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Lobbyismus + Kopenhagener Erklärung: Europas Geologen fordern Wissenschaftlichkeit

Bei einem Treffen der Direktoren der Europäischen Geologischen Dienste der Nordatlantikgruppe (NAG) im September in Kopenhagen entstand ein gemeinsamer Text, die "Kopenhagener Erklärung". Darin äußern die Direktoren ihre Sorge über "irreführende Medienmeldungen über die Erkundung und Gewinnung von mineralischen und Energie-Rohstoffen" und verweisen auf die Möglichkeit, dass die geologischen Dienste von den Regierungen übergangen werde und so die Chance vermindert wird, "objektiv und interessensneutral über Abschätzungen von Schiefergas- und anderen Georessourcen zu informieren".

Auf Nachfrage bei der Bundesagentur für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), was Anlass für diese Erklärung gewesen sei, schrieb man mir:

Die Direktoren der Geologischen Dienste sind besorgt über irreführende Medienmeldungen über die Erkundung und Gewinnung von mineralischen und Energie-Rohstoffen. Häufig werden wissenschaftliche Ergebnisse und Schlussfolgerungen bei der Berichterstattung ignoriert. Dies kann, wenn verschiedene Meldungen nicht reflektiert werden, durchaus zu nachteiligen Entscheidungen für die Gesellschaft führen.

Ein Beispiel für eine „irreführende Berichterstattung“ ist der Film Gasland. In diesem preisgekrönten Dokumentarfilm von Josh Fox wird ein brennender Wasserhahn gezeigt. Dieser Wasserhahn wird in Verbindung mit der Förderung von Erdgas durch die Fracking-Technologie gesetzt. Dieser Zusammenhang besteht jedoch nicht. Das hat mittlerweile auch der Regisseur zugegeben. Unter folgendem Link finden Sie die Dokumentation „FrackNation“. Sie beleuchtet diese und andere Falschdarstellungen. Auch die NDR-Sendung „Angst vor Fracking“ (Panorama 3- Die Reporter) verdeutlicht die Problematik und zeigt, welche Folgen falsche Darstellungen und Wahrnehmungen erzeugen können.

Das BGR verweist in seiner Antwort zudem auf die Diskussion mit dem Umweltbundesamt (UBA). Im öffentlichen Diskussionsprozess um die Fracking-Frage haben beide Bundesbehörden in den vergangenen Jahren teils unterschiedliche Schlußfolgerungen aus ihren Erkenntnissprozessen gezogen.

Es ist zu begrüßen, dass die BGR und die verbundenen europäischen Geologischen Dienste auf ihre Kompetenz hinweisen und Lobby-Kampagnen Fachwissen entgegensetzen. Jüngst verwies die Organisation Lobbycontrol auf eine Veröffentlichung der New York Times, der ein Mitschnitt eines Vortrags des US-Lobbyisten Rick Berman zugespielt wurde. Dieser riet Vertretern der Öl- und Gasindustrie im Juni 2014 zu "schmutzigen" Lobbymethoden in der Bekämpfung ihrer Gegner und stellte zugleich eine Kampagne namens "Big Green Radicals” seiner PR-Agentur vor.

Lobbyismus und Einflussnahme ist im milliardenschweren Öl- und Gasgeschäft keine Seltenheit. Im Februar 2013 lobbyierten deutsche Öl- und Gasfirmen für Fracking per Briefkampagne bei den deutschen IHK. Der Matt-Damon-Film "Promised Land", der die Auseinandersetzung von Landkäufern im Auftrag einer Fracking-Firma und den Bewohnern einer US-Kleinstadt thematisiert, wurde wegen der Unterstützung durch einen Filmfonds des weltdrittgrößten Ölexporteurs Vereinigte Arabische Emirate kritisiert. Auch ihn könnte man als Lobbyarbeit ansehen, insbesondere da er nur wenig handfest das Fracking selbst thematisiert, sondern eher die durchaus fragwürdigen Geschäftsmethoden der Ölindustrie ins Licht rückt.

