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Bayer verkauft Kunststoffsparte MaterialScience

Die folgenden Überlegungen sind vollständig spekulativ.

Der deutsche Chemiekonzern Bayer verkauft seine Kunststoffsparte MaterialScience. Über die Börse soll das Unternehmen den Besitzer wechseln, wird gemeldet. Geht man davon aus, dass in großen Unternehmen nicht nur rein kurzsichtig agierende Menschen arbeiten, sondern große Entscheidungen auch vor strategischen Hintergründen getroffen werden, könnte man mal annehmen, dass den Entscheidern Peak-Oil-Gesichtspunkte bekannt sind. Für diese Annahme spricht, dass auf der Webseite der Firma unter dem Punkt "Strategie" gesagt wird:

Bayer MaterialScience will mit hochwertigen Polymer-Werkstoffen und Anwendungslösungen dazu beitragen, globale Herausforderungen wie die Verknappung fossiler Ressourcen, den Klimawandel, die zunehmende Mobilität und das Wachstum der Städte zu bewältigen.

Die Verknappung fossiler Ressourcen will das Unternehmen also helfen, zu bewältigen. Das ist insofern bedeutsam, weil das Kunststoffgeschäft rohstoffseitig fast vollständig von fossilen Rohstoffen abhängt. Von 18,5 Millionen Tonnen Rohstoffeinsatz in der chemischen Industrie in Deutschland, sind nur 2,7 Millionen Tonnen nachwachsende Rohstoffe - und das ist nicht nennenswert steigerbar, wie die Leopoldina-Studie zu diesem Thema warnt. Kohle geht mit 0,2 Millionen Tonnen, Erdgas mit 3 Millionen Tonnen und Erdöl mit 15,3 Mio Tonnen in diese Industrie ein. Erdöl macht also 83% des Kohlenwasserstoff-Inputs in die Chemieindustrie aus. 90% des fossilen Inputs stammt aus dem Import. Diese Zahlen stammen aus dem Chemie Report Spezial des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) von 2012 und zeigen auf, dass wie stark die gesamte Branche auf fossilen Rohstoffen allgemein und auf Erdöl im Speziellen gebaut ist. Die vorausschauenden Unternehmensführer innerhalb dieser Branche dürften daher über den Rohstoffmarkt informiert sein.

Bayer MaterialScience ist also ein Unternehmen, dessen Geschäftsmodell hochgradig von fossilen Energieträgern auf der Rohstoffseite abhängt. Doch auch auf der Abnehmerseite scheint das Unternehmen hochgradig abhängig, denn es listet bei den Abnehmern zuerst die Automobilindustrie, dann den Bau und als Drittes die Elektronikindustrie auf. Steigende Ölpreise würden das Geschäft also von zwei Seiten in die Zange nehmen: Die Kosten für die verwendeten Rohstoffe würden steigen, während zugleich die weiterhin Verbrennungsmotorprodukte verkaufende Kundschaft von Absatzrisiken bedroht ist. Angesichts dessen, dass die Sparte eine sehr anständige Umsatzrendite von 9,5% erwirtschaftet, muss die Frage erlaubt sein: Welchen Einfluss hat die globale Rohstoffsituation auf die Verkaufsentscheidung zu Bayer MaterialScience?

Es ist anzunehmen, dass solch großen Ausgliederungen aus einem Unternehmen immer vor dem strategischen Hintergrund überlegt werden, wohin ein Unternehmen weiterentwickelt werden soll. Solch große Abspaltungen wie die Kunststoffsparte von Bayer bedeuten für eine Firma eine Entscheidung von großer Tragweite. Zweifellos ist die Konzentration auf weniger Geschäftsfelder ein wichtiges Argument in Zeiten globaler Spezialisierung, aber man trennt sich eher selten von Unternehmensbestandteilen, die gutes Geld abwerfen und deren Geschäftsaussichten grandios sind - aber genau das vermittelt natürlich die Webseite.

Anleger sollten bei einer Investition in diese Aktie das Risiko bedenken, was aus einer Unternehmensbeteiligung allgemein einhergeht und wegen der Rohstoffrisiken im Speziellen. Die emissionsausführenden Banken und Berater werden das fossile Problem in der Prospekterstellung sicherlich berücksichtigen...

