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Berlin, Kassel, Weimar

Ich möchte berichten über die Ereignisse der vergangenen Wochen - aus einem Peak-Oil-Blickwinkel. Drei Veranstaltungen waren gesetzt, zu denen ich eingeladen war:

In Weimar war Peak Oil zentrales Thema, von dem aus zwischen den etwa 70 Anwesenden Teilnehmern diskutiert wurde, wie die Stadt ohne Öl funktionieren könne. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Weimarer Oberbürgermeisters, der als seinen Stellvertreter den Klimaschutzbeauftragten der Stadt, Karsten Kurth, geschickt hatte. Außerdem waren anwesend Alexander Knerich, Expansionsmanager in der REWE-Gruppe, der Verkehrsplaner Emanuel Selz und Matthias Golle von "Energie in Bürgerhand Weimar e. G.", der lokalen Energiegenossenschaft. Das Konzept des Abends basierte auf den Veranstaltungen "Dresden auf Entzug I + II" sowie "Chemnitz auf Entzug", die wir im vergangenen Jahr organisiert hatten. Im Detail wurde das Konzept von den Veranstaltern abgewandelt und auf die lokalen Gegebenheiten angepasst. Der Abend wurde auf Video gebannt.

Ich bin gespannt, inwieweit der Abend mittelfristig dazu beiträgt, die Transformation Weimars zu beschleunigen bzw. die Notwendigkeit eines Transformationsprozesses bewusster zu machen. Die lokale Gruppe jedenfalls scheint sehr aktiv und auf viele Schultern verteilt.

In Berlin saßen mit mir Michael Müller und Holger Berg vom Wuppertal Institut im Forum, moderiert wurde es von Stephan Bohle/futurestrategy. Michael Müller gehörte als Sachverständiger der Bundestags-Enquette-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" an und engagierte sich dort sehr für Peak Oil als wichtigen Parameter in der Zukunftsdiskussion. Seine Position in unserem gemeinsamen Forum empfand ich als stark sozialdemokratisch geprägt, seine Argumentation widersprach zwar nicht meiner, zielte aber sehr stark auf staatliche Aktivitäten, während ich oft die Verantwortung des Einzelnen im Privaten und im Unternehmen betone. Meine Darstellung von Risiken durch Peak Oil auf Unternehmensebene empfand Michael Müller daher als eher unzeitgemäß.

In Berlin fiel auf, dass Peak-Oil-Gedanken stark vertreten waren, auch wenn sie gar nicht so explizit aus dem Programm hervorgehendes Thema waren. In unserem Forum bezogen sich alle drei Referenten aufs Ölfördermaximum, aber auch in den Einführungsvorträgen von Peter Hennicke vom Wuppertal-Institut und Holger Rogall von der Gesellschaft für Nachhaltigkeit e.V. spielte Peak Oil eine wichtige Argumentationsrolle. Allerdings dominierte dennoch der Klimawandel als Argument über die Ressourcenknappheit, aber immerhin läßt sich sagen: In diesen wissenschaftlich dominierten Runden ist Ressourcenknappheit ein sehr gewichtiges Thema und Peak Oil scheint das Beispiel für Verknappungsszenarien zu sein. Im Mittelpunkt der Diskussionen steht das Ölfördermaximum zwar (noch) nicht, aber es wird häufig als grundlegender Parameter der künftigen Entwicklung akzeptiert, es ist quasi in weiteren Szenarien und Forschungansätzen "gesetzt".

So ähnlich war es auch in Kassel, wo deENet zum Vernetzungskongress der 100%-Erneuerbare-Energie-Regionen lud. Auch dort war Peak Oil in den Einführungsvorträgen genannt. Harry Lehmann, Chef des Umweltbundesamts (UBA), wies explizit auf die 1973er Ölkrise als gedanklichen Ursprung der (heutigen) Energiewende hin. Unser Forum, moderiert von Amanda Groschke, wurde uns im Nachgang als sehr lebendig geschildert. Ich war eingeladen als Vertreter des Transition-Netzwerks auf Empfehlung von Gerd Wessling, der sich während dieser Tage anderswo zum Vernetzen rumgetrieben hatte. Ich hoffe, ich habe das Netzwerk angemessen vertreten, auch wenn ich schwerpunktmäßig darstellte, was in Dresden passiert. Mir schien es sinnvoller, anhand konkreter, mir gut bekannter Projekte zu zeigen, welche Ausprägungen Transition hat und haben kann, anstatt über Projekte allgemeiner Art oder in anderen Städten zu sprechen, über die ich zu wenig weiß. So wurde das Gesagte handfester und zeigte: Transition ist kein abstrakt-theoretischer Ansatz, sondern lebt. Und ist kopierbar.

Für meinen kurzen Vortrag habe ich zum zweiten Male Prezi eingesetzt, eine Präsentationsmethode, die stark auf Zoom als dynamisches Element setzt und noch recht neu und daher beeindruckend ist. Leider kann man außer Zoomen bislang nicht viel mehr mit Prezi machen, allerdings sind meine Vortragselemente bislang auch noch stark auf "Powerpoint" abgestellt und nicht präzise für Prezi entwickelt. Es wird sich zeigen, wo Prezi als Präsentationsmethode am besten eingesetzt werden kann.

Ich bin ausgehend von der Peak-Oil-Problematik kurz zu den "Dresden auf Entzug"-Veranstaltungen von 2012 geschwenkt (siehe meine "Prezi"), um dann anhand unserer Veranstaltung "Dresden im Wandel" (am 17. Oktober im Hygiene-Museum!) zu zeigen, welche Elemente man in Transition denken kann: Gartenbau, Regionalwirtschaft/Regiogeld, Wächterhäuser, Solidarische Landwirtschaft, (Umundu-)Bildungsfestival und eben all jenes, was wir am 17. Oktober im Hygiene-Museum von Dresdner Initiativen vorstellen lassen. Ich habe erläutert, welche Elemente im Transition-Ansatz betont werden (z.B. Selbstermächtigung vs. Staatsorientierung, lokales Handeln vs. Sich-im-Globalen-verlieren, technische vs. soziale Innovationen, Resilienz vs. Effizienz usw.) und hoffe sehr, das Netzwerk angemessen repräsentiert und kleine Meme in interessierten Gehirnen hinterlassen zu haben.

Silke Helfrich sprach sehr engagiert über Energie als Commons, also auch über die Idee, Energie nicht als Ware zu denken, die renditeträchtig produziert und verkauft werden muss, sondern als versorgendes Element, an dem jeder Anteil hat und haben sollte. Das Feedback der Teilnehmer war sehr positiv, auch wenn wir mit unseren Gedanken sicherlich etwas aus den Schwerpunktströmungen des Kongresses rausfielen, die weiterhin stark auf EEG und große Politik gepolt waren. Allerdings: Die Kritik an der Stromfixierung der deutschen Energiewende war mehr als einmal hörbar! Abseits der großen Runde sprach Silke Helfrich die Frage aus, ob nicht mehr themenübergreifende Verbindungen entstehen sollten zwischen all den (sozialen?) Bewegungen, die in kleineren Netzwerken aktiv sind, aber vermutlich doch viele Gemeinsamkeiten haben: Postwachstums-Interessierte, PeakOiler, Klimawandel-Beobachter, Nachhaltigkeits-Vertreter, Energiegenossenschaftler, Regionalgeld-Macher, Transition-Town-Akteure, Solidarische Landwirtschaftler, Open-Source-Soft- und Hardware-Designer, Forscher, Unternehmer, Menschen. Wir hielten als Gedanken fest (der hiermit auch nochmal in die weite Welt darf), dass ein gemeinsamer Kongress eine mögliche Gelegenheit wäre, dass sich all diese Grüppchen mal treffen und verbinden und vielleicht auch mal feststellen, wo sie miteinander arbeiten wollen und wo nicht.

