Zum Textbeginn springen . Zur Navigation springen .

Die andere Seite des Peaks: Italiens Kollaps des Öl- und Gasverbrauchs

 

Ölverbrauch Italien

Italiens Peak Oil ist angekommen: Aus dem Blickwinkel des Ölkonsums sind wir zurück in 1967. Alle Daten in diesem Artikel stammen aus dem BP statistical review bis 2012, sowie aus verschiedenen Quellen für die 2013er Zahlen

Manchmal sieht Peak Oil wie ein intellektuelles Spiel aus, das Menschen weiterspielen indem sie debattieren, ob er erreicht wurde oder nicht. Doch der Punkt mit dem Öl ist nicht, wieviel davon irgendwo gefördert wurde, sondern wieviel man sich leisten kann, um es zu benutzen. Zumindest für Italien ist das Maximum des Ölverbrauchs bereits eingetreten, wie man in obiger Darstellung sehen kann. Es ist eindrucksvoll: Der Verbrauch ging um mehr als 30% binnen 10 Jahren zurück. Heute sind wir wieder beim Niveau von 1967. In 1967 war die italienische Bevölkerung 50 Millionen Menschen groß, gut 10 Millionen weniger als heute. Wir haben die andere Seite des Peaks tatsächlich erreicht und wir sehen kein Ende des Abstiegs.

Warum das? Ganz einfach: Die Verringerung des Ölverbrauchs ist direkt verbunden mit den Ölpreisen, wie man hier sehen kann:

Italien: Ölpreis und Ölverbrauch

Wenn man den Ölkonsum gegen die Ölpreise abtragen will, hier ist das Ergebnis:

Italien: Ölkonsum vs. Ölpreis

Kurz gesagt, die italienische Wirtschaft kann es sich leisten seinen Ölverbrauch zu steigern, wenn Öl weniger als 20 US$ pro Barrel kostet (in heutigen Ölpreisen), der Verbrauch ist stabil bis zu Ölpreisen von 40 US$ und er kollabiert bei Ölpreisen über 40 US$.

Ich bin sicher, dass du dich jetzt fragst, wie das Leben in Italien ist, wenn ein Drittel des Ölverbrauchs verschwunden sind. Du erwartest leere Straßen, verlassene Städte und eine allgemeine Nach-dem-Holocaust-Atmosphäre. Nun, nein, das ist nicht der Fall. Ich kann dir sagen, dass es schwer ist, größere Veränderungen im italienischen Alltagsleben zu sehen. Insbesondere während der Rush-Hour sind die Straßen weiterhin vollgeklemmt mit Autos. Bei allem was ich höre von Freunden und Bekannten ist die Situation dieselbe in allen größeren Städten Italiens.

Aber daraus die Schlußfolgerung zu ziehen, es gäbe keine Probleme in Italien, bedeutet denselben Fehler zu machen, den unserer früherer Premierminister vor einigen Jahren machte, als er sagte Italien habe keine ökonomischen Probleme, denn "die Restaurants sind voll". Restaurants sind nicht die Wirtschaft und die städtischen Straßen in der Rush-Hour sind nicht das Transportsystem des Landes. Es gibt keinen Zweifel, dass das Transportsystem Probleme hat, wenn wir dies an den gefahrenen Kilometern festmachen. Hier sind die Daten (mit freundlicher Hilfe von Massimo de Carlo von MondoElettrico/Die Elektrische Welt). Die blaue Kurve zeigt die leichten Kraftfahrzeuge, hauptsächlich PKWs, die violette Kurve zeigt Trucks und die rote Kurve zeigt alle gemeinsam. Die Daten stammen von AISCAT, Stand 2012:

Italien: Transportleistung

Wir sehen, dass das Transportsystem - mehr oder weniger - zurechtkam mit dem reduzierten Treibstoffzufluss bis etwa 2008-2010. Der Peak der gefahrenen Kilometer kam später als der Peak des Ölverbrauchs und der Rückgang ist weniger stark: 10% weniger für Autos und 15% weniger für Nutzfahrzeuge. Deshalb macht es Sinn, dass der Verlust an Verkehr in den Städten nicht deutlich spürbar ist, insbesondere während der Rush-Hour. Die Leute haben wahrscheinlich ihre nicht zwingend notwendigen Reisen gestrichen und es sieht so aus, dass sie weiterhin in der Lage sind, ihre Autos für den alltäglichen Transport zu benutzen. Zu großen Teilen können sie das tun, indem sie ihre Autos mit Erdgas oder Flüssiggas als Treibstoff betanken. In Teilen auch dadurch, dass sie zu effizienteren Autos wechseln, wenngleich die Zahlen kleiner und Hybrid-Autos in Italien von den SUV-Zahlen gewaltig überschritten werden.

Es sieht so als, als wäre der Hauptfaktor, dem Ölrückgang bis zu einem gewissen Punkt entgegenzutreten, in einer Ausweitung des Erdgasverbrauchs bestünde. Das war immer ein historischer Trend, nicht nur für Treibstoffe sondern viel unterschiedlichste Anwendungen. Du kannst diese Geschichte in folgender Darstellung sehen:

Italien: Ölverbrauch + Gasverbrauch

Etwa 2006 erreichte auch der Gasverbrauch seinen Höhepunkt und führte zu "Peak Kohlenwasserstoffe" in Italien. Danach ging der Verbrauch rapide zurück, viel schneller als das vorangegangene Wachstum. Es ist ein Verhalten, das ich den "Seneca Kollaps" genannt habe (nach Lucius Anneaus Seneca; Anmerkung des Übersetzers). Italien kommt die zweifelhafte Ehre zuteil, die erste westliche Volkswirtschaft zu sein, die diese Art von Kollaps in modernen Zeiten erfährt.

Was jetzt passieren wird, auf dieser Seite des Peaks? Schwer zu sagen, aber wenn der Seneca-Kollaps fortschreitet ist es unwahrscheinlich, dass wir in den kommenden Jahren Stau in der Rush-Hour sehen werden (und Restaurants voller Menschen).


Dieser Artikel erschien im Original am 23. Januar 2014 auf Cassandra's Legacy/Kassandras Vermächtnis.

Autor: Ugo Bardi

Er wird dort fortgesetzt mit Italy's slow collapse: how declining energy consumption affects GdP

(Anmerkung: Für Thüringen ist diese Entwicklung deshalb interessant, weil Italien auf Platz 3 der Thüringer Exportziele ist.)

47 Kommentare to “Die andere Seite des Peaks: Italiens Kollaps des Öl- und Gasverbrauchs”

  1. Michael Egloff sagt:

    Tja, klarer Fall von nationalem Peak Oil und Peak Gas für Italien.
    Den langsamen Abwärtstrend beim Ölverbrauch in Deutschland kann man ja bei gutem Willen noch als effizienteren Umgang mit Ölprodukten interpretieren (obwohl ich einige Leute kenne, die sich vor 15 Jahren noch das Autofahren leisten konnten, mittlerweile aber kaum noch).

    Deshalb immer mein gebesmühlenartig wiederholter Hinweis: Peak Oil ist sehr differenziert zu betrachten. Kuwait und Saudi-Arabien z.B. werden auf Grund ihrer demographischen Entwicklung, ihrer eigenen mehr als bedarfsdeckenden Förderung und ihrer extrem günstigen Binnenmarktpreise für Ölprodukte und dem Wealth-Effekt durch die Ölexporte noch einige Zeit wachsende Eigenverbräuche haben, während für andere Länder, die fast ausschießlich auf Importe angewiesen sind, das Ölzeitalter bereits zügig dem Ende entgegen geht (bezogen auf den Zeitraum der nächsten 2 Jahrzehnte).

    Genau genommen gibt es 7,1 Milliarden individuelle Ölverfügbarkeitskurven.
    Solche, die permanent annähernd auf der Null-Linie verlaufen, weitere, die von hohem Niveau kommend jetzt schon deutlich einbrechen und solche, die auch noch weitere 1 oder 2 Jahrzehnte ansteigen – trotz Überschreiten des globalen Peak Oil.
    Nur werden die Menschen, deren Ölverfügbarkeitskurve stärker absinkt, immer zahlreicher.

    Wie würde ein “Öloptimist” die obigen Charts interpretieren?
    “Toll, Italien macht sich unabhängig von Öl und Gas!”
    lol

    • Ert sagt:

      @Michael

      Ich denke das es bezüglich Italien spannend wird, wenn die gesamt konsumierten BTU/Joules deutlich unter das Niveau von 1970 stoßen. Aktuell fällt eben der “Rahm” aus der gigantischen Automobilen Expansion, dem ganzen Rumtransportiere und dem übersteigertem Luxus weg. Deswegen triffts ja auch Öl so massiv und Gas eben weniger.

