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Gesucht: Eine andere Form des Wirtschaftens

Auf SPIEGEL ONLINE erschien gestern ein Interview mit Lutz Kilian unter dem Titel "Die Macht der OPEC ist ein Mythos". In diesem Interview legt Kilian dar, dass vor allem die gestiegene Nachfrage nach Öl aus den Schwellenländern für den Preisanstieg der vergangenen Jahre verantwortlich ist. Er beschreibt auch sehr anschaulich, dass Spekulation auf die künftige Entwicklung des Ölpreises keineswegs preistreibend sein muss, bedeutet doch jede Wette auf einen zukünftigen Preis, dass ein anderer genau das Gegenteil wetten muss - sonst käme die Wette ja nicht zustande. Die auf den Ölmärkten stattfindende Spekulation sorgt in vorausschauender Weise vielmehr für Lagerungen und sorgt über vorgezogene Preissteigerungen für rechtzeitige Verbrauchssenkungen.

Ich habe gestern in der Folge Kommentarlos, Teil 19 auf dieses Interview hingewiesen und dies mit folgendem Zitat getan:

So wie der Kunstdünger die Landwirtschaft revolutioniert und Malthus' Prognosen wertlos gemacht hat, scheint es auch beim Öl so, dass die Produktion etwa aus unkonventionellen Ölvorkommen oder Tiefseebohrungen stärker steigt als erwartet. Zudem werden alternative Energien und die effizientere Nutzung von Öl eine immer größere Rolle spielen. Auch wenn niemand weiß, wie die Zukunft aussieht, bin ich daher zuversichtlich, dass wir rechtzeitig einen Übergang finden zu einer anderen Form des Wirtschaftens.

Genau dieses Zitat provoziert jedoch Kommentare, die ich hiermit nachliefern möchte.

Kilians Optimismus muss eigentlich jeder teilen, der nicht Krachts Pessimismus teilen will. Markus Kracht lieferte in seinem Papier "Die Wiederentdeckung der Demut" das Konzept des Spiegelprinzips:

Spiegelprinzip. In dem Maße, wie die Energie abnimmt, wird auch die technische Zivilisation abnehmen. Dabei werden die zuletzt erworbenen Güter zuerst verschwinden. Übrig bleiben dann diejenigen, die die Menschheit vor ihnen erworben hat.

Krachts Papier ist längst nicht nur pessimistisch, aber die Aussage doch recht drastisch: Sie geht davon aus, dass mit dem Überschreiten eines Energiezuflussmaximums (in das gesellschaftliche System) die technologische Basis erodiert, sich quasi "zurückentwickelt". Auszuschließen ist solch eine Entwicklung nicht und ihre Konsequenz wäre, dass unsere heutige, hochtechnisierte Zivilisation nicht bestehen bleiben kann. Wenn Kilian von einer "anderen Form des Wirtschaftens" spricht, zu der "wir rechtzeitig einen Übergang finden" werden, ist Krachts Spiegelprinzip nicht ausgeschlossen: Eine andere Form des Wirtschaftens wäre es zweifellos auch, wenn wir ohne die heutige Technik auskommen. Dennoch würden die wenigsten Menschen, wenn sie mit dieser Option einer enttechnisierten Gesellschaft konfrontiert werden, diese vermutlich spontan ablehnen. Diese Ablehnung könnte sich als illusorisch erweisen, denn man kann Naturgesetze nicht ablehnen. Zwar konnte die Kirche jahrhundertelang das geozentrische Weltbild verteidigen, nach welchem die Erde der Mittelpunkt des Universums ist, aber diese Verteidigung war nichts anderes als die temporäre Aufrechterhaltung einer Illusion, die nur schwer mit den tatsächlichen Abläufen im Kosmos vereinbar war. Nach demselben Schema könnte zwar eine Mehrheit der Menschheit eine Ent-Technisierung ablehnen, dennoch könnten die energetischen und ökonomischen Rahmenbedingungen diese Entwicklung ungeachtet der allgemeinen Wunschvorstellungen hervorrufen.

