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Schweizer Bundesamt für Energie legt Risikobewertung für die Erdgasversorgung der Schweiz vor, Öl medial kein Thema

Das Schweizer Bundesamt für Energie, welches dem Ministerium für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation untersteht, hat eine Risikobewertung für die Erdgasversorgung der Schweiz vorlegt. Das 32seitige Papier soll dazu dienen, die Schweiz näher an die "Gas-Koordinierungs-Gruppe" der EU heranzuführen. Dieses Gremium wurde von der EU in Folge der russisch-ukrainischen Gaskrise von 2009 eingesetzt.

Allerdings läßt ein Papier zu diesem Thema in diesen Zeiten mehr erwarten, als es letztlich liefert. Das Papier untersucht genaugenommen nur, "ob die Gasinfrastruktur technisch in der Lage ist, die gesamte Gasnachfrage in einem berechneten Gebiet bei Ausfall der größten einzelnen Gasinfrastruktur während eines Tages mit außergewöhnlich hoher Gasnachfrage [..] zu decken". Diese Anforderung an das Versorgungsnetz, solch einen Störfall auszuhalten, wird durch eine EU-Verordnung Nr. 994/2010 formuliert - und da die Schweiz sich stärker in die Aktivitäten der EU zur sicheren Gasversorgung einbringen will, testet die vorliegende Studie das Erfüllen dieser Verordnung. Den genannten "Ausfall der größten einzelnen Gasinfrastruktur" hält die Schweizer Gasversorgung laut Risikobewertung aus.

Das Papier thematisiert auch weitergehende Störszenarien. Ein Ausfall des größten Gaseinspeisepunktes Wallbach wäre laut der Untersuchung handhabbar, genau wie es die Unterbrechung einer Transitgasleitung von Juni bis Dezember 2010 war. Der kurze Abschnitt zur Ukraine-Russland-Gaskrise von 2009 hält lapidar fest, dass es damals keine Versorgungsprobleme gab, weil Gasleitungen durch Weißrussland und Polen verstärkt genutzt und zusätzliche Lieferungen aus Norwegen, den Niederlanden und als LNG erfolgten.

Das Umweltamt bat diverse Institutionen um Beurteilung der Risikobewertung. Von economiesuisse wurde angeregt, die aktuelle Ukraine-Krise im Papier zu berücksichtigen. Die Autoren der Studie lehnten dies jedoch mit dem Zweck des Papiers, nämlich der EU-Verordnung zu genügen, ab.

Europas Hauptlieferant schafft sich mit der Kraft Sibiriens neue Gas-Absatzmärkte

Zeitgleich wird berichtet, dass Russland mit dem Bau einer Gaspipeline namens Sila Sibiri (Kraft Sibiriens) nach China begonnen hat. Entsprechende Verträge wurden nach jahrelangen Verhandlungen vor einigen Wochen abgeschlossen. SPIEGEL ONLINE schreibt dazu, dass Russland sich durch den Verkauf von Gas an China für den Fall rüsten wolle, dass Europa künftig auf Energielieferungen Russlands "verzichtet". Diese Interpretation greift sicherlich etwas zu kurz: Schließlich wird Russland die Pipeline nicht trockenliegen lassen. Vielmehr ist absehbar, dass Russland seine Abnehmerschaft bewusst diversifiziert - und mit China wird ein energiehungriger, aufstrebender Riese an die russischen Erdgasquellen angeschlossen. Wenn die Pipeline wie geplant ab 2018 steht, verändert sich Russlands Position stark. Während es heute noch auf ein Patt zwischen der EU und Russland bei Sanktionsfragen hinausläuft, wird die Gas-Verbindung zu China die geopolitischen Spielregeln für Europa verändern - jedenfalls wenn die Gasabhängigkeit so bleibt wie heute. Jegliche Aktivitäten in Europa, die Überlegungen zur Gasversorgung beinhalten, werden künftig immer unter dem Blickwinkel der russischen Veränderungen in den Lieferstrukturen zu betrachten sein - so auch die oben diskutierte Schweizer Risikobewertung.

Kleines Detail am Rande: Die nach den Kommunalwahlen im Mai mit minimaler Mehrheit im Stadtrat von Dresden gebildeten Fraktionen aus LINKE, SPD und Bündnis90/Die Grünen sowie zwei fraktionslosen Piraten haben in einer Kooperationsvereinbarung vereinbart, dass Dresden "mittelfristig seine Abhängigkeit vom Erdgas reduzieren" soll. Somit wird die Diskussion von EU-Ebene zumindest in Dresden auch zunehmend auf kommunaler Ebene geführt - und hoffentlich auch angegangen.

Öl unproblematisch?

Bemerkenswert ist, dass sowohl in den Dresdner Stadtrats-Vereinbarungen der linken Fraktionen wie auch in der medialen Diskussion die Öl-Abhängigkeit gegenüber Russland nicht thematisiert wird. Der Ukraine-Konflikt führt bei einer energiepolitischen Betrachtung regelmäßig nur auf die Gasversorgung. Dabei macht Erdgas am Primärenergieverbrauch Deutschlands 2012 nur 21% aus, während Erdöl 33% beitrug. Der Anteil Russlands liegt bei beiden Energieträgern bei gut einem Drittel, so dass rein rechnerisch die Ölabhängigkeit von Russland viel größer ist als die Gasabhängigkeit:

(Fossile) Energieträger 2002-2012 in Deutschland

Nachdem das russische Außenministerium Ende Juli höhere Energiepreise für Europas Verbraucher ankündigte, ist es beruhigend zu hören, dass der Rosneft-Direktor Igor Setschin der Bundesrepublik im SPIEGEL eine unterbrechungsfreie Öl- und Gasversorgung für den kommenden Winter zusagt. Der mediale Fokus auf die Erdgaslieferungen erstaunt, benennt Setschin doch Gas und Öl im selben Satz. Erklärbar ist diese einseitige mediale Fokussierung eigentlich nur dadurch, dass die Medien auf sich selbst verweisend wie vor der Ukraine-Krise kein Problem sehen. Es muss wohl erst ein "unerwartetes" Ereignis dazu führen, dass nicht nur die Gas- sondern auch die Ölversorgung in die Störszenarien der Journalisten (und der Politik) Einzug halten.

Nachtrag: Laut SPIEGEL ONLINE liegt nun eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln vor, die ein Gasboykott-Szenario durch Russland simuliert. Demnach könnte Deutschland 6 Monate ohne russische Gaslieferungen auskommen, sofern große Mengen LNG per Schiff importiert würden. Bei weniger LNG-Importen könnten schon nach 3 Monaten Versorgungsengpässe auftreten. Allerdings wären andere europäische Länder wie Griechenland, Bulgarien, Slowakei oder Ungarn mangels Speichern und größerer Abhängigkeit von russischer Energie schneller in Bedrängnis. Die Hilfe, die dann seitens Deutschland innerhalb der europäischen Gemeinschaft hilfreich und sinnvoll wäre, würde hierzulande zu schnelleren Problemen führen.

 

133 Kommentare to “Schweizer Bundesamt für Energie legt Risikobewertung für die Erdgasversorgung der Schweiz vor, Öl medial kein Thema”

  1. Roderik sagt:

    Hallo Norbert,

    du schreibst:”Wenn die Pipeline wie geplant ab 2018 steht, verändert sich Russlands Position stark. Während es heute noch auf ein Patt zwischen der EU und Russland bei Sanktionsfragen hinausläuft, wird die Gas-Verbindung zu China die geopolitischen Spielregeln für Europa verändern – jedenfalls wenn die Gasabhängigkeit so bleibt wie heute. ”

    Da scheinen andere Leute ganz anderes zu wissen. Die Taz verkündet: “Allerdings ergibt die Orientierung gen China auch ohne geopolitische Ambitionen Sinn. Moskau muss sein Abnehmersystem diversifizieren, denn langfristig wird die Nachfrage nach russischem Gas in Europa sinken. Aus verschiedenen Gründen, die nicht nur politisch motiviert sind.

    Schon die Zahlen belegen Russlands Abhängigkeit von der EU: Mit mehr als 140 Milliarden Kubikmeter russischem Gas jährlich verbraucht die EU das Vierfache dessen, was frühestens ab 2019 nach China geleitet wird. Für Europa besteht überhaupt kein Grund zur Panik.” Quelle: http://www.taz.de/Russisch-chinesische-Gaspipeline/!145285/)

    Da steht die Logik Kopf – je mehr Russland uns liefert, desto abhängiger ist Putin von uns.

    Da entsteht eine ganz andere Welt, in der auch die Spiegel-Redakteure leben.

    Deutschland sei nicht gefährdet, sofern 45 Mrd. Kubikmeter LNG Flüssiggas kurzfristig importiert würden.
    In dem TAZ-Artikel erfährt man, dass die russische Pipeline zunächst 38 später bis zu 64 Mrd. Kubikmeter Erdgas nach China transportieren soll. Die 4000 km Pipeline kostet an die 60 Mrd. Dollar.
    Und in Europa? Da gibst die zusätzliche Versorgung mit 45 Mrd. Kubikmeter für lau und sofort.
    Müsst man da nicht ein bis zwei LNG-Verladeterminals in den Absender- und Empfängerländern zusätzlich und vielleicht noch den ein oder anderen Flüssiggastanker bauen? Und wie lange dauert das wohl? Und kost dass nich auch noch was?
    Wo sind sind eigentlich in Deutschland die LNG-Terminals. In einer älteren Statistik tauchen Italien, Frankreich und GB unter den 10 grössten Importländern auf – Deutschland nicht!

    Aber scheinbar ist ja wohl jede Menge freie Kapazität für LNG Transport vorhanden. Darf ich das wirklich glauben?

    • Michael Egloff sagt:

      Hallo Roderick,
      die Kapazitäten der Flüssiggasterminals der IMPORTstaaten sind nicht das Problem. Deutschland hat zwar bisher keine, aber Europa hat ja einige Terminals.
      Das Problem liegt eher in der Verflüssigungskapazität und der Anzahl der Terminals der Gasexporteure.

      Und ich denke, die Nachfrage nach LNG wird stärker steigen, als die Verflüssigungskapazitäten und die LNG-Exportterminals bewältigen können. Denn in Asien explodiert der Gasverbrauch derzeit geradezu.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Es ist ja nicht nur das Gas, ich denke das Öl ist für die Wirtschaft viel wichtiger, das Europa genauso Öl Abhängig ist wird selten erwähnt. Und man sollte die Angelegenheit auch längerfristig betrachten, in zehn Jahren sieht es auf dem Gas und Öl Markt vielleicht ganz anders aus, und wir bereuen eventuelle Sanktionen oder Embargos gegen Russland.

    • “Da steht die Logik Kopf – je mehr Russland uns liefert, desto abhängiger ist Putin von uns.

      Da entsteht eine ganz andere Welt, in der auch die Spiegel-Redakteure leben.”

      Ja, eine moderne Form von “Des Kaisers neue Kleider”, auf die man auch in vielen anderen Bereichen stoesst, wenn man sich genauer damit befasst.

      Zu den Beitraegen dieses Blogs wird mittlerweile mit grossem Aufwand und auf hohem Niveau diskutiert. Vielleicht waere es eine gute Idee, diese Resourcen fuer Oeffentlichkeitsarbeit zu nutzen. Ich denke da z. B. an ein Wiki mit begleitender Diskussion, in dem gemeinsam Leserbriefe zu solchen Berichten verfasst (und veroeffentlicht) werden.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Also ich denke Norbert macht hier schon einen ganz guten Job für
        uns, eine Wiki bedeutet natürlich auch wieder ne Menge Arbeit, dafür müsste sich dann wohl schon jemand freiwillig melden @Gerhard :)

    • Stefan Wietzke sagt:

      Ich bin ja selbst im Energiebereich beruflich tätig. Wir haben in der Branche schon vor Jahren diskutiert, was alleine der Förderrückgang in Europa für das Pipelinenetz bedeutet. Und das war noch die Friede, Freude, Eierkuchenzeit mit unserem östlichen Nachbarn. Alleine das hätte bereits gewaltige Investitonen nach sich gezogen (die will aktuell niemand aufbringen, denn schon die Ostseepipeline war ein finanzielles Desaster). Denn ein nunmehr in 50 Jahren gewachsenes Netz mal eben komplett umzubauen, weil die Trassen nun an der falschen Stelle liegen, ist ja nicht ganz ohne.
      Anlandeterminals für LNG haben wir aktuell genug, dummerweise aber keine Leitungen um das Zeug von dort aus zu verteilen.
      Und ihr habt natürlich recht mit Verflüssigungsanlagen. Ich brauche nicht nur Anlandeterminals sondern auch welche zum Beladen und die notwendigen Schiffe.
      Planung und Bau solcher Anlagen dauert mal locker 10 Jahre (Vorplanung 2 Jahre, Finanzierung sichern 1-2 Jahre, Feinplanung und Vergabe 1-2 Jahre, Bau 2-4 Jahre)und das in Ländern ohne Genehmigungsprobleme und ohne unvorhergesehene technische Probleme, die sich bei Projekten dieser Größenordnung aber nie vermeiden lassen.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Klar: Langfristig sinkt der Gasbedarf in Europa. Wenn die Wirtschaft zusammen bricht und alle mangels Geld in kalten Wohnungen hocken, oder was.

      Aber vieleicht denke ich da nur zu kurzfristig. In 200 Jahren könnte die Bevölkerung stark abgenommen haben und Heizen ist dann auf Grund der Klimaerwärmung gar nicht mehr nötig.