Input-Throughput-Output-Risiken

 

32 Kommentare to “Bayer verkauft Kunststoffsparte MaterialScience”

  1. Markus Knoll sagt:

    Hinreißend!
    Erstklassig!
    Kann nur erahnen, wieviel Zeit in so einen Artikel fließen muss…

    Die Saudis werden sicher gerne zugreifen- die haben ja angekündigt, eine eigene (Petro)Chemie aufbauen zu wollen.

    Und BASF guckt sich bereits in den USA um… adee, Ludwigshafen; die importierten Arbeitskräfte dürfen wir aber gerne behalten…

  2. Hendrik Altmann sagt:

    Hmm, der Geschäftsbereich wurde ja saniert, da er Probleme mit der Konkurrenz aus Asien litt.

    Ich denke Bayer schätzt das so ein das, die Konkurrenz aus Asien mittelfristig wieder ein Problem wird. Allein schon wegen der deutlich höheren Standort Kosten.
    Also ist die Entscheidung jetzt zu verkaufen, wo das Unternehmen wieder profitable ist gar nicht so dumm, da sie ja nicht wissen, ob das Unternehmen in der Zukunft weiter der Konkurrenz aus Asien standhalten wird.
    So kann sich der Konzern bei der Finanzierung der Forschung und Entwicklung besser auf den Agrar und Pharma Bereich konzentrieren und so da die Stärken ausbauen.

  3. Stefan Wietzke sagt:

    Hat zwar mit dem Artikel nichts zu tun. Aber es gab ja kürzlich den Link auf Guy McPherson. Den “Oberdomer” würde ich ihn mal nennen (“Ende der Menschheit bis 2040”).
    Der Diskussionsansatz ist nicht nur fatal, sondern die gezogenen Schlüsse sind so auch nicht haltbar.

    Eine gute Analyse zu McPhersons Argumenten ist hier zu finden:

    http://planet3.org/2014/03/13/mcphersons-evidence-that-doom-doom-doom/

    Das Hochskalieren aller Probleme zu unserem sicheren Ende (am besten demnächst) ist leider genau so fatal wie das Leugnen der Probleme.

    Dazu ein Zitat das gut zum Thema passt:

    “In euren Augen sehe ich die gleiche Furcht, die auch mich verzagen ließe. Der Tag mag kommen, da der Mut der Menschen erlischt. Das wir unsere Gefährten im Stich lassen und aller Freundschaft Bande bricht. Doch dieser Tag ist noch fern. Die Stunde der Wölfe und zerschmetterter Schädel, da das Zeitalter der Menschen tossend untergeht, doch dieser Tag ist noch fern. Denn heute kämpfen wir. Bei allem was euch teuer ist, auf dieser Erde, sag ich euch: Haltet stand!”

    Vielleicht kommt ja der Eine oder Andere darauf, woher und von wem dieses Zitat stammt. Es fiel nicht im Zusammenhang mit Öl oder Klimaproblemen :-).

    • Norbert Rost sagt:

      @Stefan: ich glaube, ich weiß, wo das herkommt. Und habe ein durchaus passendes Zitat dazuzutun:

      “Ich stehe hier jetzt vor euch, völlig angstfrei. Wieso? Etwa weil ich an etwas glaube, und ihr nicht? Nein! Ich stehe hier ohne Angst, weil ich etwas nicht vergessen habe. Ich habe nicht vergessen, dass ich nicht hier bin, wegen des Weges, der vor mir liegt, sondern wegen des Weges, der bereits hinter mir liegt. Ich habe nicht vergessen, dass wir bereits seit hundert Jahren gegen diese Maschinen kämpfen. Ich habe nicht vergessen, dass sie seit hundert Jahren ihre Armeen schicken, um uns zu zerstören. Und nach einem Jahrhundert des Krieges, habe ich nicht vergessen, was das Wichtigste ist: Wir sind noch hier!!”

      • Stefan Wietzke sagt:

        Aha, auch ein Filmzitat :-). Aber genau darum geht es: Wir sind noch hier und der Tag des Untergangs ist noch fern.

        Die Welt wird sich verändern. Das hat sie immer getan. Und irgendwann verschwindet jede Spezies von diesem Planeten. Aber das darf uns nicht daran hindern nach einer besseren Welt zu streben.