Summa summarum: Interessante Reisen zu interessanten Orten mit interessanten Menschen. Ich hoffe, ich war nützlich.

Nächste Veranstaltungen:

48 Kommentare to “Berlin, Kassel, Weimar”

  1. M.U. sagt:


    »Du erinnerst dich, dass ich sagte, eine Geschichte aufführen heißt, so zu leben, dass die Geschichte Wirklichkeit werden kann.«
    »Ja.«
    »Der Geschichte der Nehmer zufolge war die Schöpfung mit dem Menschen zu Ende.«
    »Ja. Und?«
    »Wie kann man diese Annahme wahr machen? Was würdest du tun, damit die Schöpfung tatsächlich mit dem Menschen zu Ende ist?«

    ???

    »Was kann ich tun?«
    »Du kannst das gelernte an hundert Schüler weitergeben.«
    »Schon, aber … reicht das?«
    »Nein, natürlich nicht. Nur, wenn du anders anfängst, besteht überhaupt keine Hoffnung. Man kann nicht das Verhalten der Menschen ändern wollen, ohne zugleich ihre Vorstellung von der Welt, den Absichten der Götter und der Bestimmung des Menschen zu ändern. Solange die Menschen deiner Kultur überzeugt sind, die Welt gehöre ihnen und es sei ihr bestimmtes Schicksal, sie zu erobern und zu beherrschen, werden sie weiter das tun, was sie seit zehntausend Jahren tun. […] Man muss das Denken der Menschen ändern. Und man kann nicht einfach die schlechten Gedanken ausmerzen und nichts an ihre Stelle setzen. Man muss den Menschen etwas geben, dass ihnen genausoviel bedeutet wie das Verlorene – etwas Sinnvolleres als den schrecklichen alten Übermenschen, der alles vernichtet, was nicht direkt oder indirekt seinen Bedürfnissen dient.«

    Zitate aus: “Ismael” Autor: Daniel Quinn.
    Kann das Buch sehr empfählen. Der Autor entwickelt darin zum Teil erschreckende aber auch erstaunlich überraschende Gedankengänge. Die Anlehnung ans theologische ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Dennoch erzählt der Autor eine sehr interessante “Geschichte”? des Menschen, mitunter guten Argumenten und einer netten Vision.
    Und hier noch eine interessante Arte Seite.“IST WENIGER WIRKLICH MEHR?”

    • Tom Schülke sagt:

      ein schöner Link.

      Interessant auch das Kritiker wie Niko Paech und Wachstumsbeführworter wie Prof. Dr. Michael Hüther. Gegeneinandergestellt werden.

      Aber gerade bei Prof. Hüther kann ich nur den Kopf schütteln. Das Argument , das wir Ressourcenknappheiten nur durch Wachstum und Innovation Lösen können ist so was von einem logischen Kurzschluss, das ich mich Frage wie man da noch den Titel Professor verleihen kann.

      Da wird schlicht und einfach ohne in irgendeiner Form kritisch zu Hinterfragen oder nachzudenken postuliert, das Innovation und Technik immer und in jedem Fall, Knappheiten umschiffen können und das es immer ein Substitut geben wird, und das für immer und alle Zeiten auch bei ewigem Wachstum, man immer weitere Effizienzgewinne einfahren kann was auch immer kommen mag.

      Es ist ja richtig, das Innovation eine Reihe von Verbesserungen bringen kann und muß. Aber Es fällt Ihm nicht im Traum ein zu sehen, das Innovation gerade auch ein Weniger, ein Langsamer , ein vorsichtiger sein könnte.

      Einzig seine Erkenntnis, das eine Schrumpfende Wirtschaft zu massiven Verteilungsund Gerechtigkeitsproblemen führen kann halte ich für richtig erkannt.

      • M.U. sagt:

        “Aber gerade bei Prof. Hüther kann ich nur den Kopf schütteln. Das Argument, das wir Ressourcenknappheiten nur durch Wachstum und Innovation Lösen können ist so was von einem logischen Kurzschluss, das ich mich Frage wie man da noch den Titel Professor verleihen kann.”
        So etwas wundert mich schon lange nicht mehr. Ich denke, das viele Menschen in Wirtschaft und Politik genau wissen wo die Reise hingeht. Nur sagen werden sie das nie. Es will keiner hören und Pessimisten sind nicht wohlfühlkompatibel. Dies würde für viele das Ende ihrer Kariere bedeuten. Also lieber in politischer Korrektheit auf ein Minimum relativierte Statements absondern. Ich sorge mich eher darum das an allen wichtigen Stellen derartige Leute sitzen. Wiederum ist es wahrscheinlich schlicht weg unmöglich bzw. höchst unwahrscheinlich das solch entscheidende Stellen jemals von Kritikern(Pessimisten/Nörgler/Andersdenkende) besetzt werden. Moto: Erzähle einfach das gleiche wie deine Kollegen und schon bist du ein angesehener und gemachter Man.

        • M.U. sagt:

          Man kann diesen Effekt derzeit herrlich bei Herrn Luke von der AFD beobachten. Dafür ist man so gar bereit der Bildung/Wissenschaft, sonst angeblich die kostbarste und wichtigste Zukunftsinvestition, die Kompetenz abzusprechen. Verrückt!

      • Ert sagt:

        Nach Peter Diamandis (X Projects) und Ray Kurzweil (The Singularity is near) geht’s ungestüm weiter – die Ressourcen im Asteroidenguertel warten nur auf uns. Das ist jetzt kein Märchen, das behaupten die knallhart u.a. Bei Vortraegen der Singularity University.

        Alle vergessen nur, das nebenbei die Menschheit wächst und der Ressourcenverbrauch brutal steigt und unsere Altlasten und einholen (z.B. 222.000 Atommuellfässer im Nordostatlantik).

        • Florian Hoppe sagt:

          Ja Ja, die liebe “Singularität”.

          Hat ja schon einen Wikieintrag als Religion.

          http://en.wikipedia.org/wiki/Singularitarianism

          • Ert sagt:

            Danke fuer den Wikipedia link! Nette Zusammenfassung, die wohl insbesondere auf Kurzweil zutrifft. Kurzwerk träumt ja schon von Nanobots in 202x – dié durch unsere Blutzellen strömen sowie Aquaponics und gezuechtetes Muskelfleisch ohne Tier, die unsere Nahrungsprobleme loesen, weil energieeffizienter.

            Dennoch – viele der Vorträse der Sigularity University sind durchaus sehenswert. Ich versuche u.a. Immer beide Extreme anzuschauen – z.B. Diamantschmuck und McPershon. Durch diese extrempositionen bekomme ich viel mehr Aspekte als in ‘normalen’ Diskussionen mit.