Im Sinne einer vorausschauenden Entwicklung wäre es daher nötig, Modelle zu entwerfen und umzusetzen, die eine "andere Form des Wirtschaftens" darstellen und eben ohne Öl auskommen. Die Frage ist: Suchen wir ausreichend genug nach diesen anderen Formen des Wirtschaftens? Streben wir sie an? Die Antwort lautet derzeit überwiegend: Nein.

Kilian stellt etwas als optimistische Entwicklung heraus, was von einem anderen Blickwinkel aus alles andere als wünschenswert ist: Nimmt man an, dass zwischen der Menge an Kohlendioxid und der Erwärmung in der Erdatmosphäre ein Zusammenhang besteht, so ist es alles anderes als positiv zu bewerten, "dass die Produktion etwa aus unkonventionellen Ölvorkommen oder Tiefseebohrungen stärker steigt als erwartet" - denn dies bedeutet, dass weitaus größere Mengen an Kohlendioxid in der Atmosphäre endgelagert werden. Die Konsequenz dieser Entwicklung hat vor einigen Monaten schon George Monbiot erschreckt, der feststellte, dass die Menge an unterirdischen Kohlenwasserstoffen leicht ausreicht, um die atmosphärischen Bedingungen grundlegend zu wandeln, was heißt: Die mit höherem technischen (und energetischen) Aufwand förderbaren Ölmengen verändern nach ihrer Verbrennung die klimatischen Rahmenbedingungen, in denen wir leben, in einen völlig anderen Zustand. Nur unter der Annahme, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen den CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre und klimatischen Veränderungen gibt, kann man also Kilians Freude über stärkere Steigerung der Förderung aus unkonventionellen Ölquellen teilen. Nimmt man jedoch an, dass die Anreicherung der Atmosphäre mit CO2 Auswirkungen auf das Weltklima hat, so müßten diese Auswirkungen eigentlich zu Warnungen in Kilians Aussagen führen.

Nun ist es so, dass jede Presseäußerung verkürzt ist und niemand in einem Interview alle Aspekte beleuchten kann. Wir sollten daher nicht davon ausgehen, dass Lutz Kilian die Verbindung zwischen CO2-Konzentration und verstärkter Ölförderung nicht sieht. Die "andere Form des Wirtschaftens", die er anspricht, könnte natürlich auch Klimaaspekte beinhalten - selbst unabhängig davon ob Klimawandel menschengemacht ist oder andere Ursachen stärker sind (Stichwort: Klimafolgenanpassung). Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Klimafrage kein begrenzender Faktor in unserem System ist, bleibt die Endlichkeit der fossilen Energierohstoffe. Die neuen (unkonventionellen) Techniken, die den Peak möglicherweise verzögern, sorgen nur dafür, dass Anpassungsmaßnahmen möglicherweise verschoben werden können und mehr Zeit bleibt. Was so oder so bleibt, ist die Frage, wie denn diese "andere Form des Wirtschaftens" aussieht und ob und wann wir sie erreichen.

Bislang verlaufen alle Bemühungen um Veränderungen im Energiesystem innerhalb des alten Paradigmas. Wenn Kommunen Klimaschutzprogramme stricken oder Unternehmen "nachhaltig" werden, tun sie dies meist dennoch unter der Annahme weiterhin andauernden Wirtschaftswachstums (im Sinne einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts). Auch wenn in akademischen Kreisen über Wirtschaftsmodelle jenseits des Wachstumsparadigmas diskutiert wird, ist diese Diskussion bei den Kern-Knoten unserer Ökonomie nicht angekommen: Bei den Unternehmen selbst und ihren Verbünden. Anders wirtschaften ja, aber Wachstum infrage stellen: Heräsie! Die "andere Form des Wirtschaftens", die derzeit diskutabel erscheint, beschränkt sich darauf, zertifizierte Bio- oder Nachhaltigkeits(zwischen)produkte zu nutzen, aber über Beschränkung der Output-Menge wird nicht diskutiert. Vielmehr gilt es sogar als "nachhaltig", Produkte zu kaufen oder herzustellen, wenn diese nur bestimmten Kriterien folgen oder Spenden für wohlgelittene Organisationen generieren. Die Tatsache, dass jedes zusätzlich konsumierte Produkt auch zusätzlichen Ressourcenverbrauch darstellt und nur das Nicht-Konsumieren halbwegs ressourcenneutral ist, widerspricht dem Wir-brauchen-Umsatz-Grundsatz, welches die heutige Wirtschaftsweise systemimmanent mit sich bringt.

