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Kommentarlos, Teil 48

Sowohl die oekologische Bewegung wie auch viele Kritiker im Peak-Oil Bereich machen immer wieder den gleichen Fehler, der es der anderen Seite unglaublich einfach macht die Argumente auszuhebeln. Es wird gerne eine unterschwellige Technik - und Veränderungsangst bedient. Dabei gehen die eigentlichen Argumente komplett unter.

Zwei Beispiele:
Bei Fracking wird vor allem auf die möglichen Gefahren für das Grundwasser hingewiesen. Die sind aber im Verhältnis zu anderen Lebensrisiken marginal. Und wenn man mal die Luftbilder von gefrackten Regionen anschaut, sieht das auch nicht schlimmer aus wie die verspargelten Landschaften in der Uckermark. Und genau hier hackt Fleischhauer (übrigens zu Recht) ein.

Das eigentlichen Problem bei Fracking ist doch:

- Es ist keine Lösung für unser Energieproblem (keine ausreichenden Fördermengen)
- Es fördert die Illusionen, dass wir kein Energieproblem haben
- Es führt zu einer enormen Fehlallokation wirtschaftlicher Mittel
- Es geht wertvolle Zeit für den Umbau des Energiesystems verloren.

Den gleichen Fehler hat man bei der Kernenergie gemacht. Das grundlegende Problem ist doch nicht, dass da alle 20 Jahre ein Reaktor hoch geht (in der gleichen Zeit werden auf deutschen Straßen ca. 120.000 Leute totgefahren und die Amis erschießen etwa 600.000 Personen durch privaten Schusswaffengebrauch).

Die eigentlichen Probleme sind doch:

- Das ungelöste Abfallproblem (keine Lösung in Sicht)
- Uran ist ein äußerst knapper Rohstoff
- Kernenergie ist eine extrem teure Energiequelle (wenn man Vollkosten korrekt ansetzt)

Stefans Kommentar zur Diskussion: Fracking für die Freiheit?

27 Kommentare to “Kommentarlos, Teil 48”

  1. Marcus Kracht sagt:

    Man sollte vielleicht bedenken, dass sämtliche Risiken, die wir eingehen, sich kumulieren. Wenn man immer sagt: ist ja nicht so schlimm wie …, so lässt sich im Grunde die Aufnahme weiterer Risiken jedesmal rechtfertigen. Ich empfehle das Buch von Ortwin Renn: “Das Risikoparadox”. Er beschreibt dort, dass die wirklichen Risiken, denen wir uns gegenübersehen, eben die sich langsam entwickelnden sind, weil sie unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegen. Dazu gehört eben die Zerstörung der Natur samt unser Lebensgrundlage, zum Beispiel Wasser. Wer mir erzählen will, dass mit dem Grundwasser ist nicht so schlimm, weil ja eh schon dies oder das auf dem Wege ist, beruhigt mich damit keineswegs. Es geht nämlich darum, dass die sich akkumulierenden Risiken lange Zeit folgenlos bleiben können, um dann mit einem mal auszubrechen.

    Es gibt schon einen Unterscheid zwischen dem Risiko im Straßenverkehr und dem von Kernkraftwerken: das erste kann man zu jeder Zeit eliminieren, wenn man dazu bereit ist, das zweite nicht. Der Atommüll ist da und geht nicht weg, egal wie sehr man sich bemüht.

    Wir wissen im Grunde seit Dekaden, dass wir mehr verbrauchen, als gut für uns ist, und rechtfertigen jetzt die Aufnahmen eines neuen Risikos, weil … wir uns ebendiese Erkenntnis nicht wirklich zumuten wollen? Soll das Auftürmen von Risiken wirklich unsere Antwort sein?

    • Michael Egloff sagt:

      Ja, Marcus,
      so ist es.
      Eine Gelegenheit, eines meiner Lieblingszitate anzubringen:

      “Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben. Die Leute, die in Mesopotamien, Griechenland, Kleinasien und anderswo die Wälder ausrotteten, um urbares Land zu gewinnen, träumten nicht, daß sie damit den Grund zur jetzigen Verödung jener Länder legten, indem sie ihnen mit den Wäldern die Ansammlungszentren und Behälter der Feuchtigkeit entzogen.”
      Friedrich Engels

      Selbst so eine segensreiche Erfindung wie die Antibiotika zeigen ungeahnte Konsequenzen.
      Gab es in den 1960er Jahren praktich noch keine Resistenzen, so sind die multiresistenten Keime durch unbedachten und inflationären Einsatz der Antibiotika nun immer mehr auf dem Vormarsch. Die WHO soricht bereits vom Beginn eines “postantibiotischen Zeitalters”, in dem die einst scharfe Klinge gegen unsere letzten natürlichen Feinde immer stumpfer wird.

      Man sieht: auch die positivste Erfindung kann sich in ihr Gegenteil verkehren.

      • Tom Schülke sagt:

        So beschreibt William E. Rees , Mitbegründer des Ökologischen Fußabdrucks unsere Verfahrensweisen in seinem Artikel, ” thinking Resilience”.

        “Ein Teil des Problems ist sicher, dass die moderne Industriegesellschaft auf der Basis der “normalen” Wissenschaft
        operiert. Einer Perspektive, die einen sehr mechanistischen Denkansatz für die biophysische Welt verwendet. So nehmen zum Beispiel die meisten
        ökonomischen Denkansätze und die damit verbundenen Ressourcemanagement Ansätze, direkte , schnellwirksame und umkehrbare Wirkungen und Effekte
        zwischen menschlichen Aktivitäten und den Reaktionen des Ökosystems als
        gegeben an. Und sie nehmen an, dass die Welt für gewöhnlich einem einzelnen Gleichgewichtszustand entgegenstrebt. Ressourcemanagement mag die
        Komplexität sozialer und ökologischer Systeme zur Kenntnis nehmen, nimmt
        aber an, dass vorausgesetzt es stehen genügend Daten zur Verfügung, deren Natur grundsätzlich verständlich und voraussagbar ist. In jedem Fall nehmen
        unsere Modelle an, dass die Veränderungen in beanspruchten Systemen
        schrittweise, offensichtlich, und direkt sind. Und dass Sie sich Mangen lassen. ”

        und weiter

        “Die unausgesprochene Annahme ist, dass die
        Unberechenbarkeit der Natur durch die Berechenbarkeit menschlicher Kontrolle ersetzt werden kann. Es wird kaum darüber nachgedacht, welche Effekte
        beanspruchte Systeme auf daran angrenzende Systeme und
        Systemkomponenten, oder auf Ereignisse größerer oder niedriger Skalierung im Gesamtökosystem haben.”