        Untergangsprognosen sind kontraproduktiv. Dann könnte man das Leben ja gleich sein lassen (bei der Prognose). Da halte ich mich lieber an einen weiteren Dialog aus dem gleichen Film:

        “Die Männer sagen es ist hoffnungslos. Wir werden die Nacht nicht überleben” -> “Hoffnung gibt es immer”

        oder für die nicht so trivial Veranlagten an Homers Ilias, in der er den Neid der Götter auf die Sterblichkeit der Menschen thematisiert. Denn erst die Endlichkeit allen Seins macht es so wertvoll.

      • Tom Schülke sagt:

        Ah… zwei meiner Lieblingsfilme.. Neo und Aragorn…

    • Franz Heistert sagt:

      @ Stefan Wietzke

      Dies Domers und Ober-Domers sind doch einfach doof!

      Wie war das mit grösster Krise seit 1929?

      Die Börsen erklimmen immer weiter Rekorde. Und das im September.

      DAS wird eine Jahresendrallye! Krise? Das ich nicht lache.

      Warren Buffet hatte 2009 recht. Kauft Aktien, hat er gesagt.

      Es kommt kein Crash. Die Schotten wollen lieber die NWO, demnächst kommt Russland dran.

      Die Neolibs setzen sich voll durch.

      Der Dollar sollte auch crashen. UND? ER ist stärker denn je.

      Ich glaube bald gar nichts mehr.

      Man nimmt uns auf den Arm.

      Ich verstehe gar nichts mehr.

      • Stefan Wietzke sagt:

        Aufstiege und Niedergänge sind immer sehr lange Prozesse. Selbst “schnelle” Zvilisationszusammmenbrüche dauern Generationen. Es gibt dafür nur wenigge Ausnahmen und die wurden immer von Außen getriggert. Das kann eine Naturkatastrophe sein oder wie in Amerika der Einschlag einer fremden Kultur. Die inneren Prozesse dagegen sind langsam.

        Man muss auch Umbrüche ganz klar von Krisen trennen. Krisen sind zeitlich begrenzte Fehlsteuerungen in einem System. Dazu gehören auch Kriege und vorübergehende Wirtschaftskrisen. 1929 war nicht Ausdruck eines Systemfehlers, sondern eine klassische Krise, die das System dann ausgesteuert hat. Da sich beide Phänomene überdecken und Systemumbrüche auf langen Zeitskalen ablaufen, lässt sich das oft erst aus der Rückschau unterscheiden.

        Die 50% der Griechen die keine Krankenversicherung mehr haben, die Spanier ohne Job und die Millionen an amerikanischen Obdachlosen warten nicht mehr auf ein Systemproblem. Die sind mitten drin.

        Es trifft ja nie alle gleichzeitig und nie alle gleich hart. Es gibt historische Gründe, warum wir hier eher zu denen gehören, die die Schläge eher später abbekommen.

        Wir haben in einem etwa 300 jährigen Prozess unsere Gesellschaft auf Wachstumskurs getrimmt. Das hat uns enorm viele Vorteile gebracht. Das führt aber zu zwei Problemen. Das erste ist die Übernutzung der Natur und das zweite ist das unausweichliche Ende dieses Systems. Und wie bereits mehrfach dargestellt, sind wir bereits im Ausstieg. Da das Wachstum aber auch die Ursache der Übernutzung der Umwelt ist, löst sich das Umweltproblem direkt mit dem Ende der Wachstumsgesellschaft. Oder anders ausgedrückt: In ihr ist das Problem gar nicht lösbar. Da das sowieso passiert erledigt sich dann auch das Umweltproblem.

        Wir könnten allerdings in ein Timingproblem rein laufen. Stell dir ein Stück Holz vor, das du verbiegst. Du kannst das ziemlich weit biegen, ohen es strukturell zu zerstören. Lässt man es los, schwingt es in den Ausgangszustand zurück. Bricht das Ding aber, dann kann es nicht in die Ausgangslage zurück.

        Auf unser Problem übersetzt bedeutet das: Das Wachstum und der Rückgang der Umweltbelastungen könnte so spät kommen, dass die strukturellen Grenzen überschritten sind. Und die Anzeichen dafür sind schon evident. Ob das System dann allerdings so beschädigt ist, dass es Menschheitsgefährdend ist, ist eine Frage die sich nicht beantworten lässt.