          • Ert sagt:

            Diamandis, nicht Diamantschmuck (hasse diese automatische ‘Korrektur…)

        • M.U. sagt:

          Ach ja… der Ray der sich täglich krampfhaft fit hält damit er’s noch bis 2029 schafft. Ray ich drück dir die Daumen!“Die zweite Illusion ist der Traum von der Unsterblichkeit. Der Wunsch nach der Aufhebung des Leidens gründet in der Hoffnung auf Unvergänglichkeit. Kultur ist die vergebliche Anstrengung, den Tod zu überdauern. Sie hat dieselbe Wurzel wie die absolute Gewalt: den Größenwahn des Überlebens. In großen Teilen ist das Menschenwerk ein aussichtsloser Kampf wider das natürliche Geschick. Manchmal ist das Ergebnis heroisch, manchmal lächerlich, nur zu oft ist es tragisch. Kultur sucht vergessen zu machen, was nicht zu vergessen ist, zu verleugnen, was jedem unweigerlich widerfahren wird. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, dem das Bewusstsein des Todes auferlegt ist. Er allein weiß, dass er sterben wird. Sein Leben ist überschattet von dieser Gewissheit. Er ist verseucht von Todesangst. Um aber dennoch leben zu können, muss er so tun, als ob er nicht sterben müsste. Um zu überleben, muss er sich selbst täuschen. Diesem Zweck dient die Kultur. Weil Menschen von ihrer Sterblichkeit wissen, sind sie immerzu damit beschäftigt, ihr Leben zu gestalten, ihm Form und Bedeutung zu geben. Sie suchen ein Leben, das den Tod vergessen lässt und nicht von Sinnlosigkeit zerschlagen wird, ein Leben, welches das drohende Nichts auffüllt und die Leere mit Inhalt auspolstert. Die Kultur gibt Rezepte an die Hand, um die Todesangst zu zerstreuen. Sie verheißt den Menschen eine Zukunft, die sie indes nie und nimmer haben können.[…]Die ewigen Werte entwerten das Endliche. Der Wahn der Unvergänglichkeit treibt die Menschen zu grandiosen Ideen und Taten. Doch der Preis ist immens. Die Wertschätzung von Idealen schließt stets die Geringschätzung des Lebens ein. Der Traum vom Überleben gerät zum Alptraum für die, welche auf der Strecke bleiben, für die, über die der Triumphzug hinwegrollt, für die Entbehrlichen, für die Opfer der imperialen Kultur. Weil das Projekt der Unsterblichkeit von Anbeginn zum Scheitern verurteilt ist, treibt es immer neue Projekte hervor. Der Wahn nährt den Wahn. Die Illusion von der Überwindung des Todes ist eine tödliche Illusion. Die Sinngebung des Sinnlosen hinterlässt am Ende nur Sinnlosigkeit. Kein Gedanke, der je einen Schmerz gelindert hätte, keine Idee, welche jemals die Todesangst zu vertreiben vermöchte. Die Gewalt ist nur die Konsequenz einer Kultur, die auf die Transzendenz des Daseins angelegt ist. Der ungeheuerliche Traum von der Herrschaft über den Tod – er gebiert nur Ungeheuer.”Zitate: Wolfgang SofskyLeuten wie Ray Kurzweil würde ich die Unsterblichkeit wirklich wünschen. Damit sie nach Jahrmillion verzweifelter Suche feststellen können das es keinen universellen Sinn gibt. Jede Antwort gebiert neue Fragen. Auf dem Grabstein der Zivilisation wird stehen “✝Warum?”.

          • Ert sagt:

            @M.U.

            Interessant finde ich, das Ray & Co. geldkräftige Sponsoren gefunden haben (inzw. Google Direktor).

            Vielecht sollte sich der Gute auch in ein Zeit-Stasisfeld einschliessen lassen wie bei Venor Vinges “Marooned in Realtime”. Pech nur, wenn er dann die Singularität verpasst und alle anderen Menschen auf einmal weg sind ;-)

  2. M.U. sagt:

    Klimaschutz im Luftverkehr: EU muss Niederlage einstecken
    Einfach nur lächerlich. Die ganze Welt träumt den Traum von global Utopia. Einsparungen im Luftverkehr? Hääähhhhh???

    • Ert sagt:

      Passt wunderbar zu: “Erst kürzlich hat der für die globale Airline-Industrie zuständige Weltbank-Direktor zu mir gemeint, das Problem von Peak-Oil wird in seiner Institution nicht diskutiert, es ist einfach tabu. Wer es trotzdem versucht, wird gefeuert oder versetzt. Denn Peak-Oil zerstört den Glauben an Wachstum. Man müsste ja alles ändern.”

      Aus: http://www.format.at/articles/1222/525/329547/da (Meadows Interview)

      • M.U. sagt:

        “Da ist nichts, was wir tun könnten”
        Ich teile Meadows Ansicht. Es sei denn, wir erfinden den Mythos des Menschen neu. Im derzeitigen Wertekanon gibt es keine Lösung.

  3. Florian Hoppe sagt:

    http://www.ft.com/intl/cms/s/0/e964a8a6-2c38-11e3-8b20-00144feab7de.html?siteedition=intl#axzz2h1hw3IHV

    Der Chef von Shell, Peter Voser, scheint inzwischen die Investition seiner Firma in US-Schiefer zu bereuen. Auch er zeigt sich skeptisch, daß die “Schieferrevolution” in andere Erdteile exportiert werden kann.

    @Ert: Welche Vorträge kannst du speziell empfehlen?

  4. Schnuffeltuch sagt:

    Höher schneller weiter! Wer will nochmal wer hat noch nicht? Warum bei der Vervierfachung aufhören? Da geht noch mehr! Merken alle diese Leute eigentlich nicht wie lächerlich sie sind?

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/welthandel-wird-sich-laut-studie-bis-2030-vervierfachen-a-926608.html

  5. Ert sagt:

    Wieder mal eine Podcast-Perle bei Martenson (Peak Prosperity): http://www.peakprosperity.com/podcast/83129/lester-brown-sobering-facts-global-resource-scarcity

    Lester Brown sagt u.a. aus, das sich landwirtschaftliche Erträge nicht mehr groß steigern lassen, da die Pflanzenzucht bei aktueller Versorgung mit Dünger und Wasser, etc. schon fast am photosynthetischen Limit arbeitet. Die Träume durch Zucht, etc. da noch etwas rauszuholen bzw. Erträge zu Verdoppeln (UNO) hält er für abwegig.

    Weiterhin noch viele Gute andere Aspekte wie die schon eher bekannten Sachen das die Aquifier in USA & Co. immer leerer werden, Indien sein Grundwasser abpumpt, etc. pp. Eine wirklich runde Folge mit vielen Details die ich auch noch nicht kannte.

    Wie es in dieser Hinsicht mit extra angebauter Biomasse weiter gehen soll ist mir fraglich.

    In meiner Gegend bauen die Landwirte rein aus finanziellen Gründen die “Energiefrüchte” an – mit wissen das das oft auch nicht gut für den Boden ist. Kosten- und Existenzdruck zwingt Sie aber oft wirtschaftlich dazu.

    • Stephan sagt:

      Ich glaube, dass man mit genügend Geld (einige Milliarden Euro) die Sahara innerhalb von 30 Jahren in einen grüne Landschaft umwandeln könnte – nicht etwa durch künstliche Bewässerung und so, sondern einfach durch intelligente Nutzung von Natur, Umwelt, Pflanzen und Wetter (s. den Youtube-Film “Greening the Desert” – Stichworte Permakultur, Keyline System/Design, Edaphon, Agroforstwirtschaft etc.).

      Zum Keyline-Design hier ein Film:
      Archival film (1955) of P. A. Yeomans demonstrating Keyline Design
      http://www.permies.com/t/20804/earthworks/Archival-film-Yeomans-demonstrating-Keyline

      Das Ganze ist aber politisch nicht gewollt, vor allem nicht von diversen Konzernen (Ölindustrie, Waffenindustrie, Chemieindustrie), deswegen wird das die nächsten 20 Jahren auch sicher nicht passieren. Die USA könnten sich ebenso garantiert völlig autark von fremden Energiezuflüssen machen (u.a. Pflanzenöl aus Erdnüssen, Oliven, Raps, Baumwolle etc.).