      Ist doch in D nicht anders. Erst wenn es die Leute um mich Rum wieder normal finden das ich nur einen Raum heize und das Schlafzimmer nie – sind wir wieder bei 1970 angekommen.

      Da hatte mein Kinder- und Schlafzimmer nicht mal eine Heizung. Ein rollbaren Radiator-Ofen gabs zwar im Haus – aber echt nur für die absoluten bitterkalten Tage.

      • Frank Bell sagt:

        Bei dem heutigen Isolierwahn, übrigens eine Idee der chemischen Industrie zur Ankurbelung der Styroporverkäufe (mehr Gewinne!), kannst du auf das heizen nicht mehr verzichten.

        Es sei denn, du hast keine (gesundheitlichen) Probleme mit Schimmelpilzen in der Wohnung.

        (Ich bin leider gegen mehrere Schimmelpilze allergisch.)

        • Ert sagt:

          @Frank,

          ja, Norbert hatte ja letztens noch mal auf den Architekten verwiesen: http://www.peak-oil.com/2013/02/kybernetik-in-bau-architektur-und-stadtplanung-video/ – absolut sehenswert und Pflichtprogramm für noch werdende Häuslebauer. Auch der Vortragende sagt dort das die EnEv solare Gewinne nicht berücksichtigt und ein Lobbygesetz ist!

          Ich lebe aktuell in einer (thermisch) unsanierten Wohnung.. ca. 80 Jahre alt. Mein Elternhaus war Fachwerk, einsteinige Wand mit Lehm/Stroh-Putz. Da ist 12-15 Grad Raumtemperatur kein Problem. Und auch meine Küche hier hat aktuell nur 15 Grad bei 45% Luftfeuchtigkeit! Schimmel – kein Problem, weil unter der Tapete Kalk-Sand Bröselputz.

        • Bin eher der Shanty Boat oder Tiny Houses siehe http://shantyboatliving.com/ auf dem Wasser Fan. Habe leider vor 10 Jahren ein viel zu großes Passiv Haus gebaut, zu groß weil ich damals geglaubt habe ich und meine Frau werden ewig motiviert sein viel zu arbeiten. Das Haus braucht für drei Damen die auf Luxus bestehen 5000 kWh fossile Energie(Winter-Strom und Gas) diesen Sommer wird aber die PV erweitert um im Sommer das auszugleichen, was die 5 KW Solar Thermie und die PV im Winter nicht schafft. Raumwärme bräuchte ich nicht zuführen, wenn wir zu Hause sind und Pullis anziehen. Habe das Haus mit viel Holz gebaut, daher da auch wenig graue Energie. Trotzdem verhandeln wir jetzt mit einer Nachbar Gemeinde wegen eines Teiches auf dem möchte ich das Shanty Living auf dem Wasser proben. Ich glaube das wird’s wenn das Meer seine thermische Aufnahme beendet und das Meer dann steigt für viele eine neue Bleibe werden, es ist Ressourcenarm und die Flucht in kältere Gefilde ohne Grundrechts Streitereien ist leichter machbar….

  2. M. Sastre sagt:

    Der Rückgang des Ölverbrauchs in diversen Industriestaaten ist, jenseits von etwaigen Effiziensgewinnen und dem Einsatz grüner Technologien, ein starkes Indiz für eine bereits eingetretene Verknappung des Öls. Je länger ich mich mit der Materie befasse, desto mehr scheint auch mir, daß die Krise von 2008 durch die Verknappung, respektive die Verteuerung fossiler Energieträger ausgelöst wurde. Die eigentliche Ursache mag dabei zumindest diesmal noch in den Fehlallokationen des Finanz(un)wesens gelegen haben, aber daß wird sich in Zukunft möglicherweise noch ändern. Wenn dem so wäre, hat einzig der Einbruch des Energieverbrauchs 2008 bzw. der seit dem stark gehemmte Zuwachs im Verbrauch zu einem fragilen Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, natürlich auf hohem preislichen Niveau, geführt. Anders ausgedrückt: Jedem Zuwachs der Nachfrage in einem Land/einer Region muss mitlerweile der Rückgang der Nachfrage in anderen Teilen der Welt gegenüberstehen. Dabei spielt es eigentlich keine wesentliche Rolle mehr, ob die Weltproduktion insgesamt noch etwas gesteigert werden kann oder nicht. derzeit, so scheint es, trägt die gesamte Südperipherie Europas ungewollt aber wesentlich zur Erhaltung dieses defizilen Gleichgewichts bei.
    Es ist auch schwer zu glauben, daß nach dem Beginn des Rückgangs der umfangreichen konventionellen Ölförderung der von den meisten Quellen mit etwa 2006 angegeben wird, die neue unkonventionellen Fördertechniken über einen längeren Zeitraum in der Lage sein können, den Rückgang des easy oil zu kompensieren.
    In meinem Bekanntenkreis setzt sich zurzeit die Einsicht durch, daß Geld in seinen unterschiedlichen Formen möglicherweise nicht das optimale Aufbewahrungsinstrument für die Sicherung des eigenen Vermögens ist. Viele setzen nun auf Gold und ignorieren dabei den Umstand, daß Gold mangels praktischer Einsatzmöglichkeiten in der Krise nur bedingt hilfreich ist, sondern eher für die Zeit danach einsetzbar ist. Wenn peak oil Eintritt, wird die Dauer der Konsolidierung sicherlich deutlich länger dauern, als dies bei “normalen” Wirtschaftkrisen der Fall ist. Unter diesen Umständen wäre es vielleicht sinnvoller einen Vorrat etwa an Spaltäxten als einen an Gold aufzubauen, da dieser in einer Energiekrise als Tauschmittel ungleich wertvoller wäre (Ironie aus).
    Man sieht hieran deutlich, daß unvollständiges Verständnis einer Krise möglicherweise keinerlei Vorteil gegenüber dem totalen Unverständnis bietet, da die dann gewählten Strategien untauglich sind und damit ins Leere laufen. Wie seht Ihr das?

    • Frank Bell sagt:

      1. Bei der nächsten Krise wird es einen Bail-in zugunsten der Banken und des Grosskapitals geben. Die Menschen werden diese Pille schlucken, damit sie nicht alles verlieren. Das eine Prozent wird daran verdienen.

      2. Da dann die meisten Menschen den Banken misstrauen werden, wird man per Gesetz auf eine bargeldlose Gesellschaft umstellen. Die hohe Akzeptanz von “Karten”geld heute zeigt, dass auch jetzt kein Widerstand kommen wird.

      3. Wer zögert, den ködert man im Anfang mit Systemen wie Bitcoin. Die aber ohne Energie und Zugriff aufs Internet nicht mehr funktionieren werden. Oder wegen “Geldwäsche” (war on terror) einfach verboten werden.

      4. Gold wird verboten, ausser für das eine Prozent der Gesellschaft. Man wird sich an Roosevelt orientieren. Vorher wird man den Hass gegen Goldbesitzer schüren, so wie man heute den Hass gegen andere Teile der Gesellschaft schürt. Auch hierauf werden die meisten hereinfallen.

      5. Dann wird man den Menschen verbieten, Ihr Eigentum (z.B. ein Haus) zu vererben. Es fällt beim Tod des Besitzers an den Staat. So etwas ist bereits heute im Obamacare-Gesetz (affordable health care act) vorhanden. Wer arm ist, aber ein kleines Haus hat, muss dieses quasi als Bezahlung der Krankenversicherung beim Tod dem Staat übergeben. (Arme bekommen Medicare oder Medicaid vom Staat.)

      Das ganze wird sich vermutlich über mehrere Jahre hinziehen. Insbesondere in Deutschland wird der “Absturz” nur langsam kommen.

      Vorher wird man in ganz Deutschland fracken, was das Zeug hält. Man wird Proteste so wie in Stuttgart (S21) vollkommen ins Leere laufen lassen. Selbst dann, wenn es dazu eines grünen Ministerpräsidenten in NRW bedarf. Sein Amt wird der Preis für das Stillhalten der Grünen sein.

      P.S. Es wird sich bitter rächen, dass die meisten Deutschen keine Schusswaffen besitzen, so wie es in den USA möglich ist.

      • Norbert Rost sagt:

        @Frank: Also bitte: Deine Formulierungen sind sowas wie die Antipode zur Staatsgläubigkeit. Aber “negative Staatsgläubigkeit” macht noch keine Freiheit.

        Ob Gold verboten werden soll oder Bargeld – das ist doch keine realistische, sondern eine paranoide Diskussion. Ich empfinde solche Argumente regelmäßig als Rückzugsgefechte jener, die Angst um ihr bissl Erspartes haben, also Angst um die Anhäufung von Illusionen, und die zugleich nicht ausreichend Mumm haben, sich konstruktiv in die Gesellschaft einzubringen. Um es mit Knarf Rellöm zu sagen:

        Ihr seid immer nur dagegen, macht doch mal bessere Vorschläge!