Somit durfte ich dann auch aus der Dresdner IHK hören, dass die erdölverarbeitenden Chemieunternehmen in Sachsen sich bezüglich ihrer künftigen Ölversorgungslage a) auf ihre Lieferanten verlassen oder b) auf Palmöl setzen. Und aus der Chemnitzer HWK ist zu hören, dass Unternehmer auf Nachfrage von ihren Kunden reagieren, aber wenig Möglichkeiten sehen, sich präventiv anzupassen (bzw. mit solchen Anpassungsmaßnahmen überhaupt auseinandersetzen). In der Dresdner HWK wurde meine Warnung vor einem Wachstums-Peak durch zu teure Ölimporte mit dem Verweis auf die frische Elternschaft des IHK-Präsidenten weggewischt: Er ließe sich durch mich nicht die Hoffnung auf weiteres Wachstum nehmen. Zwar gibt es einzelne Unternehmen und in den genannten Kammern auch einzelne Akteure, die dies ganz anders sehen, aber die Aussagen zeigen, dass wir weit - sehr weit! - von anderen Wirtschaftsformen entfernt sind, wenn es um die große Zahl der Unternehmen geht.

Was in Kilians Aussagen drinsteckt ist: Früher oder später werden wir eine andere Wirtschaftsform finden müssen. Denn was auch Kilian nicht leugnet ist, dass die fossilen Energieträger endlich sind und dass wir uns beim Öl bereits in einer Phase befinden, wo das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu extremen Preissteigerungen in den letzten Jahren geführt hat. Wir sind in der Entwicklung, die allgemein als "Peak Oil" beschrieben wird bereits "drin", auch wenn Kilian (mangels genauer Begriffsdefinition?) genau das anzweifelt. Dass wir in einer vom Förderbegrenzungen beeinflussten Zeit leben zeigt sich am aufkommenden Mißverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, welches er selbst für die Preisentwicklung verantwortlich macht:

Für den systematischen Preisanstieg von 2003 bis Anfang 2008 war fast ausschließlich der Energiehunger in den aufstrebenden Schwellenländern verantwortlich, allen voran China. Das hat die weltweite Nachfrage nach Rohöl enorm erhöht.

Energiehunger führt nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage nur dann zu Preisanstiegen, wenn die Energieanbieter ihre Mengen nicht im Gleichschritt mit den Energienachfragern ausweiten. Der Preis ist ein Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Kilian sagt also indirekt, dass die zunehmende Ölnachfrage in den Schwellenländern nicht zum Preis von 20 US$ bedienbar war, sondern ganz offensichtlich höhere Preise notwendig waren - um eben auch Vorkommen aus unkonventionellen Quellen wirtschaftlich zu machen. Genau deshalb sind wir jetzt bei 100 US$ und mehr.

"Peak Oil" wird, so scheint es, von Kilian als rein mengenmäßiges Maximum interpretiert. Peak-Oil-ähnliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft zeigen sich jedoch bereits dann, wenn die Förderkurve abflacht, also die Wachstumsraten der Förderung sinken. Die gestiegenen Preise der vergangenen 8 Jahre sind solche Auswirkungen und es läßt sich schlecht leugnen, dass die Ölpreisanstiege beispielsweise in 2008 zu parallelen Anstiegen von Nahrungsmittelpreisen führten, was Hungerunruhen hervorrief.

Unser heutige Wirtschaftsweise ist weiterhin geprägt,

  • von dem Versuch, die Finanzstrukturen aufrecht zu erhalten,
  • durch geplante Obszoleszenz,
  • durch leistungslose Einkommen,
  • durch Exportorientierung,
  • durch den Umbau des Energiesystems mit dem Ziel, das Verbrauchsniveau weitgehend beizubehalten
  • durch eine weitere Ausweitung des jährlichen Produktoutputs (=Wirtschaftswachstum).

