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Irak, Ukraine, DEA und Tesla

Der Einfluss von Öl und Gas aufs Weltgeschehen und der Einfluss des Weltgeschehens auf Öl und Gas zeigen sich dieser Tage vielfältig:

Die strategische Ellipse kommt nicht zur Ruhe. In der Weltregion mit den größten Öl- und Gasreserven kochts. Im Irak hat eine Organisation namens ISIS den "Geist von Saddam" wiedererweckt, was zu neuen Allianzen führt: Iran und USA verhandeln angeblich über Zusammenarbeit gegen die sunnitisch dominierte ISIS - es bleibt zu hoffen, dass sich diese Entwicklung nicht zu einem innerislamischen Glaubenskrieg ausweitet.

Währenddessen zieht Putin seine Energiestrategie gegenüber der Ukraine durch. Gespräche über ausstehende Zahlungen wurden abgebrochen, auch über einen Gaspreis für Lieferungen aus Russland in die Ukraine konnte man sich nicht einigen. Das Abdrehen des Gashahns droht, wodurch einerseits Lieferungen Richtung Europa bedroht wären und andererseits die Ukraine das Angebot der Europäer hervorkramt, Gas aus Westen über die Slovakei beziehen zu dürfen.

Die Bundesregierung ist inzwischen aufgewacht und prüft den DEA-Deal von RWE. Der Konzern hat vor, seine Öl- und Gas-Tochter an das Firmenkonglomerat des russischen Milliardärs Michail Fridman zu verkaufen. Pikanterweise gehören zu den Strukturen von DEA auch Gasspeicher in Deutschland, was angesichts des Gas-Streits zwischen Russland und der Ukraine ein wenig heikel ist. Immerhin könnte das Vorhaben "strategische Interessen Deutschlands" verletzen, was nach dem Außenwirtschaftsgesetz problematisch wäre.

Auf der anderen Seite des Atlantik werden dagegen ganz neue Karten gemischt. Tesla kündigt an, seine Patente zur Nutzung durch andere freizugeben und könnte damit Schwung in den Elektro-Mobilitätsmarkt bringen. Mancher vermutet, Tesla tut dies, um seine neue Giga-Speicher-Fabrik ordentlich auslasten zu können: Denn wenn es mehr Hersteller von E-Fahrzeugen gäbe, würde natürlich auch der Bedarf nach Batterien steigen. Wie die "Freigabe" aber im Detail zu verstehen ist und ob daraus so etwas wie eine "Offene Patentkultur" entstehen könnte, ist fraglich. Ein interessanter Schritt ist es allemal.

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35 Kommentare to “Irak, Ukraine, DEA und Tesla”

  1. Hendrik Altmann sagt:

    Naja aber viel zu spät denke ich, es wird sehr schwer werden neue Fabriken zu bauen für Elektroautos wenn man durch die sinkende Ölproduktion
    in einer schweren Wirtschaftskriese steckt, diese Ideen haetten vor 10 Jahren Umgesetzt werden muessen und auch das wär noch spät gewesen, immer wieder lese ich was nicht alles getan werden soll nur das die meisten Lösungen nur dann greifen wenn man genügend Mittel und Zeit hat diese auch umzusetzen, beides wird in wenigen Jahren nicht mehr da sein, der Umbau des Energiesystems braucht ca 20-30 Jahre wir haben villt noch 5…. und riesige Mengen an Investitionen wenn die Weltwirtschaft in 5 Jahren am sterben ist werden diese Investitionen nur noch wunschdenken sein, die 5 Jahre sind von mir privat geschätzt unter berücksichtigungen der Weltweiten Förderquoten und des zu erwartenden Abfalls der Produktion in Russland USA und Saudi Arabien in den nächsten Jahren.

    • Norbert Rost sagt:

      Ich denke es lohnt in dem Zusammenhang, sich von dem ZeitPUNKT-Denken zu verabschieden, sondern lieber in ZeitRÄUMEN zu denken. Ja, VOR 10 Jahren hätten Dinge intensiv und zielgerichtet in Gang gesetzt werden sollen. Dafür sind wir sehr spät dran. Aber es ist eben so, wie es ist und von hier aus heißt das: Dinge werden sich entwickeln. Zu diesen Dingen gehört vermutlich auch eine Batterieanlage von Tesla. Die allein macht das Kraut nicht fett, aber sie ist Signal für die Evolution des fossilen Industriesystems.