      • M. Sastre sagt:

        @Frank Bell,

        das ist ja ein übles Szenario, das sie dort skizzieren. Allerdings kann ich keine der gemachten Annahmen als offenkundig unbegründet zurückweisen. Ein Faktor jedoch, der der vollständigen Ausprägung totalitärer Strukturen entgegenstehen könnte, ist der Umstand, daß auch staatliche Repression, egal in welcher wirtschaftlichen oder physikalischen Einheit sie gemessen wird, mit einem hohen energetischem Aufwand verbunden ist. Ein Sicherheitsapparat und die Infrastruktur, derer er sich bedient sind hochgradig energieintensiv. Auch darf die für einen bargeldlosen Zahlungsverkehr und die von Ihnen erwartete Kontrolle des Kapitalverkehrs notwendige technologische Komplexität nicht unterschätzt werden. Deshalb halte ich es für denkbar (sogar wahrscheinlich), daß allgemeine wirtschaftliche Verwerfungen bis hin zu zusammenbruchsartigen Szenarien der Gesellschaften einerseits, und der Zusammenbruch staatlicher
        Machtausübung andererseits miteinander einher gehen werden.

        Der Untergang des Sowjetimperiums und in Folge auch der DDR lieferte hier vielleicht schon ein Muster, auch wenn dieser in einem damals noch stabileren, d.h. nicht von wesentlichen Knappheiten geprägten weltwirtschaftlichen Umfeld stattfand. Trotz eines immensen Sicherheitsapparates brachen beide Systeme in sich zusammen, weil die Wirtschaften aus anderen Gründen als hier besprochen ein zunehmendes Maß an Insuffizienz entwickelten. Die aufgerüsteten Sicherheitsbehörden wären ohne weiteres in der Lage gewesen, durch den Einsatz von Gewalt die Proteste im Keim zu ersticken. Gegenüber den sonstigen Zerfallserscheinungen war sie jedoch machtlos. Die erlebte Erkenntnis, daß “das System” dauerhaft nicht mehr in der Lage sein würde, den grundlegenden existenziellen Bedürfnisse, selbst denen der Elite, gerecht zu werden untergrub das Vertrauen in den Bestand des Staates. In der Folge brach die Unterstüzung der staatstragenden Teile der Gesellschaft für beide Systeme quasi von innen heraus weg.

    • Ert sagt:

      @M. Sastre,

      Also Gold ist absolut 2008. Wie Frank Bell schon im Kommentarbereich des letzten Artikels schrieb ist das nächste (bzw. aktuelle) Gold: Ackerland (für manche auch Bitcoins ;-). Ackerland hat mehrere Vorteile: a) gibt es immer weniger davon und b) sind die Früchte davon Lebensnotwendig – es produziert also eine Art “Rendite”.

      Die Spaltäxte sind hingegen auf großes Holz angewiesen. Ich denke mit kleinen Öfen und Astsägen sind Sie besser bedient.

      Wenn wir in einer energieärmeren Welt leben werden, dann ist aber auch das globale Vermögen nicht zu retten. “Geld ist sein eigener Wertmaßstab” – und mit dem ökonomischen Wertverlust von Produktionsanlagen für alte Geschäftsmodelle die keiner mehr braucht – für Häuser in der Region des dann “ehemaligen” Automobilen Komplexes in D – gilt der Wertverfall. Damit dann aber auch der Verfall der Kreditbesicherungen – und damit die bilanzielle Auslöschung des ‘Guthabengeldes’. Letztendlich eine handfeste Deflation.

      In dieser Zeit wird aber viel ‘Geld’ versuchen zu fliehen und sich neue Anlagen (z.B. Ackerland, etc.) zu suchen. Es kann also undurchsichtig werden – wenn man die Krise ‘unvollständig’ versteht, wie Sie korrekt ausführen.

      • M. Sastre sagt:

        @ Ert,

        ob Äxte, Sägen oder kleine Öfen – Sachwerte mit Eignung als Tauschgegenstand werden wohl eine Rolle spielen. Und sei es nur zum Selbstgebrauch.
        Ackerland oder alternativ Wald oder zumindest forstwirtschaftlich nutzbare Flächen sind sicherlich eine ernsthafte Überlegung wert, wenn die Mittel vorhanden sind um ausreichend große Flächen erwerben zu können. Aber auch hier wäre ein Nutzen nur unter bestimmten Prämissen gewährleistet. Insbesondere der Bestand einer Rechtsordnung, die individuelles Eigentum für jeden garantiert ist unabdingbare Voraussetzung. Als Städter ein Stück Land zu besitzen, welches man irgendwann nicht mehr erreicht und dessen tatsächliche Nutzung dann einem anderen zufällt oder mit einem Acker stadtnah zu wohnen um dann erleben zu müssen, wie zahlenmässig überlegene Städter den bestellten Acker plündern ist auch nicht schön.
        Vor ein paar Monaten sah ich einen Bericht, wie umfangreich landwirtschaftliche Flächen mitlerweile geplündert werden. Während dabei ein Landwirt vor seinem Acker zum Thema interviewt wurde, sah man im Hintergrund diverse Personen, die sich bereits an den Kartoffeln im Acker bedienten. Zur Rede gestellt war von Unrechtsempfinden keine Spur!
        Diese Dreistigkeit wird natürlich zunehmen, je schlechter es den Menschen geht und je geringer die Straferwartung durch abnehmende Polizeipräsenz wird.

        Meine persönliche Strategie war es bisher, mit möglichst vielen Frauen möglichst viele Kinder zu zeugen, um dann mit der eigenen Privatarmee eine Schreckensherrschaft zu errichten und Zugriff auf die verbliebenen Ressourcen zu nehmen. Ich bin hierbei allerdings irgendwie in der Planungsphase steckengeblieben. Schade.

        • Ert sagt:

          @M. Sastre

          Ihre am Ende beschriebe Strategie mit den vielen Kindern und der großen Familie ist eine die in der Vergangenheit durchaus gut funktioniert hat. Ich denke das Thema “Gemeinschaft” ist in Zukunft noch wichtiger und ein zentraler Baustein. Ich glaube aber auch, das 80 Millionen Menschen für die Fläche von Deutschland – in einer postindustriellen Welt eine Hausnummer zu viel ist.

          Weiterhin: Wenn wir dahin kommen, das das staatliche Machtmonopol fällt – dann fällt auch das durch den Staat durchgesetzte Eigentumsrecht (Hierzu einfach mal Steiger lesen). Ich hoffe das es nicht ganz dazu kommen wird, weil die Alternative irgendwas zwischen Mafia oder Warlords wäre – wenn es keine sehr starke Gemeinschaft gibt.

          Ansonsten: Mein Vater kann genug über Klau vom Feld aus den Nachkriegszeiten berichten. Klau von Kartoffeln und Zwiebeln direkt in den Kofferraum eines am Feldrand stehenden Mercedes Benz kenne ich sogar selber – und da gehts echt mit mir durch… weil das gleiche gespritzte Zeug ist doch selbst bei A**i nicht teuer… und wer sich ein Auto + Benzin leisten kann…. es spricht ja nichts dagegen wenn sich einer da aus dem abgeernteten Acker die Reste aufsucht.. aber nicht die gerodeten Zwiebeln aus der Reihe in Säcke einschaufeln.

          So bin ich auch letztendlich der Meinung: landwirtschaftliche Flächen müssen selbst bzw. in der Familie (lokal) bewirtschaftet werden. Alternativ darf das ganze genossenschaftlich organisiert sein – wobei die Genossen dann das Land bewirtschaften bzw. von diesem Versorgt werden (“Naturprodukte-Pacht/Zins”). So solche lokalen Formen sind nachhaltig und sind langfristig in Ihrem Handeln angelegt.

      • M. Sastre sagt:

        Wenn wir in einer energieärmeren Welt leben werden, dann ist aber auch das globale Vermögen nicht zu retten. “Geld ist sein eigener Wertmaßstab” – und mit dem ökonomischen Wertverlust von Produktionsanlagen für alte Geschäftsmodelle die keiner mehr braucht – für Häuser “in der Region des dann “ehemaligen” Automobilen Komplexes in D – gilt der Wertverfall. Damit dann aber auch der Verfall der Kreditbesicherungen – und damit die bilanzielle Auslöschung des ‘Guthabengeldes’. Letztendlich eine handfeste Deflation.”