        In seinem Hervorragenden Text analysiert er letztlich genau das was Du in deinem Kurzen Zitat beschreibst.

        Es sind unsere Linearen Denkansätze die uns in die Falle Locken.

        Doch die Natur als komplexes adaptives System ist immer nur kurzfristig im gleichgewicht. Und so scheitern wir, weil wir die komplexen Rückwirkungen weder überschauen noch wirklich managen können.

        Ich kann seinen Text nur wärmstens empfehlen..

        http://www.postcarbon.org/Reader/PCReader-Rees-Foundation.pdf

  2. Stephan sagt:

    ” Und wenn man mal die Luftbilder von gefrackten Regionen anschaut, sieht das auch nicht schlimmer aus wie die verspargelten Landschaften in der Uckermark.”

    Ich hätte kein Problem damit in 500 Meter Abstand von einer WKA ein Haus zu bauen, aber ich hätte sehr wohl ein Problem damit in solchen Gebieten auch nur ein Gartenhäuschen zu bauen:

    Fracking Gebiet aus der Luft in schwarzweiß
    https://c2.staticflickr.com/8/7270/7807293884_9f34d66f87_z.jpg

    Überschwemmte Fracking-Station
    http://www.onearth.org/files/onearth/imagecache/scale_and_crop_684x372/article_pages/featured/fracking_flood.jpg

    Noch eine überschwemmte Fracking-Station in Lafayette(?) am Colorado(?) River
    http://blog.campact.de/wp-content/uploads/2013/09/ban_fracking.jpg

    Luftaufnahme in geringer Höhe über Steppenlandschaft mit jeder Menge Fracking Stationen, aktiven und verlassenen
    Jonah gas field, Upper green valley, Wyoming, Quelle: Skytruth
    http://www.peak-oil.com/wp-content/uploads/2013/03/SkytruthJonahBasinOriginal15422-700-72dpi.jpg

    Kein Bild eines Fracking-Feldes, aber ein Symbol dafür was wir, ja wir die ölhungrigen Industrielandbewohner und nicht nur die bösen Ölfirmen, mit unserer Umwelt machen(lassen), um unseren Energiehunger zu stillen:

    Kern River Ölfeld – Wüstenlandschaft voller Stangen und Öltanks
    https://c2.staticflickr.com/4/3451/3702682607_7fb661d8f4_z.jpg?zz=1

    Der ehemalige Fracking-Experte Dr. Anthony Ingraffea ist inzwischen ein unermüdlicher Kämpfer gegen das Fracking aufgrund seiner Umweltgefährdungs-Risiken. Dazu ein nettes Video (1h45min) von ihm:

    Dr. Ingraffea Facts on Fracking
    http://www.youtube.com/watch?v=mSWmXpEkEPg

  3. Bruno Müller sagt:

    Ist es nicht so, dass auch die richtigen Argumente unter gehen unter oder unter gehen würden? Warum? Selbst die richtigen Argumente greifen ein, in die persönlichen oder geschäftlichen Lebensplanungen – fordern ein anderes Denken und Handeln – fordern ein neues Geschäftsmodell.

    Selbst die richtigen Argumente stellen das bisher Gedachte oder Getane in Frage. Selbstkritik und Selbstreflektion wird dann erwartet. Wer von uns Normalbürgern (Darin enthalten sind z.B. auch Bürgermeister oder Gemeinderäte) sind mehrheitlich in der Lage dies zu tun – haben den Kopf frei, dies zu tun – trauen sich dies zu tun? Es könnte ja dabei heraus kommen, dass wir bisher Vieles falsch gemacht haben, uns an der Nase von Werbung, Politikern oder Presse herumführen ließen. Es wäre ein Eingeständnis, bisher das Falsche getan zu haben. Wer gibt das schon gerne zu?

    Der innere, natürliche Verdrängungsmechanismus (Schutzmechanismus) und die bewusste oder unbewusste Manipulation der Menschen, die z.B. bereits bei den Kindern in der Schule beginnt, ist ein Fakt, an dem selbst die richtigen Argumente mehrheitlich abprallen.

    Die falschen Argumente helfen den Peak-Oil- und den Anti-Fracking-Kritikern. Das mag richtig sein. Die richtigen Argumente helfen einer kleinen Gruppe von Menschen, die sich trauen nachzudenken, sich ein wenig umzustellen, hilft dem guten Gewissen, das richtige Argument geliefert zu haben, was natürlich gut ist – mehr aber leider nicht. Selbst die richtigen Argumente werden nicht helfen, die globale Kuh (Klimaveränderung, Energie- und Rohstoffeverknappung, Trinkwasserverknappung, usw.) vom Eis zu bekommen.

    Prominentes Beispiel: Der 1. Bericht an den Club of Rome von 1972: “The limits to Growth”.
    Ein Buch, voll mit, wie ich meine, richtigen Argumenten. Dennis Meadows selbst sagt heute noch, wie naiv er und die Gruppe um ihn herum doch waren, als sie glaubten, mit diesem eindrucksvollen Bericht wird sich die Menschheit in ihrem bisherigen Verhalten ändern – sonst fährt das “ganze Ding” gegen die Wand. Es geschah nichts, was die Marschrute auch nur im Geringsten verändert hätte!

    • Stephan sagt:

      In Deutschland unter Rot-Grün gab es zumindestens doch den einen oder anderen Lichtblick. Das war z.B. die Förderung des Pflanzenöls als Treibstoff. Diese sehr ökologische, umweltfreundliche und klimaschützende Technologie wurde aber nach Bildung der schwarz-roten Koalition von 2005 ganz schnell wieder, auf Bitten verschiedener Konzerne, versenkt.
      Dies geschah auch mit Hilfe der Medien:”Rapsöl/Biodiesel-Abgase sind unheimlich giftig!”, “Äcker sind für die Produktion von Lebensmittel und nicht für die Automobilindustrie da!”, “Die Ärmsten der Armen müssen wegen unseres Energiebedarfs jetzt noch mehr hungern!” etc.