      Dass es trotz aller möglicherweise anlaufenden Bemühungen zu einer Energielücke kommt und diese Spezies in den laufenden Jahrzehnten mit weniger statt mehr Energie auskommen muss, steht für mich außer Frage. Aber das bedeutet nicht zwingend das Ende aller Tage. Es bedeutet einen Anpassungsprozess, von dem jeder berührt ist, bei dem aber auch jeder mitmischt. Und Elon Musk mischt halt auf seine Form mit…

  2. Patrick sagt:

    Mal am Rande:
    Der aktuelle Papst hat offenbar mehr Verstand als viele, viele andere

    http://www.tagesspiegel.de/politik/franziskus-spricht-von-barbarei-papst-der-kapitalismus-braucht-den-krieg/10040764.html?ajaxelementid=%23commentInput&pageNumber=0

    Wo war der bloß all die Jahre?
    Doch auch dieser Appell wird ungehört verhallen, da die Industrieländer längst einen anderen Gott anbeten: Geld!

    • Tom Schülke sagt:

      Ich frag mich ja, in wie weit er wirklich die systemischen Zusammenhänge durchdringt.

      In der Tat sind seine Äußerungen aber sehr erfreulich. Ohne eine Fundamentale Änderung unseres Wirtschaftssystems wird es nicht abgehen. Nur ist die Frage kommt nach dem Notstopp etwas ganz neues, oder das altbekannte auf kleinerer Flamme, oder haben wir in 200 Jahren eine neue Art Landadel ?

      ach ich hätt so gerne eine Zeitmaschine..

  3. wolfswurt sagt:

    Die katastrophale Abhängigkeit von Nahrungsproduktion und Öl bei gleichzeitg noch steigender Bevölkerungszahl wird schlußendlich für Besinnung beim Menschen sorgen.

    Hunger ist der stärkste Lehrmeister.

    • Tom Schülke sagt:

      Das stimmt natürlich auch wenn die Besinnung zunächst als Fundamentaler Schock und mit viel wirtschaftllichem privatem Elend verbunden sein wird.

      Meldungen wie die über den Tesla oben sind es für mich immer wieder wert, unsere doch ziemlich negativen Prognosen auch mal in die Ecke zu stellen. Ja. Ich bin vollkommen überzeugt, das PO das Ende unseres Wirtschaftssystems einläuten wird. Aber vielleicht unterschätzen wir hier dann doch kollektiv die großen Anpassungskräfte die das System entwickeln kann, sowie alle die Signale richtig verstanden haben.

      Nichts wäre jetzt schlimmer als fatalismus.

      Das ist im Grunde genau das wovor wir am meisten Angst haben sollten.

      • Ert sagt:

        @Tom

        Ich habe vor zu Optimismus angst – nicht vor der Furcht!

        Ich sehe aktuell ganz viel bestreben mit anderen Mittel zu versuchen den Status-Quo beizubehalten – die “Techno-Fixes”, die und mit Rebound-Effekt und mit viel Komplexität in die Irre führen und wertvolle Zeit verstreichen lassen.

        Die große Frage ist doch eher die gesellschaftliche – aber gerade diese wird nicht thematisiert werden, weil Sie keiner hören will.

        • wolfswurt sagt:

          Z.B. die Vergiftung der Grundwasserschichten durch Fracking.

          Der Mensch vergiftet seine Lebensmittel mit Pestiziden, Fungiziden, Herbiziden und als Krönung nun das Wasser.

          Da stellt sich wirklich die frage nach der Krönung der Schöpfung.

      • Patrick sagt:

        Wahrscheinlich ist weder zu viel Optimismus noch komplette Resignation wirklich empfehlenswert….aber ich gebe offen zu: ich schwanke von Woche zu Woche immer zwischen diesen beiden Extremen hin und her.

        Ich befürchte nämlich auch, dass alles (wirklich alles!) unternommen wird, um den Status Quo aufrecht zu erhalten. Und wir haben bereits ein manifestiertes System, dass darauf ausgerichtet ist, diese Aufgabe zu erfüllen:
        – ein komplettes Überwachungssystem
        – eine eingeschläferte Bevölkerung
        – die mediale Deutungshoheit ist klar in fester Hand verankert
        – ein repressives System namens Hartz IV, dass Druck auf die “Schwächsten” ausübt, der bis in die Mittelschichten wirkt
        – eine schleichende Ent-Demokratisierung (“marktkonforme Demokratie”)

        Und wenn ich mir nun die letzten Monate angucke, wo die Welt bereits wieder überall in Flammen steht (Strategische Ellipse), dann habe ich da wenig Hoffnung, dass man von diesem Kurs ablässt.
        Ich befürchte, das wird erst geschehen, wenn die Aussichten wirklich sehr schlecht sind und man die Fassade einfach nicht mehr aufrecht erhalten kann. Aber das kann ja noch eine ganze Weile dauern. Doch bis dahin werden Krisen, Kriege und Revolutionen zunehmen. Separierungsversuche sehen wir ja in Schottland und Spanien auch bereits.