      • Dieter Meyer sagt:

        Wieso sollte die Wirtschaft zusammenbrechen?

        Selbst die grössten Pessimisten glauben nicht mehr daran.

        Warum auch, nach 6 Jahren Endloschleife “der Crash kommt” ist das Thema erledigt – weil er nicht kommt.

        Grösser ist da die Gefahr des Krieges NATO vs. Russland wegen der Atomwaffen.

        • Michael Egloff sagt:

          Aha, der Crash kommt also nicht?
          Haben wir also 10000 Jahre ungebrochenes Wachstum vor uns?

          Der Crash kommt nicht, weil es die letzten 4,5 Jahre keinen gab…
          ein interessanter analytischer Ansatz.

        • Hendrik Altmann sagt:

          @Dieter
          Gerade wegen dieser Atomwaffen ist ein Krieg sehr unwahrscheinlich.
          Eine andere Tatsache ist das Russland der Nato völlig unterlegen ist, es wäre reiner Selbstmord sich in einen Krieg mit dem mächtigsten und technologisch weitest entwickelten Militärbündnis zu stürzen, was die Welt je gesehen hat.
          Der einzige Grund warum die Nato nicht militärisch eingreift ist, weil die Kosten und Schäden die ein Krieg um die Ukraine enstehen würden, den Aufwand in keinster Weise rechtfertigen.
          Und zum Peak Dieter, auf dem Peak befinden Wir uns seit einiger Zeit schon, doch das ist noch die Sonnenseite, das dunkele Tal wenn wir in den Nächsten Jahren in den weltweiten decline rutschen kommt erst noch, und es wird kein kurzes Itermezzo.

          • Stefan Wietzke sagt:

            Wir wissen heute das selbst die schlimsmten kalten Krieger in der Staatsführung auf beiden Seiten soviel Moral bewiesen haben, dass sie vor einem Nuklearkrieg zurück schreckten.
            Aber erstens kann man sich nicht darauf verlassen, denn unter 7 Mrd. Menschen findet sich immer ein Spinner. Außerdem ist ja bekannt, dass das nie alle so gesehen haben. Mac Arthur wurde abberufen weil er im Korea-Krieg China nuklear in die Steinzeit bomben wollte und auch Kennedys Luftwaffenoberbefehlshaber hielt einen Atomkrieg gegen die Sowjetunion für führbar. Und ein paar Millionen eigene Tote hielt er für durchaus akzeptabel.

            Hinzu kommt aber, dass in Krisensituationen auch was passieren kann, das eigentlich keiner will. Denn wir wissen heute, dass die Welt bereits mehrfach am Rande der Katastrophe stand (das letzte mal 1983, als die Sowjetunion tatsächlich einen Angriff der Nato fürchtete, gibt es ne gute Doku irgendwo auf Arte glaube ich).
            Oder der russische Oberst der den Abschuss seiner Atomraketen verweigerte, als ein Softwarefehler in einem russischen Sateliten einen Atomangriff der USA meldete. Nur weil er der Meinung war, dass die doch nicht so blöd sein können, hat er den Schlüssel nicht rumgedreht. Deshalb ist jedes Misstrauen und jede Kofrontation, die dazu noch schnelles Handeln erzwingt, per se ein hohes Risiko.

          • Stephan sagt:

            @Hendrik Altmann
            “Eine andere Tatsache ist das Russland der Nato völlig unterlegen ist, es wäre reiner Selbstmord sich in einen Krieg mit dem mächtigsten und technologisch weitest entwickelten Militärbündnis zu stürzen, was die Welt je gesehen hat.”

            Es gibt Leute, die das genau anders herum sehen:

            Bundeswehr-Ausrüstung: Alles kaputt, alles am Boden?
            T.Wiegold 25. August 2014
            Die Geschichte, mit der der Spiegel am (heutigen) Montag sein Heft beginnt, hat bereits am vergangenen Wochenende für den Start heftiger Debatten gesorgt. Schein und sein ist sie überschrieben, aus der Vorabmeldung dazu:

            Die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe ist stark eingeschränkt. Laut einem vertraulichen Bericht an die Spitze des Verteidigungsministerium, der dem SPIEGEL vorliegt, sind von den 109 Kampfflugzeugen vom Typ Eurofighter nur 8 uneingeschränkt verfügbar. Beim Transporthubschrauber CH-53 sind von 67 Maschinen nur 7 voll einsatzfähig. Beim Helikopter-Typ NH90, der auch in Afghanistan verwendet wurde, sind es von 33 Maschinen lediglich 5. Ähnliches gilt nach SPIEGEL-Informationen auch für die Transall- Transportflugzeuge, die für den Transport von Hilfsgütern und Waffen in den Irak vor gesehen sind.

            http://augengeradeaus.net/2014/08/bundeswehr-ausruestung-alles-kaputt-alles-am-boden/

            “Nachtrag: “Die Ukraine auf dem Weg nach Europa?”

            Veranstaltung in Regensburg: „Die Ukraine auf dem Weg nach Europa?“
            Unter diesem Titel veranstaltete die FDP-nahe Organisation „Thomas-Dehler-Stiftung“ am 24. April 2014 im Thon-Dittmer-Palais, eine Vortragsrunde, zu der auch der stv. Präsident des Deutsch-Ukrainischen Zentrums e.V., als Zuhörer eingeladen worden war. Eine Diskussion mit dem ukrainischen Schriftsteller Jurij Andruchowytsch, sowie Dr. Falk Bomsdorf, ehemaliger, langjähriger Leiter des Moskauer Büros der Friedrich-Nauman-Stiftung fand statt.

            So kamen erstaunliche Aussagen zustande, Dr. Bomsdorf: die NATO ist nicht einmal annähernd in der Lage der Russischen Föderation militärisch etwas entgegen zustellen. Die russischen Soldaten seien auch wesentlich motivierter als die der NATO.

            Gefunden auf dieser Seite: http://www.deutsch-ukrainisches-zentrum.de/

            • Stephan sagt:

              Und noch ein Bericht von Mitgliedern dieses Deutsch-Ukranischen-Zentrums, u.a. deren Präsident, von einem kürzlich durchgeführten Besuch:

              22.08. – 03.09. 4. Ukraineaufenthalt

              Die gesamte Medienpropaganda der ukrainischen Sendeanstallten, welche alle irgendwelchen Olligarchen und Politikern privat gehören, sprechen von nichts anderem, als von einem Krieg gegen Rußland. Dabei spielt es keine Rolle, dass Ukrainer gegen Ukrainer kämpfen. Wichtig allein ist die ständige Wiederholung der offen-sichtlichen Lügen. Dabei ist weder Nationalgarde, noch das ukrainische Militär zum Führen eines Krieges in der Lage. Wir sahen Bilder von ukrainischen Soldaten, die in Badelatschen und T-Shirt an die Front geschickt wurden! “Du bekommst ein Gewehr, 9 Schuß Munition und dann schicken sie dich an die Front. Da sollen wir dann damit gegen Panzer kämpfen. Und wenn wir das nicht tun, dann werden wir Desserteure genannt.”, so ein junger Soldat der ukrainischen Armee.

              http://www.deutsch-ukrainisches-zentrum.de/jahresberichte-1/2014/

              • Hendrik Altmann sagt:

                @ Stephan wir brauchen das Kriegsgerät auch nicht Einsatzbereit zu halten, wozu auch ,würde es zu einer Mobilmachung kommen, wäre das Deutsche Militär sicher nach einiger Zeit voll Einsatzbereit. Aber da es hier in Europa an Gegnern mangelt, die 100% ständige Einsatzbereitschaft voraussetzen würde, wird um Kosten zu sparen die Militärtechnik in einen Winterschlaf versetzt, nur wenige Flugzeuge zu Übungszwecken sind voll Einsatzbereit. Auch Russland hat den Großteil seines Militärs nicht voll aktiviert. Und ja Russland ist der Nato völlig unterlegen. Alleine die USA wären Russland haushoch überlegen. Du kannst nicht Deutschland alleine betrachten, denn Deutschland macht nur einen winzigen Teil der Nato aus.

              • Hendrik Altmann sagt:

                Und die Ukraine gehört schon mal gar nicht zur Nato, wäre das der Fall würde Russland nicht einmal im Traum daran denken den Fuß in die Ukraine zu setzen. Große Teile des Russischen Militärs sind immer noch in grauenhaften Zustand, die Modernisierung wird noch Jahre benötigen. Aber das spielt auch keine Rolle, die Nato investiert locker über das zehnfache in sein Militär als Russland.

              • Michael Egloff sagt:

                http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-konflikt-russische-nationalisten-rekrutieren-kaempfer-a-990258.html

                Die slawisch-russischen Rassisten/Nationalisten reihen sich ein in die lange Reihe weißer Rassisten. Von britischen, über kroatischen oder ukrainischen bis hin den bisher in nichts getopten germanischen Rassisten.

              • Hendrik Altmann sagt:

                Nationalismus ist einfach nur eine widerliche Seuche, die besonders frustrierte, verzweifelte Menschen befällt, die einfach nicht verstehen, das Nationalismus eine beliebte Waffe ist, um die Massen zu manipulieren, um sich zu nehmen was einem nicht gehört.

        • Stefan Wietzke sagt:

          Na dann fahr mal durch Griechenland, Süditalien oder Spanien. Ich empfehle auch gerne Rundgänge durch Detroit. Erst bei meinem ersten Aufenthalt in den USA habe ich wirklich verstanden was “agressives Beteln” ist.

          Die Wirtschaft bricht ja auch nicht schlagartig zusammen. Aber mal ein paar hiesige Tendenzen: Ich lebe im Pott und hier gibt es bereits viele “Wege” für die der Begriff “Strasse” nicht mehr verwendet werden kann. Die Renten sind seit 1980 mal eben real um 30% gekürzt worden.
          Ich habe mal nachgerechnet: Als ich als Ingenieur Anfang der 90er angefangen habe, waren die Einstiegsgehälter real etwa 25% höher. Aber als Ausgleich dafür darfst du dann für weniger Geld auch wieder deutlich länger arbeiten.

          Ach ja, und die üpigen Betriebsrenten sind auch verschwunden (die gabs zumindest in Großunternehmen und die waren beachtlich).

          Ja auch das Römische Reich endete zum Schluss wieder in der stinkenden Bauernkatte, in der das Vieh die einzige Heizung darstellte. Einen “Zusammenbruch” hat aber keiner erlebt.

          P.S. In Griechenland war das schon ein echter Zusammenbruch. Vom sicheren staatlichen Arbeitsplatz mit Pansionsanspruch ging es innerhalb von 2 Jahren für einen signifikanten Teil der Beölkerung direkt in die Obdachlosigkeit ohne Krankenversicherung. Zum Glück halten da die Familien zusammen und viele ältere verfügen aus historischen Gründen über ein schuldenfreies Haus und etwas Garten.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass wir in den nächsten 20 Jahren einen zusätzlichen Importbedarf von etwa 150 – 200 Mrd. Kubikmetern i Europa haben. Selbst wenn genug “Ware” da ist, müssen wir uns schon ganz schön anstrengen um alleine die technische Infrastruktur entsprechend aus- und umzubauen.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Interessant, @Stefan das bedeutet dann wohl auch, das wenn überhaupt
        effektive Sanktionen oder ein Embargo möglich wären, dann jetzt.
        denn wenn in Nordamerika die Gas und Öl Förderung in wenigen Jahren rückläufig ist, und in Europa der Bedarf gewachsen ist(weil Produktion schon lange Rückläufig), wird ein Wirtschaftskrieg deutlich teurer und ineffektiver gegen Russland, vielleicht drückt die USA deswegen so aufs Gaspedal, weil die strategischen Bedingungen auf längere Sicht, 10-20 Jahre ehr den Russen in die Karten spielen. Allein in 10 Jahren hat die USA ein ernsthaftes Energie Problem, und steckt Wahrscheinlich in einer tiefen Rezession, was in 20 Jahren in der USA ab geht will ich gar nicht erst wissen. Russland wird dagegen sich noch ganz gut selbst versorgen können.

        • Stefan Wietzke sagt:

          Man könnte die Situation dialektisch sehen. Wenn alle immer mehr voneinander abhängig sind, dämpft das eher Konflikte. Andererseits führt das zu zusätzlichem Konfliktpotential, dass man sonst gar nicht hätte. Was ist jetzt besser? Ein weites Feld für Systemanalytiker.

          Tja, dabei ist es so einfach: Macht doch mal was zusammen und regelt eure Konflikte doch mal rational. Ein bisschen Geben und Nehmen geht immer. Aber irgendwie muss das eine gefährliche Idee sein. Schließlich hat man ja schon den Zimmermann aus Galiläa, der diese Idee vor 2000 Jahren propagierte dafür an ein Kreuz genagelt.

