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Suez, WTI vs. Brent, Bundeswehr und Ölspionage

Auf dem globalen Ölmarkt gibt es seit geraumer Zeit die Seltsamkeit, dass die Preise für verschiedene Rohöl-Sorten sich stark unterscheiden. West Texas Intermediate (WTI) kostet heute mit ca. 87 Dollar fast 15 Dollar weniger als die Nordseesorte BRENT (Charts bei  finanzen.net). Dabei ist beides ja prinzipiell derselbe Stoff. WTI wird in Nordamerika gehandelt, Brent in Europa. Und obwohl Erdöl ein globaler Rohstoff mit globalen Handelswegen ist, unterscheiden sich diese Preise derzeit so stark, dass man vermuten muss, es handele sich um zwei völlig verschiedene Produkte. (mehr …)

Wikileaks: Saudi Arabiens Öl-Reserven um 40% niedriger

News aus dritter Hand: Der Guardian berichtet von Wikileaks-Depechen aus der US-Botschaft in Riad, Saudi Arabien, laut denen die saudischen Ölreserven 300 Milliarden Barrel niedriger sind als bislang angegeben. Das würde bedeuten, dass sie um 40% zu hoch angesetzt wurden.

Zitiert wird dabei angeblich Sadad al-Husseini, früherer Geologe und Chef-Explorer von Saudi Aramco, dem Öl-Monopolisten des Landes. Die 12,5 Millionen Barrel pro Tag, die Saudi Arabien in die Lage versetzen würden, den Ölpreis zu deckeln, könnte Aramco nicht liefern. 12 Millionen Tages-Barrel wären möglich, aber erst in etwa 2017/2019. Der globale Peak würde jedoch bereits vorher erreicht - der Artikel spricht von 2012.

Auch TheOilDrum (TOD) greift das Thema auf und analysiert die Ölförderung Saudi-Arabiens anhand veröffentlichter Artikel der vergangenen Jahre. Demnach produziert Saudi Arabien heute weniger Öl als Ende der 1970er/Anfang der 1980er. Die Exporte sanken 2009 um 16%. Das muss nicht zwingend etwas mit dem steigenden Eigenverbrauch zu tun haben, es kann auch der gesunkenden Nachfrage im Krisenjahr geschuldet sein, einen Aufwärts-Trend kann TOD jedoch nicht erkennen.

Überproduktion in europäischen Raffinerien

"Es gibt zu viele Raffinerien" ist ein aktueller Artikel in der Financial Times überschrieben. Insbesondere in Europa. Das senkt die Auslastung und damit die Margen in den Unternehmen, weshalb der Shell-Börsenkurs trotz eines Gewinns von über 4 Milliarden Dollar im letzten Quartal um 2,2% abrutschte. Offenbar versuchen die Mineralölgesellschaften die vorhandenen Raffineriekapazitäten zu verkaufen oder stillzulegen. Letzteres ist in Europa gar nicht so einfach, sagt die FTD: "Raffinerien dicht zu machen, ist wegen der teuren Bodenreinigung in Europa fast unmöglich."

Während Shell in Hamburg-Harburg seine Raffinerie schließt und damit die Belegschaft zu Protesten provoziert, bauen andere Firmen ihre Kapazitäten weiter aus - bei Hansen ist erneut Hamburg im Gespräch. (mehr …)

Öl in der Arktis: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Mit "Die Hoffnung stirbt zuletzt" ist ein Artikel im Spiegel unterschrieben, der sich mit den Ölförderhoffnungen im hohen Norden befasst. Sein Titel: Rohstoffförderung: Traum vom Arktis-Öl wird teuer. Darin wird beispielhaft ein erhofftes (aber noch nicht belegtes) Reservoir von 7,5 Milliarden Barrel genannt, von welchen sich bei 100 Dollar Marktpreis grade mal 2,5 Milliarden Barrel fördern ließen und bei 300 Dollar grade mal 4,1 Milliarden Barrel.