        Schlimm finde ich eben, dass dieses ganze geopolitische Geschachere (aktuell natürlich vor allem die Ukraine) den Blick der Menschen verstellt und eben nicht das Westentliche in den Vordergrund gerückt wird.

        So wie der Harald Welzer das auch schon sagte: wir brauchen dringend eine Kulturwende!
        Und das beinhaltet für mich ganz klar ein anderes Wirtschaftssystem. Da hat der Papst also absolut recht, egal wie gut er die Details des Systems nun durchschaut. Gesunder Menschenverstand und mit offenen Augen durch die Welt gehen reicht aus, um zu erkennen, das wir global in einer hoffnungslosen Einbahnstraße stecken.

        Nur, mal ehrlich: WIE hält man so eine gewaltige Maschinerie an? Von “oben” brauchen wir nichts erwarten.
        Den Vorschlag von Ken Jebsen finde ich gar nicht schlecht: Wie wäre es mit 5 Tage Generalstreik in Deutschland bzw. Europa? Also ALLE bleiben zu Hause?
        DAS wäre auf jeden Fall mal ein Statement.
        Doch wie überwindet man die Macht der Massenmedien, die uns schon erzählen werden, wie schlecht die Idee doch ist usw.
        Bei allen Revoluzzer-Blut befürchte ich, dass sich tatsächlich erst ein Systemwechsel ergibt, wenn es voll gecrashed ist.
        Ich hoffe natürlich, dass es nicht so weit kommt, weil das Elend schlimm sein wird, aber ich befürchte leider, dass es vorher nicht klappen wird.
        Dazu sind die Strukturen allesamt zu vermachtet und zu verkrustet – und letztlich ist ja jeder von uns auch eingebettet als kleines Schräubchen im System.
        Wie soll man das im “laufenden Betrieb” auseinanderschrauben, ohne das alles zusammenbricht?

        • wolfswurt sagt:

          Das wird das große Übel in der Zukunft werden, nämlich das der Mensch alles unternehmen wird um seine bequemen Lebensverhältnisse zu erhalten.
          Alles – und darin liegt für die Menschheit im allgemeinen die größte Gefahr.

          Da ich Energieanlagenelektroniker bin und in Mittel-und Hochspannungsanlagen tätig war ist mir die Empfindlichkeit des elektrischen Versorgungssystems sehr bewußt.
          Geradezu erschüttert bin ich aber über die Tatsache, daß ein Azubi den praktischen Teil seiner Gesellenprüfung mit ohne Funktion bestanden hat.
          Ohne Funktion im elektro Bereich, zugelassen durch die Handwerkskammer wird sich in der Zukunft schlimmer als jeder Sonnensturm oder eine Änderung des Magnetfeldes erweisen.

          Mit elektrischer Energie ist ein ackern des Bodens übrigens unmöglich, da der Kraftaufwand von keiner Batterie länger als 10 Minuten gewährleistet werden kann.

          • wolfswurt sagt:

            Eines vielleicht noch angefügt: mit dem Bewußtsein über die Empfindlichkeit der Stromversorgung habe ich meine Lebensverhältnisse von Holz abhängig eingerichtet.

            Mit Holz(Grundofen) heizen, mit Holz kochen und mit Holz Warmwasser machen können.

            Ein Notstromdiesel für den Rest.

          • Stephan sagt:

            @wolfswurt
            “Mit elektrischer Energie ist ein ackern des Bodens übrigens unmöglich, da der Kraftaufwand von keiner Batterie länger als 10 Minuten gewährleistet werden kann.”

            Das ist auch gar nicht nötig. Siehe hier (Hinweis auf pfluglose Bearbeitung)

            moderner biologischer Landbau Teil 1
            http://www.youtube.com/watch?v=s1YJ2fWQGPE

            Pflügen, Hacken, Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel (PSM) schädigen das Bodenleben (Mikroorganismen, Pilze, Kleinstlebewesen und Regenwürmer), die die ganze Arbeit für uns machen.