  6. Ert sagt:

    Mal wieder ein neuer AKW-Typ – Der Dual Fluid Reaktor: http://dual-fluid-reaktor.de/technik/prinzip

    Quasi ein verbesserter Hochtemperatur LFTR (Thorium Flüssigsalz) Brüter mit zwei Kreisläufen: Eine für den Flüssigbrennstoff und einen mit dem Flüssigmetall für die Wärmeabfuhr. Durch die zwei Kreisläufe ist der Flüssigbrennstoff besser handhabbar und die Effizienz gesteigert (also wenn das alles funktionieren sollte…)

    Hier noch eine Pro- und Contra Betrachtung: http://www.energy20.net/pi/index.php?StoryID=1220&p=mJ3rC2nsGxWFBanjU.jGmQF3Ccl_ExFrccClnMfiMg3pRUO0SHWqEtioa_w6X@A@ChFjnNBpa8SsAxOpD26ySWW1Vr3ucb-PWgJ4OBqZgOJacsayBxibExCJFHOtBb8y

  7. Stephan sagt:

    Gestern habe ich gelesen, dass u.a. BASF in den USA verstärkt in die Produktion von Fracking-Chemikalien investieren will (ich glaube sogar mit einem eigenen Werk).
    Was für einen Zeithorizont haben die? Zwei Jahre, drei Jahre? Und dann eine Fabrik bauen?

    • Ert sagt:

      @Stephan

      Der Fracking-Boom in den USA hat doch erst angefangen!

      Die USA hat nach China die zwei größten vermuteten bzw. bekannten Vorkommen/Reserven.

      Selbst wenn die aktuelle Blase platzt – andere werden weiter machen, weil u.a. die Gaspreise stiegen werden.

      Nichts anderes ist hinter der Keystone Pipleine und den Bestrebungen Gas-Importterminals in welche für den Export umzufunktionieren. Das “Billige” US Gas wird so lange exportiert – bis auch das Binnenpreisnivau der USA den Weltmarktpreis erreicht hat. Und die Chinesen zahlen schon heute ca. 3 mal mehr für Gas als den aktuellen Binnenpreis der USA.

      Neue Kohlekraftwerke in den USA sind wohl auch Geschichte. Für neue soll es CO2 Speicherpflicht geben, welche Kohle unwirtschaftlich macht. Die Kohle geht dann aber einfach nach China und wird dort noch viel dreckiger verbrannt.

      Unterbindet die US-Regierung den Energieexport, dann könnte dieses der Anfang vom Ende sein – also wenn dann alle anfangen den Export von fossilen Energieträgern neu zu betrachten.

  8. Michael Egloff sagt:

    Hallo Stephan,
    Deine Sahara-Begrünungs-Vision mal in allen Ehren – gerne würde ich mich dieser anschließen.
    Aber diese Vision ist völlig unrealistisch.
    Schaue Dir mal die Sahara auf der Weltkarte an und dann überlege mal, wie viel dörfliche Infrastruktur, wie viel Pflanzgut, wie viele Neusiedler mit Wasser- und Ernährungsbedarf usw. erforderlich wären, um Anlage und Pflege dieser Pflanzungen zu gewährleisten. Und was dieses Mammutprojekt kosten würde, denn die vielen Millionen Pflanzer müssen ja bezahlt werden, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Bekanntlich handelt es sich bei den Ländern dieser Region um die Ärmsten weltweit.

    Es wird wohl leider anders herum kommen: der Bevölkerungsdruck in der Sahelzone und der südlich angrenzenden Region wird dermaßen zunehmen (einzige Region weltweit, wo sich die Bevölkerung bis 2050 VERZWEIEINHALBFACHEN wird), dass die bescheidenen Erfolge bei der Begrünung kleinerer Bereiche der Sahelzone sogar wieder in Gefahr sind, geplündert zu werden. Schon heute zeichnet sich dies ab.

    Und was Deine Energieautarkievision der USA dank Erdnüssen & Co angeht: kann man im wahrsten Sinne des Wortes mit “Peanuts” betiteln.
    Zur Erinnerung: es geht hier um 7 bis 8 Millionen Barrel Importöl pro TAG (!), die zu ersetzen wären. Und die USA verballern schon jetzt riesige Mengen von Agrarprodukten – allen voran Mais – für die biogene Treibstoffproduktion. Da ist das Ende der Fahnenstange ohnehin irgendwann in Sicht.

    Auch hier wird es genau anders herum kommen: bedingt durch die extrem intensive Ausbeutung der restlichen US-Ölreserven (mit über 500000 Rigs) wird es ab den 20er Jahren vermutlich zu einem scharfen Decline der US-Ölförderung kommen. Weil ab dann erstmalig alle Kategorien der US-Förderung (Mainland, Kanada, Tiefsee, konventionell und unkonventionell) gleichzeitig in einen Mengenrückgang geraten werden.
    Merke: je intensiver gefördert wird, desto stärker der zukünftige Mengenrückgang.
    Selbst eine (bisher nicht erlaubte) Erschließung des letzten noch jungfräulichen Fördergebietes im National Arctic Wildlife Refuge würde an diesem scharfen Decline ab den 20er Jahren prinzipiell nichts ändern.

    • Norbert Rost sagt:

      Betreffs des scharfen Förderrückgangs ab den 2020ern in den USA: Das ist auch meine Befürchtung!

      http://www.heise.de/tp/artikel/38/38457/5.html

    • Ert sagt:

      Ich teile Deine Kritik an den Begrünungserfolgen der Sahara.

      Das Problem an den EE und aller Permakultur ist doch: Die Weltbevölkerung und deren Verbrauch wächst aktuell schneller als der EE-Output.

      Permaculture kann mittel- und langfristig sicher Systeme stabilisieren – nur nicht global 9 Milliarden ernähren. Da müsste sich alles umstellen – denn warum soll irgendwer da viel Geld investieren – wenn da nicht noch mehr Geld bei raus springt? So ist eben unser Geldsystem gestrickt.

      Aktuell haben wir ja auch noch eine gigantische Überschussproduktion – die wird sogar verspritten oder vernichten müssen um die Preise Stabil zu halten. Nur leider ist alles das nur möglich, weil wir dabei die Böden verschleissen und das was natürlich fehlt künstlich ersetzten.

    • Stephan sagt:

      Hallo Michael,
      ich schreibe eine etwas ausführlichere Antwort, die aber auch nicht voll umfassend sein wird, weil ich heute, d.h. heute früh am Morgen nicht allzu viel Zeit habe. Am Wochenende habe ich dann wahrscheinlich mehr Zeit für eine umfassende Antwort.

      “Schaue Dir mal die Sahara auf der Weltkarte an und dann überlege mal, wie viel dörfliche Infrastruktur, wie viel Pflanzgut, wie viele Neusiedler mit Wasser- und Ernährungsbedarf usw. erforderlich wären, um Anlage und Pflege dieser Pflanzungen zu gewährleisten.”

      Zunächst zur Zahl der Neusiedler. Wenn ich mich richtig erinnere gibt es z.B. in Nigeria ziemliche Probleme mit dem Bevölkerungszuwachs in und um die Städte. Und ganz aktuell sieht man ja an den Grenzen der südeuropäischen Mittelmeeranrainerstaaten wieviele Menschen eine Möglichkeit nur zum Überleben suchen – wobei die EU mit an dieser Überlebenssuche schuld ist, aber das ist ein anderes großes Thema.