          • Hendrik Altmann sagt:

            So einfach ist das nicht mit dem geben und nehmen. Wir Menschen sind halt nicht für das kollektive Leben geschaffen, in unserem Land wird das zusammen leben durch ein großes Gewaltpotential erzwungen wie in fast jedem Staat. genauso ist es in der Welt, jeder Staat hat seine eigenen Interessen und Ziele, Macht und Einfluss Gebiete.
            Wenn wir wie Bienen oder Ameisen wären würde das funktionieren aber wir sind Menschen, jeder Mensch ist ein eigenes Individuum, mit eigenen Wünschen und Zielen und einer eigenen Persönlichkeit, sozial funktionieren und organisieren wir uns in Gemeinschaften. Auch diese Gemeinschaften haben einen eigenen Charakter, eigene Ziele und Wünsche, Ansprüche.
            Worauf Ich hinaus will es wird nie eine Globale Einigkeit geben, wir Menschen sind dafür in unserer gesamten Entwicklung nicht ausgelegt, wir sind Rudeltiere wie der Wolf oder der Löwe, diese natürliche Seite können wir nicht abschütteln oder willentlich beeinflussen, unsere gesamte soziale Struktur funktioniert
            auf der Basis eines Rudels, oder wie wir es heute nennen Gemeinschaften.

  2. Stefan Wietzke sagt:

    Nachtrag: Ich kenne ja die Jungs aus Köln. Die müssten eigentlich wissen, dass es da mit Bulgarien etc. ein kleines Problem gibt. Es gibt da gar keine Leitungen hin. Die hängen alle noch komplett am alten Ostblocknetz. Und nennenswerte Speicher gibts da auch nicht.

  3. Markus Knoll sagt:

    “…da die Schweiz sich stärker in die Aktivitäten der EU zur sicheren Gasversorgung einbringen will…”

    Entschuldigung, aber da bekam ich wirklich spontan einen Lachanfall: Wenn sich jemand in Hehlvetien “in die EU einbringen will”, wird er MINDESTENS geteert und gefedert ;-)

    …Es sei denn natürlich, das “Einbringen” stellt sich im Endeffekt so dar, daß die Kavernen z.B. bei uns errichten (u.a. weil ihre Geologie das nicht hergibt).

    Gebohrene Rosinenpicker & Diebe an Nachbars Steuersäckeln.

    Nebenbei stecken dort die weltgrößten Rohstoffverschieber, im bekannten Kanton Zug sitzt denn auch die -auch technische- (Gering-)Steuerzentrale für Northstream, Gerds Ruhestandsdienstsitz sozusagen.

    Natürlich- nördlich des Weißwurschtäquators hat man immer noch das Bild vom Almöhi verinnerlicht…

  4. Michael Egloff sagt:

    Neueste Daten aus den USA, basierend auf “Querschüsse.de”:

    Die US-Ölimporte sind im Juli gegenüber Juni kräftig gestiegen: von 7,13 auf 7,70 mb/d.
    Allerdings sollte man monatliche Schwankungen nicht überbewerten.
    Wichtig allerdings die Tatsache, dass die USA der mit Abstand größte Ölimporteur bleiben – mit über 1,5 mb/d Vorsprung gegenüber Vizerekordmeister China.

    Die Steigerung der US-Ölförderung ist allerdings ungebrochen:
    Um 0,05 mb/d Plus gegenüber dem Vormonat und beachtliche 14,1% gegenüber dem Vorjahresmonat.

    Die US-Gasimporte sind 2014 gegenübern dem Vorjahr um über 11% angestiegen, trotz nach wie vor noch ansteigender US-Gasförderung.
    Gegenwärtig steigt also sowohl der Öl- als auch der Gasverbrauch in den USA an, letzterer sogar recht stark. Logisch, bei den Binnenmarktpreisen.

  5. Spigola sagt:

    “Ol medial kein Thema”
    Die massive Verleugnung des anstehenden Problems gehört zu den bestürzendsten Aspekten der Diskussionen rund um Peak Oil. Es scheint sich um einen geradezu automatischen Reflex einer riesigen Mehrheit unserer Mitmenschen zu handeln, inklusive Entscheidungsträger und anderer an sich gut informierter Leute. Am ehesten kann man diese Reaktion wahrscheinlich psychologisch erklären, sachlich sicher nicht. Persönlich habe ich den starken Eindruck, dass diese Mauer der Verleugnung noch sehr solide ist und bis zum Eintreten massiver ökonomischer Schwierigkeiten halten dürfte, wahrscheinlich sogar darüber hinaus. Trotzdem ist es wohl eine Notwendigkeit zu versuchen, Löcher in diese Mauer zu hauen. Daher finde ich diese Website und die hiesigen Diskussionen sehr förderlich.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Da schließe ich mich mal direkt an,
      und stimme die voll zu.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Das Problem hatten schon Maedows et. al. Die wundern sich bis heute auf die Reaktion zu ihren “Grenzen des Wachstums”. Denn es ging ja nicht darum, zu beweisen das dauerhaftes Wachstum in einem begrenzten System nicht möglich ist, bzw. das exponentielles Wachstum ganz schnell an seine Grenzen kommt, wenn der Knickpunkt der Funktion erreicht ist.

      Sie sind davon ausgegangen das alle Menschen über 5 Jahre und einem IQ jenseits der Grenzdebilität das ohnehin wissen. Es ging ihnen ja darum, ob die Umstellung möglich ist und dafür genug Zeit besteht.

      Daher war ihre Studie damals auch kein Menetekel, sondern eigentlich ein optimistisches Buch. Das die industrialisierte Welt aber Wachstum bereits als neue Staatsreligion Weltreligion implementiert hatte, war ihnen nicht klar. Komisch, alle anderen Weltreligionen haben Jahrhunderte gebraucht, um sich in einer dogmatischen Ecke festzufressen. Der Wachstumsreligion ist das in wenigen Jahrzehten geglückt.

      P.S. Es wird ja gerne von Schwarmintelligenz geredet. Schwarmdummheit trifft es wohl eher.

      • Spigola sagt:

        Der Vergleich der Wachstumsanbetung mit Religion ist sehr zutreffend. Es ist tatsächlich ein Glaubenssatz: “Ohne Wachstum sind wir verloren”, vergleichbar mit “Kein Heil ausserhalb der Kirche”; aus dem implizit hervorgeht: Jeder Beweis, dass es grenzenloses Wachstum nicht geben kann und wird muss genauso geleugnet werden wie seinerzeit geleugnet werden musste, dass die Erde rund ist und sich um die Sonne dreht. Leider zeigt die Weltgeschichte, dass Menschen, die wahnhaft an solchen verhärteten, dogmatischen religiösen Wahnvorstellungen festhalten zu Allem fähig sind wenn es darum geht, ihren Wahn aufrechtzuerhalten. Aber wirklich zu Allem.

      • Spigola sagt:

        Was ich noch vergessen habe: Der Grund warum die Wachstumsreligion in solcher Rekordzeit diese Massen von Anhängern um sich scharen konnte, ist wohl recht simpel: Durch den massiv steigenden Wohlstand der 50er bis 70er Jahre gab es konkret spürbare, ja geradezu berauschende Erlebnisse auf dem materiellen Sektor. Ein eigenes Auto, Einfamilienhaus, Flugreisen, Designerfetzen und Champagner hier, jetzt und sofort fetzen halt werbungsmässig mehr als ein vages Versprechen auf ein besseres Leben nach dem Tod, abstrakte Erleuchtung oder das Nirvana.

        • Stefan Wietzke sagt:

          Du hast es erfasst. Dazu bin ich, im Gegensatz marxistischer KapitalismusKritik, der Meinung, dass es die zivilisatorischen Entwicklungen hin zu einer breit aufgestellten Demokratie, zu Bildungsexpansion und den emanzipatorischen Bewegungen, aber auch naturwissenschaftlichen Fortschritten in der Medizin, in den letzten 200 Jahre ohne dieses System nie so gekommen wäre.
          Die Wachstumsbeführworter halten auch deshalb an dem System so fest, weil zumindest die Schlaueren unter ihnen befürchten, dass diese Fortschritte bei einem Ende des Systems wieder verschwinden. Ich halte diese Gefahr für sehr real.

          Es ist eine gesellschaftliche Herkulesaufgabe genau das zu verhindern.
          In einem nicht auf Wachstum basierenden Modell brauche ich ganz andere Verfahren der Aushandlung fairer Güterverteilung, neue Machtstrukturen usw.

          Ansonsten kriegen wir wieder die “historischen” Lösungen. Und die sind irgendwie semioptimal. Zumindest für den größtern Teil der Bevölkerung.

  6. Markus Knoll sagt:

    Ich weiß nicht, ob das schon behandelt wurde- über die Zukunft des L-Gases aus NL & Umstellungsstrathegien (worauf…):

    L-Gas: Kommt der Abschied schneller als bisher gedacht?

    http://www.enervis.de/de/news-gasmarkt/355-l-gas-kommt-der-abschied-schneller-als-bisher-gedacht

    • Stefan Wietzke sagt:

      Auf H-Gas aus Russland :-). Gibt aber auch ein technisches Problem. L- und H-Gasnetze sind getrennt. Die Verbraucher umzustellen ist da noch das kleinste Problem. Ist nur ein Hebel an Heizung oder Herd. Aber das Netz sukzessive rüber zu nehmen erfordert Zeit und genaue Planung.

  7. Stephan sagt:

    Eine interessante Info zum Thema Gaspreis in der Ukraine (ebenfalls von der Webseite des Deutsch-Ukrainischen Zentrums):

    22.08. – 03.09. 4. Ukraineaufenthalt

    Auch wurde während unseres Aufenthaltes in der Ukraine von Jazenjuk, dem Kaninchen, die Gasleitung von Slowakei feierlich eröffnet. Schließlich muss man ja vom teuren russischen Gas unabhängig werden. Also kauft man es jetzt in der Slowakei, die ja eigentlich auch in Rußland einkauft… Angesichts dieser Idiotie verwundert es nicht, dass dieser Gaspreis dem ukrainischen Volk nicht mitgeteilt wurde. Dieser ist tatsächlich ein STAATSGEHEIMNIS!

    http://www.deutsch-ukrainisches-zentrum.de/jahresberichte-1/2014/

    Von der gleichen Seite Infos über den Zustand der Kohlegruben im Donbass:

    Kurz vor unserer Abreise wurden die Ukrainer von den Medien noch darüber aufgeklärt, dass in Kürze der Strom zwei mal für je 2 Stunden abgestellt würde. Hintergrund ist, dass es einfach zu wenig Kohle zum Betreiben der Kraftwerke gibt. 50 Gruben im Donbas arbeiten derzeit nicht. 11 sind bereits überflutet, da die Stromversorgung zum Betreiben der Pumpen gekappt wurde und können wohl gar nicht mehr betrieben werden. Erklärtes Ziel der ukrainischen Armee ist die komplette Zerstörung der Infrastruktur der Ostukraine.

    Ich habe keine Ahnung, ob man Kohlegruben wieder trockenlegen kann, die geflutet sind, aber es dürfte auf jeden Fall ein großer Aufwand werden, da man leichter Wasser hochpumpen als hochsaugen kann.

  8. Dieter Meyer sagt:

    Gestern habe ich mir ein Interview bei Chris Martenson angehört.

    Wow, das war so völlig anders als alles, was er sonst hat.

    Aussagen:

    Energie haben wir genug, sobald wir Thorium-Kernreaktoren gebaut haben.

    Die sind seit Anfang der 70er Jahre ausgereift und SICHER.

    Die Chinesen haben es auch versucht, aber die Legierung, die man dafür benötigt, nicht hinbekommen. In den USA hat man es geschafft.

    Fukushima würde ebenfalls total überbewertet. Nicht EIN Mensch sei dabei ums Leben gekommen.

    (Soweit ich weiss, gab es mindestens zwei tote Arbeiter dort, weil die während des Erdbebens durch herabfallende Teile erschlagen wurden. Die konnten erst Wochen oder Monate später geborgen werden, so dass kaum darüber berichtet wurde.)

    Ausserdem seien die Reaktoren erdbebensicher gewesen, nur der Tsunami war das Problem.

    Und auch die entwichene Radioaktivität sei kein Problem. Stoffe, die lange strahlen, wären eh nicht gefährlich… Nur radioaktives Iod sei gefährlich (und Cäsium), aber das sei inzwischen zerfallen. Lediglich Cäsium könnte vielleicht ein Problem werden.

    Alles so wiedergegeben, wie gehört. Chris Martenson ist daraufhin nicht viel einfallen…

    Mir auch nicht.

    • Tom Schülke sagt:

      tja.. bei den Thoriumgeschichten hab ich den Verdacht, das sich da tatsächlich technisch einiges Bewegen ließe. Was das betrifft wäre ich schon neugierig, in wie weit das was dort gesagt wurde substanz hat.

      Das eigentliche Problem finde ich aber ist doch , das man sich die Frage stellen muß ob das überhaupt wünschenswert ist. Was wären denn die Folgen ?

      Mal angenommen das gelingt uns. Dann haben wir eine neue Ära unbegrenzter (zunächst) Energie ?

      Was kommt dann ? Ich denke wir werden uns weite am Rest der genauso wichtigen restproblemchen verdient machen wie da wären…. Übernutzung der Ozeane, Vernichtung von Humus, Abholzung von Regenwäldern… Ungehemmte vermehrung.

      Wer so argumentiert, hat nicht begriffen, das Energie, wenn auch ein wesentliches Schlüsselelement, nur eine Facette der viel umfangreicheren Problematik mit dem Namen Overshoot ist.

      Alles in allem ist vorstellbar, das PO ein Glücksfall für unser Langfristiges Überleben werden könnte.. (bei allen veränderungsschmerzen die damit verbunden sind).

    • Ert sagt:

      Das war Kirk Sorenson bei Martenson – und Du hast Recht.. das was er da durchgehen lassen hat, ging auf keine Kuhhaut.