  4. Bruno Müller sagt:

    Politische Strategie, fernab jeglicher Realitätswahrnehmung:

    Nachdem Russland / Gazprom an den ukrainischen Grenzen den Gashahn zugedreht hat, fordert der (ernannte) ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk folgendes: (Übersetzung durch die ARD)

    “Es muss ein Gesetz vorbereitet werden für einen Notstand im Energiesektor. Wir müssen uns auf komplizierte Zeiten vorbereiten und müssen dafür gerüstet sein.”

    Ein Satz, wie in Stein gemeißelt – durchaus blaupausenfähig.
    Ein Satz der in naher Zukunft daher immer öfters zu hören sein wird.
    Ein Satz, der vor 30 Jahren wie folgt hätte klingen müssen:

    “Es muss ein Gesetz vorbereitet werden für einen Umbau im Energie- und Transportsektor. Wir müssen uns auf nachlassende und teure Ölfördermengen vorbereiten und müssen dafür gerüstet sein.”

    Passt immer wieder: “Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.”
    Passende Variante: “Wer viel zu spät kommt, den bestraft das Leben besonders hart.”

  5. wolfswurt sagt:

    Hier Überlegungen zu Wind&Solar Problematik: http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/18756-putin-und-der-zappelstrom

    Wir haben kein Erzeugermangel sondern ein Speichermangel.

    Das wird leider auch so bleiben.

    • Patrick sagt:

      Vorsicht mit der Seite MMnews!
      Die verbreiten dort enorme Propaganda und EEG-Bashing.

      Ich habe den Artikel jetzt nicht gelesen, den du verlinkt hast (ich habe nur Hans-Werner Sinn gelesen und daher kann ich mir gut vorstellen, was da wieder los ist), daher kann ich keine Aussage zur Qualität dieses Artikels machen, aber ich habe schon diverses dort gelesen und kann nur meine Warnung mitteilen!

      Diese Seite wird betrieben und unterstützt von Edelmetall-Händlern. Dort wird wirklich alles getan, um die Leute vom “sicheren Hafen” Edelmetall zu überzeugen. Ich halte das, was dort gemacht wird, für Rattenfängerei!

      Die skeptische Grundhaltung gegenüberden Medien und der Politik in allen Ehren – ich finde jedoch, dass es hier arg manipulativ ausgenutzt wird.

      So ist das nunmal beim ungefilterten Zugang zu Informationen. Es ist toll, dass es ungefiltert ist – aber man muss natürlich selbst hochgradig aufmerksam und kritisch bleiben.

      • wolfswurt sagt:

        Wer was wo schreibt ist nachrangig.
        Entscheidend sind doch die Gedankengänge und Folgerungen.

        Natürlich ist das was Sinn da schreibt nicht neu aber die einzig entscheidende Grundgröße warum Wind&Solar eben nicht ein Ersatz sind.

        Eine extrem schwankende Erzeugung mit einer stabilen fossilen Erzeugung zu koppeln, ist schon schwierig genug, wie die täglichen Spannungsschwankungen zeigen.

        Ich beobachte an den Windparks ständige Fernabschaltungen bei zu viel Wind.
        Wind ist ja auch nicht stabil sondern schwankt teilweise zw. 4 und 6/7 bft.
        Gleiches mit Solar wenn sich Wolken vor die Sonne schieben fällt die Leistung schlagartig um bis zu 70% ab.

        Diese Technik ist mit einem gewohnten Anspruch an permanenter Stromzufuhr nicht vereinbar.
        Schon gar nicht die durchtechnisierte Wirtschaft um uns herum.

        • Stefan Wietzke sagt:

          Sinn hat schon was tragisches. Viele seiner eigenen Texte führen zu dem Schluss, das Wachstum nicht dauerhaft möglich ist. Er reckt dann aber die Hände in den Himmel und ruft “aber es muss doch wachsen!”. Irgendwie scheint seine ganze mentale Stabilität an diesem Gedanken zu hängen. Aber damit ist er ja nicht der Einzige.

