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Kommentarlos, Teil 57

Die neue Situation kommt nicht nur für die Opec überraschend. Noch bis ins vorige Jahr hinein wurde das Ende des Ölzeitalters propagiert. Die „Peak Oil“-Propheten beherrschten die öffentliche Debatte, durften schönste Beratungs- und Rednerhonorare für ihr Untergangsgeraune einstreichen.

Ihre düsteren Visionen hatten auch deshalb Hochkonjunktur, weil sie perfekt zu den Programmen einer ökologischen Energiepolitik passten, die Umwelt und Klima vor fossilen Brennstoffen zu bewahren trachtet: Wenn Öl und Gas knapp werden, dann werden sie teuer und erneuerbare Energiequellen relativ preiswert, war die von grünem Wunschdenken gespeiste Logik.

Heute darf man sagen: Pustekuchen.

FAZ: Sinkende Ölpreise: Die Welt schwimmt in Öl

19 Kommentare to “Kommentarlos, Teil 57”

  1. Michael Egloff sagt:

    So so,
    die Welt schwimmt also in Öl.
    Eigenartig, dass sich Milliarden Menschen keinen nennenswerten Ölkonsum leisten können, wenn die Welt in Öl schwimmt.

    Und klar: Peak Oil ist widerlegt.
    Was nichts anderes heißt, als dass uns nun für alle Zeit ständig steigende Ölmengen pro Jahr zur Verfügung stehen. Denn das wäre ja die Vorraussetzung, um von der Widerlegung der “Peak-Oil-Propheten” sprechen zu können.

    Solche Botschaften werden von der Mehrheit der Menschen begeistert aufgenommen. Leider.

  2. Leif Wilcke sagt:

    Das einzige was hier klar ist:
    Wunschdenken bedeutet leider nicht zwangsläufig Realitätsnähe
    und:
    Die Ewig-Gestrigen sterben nie aus.

  3. Tom Schülke sagt:

    Das kann schon frustrierend sein, gerade wenn man dort die Kommentare ließt. Ich frage mich ja in wie weit die Frackingindustrie die aktuellen Ölpreise durchhalten kann.
    Ich erinner mich da eigentlich an höhere Zahlen wenns um den break even geht, als in dem artikel mit 50-75 Dollar angesagt. Wäre interessant da mal nachzuhaken.

    Nachweislich fahren doch die großen Ölunternehmen ohnehin schon und zwar auch vor dem Peisrutsch des Öls am Weltmarkt ihre Investitinen zurück, wie man doch am Kapex index ablesen kann.

    Einen klareren Beleg für sinkende Grenzerträge kann man wohl nur noch mit der finalen Pleite dieser Firmen vorlegen.

    Aber wir schwimmen in Öl.. ja klar… für immer.. und wenn nicht erfinden wir einen weg, wie man sogar die Steine in Öl verwandeln kann.. Dann hört das Ölzeitalter nicht mal auf wenn das Öl ausgeht, sondern erst wenn die STeine aufhören…

    ächtz…

    Ein Globales Denkchema, Dogma, der glaube an ewiges Wachstum und das unendliche Glück durch steigerung des BIP ist immer noch stärker als die Vernunft.. noch.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Der Inhalt solcher Meldungen ist immer gleich bescheuert. Aber spannend ist das in einem anderen Zusammenhang. Denn auf diese Art und Weise wird auch bei einer Reihe anderer Themen reagiert.

      Aktuell sind das:
      Klima, Energie, Umwelt, Israel, Kirche und aktuell gerne Russland. In Wellen auch mal gerne Ausländer.

      Das sind alles Themen, wo man richtig merkt, wie da Urängste hochkochen und die eigene Selbstvergewisserung ins Zentrum rückt. Man spürt praktisch die innere Panik, die viele dabei packt, das die “anderen” doch recht haben.

  4. Stefan Wietzke sagt:

    Meine Zeit ist mir echt zu schade, mich mit Leuten auseinander zu setzen, denen es nur darum geht ihr Weltwunschbild auf Bildzeitungsniveau zu erhalten.

    Erinnert irgendwie an das “Licht am Ende des Tunnels” von William Westmoreland (Oberkommandierender der US-Streitkräfte in Vietnam).

    Aber er hat damals wohl bloß die Lichtquelle verwechselt. Das stammte nämlich nicht vom Tunnelausgang, sondern von dem ihm entgegenrasenden Zug.