      Das mit den giftigen Abgasen war im Grunde ziemlich lächerlich, wenn man sich überlegt, dass Rapsöl/Biodiesel praktisch nur natürliche Stoffe sind und dass bei deren Verbrennung auch nichts Schlimmeres entstehen kann als bei einem Holzfeuer, einem Brand einer Scheune oder in einer Frittenbude. Die Rapsöl-Abgase riechen ja auch wie letzeres.
      Und zum Thema Lebensmittel gegen Biomasse sollte man mehr auf die Experten wie z.B. den emeritierten Professor Schrimpff von der FH Weihenstephan hören, der seit mindestens 13 Jahren für die Kombination von Getreideanbau und Ölfruchtanbau auf dem gleichen Feld, d.h. eine Mischkultur, als gute Möglichkeit der Biomasseproduktion eintritt. Dabei fällt bei der Pflanzenölproduktion auch noch sogenannter Presskuchen an, der Dank Saatgutforschung als Tierfutter verwendet werden kann.

      Wenn ein konventionell wirtschaftender Landwirt auf Bioanbau umsteigen will, muss er zwei Jahre lang mit Biomethoden anbauen, bekommt aber erst im dritten Jahr die höhere Bezahlung seiner Produkte als EG-Bio-Ware (s. “Ökologischer Landbau in Nordrhein-Westfalen”, http://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/oekolandbau/pdf/oeko-umstellung.pdf ).

      Statt die umweltfreundliche und einfache Art Kohlenstoff im Boden zu speichern, in Form von Humus, werden Forschungsvorhaben zu CO2-Speicherprojekten (CCS – Carbon Capture and Storage) mit über 1000 (in Worten eintausend) Milliarden Euro gefördert:

      Kohlendioxidabscheidung in der EU
      Autor Markus Stradner, Jul, 10 2013
      Ein Gesetzesentwurf in Deutschland verstärkt die Bemühungen um Forschung zur Kohlendioxidabscheidung und -speicherung (CCS). In der EU ist das schon lange ein Thema.

      Die britische liberale Abgeordnete Fiona Hall bemängelte auch die hohe Förderung mit bis zu 80 Prozent aus EU-Töpfen, im Vergleich zu 50 Prozent bei anderen zu fördernden Projekten. Insgesamt sollen CCS Projekte mit bis zu 1.050 Milliarden Euro gefördert werden, während etwa Windkraftprojekte nur mit 565 Millionen Euro unterstützt werden.

      http://suite101.de/article/kohlendioxidabscheidung-in-der-eu-a54637

      Mit dem Geld könnten Millionen Landwirte in der EU auf die ökologische Landwirtschaft umstellen und so die Böden die praktisch keinen Humus mehr enthalten, in fruchtbare Böden umwandeln. Das würde die Wasserspeicherfähigkeit der Böden verbessern, den Aufwand für Pflanzenschutzmittel deutlich verringern, die Qualität der Agrarprodukte erhöhen und eben jede Menge von dem bösen, bösen CO2 im Boden speichern.

      Niemand zwingt die USA SUVs zu fördern bzw. den ÖPNV (Busse, Eisenbahn) nicht zu fördern. Es zwingt auch niemand unsere Bundesregierung den Bau von Solarwärmekollektoren oder gleichfalls den ÖPNV nicht zu fördern. Stattdessen erhöht die Bahn ihre Preise jährlich um etwa 3%. Und erreicht so nie einen wirklichen Vorteil gegenüber dem Automobil, wenn man die meistens deutlich erhöhte Fahrzeit berücksichtigt. In Stuttgart wird sogar ein Bahnhof zerstört, der heute schon viel besser ist als der zukünftige je sein wird!

      • Bruno Müller sagt:

        “Niemand zwingt die USA SUVs zu fördern bzw. den ÖPNV (Busse, Eisenbahn) nicht zu fördern.”

        Genau das ist der Knackpunkt. Werden SUVs nicht gefördert, hat das Wirtschaftswachstum ein Problem und muss kollabieren. Ich schließe mich da der leider vor einem halben Jahr verstorbenen Margrit Kennedy an: “Ökologie rechnet sich nicht”. Nicht in diesem auf Wachstum ausgelegten und sich globalisierten Gesellschaftssystem. Auch das Herstellen von Rapsdiesel im großen Stil, ist nichts anderes als ein Bekenntnis zur Systemerhaltung, nebst allen Nebenwirkungen. Ein Traktor, ein PKW, ein LKW der mit Rapsdiesel fährt, ist dennoch ein Rohstoffresser – bei der Herstellung, bei der Wartung, bei der Verschrottung und sekundär auf für das Herstellen oder Reparieren der dann notwendigen Straßen, Tunnel und Brücken.

        Selbst wenn wir uns global sofort auf Null Wachstum einigen würden, übernutzen wir den Globus noch immer um mind. das 1,5-Fache. Rapsdiesel oder ökologischer Landbau würde als Gamechanger global keine Rolle spielen. 1,5-Fach bleibt, bis dem Planeten endgültig die Puste ausgeht.

        Rapsdiesel Herstellen oder ökologischer Landbau als Übung macht regional Sinn, für den Tag X, an dem unserem Planeten oder dem Wirtschaftssystem die Puste ausgeht. Jedoch lediglich, um die Fallhöhe zu verringern – mehr werden sie nicht leisten können.

        • Stephan sagt:

          ” Werden SUVs nicht gefördert, hat das Wirtschaftswachstum ein Problem und muss kollabieren. ”

          Der american way of life führt definitiv in den Abgrund, aber auch wir in Europa leben über unsere Verhältnisse. Das bedeutet höchst wahrscheinlich früher oder später einen gewaltigen Crash, der aber nicht sein müsste.
          Warum nicht sparsame Cadillacs und sparsame station wagons (Kombi-Limousine) oder meinetwegen sparsame (Mini-)Vans herstellen? Und noch später dann jede Menge Busse. Und noch viel besser wäre Heimarbeit, zumindestens bei den Bürojobs. Diesen Weg hätten die USA schon vor zehn Jahren einschlagen können, aber das wäre ganz schlecht (gewesen) für Big Oil.