        Man sollte bei systemischen Analysen immer sehr vorsichtig sein, genaue Zeitpunkte einzelner Ereignisse vorauszusagen. Das geht fast immer schief. Der Grund hierfür liegt in einem interessanten Verhalten von Systemen, das man überall in der Natur findet. Es ist häufig möglich, das verhalten sehr kleiner Systeme exakt zu beschreiben. Bei mittleren funktioniert das gar nicht. Bei sehr großen Systemen dagegen geht es wieder, da sich kollektive Systeme insgesamt wieder mit einfachen Regeln beschreiben lassen.
        Das ist wie bei einem Gas. Das verhalten eines Wasserstoffatoms ist exakt beschreibbar. Das dynamsiche Verhalten von Teilchen in einem Gas ist unbeschreibbar. Das Verhalten des Gases in Gänze ist aber wieder exakt möglich.

        • Hendrik Altmann sagt:

          Ich denke nicht das wir exakt abschätzen können wie gravierend letztendlich die Schäden am Ökosystem werden, sowie die Veränderungen Im Chemie Haushalt der Erde und den draus resultierenden Änderungen in den physikalischen Abläufen.
          Wir sollten davon ausgehen, das Ökosystem soweit stabil bleibt das es uns ein dauerhaftes Überleben ermöglicht, einfach der Hoffnung willens.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Also ganz ehrlich, ich halte nichts von seinen Theorien, vor allem da uns nicht alle positiven und negativen Effekte der Rückkopplung bekannt sind, hinsichtlich des Klimas der Erde.

  4. Hendrik Altmann sagt:

    keine Ahnung, hört sich an wie eine Rede eines Kommandeurs vor einer Mittelalterlichen Schlacht.

  5. M.U. sagt:

    Ach Du meine Nase!

  6. Franz Heistert sagt:

    @ Stefan Wietzke

    “sind wir bereits im Ausstieg.”

    Und WARUM haben die Neoliberalen immer stärkeren Zulauf?

    Offensichtlich haben sie DOCH recht mit ihren Wachstumsideen!

    • Franz Heistert sagt:

      P.S.

      Der Sieg der Engländer und der City of London in Schottland hat es ja gezeigt:

      Die Banken sagen etwas, und die Menschen folgen willig.

      DAS zeigt halt, dass die neoliberale Idee sich durgesetzt hat.

      Na ja, letztlich egal, aber auch traurig, dass die vielen so willig der “Geld-Elite” untertan sein wollen.

      Man kann es nicht ändern.

      • Stefan Wietzke sagt:

        @ Franz Heistert

        Du kannst andere sowieso nicht ändern, sondern nur dich selber. Damit gibst du ein Beispiel. Und ob dir dann andere folgen, ist deren ureigenste Entscheidung. Aber eben auch nicht deine Verantwortung.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Das ist ein typisches Systemverhalten von Regelsystemen. Jedes stabile System (und das gilt für die Physik, das gilt für Gesellschaften, die Evolution usw.) regelt Abweichungen aus. Wenn nicht,wäre es gar nicht entstanden. Die Ursachen dafür können innere Dynamiken sein (Merhpuntregelungen, wie Jäger/Beute Systeme), oder externe Impulse auf die Eingangsgrößen.

      Der Stabilitätsbereich ist aber nie unendlich. Erfolgt nun ein externer Impuls auf das System, der zu groß für seinen Stabilitätsbereich ist, versucht das System trotzdem wieder auf den stabilen Pfad zurückzukehren. Dabei schaukelt es sich auf, bis es komplett außer Kontrolle Gerät. Da Systeme wie menschliche Gesellschaften aber nicht “verschwinden” fallen sie dann in ein neues stabiles Gleichgewicht.

      Bei Gesellschaften passiert das Selbe. Es wird immer eine kurzfristige Gegenmaßnahme ergriffen um den Regler wieder in die andere Richtung zu treiben. Dann ist das Überschwingen auf der anderen Seite noch größer wo dann die nächste noch verzweifeltere Maßnahme ergriffen wird.

      Hierzu was zu den “Neoloberalen”. Ich mag den Begriff nicht sonderlich, weil er höchst unpräzise ist und verschiedenste Phänomene bezeichnet.

