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Fracking für die Freiheit: Danke, Herr Fleischhauer!

Endlich sagt mal jemand in einem großen Leitmedium die unmißverständlichen Worte:

Es ist nicht besonders klug, sich von jemandem abhängig zu machen, den man für einen Despoten hält.

Danke, Herr Fleischhauer, dass Sie die Energiesituation Europas und Deutschlands (und Dresdens) mal so auf den Punkt bringen! Wir sind abhängig von russischen Öl- und Gaslieferungen und das schränkt unsere Handlungsmöglichkeiten auf dem politischen Parkett stark ein. Jederzeit kann uns der Hahn abgedreht werden. Und wir sollten uns, sagen Sie, besser nicht darauf verlassen, dass Putin von dieser Abhängigkeit keinen Gebrauch macht:

Putins Waffe ist unsere Energieabhängigkeit. Fast 40 Prozent der Erdgas-Importe beziehen wir aus dem Land, das wir jetzt gerne mit Strafandrohungen vom Schurkenstaat in eine gemäßigte Diktatur zurückverwandeln möchten. Bislang hieß es immer, die Russen würden nie wagen, uns das Gas zu sperren, weil sie sich einen Lieferstopp nicht erlauben könnten. Darauf wird man sich in Zukunft nicht mehr verlassen wollen.

Sie sagen es! Wir sollten uns nicht mehr darauf verlassen, dass uns die Grundlage unserer Energieversorgung entzogen wird. Da sind wir uns absolut einig! (mehr …)

CEP frackt an der Ostsee, Gazprom übernimmt deutsche Gasspeicher

Nachdem der Ukraine-Russland-EU-Krim-Konflikt die Abhängigkeiten zwischen dem Energielieferanten im Osten und dem Energiestaubsauger im Westen sichtbar macht (DIE WELT: So abhängig ist Europa wirklich von russischem Gas), werden Forderungen nach mehr Un-Abhängigkeit laut. Im fossilen Denken verhaftet wird der Ruf nach Fracking lauter. In diese Debatte hinein kommen zwei Meldungen:

  • Die Firma Central European Petroleum (CEP) hat eine Aufsuchungserlaubnis in Mecklenburg-Vorpommern erwirkt, die ihr gestattet, eine alte DDR-Ölbohrung mit Fracking-Technologie zu bearbeiten. Im Amtsdeutsch: "...in einer Tiefe von etwa 2.700 Metern die Durchlässigkeit des 20 Meter mächtigen Zielhorizonts (Zechsteinkarbonat) zu erhöhen und die anschließende Testförderung" durchzuführen. Gefrackt wird demnächst also bei Barth, direkt am Bodden vor der Halbinsel Zingst. Kritische Beobachter sind nicht begeistert und liefern noch ein paar Detailsinformationen.
  • DIE WELT berichtet, dass Gazprom und Wintershall ein Tauschgeschäft vornehmen wollen. Für eine 25%-Beteiligung am Urengoi-Erdgasfeld in Westsibirien zugunsten Wintershall soll Gazprom Anteile an der deutschen Gasspeicher-Infrastruktur erhalten, darunter den größten westeuropäischen Erdgasspeicher in Rehden bei Bremen. Eine Frage ans Wirtschaftsministerium, wie die Bundesregierung diese Abgabe von strategisch-kritischer Infrastruktur bewertet, blieb bislang unbeantwortet. Die Grünen fordern, das Geschäft zu verhindern.

Weiteres:

Russland-Krise: Wieso eine Energiewende der einzige Ausweg ist

Die Krise zwischen der EU, der Ukraine und Russland lenkt (endlich, aber viel zu spät!) die Aufmerksamkeit auf die Versorgungsfrage mit Öl und Gas. Kaum ist ein Konflikt zwischen dem Hauptlieferanten von Öl und Gas nach Europa sichtbar an die Oberfläche getreten, wird die Abhängigkeit sichtbar. In der WELT führt dies zu einem Artikel von Florian Eder und Daniel Wetzel, die unter dem Titel "Warum weltweit keine Energiequelle sicher ist" die Frage stellen:

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Exxon-Chef Tillerson: Kein Fracking hinter meinem Grundstück

Die Fracking-Kritik bekommt unerwartete Unterstützung aus der Chef-Etage des größten US-Gasförderers ExxonMobil: Rex Tillerson, seines Zeichens CEO von Exxon, hat sich einer Klage angeschlossen, um die Vorbereitung von Hydraulic Fracturing ("Fracking") in der Nähe seines texanischen Grundstücks zu verhindern. Konkret geht es im ersten Schritt um den Bau eines Wasserturms, der die benötigten Wassermengen bereitstellen soll. Tillerson, so berichtet das WallStreetJournal, fürchtet um den Wert seines Grundstücks.