  5. Hendrik Altmann sagt:

    Für mich ebenfalls uninteressant,
    mich mit den peakoil, peakgas, peakcoal oder peakeverything auseinanderzusetzen.

    Diese Leute disqualifizieren sich mit dem Leugnen des Peaks schon für jede weitere Diskussion.

    Jeder der auch nur ansatzweise logisch denken kann, weiß das es bei einem begrenztem Rohstoff immer einen Förderpeak gibt.

    Nur wann dieser Peak in Zukunft eintritt ist nicht 100% vorhersagbar.

    Dieser Peak ist aber auch nur Teil des Problems, viel wichtiger ist doch in wie fern der Aufwand steigt, die Rohstoffe die wir verbrauchen zu erlangen und ob die Effizienzgewinne mit diesem Aufwand mithalten können.

  6. Roderik sagt:

    Schön finde ich wie die niedrigen Ölpreise nur die quälen, die es verdient haben: “Schmerzhaft wird es dagegen zwangsläufig für die Produzenten: Länder wie Saudi-Arabien, Russland oder Venezuela, deren Staatsbudgets und Sozialpolitiken mit Petrodollars finanziert werden, posaunen ihr Leid in die Welt hinaus. Wladimir Putin, der russische Staatschef, spricht von einem katastrophalen Preisverfall, der sein Land treffe. Der sozialistische Staatspräsident von Venzuela, Nicholas Maduro, tut alles, um Staatsbankrottgerüchte zu zerstreuen.”

    Na da werde ich mal in die Firma “investieren” und am neuen Ölrausch verdienen.

    Doch was sehe ich?

    Unser “Ölproduzent” Continental Ressources Inc. ist bloß ein Hoffnungswert, zahlt keine Dividende, folglich gibt es nur ein errechnetes KGV, underperformed gegen S&P500,

    http://www.finanzen.net/fundamentalanalyse/Continental_Resources

    der Kurs war schon mal viel höher

    http://www.boerse-online.de/aktie/Continental_Resources-Aktie/BER/print

    und wurde in der Vergangenheit schon bei 90 $ gesehen.

    http://www.boerse-online.de/analyse/Continental-Resources-Buy-514367

    Ist aber jetzt bei 45$. Jetzt bin ich aber enttäuscht. Sonst aber gute Propaganda!!

  7. Marcus Kracht sagt:

    Was ich gerne wüsste: die Weltwirtschaft wächst ja nicht mehr, das hat die G20 mit Bedauern festgestellt. Will sie jetzt nicht wachsen oder kann sie nicht? Ich denke, wenn es genug Öl gibt, ist das ein Grund weniger, warum sie nicht wachsen kann.

    Aber seit wann will eine Wirtschaft nicht wachsen?

    • Stefan Wietzke sagt:

      Auf globaler Ebene muss man da aufpassen. Wenn hoch produktive Volkswirtschaften an die Grenze stoßen können andere noch wachsen. Aber dafür braucht es eben auch bestimmte gesellschaftliche Voraussetzungen. Aber relativ steigende Energiekosten machts nicht einfacher. Und je mehr das Potential sinkt, umso eher wird das Wachstum von den ganz normalen Krisen gestoppt.

  8. Hansi sagt:

    Besonders lustig finde ich den Schwamm-Vergleich, mit dem sie im Großen und Ganzen die gesamte Hoffnung, die der Artikel weckt, wieder zerstören, ohne es selbst zu merken:

    “Das bessere Bild aber ist das eines riesigen Schwammes, den man immer wieder auspressen kann und umso mehr, je besser die Technologie entwickelt ist. In diesem Bild ist weniger die Geologie der begrenzende Faktor des globalen Ölangebots, sondern die Bereitschaft der Investoren, Kapital einzusetzen und neue Techniken zu entwickeln.”

    Jeder der schonmal abgewaschen hat, ist sicher mit den Eigenschaften eines Schwammes vertraut. Wenn man ihn das erste mal ausdrückt, kommt ohne Aufwand sehr viel heraus. Beim zweiten Mal kommt trotz mehr Kraftaufwand (beim Öl also mehr Geld) nur noch wenig heraus. Beim dritten Mal bekommt man selbst mit viel Kraftaufwand (viel mehr Geld) nur noch ein paar Tropfen heraus, selbst wenn man dabei die beste “Auspresstechnik” anwendet, die man haben kann. Und beim vierten Mal quetscht man mit aller vorhandener Kraft den Schwamm aus und bekommt dabei noch einen lächerlichen letzten Tropfen heraus.