        Grundsätzlich stimme ich dem zu. Der Wert von Immobilien wird aber nicht pauschal abnehmen, sondern sich wegen der bereits jetzt absehbaren Zuwanderung in Wohlstandsoasen wie Deutschland und der sich daraus ergebenden Nachfrage nach Wohnraum uneinheitlich entwickeln. Drastisch sinken werden die Preise vermutlich in den Speckgürteln der Großstädte, wo die Distanzen zu den verbleibenden Arbeitsplätzen unüberwinbar werden, ohne daß die dort typischen Grundstücksgrößen einen nennenswerten Beitrag zur Eigenversorgung mit Lebensmitteln zulassen. Immobilien in den Städten liegen zwar verkehrsgünstig und verfügen über eine ausgebaute Infrastruktur. Wenn Berufe wie Webdesigner, Steuerberater, Sachbearbeiter oder im Marketing wegfallen, wird es irgendwann schwer, dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Auf dem Land wird die Nachfrage nach Wohnraum tendenziell sogar einhergehend mit dem Rückgang der Mechanisierung der Landwirtschaft stark zunehmen, gleichzeitig besteht die Möglichkeit auf niedrigem energetischen Niveau einen weitgehenden Selbstversorgungsgrad zu erreichen.

        • Frank Bell sagt:

          @ M. Sastre

          Das folgende wurde bereits verlinkt, ich tue es erneut, weil ich den Vortrag für sehr gut halte:

          Simon Michaux (career mining professional)

          Peak mining und die Konsequenzen

          http://www.youtube.com/watch?v=IAjQ-Xkexqw
          http://www.youtube.com/watch?v=TFyTSiCXWEE
          http://www.youtube.com/watch?v=xM_aBS1HlUk

          Im dritten Teil wird ein, für meinen Geschmack extrem apokalyptisches Szenario für die Zeit “danach” entworfen.

          Noch etwas für die globalen Vermögen:

          Wer dann Häuser und Länderein besitzt, HAT sein Vermögen gerettet. Denn er kann wieder, wie vor 200 Jahren, Tagelöhner beschäftigen, die, um zu überleben, vollkommen seiner Willkür ausgeliefert sind. Es hat damals funktioniert und es wird wieder funktionieren.

          Was die Zuwanderung betrifft: Die ist in Deutschland so extrem – man schaue nur, was Helmut Schmidt immer wieder dazu gesagt hat – dass die Auswirkungen überhaupt nicht zu überblicken sind.

        • Ert sagt:

          “Auf dem Land wird die Nachfrage nach Wohnraum tendenziell sogar einhergehend mit dem Rückgang der Mechanisierung der Landwirtschaft stark zunehmen, gleichzeitig besteht die Möglichkeit auf niedrigem energetischen Niveau einen weitgehenden Selbstversorgungsgrad zu erreichen.”

          Danke für diese Überlegung und Differenzierung der ich folgen kann. Ich vermute aber dennoch, das selbst auf dem Land der “Preis”, gemessen an heutiger Kaufkraft “in Kartoffeln/Nudeln/Möhren” je mehr sinken wird, desto knapper bzw. teurer die Energie wird.

          Das heutige Denken in Rente, Lebensversicherung oder Vermögen mit irgendwelchen Vehikeln wie Aktien, Gold oder Fonds zu “Retten” führt meiner Ansicht nach in die Irre.

          Ich denke hier ist Norbert (Rost) auf dem guten Wege: (energetische) Investition in das lokale Lebensumfeld – wenn man dieses denn für sich gefunden hat. Dies war bis vor 60 Jahren normal – und wird es wohl auch wieder werden.

      • JCC sagt:

        Hallo Ert,
        auch Ackerland kann enteignet und beschlagnahmt werden. Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, was vor dem Zugriff einer verzweifelten Staatsmacht sicher ist. Europa wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden; es ist nicht Energie-autark und manche Länder sind auch nicht mehr in der Lage, ihre Bevölkerung zu ernähren (UK z.B.). Die Möglichkeiten Europas stehen in krassem Widerspruch zu den großen Sprüchen, die verwirrte Köpfe (z.B. Schulz) in Brüssel und Straßburg ablassen. In Europa wird es echt bitter werden.

        • Ert sagt:

          @JCC

          Ich sehe es differenzierter: Der Staat garantiert überhaupt erst einmal die Eigentumstitel, also “Dein” oder “Mein” Ackerland.

          Schon Steiger schrieb: “§1 Gleich allen Menschenrechten ist auch das Recht auf Eigentum kein natürliches Recht. Es existiert nicht vom Beginn der Menschheitsgeschichte an, wird vielmehr in bestimmten Perioden von Menschen geschaffen, aber auch wieder vernichtet”[1]

          Der aktuelle Eigentumgarantierende Staat bzw. die Staaten sind eine Organisationsform – die Grundlage für den modernen Kapitalismus!, und meiner Ansicht nach auch die Grundlage für so etwas wie die WTO, die Weltbank, den IWF und auch das neue Freihandelsabkommen TTIP!

          Der Kapitalismus hat nun unbestrittener Weise für eine wahnsinnige Mobilisierung von ‘Entwicklung’ gesorgt – mit allen Konsequenzen!

          Steiger: Ҥ67 Besitzsysteme implizieren immer ein soziales Netz,
          wenn auch auf äusserst niedrigem Niveau: gegenseitige Hilfe im Stamm und Sorge für die Schwachen zur Legitimation der Zwangsabgaben im Feudalismus. Die Eigentumsgesellschaft kann aus sich heraus nichts Ähnliches entwickeln. Zur Ergänzung ihres Eigentumsnetzes bedarf es den Staat und starker, freier
          Gewerkschaften, die ein soziales Netz auf durchaus hohem Niveau schaffen, aber nicht unter allen Umständen garantieren können.”
          [1]

          Es ist also die Frage ob unser aktuelles System der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Organisation auch für den Weg nach ‘unten’ – wo ein morgen (global gesehen) schlechter wird als heute – tragfähig sind. Sind sie das nicht, so meine Hypothese, dann werden Sie nicht langfristig bestehen.

          So musst Du auch Leute wie Schulz, über den ich gleiches Denke wie der sprach-gewandte Nigel, vom aktuellen System abhängen und begünstigt werden. Schulz ist im Club mit seinesgleichen und alle werden alles daran setzten Ihre Privilegien nicht zu verlieren.

          Was heißt das nun alles?

          Ich einen gesellschaftlichen ‘Ruck’ oder auch ‘Systemwechsel’ als kommende Entwicklung an. Wollen wir alle hoffen und daran mitwirken, das es etwas besseres wird. Das relativ überbevölkerte Nord-Europa wird es jedenfalls schwer haben – in einer energieärmeren Zeit. Im Kontrast zu Indien und China haben wir aber relativ gesehen noch mehr Wasser und liegen für einen Klimawandel noch recht günstig.

          [1] Mehr zu Steiger in seinem Hauptwerk: “Eigentum Recht und Freiheit” bzw. einer Kurzversion: 66 Thesen von Steiger:http://www.dasgelbeforum.de.org/sammlung/Steiger66Thesen.pdf

          • Ert sagt:

            Upps… da hab ich im kleinen Editor hier beim Schreiben wohl ab und zu den Faden verloren. Bei längeren Texten sollte ich es wohl doch erst in der Textverarbeitung vorschreiben ;-)

  3. Frank Bell sagt:

    Ich frage mich:

    Ist ein Rückgang des Verbrauchs nicht das, was wir sehen wollen, wenn die Rohstoffe knapper werden?

    Im Artikel steht ja ausdrücklich, das dies NICHT auf Kosten des alltäglichen Lebens geht.

    Ich gestehe, dass ich mir immer noch sehr schwer vorstellen kann, dass wir in 30 Jahren wieder so leben werden wie vor 400 Jahren. Bislang hat man doch immer Lösungen gefunden.

    • Ert sagt:

      @Frank

      In 30 Jahren werden wir garantiert nicht so leben wie vor 400 Jahren. Auch in 100 Jahren wird dies nicht der Fall sein.

      Das Leben vor 400 Jahren hatte sich über ganz viele Jahrhunderte genau so entwickelt – angepasste Häuser, Berufe, Landwirtschaft, Pflanzen, Gewerke, etc. pp.

      Das angewandte und praktische Wissen und auch die zugehörigen Utensilien, Werkzeuge und Nutztiere sind weg. Alleine das Video zur kybernetischen Architektur zeigt auf, wie viel im Baubereich vergessen wurde. In jedem Fall werden die nächsten 30 oder auch 100 Jahre eine ‘spannende’ Reise werden – der sich keine(r) entziehen kann.

  4. Florian Hoppe sagt:

    http://peakoilbarrel.com/eia-quarterly-crude-condensate-production-data/

    Ron Patterson über den Vierteljahresbericht der EIA.

  5. Frank Bell sagt:

    @ M. Sastre

    Zu 100 % sicher bin ich mir im Hinblick auf das beschriebene Szenario natürlich nicht.

    Wir erleben seit einigen Jahren einen Jahrhundertboom, den die meisten so sicher NICHT vorhergesehen haben.