Da in Folge von Fracking-Aktivitäten mit hohen Verkehrsaufkommen durch schwere LKW sowie durch Lärm durch Aufbauten und das Fracking selbst zu rechnen ist, ist dies offenbar das Hauptargument für die Klage. Tillersons Anwalt betont, es gehe ihm um das spezielle Projekt, nicht um Fracking selbst. Das wäre nun auch sehr verwunderlich, sprach sich der Mann in seiner Rolle als oberster Shareholder der Firma ExxonMobil schon mehrfach für mehr Freiheiten bei den Umweltsauereien aus, die Fracking mit sich bringt. Nur wenn es darum geht, die schwerindustrielle Freiluft-Technologie im eigenen Hinterhof anzuwenden, kommen wohl Bedenken.

In Deutschland sprach sich kürzlich der CSU-Politiker Peter Ramsauer für Fracking aus. Es sollte zur politischen Bestandsprobe werden, ob die Technik auch im Großraum Traunstein eingesetzt werden darf.

Anderes:

Studie: Peak Oil – Herausforderung für Thüringen

Am 05.02.2014 wurde die von der Landtagsfraktion Bündnis90/Die Grünen im Thüringer Landtag beauftragte Studie "Peak Oil - Herausforderung für Thüringen" in Erfurt vorgestellt. Die Studie ist insbesondere für Bewohner Thüringens interessant. Doch auch Nicht-Thüringer können sich anhand der Studie ein Bild machen, welche Bereiche in einem Bundesland von Peak-Oil-Dynamiken betroffen sein können. Als Beispiel sei die hohe Pendlerquote benannt, die in Thüringen herrscht.

Die Studie an dieser Stelle wiederzugeben ist wenig sinnvoll. Daher soll nur ein einzelner Ausschnitt gewählt werden. Die folgende tabellarische Gegenüberstellung wurde inspiriert durch den 2. Entwurf des Thüringer Landesentwicklungsplans (LEP 2025), der relativ häufig die Endlichkeit der Rohstoffe als Argument für nachhaltigere Entwicklungswege heranzieht. Allerdings trifft der Plan letztlich die Besonderheiten der Peak-Problematik nicht ausreichend. Daher habe ich mir erlaubt, mal die Konnotationen, die Untertöne und damit verbundenen Suggestionen der beiden Konzepte "endliche Rohstoffe" und "begrenzte Fördergeschwindigkeiten" gegenüberzustellen. Je nachdem, ob man einen sozioökonomischen Organismus wie Thüringen aus dem Blickwinkel betrachtet "die Rohstoffe sind endlich" oder aus dem Blickwinkel "es gibt begrenzte Rohstoff-Fördergeschwindigkeiten" schwingen andere Untertöne mit, die letztlich zu anderen Haltungen dem Problem gegenüber führen.

Die Tabelle ist der Studie auf Seite 43 entnommen, im Kapitel über den Landesentwicklungsplan Thüringens:

Endlichkeit der Rohstoffe

Begrenzte Fördergeschwindigkeiten (Peak-Problem)

Probleme tauchen erst auf, wenn das Ende der Rohstoffe erreicht ist.

Probleme tauchen schon bei Annäherung an das Fördermaximum auf

Es bleibt viel Zeit bis zur Problemlösung (teilweise mehr als 100 Jahre).

Es bleibt sehr viel weniger Zeit bis zur Problemlösung. Akute Probleme können auftauchen.

Die Probleme tauchen dann abrupt auf.

Die Probleme entwickeln sich schleichend schon im Vorfeld.

Bis dahin werden wir technische Lösungen gefunden haben.

Sich auf ungewisse neue technische Lösungen zu verlassen kann gefährlich sein.

Nach dem Ende der Rohstoffe haben wir ein System, das funktioniert. Punkt.

Der Transformationsprozess ist ungewiss, auch weil die Probleme mit dem Überschreiten des Fördermaximums stärker werden.

Wir müssen nur das Energiesystem umbauen.

Wir müssen auch Umbauten an den Systemen vorsehen, die mit dem Energiesystem verbunden sind.

Wir können bis dahin mit den bekannten Paradigmen weiterarbeiten.

Wir müssen prüfen, ob unsere historisch erfahrenen Paradigmen noch gültig und hilfreich sind.

Wir haben es mit einem linearen Problem zu tun.