Lobbyarbeit im Sinne eines gezielten Einflusses auf die öffentliche Meinung und Entscheidungsträger ist in einer offenen Gesellschaft kaum vermeidbar. Für den interessierten Bürger ist die durch unlautere Methoden angerichtete Verwirrung (statt der Suche nach möglichst objektiven Abwägungen) jedoch mindestens abschreckend. Im ungleichen Kampf der Budgets haben Industrievertreter meist den längeren Arm gegenüber nichtmonetär ausgerichteten Umweltorganisationen. Unklar ist, inwieweit irreführende Medienberichterstattung durch Dummheit oder Absicht zustande kommt, so wie im heutigen Handelsblatt-Artikel zum Thema Fracking, in dem wieder zu lesen ist:

Die USA haben den Schritt gewagt und sich von Energieimporten weitgehend unabhängig gemacht.

Eine Aussage, für die die Direktoren der Europäischen Geologischen Dienste der Nordatlantikgruppe sicherlich zur Richtigstellung bereit wären: Aber danach hat das Handelsblatt den im Artikel zitierten BGR-Präsidenten Hans-Joachim Kümpel offenbar nicht gefragt. Trotz Fracking importieren die USA immer noch 4,7 Millionen Barrel Erdöl täglich. Das ist zwar fast eine Halbierung binnen 5 Jahren, und dennoch (nach China) das zweitgrößte Importvolumen eines einzelnen Landes.

 

Lesetip:

22 Kommentare to “Lobbyismus + Kopenhagener Erklärung: Europas Geologen fordern Wissenschaftlichkeit”

  1. Michael Egloff sagt:

    Hallo Norbert,
    nach dieser offiziellen Quelle belaufen sich die US-Ölimporte auf 7,55 Millionen Barrel pro Tag, Stand September 2014:

    http://www.census.gov/foreign-trade/statistics/historical/petr.pdf

    Damit importieren die USA immer noch ca. 1,5 mb/d mehr als China.

  2. Stefan Wietzke sagt:

    Habe gerade mal den Text von Kracht überflogen. Auch wenn ich mit seiner Einleitung konform gehe, möchte ich doch mal ein paar grundlegende Gedanken zum Umsteuerungsproblem einfließen lassen.

    Häufig wird ja argumentiert, dass wir als Menschen immer nur auf unser kurzfristiges Interesse schielen. Die moderne Anthropologie, Verhaltensforschung und Soziologie hat eindeutig gezeigt, dass das totaler Unfug ist. Wir haben unsere Stellung auf diesem Planeten gerade dadurch erreicht, das wir besonders kooperativ sind.

    Das Problem liegt tiefer und hat viel mit der Funktionsweise evolutionärer Prozesse zu tun.

    Evolution ist ein äußerst einfacher Entwicklungsmechanismus der komplexe Systeme entstehen lässt, ohne das irgend jemand wissen muss wie diese Systeme funktionieren. Gleichzeitig ist er in der Lage Zufälle zu verarbeiten und produktiv zu nutzen. Und da wir seit Heisenberg wissen, das die Welt nicht deterministisch ist, ist das die Methode die auch unsere komplexen Gesellschaften hat entstehen lassen.

    Sehen wir uns einmal kurz an, wie Evolution eigentlich funktioniert. Denn leider wird das von vielen immer noch falsch verstanden (hat nichts mit dem “Überleben des Stärkeren” zu tun).

