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Kommentarlos, Teil 58

Der Witz der Woche kommt aus Russland:

Nächstes Jahr wird Putin 63 Jahre, Öl kostet 63 Dollar und der Rubel wird mit 63 zum Dollar gehandelt.

 

Aus dem ASPO/USA-Peak-Oil-Review-Newsletter

12 Kommentare to “Kommentarlos, Teil 58”

  1. fliegen sagt:

    Liebe Freunde der flüssigen Kohlenwasserstoffe :),

    Ich hätte da mal ne Frage. Eine Freundin von mir vertritt eine pessimistische Technikgläubigkeit. Also jetzt aufs Öl bezogen, sie fände es toll wenn die fossilen Rohstoffe unbenutzt bleiben, aber sie glaubt nicht daran, dass es je passieren wird, und zwar sehr entschieden. Zum Beispiel sagt sie, Bakterien die Öl produzieren. Und natürlich, “irgendwas wird den Menschen schon einfallen”. Wie ist es so mit Bakterien, ist da jemand auf den neuesten Stand? Und wenn das unrealistisch, dann warum? Ist ein Thorium-Reaktor vielleicht näher an der realität, oder andere “Lösungen des Energie-Problems?” Und wenn realistisch, dann wo klemmt’s? (aber bitte nicht “die mächtigen lassen es nicht zu”, das ist meistens keine zureichende Erklärung).

    Für mich ist die ganze Bakterien-geschichte einfach nicht real. Selbst wenn “denn Menschen schon was einfallen wird”, bisher ist es denen noch nicht eingefallen. Wenn Öl und Gas in ausreichender Menge und bei kleinerem Aufwand von Bakterien, also “erneurbar” produziert werden würde, dann würden Amis sofortst mit dem Fracking aufhören, und dann kämen auch fliegende Autos, intergalaktische Missionen, und endgültige Maschinewerdung des Menschen, wie es sich manche wünschen (schöne Grüße an die Transhumanisten und den Herren Kurzweil an dieser Stelle). Eben dieses pessimistisch technikgläubiges Weltbild hat die oben genannte Freundin, und zwer genauso felsenfest wie ich glaube, dass schon in diesem Jahrhundert keine Autos mehr fahren werden, geschweige denn Computer.

    • fliegen sagt:

      oder auch Algen

    • Stefan Wietzke sagt:

      Mal der Versuch einer Antwort:

      Punkt 1: Was ist mit “Bakterien” gemeint? Das was die gerade mit Biomasse im Gährtank versuchen?

      Hier gibt es ein Problem: Das ist nichts anderes als Biomasseproduktion, nur eben im Wasser. Gibt da ja auch die Idee mit dem durchgepumpten CO2 aus Kraftwerken das ganze künstlich zu “düngen”. Das hört sich in der Zeitung immer wie ein Perpeteum Mobile an. Ist aber nur eine um eine Stufe verlängerte Verwertungskasade. Funktioniert also wie im ersten Schritt Kunsstoff herstellen und wenn Müll dann thermisch verwerten.
      Erhöht also die Systemeffizienz, löst das Grundproblem aber nicht. Die Thermodynamik lässt sich nicht aushebeln.

      Aktuell erzeugen die Testanlagen auch noch keinen Nettoenergieüberschuss. Obwoh man da schon viele pfiffige Ideen ausprobiert hat.

      Punkt 2: Thorium Reaktor, also “Schnelle Brüter”, haben wir schon mal probiert (Deutschland, Frankreich, USA, Japan und die Russen). Unbeherschbare und unbezahlbare Technologie. Ich wär mir da nicht mal sicher, ob die überhaupt einen positiven Erntefaktor hat.
      Übrigens: Ohne massive Staatsknete wäre nie auch nur ein Reaktor gebaut worden. Auch aktuelle Neubauten gehen nur, wenn der Staat (aso die Bürger) das bezahlen.

      Punkt 3:
      Welche “anderen Lösungen” sollte es geben? Wir haben hier auf der Erde die Sonne, Geothermie und Uran (auch ein Teil der Geothermie). Uran ist extrem knapp. Geothermie und Sonne (wozu auch Wind und Wasser gehören, da von der Sonne angetrieben), müssen erst in nutzbare Energie umgewandelt werden. Das geht nicht ohne Verluste (2. Hauptsatz der Thermodynamik) und ohne den Bau und Betrieb von irgendwas. Übrigens, eine Bakterie ist da qualitativ nichts anderes als eine Solarzelle.

