissen können” ja! wie nur..

      Die Presse wird die Optimisten und die die nicht im Sinne klugen Risikomanagements handeln wollten im übertragenen Sinne vierteilen.

  3. steffomio sagt:

    Die Datenbreite ist viel zu klein und damit aus dem Zusammenhang gerissen.

    Mindestens zu erwarten wäre in diesem Zusammenhang der steigende Ölpreis, der aufwändigere Verfahren möglich macht und die man ohne Peak-Oil nicht bräuchte.

    Zu erwarten wäre eine Kosten-Nutzen Entwicklung der Fördertechniken die zeigen, welch immense Energiemengen investiert werden müssen, um die dargestellte Fördermenge zu erreichen. Denn dann würde man vielleicht feststellen, dass die so genannte Steigerung der Fördermenge in Wirklichkeit gar keine ist.

    Usw. usf….

    Die hier aufgeführten Charts sind völlig Nutzlos, so lange sie ohne die benötigten Zusammenhänge dargestellt werden; können sogar gefährlich sein weil sie ein falsches Bild vermitteln, gar eine Lüge verbreiten können.

  4. Flin sagt:

    Ja , das wäre sehr interesant wie der ERoEI bei diesen beiden Feldern aussieht.
    ERoEi = Energy Returned on Energy Invested.

  5. Ro sagt:

    Auf diesen Link will ich im Zusammenhang Ölreserven versus USA hinweisen….

    >>>

    http://www.eilpost.org/von-wegen-knapp-usa-sitzen-auf-einem-200-jahres-vorrat-ol/

    bitte bedenken.. Energie ist der Schlüssel zur Macht und geostrategisch war und ist die US
    Politik allen anderen “Systemen” gnadenlos voraus. Es macht Sinn die Welt abhängig zu machen über den Petrodollar und sich sein Lager im Backup zu erhalten. Egal wie man es sieht, sicher ist, der leichte Teil der Förderung /Öl ist durch die Kamine und Auspuffe gepresst.. jedoch wichtig ist in erster Linie dass die allen so ergeht und man dann die Reserven ausm Hut zaubern kann.

    Ich komme als alter PO ler heute zu Erkenntnis, das Plateau wird uns noch eine längere Zeit begleiten.. als dies vor ein paar Jahren von vielen (mir selbst) gedacht wurde.. Ich erwarte heute die wirklichen, unaufhaltbaren Probleme frühestens in 15, vielleicht 20 Jahren bis 30 Jahren.

  6. […] die USA wirklich zum Öl-Selbstversorger zu machen. Das sind Größenordnungen, die den Hype um Shale Oil […]

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