      Die Übergänge bez. der Diskussion um LFTR Reaktoren und Atomkraftfabeln war fließend – damit hat sich Soerenson auch keinen gefallen getan, Martenson erst recht nicht.

      Ich selber sehe ja eine Atomrenissance kommen… eben weil es aktuell keine anderen Alternativen am Horizont für eine Grundlastversorgung gibt und irgendwie keiner (bezogen auf die Masse) Deindustrialisieren und auf den aktuellen Lifestyle freiwillig verzichten möchte. Auch unsere Politiker fabulieren immer noch etwas von Wachstum… und keiner hat es Verstanden bzw. will es verstehen, das Wachstum Energie, Ressourcen und in unserem System auch zunehmende Gesamtverschuldung braucht.

      Martenson ist eben auch Baby-Boomer… und sieht die Problematik ganz klar…. möchte wie ich und Du noch 20 schöne Jahre haben… angesichts dessen was klimatisch hoch kommtund der generellen Probleme mit den Fossilen und den Energiekosten ist LFTR – wenn es denn funktioniert – die bisher attraktivste Variante für Stromgrundlastversorgung die ich kenne, die auch eine Großindustrie versorgen kann.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Aktuell schrumpft die Atom Industrie, Ich glaube nicht das da noch mal was kommt, die Kosten für Atomkraftwerke sind am Explodieren. Japan denkt offen über einen Ausstieg nach, es sind keine neuen Atomkraftwerke mehr geplant in Japan. In Deutschland soll der Steuerzahler nun das Abwracken der Atommeiler, sowie die Kosten der Endlagerung übernehmen. Dazu muss man sagen das der Bau eines Atomkraftwerkes irrsinnig viel fossile Energie kostet. Weltweit sinkt die Anzahl von Atomkraftwerken, das ist ein Internationaler Trend.

        • Michael Egloff sagt:

          Richtig.
          Und nicht nur die Zahl der in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke schrumpft, auch das Durchschnittsalter aller AKWs steigt ständig und immer mehr streben ihrem Ende des Laufzeit entgegen. Selbst, wenn man die ohne Risikobewusstsein verlängert.
          Und noch stärker als die Anzahl der AKWs sinkt der Anteil der Atomkraft am weltweiten Energiemix.
          Kaum vorstellbar, dass es noch einmal zu einer wrklichen Renaissance kommt.

          http://www.deutschlandfunk.de/atomkraft-in-der-kostenfalle-teil-2-kostenexplosion-beim.697.de.html?dram:article_id=279647

        • Dieter Meyer sagt:

          Ausser in China. Die bauen wie blöde an neuen AKWs.

        • Ert sagt:

          Ja Hendrik – das stimmt.

          Ich sehe aber die Atomwaffengetriebene U235 Wirtschaft am Ende. Die Reaktordesigns haben alle zu viel Probleme, die Risiken sind zu hoch, die stoffliche Kette inkl. Uranabbau und Anreicherung ist absurd komplex – und diente u.a. dazu die Kosten der militärischen Komponente quer zu fianzieren bzw. zu verschleiern.

          Deswegen macht es keinen Sinn das weiter zu führen… nicht finanziell, nicht gesellschaftlich, nicht politisch und auch nicht technisch.

          Wenn aber LFTR erst einmal aus dem Hut ist… dann könnte sich so etwas sehr schnell ändern.

          • Michael Egloff sagt:

            Ich bin immer recht skeptisch, wenn es um “Game-Changer” geht.
            Alleine schon angesichts des exlplosionsartig ansteigenden “strukturellen” Energiebedarfs der Menschheit.

          • Hendrik Altmann sagt:

            Das ist doch ne alte Geschichte, die Dinger sind noch Unwirtschaftlicher als die jetzt bestehenden Reaktoren. Überall auf der Welt wurden Experimente mit dieser Technologie gemacht, sowie Studien aufgestellt, die ein ehr kritisches Bild aufwerfen. Die Vorteile dieser Technologie sind zudem noch gar nicht vollständig
            Bewiesen, und die gesamte Nuklear Industrie steht dieser Reaktor Technologie kritisch gegenüber.

          • Hendrik Altmann sagt:

            http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCssigsalzreaktor das steh auch größten teils alles in der Wikipedia…

          • Hendrik Altmann sagt:

            Das ist wie mit der Freien Energie, da haben die Leute, die das als Welt Rettung angepriesen haben auch gesagt das sie Verfolgt werden, und die Industrie diese Technologie mit Absicht nicht entwickelt, und schlecht macht um die Welt abzuzocken. Aber ganz ehrlich das ist doch Humbug, an der Sache wurde über 50 Jahre lang geforscht und Entwickelt, das hat etlich Milliarden gekostet und man kam zu dem Schluss das die Dinger nicht lohnen, ganz einfach. Wenn die damit wirklich so viel billige Energie erzeugen könnten, würden die das doch schon längst machen, und sich dumm und dämlich verdienen.

            • Ert sagt:

              @Hendrik

              ich sehe das differenzierter – AKW Technologie funktioniert nicht ohne Anschub der Staaten – für Haftung, Rückbau, Genehmigung und ggf. Finanzierung und langfristige Abnahmeverträge. Auch braucht diese zentralisierte Strom-Infrastrukturen und nicht solche Pleitegeier wie unsere aktuellen Energiekonzerne, die massiv verschuldet sind. Alleine die Entwicklungskosten für eine komplett neue Industrie – mit allen Infrastrukturkosten für Ver- und Entsorgung.. das schultert kein privater Konzern mehr für eine AKW Technologie… Solar, Wind, etc. ist da eine viel einfachere Hausnummer.

              Das China & Indien es stark pushen ist ein Zeichen dafür das was dran ist – wie auch an den funktionierenden Versuchsreaktoren vor ca. 50 Jahren. Die müssen zu jedem Strohalm greifen.

              Schauen wir mal. LFTR hat jedenfalls deutlich mehr Potential wie Fusion, etc. pp.

              • Hendrik Altmann sagt:

                Mehr Potential als Fusion auf jeden Fall da gebe ich vollkommen Recht. Nun wenn ein wirtschaftliches Kraftwerk auf Basis dieser Reaktor Technologie steht, änder ich vielleicht meine Meinung. Aber im Moment ist da ja noch tote Hose, und ob die Chinesen oder Inder das schaffen was die westliche Welt nicht erreicht hat wird sich zeigen, oder ob sie am Ende nicht nur zu den selben Ergebnissen kommen.

      • Dieter Meyer sagt:

        Wenn sich meine Situation nicht bessert, habe ich fast keine Lust auf die nächsten 20 Jahre…

        Aber zu dem Thema Baby-Boomer:

        Der jetzigen Generation Praktikum geht es noch VIEL, VIEL besser als den Baby-Boomern.

        Wenn ich sehe, wie die alle 6 Monate in neues Handy haben, tagelang auf ihr iPhone warten, technischen Müll wie Facebook (vormals war es MySpace) nutzen, total auf Online-Speicher setzen, dann haben die wirklich keine Sorgen!

        Wo haben die bei den vielen Praktika all das Geld her???

        Und gleichzeitig sind die total desinteressiert an gesellschaftlichen Entwicklungen und gehen auch für nichts mehr auf die Strasse. Für andere setzen die sich auch nicht mehr ein, denn deren Motto ist: fun, fun, fun.

        So gestalten die auch ihre Wochenenden.

        • Michael Egloff sagt:

          Pauschalismus ist der Tod jeder Analyse.
          Ich kenne junge Leute, die in jungen Jahren schon ausgebrannt sind, die Ängste haben vor fatalen Lücken in ihrer Berufsbiographie, die sich in 50-Leute-Schlangen einreihen beim Casting um eine kaum bezahlbare Wohnung, die sich von Paktikum zu Paktikum (schlecht oder garnicht bezahlt) jahrelang durchhangeln…

          Aber klar: die Jugendlichen bzw jungenerwachsenen Funsüchtigen gibt es AUCH.
          Es gibt vieles Unterschiedliche in der Welt.

        • Ert sagt:

          @Dieter,

          ich habe auch das Gegenteil erlebt… auf meinem Permakulturkurs vor ca. 1 Woche. Sicher nur ein Ausschnitt – war aber trozdem baff.

          Der andere Aspekt ist doch auch, das unsere “Wirtschafts-Wachstums-Polit-Kultur” mit Alternativlospolitik, Werbung, Medien und all den Angeboten doch gerade solche “konsumierenden” Konsumenten haben will – die FB, Google und Co nutzen, konsumieren, nicht nachdenken, nicht politisch aktiv sind, etc. pp.!

          • Stephan sagt:

            @Ert
            “auf meinem Permakulturkurs vor ca. 1 Woche. ”
            Respekt! Das habe ich noch nicht geschafft. Letztes Jahr war ich kurz davor einen in Spanien zu machen.

        • Hendrik Altmann sagt:

          @ Ach Dieter, geht das schon wieder Los mit den Menschen in Schubladen stecken. Was ist eigentlich mit den Afrikanern geworden, die aus Afrika hier rüber
          Segeln, um dir nach dem Leben und deinem Arbeitsplatz zu trachten?
          Jetzt ist es die böse Jugend, die alle kein Bock haben, und nur vor Facebook sitzen.
          Das ist doch Bull****, Ich kenne ne Menge Jugendlich die wirklich was erreichen wollen, und sich wirklich reinknien Ihr Leben und das anderer zu verbessern, genauso kenne ich Rentner die Facebook nutzen.
          Die Welt ändert sich ständig Dieter, entweder du änderst Dich mit Ihr, oder du sitzt frustriert in der Ecke und beklagst das früher alles besser war.

        • Stefan Wietzke sagt:

          In einem Punkt muss ich Dieter da mal recht geben. Den Generationen nach den Baby Boomern geht es (auf jeden Fall in Deutschland) tatsächlich materiell deutlich besser, als den Baby Boomern selbst. Hinzu kommt das Probem, das diese Generationen keinen Bezug mehr zu Leuten hat, die selber viel schlechtere Zeiten erlebt haben. Denn von der Urgroßelternfraktion sind nicht mehr viele da.
          Wenn ich aus den späten 60ern und frühen 70ern berichte (und ich hatte damals nicht das Gefühl das mir irgendwas wichtiges gefehlt hätte), dann ist das für die der totale Horror (“Papa, wie seit ihr den früher ohne Computer ins Internet gegangen”).
          Deshalb misstraue ich auch dem Hype um Share-Economy. Und der Idee das sich in der Breite schon grundlegend was ändert. Denn das geringere Interesse z.B. an Autos wird lediglich durch Fernreisen oder elektronisches Spielzeug ersetzt. Beliebt ist auch der Ski-Urlaub auf Schneekanonen Pisten. Die Moden wechseln, das Problem bleibt das Selbe.

          Daher bin ich auch mit Niko Paechs Diskussionsansatz nicht ganz einverstanden. Es ist eben nicht damit getan, nur den “Überkonsum” einzustellen. Natürlich ist es wichtig, klar zu machen, dass eine Reduktion und ein Blick auf andere Dinge des Lebens dieses reicher machen können. Und das nicht die Steinzeit auf uns wartet. Aber es ist immer noch eine Verzichtsleistung notwendig.

          Man kann das gut mit jeder Art von Sucht vergleichen. Erst müssen die Schmerzen ganz stark werden, bevor man sich auf Entzug begibt. Und die neuen Perspektiven ergeben sich erst nach schmerzhaftem aber erfolgreichem Entzug. Nur die Schmerzgrenze ist sehr individuell. Bei manchen liegt sie niedrig, bei anderen dagegen so hoch, dass der eigene Untergang das kleinere Übel darstellt.

          Harald Welzer hat das mal sehr schön ausgedrückt:
          Reporter: “Dann ist weniger also mehr?”
          Welzer: “Nö. Weniger ist weniger.”

          • Dieter Meyer sagt:

            @ Stefan Wietzke

            Danke!!!

          • Norbert Rost sagt:

            Ich genieße deine Beiträge hier, Stefan!

            Zu Niko Paechs Ansatz: Ich denke es macht immer Sinn zu unterscheiden zwischen dem Aspekt, der den Diskurs + Nachdenken anregt und der angestrebten “Vision”. So oder so schafft es das von Paech sehr stark ins Gespräch gebrachte Konzept von “Postwachstum”, Gedanken auszulösen. Das ist beim gesellschaftlichen Stand der Dinge erstmal Gold wert.

            Dass darüber hinaus der Druck der Wachstums-Philosophie nicht sofort nachlässt, damit muss man leben – und ihn mit Geduld und Beharrlichkeit aushalten. Sehr schön zeigt das ja die Frage des Journalisten, den du zitierst. Da steckt die Frage nach dem ewigen Alles-wird-noch-besser weiterhin drin. Diese “Positivierung” ist der Gesellschaft schwer auszutreiben, alle fragen weiterhin: “Was hab ich davon?” Daher verkaufen ja selbst “Klimaschützer” ihre Lösungsansätze mit “Vorteilen”, statt den Welz’schern Ansatz anzubieten: Wenn du das Ruder nicht rumreißt, ist die Kacke am Dampfen.

            Das will kaum jemand hören.