          Die USA haben letztes Jahr 640 Mrd. Dollar für Rüstung ausgegeben (s. “Trends in world military expenditure, 2013”, http://books.sipri.org/files/FS/SIPRIFS1404.pdf ). Wenn nur ein Zehntel davon für ökologisches Wirtschaften wie z.B. Anbau von Jatropha, Zuckerrohr, Weintrauben, Obst, Erdnüsse, Raps, Baumwolle, Zuckerrüben, Ölpalmen, Chinaschilf oder anderen Bioenergiepflanzen ausgeben würde, dann müssten die USA, d.h. deren Soldaten, überhaupt keine Menschen mehr umbringen oder foltern. Das wäre auch besser für uns.
          Die USA haben immer noch riesige Landflächen zur Verfügung, die sie für die Erzeugung von erneuerbarer Energie nutzen können (z.B. Montana und Wyoming für Windenergie genauso wie der bald verseuchte Staat Nord Dakota). Dank der deutschen PV-Einspeisevergütung sind Solarzellen weltweit heute schon extrem billig geworden (innerhalb von etwa 20 Jahren).

          Es ist der Wahnsinn was da sinnlos an Transportvorgängen in den USA passiert. Ein Beispiel ist die Produktion von Obst und Gemüse in Kalifornien. 80% des Weltverbrauchs an Mandeln stammt von dort, genauso wie 90% der gesamten Weinproduktion in den USA. Und das muss alles bis in den letzten Winkel, z.B. den Bundesstaat Maine ganz im Nordosten am Atlantik, transportiert werden. Die Bevölkerungsdichte beträgt durchschnittlich 30 Einwohner pro Quadratkilometer, aber da sind auch solche Flächen wie New York oder LA dabei mit 26.000 Einw./qkm bzw. 3.000 Einw./qkm. In den südlichen Staaten könnten Ölsaatenpflanzen oder eben Zuckerrohr angebaut werden. Für ersteres werde ich demnächst erklären wie.

          Die USA wie auch andere Staaten müssten eigentlich massiv den Umzug zurück aufs Land fördern, wenn ihnen am Wohl ihrer Bürger etwas liegen würde – was man angesichts des 11. September aber verneinen muss. Das geht aber nur durch den Rückkauf großer Landflächen durch den Staat, Landflächen, die inzwischen wohl zum größten Teil Konzernen gehören, die wiederum einen ziemlich großen Einfluss auf den Staat ausüben (Monsanto, Cargill, ADM etc.). D.h. eine Veränderung in diesem Bereich müsste eine enorme Beteiligung der Bevölkerung, in welcher Form auch immer, voraussetzen.

          Auch diese Bilder können sicher nicht die Zukunft sein:

          Ein Wahnsinn in der “großen” Landwirtschaft (ein Sprühflugzeug)
          http://blog.covingtonaircraft.com/wp-content/uploads/2013/08/agriculture-plane-300×1991.jpg

          Mähdrescher-Armada im Einsatz
          http://www.islandbreath.org/2013Year/09/130917combines.jpg
          Von hier: http://islandbreath.blogspot.de/2013/09/farming-paradigm-shift-needed.html

          Etwa 24 Mähdrescher nebeneinander ernten vermutlich Weizen. Weit und breit kein Baum oder Strauch als Lebensraum für Insekten, Vögel oder andere Tiere bzw. als Schutz vor Winderosion und Sonne (Austrocknung). Angebaut wird nur eine einzige Pflanzenart und höchst wahrscheinlich auch nur ein einziger Typ dieser Pflanzenart, d.h. es besteht eine unglaublich hohe Verletztlichkeit gegenüber Schadinsekten. Der Boden gibt nur noch etwas her, weil große Mengen an Energie in Form von Pflanzendünger und Pflanzenschutzmitteln verteilt wurden. Stattdessen könnte man diese riesigen Flächen unter den Menschen aufteilen, Siedlungen bilden, und mit ökologischen Methoden Lebensmittel und andere Dinge produzieren. Dadurch könnte man sogar mehr Ertrag und vor allem gesunde Lebensmittel produzieren (Stichwort: Mehrstufiger bzw. Etagenanbau, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Etagenanbau_%28Regenwald%29).

          In der Natur gibt es unendliches Wachstum, weil es auch unendliches Sterben gibt. Wolkenkratzer sind selbstverständlich nicht besonders natürlich, aber auch diese werden in geologischen Zeiträumen wieder verschwinden.

          • Tom Schülke sagt:

            Wäre das ganze nicht so beängstigend, müsste man einfach sagen, wir leben innerhalb einer der Aufregendsten und interessantesten Zeiten aller Zeiten.

            Ich bin mir soweit man das sein kann sicher das wir nicht mehr bewirken können als eine Reihe von Pionieren mit Wissen und Motivation zu bestücken, heute schon einen neuen Weg einzuschlagen. Ab einem gewissen Punkt mag das durchaus ausschlaggebend werden, wenn der gewaltige Schock der durch unsere Bevölkerung gehen wird, die Frage aufwwerfen wird, was man denn nun tun kann.

            Dann besteht die Chance, das man Initiativen wie die Transitiontown , Permakultur und degrowth allgemein aufgreifen wird.

            Die Frage ist natürlich, was man damit dann noch bewirken kann.

            Die große Unbekannte ist aber, die Reaktion der Regierung. Was wird man tun, wenn plötzlich die Staatseinnahmen wegbrechen, wenn die Massenarbeitslosigkeit in den Himmel schießt, wenn Landwirte die möglichkeit verlieren ausreichend Nahrung zu liefern.

            Der Ruf nach technischen Lösungen wird vermutlich zunächst dominieren. Den Lebensstil zu ändern wird man erst als letzten Ausweg in betracht ziehen.

            Aber die Landwirschaftlichen Flächen zurückzukaufen ? Mit welchen Mitteln soll das funktionieren ? Eher wird man auf grund allgemeiner Not enteignen oder die mehrheit der Arbeitslosen auf die Felder schicken. Schwehr vorherzusehen. Natürlich wird man zunächst rationieren und so lange es geht , der Nahrungsversorgung , der Regierung und dem Militär vorrang in der Treibstoffversorgung einräumen.

            Letzten Endes kann man hier nur spekulieren. Solange wir anfangen selber für unser privates Leben etwas zu ändern, so gut es eben in der jeweiligen Situation geht, hat man zumindest eine Chance, vorreiter und in einer besseren Ausgangslage zu sein. Alles darüber hinaus wird sich irgendwann ergeben. Es wird ein heftiger Ritt werden. Und bis dahin lasst uns so viele Menschen aufklären wie möglich.