      Punkt 4: “Dem Menschen wird schon was einfallen” ist die Folge eines Wahrnehungsfehlers. Die Meißten glauben ja, dass der tcchnische Fortschritt extrem beschleunigt wurde. Das ist so nicht ganz richtig. Durch den enormen Produktivitätsfortschritt und die gleichzeitige Vergrößerung der Bevölkerung waren nur einfach viel mehr Zeit da, um sich mit Forschung und Entwicklung zu beschäftigen. Aber auch “Ideenentwicklung” unterliegt einer Grenznutzenfunktion. Wir müssen also immer mehr Aufwand treiben und dabei fällt uns immer weniger ein.

      Aber jetzt eine Rückfrage:
      Was ist den an der Technikgläubigkeit erst mal negativ? Wenn so ein Ding wie mit der Biomasse funktionieren würde, hätten wir ja eine Lösung. Sie muss nur billig (aufwandsarm) genug sein.

      Ich glaube übrigens nicht, dass in diesem Jahrhundert keine Autos mehr fahren. Nur wahrscheinlich von viel weniger. Denn wenn die Energiebereitstellung aufwändiger wird, dann bedeutet das einen Produktiitätsrükgang und damit wird der zu verteilende Kuchen in Summe kleiner. Die entscheidende Frage wird sein, wieviel Energie wir mit welchem Aufwand bereit stellen können.

      • fliegen sagt:

        Nee bei “Bakterien” oder auch “Algen” ging’s um solche, die Erdöl (oder meinetwegen Methan) produzieren können, weil sie hmm, genetisch verändert wurden. Ich frage bewusst dumm und naiv, um das ganze auf die Spitze zu treiben. Ist das überhaupt ein realistischer Gedanke? Oder ist es ne völlige Fiktion, vergleichbar mit “freier Energie”? Biomasse meine ich nicht, man sieht ja jetzt bereits, dass es nicht so der Bringer ist.

        Dann zu der Rückfrage. Ich glaube aus dieser ultrarationaler Sicht (zu der auch die Ansicht gehört, Bakterien als Solarzellen darzustellen) ist daran nichts falsch. Ich glaube jedoch, dass wir nicht die Lösung des Enerieproblems brauchen, sondern das Energieproblem die Lösung des Technikproblems ist. Hä?!! Ja, ich denke wir haben ein Technikproblem. Warum? Ich greife mal zwei Aspekte heraus. Das eine ist die Mechanisierung und Automatisierung des Lebens. Die Maschine schläft nicht und gibt den Takt vor. Sie isst nicht, sie braucht nur die Universalnahrung “Energie” (meist in Form von Strom). Deswegen kennt die Politik auch so ein Unwort wie “Energiehunger”. Und für die Menschen bedeutet das einerseits Bequemlichkeit und Knopfdruckmentalität. Ich sag mal, Amazon und Ikea. Ist erstmal bequem. Angenehm. Die Kehrseite davon ist, das hinter dieser Einfachheit halt auch Menschen stecken. Ich habe jetzt gerade die “Ehre”, bei Amazon zu arbeiten, und es sind nicht die Misstände und Ausbeutung, die es so unmenschlich machen, es ist die Arbeit an sich, die sich beschreiben lässt mit “ein Mensch funktioniert”. Und heute hatte ich ein Gespräch mit meinem Mitbewohner, seines Zeichens Tischler, wie sich seine Arbeitswelt verändert hat, dass bei großen Möbelhäusern auch für einen Tischler nur “funktionieren” gibt (eine gleichmäßige Bewegung bei hoher Konzentration x mal am Tag ausführen). Ikea. / Und das ist nur hier, in Europa – was woanders auf der Welt unser Knopfdruck, unser Wünschdirwas bedeutet, was das für entwürdigende Arbeit mit sich bringt, das ist noch mal viel schlimmer.
        Der andere Aspekt ist, die Störung (Klimawandel), Zerstörung oder Kultivierung, also Nützlichmachung der Natur (zum Beispiel als Biomasselieferant). Die Menschen machen den Eindruck, als würden sie alleine auf der Erde leben. Sie haben einen großen Begriff von Gerechtigkeit, aber den mal weiter als für den Menschen auszuweiten ist bei unserem Lebensstandart schier unmöglich.
        Horizonte voller Maisfelder – so stelle ich mir “ein Ding wie mit der Biomasse funktionieren” vor. Nee, es ist gut so, wenn Technik am Energieproblem scheitert. Sonst sehe ich viele Verschlimmerungen auf uns kommen…

        Autos brauchen übrigens auch Infrastruktur, also Straßen. Also wir haben etwa 12.917 km Autobahn in Deutschland, ein Hundertstel davon würde gerade mal für (nicht mal) a7 und a9 reichen. Und was ist mit Autoherstellung? Da muss auch alles vor Ort produziert sein, also von Metallen bis Einzelteilen. Und überhaupt. Die alles entscheidende Frage ist, ob und was wir in diesem Jahrhundert essen werden, und selbst wenn “viel weniger” (naja, hundert mal) Landwirtschaftsmaschinen zu Verfügung, da werden auch “viel weniger” Menschen überleben können. Es sei denn, die können ihre Ernährung ohne diese Maschinen sicherstellen (also meist anbauen (lassen)).