    Das Argument, es läge nur an dem billigen Geld, halte ich für zu kurzsichtig. Denn es ist ja auch das produzierende Gewerbe und auch der Bereich Transport, die so massiv zulegen können.

    Eurokrise ist schon lange kein Thema mehr, die Arbeitslosigkeit ist niedrig (die FAZ hat dazu auch etwas geschrieben), die Steuereinnahmen sehr hoch, etc.

    Was soll da schon crashen?

    Ausser halt die grosse Unbekannte: Energiekosten.

    Aber selbst da war man in der Vergangenheit erfinderisch.

    • Ert sagt:

      @Frank

      Ich denke wir sehen aktuell nur ein aufbäumen vor dem Sturm.

      Ich habe gerade angefangen H. Scheer “Solare Weltwirtschaft” zu lesen. Dort steht am Anfang auf Seite 10: “Allen wirtschaftlichen Handlungen liegt eine physikalisch-chemische Umwandlung von Stoffen aus einem Zustand in einen anderen sowie deren Verteilung und Konsumierung mit Hilfe umgewandelter Energie zugrunde” und weiter Die energetische und stoffliche Basis ist der nervus rerum, der Nerv aller Dinge, das eigentliche ‘Gespenst der Maschine'”

      Auf der Arbeit hatte ich vor 2 Tagen eine Diskussion – in der ich Tainters Aussage als Pattern wiedergefunden habe: Zu hohe Systemkomplexität lässt Dinge scheitern. Und hier schreibt auch H. Scheer in Bezug auf Habermas von “der Auflösung des Zusammenhangs in einzelne Vorgänge, die nur noch zweckrational von spezialisierten Funktionsträgern zu behandeln sind.”

      So sehe ich die beiden Punkte a) Systemkomplexität die kaum mehr einer überblickt + b) die energetische Frage als die beiden kritischen Faktoren an…

      Und es knirscht aktuell richtig im Gebälk.. man muss sich dazu ja nur mal die Reihen an Pressemitteilungen anschauen in denen die westlichen Öl-Majors Ihren Rückzug ankündigen. Und auf der Ressourcenfront sieht es doch nicht besser aus – wenn wir Herrn Michaux folgen.

      • M. Sastre sagt:

        @Frank,
        @Ert,

        ich halte es in dieser Hinsicht doch etwas eher mit Ert, denn der mediale Hype über einen angeblichen Wirtschaftsboom oder das Ausblenden der Eurokrise aus der Berichterstattung (inklusive diverser “Krise-ist-beendet”-Aussagen hochrangiger Politiker)können leicht über das stetige Anwachsen der weltweiten Risiken hinwegtäuschen.
        Das System wird immer instabiler, weil das Geld nicht mehr einzig dem Austausch von Waren und dem Aufbau von Produktion dient, sondern aufgrund seines Volumens auf der suche nach weiterer Vermehrung eine unkontrollierbare Eigendynamik entwickelt.

        Wenn durch inflationäre Notenbankpolitik die Börsennotierungen stetig steigen und Gelder in Projekte fließen, die bei einem marktgerechten Kreditzins niemals realisiert worden wären, ist höchste Vorsicht geboten.Auch das künstliche Herunterrechnen der Inflation durch hedonistische Berechnungsmethoden lässt das BIP scheinbar steigen.
        Dies relativiert die Aussagen zum produzierende Gewerbe, zumal durch Auslagerung von Produktion Produktbestandtteile rechnerisch mehrfach erfasst werden können.
        Bsp: Baue ich ein Auto komplett in meiner Fabrik, so Verkaufe ich es genau ein mal. Kaufe ich es aus Einzelteilen weltweit zusammen, fliesst die Produktion der erzeugten und an mich verkauften Einzelteile zusätzlich in das dortige BIP mit ein. Durch die dadurch weltweit entstehenden Logistikketten wird zusätzlich Umsatz generiert, d.h. rechnerisch Wachstum erzeugt. Ressourcentechnisch pervers und alles andere als nachhaltig, aber betriebswirtschaftlich rational begründbar.
        Die eigentliche Wertschöpfung, also die produzierten Autos bleiben qualitativ und quantitativ dabei absolut gleich!
        Die Wahrnehmung der Weltwirtschaft hat viel mit Täuschung und der Suche nach Bestätigung der eigenen Präferenzen (oder sollte ich sagen: Vorurteile?) zu tun. Davon kann sich keiner freimachen.

        Zur Arbeitslosenstatistik sagen ich mal nichts, denn die wird in allen Ländern massiv manipuliert.

        Die deutsche Krise wird wenigstens augenscheinlich durch den von außen eintretenden Nachfragecrash spürbar werden, wenn sich die Weltkonjunktur weiter eintrübt und das exportlastige Wirtschaftsmodell damit nicht umgehen kann.

        Die Aussage Hermann Scheers ist eine Schlüsselerkenntnis. Diese energetische Herangehensweise ist aber weder in den Wirtschaftswissenschaften, wo immer von einer Art Kreislauf ausgegangen wird, und der Input (und folgend der Output) von Energie und Rohstoffen deshalb stets unter ferner liefen behandelt werden, noch in der Politik geläufig.

        • Ert sagt:

          @M. Sastre

          absolute Zustimmung zu Ihren Ausführungen, insb. BIP Hochrechnungen und Preissteigerungs-runterrechnungen u.a. mit Hedonistik. Ganz wichtig ist ja, das die offizielle “Inflationsrate” unten bleibt, weil damit viele “reale” Steigerungen besser aussehen und Lohnforderungen unter der realen Preissteigerung (bzw. Inflation) bleiben.

          Sie schreiben: “Die Aussage Hermann Scheers ist eine Schlüsselerkenntnis. Diese energetische Herangehensweise ist aber weder in den Wirtschaftswissenschaften, ….. noch in der Politik geläufig.”

          Es scheint so – wobei Scheer als SPD Politiker und Vater der Energiewende viel weiter war. Es ist schade das er nicht mehr lebt und auch 15 Jahre nach seinem Buch anscheinend nichts verstanden wird – außer sein Werk rückabzuwickeln. Welche eine Schande!

          So schreibt er auch: “Die alles überragende Bedeutung von Energie und Stoffen ist auf eine nach- oder untergeordnete Frage reduziert worden, weil die fossile Energie- und Stoffbasis als ohnehin unersetzlich, als nicht austauschbar gilt” und weiter “Deshalb behandelt auch die Wirtschaftswissenschaft die Energiefrage nur im Hiblick auf die Faktoren, die die Preisbildung beeinflussen. Energie und Rohstoffe gelten als prinzipiell verfügbar, gleich, woher sie kommen.” und er schliesst mit: “Und falls doch eine Energie- oder Rohstoffart durch eine andere ersetzt wird, gilt dies als isolierter Austauschvorgang, der die wirtschaftlichen Strukturen ansonsten nicht berührt – solange damit keine einschneidenden Kostenveränderungen verbunden sind”

          Die besten 2,70€ die ich für ein Buch seit langem ausgegeben habe.

          Noch eine Anmerkung zu den Arbeitslosenzahlen – die ist nicht manipuliert – man muss aber auf das Kleingedruckte schauen. Nach den ILO Definitionen gilt als Beschäftigt, wer eine Stunde pro Woche arbeitet! So Einfach fängt das schon an ;-)

          • Patrick sagt:

            Die Frage ist ja, ob bei den Inflationszahlen wirklich “getrickst” wird und werden muss.

            Laut Ulrike Herrmann ist es im Kapitalismus viel schwerer, Inflation zu erzeugen als man gemeinhin denkt.
            Daher liegt das EZB-Ziel auch nicht bei NULL Prozent Preissteigerungsrate, sondern bei ca. 2 %.
            Eine Deflation hätte nämlich erheblich größere Gefahren und ist auch viel schwerer zu kontrollieren bzw. zu beheben.

            Ich persönlich würde vielleicht noch Unterscheiden zw. “Engpass-Artikeln” wie Landwirtschaftsprodukte (steigende Bevölkerung, zurückgehende Böden) oder eben Energieangebot.

            Ansonsten schienen mir ihre wirtschaftswissenschaftlichen Argumente sehr schlüssig zu sein.

          • Ert sagt:

            @Partrik,

            Ja, was Herrmann sagt ist schon richtig, aber deswegen habe ich oben auch Inflation und Preissteigerung verwendet.

            Das System selber will schon Inflation haben – aber nicht direkt ausweisen. Weil das ausweisen der Inflation kostet dem Staat wieder Geld (Inflationsindizierte Anleihen, Sozialausgabenanhebung, Löhne für die Staatsdiener, etc. pp.).

            Deswegen ist es wichtig die Inflation bzw. Preissteigerung “offiziell” klein zu rechnen, aber darauf zu achten das es in jedem Fall eine gibt!