      • Stefan Wietzke sagt:

        Du argumentierst in etwa so, dass wir regenerative Lösungen für unser Energieproblem haben (zumindestens in Teilbereichen) und diese nur durch Marktverzehrungen und Lobbyismus aus dem Spiel gehalten werden. ich glaube umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn sie wirklich aus Sicht kapitlistischer Wachstumsdnamik konventionellen Verfahren übelegen wären (also einen höheren Mehrwert generieren könnten), dann hätten sie sich schon durchgesetzt. Das kann auch keine noch so große Lobbygruppe auf globaler Ebene verhindern. Alleine das regenerative Energiequellen es zumindest bisher nicht geschafft haben sich durchzusetzen, ist der beste Beleg dafür, dass sie systemisch zumindest aktuell nicht kokurrenzfähig sind. Damit ist ihre Leistungsfähigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nidriger als die konventioneller Technik. Ich befürchte das Sarel Sarkar mit seiner diesbezüglichen Analyse in “Die Krisen des Kapitalismus” recht hat.
        Nichts desto trotz müssen wir natürlich auf regenerative Energiequellen wechseln. Die werden uns aber eben nicht die gleiche Nettoenergie und auch nicht die gleiche Verfügbarkeit liefern.

        Bruno hat die weiteren Problematiken angesprochen. Schon heute überreizen wir die natürlichen Ressourcen des Planeten erheblich. Die Weltbevölkerung wird aber noch die nächsten 30 Jahre zunehmen. Ein immenses Risiko stellt die Erderwärmung dar. Einige kurze Überlegungen hierzu: Mindestens 25% fossiler Rohstroffe sind auf absehbare Zeit nicht ersetzbar.(Rohstahl, Zement, Reifen, Flugverkehr, Dünger, etc.). Die Erzeugungsverfahren hierfür arbeiten bereits nahe an ihrem energetischen Optimum. Effizienzpotentiale sind also gering (nix Faktor 4 oder 10). Gehen wir vom IPCC Budgetansatz aus, der uns ab jetzt noch 700 Mrd. Tonnen CO2 zugesteht. Wie man leicht sieht, reicht das Budget nicht einmal, um in diesem Jahrhundert die Produktion dieser Güter auf dem bisherigen Niveau zu belassen (9,5 Mrd. Tonnen x 86 Jahre).

        • Tom Schüllke... sagt:

          Hallo Stefan Wietzke,

          ich bin mir nicht sicher, das das ein wirklicher Beleg dafür ist, das diese regenerativen Techniken tatsächlich nicht zumindest theoretisch konkurieren könnten. Das Problem des Marktwirtschaftlichen Systems ist schließlich das es einige ganz wesentliche Elemente der Gesamtrechnung ausblendet, weil Sie entweder nicht sorfort erkenntlich sind, oder schlicht externalisiert werden.

          Wäre Marktwirtschaft in der Lage die Gesamtkosten die im System verursacht werden wie zb. durch Lagerung von Atommüll, oder das umklappen von Ökosystemen in neue Systemzustände (man denke an den Einbruch der Nordatlantischen Kabeljaubestände), zu bepreisen, wären Erneuerbare Energien vermutlich heute zumindest gleichauf.

          Würde uns das gelingen hätten wir in Form der Marktwirtschaftlichen Prozesse in der Tat ein sehr leistungsfähiges Werkzeug, in Richtung nachhaltigerer Systeme zu gelangen.

          Das zweite was es den erneuerbaren Techniken massiv erschwert, konkurenzfähig integriert zu werden ist, das sozusagen die Ökologische Nische der Energieversorger schon durch ein dominantes Spezies besetzt ist.

          gruß Tom

    • Stefan Wietzke sagt:

      Deine Argumente sind richtig, mir aber zu reaktiv und haben schon was resignatives (stellt sich bei dem Thema ja auch leicht ein).
      Natürlich können wir uns als Gesmeinschaftswesen nicht total aus unseren Beziehungen herausnehmen und wir sind immer auch Kinder unserer Zeit und Kultur. Wir wirken aber auch in sie hinein. Hier kommt Eigenverantwortung ins Spiel. Und zwar erst einmal sich selbst gegenüber. Niemand hat uns persönlich den Auftrag gegeben die Welt zu retten. Aber seine Achtung vor sich selbst kann man retten. Und man kann viel machen ohne gleich als totaler Spinner dazustehen. Einfach mal aus eimem Teil des Konsumwahns aussteigen. Und das müssen gar nicht so viel machen, dann funktioniert das Wachstumssystem endgültig nicht mehr und wir müssen uns ohnehin was neues einfallen lassen. Da haben Welzer und Paech schon recht.

      Einstein hat einmal gesagt, dass jeder Mensch das Modell wie er die Welt sieht nur ein begrentes Stück verlassen kann, wenn er sich nicht den Teppich der eigenen Existenz unter den Füssen weg ziehen will. Bis an den Punkt können wir gehen. Den Rest müssen wir dann ohnehin den zukünftigen Generationen überlassen.

  4. Ert sagt:

    Anmerkung zu “Uran ist ein äussert knapper Rohstoff”: Das ist falsch! Dies bezieht sich nur auf U235 – aber nicht auf U238, der in den noch gefährlicheren Brutreaktoren genutzt werden kann.

    Zudem gibt es auch die Möglichkeit Thorium als Brennstoff einzusetzten (LFTR, DFR) – da besteht überhaupt keine absehbare Knappheit.

  5. Frank Bell sagt:

    Eure Argumente führen gerade in Diskussionen mit Bekannten dazu, dass man mich nicht ernst nimmt.

    1. Das ungelöste Abfallproblem

    Da wird gleich behauptet, dass das Problem durch Einlagerung in Salzstöcke gelöst ist und nur die Grünen noch rumzicken. Des weiteren wird darauf verwiesen, dass diese Rückstände nach und nach durch Transmutation in ungefährliche Bestandteile überführt werden.

    2. Uran ist ein äußerst knapper Rohstoff

    Da wird dann auf den unglaublichen Preisverfall verwiesen. Knappe Rohstoffe steigen im Preis, nicht umgekehrt.

    3. Kernenergie ist eine extrem teure Energiequelle

    Da wird dann auf die Energiepreise in Frankreich verwiesen.

    Tut mir leid, aber mit der Argumentationsweise komme ich bei Bekannten wirklich nicht weiter.