Wir haben es mit einem non-linearen Problem zu tun.

Tabelle 2: Unterschiedliche Suggestionen der und Schlussfolgerungen aus den Konzepten „Endlichkeit der Rohstoffe“ und „begrenzte Fördergeschwindigkeiten“

Studie: Peak Oil - Herausforderungen für Thüringen

Um die Diskussion über die Problemstellungen rund um Peak Oil anzuregen, freut mich eine weite Verteilung und konstruktive Diskussion der Studie und ihrer Inhalte.


Pressereaktionen:

Massive Kostensteigerungen in der Ölindustrie

Man könnte meinen, das Öl- und Gasgeschäft müßte höchstlukrativ sein, seitdem sich die Ölpreise binnen weniger Jahre fast verfünffacht haben. Doch wird erwartet, dass selbst höchste Milliardengewinne von Jahr zu Jahr gesteigert werden, damit das Geschäft "zufriedenstellend" verläuft. Genau dieses weitere Gewinnwachstum haben die großen privaten Ölkonzerne aber 2013 nicht hingekriegt. Shell hatte nur 12 Milliarden US$ zum Silvesterfest übrig, Chevron nur 21 Milliarden, Exxon keine 9 Milliarden. BP sagt uns morgen, wie der Laden läuft. Für den Normalverdiener klingt das nach immensen Summen und zweifellos sind sie das auch. Aber da die Ölpreise 2013 fast genauso hoch waren wie 2012, muss den Konzernen das Geld irgendwo aus den Fingern geronnen sein.

Das WallStreetJournal hat einen längeren, sehr aufschlussreichen Artikel namens: "Explodierende Kosten bringen Ölriesen in Erklärungsnot". Demnach haben Chevron, Exxon und Shell in 2013 zusammen 120 Milliarden US$ ausgegeben, "um ihren Ausstoß an Erdöl und Erdgas zu erhöhen". In den vergangenen 5 Jahren hat diese Truppe eine halbe Billion US$ sprichwörtlich in der Erdkruste versenkt, um ... um dennoch eine weiterhin rückläufige Öl- und Gasförderung zu verzeichnen.

Die Ansprüche sind hoch. Chevron will bis 2017 seine Fördermengen um 25% steigern. Dafür hat das Unternehmen 2013 42 Milliarden US$ in die Hand genommen, ungefähr genausoviel wie Exxon und Shell. Dabei macht Chevron nur etwa halbsoviel Umsatz wie die beiden anderen. 2014 sollen es wieder 40 Milliarden sein, was die US-Wertpapieraufsicht auf den Plan rief. Laut WallStreetJournal befürchten die Aktienaufseher, weiter steigende Ausgabenpläne können die Liquidität des Unternehmens angreifen. Das wäre der finanzielle Supergau: Eines der Mega-Unternehmen der fossilen Branche steuert mangels Bargeld der Zahlungsunfähigkeit zu.

Damit es dahin nicht kommt, sortieren die Unternehmen sich um. Das allerdings macht aus Peak-Oil-Gesichtspunkten Stirnrunzeln. Wenn die Ölkonzerne Projekte auf Eis legen, weil sie sich nicht finanzieren können oder wollen, weil sie zu unsicher oder zu teuer sind: Woher kommen dann die 4 Saudi Arabiens, die wir bis 2030 finden müssen, damit wir den Peak Oil vor uns herschieben können? Wir kennen inzwischen Stichworte wie Shtokman oder Kashagan, Öl- und Gasprojekte die teils Jahre über dem Zeitplan liegen oder an denen nicht weitergearbeitet wird und Milliarden verschlungen haben. Shell trennt sich von Nordseeölfeldern und legt Gasverflüssigungspläne auf Eis und investiert stattdessen in eine - wie es beim WSJ heißt - "bisher nicht erprobte Technologie" eines schwimmenden Gas-Fördertankers. Statoil legt die Hoffnungen so mancher Grönländer ad acta, und zieht sich aus Explorationsvorhaben aus West-Grönland zurück: Um Ausgaben zurückzufahren.

Wenn die privat organisierten Ölkonzerne ihre Ausgaben zurückfahren, sich von Projekten zurückziehen, sich masslos verschätzen in den Kosten und den Zeitplänen für einzelne Mega-Projekte: Wann soll denn da bittschön die globale Ölförderung weiter steigen? Wenn das ein zeitlich befristeter Rückzug sein soll, damit die Ölingenieure mal in sich gehen können, sich sammeln; um dann mit neu sortierten und ausgeruhten Kräften neue Ölfelder auf diesem Planeten suchen zu gehen - dann bestünde ja Aussicht auf spätere Öl-Hochs. Doch tatsächlich legen die Konzerne just in jenen Zeiten so manches Projekt beiseite, in denen sie die höchsten Umsätze und höchsten Gewinne ihres Geschäftslebens machen.