    Evolutionäre Systeme entstehen, wenn ihr Ausgangspunkt zwei Bedingungen erfüllt:
    1. Vermehrungsfähigkeit
    2. Veränderungsfähigkeit

    Mehr ist nicht notwendig. Die Veränderungen passieren dabei völlig wahllos und rein zufällig. Nun können diese Veränderungen aber Einfluss auf die Vermehrungsfähigkeit haben. Aber da gibt es nur drei Varianten.
    1. Schädlich, die Änderung setzt sich nicht durch (das ist der Normalfall)
    2. Neutral. Die Variante wird statistisch in der Häufigkeit ihres zufälligen Auftretens in der Population verbreitet.
    3. Positiv. Dann dominiert diese Veränderung am Schluss alle anderen und verdrängt diese. Sie “überwuchert” sozusagen den Rest.

    Der Veränderungsprozess ist dabei nicht kontinierlich. Während die zufälligen Veränderungen (z.B. in den Genen) in ihrer Rate konstant bleiben, gilt das nicht für die Durchsetzungsrate. Sind alle öklogischen Nischen besetzt und die Umwelt stabil, treten kaum noch Veränderungen auf, denn sie knnen keinen Vorteil mehr bringen.
    Wenn sich die Umwelt ändert kann das sehr schnell anders aussehen. Dadurch werden ökologische Nischen geschlossen (Verschwinden von Vorhandenem) und neue geöffnet (schnelles entstehen von Neuem).

    Auch Gesellschaften verwenden dieses Entwicklungsprinzip. Geht ja auch nicht anders, denn wir sind bis heute nicht in der Lage das Verhalten von Gesellschaften wirklich zu verstehen und vorherzusagen. Da hilft eben nur schrittweises Ausprobieren.

    Und hier kommt das große Problem evolutionärer Prozesse zum Vorschein. Der nächste Entwicklungsschritt muss immer auf dem Aufsetzen, was schon da ist. Ein Beispiel: Die Zusammensetzung der Flüssigkeit in unseren Körperzellen ist noch immer die der Urmeere. Denn in diesem Milleu sind die Einzeller einst entstanden. Wenn sich nun herausstellt, dass eine andere Konfiguration besser wäre, dann kann man die nur dadurch ändern, dass der ganze Evolutionsbaum wieder bis nach ganz unten abgebaut und neu gestartet wird. Als Ingenieur kann ich mein Ziel im Auge behalten und notfalls ein ganz anderes Startdesign verwenden. Die Evolution kann das nicht.

    Ein weiteres Problem ist, dass evolutionäre Prozesse keine “Dellen” durchlaufen können. Evolutionär durchsetzen können sich nur Änderungen, die einen sofortigen Vorteil bringen. Selbst wenn es im Sinne langfristigen Überlebens besser wäre, erst einmal einen ungünstigen Schritt zu tun. Evolutionäre Systeme haben keinen “Rückwärtsgang” und stellen keine Zukunftsprognosen an.

    Menschen sind prinzipiell in der Lage, das anders zu machen. Denn im Gegensatz zu der “ziellosen” Evolution können wir uns Ziele setzen. Und wir können Vorhersagen zgl. der Zukunft machen. Da gehen auch “Dellen” (kurzfristige Inkaufnahme von Nachteilen für spätere Vorteile). Ohne ein derartiges Verhalten würden wir heute noch in Familienverbänden noch ausschließlich durch den ostafrikanischen Grabenbruch
    wandern.

    Menschen setzen ihre Ziele kulturell. Denn was “richtig” und was “falsch”, was wünschenswert ist und was nicht, ist eine kulturelle Entscheidung. Und wie die Ideengeschichte der Menschheit zeigt, eine sich permanent wandelnde Größe.

    Zuerst einmal müssen wir uns also entscheiden, in welch einer Welt wir denn leben wollen. Und uns wieder den uralten Fragen widmen: Was ist ein gutes Leben? Was macht es aus? Aber genau diese Fragen werden kaum noch diskutiert.