    Und zum Fracking:

    1. Es ist keine Lösung für unser Energieproblem

    Da wird mir dann das Beispiel USA um die Ohren gehauen – unter Missachtung sämtlicher Fakten, aber so ist das nun einmal.

    4. Es geht wertvolle Zeit für den Umbau des Energiesystems verloren

    Unter Umbau verstehen die Bekannten die Energiewende in Deutschland, gegen die sie strikt sind. Wegen der hohen Strompreise.

    NEIN, ganz ehrlich: Ich bleibe bei den alten Argumenten. Und ich bleibe ein Gegner des Frackings.

    Die Niederlande wollen direkt an der Grenze zum Niederrhein fracken. Warum weist niemand darauf hin, dass dies eine tektonisch sehr aktive Gegend ist?

    Oklahoma lässt grüssen.

    • Bruno Müller sagt:

      Frank, ich kann Dich so gut verstehen!
      Die weitestgehende Desinformation durch die Massenmedien haben auch in diesen Themenbereichen kaum mehr auszubügelnde Informationsschäden hinterlassen. Die richtigen Argumente in privaten Unterhaltungen sind dann wohl diejenigen, die das “Richtige” bei den Mitmenschen bewirken.

      Als Gebäudeenergieberater treffe ich auf nahezu durchweg massenmediengeschädigte Kunden. Bei den Beratungen ist es mühsam aber dann notwendig, bei Adam und Eva anzufangen. 99 % der Kunden glaubten zuvor, dass Wände atmen oder atmen können müssen. Ein Irrtum, der durch die ersten “Ökos” vor über 40 Jahren verbreitet wurde und sich in der Medienwelt etabliert hat – bis Heute.

      • Norbert Rost sagt:

        @Bruno: Was meinst du (bzw. deine Kunden) mit “atmen”?

        • Bruno Müller sagt:

          @ Norbert: Wenn es darum geht, den Wärmeenergieabfluss (Transmissionswärmeverlust) durch die Außenwände von älteren Gebäuden durch Innen- oder Außendämmmaßnahmen zu reduzieren, kommt regelmäßig der Hinweis: “Dann kann doch die Wand nicht mehr atmen”. Kennst Du das nicht?
          “Und dann haben wir überall Schimmel im Haus” – wird meistens noch hinterher geschoben.

          • Norbert Rost sagt:

            @Bruno: Ich bin ja kein Architekt :-)

            Also meint “atmen” in dem Zusammenhang den Austausch von innen und außen. Verstehe ich das recht, dass du keine hohe Wahrscheinlichkeit für Schimmel in solchen Fällen siehst? Wie stehst du zu der Position von Günter Pfeifer, dessen “Architekturkritik” ich gut nachvollziehbar finde und der Häuser lieber so baut, dass die von außen kommende Energie nutzbar gemacht wird, statt sie durch undifferenzierte Dämmung draußen zu halten. Von ihm gibts diesen Vortrag im Netz:
            http://www.peak-oil.com/2013/02/kybernetik-in-bau-architektur-und-stadtplanung-video/

            • Bruno Müller sagt:

              OK, Norbert. Nochmals kurz zum “Atmen”: Es besteht allgemein (leider durch Falschinformation) die Vorstellung, dass es einen gewissen Luftaustausch durch die gemauerte (natürlicher Baustoff mit hohem Porenanteil) Außenwand zwischen Außenluft und Innenluft gibt. Schlussgefolgert wird dann, dass dieser Luftaustausch durch Wärmedämmaßnahmen nicht mehr möglich ist und dadurch das Gebäude “erstickt” – und folglich daraus auf emotionaler Ebene ein Unbehaglichkeitsgefühl ausgelöst wird im Sinne von: “Dann erstick ich ja auch”. “Ist also nicht gut, weil es mir nicht gut tut”. Verstehe ich – wer erstickt schon gerne.

              Zur Auffassung und Vorgehensweise von Kollege Günter Pfeifer: Wäre natürlich noch interessant zu wissen, warum er Wärmedämmung nicht so richtig mag. Es gibt ein paar Punkte im oben verlinkten Vortrag, wo ich fachlich einhaken würde, die aber in seinem grundsätzlichen Ansatz keine Rolle spielen. Der zentrale Punkt seiner Denkweise ist jedoch dass Sonnenwärme nicht ausgeschlossen werden soll.

              Es ist ja nicht ganz richtig, dass wärmegedämmte Häuser die Sonnenwärme draußen lassen. Für gewöhnlich gibt es Fenster. Richtung Süden sind sie etwas größer, als Richtung Norden.
              Energieeintrag bei direkter Sonneneinstrahlung durch eine 2-fach-Wärmeschutzverglasung mit einem Ug-Wert von 1,1 W/m2xK und dem entsprechenden g-Wert: ca. 1.000 W / m2.
              Das ist nicht wenig.

              Pfeifers Ansätze sind grundsätzlich richtig. Seine Simulationsansätze würde ich nicht anzweifeln. Wie ein Passivhaus Zustande kommt ist ja erst mal zweitrangig, meine ich. Er beschreitet EINEN möglichen Weg. Deswegen ist Wärmedämmung aber nicht grundsätzlich der falsche Weg.

              Die Altbaueigentümer, die ich beraten habe und nun in einem gut gedämmten Haus wohnen, sind zufrieden. Sie schätzen die Behaglichkeit, Sie sind erstaunt, dass nach einer kalten Nacht der Frühstücksbereich nicht ausgekühlt ist. Sie waren anfangs skeptisch, ob die zuvor berechneten Einsparpotentiale überhaupt erreicht werden können. Die Prognosen wurden durchweg eingehalten, meistens sogar unterboten. Und die Außengestaltung, sprich die Architektur ist auch nicht zu kurz gekommen.

              Ach je, was für ein weites Feld. Ich hör jetzt einfach mal auf.