Peak Oil? Voraus.

 

 

iea - oil production in absence of investment

Abbild 14.6: Ölförderung die wir von allen derzeit beförderten Ölfeldern beobachten würden, wenn es keine weiteren Investitionen gäbe. World Energy Outlook 2013 der Internationalen Energieagentur, S. 470

 

 


Nachrichtlich:

Brennstoffspiegel versteht Peak Oil nicht

Im Oktober veröffentlichte der selbsternannte Weltenergierat/World Energy Council eine Studie, die zu der Erkenntnis kam, dass noch eine große Menge flüssige Kohlenwasserstoffe - also: Erdöl - in der Erdkruste lagern. Daraus schlußfolgerten sowohl der Bericht wie auch der Chef der Agentur, Christoph Frei, dass "Peak Oil in eine ferne Zukunft verlegt sei".

Diesen Bericht hat 3 Monate später das Branchenmagazin Brennstoffspiegel wieder ausgegraben, und titelt: "Aktuelle Studien verstärken Zweifel an "Peak Oil"-Theorie". Die Autoren stellen die Frage, "wie lange die Ölreserven noch reichen" und beantworten sie mit einem Verweis auf die oben genannte Studie und auf die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Sie stellen fest, dass der Anstieg der weltweiten Ölreserven auf 216 Milliarden der Peak-Oil-Theorie widersprechen würde.

Dabei gilt: Die Peak-Oil-Theorie macht gar keine Aussagen über die Menge an Ölreserven, sondern befasst sich mit der Fördergeschwindigkeit von Öl. Die Mengen im Boden lagernder Ölreserven sagen nichts darüber, wie schnell das Öl gefördert und damit genutzt werden kann. Doch ist genau dies der kritische Punkt: Nicht die Menge des Öls im Boden sondern die Geschwindigkeit mit das Öl zur Nutzung und Verarbeitung bereitgestellt wird, ist für Wirtschaft und Gesellschaft überhaupt relevant. Damit ergeht an die Kollegen vom Brennstoffspiegel dieselbe Erinnerung wie an den Kollegen vom World Energy Council:

"Eine unkritische bzw. undifferenzierte Darstellung und Nutzung der Statischen Reichweite führt zwangsläufig zu Missverständnissen. Die Statische Reichweite ist nur bedingt dazu geeignet, belastbare Aussagen über die künftige weltweite Versorgung mit Energierohstoffen zu treffen."

Dies sagt die von den Autoren ebenfalls benannte Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und warnt damit all jene, die einfach so die Ölreserven durch die heutige Ölförderung dividieren und mit der entstehenden Jahreszahl zeigen wollen, "wie lange das Öl noch reicht". Ölförderung ist nicht linear. Die BGR warnt zudem:

"Ein globales Maximum der Erdölproduktion, auch bekannt als „Peak Oil“, rückt näher. Nicht schon morgen, doch in einem auch für die heutigen Gesellschaften relevanten Zeitraum. Entweder weil die physische Erschöpfung der natürlichen Vorkommen keine wirtschaftliche Steigerung der Förderung zulässt oder weil der Bedarf dank alternativer Energiebereitstellung auf andere Weise gedeckt werden kann. Je nachdem zu welchem Szenario man tendiert und wie nahe der Zeitpunkt des Erreichens vermutet wird, kann man sich dem Lager der Pessimisten oder Optimisten zurechnen. In jedem Fall sind gravierende Änderungen in den Energiesystemen mit der Abkehr vom Erdöl verbunden."

Eine Steigerung der Ölförderung ist aus geologisch-technischen Blickwinkel laut BGR nur bis maximal 2036 möglich.

Fazit: Einseitig undifferenzierte Berichterstattung, die Äpfel mit Birnen vergleicht und damit schamlos Werbung für Ölheizungshersteller macht.

Weiteres:

Newsticker rund um die fossile Transformation

Das Manager-Magazin fragt, ob die fetten Jahre vorbei sind. Und meint damit, die fetten Jahre der Automobilindustrie. Peak Car, der Höhepunkt der Verkaufszahlen von Automobilen sei auch in den USA überschritten, und dies will was bedeuten. Joschka Fischer, der mal bei Opel seine Kollegen zur Revolution aufrief und daraufhin fristlos entlassen wurde und später Außenminister des Exportweltmeisters war, wirbt derzeit für BMW - genauer: für den Elektro-i3 des Bayrischen Konzerns. Nicht alle seine Parteifreunde finden das witzig.