            Aber vielleicht stellt die Bundesregierung ja auch deswegen Psychologen und Verhaltensforscher ein:
            http://www.sz-online.de/nachrichten/wie-bringt-man-den-buerger-auf-trab-2923853.html

            • Stefan Wietzke sagt:

              Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde den Paech echt gut. Und ich finde es toll, dass da mal einer ist, der sich fundamental Gedanken dazu macht, wie wir anders leben können. Und das er klar macht, dass wir eben nicht nur was zu verlieren, sondern eben auch viel zu gewinnen haben. Er und Welzer halten machen auch wunderbar klar, in welchen Pathologien wir uns inzwischen verrannt haben.

              Paech hat eine optimistische Grundeinstellung, die ich mit ihm teile. Er sagt ja auch nichts Falsches. Aber er lässt eben auch gerne mal das ein oder andere weg ;-). Aber das merken natürlich auch andere. Und da habe ich dann selber gerne eine Antwort drauf.

            • Stefan Wietzke sagt:

              Ergänzung:
              Es geht doch am Ende wieder um die ganz alten Fragen der Menschheit. Nämlich die nach dem Sinn. Warum bin ich hier und was mach ich daraus? Eine Frage die wir als Gesellschaft nicht mehr stellen. Meinhard Miegel hat das letztens so ausgedrückt: “Born to shop” ist alles was geblieben ist.
              Damit degradiere ich mich aber als Mensch zu einem reinen Reaktionsautomaten. Im Endeffekt beraube ich mich damit meiner Würde und meiner Menschlichkeit.

              Denn wenn nichts einen Sinn hat, ist keine Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch, Gut und Böse mehr möglich. Überlebt die Menschheit? Egal. Gibt es Krieg oder nicht? Egal. Dann ist das Streben nach eigenem “Glück” nur noch die Vermeidung als unangenehm empfundener Synapsenreaktionen. Aber am Ende ist dann auch das egal. Denn dann ist es auch egal ob ich da bin oder nicht.

              Ich bin mir aber sicher, dass es den meisten Menschen eben nicht egal ist. Und das hat uns zu all den wunderbaren Dingen geführt, die den wirklichen Reichtum der Menschheitsgeschichte ausmachen. Wir sehen sie leider häufig als Aneinandereihung von Katastrophen. Die Katastrophen waren aber eher die Ausnahmen. Sie sind die Korrektive von Fehlentwicklungen in einer nicht perfekten Welt.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Ich bin ja selber Ing. und mein erstes Unternehmen war an der Entwicklung von Reaktoren (auch Brutreaktoren) beteiligt. Daher hier mal die Gründe, warum Atomenergie uns NICHT helfen wird (und das hat nichts mit Unfällen oder besonderen technischen Risiken zu tun).

      1. Man kann klassische Reaktoren so bauen, dass sie nicht durchgehen können. Sind zwar teuer, ist aber machbar.

      2. Klassische Reaktoren sind aber keine Lösung, da Uran der Energierohstoff ist, der uns zuerst ausgeht.

      3.Die Behauptung, dass Brutreaktoren technisch ausgreift sind, ist eine ziemlich dreiste Lüge. Brutreaktoren sind technisch ausgeREIZT, aber NICHT ausGEREIFT. Alle Projekte wurden eingestellt, da sich unüberwindliche technische Hürden gezeigt haben. Die Anlagen sind nie mehr als ein paar Tage ohne schwere technische Störung gelaufen. Von den Kosten mal gar nicht zu reden. Deshalb wurden alle Projekte eingestellt. Zudem ist es mit dem Reaktor nicht getan. Es muss ein vollständiger Brennstoffkreislauf aufgebaut werden. Der ist ebenfalls technisch sehr aufwändig und damit teuer.

      3. Das Abfallproblem ist nicht gelöst. Hier mal ein bisschen Betriebswirtschaft: Wenn die Abfälle dauerhaft Kosten verursachen (also auch nach Stilllegung und Abriss der Anlage), dann läuft die Zahlungsreihe unendlich weiter. Damit sind die Kosten für den produzierten Strom unendlich. Selbst wenn man annimmt, dass wir in den nächsten 100 Jahren eine entgültige Lösung findet, kommt man auch Kosten die dem 100 bis 1000fachen dessen entsprechen, was heute tatschlich für den Atomstrom bezahlt wird. Der ist eben nur deshalb billig, weil wir die Kosten schön bei unseren Nachfahren abladen. Und leider können die sich denen auch durch einen Konkurs nicht entziehen. Denn der Atommüll ist nun mal physisch da und wird physisch bleiben.

      4. Bei der Fusion sieht es auch nicht besser aus. Die letzten Sachstandberichte in SPW legen die Vermutung nahe das das nie funktioniert. Und das gilt sowohl für den TOKAMAK wie für den Impulslaser-Ansatz. Übrigens hier eine kleine Anekdote am Rande. Für das Lasersystem benötigt man spezielle Brennstoffkapseln, die enorm hohe technische Anforderungen erfüllen müssen. Dadurch kommt man dann auf Kosten für eine kWh die bei mehreren tausend Euro liegen.

      5. Aktuell sind nicht einmal genug Reaktoren in der ernsthaften Planungsphase um den Energieanteil auf aktuellem Niveau zu halten. Der Grund ist ganz einfach. Die Dinger sind unbezahlbar.
      Ich empfehle da mal nach dem Projekt in Finnland zu googeln. Aktuelle Projektverzögerung 9 Jahre und Kosten inzwischen beim Mehrfachen der Plankosten.

      Noch ein paar Infos zur wirtschaftlichen “Machbarkeit”: Der Abriss des ersten Störallreaktors in Selafield dauert jetzt schon 50 Jahre. Geschätzte Restzeit: noch einmal 50 Jahre.
      In Tschernobyl und in Fukushima sind die Problemlagen ähnlich.

      Fazit: Diese Energiequelle benötigt einen unglaublich hohen Aufwand, sprich sie ist unglaublich teuer. Außerdem ist sie die knappste Energieressource die wir haben.Ergo keine Lösung für unser Problem.

      Versucht mal ein Unternehmen zu finden, dass auf privater Basis ein AKW baut (also ohne Kostenübernahme durch den Staat) ;-).
      GB versucht gerade, die Chinesen zu überreden doch neue Reaktoren in GB zu bauen. Die Chinesen verlangen dafür Strompreisgarantien, die etwa um den Faktor 4 über aktuellen Preisen liegen. Und das für 50 Jahre mit Preisinidzierung (und natürlich Take or Pay, also einer kompletten Abnahmeverpflichtung).

      • Hendrik Altmann sagt:

        Ja nicht wenige Physiker halten das Fusionskraftwerk für Geldverschwendung, und mal ganz Ehrlich, wir umkreisen doch das effektivste Fusionskraftwerk was man sich wünschen kann, das Leben nutzt diese Energiequelle optimal aus, mit den auf der Erde zu Verfügung gestellten Ressourcen.
        Ein Baum braucht nur die Ressourcen die direkt unter
        Ihm in 10 Metern Erde vorhanden sind, um ein Solarkraftwerk zu bauen, wie viel Ressourcen braucht ein Unternehmen um auch nur ein Solar Panel zu bauen? und von wo müssen die ran gekarrt werden? Das was wir suchen existiert schon längst in einer effektiveren form, und vor allen Dingen in einer deutlich Nachhaltigeren Form.
        Nur unser Bedarf danach ist zu groß, weil wir zu viele sind, das schaft die Natur nicht uns zu geben.

      • Dieter Meyer sagt:

        @ Stefan Wietzke

        Was ist eigentlich mit der Transmutation, die von “konservatien” Kernkraftwerkbefürwortern stets als DIE Lösung bezüglich Abfälle angepriesen wird?

        • Stefan Wietzke sagt:

          Das Problem radioaktiver Substanzen ist ja, dass die nicht stabil sind. Das Element zerfällt so lange, bis es sich in stabile Elemente umgewandelt hat. Dabei werden entweder Heliumkerne, Elektronen oder elektromatische Strahlung abgegeben (Alpha-, Beta- und Gammastrahlung).
          Das wesentliche Problem dabei ist, dass der Prozess je nach Ausgangsmaterial sehr lange dauert. Stell dir vor, der Zerfall würde z.B. nur wenige Stunden dauern. Dann hätten wir kein Abfallproblem. Denn dann muss das radioaktive Material nur sehr kurz gesichert werden und dann ist es ungefährlich. Selbst wenn es in die Umwelt gelänge, könnte es da auch nicht viel Schaden anrichten, da es ja schnell verschwindet.
          Also ist die Idee naheliegend, den Zerfallsprozess zu beschleunigen. Das kann man machen, in dem man durch externe Strahlung das Material zum beschleunigten Zerfall anregt. Das funktioniert nur nicht immer.

          Es gibt ein weiteres Problem. Um das zu machen, brauche ich hochenergetische Strahlung, die ich auch erst mal wieder erzeugen muss. Und da kann es dann schon sein, dass das mehr Energie kostet, als ich durch die Kernspaltung an verwertbarer Energie gewonnen habe. Da sind wir dann bei einem EROEI von unter 1. Sprich das ganze funktionert dann nicht mehr als Energiequelle.

  9. Michael Egloff sagt:

    Hallo, liebe Leipzig-Reisenden.
    Wie war das Treffen in Leipzig? Ich konnte leider nicht kommen. Musste leider (wie üblich) am Samstag arbeiten.

    • Tom Schülke sagt:

      Hallo Michael.

      Das war sehr schön.. Wir haben euch schon vermisst und wären neugierig auf euch gewesen. Aber das war ein richtig angenehmer Abend, durchgehend mit Menschen die ich auch so gerne sehen würde. Das war schon spannend zu sehen wer hinter den Worten hier auf PO.com steht.

    • Ert sagt:

      Würde mich auch interessieren :-)

    • Norbert Rost sagt:

      Ich weiß noch nicht so recht, wie ich “Leipzig” hier verarbeiten soll. Insbesondere, da ich nicht eine einzige Veranstaltung der Degrowth-Konferenz als Zuhörer besucht habe, sondern jegliche Zeit mit persönlichen Gesprächen verbracht habe – ich kann zu den Konferenzinhalten also kaum was sagen.

      Das Zusammentreffen mit PeakOilern, insbesondere am Freitagabend war sehr angenehm. Wir waren zu Sechst bzw. temporär zu Siebt (Hamburg, Bremen, Hannover, Menden, Bielefeld, Dresden, Leipzig) und es ging primär darum, sich mal in die Augen zu schauen. Das Interesse intensiverer Vernetzung wurde angesprochen – insbesondere von geografisch nahen Lesern.

      Eine Mailingliste ist im Entstehen, aber sicherlich nicht dafür, die hier laufenden Fachdiskussionen abzuwürgen.

      Hmm, wie gesagt: Es ist mir noch unklar, wie ich die Zusammenkunft verarbeite…

  10. Tom Schülke sagt:

    Ach ja… Sowas fände ich ja für diese Website auch super..

    hier habt Ihr schon den super Werbespot des Post-Carbon Institutes in Californien gesehen ?

    Petrolify your live…

    https://www.youtube.com/watch?v=RhgBeT_gkJU

    • Stephan sagt:

      OT für eine gute, friedliche Zukunft (anlässlich der diesjährigen Verleihung des Aachener Friedenspreise, mit einer Laudation von Gabriele Krone-Schmalz):

      Aachener Friedenspreis 2014
      Rede von Lebenslaute


      Die Zahl der Anmeldungen wuchs und wuchs – wir konnten große Werke wie die Unvollendete von Schubert und die Egmont-Ouvertüre von Beethoven spielen. Die deutsche Polizei hatte unser Konzert den Amerikanern gegenüber als genehmigte Veranstaltung angekündigt, vermutlich um Scherereien zu vermeiden. Nach dem Hauptkonzert verteilten wir uns auf die zwei Tore und setzten in kammermusikalischer Besetzung die Blockade fort. Als es dunkel wurde, beleuchteten die amerikanischen Soldaten mit ihren Taschenlampen unsere Notenständer. Nach Mitternacht wurde geräumt.

      Da ich in der Nähe zu Hause war, konnte ich erleben, wie viele Bekannte unser Konzert als Anlass nahmen, zum ersten Mal nach Mutlangen zu kommen. Unsere Musik hatte Ohren geöffnet, die sonst für Argumente gegen das Unrecht und die Bedrohung in Mutlangen geschlossen geblieben wären.

      http://www.aachener-friedenspreis.de/uploads/media/RedeLebenslaute.pdf

      • Stephan sagt:

        Sorry, das war die falsche Stelle für meinen Beitrag. Er sollte ganz nach unten.

      • Stephan sagt:

        Dazu fällt mir noch ein Spruch ein, den ich damals als Student morgens immer in der S-Bahn als “Werbeaufkleber” an einer Wand gesehen habe:
        “Liebe wächst, wenn man sie verschwendet.”
        Auch in den USA werden die wenigsten Menschen Soldat, weil sie gerne Leute umbringen. Die Not oder die Perspektivlosigkeit zwingt sie meistens dazu:
        In einem amerikanischen Forum vor etwa acht Jahren habe ich mal gelesen, dass es z.B. Väter gibt, die ihre Söhne am Tag nach dem 18. Geburtstag auf die Straße schmeißen. Dort müssen sie dann schauen wie sie überleben. Das hatte eine ältere Frau erzählt, die einen dieser jungen Männer mal aufgenommen hatte.
        Es gibt aber auch den umgekehrten Fall:
        Irgendwann zwischen 2003 und 2008 als die USA noch den Irak mit Hilfe ihrer Armee besetzten, kamen wieder einmal zwei Abgesandte der Kaserne eines Gefallenen zum Haus der Eltern dieses Soldaten. Als der Vater diese Männer sah schrie er auf, rannte in seine Garage, übergoss sich mit Benzin und zündete sich an – ich weiß nicht ob er überlebte, aber dieses Ereignis wurde eine große Nachricht in den Medien in den USA. Einen oder zwei Tage später verkündete Bush im Fernsehen dann wie wichtig diese “Mission” im Irak sei.