      • Stefan Wietzke sagt:

        EEG-Basching ist schon völlig in Ordnung. Das es immer noch nicht völlig ohne geht, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass wir mit diesen Technologien den energetischen Status-Quo nicht aufrecht erhalten können.
        Wer meint, dass die bösen “alten” Konzerne eine neue, wirtschaftlich interessante Technik verhindern könnten (was sie natürlich immer versuchen), der hat den Kapitalismus nicht verstanden. Gefährdet eine “neue” Industrie eine “alte”, so bleibt ihr nur die Möglichkeit auf das neue Model umzusteigen oder unter zu gehen.
        Es gibt immer genug Akteure, die der neuen Technik/Geschäftmodell zum Durchbruch verhelfen (indem sie die notwendigen Investitionen stemmen). Sie muss aber einen Mehrwert im kapitalistischen Sinne bieten.
        Der Kapitalismus räumt keine alten Wahrheiten ab. Er hat gar keine. Tesla ist da ein wunderschönes Beispiel. Als die Technologie (hier die Batterie) bestimmte Hürden genommen hatte ist das gesamte System ins rutschen geraten. Und alle alten Wahrheiten lösen sich im Nichts auf.

        Die gerne vorgeführten Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Renewable Freunde sind leider genau so gezinkt wie die der Atomlobby. Denn um einen Vergleich anzustellen, muss ich das gleiche Endergebnis liefern. Das bedeutet am Ende der Leitung: Unbeschränkt disponible Energie im bisherigen Rahmen. Also kann man die volkswirtschaftlichen Kosten nur Vergleichen wenn man Folgendes mit einbezieht:

        1. Eine umfangreichere und deutlich komplexere Netzinfrastruktur (teurer und braucht mehr Ressourcen!)
        2. Alle Speicher (es gibt auch schon mal wochenlange Windflauten in ganz Europa)
        3. Komplettes Krisenbackup, dass die gleichen Ausfallgarantien liefert wie das alte System
        4. Alle Investitionen für Demand Side Management (also alle Investitionen die ich für zusätzliche Steuerungen in den Geräten brauche).
        5. Es muss die gleichen steuerlichen Abgabelasten tragen können (ansonsten ist das eine indirekte Subvention).

        Damit mich hier keiner falsch versteht: Wir müssen auf Renewables umsteigen. Sie sind aber eben keine Lösung für unser Grundproblem. Dass ist eines der Verfasstheit unseres Gesellschaftsmodells. Und das ist viel schwerer zu ändern als ein technisches System.

        • Tom Schüllke... sagt:

          Das klingt für mich alles plausibel.

          Das EE nicht als vollständiger Ersatz für unser fossiles System werden herhalten können, wurde mir erst klarer als ich vom post fossil institut of California, die studie “searching for a miracle” gelesen habe.

          Die Volatilität und die Schwierigkeiten Speicher in ausreichender Menge und preiswert genug zur Verfügung zu stellen halte ich nur mit Hilfe extrem hoher Kosten für überbrückbar, und ob ein solches System am Ende inclusive der Puffertechnologien einen EROEI liefert , der hoch genug ist, das System aus sich selbst heraus aufrecht zu erhalten ist fraglich. Insb. wenn man bedenkt, das irgendwann auch die Kunststoffe mithilfe erneuerbarer Energie Synthetisiert werden müssen.

          Was ich mich aber immer frage ist, ob selbst auf Basis einer schwankenden Versorgung am Ende nicht doch ein gewisser Grad von Technik aufrechterhalten werden kann.

          Dann kann ich elektrizität eben nur benutzen wenns Wind oder Sonne gibt. Was kratzt es mich. Wenns allen anderen Nationen auch so geht, dann ist das kein marktwirtschaftlicher Nachteil mehr. sondern halt normal. Aber kann unsere Technik das ? Kann Sie das auf Basis einer möglicherweise weit geringer auf Hochtechnologie aufsetzenden Struktur in der nur robustere technologien überlebensfähig sind ? Ich glaube kaum das Ökonomies of Scale wie unsere Smartphone-ständig-verfügbar-überalhinsimsenmüssen technik, die nur bei gigantischen Stückzahlen funktioniert uns helfen wird komplizierte Regeltechnik aufrecht zu erhalten, die dann auch noch robust ist. Oder doch ?

          • Patrick sagt:

            Tja, das ist eben die Frage.
            Aber wer kennt heute schon die Antwort darauf?

          • Stefan Wietzke sagt:

            Kann. Ich gehe schon davon aus, dass wir deutlich mehr Nettoenergie regenerativ erzeugen können, als wir vor 200 Jahren hatten. Und damit haben wir immerhin 10.000 Jahre lang unglaubliche Hochkulturen entwickelt und mehr als 1 Mrd. Menschen versorgt. Geht halt nur nicht mit der Art wie wir heute wirtschaften und unsere gesellschaftlichen Prozesse betreiben. Wie Welzer so wunderbar formuliert: “Eine reduktive Moderne”. Zivilisatorischen Standard halten und weiter entwickeln, aber materiell abrüsten.
            Und das Komische: Zu Zeiten meiner Kindheit waren die materiellen Verfügbarkeiten (von der Wohnfläche bis zum Auto, von den Klamotten bis zur Elektronik) höchstens halb so hoch wie heute. Ich kann mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, damals in einem verelendeten Land gelebt zu haben.