            Hier gibt 20 Minuten sehenswertes zu den “Unscharfen Zahlen”: http://www.peakprosperity.com/crashcourse/deutsch/kapitel-16-unscharfe-zahlen

          • Patrick sagt:

            @Ert

            Den Crash Course kenne ich und ich finde ihn auch wirklich großartig!

            Allerdings weist das Statistische Bundesamt schon sehr detailliert die “Preistreiber” auf, z.B. im Bereich Nahrungsmittel gibt es sehr detaillierte Unterscheidungen.

            Mein Gefühl ist das, dass vor allem die Waren, die wir zum Leben unbedingt und ständig benötigen, am ehesten betroffen sind (Stichwort: gefühlte Inflation) als Konsumartikel.

            Butter, Getreide, Obst etc. sind z.B. häufig von Preissteigerungen betroffen.
            Über Energie und Treibstoffe müssen wir hier sicherlich ja nicht mehr reden.

            Aber die ganze Konsumartikel, z.B. Fernseher, DVDs und so was werden schon immer billiger und die “neuesten Generationen” folgen in immer kürzeren Abständen.
            Hier muss man nichts schön rechnen. Es gibt ‘ne Menge Produkte, die immer billiger werden oder die zumindest für den gleichen Wert immer mehr können. (das wird glaube ich im Crash Course auch erwähnt) Da muss ich aber dann nichts mehr für schön rechnen, denn Preisstabilität liegt ja unter dem EZB-Ziel.

            Und momentan sehen wir ja wohl sehr viel deutlichere Deflationsgefahren als alles andere. Deshalb liegt ja auch der Leitzins schon bei 0,25 und damit ist auch praktisch alles Pulver schon verschossen.

            Bei dieser ganzen Inflations-Debatte fehlt für mich eine Unterscheidung in “Grundbedürfnisse” wie Nahrungsmittel, Wasser, Kleidung, Energie, Mieten und “Konsumartikel” – also alles, was man wirklich nicht zwingend braucht und schon gar nicht ständig!

            Wenn ich immer einzige Zahl höre wie “Die Inflation lag bei 1,7%” dann sagt das doch unter’m Strich wenig aus.
            Genau wie bei diesem leidlichen BIP. Diese Zahl sagt ja ebenfalls nicht gerade sonderlich viel aus.

            Hier mal was zum Schmunzeln dazu: http://deedls.blog.de/2014/01/15/pfauenrad-volkswirtschaft-17596492/

          • Ert sagt:

            @Patrick

            Danke für den schönen Pfauen-Link – Köstlichster Artikel zum BIP den ich seit langen gelesen habe! :-)

            Zu der Preissteigerung: Genau dort haben wir es dann: Gewichtung. Von all diesen neuen hedonistischen Features, also der besseren Auflösung von Smartphones, mehr Tasten an Fernbedienungen, mehr Zoll für TFT’s, etc. pp. habe ich nichts!

            Meine Ausgaben für Elektronik-Konsum sind drastisch zurückgefahren. In den Bereichen wo ich 1A Qualitätsprodukte kaufe erlebe ich derzeit brutale Preissteigerungen. Ggf. geht dort der Absatz zurück – so das dadurch die Stückkosten steigen… ich weiss es nicht. Billiger wird für für mich faktisch nichts.

  6. Marcus Kracht sagt:

    Hier nur ein Beispiel für die realen Probleme hinter der industriellen Fertigung.
    Ugo Bardi gibt einen Überblick über die Kosten bei der Goldgewinnung. Sie steigen unaufhörlich:

    http://cassandralegacy.blogspot.de/2014/01/extracted-problem-with-mining.html

    Ebenso die benötigte Menge Diesel je Feinunze usf.

    • Frank Bell sagt:

      @ Marcus Kracht

      Komisch. Warum ist dann Gold als Asset-Klasse so stark gecrasht? Das Argument, es seit aufgrund von Spekulation zu stark gestiegen ist unsinnig. Denn dann hätten wir auch bei anderen Asset-Klassen wie Aktien so einen Crash sehen müssen.

  7. Michael Egloff sagt:

    Hallo Frank,
    bitte nicht immer nur die kurzfristigen, mitunter heftigen Schwankungen im Blick haben. Es kommt auf den längerfristigen Trend an.

    Auch zukünftig!
    Wenn z.B. Öl noch einmal auf 75 Dollar runterrauscht ist das lange noch kein Beweis, dass die Olförderung im Durchschnitt nicht aufwändiger (auch energieaufwändiger) wird.

    Kurzfristige Betrachtungsweisen sind ja heute weit verbreitet. Man muss ja nicht selber dieser Modeerscheinung erliegen.

    Übrigens: meine erste Ölrechnung für 3000 Liter Heizöl betrug im Jahr 1994 815 D-MARK!
    Heute würde ich um die 2500 EURO (!) dafür bezahlen, wenn ich noch eine Ölheizung hätte.
    Und Gold konnte man vor gut 10 Jahren noch für ein Viertel des heutigen Preises haben.

    • Michael Egloff sagt:

      Es ist schon eigenartig, dass jetzt die masters of war, die derzeit in München tagen, auf die wirklichen Herausforderungen hinweisen, vor denen die Menschheit steht.
      Nun sind selbst die schon weitsichtiger, als der Durchschnitt der Menschen.

      http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/sicherheitskonferenz-studie-warnt-vor-wasserkrise-in-china-und-indien-a-950618.html

      • Ert sagt:

        @Michael

        Danke für den Link! Interessant ist was der Spiegel dann mal wieder daraus macht um die kognitive Dissonanz beim Leser zu fördern.

        Beschreiben Sie im ersten Teil nun wirklich gut und knapp die globalen Probleme, titelt der Spiegel schon kurz später: “Zwei Milliarden Menschen werden zur Mittelklasse gehören” in Anspielung auf 2050.

        So wird fast nebenbei wieder impliziert das es doch so weiter geht. Die Probleme sind ja auch nur in Indien, China, Arabien und Afrika zu verorten.

        Weiterhin: Die Preisfrage lautet: Werden die Schwellenländer ihr Ziel erreichen, ohne die Umweltsünden der Industriestaaten zu wiederholen und den Planeten zugrunde zu richten? – als ob es nicht auch unser Problem wäre… weil gerade wir haben dorthin unsere dreckigen Produkte, sowie die dreckige Förderung der Rohstoffe, outgesourced.

        Zum Schluss: “Dazu müsste in Zukunft der Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch sinken.”. ‘Der’ Verbrauch? ‘Deren’ Verbrauch? ‘Unser’?!? Verbrauch? Mit keiner Silbe wird hier angedeutet, das insbesondere wir unseren Verbrauch deutlich reduzieren müssten – damit wir auf den zukünftigen Weltdurchschnittsverbrauch aufschließen können.

        • Michael Egloff sagt:

          Ja, Ert,
          auch die sind noch nicht in jeder Hinsicht analytisch auf dem fortgeschrittensten Stand.
          2 Mlliarden Menschen, die im Jahr 2050 in den Urlaub fliegen und Auto fahren – sie könnten es besser wissen.

          Aber immerhin haben sie ein Kernproblem der Menschheit erkannt: das Wasserproblem.

          99% der Zeit ihrer Existenz hat die Menschheit ohne Öl gelebt – wenngleich in völlig anderer Anzahl und in völlig anderen gesellschftlichen und sozioökonomischen Verhältnissen.

          Aber NIE hat die Menschheit ohne ausreichende Wasserressourcen (im Sinne von sauberem Süßwasser) leben können.
          Und NIE waren die Entwicklungen in einem Erdteil so bedeutsam für allle anderen Erdteile.
          Und Nie waren die Herausforderungen, die sich für eine Reihe bevölkerungsreicher Länder für die nächsten 2 bis 4 Jahrzehnte abzeichnen, von einer solchen Dimension.

          Oder anders betrachtet: welche Konsequenzen wird es zum Beispiel für das mit natürlichen Ressourcen reich gesegnete Schweden haben, wenn in einer Reihe von Ländern mit einer Bevölkerung von insgesamt über 3 Milliarden (Indien, China, Bangladesch, Pakistan, Ägypten, Teilen Schwarz-Afrikas usw.) die elementaren Lebensgrundlagen gefährdet sind? Wird es auf dieser eng gewordenen, vernetzten Welt noch “Inseln der Glückseeligen” geben?

          All dies sind Betrachtungen ohne jede Berücksichtigung des Themas Peak (Export-)Oil. Das Thema kommt noch hinzu. Wirklich relevant sind jedoch die Elemantarressourcen Wasser und Boden und deren Pro-Kopf-Verfügbarkeit.
          Insofern haben die masters of war schon einen großen Schritt nach vorne getan.
          Aber wie ich die kenne, werden die die falschen Antworten finden: noch mehr Waffen.