Auch wenn die Basis des Artikels sehr spekulativ ist, zeigt er doch zwei Dilemmata in denen wir hinsichtlich der Mineralölversorgung stecken:

  1. Neue Felder sind klein. 7,5 Milliarden Barrel decken beim heutiges globalen Tagesbedarf grade mal die Versorgung von 90 Tagen.
  2. Allein die Kosten für die Förderung steigen rasant: 300 Dollar sind bislang noch nichtmal ansatzweise im Gespräch, was die Weltmarktpreise betrifft, aber die Zahl zeigt, wohin die Reise geht, wenn wir auf schwer förderbare Vorkommen zurückgreifen müssen

Detail am Rande: Die Parlamentskorrespondenz hat die kürzliche Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen Fraktion zu einer Pressemitteilung verarbeitet. Darin wird auch nochmal die Bundeswehrstudie zu Peak Oil erwähnt und die Prognose betont, bis 2035 läßt sich die Ölfördermenge weiter steigern: PM: Förderung von Erdöl kann noch bis zum Jahr 2035 gesteigert werden

Mineralölwirtschaftsverband analysiert Treibstoffpreisanstieg

Der ADAC macht Stimmung mit den steigenden Spritpreisen, der Mineralölwirtschaftsverband tritt dagegen. In seiner Ausgabe MWV aktuell vom Januar 2011 zeigt der Verband deutlich auf, dass die Spritpreise vor allem aufgrund des Euro-Dollar-Wechselkurses die heutigen Höhen erreicht haben: Obwohl die Weltmarktpreise für Rohöl unter denen in des Sommers 2008 liegen, nähern sich die Tankstellenpreise den damaligen Werten. Hintergrund ist aber nicht nur der steigenden Weltmarktpreis für rohes Öl, sondern eben auch die geänderte Wechselkurssituation zwischen Euro und Dollar. Inflationsbereinigt, so der MWV, ist Treibstoff heute billiger als 1970:

Jeremy Rifkin: Wirtschaftskrise hat Ursache im Öl

Gefragt nach der aktuellen Wirtschaftskrise sagte Jeremy Rifkin in einem Interview für das österreichische Wirtschaftsmagazin FORMAT:

Das liegt daran, dass viele Ökonomen und politische Führungspersonen die Ursachen für die Krise nicht vollständig erkennen. Sie gilt als Finanz- und nun als Schuldenkrise. Aber das ist nicht die eigentliche Krise. Das ist nur deren Nachbeben. Die eigentliche Krise – und daraus ergibt sich für die EU auch die Frage, wie sie sich zukünftig dagegen absichert und sich als führende Wirtschaftsmacht positioniert – war der massiv steigende Ölpreis. Als im Juli 2008 ein Barrel Öl den Preis von 147 Dollar erreichte – das war das Erdbeben, das war der Start der globalen Krise, weil die gesamte Wirtschaft vom Öl abhängig ist. Europas große Chance liegt darin, unabhängiger vom Öl zu werden. Die Ära des Öls ist endgültig vorbei, und das müsste auch die politische Elite sehen.

Nachzulesen hier.

Ein Interview mit Fatih Birol von 2008

Chris Senz hat ein Interview ausgegraben, das George Monbiot im Dezember 2008 mit Fatih Birol in Paris führte. Zu dem Zeitpunkt kam der neue World Energy Outlook der IEA heraus und Monbiot konfrontiert Birol sehr offensiv mit den drastischen Änderungen der Prognosen. 2007 prognostizierte die IEA ein Absinken der Fördermenge nach dem Peak von 3,7% pro Jahr, 2008 lag die Prognose bei 6,7%. 2007 wurde der Ölpreis von 2030 auf 62 Dollar geschätzt, 2008 lag diese Schätzung schon bei 120 Dollar. Im Interview, das streckenweise mehr einem Verhör als einem Gespräch gleicht, hinterfragt Monbiot diesen Wandel vor allem deshalb, weil die Prognosen der IEA die Grundlage der Planungen von Regierungen und Unternehmen insbesondere für den Transportsektor sind.

Sehenswert:

George Monbiot interviewt Fatih Birol für den Guardian (englisch)

Benzin aus Sonnenlicht und Renaults E-Strategie

Der Schweizer Tagesanzeiger berichtet von Forschungen an der ETH Zürich, aus Wasser, CO2 und mit Sonnenenergie Benzin herzustellen. Erste Schritte ist man da bereits gekommen, allerdings sind noch einige Jahre an Entwicklungszeit bis zur Serienreife einzuplanen.

Der französische Auto-Hersteller Renault ist grade in einer "Spionage-Affäre" verstrickt, die jedoch die Strategie des Unternehmens an die Öffentlichkeit bringt. Offenbar will der Renault-Chef den Konzern komplett in Richtung Elektromobilität drehen. (Ein späterer Artikel sagt, dass die Batteriekapazitäten, die das Unternehmen aufbaut, eine Produktion von 500.000 Autos in 4 Jahren ermöglicht.)