        Dazu gibt es auch einen netten Spruch des russischen Dichters Boris Pasternak (passend dazu auf englisch): “Happy men don’t enlisten” (Glückliche Männer melden sich nicht freiwillig zum Militär).

        Wenn wir also die Welt gerechter und friedlicher machen wollen müssen wir dafür sorgen, dass alle Menschen eine Perspektive für ein besseres Leben haben, egal in welcher Lage sie sich befinden.

        • Dieter Meyer sagt:

          Wenn ich sehe, wie die Propaganda der Welt, der FAZ, des Spiegels etc. inzwischen in den Köpfen wirkt, kann ich mir vorstellen, dass bei einem Krieg in Russland die Deutschen vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen sind.

          So wie vor 100 Jahren.

          • Hendrik Altmann sagt:

            Also ich weiß ja nicht wo du lebst aber, hier wo ich lebe wären alle entsetzt.

          • Stefan Wietzke sagt:

            Sie waren auch damals nicht aus dem Häuschen. Da wird noch heute die Propaganda von vor 100 Jahren gezeigt. Wie Clark am Ende seines Buches über den Weg in den 1. WK beschreibt, war bei der Mehrheit der Menschen in ganz Europa das Entsetzen groß. Die wussten nämlich, wer da bluten muss.

        • Hendrik Altmann sagt:

          Nun Ich sehe die Welt realistisch,
          und wir sind stark am aufrüsten, der Nahe Osten rüstet auf, Asien rüstet auf, Nordamerika rüstet auf. Und nur die wenigsten treten freiwillig in die Armeen ein, sondern weil sie dafür bezahlt werden. Und wen meinst du mit wir? Ich bin nicht in der Lage anderen eine Perspektive aufzuzeigen, Überleben in dieser Gesellschaft ist eine Herausforderung, jeder ist seines eigenen Schicksals Schmied, Ich werde auch niemanden anhalten den Weg zu gehen den ich für richtig halte, den wer bin ich, zu bestimmen was gerecht ist.

          • Hendrik Altmann sagt:

            Oder mit anderen Worten @Stephan, dein letzter Satz ist mir zu viel “fantasy”. Das ist einfach daher gesagt. Aber wie willst du den all den Leuten eine Perspektive geben? Und warum sollte es die Welt gerechter und friedlicher machen?
            Die Realität sieht nun mal komplett anders aus, nur wirkliche Strategien helfen weiter, besonders im Hinblick auf peak oil, sich in eine Märchenwelt retten zählt nicht.

    • Stephan sagt:

      Im Winter beträgt die Solarstrahlung nur noch etwa ein Sechstel im Vergleich zum Juni. Wenn dann auch noch in Deutschland ein komplett bedeckter Himmel oder Nebel/Dunst dazu kommt, sieht es noch schlechter aus mit der Stromversorgung durch die Photovoltaik. Trotzdem war das nie ein Problem. Warum sollte es also ausgerechnet bei einem lange vorher bekannten Termin ein Problem sein?
      Zudem:
      Der Kernschatten einer totalen Sonnenfinsternis, also der Bereich in dem es so dunkel wie in der Nacht wird, ist nur einige hundert Kilometer breit. Der Vorbeizug des Kernschattens dauert nur ein paar Minuten. Im August 1999 bei der bekannten “SoFi” dauerte die “Totalität” in Rumänien mit nur 2min23s am längsten.
      Der Schatten um den Kernschatten herum kann mehrere tausend Kilometer betragen. Allerdings beträgt die Geschwindigkeit einer SoFi über Grund auch <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenfinsternis_vom_11._August_1999"mehrere tausend Kilometer.

      In dieser animierten Grafik der Sonnenfinsternis vom März 2006:
      de.wikipedia.org/wiki/Datei:Solar_eclipse_animate_(2006-Mar-29).gif
      kann man sehen, dass selbst der mit am längsten bedeckte Bereich in Westafrika nur maximal 2 1/4 Stunden bedeckt war.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Es ist ja keine Rede von einem Problem, jedenfalls nicht direkt.
        Sie wollen damit nur sagen das es eben eine Vorbereitung und Planung geben muss auf dieses Ereignis, weil der der Anteil an Solarstrom immer weiter wächst.

      • Markus Knoll sagt:

        Ich nehme an, daß die Leute an den “Schaltpulten” schlichtweg Probleme bekommen könnten, schnell genug nachzuregulieren. Soo argviel -kostbare- Minutenreserve gibt’s nicht, Gasturbinen könnten evtl. schon zu träge sein…

        • Michael Egloff sagt:

          Hey Leute,
          das ist ein absolutes Non-Event.
          Im Winter mit seinen ausgeprägten Stromverbrauchsspitzen gibt es pro Tag 16 Stunden lang Null Solarstrom. Und? Kollabiert irgandwas?
          Auf deises Ereignis einer Sonnenfinsternis können sich die Stromversorger tagelang vorher minutiös vorbereiten, Ebenso, wie auf Winterabende und -nächte.

          • Hendrik Altmann sagt:

            Ja klar, viel interessanter ist aber wie solche Probleme in Zukunft, in Europa gelöst werden.
            Der Anteil fossiler und atomarer Energie wird schließlich immer weiter sinken.

            • Michael Egloff sagt:

              Richtig, Hendrik,
              der Ausbau der PV- und Windenergie kommt schon bald an seine Grenzen, wenn man das Problem der massenhaften Speicherung nicht löst.
              Speicherung per Wasserstoff oder Methanisierung wäre ja theoretisch möglich, macht den daraus re-generierten Strom aber sauteuer. Weshalb die Technologie ja auch nicht über ein sehr bescheidenes Pilot-Ptojekt-Stadium hinauskommt.
              Eine Verdoppelung der heutigen PV- oder/und Windstromkapazitäten kann man aus dem Grund vergessen, wenn nicht noch jemand auf eine großartige Speicheridee kommt, deren Stromverluste annähernd bei denen der Pumpspeicherkraftwerke liegt.
              Neue Pumpwasserprojekte treffen ja derzeit auf heftigsten Widerstand der örtlichen Bevölkerungen.
              Und würden ja das Problem der massenhaften Speicherung auch nicht wirklich lösen. Da brauchte es ja hunderter solcher Projekte.

              • Hendrik Altmann sagt:

                Genau so schaut es aus, durch die viele Umwandlung sind die Verluste letztendlich zu groß. Die EIoER ist schon so unterste Schublade, da kann man nicht noch anfangen die Energie ständig umzuwandeln.
                Und das mit dem Hintergrund, das diese Windenergie heute noch massiv von fossilen subventioniert
                wird, in einigen Jahrzehnten aber ohne diese Subventionierung auskommen muss. Ja ich weiß das erzähl ich rauf und runter…xD

      • Stephan sagt:

        Bei einer installierten Leistung von mittlerweile fast 40 Gigawatt könnte ein solch abrupter Leistungsverlust für die Zentralen, die die Stromnetze steuern, nur schwer auszubalancieren sein.

        Der Autor stellt mit diesem Satz in den Raum, dass es möglich ist, dass es an diesem Tag ein Problem geben könnte. Wahrscheinlich denkt er an diesen unglaublichen Vorfall vom November 2006 als die lange geplante Durchfahrt eines Kreuzfahrtschiffes, das frisch gebaut von der Papenburger Meyerwerft auf der Ems fuhr, unter einer Höchstspannungsleitung durchgeführt wurde. Dabei kam es in halb Europa zu einem Stromausfall (“E.ON räumt menschliches Fehlverhalten ein”, 15.11.2006, br-online.de).

        Durch den sehr schnellen Tag- und Nachtwechsel innerhalb weniger Minuten wären die Netze natürlich ziemlich belastet, aber erstens ist es nur eine partielle Sonnenfinsternis und keine totale, deshalb gibt es keine sehr schnelle minütliche Laständerung und zweitens könnte man schon vor Beginn des ersten Schattens die PV-Anlagen vorübergehend vom Netz nehmen. Andererseits liefern die PV-Anlagen auch bei bedecktem Himmel bzw. im Halbschatten einer Sofi noch Strom.
        Dieses Ereignis kann übrigens ohne Regelenergie “gefahren” werden, weil die Kraftwerksbetreiber den Vorgang genau im Voraus planen können, d.h. es werden an diesem 20. März, einem Freitag, beim Dunklerwerden PV-Kapazitäten durch konventionelle Kapazitäten ersetzt. Regelenergie wird nur für Ereignisse benötigt, die maximal ein paar Stunden vor dem Strombedarf bekannt sind.
        Der Strombedarf an einem 20. März von 2011 bis 2013:

        77 GW am Mi., 20. März 2013
        aus “Stromerzeugung aus Solar- und Windenergie im Jahr 2013”, http://www.ise.fraunhofer.de
        72 GW am 20.März 2012
        aus “Stromerzeugung aus Solar- und Windenergie im Jahr 2012”, http://www.ise.fraunhofer.de
        60 GW am Mo., 21. März 2011
        aus “Stromproduktion aus Solar- und Windenergie im Jahr 2011”, http://www.ise.fraunhofer.de

        • Stefan Wietzke sagt:

          Kleiner technischer Hinweis eines Experten :-):
          Das europäische Stromnetz ist auf einen schlagartigen Verlust von maximal 3000 MW (das sind 2 AKW oder Braunkohleblöck) ausgelegt. (Da ist noch ein bisschen Reserve drin). Danach droht ein Schwarzfall, da alle Regeieinrichtungen dann sofort sämtlich Großerzeuger vom Netz nehmen (ansonsten droht die Beschädigung der Anlagen). Zwei Ereignisse aus dem Bereich erneuerbare stellen die gefährlichen Fälle dar:
          1. Eine synchrone Abschaltung von Windkraftanlagen durch Sturmlagen (ist bereits mehrfach bis an die Grenze passiert).
          2. Eine Übereinspeisung durch PV-Anlagen, die ein snchrones Abschalten praktisch sämtlicher PV-Einspeisungen in Europa auslösen können.

          Das ist der Grund, warum aktuell die Steuermodule aller etwas größerer PV-Anlagen getauscht werden müssen.

          • Stephan sagt:

            @Stefan Wietzke

            Es sind sogar bis zu 6.000 MW (vermutlich bis maximal eine Stunde):

            Regelenergie

            Um alle Schwankungen auf dem deutschen Strommarkt sicher ausgleichen zu können, müssen die Erzeugungsanlagen zu jedem Zeitpunkt insgesamt ein Volumen zwischen 4.500 und 6.000 Megawatt Regelenergie bereitstellen – je für positive wie negative Regelleistung.

            http://www.next-kraftwerke.de/wissen/regelenergie

            Zwei Ereignisse aus dem Bereich erneuerbare stellen die gefährlichen Fälle dar:
            1. Eine synchrone Abschaltung von Windkraftanlagen durch Sturmlagen (ist bereits mehrfach bis an die Grenze passiert).

            Stürme kommen nie unvorhergesehen. Aber Dank des ziemlich grobmaschigen Netzes der Wetterbeobachtungsstationen des DWD kann es immer wieder mal vorkommen, dass man eine Sturmentwicklung unterschätzt und dann muss entsprechende Regelenergie bereitgestellt werden, unterteilt in Primärreserve (Stand ca. 2005: 3.000 MW in Europa, 760 MW in Deutschland, aus: “Regelenergie”, energieverbraucher.de ), Sekundärreserve und Minutenreserve.
            Und eigentlich gibt es ja in jeder Regelzone in Deutschland entsprechende Puffer, die u.a. die Netzfrequenz darstellt, die nicht eine bestimmte Grenze unter- oder überschreiten darf.

            • Stefan Wietzke sagt:

              Du must hier zwischen den unterschiedlichen Regelstufen unterscheiden. Die Primärreserve wird ausschließlich durch die Schwungmassen der Großkraftwerke gesichert und durch angedrosselte Kohlekraftwerke, mit denen du schnelle Rampen fahren ksnnst, weil du die Dampfreserve direkt auf die Turbine hauen kannst. Das passiert vollautomatisch über die Frequenzregler der hierfür eingesetzten Blöcke. Die müssen die ersten 15 Minuten überbrücken. Bei der Sekundärreserve sieht das anders aus. Dazu wird dann die Leistung von nicht auf Vollast laufenden Kraftwerken hochgefahren und still stehende Blöcke angefahren. Das dauert aber. Wenn du die Kohlebänder anwirfst dauert es selbst bei einem laufenden Block immer noch mindestens 15 Minuten bis du die Leistung auf die Turbine kriegst. Schneller geht das nur bei Gasturbinen. Solltest du aber nicht mit einer kalten Anlage machen ;-).
              Diese Sekundärreseserve ist deutlich größer als die Primärreserve (für die auch nur wenige Kraftwerke technisch ausgelegt sind). Sie muss auch deswegen ans Netz, um die Primärreserve wieder frei zu geben. Denn während die läuft, kann das gesamte UCTE-Netz vom Atlantik bis an die polnische Ostgrenze keinen weiteren tritt vertragen. Das Gemeine beim Strom ist, dass sich Störungen mit etwa halber Lichtgeschwindigkeit im Netz ausbreiten und die Frequenz nur geringfügig schwanken darf, bevor die Schutzeinrichtungen zuschlagen und einen Lastabwurf einleiten. PV-Anlagen z.B. gehen bei 50,3 Hz aus dem Netz.

