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Rosneft am Limit: Russland und China vereinbaren 25-Jahres-Deal

Wladimir Putin hat heute ein Geschäft mit China bekanntgegeben: In den kommenden 25 Jahren wird Russland jeweils 300.000 Barrel Öl pro Tag zusätzlich nach China liefern. Das sind pro Jahr etwas mehr als 100 Millionen Barrel zusätzlich, über den Gesamtzeitraum 2,66 Milliarden Barrel, also 365 Millionen Tonnen. Nach heutigen Preisen hat der Deal einen Wert von 270 Milliarden US$, aber scheinbar ist der heutige Ölpreis von 100 US$ pro Barrel nicht fester Teil des Deals: So zumindest liest sich die Reuters-Meldung, die von Vorab-Zahlungen in Höhe von 70 Milliarden US$ berichtet.

Lieferant des Öls ist Rosneft. Rosneft hat weitere Deals, unter anderem mit Trafigura und Vitol bekanntgegeben. Rosneft hat heute zudem eine Meldung gestreut, dass der Konzern seine Ölförderung binnen 7 Jahren auf 220 Millionen Tonnen (1,6 Milliarden Barrel) pro Jahr aufstocken will. 2012 förderte Rosneft noch 126 Millionen Tonnen, allerdings übernimmt die Firma das Joint-Venture TNK-BP. In dieser neuen Konstellation will Rosneft bereits im Jahr 2013 215 Millionen Tonnen Öl fördern, der Zuwachs seit 2012 kommt also hauptsächlich aus der Übernahme. Das jedoch bedeutet, dass Rosneft in den kommenden Jahren seine Ölförderung um gerade einmal 5 Millionen Tonnen ausbauen will, was einer Steigerung von knapp 2,3% bedeutet. Gestreckt auf 7 Jahre ist das nichts. Die frischen Einnahmen des China-Deals sollen einerseits dazu genutzt werden, die Kredite der TNK-BP-Übernahme zu tilgen, andererseits sollen damit nach neuen Ölvorkommen, insbesondere in der Arktis, gesucht werden. Offenbar rechnet der Konzern aber nicht damit, dass mit den Milliarden größere und schnell erschließbare Funde gemacht werden, sonst würden die Förderziele für die kommenden 7 Jahre nicht so bescheiden ausfallen. Neue Funde werden möglicherweise auch erstmal nur den Rückgang der alten Felder ausgleichen. 200 Milliarden US$ will Rosneft zwischen 2013 und 2022 investieren, davon 82% in die Förderung und 15% in die Ölverarbeitung und den Rest in seinen Service.

Der Deal ist an und für sich nichts besonderes, er ist die konsequente vertragliche Situation, die sich aus der Erweiterung der russischen Ölpipelines nach China ergibt. Man will sie ja nicht nur bauen, sondern auch nutzen. Allerdings ist die Meldung ein wichtiges Signal für Europa, welches sich - hochabhängig von russischem Öl - künftig im Bieterwettbewerb mit China um die stagnierenden Ölmengen Russlands befindet.

Reuters:

Mit welcher Geschwindigkeit sich Russland beim Ölexport umorientiert, hat viele Branchenexperten überrascht. Binnen fünf Jahren hat das Land riesige Volumina nach Asien umgelenkt, die ursprünglich für Europa bestimmt waren.

17 Kommentare to “Rosneft am Limit: Russland und China vereinbaren 25-Jahres-Deal”

  1. Roderik sagt:

    Dass die Russen diversifizieren – war klar. Als Einkäufer sage ich immer: Ein Angebot ist kein Angebot!
    Kein Wunder, dass dem Verkäufer zwei Kunden auch besser gefallen.
    Aber keine Angst, Rettung naht – aus dem Westen!
    Hier gut dargestellt: http://www.guardian.co.uk/environment/earth-insight/2013/jun/21/shale-gas-peak-oil-economic-crisis

    Nachlese: Vor einiger Zeit wurde hier auf die Klasse-Tipps von Goldman Sachs in Frage gestellt. Zu finden hier: http://www.wallstreetinsanity.com/goldman-sachs-equity-strategist-names-40-most-undervalued-stocks/

    Zwei der Superschnäppchen finden dann auch gleich besondere Erwähnung im obigen Artikel: “She added that “there is definitely a bubble.” Though it would not have an impact as devastating as the banking crisis, she said:

    “The oil majors do have losses, but the smaller independents are being shaken out. Chesapeake and others are struggling, like Devon, Continental, Kodiak and Range. Without exception, they all have had a significant deterioration in negative free cash since 2010. This is obviously not sustainable.””