Wird Erdöl bald billiger werden? fragt die NZZ mit Verweis auf die Entspannungspolitik mit dem Iran. Venezuelas Ölminister Rafael Ramirez antwortet: Bitte nicht. Die OPEC sei schließlich ein Kartell und müsse zwecks Preisstabilität die Ölmengen stabilisieren. Wenn also mehr iranisches Öl auf den Markt kommt, mögen doch bitte andere Kartell-Mitglieder ihren Output drosseln.

Der OPEC-Generalsekretär Abdallah Salem El-Badri wirft einen Blick in die Fracking-Entwicklung in den USA und meint, "an vielen Bohrorten gehen die Förderraten schon jetzt stark zurück, mitunter um 60 Prozent binnen eines Jahres". Der Schiefergasboom nähere sich somit seinem Ende. Der World Oil Outlook, den die OPEC am 7. November veröffentlichte, hat bei weitem nicht jene Aufmerksamkeit erhalten, wie der World Energy Outlook der IEA. In ihrem "upside supply scenario" sieht der OPEC-Bericht den Höhepunkt in der US-Fracking-Ölförderung im Jahr 2020 mit dezentem folgenden Förderrückgang, in ihrem Referenz-Szenario kommt der Tight-Oil-Peak 2017:

opec-woo2013-fracking-usa

(Sollte jemand Interesse verspüren, sich den WOO der Opec mal vorzunehmen um Wichtiges für diese Webseite herauszukristallisieren, nur zu...)

In Norddeutschland wächst währenddessen die Sorge vor Fracking-Aktivitäten, weil Hamburg eine Aufsuchungs-Erlaubnis erteilt hat. Das Deutschlandradio Kultur berichtet von "Angst vor Probebohrungen". Der neue Papst schlug sich bei einem Südamerika-Besuch auf die Seiten der Fracking-Gegner. Nicht nur mit warmen Worten, sondern in einem Kampagnen-T-Shirt - so zumindest berichtet Blickpunkt Lateinamerika.

Dass der Papst kritisch mit Bergbau-Fragen umgeht, sorgt im katholisch regierten Sachsen keineswegs für ein Umdenken in der Braunkohle-Frage. Inzwischen gab es drei Sprengungen von Briefkästen von Tagebau-Kritikern und andere Seltsamkeiten, die den Rahmen demokratischer Auseinandersetzung überschritten haben. Vattenfall dagegen positioniert sich in aktuellen Werbeanzeigen als Mäzen der Region. Nur schade, dass die Anzeigen nicht sagen, dass die abgebildeten Menschen alle direkt oder indirekt bei Vattenfall beschäftigt sind. Der Klima-Lügendetektor wundert sich zudem, wieso Azubis für die Zukunft der Kohle werben, obwohl heutige Kohle-Azubis definitiv nicht ihr ganzes Arbeitsleben in diesem Geschäft verbringen werden. Zukunft?

Die westliche Entspannungspolitik mit dem Iran läßt DIE ZEIT befürchten, dass die Konflikte sich verlagern. Iran und Saudi Arabien sind sich trotz gemeinsamer Mitgliedschaft im OPEC-Kartell spinnefeind. Europa könnte Schlichter spielen. Europa könnte aber auch aus anderen Gründen in einen Konflikt einbezogen werden: In den Konflikt der Ukraine, ob das Land sich nun eher der EU im Westen oder Russland im Osten zuwenden soll. Die Politik entschied jüngst für letzteres, hunderttausend (vor allem im westlichen Teil des Landes) gehen auf die Straße und sehen das anders. Das erinnert an den Gasstreit Russlands mit der Ukraine, der seit 2005 immer mal dazu führte, dass Gazprom dem Land den Gashahn abdrehte. Ganz Europa war davon betroffen, weil durch die Ukraine eine wichtige Versorgungspipeline von Russland in die EU läuft. Ist es auszuschließen, dass Gazprom in diesem Winter erneut die Hähne zudreht?

DIE ZEIT hat ein aufschlussreiches Interview mit dem Gazprom-Vize Alexander Medwedew geführt. Aufschlussreich nicht deshalb, weil das Interview vor Inhalten strotzt. Sondern eher, weil es das gerade nicht tut. Es geht - ganz banal - um Sportsponsoring. Die wichtigen Sachen halt...