Eine "andere Form des Wirtschaftens" wird zwar durch Selbstversorgungsversuche, durch die Auflösung der Unternehmer-Kunden-Trennung in Projekten Solidarischer Landwirtschaft oder durch Regionalisierungs-Projekte ausprobiert, doch diese Ansätze sind im Vergleich zum fossil-industriellen Komplex Nischen in der Nische. Und sie müssen sich parallel zum bestehenden, expansiven Wirtschaftsparadigma beweisen. Angesichts dessen, dass pro Kopf weltweit weniger als 2 Hektar Landfläche existieren, die künftig die Basis für die weltweite Energieernte, für Nahrungsmittelversorgung und die stoffliche Industriebasis  darstellen müssen, sind Grenzen sichtbar. Hinzu kommt, dass Elektroenergie, die wir mit den neuen Technologien hauptsächlich ernten, nicht mit der vorhandenen Transportstruktur funktionieren, eine Abkehr vom Öl als Treibstoff also einen Umbau der Transportinfrastrukturen nötig machen. Sowas kostet Zeit - viel Zeit! Gesellschaftliche Übergangsphasen laufen umso chaotischer ab, je weniger Zeit für den Transformationsprozess verfügbar ist. Die "andere Form des Wirtschaftens", die offenbar auch Lutz Kilian mit dem Versiegen der fossilen Energierohstoffe verbindet, muss erst noch gefunden werden. Medien, wie SPIEGEL ONLINE wären daher gut beraten, ihre Interviews nicht mit diesen Stichworten enden zu lassen, sondern damit zu beginnen.

16 Kommentare to “Gesucht: Eine andere Form des Wirtschaftens”

  1. Tom Schülke sagt:

    Wie schön wäre es, diesen Artikel als komplette Antwort auf den Spiegelartikel posten zu können…

  2. Gerhard Hippmann sagt:

    Mit der Gemeinwohl-Ökonomie entwickelt sich ein beachtliches Konzept zur Überwindung des sich totlaufenden Raubtierkapitalismus:
    http://www.gemeinwohl-oekonomie.org/
    Dazu bekennen sich derzeit 900 Unternehmen, darunter auch prominente Vertreter wie Vaude und die Sparda-Bank München.

  3. Ulf Sch sagt:

    Das Spiegelprinzip verstehe ich irgendwie nicht. Es scheint mir willkürlich und auch zu einfach. Zumal Markus Kracht davon ja selbst eine Ausnahme macht, nämlich den Computer (wegen hoher Systemrelevanz, wenn ich mich recht erinnere). Wenn der Computer zunächst bleibt, erleben wir dann irgendwann die rechnergestützte Dampflok?

    Meines Erachtens werden wir ein spannendes Nebeneinander von Alt und Neu haben – und damit eine Gesellschaftsform, wie wir sie uns heute noch gar nicht vorstellen können.

    • Tom Schülke sagt:

      Das von Markus Kracht angesprochene Spiegelprinzip ist sicher keine hochwissenschaftliche Konstante. Er spielt dabei eher auf Systemtheortetische überlegungen an. Hochkomplexe Technik wie I-Phones und Computer sind abhängig von einer Ökonomie, in der Massenproduktion und globale Arbeitsteilung diese Produkte überhaupt erst erschwinglich machen. Je komplexer ein Produkt um so eher aber wird eien schrumpfende Wirtschaft die Rahmenbedinungen vernichten in denen diese Produkte wirtschaftlich produziert werden können. Am Beispiel Computer kann man schnell erkennen, dass nur eine riesige Käuferschicht mit riesigen Stückzahlen , den einzelnen Computer bezahlbar hält. In einer Deflation aber sinkt die Käuferzahl, wodurch der Stückprreis steigen müsste und die Käuferschicht noch weiter schrumpft und so weiter.. “Economy of Scale” also.