  2. Florian Hoppe sagt:

    http://www.handelsblatt.com/finanzen/rohstoffe-devisen/rohstoffe/oelpreis-unter-druck-brent-faellt-unter-100-dollar-marke/8395848.html

    Die Märkte sind wegen der USA und China immer noch nervös, weshlab die Ölpreise grad stark am schwanken sind.

    Brent: 100,80 USD
    WTI: 94,28 USD

    Der Brent/WTI Gap ist übrigens erneut auf seinen bisher niedrigsten Stand gesunken und liegt aktuell bei 6,52 USD.

  3. Florian Hoppe sagt:

    @Elektroauto: Wieder mal Lib für China, während dessen Einwohner weiter flessig SUVs kaufen.

    @Fracking in Deutschland: “Technisch gewinnbar”… *Gähn* Wieder die gleichen Floskeln, bei denen die Kosten wieder komplett ignoiert werden. Selbst die IEA hat schon erhebliche Zweifel ob Fracking in Europa wirtschaftlich wäre.

    Noch etwas:

    Der Brent/WTI Gap lag vorhin nur noch bei 6,09 US-Dollar.

  4. Florian Hoppe sagt:

    Oh und @Hessel:

    http://www.3sat.de/mediathek/index.php?display=1&mode=play&obj=35203

    Habs mir schon damals angesehen und mir kamen vor Rührung echt die Tränen. Er war ein großartiger Mensch.

  5. Florian Hoppe sagt:

    Bin gerade auf das hier gestossen.

    http://historysquared.com/2012/06/13/natural-gas-trades-below-the-marginal-cost-of-production-becomes-interesting/

    Die Grafiken sind sehr aufschlussreich, wobei ich erst nachschlagen mußte was Strip Price übersetzt heißt.

    Die ganzen unterschiedlichen Preissdefintionen (Marginal Costs, Strip Price, full-cycle prices, point-forward prices) und deren genaue deutsche Übersetzung sind es ja die mir derzeit gewaltige Steine in den Weg legen hierzu mal einen Artikel zu verfassen. (Hauptsächlich weil ich von einer korrekten Berechnungsgrundlage ausgehen will.)

  6. Florian Hoppe sagt:

    *Kotz*

    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article117439126/Die-verheerende-Maer-von-der-Oeko-Apokalypse.html

    Lustig, immer wenn es darum geht GdW, Peak Oil und Energiewende schlecht zu machen holt wer den “Skepctical Environmentalist” Lomberg hervor. (Den Kerl, der Schiefergas zur Klimarettung anpreist.)

  7. Florian Hoppe sagt:

    Das Witzige ist übrigens, daß er wie die meisten GdW Kritiker auf die damaligen Rohstoffstatistiken eingeht, aber das World3 Modell (der eigentliche Inhalt von GdW) komplett ignoriert.

    Die Rohstoffstatistiken basierten

    1) auf den damaligen Reservedaten und kamen von der US REGIERUNG.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums#1972:_Ergebnisse_der_urspr.C3.BCnglichen_Ver.C3.B6ffentlichung
    http://cassandralegacy.blogspot.de/2011/06/limits-to-growth-revisited.html

    • Flin sagt:

      Wars nicht auch so das in GdW davon ausgegangen wurde das der Verbrauch gleich bleibt bzw ansteigt.?
      Wird auch sehr gern ignoriert.

  8. Florian Hoppe sagt:

    Na ja, ich sag mal Rebound.^^

    Was anderes:

    Ölpreis vom 27 Juni:

    Brent: 102,80 USD
    WTI: 96,99 USD

    Gap: 5,81 USD und damit ein neuer Tiefstwert.

  9. M.U. sagt:

    Auf der Seite der ASPO gibt derzeit wieder ein paar sehr interessante Sachen zu lesen. Unter anderem Beiträge von Matthew Simmons oder Albert Bartlett.
    http://aspo-deutschland.blogspot.de/

  10. Florian Hoppe sagt:

    Und hier ist ein zweiteiligen Arhtur Berman Video Interview. Nichts wirklich Nues für eingeweite, aber trotzdem sehenswert.

    Teil 1:
    http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=cDDseuvO2SM

    Teil 2:
    http://www.youtube.com/watch?v=E2u6vxP7WGM

  11. […] Deal zeigt, wie strategisch China vorgeht, um seinen künftigen Bedarf an Öl zu decken. Nicht nur ein Verkaufspreis […]

  12. […] chinesisch-russische Zusammenarbeit im Bereich der Energieversorgung ist nicht neu. Zuletzt im Juni 2013 wurde ein größerer Deal zwischen chinesischen Abnehmern und Rosneft vereinbart, der Reuters zu folgender Bemerkung […]

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