        Ich würde dafür plädieren, aus der Abhängigkeit von Maschinen (also auch von der “Energie” für sie) rauszukommen, anstatt das “Energieproblem” lösen zu wollen. Den Menschen und der Umwelt zuliebe, also dem Leben allgemein.

        so und jetzt mache ich mich bereit für ganz viel Gegenwind, hoffe aber viel lieber auf Zuspruch…. :)

        • Hendrik Altmann sagt:

          Also ich glaube nicht das noch jemand die Wundertüte auspackt und uns vor den tief greifenden Änderungen retten wird, die da auf uns zukommen.

          Ich sehe da aber auch kein Problem, ich meine wir haben vor dem fossilen Zeitalter gelebt und werden auch danach noch existieren.

          Das einzige was ich traurig finde ist das wir auf unserer exzessiven Party so viele Spezies ausgelöscht, so viel wunderbare Natur geschändet haben, unnötig wie ich finde.
          Und das wird uns wohl auch noch auf die eine oder andere Weise böse nachhängen.

          Wenn man sich Bakterien oder Pilze in einer Petrischale anschaut und dann die menschliche Entwicklung in einem Zeitraffer abspielen könnte, von 1800 bis 2100, würde man wohl nicht viel Unterschiede feststellen können.

          Und das ist es wohl auch was uns den Blick auf die Realität verzerrt, die Zeit.

          Unser Großeltern, Eltern und wir selbst haben ein unglaubliches Wachstum erlebt, wir haben den Himmel erobert, haben die Füße auf den Mond gesetzt, und Drohnen zum Mars geschickt, das menschliche Genom entschlüsselt, Gebäude hoch wie Berge gebaut und ganze Städte mit Atombomben abgerissen.

          Und das alles in einem Wimpernschlag der Erdgeschichte, keiner von uns weiss mehr wie es vor 1800 war, nicht unsere Eltern auch nicht unsere Großeltern, wir denken diese Party geht immer weiter, es würde nie enden.

          Ich denke wir können gar nicht realisieren in unserem kurzem Leben das, das hier nicht ewig funktionieren kann, weil für uns 300 Jahre eine Ewigkeit sind, aber für unsere Spezies und viel mehr noch für die Erde, sind 300 Jahre gar nichts, vielleicht eine Milisekunde im Verhältniss zu unserer Lebensspanne.

        • Stefan Wietzke sagt:

          Das Problem ist, dass das jede Pflanze ohnhin macht. Sie wandelt per Photosynthese Energie in Zuckerverbindungen um. Ob du aus den Pflanzen jetzt “technisch” Biosprit machst oder die Pflanze das dann direkt ausspuckt, ändert nichts an der Energieausbeute. Das Mißverständnis rührt daher, das viele Leute “tote” und “lebende” Maschinen moralisch unterschiedlich behandeln. Physikalisch ist das aber Unsinn. Machen wir aber gerade in Deutschland gerne (“natürlich” gegen “chemie”, obwohl eine Pflanze auch nur ein Chemiereaktor ist, “Gentechnik” gegen “Züchtung”, obwohl das auch nur Gentechnik ist).

          Zu dem Problem mit Energie und Arbeit verweise ich mal auf meinen Artikel in diesem Forum zu diesem Thema:

          http://www.peak-oil.com/2014/09/peak-oil-lroei-oder-der-unterschied-zwischen-moeglichem-und-sinnvollen/

          Das Problem ist: Steigt der Aufwand für die Energiebereitstellung sinkt die Produktivität der Wirtschaft. Das bedeutet, dassd der Kuchen für alle kleiner wird. Und wenn das passiert geht es darum, wer sich wieviel vom Kuchen sichert. Und da haben halt nicht alle die selben Chancen. Anders ausgedrückt: Wer schon unten hängt, wird die Zeche bezahlen.