      Man kann zwei Schienen fahren: Zum einen wird die schon vorhandene dörfliche Bevölkerung über die Möglichkeiten von Permakultur und anderen Technologien aufgeklärt, was z.T. schon in diversen Initiativen passiert (s. z.B.: http://www.eden-foundation.org/index_de.html ). Indem man all diesen Dörfern bzw. Dorfbewohnern wieder eine Perspektive bietet, wird man die Flüchtlingsströme stoppen bzw. umkehren können. Das allein kostet natürlich einiges an Geld, weil Schulen gebaut werden müssen für den Unterricht der Ausbilder, die dann in die Dörfer gehen sowie für Werkzeug, das eventuell gebraucht wird, und für andere Dinge (s. u.). Die Eden-Foundation setzt vor allem auf den Stopp der Winderosion durch den Schutz durch und den richtigen Anbau von Sträuchern.

      Zum zweiten kann man in den Sahara-Staaten bzw. deren Anrainern die Menschen wieder aus den Slums aufs Land locken indem man ihnen eben auch eine gute Perspektive bietet. Diese Menschen werden in Permakultur-, Baumschul- und Saatgutvermehrungstechniken ausgebildet und man stellt ihnen für immer kostenlos Land zur Verfügung, das sie dann selber bewirtschaften und von dem sie leben können.

      Das Ganze würde an den Rändern der Sahara beginnen wo noch einigermaßen Regen fällt. Das Besondere oder viel besser das Erstaunliche ist, dass schon wenig Grün ausreicht, um wieder einen Wasserkreislauf in Gang zu setzen. Zudem fließen jedes Jahr ungeheure Mengen Süßwasser aus der Sahara ungenutzt in die umliegenden Meere (durch die Wadis). Es ertrinken mehr Menschen in der Sahara als dass sie verdursten. Diese ungeheuren Mengen an Süßwasser gilt es zu nutzen und da kommt das Keyline-Design oder auf Deutsch das Konturlinien-System ins Spiel. Dies ist auch vergleichbar mit dem älteren System der Stauberieselung bzw. der Überrieselung (aus älterem Lexikon beim Stichwort Bewässerung gefunden).
      Hier ist noch eine ausführliche Beschreibung mit vielen Bildern zum Keyline-System (auf englisch, wurde im oben verlinkten Film zum Keyline-System schon angerissen):

      THE GEOGRAPHICAL AND TOPOGRAPHICAL BASIS OF KEYLINE
      by the late Prof J. MacDonald-Holmes, Dean of the Faculty Geography, University of Sydney.
      http://www.yeomansconcepts.com.au/basis-of-keyline.htm

      Und ein Youtube-Video zur Funktionsweise eines Kontur-Wassergrabens (auf englisch, 1min38):

      Harvesting Water DVD – The Swale Plum
      http://www.youtube.com/watch?v=UFeylOa_S4c

      Wenn es schnell gehen soll, dann verwendet man motorgetriebene Maschinen zum Ausheben der Gräben. Ansonsten passiert das alles mit Muskelkraft.

      “Und was dieses Mammutprojekt kosten würde, denn die vielen Millionen Pflanzer müssen ja bezahlt werden, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.”

      Man müsste eben nur deren Ausbildung bezahlen, Pflanzen/Saatgut, Werkzeuge und vielleicht zwei bis drei Jahre ihren Lebensunterhalt bis sie zum einen sich selber von ihrem Stück Land ernähren und können und zum anderen nachfolgende Menschen auszubilden.

      “Bekanntlich handelt es sich bei den Ländern dieser Region um die Ärmsten weltweit.”

      Erstaunlicherweise besitzen die meisten dieser “armen” Länder sehr viele hochwertige Waffen (Panzer, Lkws, Gewehre, Kanonen, Minen etc.). Das “arme” Pakistan, dass bei einem größeren Erdbeben die Welt um viel Hilfe bitten muss, weil das Land nicht einmal genügend Zelte und Decken als Notvorrat hat, besitzt sogar eine bzw. mehrere Atombomben. Daher mein Hinweis im ersten Posting auf die Waffenindustrie.

      “Es wird wohl leider anders herum kommen: der Bevölkerungsdruck in der Sahelzone und der südlich angrenzenden Region wird dermaßen zunehmen (einzige Region weltweit, wo sich die Bevölkerung bis 2050 VERZWEIEINHALBFACHEN wird), dass die bescheidenen Erfolge bei der Begrünung kleinerer Bereiche der Sahelzone sogar wieder in Gefahr sind, geplündert zu werden. Schon heute zeichnet sich dies ab.”

      Der Bevölkerungsdruck findet vor allem in den größeren Städten und an den nördlichen Rändern von Afrika statt, oder? Ganz aktuell wird es zumindestens an den Rändern der Sahara sogar wohl wieder grüner, ein Bericht bei Spiegel TV aus 2009 über die Sahelzone:

      http://www.youtube.com/watch?v=bNmiTF2Uigw

    • Stephan sagt:

      Noch ein paar Hinweise zum Thema: Zum einen der Verweis auf ein Buch, das sich wirklich zu lesen lohnt, um für die Zukunft bereit zu sein (über die Umweltkatastrophen der Antike, die Versteppung vieler Länder auf der ganzen Welt und was man dagegen tun kann):

      “Die letzte Chance – für eine Zukunft ohne Not” von Annie Francé-Harrar. Das Buch von 1952 war vergriffen und wurde im Bertelsmann-Verlag neu aufgelegt.

      Hier kann man es online kostenlos herunterladen:

      http://www.selbstversorgerforum.de/perma/Die_Letzte_Chance_62010.pdf

      Man kann es z.B. hier kaufen:

      http://www.bav-versand.de/Die%20letzte%20Chance%20f%FCr%20eine%20Zukunft%20ohne%20Not.html

      Infos über die Autorin Annie Francé-Harrar:

      de.wikipedia.org/wiki/Annie_Franc%C3%A9-Harrar

      http://www.someware.de/fruitbowl/france.php

      Hier passiert die Wüstenbegrünung bereits (2011) in großem Maßstab (ich vermute mal mit einem Budget von mehreren Millionen Euro – auf 700 qkm):

      Permaculture in Mecca
      Posted November 18, 2010
      permaculture.org.au/2010/11/18/permaculture-in-mecca/

      Noch zwei Links:

      Über die Fortsetzung eines kleinen Permakultur (Wiederbegrünungs)-Projekts in Jordanien im Jordan-Tal in der Nähe des Toten Meeres (mit eingebettetem Vimeo-Video über das Projekt):

      Greening the Desert II – Final
      permaculturenews.org/2009/12/11/greening-the-desert-ii-final/

      Über Aufforstungsprojekte in Afrika (ohne direkte Verbindung zur Permakultur):

      The Development of Farmer Managed Natural Regeneration
      Posted September 24, 2008
      permaculture.org.au/2008/09/24/the-development-of-farmer-managed-natural-regeneration/

  9. Michael Egloff sagt:

    Hallo Herr Rost,
    das Ölfracking ist ja nicht der einzige Grund, warum die US-Ölförderung in den letzten Jahren solch einen rasanten Aufschwung genommen hat. Der Anteil des Fracking an dieser Mehrförderung beträgt, wenn ich richtig rechne, etwas über 50%.
    Bei der Gelegenheit gebe ich freimütig zu, dass ich einen solch erheblichen Fördermengenanstieg in den USA vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten habe. Prognosen sind halt immer schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen. Dieser schlichten Tatsache sollte man sich immer bewusst sein.

    Einen weiteren erheblichen Anteil an der Mehrförderung hatte die Tiefsee, wo durch technologische Durchbrüche viele Vorkommen erstmalig erreichbar wurden.
    Und last but not least trug natürlich auch die sehr stark zunehmende Verwendung biogener Treibstoffe zu dem erhöhten All-Liquids-Aufkommen bei. Durch verstärkte Drillaktivitäten konnte zudem der Rückgang beim konventionellen Öl verlangsamt werden.