    So lange wir diese Frage aber nicht beantworten, sind auch alle Überlegungen hinsichtlich des Umgangs mit knapper werdenden Ressourcen ziemlich sinnlos. Wenn wir mehrheitlich meinen das Materialverbrauch unser Lebenszweck ist, dann ist klar wo die Reise hin geht. Alle werden sich um die knapper werdenden Ressourcen prügeln. Und man muss auch kein besonders großer Prophet sein um vorher zu sehen, in welcher Reihenfolge dann immer mehr Menschen ans untere Ende der Hackordnung rutschen.

    Viele Kulturen, die untergingen sind das nicht, weil sie keine Alternativen mehr hatten, sondern weil sie nicht wussten, in welche Richtung sie denn hätten rennen sollen.

    • “Was ist ein gutes Leben? Was macht es aus?”

      Ich denke es gibt zwei Phasen im Leben, in denen sich diese Werte vorrangig herausbilden: Erstens waehrend dem Heranwachsen, wo wir durch ein leistungsorientiertes Ausbildungssystem zu gleichfoermigen Arbeitstieren erzogen werden. Und zweitens waehrend der Midlife Crisis, wo wir zwar eigene Erfahrung einbringen koennen, aber durch Familien- und Beschaeftigungssituation kaum Freiheitsgrade sehen. Insofern ist es schwierig, in diesen Fragen neue Impulse zu entwickeln.

    • Hendrik Altmann sagt:

      Es war mehr so das verschiedene Gemeinschaften in einer größeren Zivilisation nicht mehr zufrieden waren und andere Ziele und Wünsche hatten als wiederum andere Gemeinschaften in der selben Zivilisation.

      Viele Zivilisationen sind an Bürgerkriegen zerbrochen, weil die einzelnen Gemeinschaften nicht mehr ihre eigenen Ziele und Wünsche bedienen konnten.

      Beispiele können wir heute z.B. im Irak, Syrien, Ukraine der EU und vielen anderen Staaten sehen.

      Diese Problematik verschärft sich vor allem wenn es der Bevölkerung immer schlechter geht, wenn Wohlstand verloren geht.

      Auch in Deutschland gibt es dieses Phänomen, Deutschland ist zersplittert in viele Interessengruppen (Gemeinschaften), Ethnie, Religion, Ideologie, Wohlstand usw., es gibt vieles was uns spaltet auch hier in Deutschland.

    • Marcus Kracht sagt:

      Lieber Stefan Wietzke,

      ich verstehe. Ich denke allerdings, es ist eine weitverbreitete Illusion, dass alles von oben gesteuert ist. Und gegen die argumentiere ich hier. Und ferner sehe ich, dass es für evolutionäres Lernen oder Ähnlichem zunehmend die Zeit fehlt. Die Gesellschaft ist ein Großtanker, bei dem Umsteuern sehr viel Zeit erfordert. Da wir die nicht mehr haben, ducken sich viele einfach weg. Oder geben die Entscheidungen einfach aus der Hand. Das ist meine Intuition.

      Das mit der Kernkraft ist zB ein ernstes Problem. In Amerika wird inzwischen überlegt, die Kraftwerke vielleicht insgesamt 80 (!) Jahre lang laufen zu lassen. Ob die Regulierungsbehörde mitzieht, ist noch fraglich. Es ist aber nicht so, dass man das Problem nicht hat kommen sehen, dass kann ich nicht glauben. Sondern dass man keine Lösung weiß und deswegen hofft, diese werde schon unter Handlungsdruck kommen. Dass gewisse Industrien das nicht negativ sehen und mit dieser Entwicklung leben können, sollte klar sein. Uns sollte es allerdings Sorgen machen.

      — Marcus

      • Stefan Wietzke sagt:

        Hallo Marcus,
        da bin ich ganz deiner Meinung. Gesellschaften werden nicht “von oben gesteuert”. Haben zwar immer wieder Leute versucht, hat aber im Endeffekt nie so geklappt. Wesentliche Entwicklungslinien haben historisch einen langen Vorlauf. Ich empfehle da immer Emanuell Todd, der gerade als Demograph und Historiker seinen Blick vor allem auf diese langfristigen Entwicklungen und ihr durchprägen auf unser aktuelles Verhalten richtet (aktuell einer der klügsten Denker Europas).