      Wirtschaftstheoretisch ist das die Neoklassik,die im wesentlichen auf Hayek beruht. Das ist der, der nie verstanden hat, wie wichtig die Rolle des Staates innerhalb des kapitalistischen Systems ist. Eigentlich waren die Theorien schon total altes Eisen als die Krise in den 70ern einsetzte. Ihre Wirkungsmacht erlangeten sie dadurch, dass sie eine einfache Lösung für das Wachstumsproblem versprachen. Nach dem Motto: Keynes geht nicht mehr, dann versuchen wir es doch mal anders herum.

      Und ihr dürft nicht den Fehler machen Geld und Güter ode Geld und Kapital zu verwechseln. Geld ist ein Impuls in einem Computer. Es besitzt keinerlei inneren Wert.

      Die Banken schaffen auch keinerlei Werte. Auf Grund eines der Stabilisierungsversuche des Wachstumssystems hat man den (großen) Banken die Möglichkeit eingeräumt eine Art Zollstelle einzurichten, in der sie die realen Gewinne der Weltwirtschaft abgreifen können. Das macht heute ihre enorme Macht aus. Wer lässt sich schon gerne aus dem Palast vertreiben.

      Die “Neoliberalen” haben auch gar nicht viel Zulauf. Deren Fans sind nur die, die davon profitieren. Also Banken, Superreiche, globale Konzerne und deren Fußvolk. Zulauf haben alle die, die versprechen es wird alles wieder wie früher. Aber genau das ist das Problem. Es wird nicht wieder wie früher.

      Systemische Treiber sind immer unglaublich mächtig.
      Aber Menschen sind ihrem “Sytstem” nicht hilflos ausgeliefert. Solange wir vom Konzept des freien Willens ausgehen, können wir das System analysieren und versuchen ihm beim Kippen einen Stoß in die richtige Richtung zu geben.

      Und jeder trägt etwas dazu bei, wenn er sein Leben entsprechend seiner Erkentnisse verändert.

      Und da macht uns die Soziologie und die Geschichtsforschung Hoffnung. Nur etwa 5% durch alle gesellschaftlichen Schichten müssen das tun. Dann fällt die große Masse mit um. Und das kann dann auch in historischen Kontexten extrem schnell gehen.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Was regelt denn unseres Gesellschaftssystem, was hält es denn zusammen?
        Ich sehe das so z.B. unser Staat besteht aus aber tausenden Gemeinschaften, jede hat Ihre eigenen Ansichten, Wünsche, und auch Regeln. Wie bekommt man das hin das alle diese Gemeinschaften, mehr oder weniger friedlich, gemeinsame Ziele verfolgen?

        • Stefan Wietzke sagt:

          Unsere Biosphäre ist in einem evolutionären Prozess entstanden. Und er läuft weiter. Das gilt auch für die Subsysteme wie den Menschen und seine Gesellschaften.

          Ziele und Wünsche sind außerdem keine Konstanten, sondern unterliegen auch einer Entwicklung. Wir schießen sozusagen auf ein bewegliches Ziel, dessen Bewegung wir auch noch selber steuern.
          Es kann sein, dass es so etwas wie antrophologische Grundkonstanten gibt, also Werte und Ziele die sehr grundlegend in uns implentiert sind und daher auch von allen Menschen und allen Gesellschaften geteilt werden. Aber dieses zu Belegen und herausfinden was das ist, hat sich als eine außerordentlich schwierige Frage erwiesen. An ihrer Beantwortung arbeiten Menschen seit Jahrtausenden. Eine endgültige Antwort steht weiterhin aus.

          Die Entwicklung menschlicher Gesellschaften stellt in erster Näherung ebenfalls ein evolutuionäres System aus einer Folge kleiner Schritte sowie Versuch und Irrtum da.
          Es unterscheidet sich aber dadurch von anderen Systemen, dass Menschen in der Lage sind Ziele vorzugeben. Reine evolutionäre Systeme haben keine Ziele. Höchstens ihre Existenz.

          Deswegen ist eine Wertedebatte immer integraler Bestandteil der hier getätigten Überlegungen.

        • Stefan Wietzke sagt:

          Auch ein Staat ist ein System das wieder aus Subsystemen besteht.
          Das was wir heute als “Staat” bezeichnen ist der Nationalstaat. Das ist aber eine Erfindung der Moderne. Es ist eine bestimmte Art große Gemeinschaften zu organisieren. Und das müssen größere Gruppen immer. Nach aktueller Forschung sind wir biologisch daraufhin ausgelegt, dass wir etwa zu 100 Individuen gleichzeitig eine emotionale Beziehung aufbauen können. Werden es mehr, müssen wir uns irgendwas überlegen, wie wir diese Grenze umgehen können. Und ich finde, wir haben uns da in den letzten 10.000 Jahren als äußerst kreativ erwiesen.