    Dies sind Tatsachen, die auch ein Skeptiker der zukünftigen Entwicklung zur Kenntnis nehmen sollte.

    Nun kommt das “Aber”: was sich heute für die USA (immer noch deutlich größter Ölimporteur der Welt!) segensreich auswirkt – von Umwelt- und Klimagesichtspunkten mal abgesehen – ist alles andere als auf Sicht der nächsten Jahrzehnte nachhaltig.
    Beispiel Fracking: nicht nur der schnelle Fördermengenrückgang ist eine Archillesferse dieser Technologie. Das ließe sich ja durch immer mehr Rigs locker überkompensieren und die Fördermenge noch längere Zeit weiter steigern.
    Das eigentliche Damoklesschwert ist die starke geologische Inhomogenität der Shales. die Sweet Spots mit ihren relativ hohen Fördermengen pro Rig konzentrieren sich ja auf einen ziemlich geringen flächenmäßigen Anteil der Shales. Schon jetzt sinkt die Erstjahres-Fördermenge der jeweils neuen Rigs Jahr für Jahr ab – schon in diesem frühen Stadium des Fracking-Booms. Und damit folgerichtig auch die zu erwartende Gesamtfördermenge pro Rig. Technologische Fortschritte können das offensichtlich nicht mehr kompensieren.

    Was passiert nun, wenn in 10…15 Jahren nur noch die Hälfte des Öls pro neuem Rig gefördert werden kann? (Diese Annahme kann man angesichts des aktuellen Erstjahresmengenrückgangs eher als optimistisch betrachten).
    Die Kosten und Energieinputs pro Rig werden sich ja durch technologische Verbesserungen nur noch marginal senken lassen.
    Die Konsequenz: bei einer Halbierung der Fördermengen pro Rig halbiert sich dann annähernd das EROEI dieser Förderung und die break-even-Ölpreisschwelle des Fracking-Öls verdoppelt sich annähernd, wenn der Aufwand fast gleich bleibt, aber sich die Menge halbiert.
    Und dann geht es ja weiter: irgendwann drittelt sich die Rig-Fördermenge in den noch minderwertigeren Bereichen usw.
    Es werden also nicht geringe Teile der Shales vermutlich nie ausgebeutet werden, weil ab einer gewissen Preisschwelle, die deutlich über der heutigen liegt, die kaufkräftige Nachfrage irgendwann zusammenbricht.

    Ähnliches gilt übrigens z.B. für die ebenfalls geologisch sehr inhomogenen Teersandvorkommen. Lediglich mit dem Unterschied, dass die ergiebigsten und am leichtesten zu erreichenden Bereiche dort eine größere Ausdehnung haben, als die der Shales und somit der Vorrat relativ leicht erreichbarer Teersandschichten länger reicht. Aber das betrifft ja Kanada. Aber auch dort wird das Öl aus den minderwertigen Bereichen niemals gefördert werden, wenn die Gesetze der Physik und der Ökonomie nicht völlig aus den Angeln gehoben werden sollten.

    Und was die US-Tiefseeförderung angeht: es spricht einiges dafür, dass das Mengenmaximum dieser Ölkategorie in spätestens 10 Jahren überschritten ist und dann in einen vermutlich recht steilen Rückgang gerät (siehe sehr steile Fördermengenprofile pro Plattform).

    Aus all dem, plus der Prognose, dass die weltweite Mengenverfügbarkeit für Importöl deutlich stärker absinken wird als die Gesamtfördermenge, ergibt sich das Fazit, dass der extrem ölabhängige american way of life in den 30er Jahren an sein Ende kommen wird.
    Und ganz nebenbei auch der nur gerinfügig weniger ölverbrauchende europäische way of life.

    • Norbert Rost sagt:

      @Michael Egloff: Schön zusammengefasste Gruselgeschichte. Ist schon fast einen eigenen Artikel auf dieser Plattform wert… Interesse?

    • Ert sagt:

      @Michael Egloff

      Ich erinnere mich, das ich in This Week in Energy (TWiE) Podcast letztens gehört habe, das nur ca. 20% der Shale-Bohrungen die sind, die den Profit machen und 80% ziemlich lausig sind… nur weiß man das bisher vorher nicht.

      Weiterhin ist wohl die US Frackingtechnik nicht auf die Shale-Vorkommen in China anwendbar – andere Geologie. Man arbeitet aber bereits an Wasserlosen Frackingverfahren die u.a. auf Schall basieren. Es muss aber natürlich weiterhin ein Mittel eingepumpt werden (inkl. viel Sand) das ein verschließen der gefrackten Risse verhindert.

      Ein zusätzlich großer Teil des “+” in der US Ölförderung kommt von Rafinerie-Gewinnen: ca. 1 Million Barrel! Dazu aus http://peakoilbarrel.com/worlds-largest-oil-producer/: “Refinery process gain, in June 2013, was 1,096,000 bp/d for the US, 8,000 for Saudi Arabia and 26,000 bp/d for Russia.”. Alles klar? Auch ansonsten ist der Artikel lesenswert.

      Um so mehr ist lese und höre – um so mehr wird mir bewusst, das die gesamte Frackingindustrie mit realen “per Well” Daten für die ganze Sache richtig fett dicht hält. Alle wirklich solide schreibenden Oil-Blogger scheinen kein Zugriff auf detailierte Informationen zu bekommen: Weil es diese Öffentlich wohl nicht gibt.

      Auch viel der anderen Förderdaten sind verklausuliert – zusammenhänge werden so oft nicht transparent. Da werden volumetrische Barrel Gas und Öl in ein Diagramm geworfen – aber nicht der Energiewert bereinigt. Ggf. ist das ja auch so gewollt. Die wirkliche Kritikalität der Lage einzuschätzen ist so sehr schwer.

  10. Michael Egloff sagt:

    @Norbert Rost,
    nach gruseln steht mein Sinn nicht. Als “Kind” dieser Epoche der Menschheitsgeschichte, das in 6 Lebensjahrehnten nur einen immer komfortableren Lebensstil kannte, wird auch mir der Abschied schwer fallen, angesichts der geopolitischen, sozialen und sonstigen Implikationen. Insgeheim hege ich ja auch noch die Hoffnung auf den eigenen Irrtum. Denn Masochismus oder ein Lustgewinn durch negative Progosen ist mir fremd.

    Andererseits habe ich gelernt, meine Wünsche von meinen Prognosen sauber zu trennen. Was ja in dieser Wohlfühlgesellschaft (O-Ton Soros) kein leichtes Unterfangen ist.

    Eigene Beiträge werde ich den der hier versammlten Leserschaft ersparen. Dazu fühle ich mich auf Grund meines nicht allseits sehr guten Informationsstandes nicht geeignet.
    Aber mal einen launigen Kommentar werde ich zukünftig mal absondern. In der Hoffnung auf durchaus kritische Reaktionen, die mir anzeigen, an welchen Stellen ich mich irre.

    Nichts gegenüber sollte man so skeptisch sein, wie gegenüber der eigenen Meinung.