            Und dann dieser Schwachsinn: “Der Mensch strebt schon immer nach mehr.” Wer sich in der Geistesgeschichte ein bischen auskennt, weiß, dass diese Idee den Menschen bis vor maximal 200 Jahren als das vorgekommen wäre, was es ist: Nämlich eine soziale Pathologie, oder weniger geschwollen: Total irre.

            • Michael Egloff sagt:

              Genau das ist der springende Punkt: die nunmehr vorhandene globale Potenz des Menschen, natürliche Ressourcen in einem Übermaß zu nutzen und Gleichgewichte und natürliche Kreisläufe nachhaltig zu schädigen.
              Als in den 60er/70er Jahren die Elektrifizierung auch in Indien auf dem Land fortschritt und Elekrtropumpen immer billiger wurden, konnten sich Millionen von indischen Bauern die Wasserversorgung selbst durch Tiefenbrunnen und Elektropumpen selbst gewährleisten. Oder sie wurden in nicht wenigen Fällen gleich zu “Wasserwirten” und verkauften das geförderte Tiefengrundwasser an andere Bauern. Die Nahrungsversorgung in Indien wurde trotz ständig steigender Bevölkerung besser.
              Und gerade das, was sich wie die Annährung an einen paradiesischen Zustand anhört, legt die Grundlage für die größte Ernährungskatastrophe der Menschheitsgeschichte ab vermutlich den 30er Jahren.

              Das ist nur ein Beispiel für die Übernutzung der Biosphäre, von der Dimension der Folgen her vermutlich die größte.
              Hunderte andere können nagbracht werden: von Aral-See bis hin zu den Regenwäldern Borneos.
              In der Summe – den unkalkulierbaren Klimawandel mit eingerechnet – absolut zivilisationsgefährdend.

              Alles auf Basis der billigen und reichlich nutzbar gemachten Energie – vorrangig fossil.
              Wir sehen: kein Peak Oil und kein Peak Gas wäre auch keine Lösung. Im Gegenteil!

              A propos Indien,
              normalerweise beginnt um den 10. Juni rum die Monsunzeit.
              Dieses Jahr noch kein Beginn des Monsuns in weiten Teilen Indiens zu bemerken. Auch in den nächsten Tagen nicht:

              http://wetter.spiegel.de/spiegel/world/1759.html

              Jede Woche Regen ist wichtig bei 8 Monaten Trockenzeit und nur 4 Monaten Monsun.
              Auch die Temperatur müsste jetzt um etwa 10 Grad niedriger liegen.

          • Stefan Wietzke sagt:

            P.S.: Aus einer längeren hisstorischen Perspektive würde ich mir normallerweise auch keine grundlegenden Sorgen machen. Das System sorgt dafür, dass sich das schon wieder hinrüttelt. Ist halt für die Leute in der Übergangsphase immer ein bischen ekelig. Aber was mir wirklich Sorgen macht, ist das wir eben seit etwa 60 Jahren zum ersten mal in der Menschheitsgeschichte in der Lage sind, das Gesamtsystem Biosphäre strukturell zu beschädigen.

            • wolfswurt sagt:

              Der Umstand, daß heute in den hochentwickelten Zivilisationen die Lebensbedingungen wie Nahrung, Wasser und Wärme(wichtig auf der Nordhalbkugel) von einer einzigen Energieform der Elektrizität abhängig ist, gab es seit Menschengedenken noch nie.
              Die bäuerliche Versorgung funktionierte bis vor 100 Jahren noch ohne Öl und Elektrizität.

              Die Abhängigkeit der Lebensgrundlagen von einem einzigen Faktor stellt für meinen Teil das größte Risiko dar.

              • Patrick sagt:

                “Die bäuerliche Versorgung funktionierte bis vor 100 Jahren noch ohne Öl und Elektrizität”

                Richtig, nur waren es da noch sehr weit von den heute über 7 Mrd. Menschen entfernt und die Flächenversiegelung und Verstädterung war noch weit von der heutigen Realität entfernt.