        Du sprichst aber noch einen weiteren wichtigen Aspekt an, denn ich noch einmal herausarbeiten möchte. Es wird immer gerne vergessen, dass Entscheidungen häufig nicht wieder einfach rückgängig gemacht werden können. Der Euro ist da genau so ein Problem wie die Kernkraft. Einmal gestartet, gibt es keinen unproblematischen Weg zurück.

        Man muss sich noch mal die Kernkraftfrage historisch ansehen. Die ersten Reaktoren wurden für U-Boote entwickelt. Man hat damals die Probleme mit dem radioaktiven Abfall noch gar nicht voll verstanden. Diese Reaktoren mussten vor allem klein sein. Sicherheit war da nicht das wesentliche Entwurfsmerkmal. Die Nutzung als Kraftwerk war auch dazu da, dass Image der Atomindustrie (geprägt durch die Bombe) aufzupäppen. Unternehmer hätten diese Technik nie eingesetzt, denn sie war schon damals viel zu teuer. Daher sind alle Atomkraftwerke staatsfinanziert. Und das auf globaler Ebene.

        Außerdem war man damals gerade in Hinsicht auf Technik sehr optimistisch und hat die Probleme eher ausgeblendet. Hatte man keine Lösung, war man sich sicher, dass man schon eine finden würde. Der technische Optimismus war in dieser Zeit grenzenlos. Und das war nicht nur Naivität, sondern durchaus wohl begründet. Junge Leute können sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie gewaltig der Sprung an Lebensqualität damals war. Meine Urgroßtante hat in ihrer Lebensspanne den Weg vom Pferdefuhrwerk auf Sandpisten bis zur Mondlandung erlebt. Von einem ungeheizten Bauernhof mit Handwäsche im eiskalten Winter bis zur Spülmschine. Vom stundenlangen Fußmarsch in das Nachbardorf bis zum eigenen Auto auf der Autobahn. Vom Plumpsklo auf dem Hof bis zum Warmwasserbad in jeder Wohnung (kam übrigens in der Breite erst in den 60er Jahren). Das Leben verbesserte sich in einem Tempo, dass alle Vorhersagen ständig übertroffen wurden. Parallel dazu setzten gesellschaftliche Emanzipationsbewegungen ein, die ihresgleichen in der Geschichte suchen.

        • windstill sagt:

          Gesellschaften werden von oben ganz klar und bestimmt beeinflusst!

          Dabei ist die Wortglauberei ob nun gesteuert oder beeinflusst einerlei. Es ist Fakt. Die Steuerung erfolgt über ein pyramidales Nutzniessertum. Die Steuerung erfolgt über die Macht der Waffen, die Macht über die Medien, die Macht über das Geld! Ein Geldsystem in einer Eigentumsökonomie ist der Schlüssel für die Umverteilungsmatrix von Energieeinheiten werter Marcus.

          Ich stimme in sofern zu, dass eine dauerhafte Steuerung einer Gesellschaft nicht machbar ist. Aber eine Beeinflussung findet statt – immer. Solange bis der Bogen überspannt ist, ein Geldsystem unter einer Eigentumsökonomie mal wieder in seiner Versenkung endet. So wie ein jedes System. Tarnen, täuschen, beeinflussen gehört (leider) zum Menschen. Die Spitze einer Pyramide hat nun einfach Kraft Macht- und Waffengewalt, Kraft Geld = Anspruch auf Energieverteilung andere Möglichkeiten der Beeinflussung UND somit der Steuerung hin zum Zwang!

          Dieser Zwang scheitert auch dann wieder, so wie jedes Zwangssystem Kraft Natur immer scheitern muss.