              Wir haben auf den Tagungen der Übertragungsnetzbetreiber immer folgendes Szenario skiziert: An einem schönen Sommertag (am besten am Wochenende) laufen alle PV-Anlagen volle Pulle. Jetzt kommt es zu einer geringen Reduzierung (richtig gehört: Nicht Erhöhung) der Last. Die Frequenz reist die 50,3 Hz. Dann gehen mehrere Tausend Megawatt in ganz Europa zeitsynchron aus dem Netz. Die Frequenz rasst in den Keller, die ersten Schutzeinrichtungen schlagen zu und die folgende Kaskade beendet dann mal vorübergehend die europäische Stromversorgung. Die Planer haben Jahre gebraucht, um den Fachministerien klar zu machen, auf welchem Risiko wir da hocken.

              Wie wir auch in diesem Blog immer wieder diskutieren: Die Realität ist leider oft ein bisschen komplexer, als man sich das im ersten Ansatz so vorstellt.

              Wie gesagt, das Netz wurde nie für stark schwankende Einspeisungen gebaut. Auch war es nie dafür vorgesehen große Strommengen über lange Distanzen zu transportieren. Und alle Aus- und Umbaupläne liegen auf Eis, weil ja keiner eine Leitung hinter seinem Haus will.

              P.S. Übrigens sind die notwendigen Investitonen für den Ausbau des HS-Netzes gar nicht hoch. Das macht pro kWh nur einen Bruchteil von einem Cent aus. Aber um Vernunft geht es ja in der Energiediskussion ohnehin nicht wirklich.

            • Stefan Wietzke sagt:

              P.S. Auf der von dir verlinkten Seite ist ja auch ein schönes Bild für den mehrstufigen Regelablauf dargestellt.
              Next bündelt Kleinkraftanlagen um Regelleistung zur Verfügung zu stellen. Aber auch nur BHKWS, also fossile Anlagen, da Wind und PV nicht regelfähig ist.

              • Michael Egloff sagt:

                Hoch interessant, diese professionellen Einblicke in die Regelmechanismen der Stromnetze. Vielen Dank dafür!

        • Stefan Wietzke sagt:

          Wir bewegen uns da aktuell schon ziemlich dicht am technisch machbaren entlang. Die in Jahrzehnten aufgebauten Strukruren sind schlicht weder auf große Stromtransporte noch auf stark schwankende Einspeisungen hin ausgelegt.

          Fällt das Netz schwarz (wie in Italien ja schon passiert), dauert der komplette Wiederaufbau der Versorgung etwa 2 Wochen.

          • Michael Egloff sagt:

            Mit jedem weiteren Zubau insbesondere von PV, aber auch von Windkraftanlagen, wird das Netmanagement schwieriger.
            Der Netzbetreiber 50 Hertz z.B. klagt über explodierende Kosten des Netzmanagements auf 105 Millionen Euro im Jahr 2013, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.

            Immer öfter müssen Windkraftkapazitäten vom Netz genommen werden.
            Ohne Speicherung kann man wesentlich höhere Anteile von Wind- und PV-Strom vergessen.
            Vor diesem Hintergrund ist es schon fast eine gute Nachricht, dass der PV-Zubau um 70% eingebrochen ist. Sonst hätten wir schon 2015/16 ein massives Problem bekommen, wenn weiter der Zubau bei 7 GW pro Jahr gelegen hätte.

            • Hendrik Altmann sagt:

              Nach meiner Meinung hilft nur noch ein radikaler Umbau der gesamten Zivilisation. Hin zu Zivilisations Modellen die besser funktioniert haben, also wesentlich Nachhaltiger
              waren. Ich schau da immer gerne in die Vergangenheit, was da gut funktioniert hat. Die Nordamerikanischen Ureinwohner z.B. oder viele andere alte Völker und Stämme hatten eine Lebensweise die deutlich Nachhaltiger war und dennoch ein hohes Maß an Zufriedenheit bot. Ich glaube je länger wir uns an das jetzige Leben, an dieses Zivilisations Modell klammern, desto härter wird es uns alle treffen. Damit meine ich die Industrialisierte Nutzung von Wind und Sonnen Energie also die Erneuerbaren allgemein, aber auch die Atom Industrie, ich halte diese Geschichten für Sackgassen.
              Allerdings ist mir auch bewusst das, das aktuelle Modell was wir betreiben nicht Freiwillig gehen wird, es wird wohl erst sehr schmerzhaft werden müssen, bis sich da was bewegt in der Masse.

              • Michael Egloff sagt:

                Völlig d´accord!
                Allerdings würde diese extensive Art des “Wirtschaftens” wie bei den Ureinwohnern Nordamerikas nur funktionieren bei einer Weltbevölkerung von – geschätzt – maximal einer Milliarde Menschen.
                7…9 Milliarden sind auf Gedeih und Verderb auf eine recht intensive Nutzung aller möglichen Ressourcen angewiesen.
                Das ist der Fluch unseres jahrtausendelangen Erfolgs.
                Versiebenhundertfachung in 10000 Jahren, Verfünfunddreißigfachung in nur 2000 Jahren, bisher wohlgemerkt…
                Das hat eben Konsequenzen.

              • fliegen sagt:

                (eigentlich ist es eine Antwort an Michael, aber da war kein Antwort-Knopf)..

                Let’s talk about Überbevölkerung, darling! Und zwar sich hinsetzen, das Problem einsehen, und ohne Angst (reden tut niemand weh) alle möglichen Strategien durchzudenken. (und da widerspreche ich ganz stark der Aussage des Films “Population Boom”) Und der Beispiel der Chinesischen ein-Kind-Politik ist nicht das Ende der Diskussion.

                Die durch Entwicklung und Wachstum geschaffenen Verhältnisse dürfen uns nicht in sich gefangen halten! “Wir sind so viele, dass wir unser intensives Wirtschaften brauchen” – das ist fast wie “Aber wir können doch nicht ohne die ganze Technik leben, wir haben es ja verlernt”. Doch, das muss gehen, und das wird gehen. Und wenn es nicht schmerzhaft sein soll, dann brauchen wir Zeit dazu. Zeit, in der die Menschen es lernen, organisch zu leben, und die Bevölkerung auf ein erträgliches Niveau reduzieren. Das aber, FALLS wir die Situiation überhaupt kontrollieren werden können. Warscheinlicher ist es, dass all die Entwicklungen von alleine stattfinden werden. Selbst nach der Mainstream-Meinung wird die Weltbevölkerung schrumpfen, “nachdem die ganze Welt entwickelt und industrialisiert ist”. Hoffentlich bzw. zum Glück wird das nicht passieren. Es ist nur die Frage, wie schnell die Schrumpfung der Population und die Vereinfachung des Wirtschaftens stattfinden wird.

                Was aber auf jeden Fall nicht sein soll, ist der Gedanke: ok, wir sind ja schon so viele, so komplex, so entwickelt, wir können nicht mehr anders. Doch, können wir, konnten wir schon oft und lange genug, und dafür muss man wieder sorgen, oder es wird von alleine geschehen, früher oder später.

              • Michael Egloff sagt:

                Doch, fliegen,
                wir können wesentlich extensiver und somit wesentlich weniger intensiv wirtschaften.
                Denn wir werden ja wesentlich weniger werden in den nächsten 100 Jahren, mit großer Wahrscheinlichkeit.

                Leider nicht auf die Art, die ich mir auch wüschen würde: durch eine gebildete, geburtenarme Weltgesellschaft.
                Sondern durch einen massiven Rückgang der durchschnittlichen Lebenserwartung – regional unterschiedlich ausgeprägt.
                Prognosen sind immer problematisch, aber es würde mich nicht wundern, wenn es zu Beginn des nächsten Jahrhuderts nur noch rund 1 Milliarde Menschen auf der Welt gibt.

            • fliegen sagt:

              Eigentlich ist eine derartige Kontrolle was unnatürliches. Ich kenne viele Beispiele dass Tiere aber auch menschliche Kulturen sich Mühe gegeben haben, ihre Population konstant zu halten. Aber so eine kontrollierte Schrumpfung ist mir nicht bekannt, meistens gab es dann immer ein Massensterben (oder Migration, was bei uns nicht mehr geht).

              Vielleicht ist das Kontroll-Gedanke an sich falsch? Genauso wie eine “Ökodiktatur” gut gemeint, aber doch nicht gut wäre, weil so eine Macht ihre Probleme und Widersprüche immer mitbringt? Ich versuche mir halt Strategien auszudenken, wie wir möglichst schmerzlos zu einem guten Leben übergehen – “Overshoot” oder “Kollaps” wie auf der Osterinsel als Alternativen reizen mich mich besonders (und eine “vollkommen industrialisierte Welt” noch weniger) – aber warscheinlich bleibt es nur eine Utopie…

              • Michael Egloff sagt:

                Hallo fliegen,
                von einem kontrollierten Szenario kann bei meiner Prognose keine Rede sein.
                Es wird ungesteuert und ungewünscht ablaufen.
                Und es wird nicht ausschließlich mit Peak Oil zusammenhängen, obwohl auch dieses Ereignis ein mittelbar bevölkerungsreduzierendes Potenzial hat.

                Aber die Informationen, die mit heute zu Augen gekommen sind, zerstören meine letzten Illusionen auf einen glimpflichen Ausgang:

                http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-wmo-bericht-zeigt-schnellen-anstieg-von-treibhausgasen-a-990568.html

                In den letzten 20 Jahren hatte sich der Anstieg des CO2-Anteils in der Atmosphäre ja chon ständig beschleunigt, mit eder einzigen Ausnahme des Jahres 2009.
                Von ca. 1,7 ppm pro Jahr auf zuletzt etwa 2,3 ppm p.a.
                Nun die aktuellste Zahl: um 2,9 ppm hat der CO2-Anteil in nur einem Jahr zugenommen. Ein sprunghafter Anstieg der Zunahme.
                Da diese Beschleunigung keinesfalls nur auf die mehr verbrannten fossilen Energieträger zurückzuführen sein kann, liegt die Vermutung nahe, dass einige CO2-Puffer (z.B. Ozeane) jetzt gewissermaßen “voll” sind und sich nicht mehr anstiegmindernd auswirken.
                Und noch etwas anderes gibt mit zu denken.
                Nach Anstiegen der Methananteile bis etwa zum Jahr 2000 gab es dann bis 2009 eine durchaus unerwartete Stagnationsphase, in der der Methananteil nicht mehr weiterwuchs. Was bei mir schon zu einer milden Form des Optimismus führte.
                Seit 2010 steigt der Methananteil wieder, und zwar mit zunehmender Geschwindigkeit.
                Im ersten Halbjahr 2014 gab es einen richtigen Satz nach oben, mit einer bisher nicht gesehenen Zunahme.
                Es ist zu vermuten, dass auch hier zunehmend Methan aus Rückkopplungsprozessen (Hydrate, Permafrostemissionen) in die Atmosphäre kommt.
                Sollten sich diese Prozesse weiter beschleunigen, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts mehrere Milliarden Menschen ihre physische Existenzgrundlage verlieren.

              • Hendrik Altmann sagt:

                @fliegen wie du ja schon geschrieben hast, bräuchten wir viel mehr Zeit, um gesund langsam zu schrumpfen. Diese Zeit ist das eigentliche Problem, denn die haben wir halt nicht. 100 Jahre sind sehr wenig Zeit für eine Reduktion von 8 Milliarden Menschen auf 1 Milliarde. Mit dem Klimawandel ist es das selbe, es ist nicht die Erwärmung an sich, sondern die Geschwindigkeit mit der sich die Lebensräume verändern.
                das Ökosystem schaft es nicht sich so schnell an die Veränderungen anzupassen, und es kommt zum Aussterben wichtiger Arten, im Pflanzen und Tierreich. Besonders kritisch wird es dann wenn es Pflanzen oder Tierarten betrifft die von essentieller Wichtigkeit für das gesamte System sind, sterben diese Arten Weg kippt das gesamte System sehr schnell. Wie für unser Wirtschaftssystem Öl, Kohle und Gas, existieren auch für das Ökosystem so wichtige Arten auf denen unglaublich viel Biomasse aufbaut.

              • Michael Egloff sagt:

                Exakt, Hendrik,
                wie z.B. das Phytoplankton als Basis der gesamten Nahrunhskette in den Ozeanen.
                Und das hat sich seit 1950 schon um ca. 40% vermindert und wird sich mit zunehmender Erwärmung der Ozeane weiter vermindern.

              • Stefan Wietzke sagt:

                Das gilt interessanterweise für Menschen nicht. Die Forschung hat gezeigt, dass Menschen die einzige Art sind, die eigentlich schon immer ihre Geburtenraten gesteuert hat. Und zwar immer so, dass sie dauerhaft die Habitate nicht übernutzt haben. Nur wenn ein exogener Schock aufgetreten ist (z.B. eine Klimaveränderung, wie bei den Maja) waren sie manchmal nicht schnell genug reagieren können. So ist die Weltbevölkerung auch keineswegs permanent gestiegen, sondern blieb teilweise über Jahrtausende sehr konstant (und das ohne zwischenzeitliche “Hungerkorrekturen”, wie sie bei Jäger/Beute-Sytemen auftreten). Auch “Gebährprämien” haben daran nie etwas geändert. Hat schon im alten Rom nicht funktioniert. Erst die aktive Bevölkerungsvermehrungspolitikim Europa des 16. Jahrhunderts durch gewaltsame Beseitigung des Verhüttungswissens (wird heute gerne als Zeit der Hexnverbrennungen bezeichnet), hat eine Bevölkerungsexplosion ausgelöst. Und das Modell haben wir dann schön über den Planeten verbreitet. Das Sinken der Geburtenraten ist also keine Folge moderner Verhütungsmittel (macht es aber einfacher) sondern die Rückkehr zur Normalität.