              • ab.er sagt:

                Hallo,

                auch wenn heute die Randbedingungen etwas anders sind als vor 100 Jahren, so muss man sich doch fragen, was geht mit n% weniger Öl (40 < n <90)? Wenn unser Wissenszuwachs wirklich so groß ist, wie er immer dargestellt wird, dann sollte ein vernünftiges, menschenwürdiges Leben auch mit 70% weniger fossilen Energien möglich sein.

                Wenn das nicht möglich ist, dann können wir unseren "Wissenszuwachs" getrost unter "nutzloses" Wissen ablegen, denn das Wissen, wie man am besten fossile Energie verschwendet, setzt voraus, dass man fossile Energie zur Verfügung hat.

                Also überlegen wir uns doch einfach mal, was wirklich nötig ist, um in Deutschland mit 80 Mio Menschen zu leben (ohne dass wir einen großen Kredit in Form von fossiler Energie aufnehmen). Ich sehe einige Ansätze, die durchaus viel versprechend sind.

              • Patrick sagt:

                Ich denke, WISSEN haben wir jede Menge anhäufen können.

                Die Fragen sind für mich eher:
                – welche Qualität hat es? (viel Halbwissen, viele Scheinwahrheiten, viel Ideologie)
                – wer hat Zugang zu diesem Wissen? (die meisten Bauern zerstören nach wie vor die wichtige Humus-Schicht, obwohl längst entsprechendes Wissen vorhanden ist, DASS man den Humus unbedingt erhalten + verbessern muss und auch WIE das geht)
                – Wie lange können wir das Wissen (in einer Low-Energy/Technology-Zukunft) erhalten und der breiten Bevölkerung zugänglich machen?
                – Viel Wissen ist auch schon verloren gegangen und weiteres Wissen droht verloren zu gehen (alte Handwerkskünste etc. – heute können die meisten doch nur noch mit dem Smartphone umgehen)
                – Wissen kann auch mißbraucht werden für politische Zwecke, mediale Einflussnahme etc.
                Auch hier glaube ich wieder einmal, dass es eine Frage der Kultur ist.
                Schaffen wir eine Kultur-/Bewusstseinswende, dann kann das bisher angesammalte Wissen natürlich sehr wichtig sein.

              • ab.er sagt:

                ja, Patrick, da hast Du sicher Recht. Es ist schon viel Wissen verlorengegangen. Wenn ich sehe, wie gerne inzwischen damit kokettiert wird, dass man zwei linke Hände hat, also handwerklich nicht begabt, dann wird mir eigentlich Angst und Bange für die Zukunft. Die Menschheit ist sicher nicht das geworden, was sie aktuell ist, weil sie so toll die letzten Kniffe im Steuerrecht und bei Verkaufsverhandlungen beherrscht hat.

                Nur, es ist ja für den einzelnen wirklich viel (körperlich) leichter, sein Geld mit Kniffen im Steuerrecht zu verdienen, als selbst Bäume zu fällen oder Flachs in eine gesponnene Faser umzuarbeiten. Das sehe ich als Hauptproblem an, dass es einfach schwierig ist, körperliche Arbeit als attraktiv darzustellen. Wer hat Ideen dazu, wie das gelingen könnte?

        • Stephan sagt:

          @Stefan Wietzke
          Ich bin noch dabei eine Antwort zum Thema biologische Landwirtschaft zu schreiben, aber das dauert noch ein paar Tage, weil ich einiges an Daten erst zusammen tragen muss, die so noch nicht in dieser Zusammenstellung existieren (Versuch einer Gegenüberstellung der Wirtschaftlichkeit von Bio- zu konventioneller Landwirtschaft).
          Dazu kommt allerdings gerade ein Problem mit meinem PC, das ich erst beheben muss.

          Wer meint, dass die bösen “alten” Konzerne eine neue, wirtschaftlich interessante Technik verhindern könnten (was sie natürlich immer versuchen), der hat den Kapitalismus nicht verstanden. Gefährdet eine “neue” Industrie eine “alte”, so bleibt ihr nur die Möglichkeit auf das neue Model umzusteigen oder unter zu gehen.

          Die Konzerne haben u.a. in Deutschland die Pflanzenölbranche platt machen lassen. Dafür sind Konzerne jetzt dick im Palmölgeschäft drin. In ganz Europa gibt es nur eine Kraftstoffnorm für Rapsöl, nicht z.B. für Sonnenblumenöl. Laut dem emeritierten Professor Schrimpff hätten wir etwa im Jahr 2003 einen großen Teil des Dieselbedarfs (ich glaube ein Viertel) mit unserem eigenen Rapsanbau decken können (heute sind die Flächen um einiges kleiner – Flächenverbrauch – und der Bedarf ist größer geworden). Spanien produziert riesige Mengen an Sonnenblumenöl, aber es darf (offiziell) nicht genutzt werden, weil es keine Norm als Kraftstoff dafür gibt. Warum nicht? In südlichen Ländern kann sehr viel Pflanzenöl pro Hektar produziert werden. Man braucht dort kein “winterhartes” Rapsöl.