      Sicherlich wird es aber spannend sein, wie lange wir in der Lage sein werden, die robustesten und sinnvollsten dieser Erfindungen weiter zu produzieren, um einen Teil der Technik in das neue Zeitalter zu retten.

      gruß Tom

  4. Jörg Andreas sagt:

    Ein Ernstnehmen des “Spiegelprinzips” führt letztendlich auf der Ebene von Regionen, “Alternativinseln” und Individuen direkt zu folgenden Gegenmitteln: Unabhängigkeit, Souveränität, Nicht-Erpressbarkeit und Aufbau einer radikalen Optionenvielfalt. Dies könnten auch die Grundpfeiler einer anderen Wirtschaftsweise sein. Zusammengefasst: Ein Resilience-Management auf ganz verschiedenen Ebenen der Gesellschaft.
    Ein weiterer Begriff, ist damit eng verbunden. Der des “Bauernopfers”. Wer es schafft als Mensch oder gar als Unternehmen, im “hier und jetzt” die Dinge hin zu echter Souveränität und Optionenvielfalt zu drehen, der bräuchte vor den Auswirkungen des “Spiegelprinzips” (soweit er davon gehört hat)weniger Respekt zu haben. Jenes Investieren in ein “Es komme was wolle” Prinzip, ist jedoch möglicherweise eine alte Wirtschafts- und Sozialutopie.

  5. eliso sagt:

    Und die solidarische Postwachstumsgesellschaft gitbts auch noch:

    http://www.social-innovation.org/?p=3736

  6. Ulf Sch sagt:

    Alternative Wirtschaftsformen finde ich ja gut, schön und sehr wichtig. Nur das “Spiegelprinzip” überzeugt mich eben nicht. Meiner Ansicht nach wird es zuerst die Branchen treffen, die massiv von höheren Ölpreisen betroffen sind. Zum Beispiel Automobilindustrie, Luftfahrt – oder die Schifffahrt, wo man derzeit schon eine Art Zeitlupenkollaps erleben kann, weil in den letzten Jahren viel zu viel Schiffe bestellt wurden. Die hohen Preise für Schiffsdiesel in Kombination Schiffswerten, die zum Teil unter den Darlehenswert gesunken sind, machen der Branche sehr schwer zu schaffen. Dabei sind Schiffe ganz gewiss keine Hochtechnologie, die es wie Smartphones und Co. erst seit wenigen Jahren gibt.

    • M.U. sagt:

      Ich denke, dass Spiegelprinzip trifft es schon sehr gut. Aber auch hier muss man den richtigen Blickwinkel wählen. Schiff ist nicht gleich Boot. Markus Kracht beschreibt nirgends das von heute auf morgen eine Technologie verschwindet. Das kleine Fischerboot wird es wohl noch sehr lange geben. Beim im Katastrophenfall unbeherrschbaren Kreuzfahrtschiff für 10000 oder 20000 Passagieren wäre ich mir da nicht so sicher. Herr Krach beschreibt es mit Computern. Erst ist der heimische private PC dran und erst etwas später vielleicht auch Rechneranlagen in Universitäten bzw. Rechenzentren.

  7. M.U. sagt:

    Egal welcher Ansatz auch diskutiert wird die Argumente sind immer gleich: “Wir brauchen absolute Sicherheit”. Am besten mit wissenschaftlicher Methodik abgesichert. Na dann Freunde ans Werk. Es gilt einen Beweis zu erbringen. Ist halt nur schade, dass diese dann abgesicherten Erkenntnisse dann auch ebenso nutzlos geworden sind. Aber hey wir können anschließend wenigstens sagen: “Tatsache Meadows und seine Kollegen hatten recht.” Ich kann das Gejammer schon fast hören.

  8. Vielen Dank für diesen Artikel. Heut erschien im Spiegel Online ein Interview mit Dennis Meadows. Man lese auch die Zuschriften. Es ist nach wie vor bemerkenswert, wie wenig Menschen sehen wollen, was wir da betreiben. Es ist vielen egal, solange sie nicht selber betroffen sind. Insofern wird das Aufwachen erst dann beginnen, wenn der Schaden da ist. Ich gehe mal davon aus, dass das nicht lange auf sich warten lässt.