              • Patrick sagt:

                @Stephan

                Wenn es im Bayrischen Wald tatsächlich freistehende Bauernhöfe gibt, die keinen Nachwuchst usw. haben, bietet sich ja ganz klar die Solidarische Landwirtschaft dafür an! (CSA = Community Supported Agriculture)

                Ich halte dieses Modell für einen der vielversprechendsten Ansätze, die wir momentan haben, um auf regionaler Ebene die Dinge zu verändern, denn:

                – gewisse Abkopplung vom “Markt”
                – genossenschaftartige Gesellschaftsform
                – Land-Stadt Beziehung
                – i.d.R. nachhaltig-orientierte ökologische Landwirtschaft
                – regionale Kreisläufe

                Soweit ich es bisher jedoch vernommen habe, soll es jedoch eher an Land / Bauern fehlen, die für diese Projekte offen sind.

                http://www.solidarische-landwirtschaft.org

              • Patrick sagt:

                sorry…dieser Kommentar sollte eigentlich weiter unten erscheinen, aber irgendwie gibt es da keinen Antwort-Button mehr :-(

            • Stephan sagt:

              Hier ist noch ein interessanter Artikel bei den Netzfrauen:

              3. Juni 2014
              Immer schön „cool” bleiben!
              von Sharaeh Fekri

              Wenn ich einen Altbau saniere, und sei es nur die Fassadendämmung oder der Fensteraustausch, mache ich das Gebäude luftdicht! Früher hatte die Luft die Möglichkeit, sich auszutoben bzw. zu zirkulieren. Heute hingegen bekommt sie Zutrittsverbot oder Hausarrest. Das bedeutet, dass die feuchte Luft innerhalb des Gebäudes auch nicht ohne Weiteres abziehen kann, es sei denn, dass ich zu Hause bin und die Fenster zum Stoßlüften öffnen kann, was jedoch nicht immer problemlos möglich ist.

              Bei der „ventilatorgestützten Lüftung“ handelt es sich um sogenannte zentrale oder dezentrale Lüftungsgeräte, die zum Teil an Außenwänden angebracht werden müssen. Sie sind in bestimmten Zeitintervallen zu warten und ihre “Mitgift” ist die jährliche Stromrechnung, die nicht ohne ist. Das war jedoch nicht alles, denn so eine Anlage summt uns fürsorglich nachts in den Schlaf und morgens, wenn brummt sie uns den Schädel wach. Dass man für so einen Service natürlich etwas tiefer in die Tasche greifen muss, versteht sich von selbst, denn schließlich hat alles seinen Preis.

              http://netzfrauen.org/2014/06/03/immer-schoen-cool-bleiben/

              Die Autorin ist Architektin und arbeitet derzeit im Bauministerium (von NRW?) wo sie mit energetischer Sanierung des Gebäudebestandes und mit den Förderprogrammen des Landes zu tun hat.

              So ganz klar ist mir das mit der Feuchte und der Dichtigkeit auch noch nicht. Es geht auf jeden Fall um die sogenannte Dampfdiffusion bzw. um den Wasserdampfdiffusionswiderstand der verschiedenen Materialien wie Dämmstoffe und Wandmaterialien in Zusammenspiel mit dem Temperaturverlauf in der Aussenwänden.

              Hier sind drei Links zum Selberstudieren:
              http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4mmstoff
              http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserdampfdiffusionswiderstand
              http://de.wikipedia.org/wiki/Atmende_Wand

              • Tom Schüllke... sagt:

                Nun ja.

                Dämmung alter gebäude ist immer so eine sache.. Solange die Dämmung aussen angebracht werden kann sind die Probleme die sich daraus ergeben können moderat.

                Entscheidend ist dabei die Dampfdiffusionsoffenheit der Wand und der Temperaturgradient im inneren.

                Bei einer Wärmedämmung innen besteht die Gefahr, das die Temperatur noch innerhalb der Wand den Punkt unterschreitet an dem die Dampfdiffusion die durch die Wand stattfindet, den Taupunkt unterschreitet und somit feuchtigkeit in der Wand ausfällt. Diese muss dann zumindest durch hohe porösität der Wand schnell wieder austrocknen können. Das Wörst case wär dann noch auf der innenseite der altbauwand, eine undichte Dampfbremse und schlechte Luftzirkulation. Dann ist schimmel und durch die durchfeuchtung der Wand vorprogrammiert, wodurch diese noch weiter Ihre Dämmfähigkeit einbüßt.

                Daher .. dämmung immer aussen und zudem dampfdiffusionsoffenheit der Wand.. Das ist jedoch nicht gleichbedeutend mit zugigen wänden.

                Je mehr man sich nun dem Passivhausstandart anähert, um so geringer werden die Wärmeverluste durch den Wärmedurchgang durch die Wand im verhältnis zu den Energieverlusten durch Lüftungswärmeverlust bzw. durch undichte Fugen an zb. Fenstern und Türen.. Dann beginnt man diese deutlich dichter zu machen.

                Ein sogenannter Blowadoor test kann die dichtigkeit dann überprüfen.

                auf diese weise allerdings verliert man dann den Raumhygienisch durchaus notwendigen Luftaustausch.

                Also ist der nächste schritt der einbau einer passiven Lüftungstechnik.

                Man macht also Lufteinlässe, die kühlere Luft ansaugen und auslässe die warme verbrauchte Luft hinauslassen. Der Trick ist dann die kühle Luft bei Ihrem Eintritt in das Haus an der Warmen Luft durch zb. Blechröhre getrennt vorbeistreifen zu lassen, so das auf dem Weg die Warme Luft, die chance hat der kalten Luft einen erheblichen Teil Ihrer Wärme zu übertragen.

                Das war zumindest mein letzter Stand im Studium… und seit dem Render ich die Dinger höchstens..

                Es gibt eigentlich inzwischen recht brauchbare Software, die einem hilft den Wärmehaushat eines Gebäudes vorauszuberechnen und so die Geometrie und die Architektur energetisch zu optimieren.

                Wenn man also neubaut, kann man von Anfang an intelligenter mit der Energie umgehen. Bei Altbauten ist das natürlich schwieriger.

                Was ich aber persönich derzeit am interssantesten finde sind techniken, die nicht unbedingt passivstandart bewirken, aber dafür mit erneuerbaren Rohstoffen hervorragende Dämmwerte erlauben, wie zb. Strohballenwärmedämmung aussen, oder Lehmwände die auch nach Jahrhunderten mit leichtigkeit ohne oder fast Ohne Energieaufwand repariert werden können und zudem ein erstklassiges Raumklima erlauben.

                Und das ganze muß auch keineswegs nach mittelalter Lehmstampfhütte aussehen.

                Ich hätte lust ein altes verfallenes Haus im Osten mit großem Garten in der Form selber zu Sanieren…

                hätte ich doch nur mehr als ein Fahrrad und eine Couch geerbt… ;-)

              • Stephan sagt:

                @Tom Schülke

                Danke für die Aufklärung. Jetzt ist mir die Sache mit den “atmenden Wänden” wieder einiges klarer.