      • Stephan sagt:

        Aus dem Spiegel-Artikel:
        ” Im Schnitt entnehme Indien 37 Prozent mehr Grundwasser, als auf natürlichem Wege nachkomme. Exzessive Bewässerung und Düngung hätten zudem Millionen Hektar Land unbrauchbar gemacht.”

        Wie gut dass dieser UNO-Bericht die Auswirkungen des exzessiven Gebrauchs von Pflanzenschutzmitteln (z.B. Roundup-Ready) auf Mensch und Tier nicht untersucht hat bzw. wie gut dass es diese Auswirkungen in Indien und China nicht gibt. /Sarkasmus aus

        “Dieses Wasser ist nicht nur teils mit natürlicher Radioaktivität belastet, sondern könnte stellenweise schon in einigen Jahrzehnten zur Neige gehen.”

        In den USA werden gerade Millionen von Kubikmetern an solch verseuchtem Wasser mit Hilfe von Fracking an die Erdoberfläche gebracht.

        “Der Wasserbedarf in China, Indien und Südostasien steigt dramatisch, was in den kommenden Jahren und Jahrzehnten enorme Sicherheitsprobleme mit sich bringen könnte.”

        D.h. die Lösung der Wasserfrage weltweit entwickelt sich zunehmend zu einer militärischen Angelegenheit bzw. zu einer milliardenschweren Angelegenheit, was praktisch das Gleiche ist.

      • Stephan sagt:

        Schon komisch, dass auf der Sicherheitskonferenz keinerlei Worte über die sich dramatisch zuspitzende Situation im Südwesten der USA verloren wird (Übersetzung der Zitate aus verschiedenen Artikel, Link zum Original jeweils direkt unten dran):

        Interessantes Bild ganz am Anfang des Artikels (ein breiter Wasserkanal, der All-American Canal, mitten in der Wüste), der den Wahnsinn des heutigen weltweiten Wirtschaftssytems ganz gut verdeutlicht:

        Export des Colorado Flusses nach Asien, durch Heu
        von Ben Jervey für National Geographic, veröffentlich 23. Januar 2014

        Laut einem Bericht des UNESCO-IHE (Instit für Bildung im Bereich Wasser; Anm.: Sitz in Delft, Niederlande) aus dem Jahr 2011, exportieren die USA mehr als zweimal so viel virtuelles Wasser exportiert, etwa 82 Billionen Gallonen (Anm.: 1 US-Gallone = 3,79 Liter: 82 Bill. Gallonen = 311 Mrd. m^3; jährlicher Verbrauch einer Person in Deutschland ca. 36,5 m^3, d.h. mit dieser Menge könnten ca. 8,5 Mrd. Deutsche ihren jährlichen Wasserverbrauch bestreiten), wie jedes andere Land. Dies hauptsächlich deswegen, weil amerikanische Farmer die ganze Welt ernähren.

        Natürlich, wenn man an all die Produkte denkt, die die Amerikaner kaufen, sind die USA, mit etwa 62 Billionen Gallonen, die in Form von T-Shirts, I-Pods und anderen Produkten ins Land kommen,gleichzeitig auch der größte Importeur an virtuellem Wasser.

        Zunächst, erklärt Putnam (Anm.: Daniel Putnam, Diplom-Landwirt an der Universität von Kalifornien), wächst dieser Bedarf an Milchprodukten im Mittleren Osten und in großen Teilen von Asien, speziell China, und diese Länder können oder wollen kein Land bewässern, um Heu anzubauen. Putnam weist auf die Entscheidung in 2008 in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hin, die besagt, dass das Land von seinem sehr begrenzten Wasservorrat nichts für den Anbau von Viehfutter wie z.B. Luzerne verwenden würde.

        Das Ergebnis ist, erklärt Glennon (Anm.: Robert Glennon, Wasserexperte an der Universität von Arizona), “dass es heutzutage weniger kostet eine Tonne Luzerne von Long Beach nach Peking zu verschiffen, als diese aus dem Imperial Valley in Kalifornien ins Central Valley zu bringen (Anm.: ca. 400km minimale Entfernung)”.

        Dies alles führt zu Luzerne- und Heu-Exporten, die sich seit 1999 mehr als verdoppelt haben und sich seit 2007 um 60% erhöht haben, wobei den größten Anteil daran die Exporte nach China und in die VAE haben. China zum Beispiel importiert im Jahr 2007 gerade einmal 2400 Tonnen Heu. In 2012 erhöhte sich diese Menge um das über 200fache auf mehr als 485.000 Tonnen.
        http://news.nationalgeographic.com/news/2014/01/140123-colorado-river-water-alfalfa-hay-farming-export-asia/

        Wasserlieferungen vom Colorado Fluss werden aufgrund der Dürre drastisch gekürzt
        Von Miriam Raftery, 25. Januar 2014 (San Diegos östlicher Bezirk)
        Zum ersten Mal überhaupt hat das Büro für Landgewinnung (U.S. Bureau of Reclamation) angeordnet, dass der Abfluss aus dem Colorado Fluss und dem Glen Canyon Stausee (Anm.: Der Lake Powell Stausee) gekürzt wird.

        Der Colorado Fluss ist die wichtigste Wasserquelle für den Südwesten – und er liefert etwa 60% der Wasserversorgung des Bezirks von San Diego (Anm.: im äußersten Süden Kaliforniens). Er steht unter dem ständig steigenden Druck einer wachsenden Bevölkerung in den Städten des Südwestens bei anhaltenden Dürre-Bedingungen.

        “Dies ist die schlimmste 14jährige Dürreperiode in den letzten 100 Jahren”, sagt der Regional Direktor für den oberen Teil des Colorado in einer Pressemitteilung des Büros für Landgewinnung.”
        eastcountymagazine.org/node/14814

        Hier bezieht sich der Titel auf ein mögliches Ereignis in der Zukunft:

        Wasserlieferungen werden auf Null gekürzt, weil sich die Kalifornische Dürre verstärkt
        Die Einschränkungen betreffen 29 Behörden, die Wasser vom staatlichen Wasser Projekt kaufen.
        31. Januar 2014
        Während die schwere Dürre in ganz Kalifornien anhält haben Vertreter der Behörden zum ersten mal erklärt, dass die Wasserbehörden sich darauf vorbeiten sollten, dass sie vom staatlichen Wasser Projekt keine Lieferungen mehr bekommen.

        Es ist das erste Mal in der 54-jährigen Geschichte des staatlichen Wasser Projekts, dass der Bundesstaat eine solche Maßnahme ergreift.
        mydesert.com/article/20140131/NEWS07/301310005/Water-deliveries-reduced-to-zero-as-California-drought-deepens

        Hier gehts zu den Daten der beiden wichtigsten Stauseen (Lake Powell, ca. 100 km vom Beginn des Grand Canyon entfernt, d.h. oberhalb von Lake Mead, und Lake Mead, ca. 20 km östlich von Las Vegas und der größte Stausee der USA):
        lakepowell.water-data.com/
        lakemead.water-data.com/

        Und hier eine aktuelle Übersicht über die Stärke der Dürre in den jeweiligen Bezirken des Südwestens der USA (wird jeweils Donnerstags aktualisiert) sowie mit einer Grafik über den Wasserstand des Lake Powell in den letzten vier Jahren:
        drought.gov/drought/regional-programs/ucrb/ucrb-home

        • Michael Egloff sagt:

          Hallo Stephan,
          wenn das Ogallala-Aquifer erst mal aufgebraucht ist – und das könnte in 20 Jahren durchaus der Fall sein – haben die USA ein ganz enormes Problem. Besser gesagt über 70 Millionen US-Bürger in der demographischen Boomregion der letzte 3 Jahrzehnte, im Südwesten der USA. Effekte des regionalen Klimawandels, wenn sie sich denn so weiterentwickeln, wie in den letzten beiden Jahrzehnten, würden die Situation noch weiter verschlimmern. Ein Massenexodus aus diesem Landesteil sehe ich für die nächsten 3 Jahrzehnte als wahrscheinliches Szenario.

          Aber was Indien bevorsteht wage ich garnicht überhaupt zu denken. Wenn die indische Bevölkerung ungefähr bei 1,5 Milliarden angekommen ist, könnte es durchaus sein, dass nur noch die Hälfte zu ernähren ist.
          Denn Indien hat 8 Monate Trockenzeit, darunter von April bis Anfang Juni eine der höchsten Temperaturniveaus, die überhaupt weltweit gemessen werden mit Tageswerten von 40 bis 50 Grad und Nachttemperaturen über 30 Grad. Fast landesweit.
          Nur die über 20 Millionen Elektropumpen, die das saubere Wasser aus immer größeren Tiefen saugen, haben die grüne Revolution und Verbesserung der indischen Ernährungslage trotz immer größerer Einwohnerzahl überhaupt erst möglich gemacht.
          Was das für den Weltagrar-Exportmarkt bedeutet, kann sich heute noch niemand vorstellen. Wohl den Ländern, die sich dann noch selbst ernähren können. Die weltweiten Exportmengen werden dann der Nachfrage weit hinterherhinken.