        • Plepe sagt:

          Was ist der Unterschied ob ein Bakterium oder eine Alge einen Erdölähnlichen Stoff ausspuckt oder landwirtschaftliche Produkte in Biosprit umgewandelt werden?

          Fossiles Erdöl ist auch Biomasse, mit dem einzigen Unterschied, dass sie halt vor vielen Millionen Jahren gelebt haben und der in ihnen gespeicherte Kohlenstoff dem atmosphärischen Kreislauf entzogen wurde.

          Das ist ja das grundlegende Problem bei allen fossilen Rohstoffen, nämlich dass Stoffe die der Atmosphäre entzogen wurden, (wieder) in zurück in die Atmosphäre gelangen. Und die werden dort nicht mehr so schnell verschwinden. D.h. auch wenn jetzt diese Methanhydrate abgebaut werden und diese angeblich nicht klimawirksamer als Erdgas sind – sie kommen früher oder später in die Atmosphäre und erhöhen damit die CO₂ Levels.

          Zurück zu den Bakterien/Algen: Klar ist es möglich, dass Organismen Kohlenstoffverbinungen ausspucken :-) Das machen ja alle Lebewesen. Also ist es keine Fiktion. Die Frage ist: Wieviel (und welche?) Energien müssen in den Prozess hineingesteckt werden und welche Nebenwirkungen gibt es. Kann der Prozess so weit hinaufskaliert werden, dass er zumindest einen Teil der Ölförderung ersetzen kann?

          Also für Möglich halte ich es auf jeden Fall. Ob es DIE Lösung für die Zukunft ist, bezweifle ich. Ich könnte mir vorstellen, dass es aber Anwendung findet.

  2. Tom schülke sagt:

    Ich hab bei diesen technooptimistischen Gedanken immer das Gefühl das die Technikfolgen des Gesamtsystems vergessen werden. Welche Folgen Hätte ein Ölproduzierendes Bakterium das man in ausreichendet Menge zb. In Meeresaquarien kultivieren müsste auf die Ökosysteme des Planeten? Wir sprechen hier ja von einem Output von 5 Kubikkilometern künstlich produzierten Öls. Selbst wenn das Bakterium erheblich bessere EROIS hätte als die liebe Biogasanlage.. ,besteht die Gefahr von heute völlig unvorhersehbsrer Rückkopplungen im Merresökosystem oder den fruchtbaren Böden oder den Wäldern oder der Athmosphäre?
    Eine gute Frage wäre es auch, ob die Evolution, die in 4 Milliarden Jahren wahrhaftig Wunder jenseits der Genialität jedes noch so hochentwickelten Wissenschaftlerstabes hervorgebracht hat, nur in der Lage war einen So “innefektiven” Prozess wie Die Photosynthese hervorzubringen. Es besteht doch zumindest der Verdacht das dieses im Gesamtsystem gute Gründe hat und vielleicht schon nah am Optimum der gesamtvorteile liegt. Nur so ein Gedanke..

    • Hendrik Altmann sagt:

      Photosynthese ist gemessen an den Ressourcen die dafür verwendet werden und dem Transportaufkommen das dabei ensteht konkurrenzlos effektiv.

      Eine Baum nutzt nur die Ressourcen in direkter Umgebung um Ein Blätterdach zu generieren und es zu Unterhalten, eine Solarfirma nutzt Ressourcen aus der gesamten Welt, um zwar leistungsstärkere Solarzellen zu produzieren, aber mit weitaus höherem Ressourcen und Transportaufkommen, was wenn man diesen Aufwand in diesen Vergleich mit einbezieht das Blätterdach deutlich effektiver macht. eine Solarfirma wird niemals aus dem Klumpen Erde den ein Baum nutzt, irgendetwas verwertbares oder vergleichbares erschaffen können.

      • Stefan Wietzke sagt:

        Der reine Photosyntheseprozess stellt nur die Energie zum Strukturaufbau zur Verfügung. Er ist inzwischen physikalish/chemisch aufgeklärt und man könnte das durchaus effzienter mahen. Aber nicht grenzenlos. Und dann muss ja immer noch ein Nettoenergieüberschuss erzeugt werden. Und das ist halt beschränkt.

        • Hendrik Altmann sagt:

          klar kann man das effektiver machen, aber nicht mit den Mitteln die der Baum zur Verfügung hat, wir nehmen uns da dann eben die fossilen Energieträger zur Hilfe und buddeln riesige Krater überall in die Erde um etwas effektiver zu sein, aber ist das wirklich effektiver ? oder verschleiern wir da nicht mit den fossilen Energieträgern etwas?

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