    Und dieser Artikel freut sich gerade darüber, dass beim zweiten Mal ausquetschen unter erhöhtem Krafteinsatz noch einiges raus kam und wir dadurch gerade “im Öl schwimmen”.**
    Was danach kommt, kann sich jeder selbst ausmalen, der mit einem Schwamm vertraut ist. Da hilft auch die beste Technik nicht. ;-)
    Und wie lang unsere Wirtschaft den immer weiter steigenden Kraftaufwand zum Ausquetschen des Schwammes noch aushält ist zusätzlich fraglich.

    **= Der aktuelle Preisverfall von 30% suggeriert den meisten, dass da ein riesiges Überangebot von vielleicht 30% bestehen muss und wir im Öl schwimmen. Dass es jedoch nur im unteren einstelligen Prozentbereich liegt und damit nur knapp über der Nachfrage, ist den wenigsten klar.
    Es ist ungefähr so wie damals 2009, als die weltweite Nachfrage nach Öl krisenbedingt um winzige drei Prozent einbrach, der Ölpreis aber um über 70% nachgab.
    Kleine, unerwartete Änderungen lösen an den Börsen getrieben durch übertriebene Angst oder eben übertriebene Hoffnung große bis riesige Preissprünge aus.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Das hat nicht unbedingt was mit Angst zu tun. Damit der Preisbildungsmechanismus einer Marktwirtschaft funktioniert, ist es erforderlich das jeder potentielle Bedarf relativ schnell gedeckt werden kann. Wird das schwierig dann neigen die Preise zu steigender Volatilität. Das ist genau das, was wir hier beobachten.

      • Tom schülke sagt:

        Einer der Kommentatoren dort brachte es schön plastisch zum Ausdruck…

        “Bevor eine Kerze ausgeht flackert sie noch mal besonders stark…” Na das ist doch mal schön formuliert.

  9. Helge Abel sagt:

    Untergangsgeraune.

    DAS ist das richtige Wort.

    Denn angeblich kommt ja auch der Crash des US-Dollars oder der Aktienpreise.

    Habt ihr schon den aktuellen Dow Jones-Rekord gesehen?

    Ja, ja, der Crash/Weltungergang/etc ist abgesagt. Schon seit langem.

  10. Bruno Müller sagt:

    Es gibt offensichtlich ein Peak CO2 – wer hätte das gedacht.
    Nicht für die Erdatmosphäre, jedoch für die Ölindustrie.

    Das erwähnte unter anderem Robert L. Kleinberg, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter von Schlumberger Mitte 2014 in einem ernüchternden Vortrag beim Gipfeltreffen der Energy Information Administration in der US-Hauptstadt Washington. (Hinweis: Schlumberger ist nach eigener Darstellung der weltweit führende Anbieter von Technologie, mit integriertem Projektmanagement im Bereich der Erdöl- und Gasförderung. Kleinberg ist dort bereits seit 1980 angestellt. Eigene Anmerkung: Also ein alter Hase, der weiß wovon er redet)

    Kohlenstoffdioxid kann verwendet werden, um unter hohem Druck eine konventionelle Ölquelle verstärkt zu stimulieren.
    Jedoch gibt es laut Kleinberg eine begrenzte Verfügbarkeit dieses Gases, das so aufbereitet ist, dass es in den Untergrund gepumpt werden kann.
    “Die Ölindustrie würde gerne mehr CO2 haben, da es eine gute Möglichkeit darstellt, mehr Öl aus dem Boden zu bekommen. Aber es gibt Grenzen für den Zugang von erschwinglichem CO2,” sagte Kleinberg und witzelte: “Die Ölindustrie lebt in einer CO2 beschränkt Welt. Es ist lediglich die Ölindustrie, die meint, dass es nicht genug Kohlendioxid gibt. ”

    Quellen: http://peakoilbarrel.com/bakken-sweet-spots-petering/#more-5238

    und

    http://fuelfix.com/blog/2014/07/15/enhanced-oil-recovery-techniques-limited-in-shale/

  11. Markolf Weisshuhn sagt:

    Was von dem sogenannten “Qualitätsjournalismus” allgemein und von der FAZ im Besonderen zu halten ist, das hat unlängst Udo Ulfkotte öffentlich gemacht.
    Übrigens ist die FAZ die Zeitung, die Aktuell mit 500 Leuten rund 1/3 ihrer Mitarbeiter entläßt, weil kaum noch jemand dieses Propaganda-Witzblatt lesen will.

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