  11. Michael Egloff sagt:

    Hallo Ert,
    Du hast schon recht: interne Daten sowohl was umweltpolitische Fragen (Emissionen), aber auch was bertriebswirtschafliche Aspekte angeht, sind gut gehütetes Geheimnis der Förderfirmen.
    Nicht besonders vertrauenswürdig. Wenn alles paletti wäre, brauchte man eine solche Geheimniskrämerei nicht zu betreiben.
    Natürlich gibt es deshalb Probleme bei der Einschätzung der Lage.
    Aber sowohl die Declineraten als auch die gelogische Inhomogenität der Shales erscheinen mir als gesicherte Fakten. Mit den Konsequenzen, die ich nannte.
    Ich vermute, man will Invsetoren nicht abschrecken. Ich kann mich irren, aber mir scheint der extreme Fracking-Boom teilweise Kennzeichen eines Ponzi-Systems zu haben.
    Was zur Folge hätte, wenn diese Vermutung stimmen sollte, dass es eines Tages zu einem ziemlich brutalen Ende dieses Booms kommen könnte. Ich gebe zu – diese Einschätzung ist spekulativ. Aber nicht völlig unbegründet.

    Einen einheitlichen break-even-Preis oder ein EROEI beim Fracking zu ermitteln ist problematisch. Denn das hängt, wie ich schon darstellte, von der Entwicklung der geologischen Gegebenheiten ab, je nachdem, wie stark man auf weniger ertragreiche Gebiete ausweichen muss.
    Und selbst im Förderzyklus eines Rigs verändert sich ja die Situation ständig. Im ersten Jahr sind sowohl break-even-Preis und EROEI vermutlich sehr günstig und die Förderung deutlich profitabel.
    Aber wie sieht die Situation aus, wenn nach 3…4 Jahren nur noch ein Zehntel der ursprünglichen Menge gefödert wird? Die Frackingaktivitäten müssen ja ständig weitergeführt werden und die dazu benötigten Chemikalien, der Sand bzw. die eigens produzierten Keramik-Stützmittel und riesige Wassermengen rangeschafft werden. Auch die Personalkosten laufen ja weiter, genau so wie die kalkulatorischen Kosten des gesamten Förderequipments (Bohrturm usw.), Entsorgungskosten ect.

    Es ist also kaum anzunehmen, dass im Verlauf eines etliche Jahre währenden Förderzyklus die betriebswirtschaftlichen Bedingungen gleich bleiben. Sie werden sich fortlaufend erheblich verschlechtern mit der stark absinkenden Fördermenge. Wann wird so eine Anlage defizitär? Da kann man nur spekulieren.

    Nun ist es ja dummerweise so, dass immer mehr Anlagen in die betriebswirtschaftlich/energetisch schlechtere Zeitspanne reinrutschen. Weil ja immer mehr Rigs fördern und immer älter werden.
    Und gleichzeitig sinkt das durchschnittliche Erstjahresmenge und neue Rigs geraten folgerichtig immer schneller in die schlechtere bertreibswirtschaftliche Phase.

    Ja, es spricht einiges für ein Ponzi-System.

    • Ert sagt:

      @Michael Egloff

      Du Schreibst: “Die Frackingaktivitäten müssen ja ständig weitergeführt werden und die dazu benötigten Chemikalien, der Sand bzw. die eigens produzierten Keramik-Stützmittel und riesige Wassermengen rangeschafft werden. “

      Nach dem selbem Podcast von TWiE ist es heute so, das nur noch einmal per Well am Anfang ge-multi-frackt wird – dann nicht mehr. Das heist, das die Folgekosten “per Well” geringer sind. Wie lange es ökonomisch ist das ganze Förderequipment am Well zu lassen – das habe ich allerdings noch nirgens gelesen oder gehört.

      Ich meine die TWiE Episode wo das alles diskusiert wurde (FRacking) ar diese hier: http://media.blubrry.com/twie/p/www.thisweekinenergy.tv/audio/twie00103.mp3 mit Dr. Graham Summers (Ex The Oil Drum). Ansonsten mal hier reinschauen: http://www.thisweekinenergy.tv/

      Zum Ponzi-Schema: Ja, sehe ich genauso – also aus Sicht der Kapitalbeschaffung und Pflege des Börsenwertes auf der Suche nach dem “Greater Fool”. Das ist auch das Problem das die Majors noch nicht aufgesprungen sind und momentan versucht wird erst einmal eine Gas-Export Infrastruktur aufzubauen – damit es dann richtige Preise gibt.

  12. Michael Egloff sagt:

    Das war mir nicht bekannt, Ert,
    dass nur ein mal gefrackt werden muss.
    Danke für das Informations-update.

    Was Gasexporte angeht: meines Wissens sind die USA immer noch GasIMPORTEUR, die importierte Gasmenge beträgt nach meinen Informationen ca. 70 Mrd Kubikmeter im Jahr.
    Aber mir ist auch bekannt, dass die Export-Option ständig in den Medien erscheint.
    Habe ich auch da ein Informations-Defizit?

    • Florian Hoppe sagt:

      @Greater Fool: Siehe das Interview mit dem Chef von Shell, welches ich oben gepostet habe.

      Was die Gaspreise betrifft, hab ich ja schon mal gepostet, daß es hier eine Zwickmühle gibt.

      Trotz des “Booms” wird Erdgas in den USA primär noch zum Heizen und Kochen verwendet. (Ca. 50% der U.S Haushalte afaik)

      Gasstrom wird zwar grad stark gehypt, der Umstieg wird allerdings wegen fehlender Kraftwerke noch Jahre dauern.

      Die Überkapazitäten sind also schwer zu beseitigen, auch weil ja einiges an Gas auch aus Kandada kommt.

      Interessant wird es werden, wenn sich der Gaspreis wieder 5 USD/mmbtu annähren sollte. Dann soll nämlich laut einer (ich glaube es war Goldman Sachs) Studie Kohle wieder konkurrenzfähig sein. Und dann werden wir sehen ob der Ausbau von Gaskraftwerken weiter vorangetrieben wird bzw. er sich verlangsamen wird.

      • Ert sagt:

        Neue Kohlekraftwerken soll jetzt aber zwangsweise das “CO2 Capture” vorgeschrieben werden… ziemlich absurd.. sollen lieber Filter für Schwefel und den anderen Rotz einbauen.

        Das CO2 Capture macht aber die Kohlekraftwerke ein absolutes No-Go.

        Die Drafts der Gesetzte gehen in den USA schon rum – so TWiE in einer der letzten Folgen. Hatten da eine ziemlich detaillierte Berichterstattung. Welche Lobby nun aber da hinter steht wurde nicht angesprochen bzw. geklärt.

    • Ert sagt:

      Ja, das war auch für mich bis vor einer Woche neu.

      Auch, das stark an quasi wasserlosen Frackingverfahren mittels Schall (hatte ich oben schon kurz erwähnt) gearbeitet wird. Dann muss “nur noch” Sand + der Chemiecocktail in die Bohrung… das ist aber auch nicht ohne.

      Zum Gas in den USA: Im- und Export halten sich wohl fast die Wage: http://www.eia.gov/naturalgas/importsexports/annual/#tabs-prices-1. Man muss bedenken, das in den USA nicht immer da gefördert wird, wo verbraucht wird – und Ost/West Transitleitungen in dem Maße nicht existieren.

      Es wird aber mit weiter Produktion gerechnet – was nun den Export auf die Agenda bringt. Dies insbesondere um aus den Regionen mit Gas-Überschuss, der nicht wegtransportiert werden kann und die Preise kollabieren lässt, eine Verknappung des Angebots herbeizuführen – so das auch dort der Preis steigt.

    • Ert sagt:

      Haha…

      Die hatten ein Ölfeld mit einer Billion (in Englisch “Trillion”) in der Bilanz stehen.. aber da ist wohl viel weniger bis nichts drin.

      Auf der Basis konnten Sie sich nicht neu verschulden und eine 45 Millionen USD Anleihe rollen.