          Gruß

          • Ted sagt:

            Manche haben vielleicht etwas mehr Einfluss. Aber das ist angesichts der Tatsache, dass wir alle gemeinsam vor die Wand laufen reichlich irrelevant.
            Und zu steuern ist da langfristig auch wenig. 7 Milliarden Mensch und der Planet erträgt nachhaltig vielleicht einige Millionen auf deutlich niedrigerem Niveau.
            Da übernimmt die Natur/Physik/Geologie/Klimawandel/Energiemangel letztlich die Steuerung.
            Mensch hat nicht nur eine Tendenz zu Feindbildpflege, sondern überschätzt auch prinzipiell seine Möglichkeiten.

          • Stefan Wietzke sagt:

            Das ist einer der großen Irtümer. Gesellschaften funktionieren systemisch nicht wie hierachische Bäume, sondern wie hochgradig rückgekoppelte Netzwerke, wobei allerdings nicht alle Netzwerkknoten das gleiche Gewicht haben (natürlich kann ein Regierungs- oder Konzernchef mehr bewegen, als ein Hausmeister).

            Obwohl auch das eine Vereinfachung ist, kann man sagen: “Nicht Menschen machen Geschichte, sondern Geschichte macht Menschen.”

            Cäsar (eigentlich erst Octavian) hat nicht die römische Republik gestürzt, sondern die bereits zerstörte Republik hat einen Konkursverwalter gebraucht.

            Nicht ein untalentierter Maler aus Östereich hat Deutschland übernommen, sondern ein frustiertes und gedemütigtes Land hat einen Führer für die Revanche gesucht.

            Natürlich wirkt die jeweilige konkrete Person dann auch auf das System zurück, aber sie kann dem Gesamtgebilde im Endeffekt auch nur einen ganz kleinen Schubs in eine bestimmte Richtung geben. Und alleine funktioniert das schon gar nicht. Auch “die da Oben” brauchen ganz viele Helfer.

            Ich empfehle da mal das Buch von Ulrike Herrman: “Hurra wir dürfen Zahlen: Der Selbstbetrug der Mittelschichten.” Gibt auch schöne Vorträge zum Thema von ihr auf Youtupe.

    • Tom Schülke sagt:

      Hallo Stefan,

      es bringt Spaß deine Texte zu lesen.

      Ich möchte einige ergänzende Gedanken hinzufügen. Ich stimme dir voll und ganz zu, das wir im Gegensatz zu reinen Instinktwesen nicht ausschließlich als genetisch determinierte Wesen unseren Weg gehen. Die kulturrelle Komponente hat einen wesentlichen Einfluß, wobei oft nicht klar ist welcher Anteil unseres gemischten Wesens gerade die Oberhand hat. (Wenn ich mir Politik anschaue ist das meist kaum das rationale Denken… ).

      Eine der schönsten Ansätze unser Dilemma zu erklären habe ich zuletzt bei William e. Rees (Mister… Ökologischer Fußabdruck.. einer meiner Helden.)) gehört (vortrag auf Youtube..).

      Seine Argumentation ist in etwa die, das wir instinktiv wie alle Lebewesen alle uns verfügbaren ökologischen Nischen erobern und dort alle zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzten, bis dämpfende Prozesse der Ausbreitung einen ausreichenden Wiederstand entgegensetzen.

      Darüberhinaus sind wir aber auch kulturelle Wesen. Je komplexer die von uns zu betrachtenden Aspekte der Realität, desto stärker werden wir von mentalen Konstrukten abhängig. Diese liefern uns ein Bild der Wirklichkeit, das mehr oder weniger mit der aussersinnlichen Realität übereinstimmen kann. Und in unserem globalen kontruierten “Bild” der Realität führt dieses nach Rees zumindest bei unserem aktuell dominierenden “Konstrukt” zwangsläufig zu “nicht-Nachhaltigkeit” (kennt da einer ein besseres Wort ? ), weil unsere konstruierte Wirklichkeit dermaßen fehlerhaft die tatsächliche Wirklichkeit beschreibt, das alles herumgebastel mit Nachhaltigkeit innerhalb dieser Denkbasis nahezu sinnlos sind.