                “Daher .. dämmung immer aussen und zudem dampfdiffusionsoffenheit der Wand.. Das ist jedoch nicht gleichbedeutend mit zugigen wänden.”

                Ich hatte mir noch mal diese beiden Wikipedia-Seiten angeschaut:
                de.wikipedia.org/wiki/Wasserdampfdiffusionswiderstand
                http://de.wikipedia.org/wiki/Sd-Wert ( Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke )

                Die entscheidende äquivalente Luftschichtdicke, der S,d-Wert, ist danach also Bauteildicke (z.B. 20 cm = 0,2 m Styropor) multipliziert mit dem Dampfdiffusionswiderstand (DDW)(Styropor = 60), was 12 m ergibt. Dies ist nach dem Wikipedia-Artikel eine diffusionshemmende Schicht bzw. sogar eine Dampfbremse, weil > 10 m. Dabei ist aber die Wand selber noch gar nicht mitgerechnet. Lehm hat dagegen einenen DDW von nur 5-10 ( kornmayer.com/page1/page7/page30/page43/page43.html ).

                Das Problem bei der Wärmedämmung ist also nicht, dass keine Luft durchkommt, sondern dass dem Durchwandern des Wasserdampfes durch die Wand ein (großer) Widerstand entgegengesetzt wird.
                Bei der Sache mit dem Taupunkt ist es im Winter (Temp. < 0°C) doch so, dass bei jeder Wand, egal wie dick oder wie gut gedämmt, ein Unterschreiten des Taupunkts irgendwo auf dem Weg nach außen auftritt. Wenn mich nicht alles täuscht geht es dann wahrscheinlich mit Sublimation, d.h. dem direkten Übergang von Eis zu Wasserdampf, ohne den Umweg über Verlüssigung, weiter, aber mit verringerten Dampfwanderraten. Die Frage ist nur, wenn sich quasi eine Eiswand in der Wand bildet, was dann?
                Durch häufiges Wiegen hatte ich bei mir selber mal einen nächtlichen Gewichtsverlust (durch Ausatmen feuchter Luft) von 1-2 kg (90-100kg Körpergewicht) innerhalb von acht bis zehn Stunden ermittelt. Am Tage ist das vermutlich noch mehr, weil der Körper aktiv ist.

                "Der Trick ist dann die kühle Luft bei Ihrem Eintritt in das Haus an der Warmen Luft durch zb. Blechröhre getrennt vorbeistreifen zu lassen, so das auf dem Weg die Warme Luft, die chance hat der kalten Luft einen erheblichen Teil Ihrer Wärme zu übertragen."

                Das kann man glaube ich höchstens mit waagerechten Ein- und Auslässen erreichen, oder? Aber dann wird es wahrscheinlich ohne Ventilator keinen großen Luftaustausch geben.

                Zu dem Problem mit dem Haus im Osten: Im Bayerischen Wald suchen Gemeinden glaube ich händeringend Bewohner für verlassene Bauernhöfe. Vermutlich könnte man dort ein Wohnrecht mit geringer Miete bekommen, wenn man dafür den Bauernhof in Schuss hält und auch noch ein bischen Land- und/oder Forstwirtschaft betreibt. Vielleicht gibt es ähnliche Angebote auch im Osten?

              • Bruno Müller sagt:

                Was soll ich davon halten?
                Eine Architektin, die in einem Bauministerium arbeitet und für energetische Sanierungen zuständig ist, veröffentlicht das?:

                “Wenn ich einen Altbau saniere, und sei es nur die Fassadendämmung […], mache ich das Gebäude luftdicht!”

                Einspruch! Außenwände müssen Luftdicht sein, auch ohne Fassadendämmung!

                Wenn Kolleginnen aus Ministerien mit einem falschen Wissensstand ausgestattet sind und Wirtschaftsmagazinen von ARD und ZDF in Teilen falsch informieren, stellt sich für
                mich die Frage, wer von wem abgeschrieben hat.

    • Ert sagt:

      @Frank

      Es ist schwierig mit Leuten zu diskutieren die eigentlich nur Ihr “alles ist/wird gut” Weltbild bestätigt haben wollen.

      Zu Deinen Punkten:

      1. Dann wird gleich behauptet, dass das Problem durch Einlagerung in Salzstöcke gelöst ist

      Also haben Sie nichts zur Asse gelesen… alle Salzstöcke haben Wassereinbruch – nichts ist gelöst! Stand sogar lang und breit im Fokus…

      Da wird dann auf den unglaublichen Preisverfall verwiesen. Knappe Rohstoffe steigen im Preis, nicht umgekehrt.

      Uran ist wie ich schon geschrieben habe nicht das Problem.. da wird in Zukunft sowieso mit Thorium weitergewurschtelt. Ausserdem kannst Du Uran wohl bei der Kohleverbrennung ausfiltern/abscheiden… was in D ggf. massiv gemacht wird.

      3. Da wird dann auf die Energiepreise in Frankreich verwiesen.

      Atomkraft hat externalisierte und spätere Kosten – Der Rückbau und die Endlagerung haben ja faktisch noch nirgends richtig begonnen bzw. sind abgeschlossen… gigantische noch nicht eingepreiste Kosten! Vom GAU mal ganz abgesehen….

      4 Fracking: Da wird mir dann das Beispiel USA um die Ohren gehauen – unter Missachtung sämtlicher Fakten, aber so ist das nun einmal.

      IEA und EIA zitieren – wenn Sie das nicht glauben wollen, wollen Sie es einfach nicht wissen und in Ignoranz leben. Leute mit Interesse an Wahrheitsfindung/Fakten fragen dann nach der Quelle/Link/Referenz.
      5. Unter Umbau verstehen die Bekannten die Energiewende in Deutschland, gegen die sie strikt sind. Wegen der hohen Strompreise.
      Eine „Nach mir die Sintflut Einstellung“ – „Hauptsache ich“…. Falls solche Leute dann Kinder haben… da denke ich manchmal die haben die, weil die meinen man müsste welche haben… wie „man“ eben ein Auto, Haus, Hund, oder eine Playstation etc. „hat“ – damit man (oder Frau) es im Leben zu etwas gebracht „hat“.

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