          Als Jäger und Sammler war die Kleingruppe unser Bezugspunkt. Aber insbesondere der Homo Sapiens scheint die Fähigkeit zu besitzen genau diese Großgruppen organisieren zu können. Noch immer schwebt die Frage im Raum, warum der Neanderthaler von uns verdrängt wurde. Inzwischen ist klar, dass er nicht von uns ausgerottet wurde. Seine Intelligenz, technischen Fähigkeiten und kurturelle Leistungsfähigkeit war wahrscheinlich auch nciht schechter als unsere. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass er weniger gruppenübergreifend kommuniziert und weniger mit anderen Gruppen interagiert hat. Das könnte dem Homo Sapiens Sapiens den entscheidenden Vorteil gebracht haben.

      • Tom Schülke sagt:

        Im Prinzip das was .. Rupert als seine Suche nach den “10 Affen” oder waren es “100 Affen bezeichnete”..

        ein schöner Gedanke… auf den Kipppunkt lauern und dem System im Richtigen Moment einen Stoß in die richtige Richtung verpassen..

  7. Hendrik Altmann sagt:

    Ich sehe das so das es einige Faktoren gibt die, die Staaten und andere größere Gesellschaften zusammen halten. Ein Faktor ist denke Gewalt, ohne Polizei und Militär könnte dieser Staat nicht zusammen gehalten werden, jeder dieser kleinen Gemeinschaften und es werden in Deutschland wohl so einige tausend sein, würden versuchen Ihre eigenen Werte und Rechtsvorstellungen versuchen durchzusetzen auf umliegende Gemeinschaften. Ein weiterer Faktor ist das Gesetz. Das uns von klein an eingetrichtert wird und so wie eine Art Ideologie wirkt und unser Scham und rechts empfinden beeinflusst. Ein weitere Faktor sind Grundbedürfnisse, jede Gemeinschaft hat diese, und werden sie nicht erfüllt, wird diese Gemeinschaft auch über die große Gesellschaft hinaus versuchen sich diese einzufordern.
    Wenn das Öl knapp wird, werden alle diese Faktoren aufgeweicht und zersetzt, was ein weiteres friedliches zusammen leben unwahrscheinlich erscheinen lässt.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Ich habe die Vermutung das viele heutige Staaten sich in der Zukunft immer weiter aufsplittern werden, bis hin zu so einer Art Fürstentum. Auch denke ich das die Demokratie als solche stark zurück gedrängt wird.

      • Stefan Wietzke sagt:

        Die Vorhersage ist schwirieg. Geschichte funtioniert nicht monokausal. Und bereits die Berücsichtgung weniger Faktoren erzeugt ein nicht mehr vorhersehbares Bild.

        Der Blick in die Vergangenheit erzeugt diesen Eindruck, da Geschichte nicht springt. So wie evolutionäre Systeme das eben nie tun.

        Es hat auch in Zeiten ohne Industriegesellschaft Staaten gegeben, die sich über riesige Flächen und viele Kulturen erstreckten und eine erstaunlich hohe Stabilität aufgewiesen haben. Nichts dauert ewig. Es geht mal rauf und mal runter. Mal groß mal klein. Wie schon Niels Bohr sagte: “Prognosen sind schwirieg, insbesonder wenn sie die Zukunft betreffen.”

  8. Stefan Wietzke sagt:

    Hier noch ein Lacher für den Vormittag:

    “$2 trillion growth goal called feasible”

    http://peakoil.com/consumption/2-trillion-growth-goal-called-feasible

    Wenn Finanzchefs die Welt retten wollen. Ich hab jetzt noch Schmerzen im Zwerchfell.

    Der geilste Satz ist folgender:

    “In a communique issued after the meeting, the G-20 outlined a Global Infrastructure Initiative, which would include the development of a database to help match potential investors with projects.”

    Das könnte man auch so übersetzen: “Wir würden ja gerne ganz viel bauen, haben nur noch keinen gefunden der das bezahlt.”

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