                Wir tun ja so, als wäre unsere Zeit die beste aller Zeiten. Aber immer mehr beschleicht mich die Vermutung, dass sich insbesondere die Neuzeit Europas(also das nach 1500) als ziemlich bescheuert herausstellen könnte.
                Ohne die Neuzeit keine europäische Bevölkerungsexplosion. Ohne Bevölkerungsexplosion keine massenhaftes Ausströmen nach außen. Damit kein Imperialismus, keine Kolonialzeit, keine Notwendigkeit zur extensiven Ausbeutung der Lebensgrundlagen usw.

                Vielleicht war da schon dieser Wachstumswahn angelegt. Könnte ein interessanter Ansatz für die Forschung sein.

  11. Hendrik Altmann sagt:

    https://www.youtube.com/watch?v=RhgBeT_gkJU

    Da weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll.

    • Tom Schülke sagt:

      Ja.. das hatte ich oben auch schon verlinkt..

      Das Post Carbon in Californien, ist in dieser Art der öffentlichkeitsarbeit wie ich finde ganz weit vorne daabei.

      Es gibt auch eine weiterführende Website die das Thema dann vertieft… erscheint gleich als link auf dem Film unten links…

    • Tom Schülke sagt:

      Das klingt so wunderbar… wir müssten nur eine Vision verbreiten und schon würde die wunderbare dritte Revolution nach der Industriellen alle Probleme vom Tisch fegen..

      Ich fühle mich manchmal geneigt solche Positionen nur aus rein strategischen Gründen zu unterstützen. Man stelle sich mal vor, alle wollten und würden an diesem Strang mitziehen.

      Aber inhaltlich halte ich seine Arbumente nicht für dauerhaft tragfähig.

      1. Erwartet er das die neuen Energien das gleiche leisten können wie die fossilen, was der EROEI wahrscheinlich sabotieren wird.

      und

      2. Reduziert er die Entwicklung alleine auf den Energiesektor. Er ignoriert Ressourcenknappheit, Übernutzung von Naturressourcen und Senken… usw.

      dennoch .. Solch ein artikel schürt den Wunsch sich geeirt zu haben ..

      aaaales wird gut..

    • fliegen sagt:

      Nee, ich finde das klingt nicht wunderbar. Bzw. klingen tut das schon wunderbar, aber wenn man sich mal reindenkt was er sagt, klingt das furchtbar. Ich finde den Typen ganz schön verblendet. Und darauf versucht ihn der Interviewer dezent hinzuweisen. “Deutschland ist der Motor für eine nachhaltige Ökonomie ohne fossile Brennstoffe.” – bitte was? Nach allem was ich sehe ist Deutschland die Bremse dafür. Vielleicht ist die USA ja noch schlimmer. Vielleicht wären die Konservativen aus Europa die Demokraten aus der USA. Aber das ist es eben: Europa ist das Kontinent der netten Absichten und schönen Worten. Wie haben es wie niemand sonst gelernt, uns demokratisch und grün zu waschen. Merkel for president? Siemens und Daimler mit einem guten Beispiel voran? Das kann ich nicht ernst nehmen.

      “Große Umbrüche passierten nur, wenn sich Energie-, Kommunikations- und Herrschaftssystem zugleich änderten. Die Bewässerungswirtschaften fingen die Sonnen-Energie durch Getreideanbau ein. Dafür mussten sie den Ackerbau zentralisieren und für den Bau ihrer Kanal- und Straßensysteme brauchten sie die Schrift und die Priester als Gelehrte. Die erste industrielle Revolution brauchte Kohle und Buchdruck; die zweite Öl, Automatisierung, Massendruckwaren zur Alphabetisierung. Die Macht über Energie und Politik war also zentralisiert.” – damit hat dieser Rifkin ganz gut die bisherige Emtwicklung hin zu immer mehr Leistung Zentralisierung beschrieben, und meiner Meinung nach die Entwicklung, wie sie NICHT mehr sein soll. Eine “dritte industrielle Revolution” will auch lieber nicht erleben. Denn alle Siemense und Samsunge dieser Welt würden nicht zögern, um uns mit noch mehr Dingen zu versorgen, die wir erst nicht brauchen, dann aber von denen abhängig sind, sie werden immer gerne und weiter ausbauen. Stattdessen soll die Macht, also Gestaltungsmöglichkeiten und ihre materielle Grundlagen (also Boden, Verwaltung, meinetwegen auch Energieversorgung, mit Vorbehalt dass wir davon möglichst wenig brauchen müssen, uvm…) bei den Menschen selbst liegen, also möglchst lokal, dezentral.

      • fliegen sagt:

        und hoffentlich werden die Menschen der Zukunft auch keine “Priester als Gelehrte” brauchen, die denen sagen, wo es lang geht, und sich nebenbei ein paar Pyramiden bauen lassen. das sind genau die selben Probleme wie mit Siemens oder einem Fürst aus dem Mittelalter

      • Michael Egloff sagt:

        Ja, das Interview hat auch bei mir Kopfschütteln ausgelöst
        Deutschland also als Beispiel einer “nachhaltigen Ökonomie ohne fossile Brennstoffe”.
        Wer hat denn dem Rifkin ins Gehirn gesch****en?
        Deutschland verbrennt ein Achtel der gesamten weltweit verbrannten Braunkohle und hat nur ein Achtzigstel der Weltbevölkerung.
        Von dem übelsten aller fossilen Energieträger verbrennen wir also pro Kopf 10 mal so viel, wie der Weltdurchschnittsmensch.
        An Öl verbrennen wir 2,4 mal so viel und an Gas etwa 3 mal so viel wie dieser Weltdurchschnittsbürger.

        Aber klar: wir sind der Motor für eine Ökonomie ohne fossile Brennstoffe.
        Mein Gott, was plappert macher “Experte” doch für einen Schwachsinn.

    • Dieter Meyer sagt:

      Zum träumen:

      Abundance: The Future Is Better Than You Think

      von Steven Kotler und Peter H. Diamandis

      Gibt es bei Amazon.

      Zu dumm, dass es die Amis nicht hinbekommen, alleine die 46 Mio. Lebensmittelmarkenempfänger (SNAP) zu “beglücken”.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Meine Position zu den Erneuerbaren ist denke ich schon bekannt, ich halte davon nicht viel, da ich nicht glaube das Strom Infrastruktur, Speichertechnik sowie die Erneuerbaren ohne fossile Subventions Energie, wirtschaftlich laufen kann, was sie dann in 50 Jahren müsste.

  12. Dieter Meyer sagt:

    Was ich mich aktuell frage:

    Warum kauft RyanAir derart viele Flugzeuge (“Ryanair hat bei Boeing 200 neue Flugzeuge in Auftrag gegeben.”) und glaubt an eine VERDOPPELUNG der Reisenden?

    Deren 737-800 oder auch 737-N(ext)G(eneration) ist doch absoulut modern!

    Was raucht Michael O’Leary???

    • Michael Egloff sagt:

      Aus heutiger Sicht hat der Mann doch recht. Es wird weltweit immer mehr geflogen.
      Der kann sich nur nicht vorstellen, dass dies auch mal anders werden könnte.
      Kurzsichtig wie ein Maulwurf eben, wie über 99% aller Menschen.

      • Hendrik Altmann sagt:

        Das ist ja nur eine von so vielen Fällen von Verschwendung, an dieser Flugzeug Flotte werden sie nicht lange Freude haben. Aber das geschieht auf der ganzen Welt noch unvermindert weiter, es wird gebaut was das Zeug hält, nur was gebaut wird ist strategisch völlig daneben. Wenn all diese Energie genutzt würde, unsere Zivilisation post fossil umzubauen, dann wären wir schon deutlich besser dran.

    • Hendrik Altmann sagt:

      http://www.spiegel.de/reise/aktuell/al-maktum-airport-in-dubai-25-milliarden-euro-fuer-flughafen-a-990549.html Dieses Projekt hier passt auch gut zu den großen Fehl Investitionen heutzutage.

    • Ert sagt:

      @Dieter

      Der raucht gutes Zeug. Die Zinsen sind billig und solange die Musik spielt spielt er mit.

      Er hat kein Risiko – letztendlich weiss keiner wie langes es noch geht. Solange es weiter geht, ‘gewinnt’ der Herr. Geht es in die Hose, dann ist der Herr sowieso pleite – weil die ganze Firma auf Pump läuft und sich nur über die ständigen Einnahmen aus dem laufenden Betrieb finanziert (bzw. damit die Kredite bedient).

      Aus rein ‘wirtschaftlicher Sicht’ macht er also alles richtig.

  13. Ert sagt:

    @Michael

    Gute Infos zum Klima & Methan bekommst Du hier:
    http://www.ecoshock.info
    http://arctic-news.blogspot.de
    http://guymcpherson.com/2013/01/climate-change-summary-and-update/

    Es sieht in der Tat nicht gut aus… gerade die Radio Ecoshock Interviews mit Klimaforschern, etc. pp. machen das ganz stark klar. Die Methan und Warmwassersituation wird im Arctic News Diskutiert… Böse…. und McPhersons Klimaupdate (alles sehr gut mit Quellen verlinkt) macht auch keinen Spaß.

  14. Stephan sagt:

    Zum Thema Fracking eine Info, die ich vor kurzem mitbekommen habe:
    Die Fracking-Firmen in den USA bereiten sich anscheinend auf den Frack-Peak in etwa zwei Jahren vor.
    Mal schauen was im Rest der Welt noch alles an Ölförderprojekten entsteht (egal ob Fracking oder nicht).

    • Stefan Wietzke sagt:

      Kein Wunder. Schließlich sieht die amerikanische Energiebehörde das auch so.

      Was mich wirklich immer wieder maßlos erstaunt ist folgende Tatsache. VTs meinen ja immer es werden Informationen unterdrückt. Erstaunlicherweise ist genau das Gegenteil der Fall. Wichtige politische Berater von Henry Kissinger bis zu Wolfowitz haben ihre Sicht auf die Welt Jahre vor Übernahme ihrer Ämter veröffentlicht. Die Experten der CIA (nicht die Spione, sondern die Analytiker) haben Jahre vor dem eintreten politischer Katastrophen exakt vorhergesagt was passiert (gilt für Vietnam, Iran, Irak, et.). Die EIA veröffentlicht auf ihrer Homepage für jeden Bürger dieser Erde einsehbare Informationen über die kommenden Probleme.

      Aber wenn die Infos nicht in das eigene Weltbild passen, dann wird den krudesten Argumenten geglaubt. Hauptsache sie unterstützen meine Position. Und da reagieren Leute in Leitungsfunktionen nicht anders als normale Bürger. Scheint ein sehr menschliches Verhalten zu sein.

      • Dieter Meyer sagt:

        @ Stefan Wietzke

        Wo genau findet man die Veröffentlichungen der Analytiker der CIA?

        • Stefan Wietzke sagt:

          Aktuell kriegst du da natrlich nichts. Aber die Amerikanner veröffentlichen mit einem Abstand von 40 Jahren fast alles.

          Gab mal eine interessante Reportage, wo ehemalige CIA-Mitarbeiter darüber berichtet haben, wie das läuft. Ein großer Teil der CIA besteht ja nicht aus James Bonds sondern aus Leuten, die bestimmte Länder kennen, deren Sprachs sprechen und im wesentlichen öffentlich zugängliches Material auswerten. Ziel ist es da, generelle Entwicklungen einschätzen zu können. Die Jungs schreiben dann dicke Papers. Das Problem: Die liest keiner. Denn komplexe Situationen würden ja auch komplexe Reaktionen nach sich ziehen müssen. Aber da viele Entscheider genau deswegen Entscheider werden konnten, weil sie die Welt nicht nur nach außen versimplifizieren, sondern sie auch selber so sehen, können die damit nichts anfangen. Ich kann mich da noch erinnern, das ein Experte für den Iran schon Jahre vorher den Umsturz vorausgesehen hatte. Er empfahl daher der US-Regierung vorsichtigen Kontakt zur Oposition aufzunehmen. Sich langsam vom alten Regime zu lösen und so einen positiven Entwicklungspfad zu unterstützen. Anders ausgedrückt: Sich wie ein Erwachsener zu verhalten. Er beschrieb dann wunderbar wie die Jungs im Oval Office aber lieber auf die “der hat mir die Förmchen weggenommen, und jetzt knall ich ihm ein paar”-Jungs gehört haben. Einfache Welt, einfache Lösung. Nur ist die Welt eben nicht einfach und deswegen ist die einfache Lösung auch falsch.

          Unterstützt wird sowas noch durch den Zeitmangel handelnder Personen. “Erklären Sie mir mal Geschichte, Struktur und Volkscharakter der Nation XY + Handlungsoptionen und Risiken. Sie haben 2 Minuten.”

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