    Apropos Spiegelprinzip. Es ist eine Heuristik. Auch hier sollte man einfach mal nachdenken: die Industrieproduktion verlangt nach Rohstoffen und Energie, und beides wird knapp. Die Daueroptimisten versagen genau an diesem Punkt. Sie sagen, uns wird schon was einfallen, aber haben keine Ahnung, was das konkret sein könnte. Das ist leider magisches Denken. Wir werden die Produkte nicht allein deswegen behalten, weil wir sie so liebgewonnen haben und weil sie so schön praktisch sind.

  9. Florian Hoppe sagt:

    @Meadows: “Die Grenzen des Wachstums” wurden im Laufe der letzten 40 Jahre leider auch sehr oft diffamiert und in Medienberichten mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten oft als “alarmistisch” bezeichnet worden ist. Dabei ist es ein sehr sachliches und informatives Buch. Den aktuellen Nachfolger “2052”, an dem vom alten Team nur noch Jorgen Randers mitgearbeitet hat, fand ich allerdings imo. enttäuschend. (Meadows selber ist schon seit einigen Jahren nicht mehr Club of Rome Mitglied, weil er ihm indirekt greenwashing vorwirft.)

    • Tom Schülke sagt:

      Ja Grenzen des Wachstums hab ich in meinem eigenen Aufwachprozess vor 1 1/2 Jahren verschlungen und war beeindruckt.

      Ich höre immer wieder der CoR habe massenhaft falsche Vorhersagen getroffen. Bin aber nie fündig geworden welche das denn gewesen seien. Die einzige Aussage die ich in der Form kenne war die Aussage, dass gegen 2000 das Öl alle sei. Dieses war aber bezogen auf eine fiktiv von 1970 weitergeführte Wachstumsgröße von 7% Jährlich und dann hätten Sie recht gehabt.

      Was das Buch selbst betrifft gabs ja ohnehin vor ein oder zwei Jahren eine so weit ich weis Australische Studie (CISO ? ) die die inzwischen verfügbaren Echtdaten erstmalig mit dem Standart-Szenario… weiter wie bisher verglichen hat. Mit dem Ergebnis das wir fast exakt auf der vorhergesagten Spur sind.

      Was den neuen Bericht 2052 betrifft, habe ich den Eindruck gewonnen, das Jörgen Randers befürchtet mit zu negativen aussagen gar nichts mehr bewirken zu können, da man ihn sonst in die Spinnerecke stellt. Und das Thema Peak Oil schien er nur oberflächlich betrachtet zu haben.

  10. Florian Hoppe sagt:

    http://www.csiro.au/files/files/plje.pdf

    Das ist wohl, die Studie, die du meinst.

    @Randers: Tja, nur hat er sich mit diversen Interviews über die “langsame Demokratie” und dem wiederholten Lob an China keinen Gefallen getan.

    2052 wirkt im Vergleich zu GdW wirklich etwas zu soft, wobei ich die dort aufgestellten Statistiken schon lesenswert fand.

  11. Ich erinnere auch an Matt Simmons (http://www.greatchange.org/ov-simmons,club_of_rome_revisted.html), der das Buch von 1972 sehr empfohlen und damit wieder salonfähig gemacht hat, sowie das Buch Ugo Bardi: Limits to Growth Revisited. 2011. Das Buch von Randers fand ich ebenfalls enttäuschend.

  12. Florian Hoppe sagt:

    @Simmons: Wieder wurde ja durch seine verlorene Wette gegen John Tierney leider schlecht gemacht. (Wobei Tierney hier die Rezession zu Hilfe kam.)

    Siimons früher Tod war auch Gegenstand veiler “Spekulationen”, weil er den Arabern vorwarf ihre Reserven zu hoch zu kalkulieren.

    @Bardi: Hab von ihn Artikel bei Oil Drum gelesen. Vor allem diesen hier fand ich sehr interessant, wo er sich auch auf Thesen von Joseph Tainter bezieht.

    http://europe.theoildrum.com/node/5528

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