          Noch ein Beispiel für Konzerne, die bessere Lösungen klein halten: Die Firmen Esso und Agrium Inc. (größter Düngemittelhersteller Nordamerikas) halten zwei Patente zu nützlichen Bodenbakterien, die das Pflanzenwachstum fördern. Davon gibt es jede Menge Arten. Warum hört man davon nichts?
          Es wird dafür geforscht an allen möglichen Gentechnischen Verfahren zur Förderung des (günstigen) Pflanzenwachstums, dabei ist das alles nicht nötig, weil die Natur schon alles entwickelt hat.

          Tesla ist da ein wunderschönes Beispiel. Als die Technologie (hier die Batterie) bestimmte Hürden genommen hatte ist das gesamte System ins rutschen geraten.

          Wie war das mit dem Elektroauto EV1? Der Film “Who killed the electric car?” gibt dazu ein paar Antworten: GE entwickelte das Auto und kaufte später alle verkauften Exemplare wieder zurück. Warum? Weil GE der Menschheit ein unschönes Auto ersparen wollte? Der Lupo wurde trotzdem nicht zurückgekauft.

          Damit mich hier keiner falsch versteht: Wir müssen auf Renewables umsteigen. Sie sind aber eben keine Lösung für unser Grundproblem. Dass ist eines der Verfasstheit unseres Gesellschaftsmodells. Und das ist viel schwerer zu ändern als ein technisches System.

          Genau das Grundproblem ist eine breite Unzufriedenheit vieler Menschen mit ihrem Leben. Aber komischerweise auch Menschen, die alles haben, sind immer noch unzufrieden. Und daraus entsteht dann der Wunsch nach immer mehr (Autos, Yachten, Ferienhäuser, …). Letztlich brauchen wir keine großen Autos, sondern ein glückliches Leben, d.h. wir könnten auch mit viel weniger Energieverbrauch leben. In den letzten zwölf Monaten konnte ich erleben wie es ist, wenn man den ganzen Tag für wenig Geld malochen muss, in Deutschland, im 21. Jahrhundert, mit all der Automatisierung und IT-Durchdringung überall. Hier fehlt sehr viel Gerechtigkeit.

  6. Stephan sagt:

    Und hier noch ein vermutlich interessantes Video (ich habe es mir noch nicht angeschaut) von Professor Michael Braungart, ein bekennender Warmduscher ;-))) , zum Thema Überbevölkerung mit dem Titel “Wir sind nicht zuviele, wir sind nur zu blöd!” – er plädiert u.a., laut Kommentar von Julia Jentsch, für die Mietung, statt dem Kauf bzw. Besitz, diverser Dinge:

    http://www.youtube.com/watch?v=SlNG8A7fUfE

    Gefunden hier bei Julia Jentsch:

    “Wir sind nicht zu viele – Wir sind nur zu blöd!” Vortrag von Prof. Braungart 2014, Dillenburg
    4. März 2014
    http://www.rasendereporterin.de/2014/03/24/wir-sind-nicht-zu-viele-wir-sind-nur-zu-bloed-vortrag-von-prof-braungart-2014-dillenburg/

  7. Florian Hoppe sagt:

    Was anderes:

    http://www.klimaretter.info/energie/nachricht/16669-eu-kritisiert-umlage-auf-eigenstrom

    Nun kritisiert auch die EU-Kommission die EEG Eigenstromumlage und bezweichnet sie als “wettbewerbswidrig”.

    Übrigens wird in einigen U.S Bundesstaaten auf Lobbydruck nun das gleiche versucht.

    http://www.rawstory.com/rs/2014/04/22/rachel-maddow-oklahomas-sun-tax-law-means-its-a-threat-to-koch-brothers-allies/

  8. […] N-TV: Gelegenheit war günstig: RWE darf seine DEA-Tochter nun doch an russischen Energieoligarchen verkaufen. Dazu gehört auch die RWE Dea Speicher GmbH, die Gasspeicher in Deutschland betreibt. (Siehe auch: Noch im Juni letzten Jahres ließ die Bundesregierung den Deal kritisch prüfen) […]

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