      Das gleiche blüht meiner Ansicht nach den Frackingträumen…

  13. Ert sagt:

    Falls irgendwer Interesse an dem PDF Scan vom originalen “Limits to Growth” hat – hier gibt es jetzt das Original frei als PDF: http://www.donellameadows.org/wp-content/userfiles/Limits-to-Growth-digital-scan-version.pdf

    Ansonsten hier auch eine HTML Version, etc.: http://www.donellameadows.org/the-limits-to-growth-now-available-to-read-online/

    • Florian Hoppe sagt:

      Oha, danke.^^

      Ich wollte mir ja schon seit einer Weile das Original aus der Hauptbibliothek ausleihen, aber es war meistens ausgeliehen.^^

      • Ert sagt:

        Gerne geschehen.

        ich bin ja gerade mal beim Überfliegen – wow! Also das ist echt ein Leerbuch für übersichtliches Systemmodellieren und gute, lesbare und verständliche Erklärungen.

        Und wenn man das LTG Modell auch idealisiert laufen lässt: Mehr Ressourcen, mehr verfügbare (nicht-fossile) Energie (durch Atomkraft), effektive Geburtenkontrolle, effektive Kontrolle der Umweltverschmutzung und Recycling + Substitution: Selbst dann kollabiert das Kartenhaus vor 2100 in den Simulationen.

        Irgend ein Faktor beendet immer das ganze Spiel.

  14. Michael Egloff sagt:

    Nun geht eine generalsierende, weltweite Analyse immer an der Wirklichkeit vorbei.
    Das ist auch meine Kritik an globalen Peak Oil-Betrachtungen. Da wird nicht nach Regionen und Ländern unterschieden, was die zukünftige Ölverfügbarkeit angeht.
    Bei der künftigen Ölverfügbarkeitskurve liegen zum Beispiel zwischen Kuwait und Deutschland Welten. Obwohl sich Kuwait und andere Länder mit großem fossilen Schatz durch Energieverschwendung redlich bemühen, dass dieser Vorteil nicht sehr viele Jahrzehnte bestehen bleibt.
    Genau so ist es mit allen anderen Basisressourcen. Z.B. mit Wasser und Ackerboden. Da hat dann wieder Deutschland die besseren Karten (ist auch letzten Endes wichtiger als Öl, denn die Menschheit hat die weitaus längeste Zeit ohne Öl gelebt, aber nie ohne halbwegs ausreichend Wasser und fruchtbarem Boden). Natürlich haben wir auch diesbezüglich schlechtere Karten als Schweden oder Kanada. Bei natürlichen Ressourcen pro Kopf liegen wir etwa im guten Mittelfeld.

    Bei der Betrachtung der zukünftigen Verfügbarkeit an Basisressourcen sollte also weitaus mehr differenziert werden. Zwischen “Habenichtsen” (beim Öl z.B. Deutschland) und ressourcenreicheren Ländern, zwischen Ländern mit günstigen und ungünstigen klimatischen und geographischen Bedingungen, zwischen Ländern mit stark steigender Bevölkerung und solchen mit stagnierender oder rückläufiger Bevölkerung (bzw. auch sehr großer oder geringer Bevölkerungsdichte).

    Dann merkt man schnell, dass bei der zukünftigen Entwicklung (in den nächsten 2…5 Jahrzehnten) zwischen Norwegen und Kanada auf der einen Seite und z.B. Indien, Bangladesch und Ägypten auf der anderen Seite riesige Unterschiede zu erwarten sind.
    Zwischen “zivilisatorischem Amargeddon” in einigen Ländern und verschmerzbarem Wohlstandsverlust in anderen Ländern.

    Die Wirklichkeit ist nahezu unendlich differenziert. Passen wir unsere Analyse also dieser Wirklichkeit an.
    Damit wir wenigstens nicht ganz so heftig danebenliegen mit unseren Prognosen.

  15. Michael Egloff sagt:

    DPA hat gerade eine Meldung veröffentlicht, dass im September China mehr Öl importiert hat als die USA.

    “heute, 18:10 dpa-AFX
    China löst USA als größten Öl-Importeur ab
    WASHINGTON (dpa-AFX) – Die USA sind von China als größter Öl-Importeur der Welt abgelöst worden. Chinas stetig ansteigende Nachfrage nach Öl habe dazu geführt, dass es das größte Öl-Einfuhrland geworden ist und damit die USA im September 2013 übertroffen hat, heißt es in Medienberichten unter Berufung auf die US-Regierungsbehörde für Energieinformation (EIA).”
    Zitat Ende

    Hat jemand genauere und mit Zahlen unterlegte Informationen?
    Denn das halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für eine ziemlich sensationelle Meldung, weil in den Monaten vorher die USA meist 1,5…2 mb/d mehr importierten, als China.

  16. Michael Egloff sagt:

    Vielen Dank, Herr Rost.
    Immerhin sind die 6,1 mb/d Ölimport für die USA erstaunlich wenig, die 6,3 mb/d für China (neuer Rekord) eher vorhersehbar.
    Was die USA derzeit weniger an Importen benötigen, benötigen die Chinesen mehr.
    Immerhin verhindert der verminderte US-Ölimport gegenwärtig eine Zuspitzung der Situation auf dem Weltölexportmarkt.

    Nur: nachhaltig auf 10…20 Jahre gesehen ist der US-Förderboom nicht.
    Denn prizipiell gilt: je intensiver die gegenwärtigen Förderaktivitäten, desto stärker geht es später abwärts mit den Fördermengen.
    Aber für dieses Jahrzehnt haben die USA bezüglich der Importabhängigkeit ihre Situation zunächst verbessert. Im Wohlfühlzeitalter mit seiner ausgeprägten Kurzsichtigkeit eine für die USA gute Meldung.
    Wenn in 20..25 Jahren der Weltölexportmarkt allmählich austrocknet (bei dann immer noch beträchtlicher weltweiter Fördermenge!) haben die USA dann ihren einstmals unglaublich großen fossilen Schatz weitgehend verballert.
    Das ist der Preis der Kurzsichtigkeit.

    Hier ein Blick in die Zukunft des chinesischen Ölimportbedarfs:

    http://www.onvista.de/news/top-news/artikel/11.10.2013-17:52:47-automarkt-in-china-bleibt-auf-rasantem-wachstumskurs?supplierId=11&sourceId=11&newshash=1bba5d9beb3934b8c570902f3ee3449d

    Wahnsinn! Fast 2 Millionen PKW und Nutzfahrzeuge in nur einem Monat.
    Bei PKW zu ca. 90% ZUSÄTZLICHE Einheiten. Denn zu verschrottende PKW, die 15…20 Jahre und älter sind, gibt es in China ja kaum.

  17. Michael Egloff sagt:

    Genau! Auch dort macht man “Fortschritte” in Richtung Westen.
    Wobei die USA mit ca 50% light trucks ja immer noch weit vorne liegen.

    China liegt im Motorisierungsgrad immer noch sehr deutlich unter dem WELTdurchschnitt (!) und um Lichtjahre unter dem westlichen Durchschnitt.
    Dieses Land tritt nun allmählich den Beweis an, dass der westliche way of life schlicht nicht planetenkompatibel ist. Egal, ob da in dem einen oder anderen Land noch ein Fracking-Wunderfeuerwerk gezündet wird oder nicht.

    5 weitere Milliarden Menschen sind geil auf unseren Lebensstil. Und 2,5 Milliarden werden noch hinzukommen. Ein Tor, wer da noch an langes wirtschaftliches Wachstum in den bisherigen Ressourcen-Hochverbrauchsländern glaubt.

Diesen Eintrag kommentieren: Stephan

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