          • Ert sagt:

            @Michael & Stephan,

            in diesem Zusammenhang kann ich auch noch das Buch Ressource Wars von M.T. Klare empfehlen: http://www.amazon.com/Resource-Wars-Landscape-Conflict-Introduction/dp/0805055762

            Das Inhaltsverzeichnis listet dabei die meisten der zukünftigen Wasserkonfliktgebiete alle auf. Das Buch ist von 2002 – die Verantwortlichen wissen das alle schon sehr lange – nichts neues bei der Sicherheitskonferenz!

          • Stephan sagt:

            Hallo Michael Egloff,

            “wenn das Ogallala-Aquifer erst mal aufgebraucht ist – und das könnte in 20 Jahren durchaus der Fall sein – haben die USA ein ganz enormes Problem. Besser gesagt über 70 Millionen US-Bürger in der demographischen Boomregion der letzte 3 Jahrzehnte, im Südwesten der USA. Effekte des regionalen Klimawandels, wenn sie sich denn so weiterentwickeln, wie in den letzten beiden Jahrzehnten, würden die Situation noch weiter verschlimmern. Ein Massenexodus aus diesem Landesteil sehe ich für die nächsten 3 Jahrzehnte als wahrscheinliches Szenario.”

            Tja, da hilft wohl wirklich nur noch beten und hoffen und natürlich so viel Wasser sparen wie möglich.

            Auch in Texas sieht es nicht besser aus:

            Dürre in Texas
            Farmer sein? Ein Glücksspiel
            21. 01. 2014, von Steffi Dobmeier

            http://www.taz.de/Duerre-in-Texas/!131326/

            Vor eineinhalb Jahren erst gab es eine massive Hitzewelle in einem Großteil der USA:

            Hitzewelle in den USA dauert an
            Notschlachtungen und verdorrte Felder
            09. 08. 2012, von Dorothea Hahn
            Es ist das heißeste Halbjahr in den USA seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Die Folgen für die Getreide- und Fleischproduktion sind fatal

            In mehr als der Hälfte aller US-Counties herrscht Dürre-Alarm. Die ersten sieben Monate dieses Jahres waren die wärmsten sieben Monate seit Beginn der Temperaturerfassungen. Das Katastrophengebiet reicht von den beiden Dakotas im Norden bis nach Texas und von Missouri im Mittleren Westen bis nach Kalifornien an der Pazifikküste.

            taz.de/Hitzewelle-in-den-USA-dauert-an/!99277/

  8. Frank Bell sagt:

    @ JCC

    Ackerland kann enteignet und beschlagnahmt werden

    Schon, aber sobald sich dieses Ackerland in der Hand der “Investoren” und Hedgefonds befindet, ist es vor eine Beschlagnahme sicher.

    Denn diese “Investoren” und Hedgefonds sind systemrelevant (d.h. sie schreiben die Gesetze). Leider!

    @ Michael Egloff

    Das mit der langfristigen Betrachtungsweise ist sicher richtig. Aber auch schwierig. Zumindest mir fällt es schwer, eine SICHERE Prognose für die nächsten fünf, geschweigen denn zehn Jahre zu stellen.

    Gold bekommst du bald für den Preis von vor 2000.

    • Norbert Rost sagt:

      @Frank: Nein. Die Gesetze schreiben wir. Vor Ort.

      Der Nachteil von Immobilien ist, dass sie immobil sind. Als entfernter “Eigentümer” kannst du zwar Rechtstitel darauf halten und beanspruchen, aber diese Rechtstitel sind wertlos, wenn es um lokale Streitigkeiten geht.

      Hier im Osten ist derzeit der große Ausverkauf der Ländereien im Gange. Erneut. Das letzte mal wurde dieses Problem 1945ff gelöst, als eine Bodenreform das Land neu verteilte. Ich bin sicher: Diese Reform war nicht die letzte ihrer Art.

      Es ist zwangsläufig, dass die Eigentumstitel in näherer Zukunft “neu verhandelt” werden, wobei ich mit “verhandeln” nicht meine, dass die heutigen “Rechtehalter” gleichberechtigt am Tisch sitzen. Das Land gehört denen, die es bewirtschaften, denen, die es zum Leben brauchen: Uns allen. Das weiß letztlich sogar die orthodoxe Wirtschaftswissenschaft, die die Erkenntnis hat, dass “natürliche Monopole” einer besonderen Behandlung bedürfen.

      Sei dir sicher: Die heutige Eigentumsstruktur ist nicht für ewig – sie ist vermutlich nichtmal für die nächsten 20 Jahre.

      • Frank Bell sagt:

        @ Norbert Rost

        Wie soll der kleine Mann, der zumeist schlecht organisiert ist, gegen die grossen Konzerne mit ihren riesigen Rechtsabteilung kämpfen? Er hat schon verloren.

        Egal, was für ein industrielles Grossprojekt (Flughafen, Fracking, egal was) durchgezogen werden soll, IMMER setzen sich die Mächtigen (die, die viel Geld haben) durch.

        • Ert sagt:

          @Frank

          Ja, aber nur weil alle vorab aufgeben.

          Ich liefere mir bei vielen Sachen die zumindest Auseinandersetzung mit Firmen und Behörden – wenn es denn auf die konstruktive Weise nicht geht.

          Auch mache ich Anregungen wenn ich meine das etwas mit wenig Aufwand besser gelöst werden kann – z.B. die Fahrradständer bei meinem Bio-Markt. Das natürlich zusätzlich Schriftlich mit einer kleinen Fotomontage.

          Der kleine Mann muss nur zusammen halten und nicht gleich aufgeben – und am Ende so konsequent sein, das er den Konzern boykottiert, welcher Ihn ignoriert hat. Leider wird oft selbst das dann nicht mal gelebt.

  9. Frank Bell sagt:

    @ Ert

    Dieses Theater um Wasser auf der Münchener Konferenz hat einen ganz, ganz anderen Grund als die Sorge der Reichen und Mächtigen um die Menschheit.

    Kennt jemand den Film “We feed the World”?

    Da wird es gesagt, nämlich von dem damaligen Nestle-Chef Peter Brabeck:

    Man will als Konzern den freien Zugriff auf Wasser, um es danach teuer und exklusiv verkaufen zu können.

    NUR DAS interessiert die Politiker und das Militär, also den militärisch-industriellen Komplex.

    Brabecks Ansichten sind übrigens reichlich verrückt. Während er erzählt, dass viel arbeiten zu noch mehr Arbeit führt und die Arbeitslosigkeit verringert (wie soll das gehen?), ist er gleichzeitig fasziniert von japanischen Fabriken, in denen nur noch Maschinen arbeiten. Wie bekommt man das gedanklich auf die Reihe? Ich stehe da vor einem totalen Rätsel.

    • Ert sagt:

      @Frank

      Ja, “We Feed the world” (hier zum anschauen: https://archive.org/details/WE_FEED_THE_WORLD_DEUTSCH) ist ein sehr guter Film den man gesehen haben muss – danach sieht und isst man vieles anders oder auch nicht mehr.

      Ich pflichte Dir im Bezug zu Brabeck und anderen bei. Das Problem sind meiner Einschätzung nach Macht- und Konzernstrukturen die sich ganz weit von Ihrer eigentlichen Basis, also Ihren Kunden und Partnern, entwickelt haben. Heutige Manager sind ja auch nicht mehr (persönlich haftende) Inhaber – die oft langfristig denken (müssen) – sondern auswechselbare Individuen die “ich bin dann mal weg” spielen können, wenn alles schief geht.

      Die Belohnungsstrukturen und Gehälter in Spitzenpositionen ziehen dann noch allerlei
      Psychopathen (http://www.karriere.de/karriere/psychopathen-in-der-chefetage-164079/) an – was das ganze nicht besser macht. Sorry das ich es so ausdrücke, aber alleine so etwas wie TTIP kann nur von Psychopathen oder Menschenhassern gemacht und durchgesetzt werden! Welcher Mensch mit nur einem bisschen Ethik und Moral kann da mit machen?

  10. […] Peakoil 31st January:  The other side of peak oil, Italy’s oil and gas consumption collapse […]

Diesen Eintrag kommentieren:

* Hinweis: Dieses Formular speichert Name, E-Mail und Inhalt, damit wir den Ueberblick ueber auf dieser Webseite veroeffentlichte Kommentare behalten. Fuer detaillierte Informationen, wo, wie und warum wir deine Daten speichern, welche Loesch- und Auskunftsrechte Du hast - wirf bitte einen Blick in unsere Datenschutzerklaerung.