      Das eigentliche Problem nun liegt wie er schreibt und sagt in einer arterhaltenden Anpassung die ehemals sinnvoll war und heute gefährlich.

      Hirnforscher können zeigen, das einmal in einer Kultur, einer Denkschule, einer Religion etablierte Denkmuster bzw. Weltbilder relativ fest in den Synapsen unserer Denkmurmel eingebrannt werden. Einmal in einem neoliberalen Umfeld aufgewachsen und “geprägt”, muß nur das Wort ” Wachstum ” genannt werden und der gesamte mit diesem Denkbild korrelierende Hirnbereich leuchtet auf wie ein Tannenbaum. (Ich nehme an man hat da MRT´s benutzt ? ) Wie auch immer.
      Das Gehirn antwortet auf so eine Situation mit der Ausschüttung von Glückshormonen.. wie man sich klar machen muß, wenn man voller Dankbarkeit den Helden des eigenen Weltbilds lauscht… Und umgekehrt reagiert das Gehirn mit massivem Unwohlsein wenn Daten geliefert werden, die im Wiederspruch zum einmal etablierten Weltbild stehen.
      Mit wiedersprechenden Informationen konfrontiert, reagiert der Mensch dann… ach Wunder…. mit Ingnoranz, Umdeuten oder einfachem Vergessen der Information.

      So wird das etablierte Weltbild zum Filter , den jede Information erst passieren muß.

      Weltbilder , Kulturelle Denkmuster, gedankliche Konstrukte können dabei sogar viel stärker werden als unsere angeborenen Dispositionen. Nur so wird verständlich weshalb Selbstmordattentäter sogar den Überlebenstrieb aushebeln können.

      Aber es erklärt auch weshalb oft erst die nächste Generation einsichtig wird.

      Max Plank zb. sagte:

      ” Es ist nicht so das die wissenschaftlichen Wiedersacher vom Blitz der Erkenntnis getroffen werden… Statt dessen sterben Sie aus, und eine neue Generation übernimmt unbefangen das Ruder (man denke an Einsteins Ausspruch.. Gott würfelt nicht ) .

      Dieser Mechanismus ist die Natur der Ignoranz die uns allen innewohnt. Vor 50000 Jahren und auch vor 500 Jahren sicherlich noch arterhaltend in einer Uwelt die sich über Jahrhunderte kaum änderte. Aberheute potentiell zerstörerisch.

      Das ist unser Problem bei der Verbreitung unserer Nachricht… erst wenn eine Art Tippingpoint überschritten wird, wenn eine ausreichend große Gruppe die Nachricht wirklich versteht und verbreitet besteht die Chance das sich etwas fundamentales tut. Bis dahin aber kämpfen wir gegen massive Barrieren.

  3. Dieter Schmitz sagt:

    Direktoren der Europäischen Geologischen Dienste der Nordatlantikgruppe = Schwachköpfe!

    Den Film “Gasland” wegen einer Szene als unseriös bezeichnen – aber die ganzen Lügen der dreckigen Banker und Ölfirmen glauben.

    Einfach nur mies.

    • Roderik sagt:

      Hallo Dieter,

      ich finde es nicht trivial, wenn man einen Film gegen Fracking macht und dann mit derartigen Manipulationen erwischt wird.

      Das Problem heißt Glaubwürdigkeit. Solche Manipulationen erwecken beim schlecht informierten Zuschauer die Idee, es könne noch mehr Irreführungen geben. Damit schadet der Film den Grundaussagen im Ganzen.

      Die Profis gehen da geschickter vor. Hier nur der Artikel aus dem Handelsblatt:

      “Die USA haben den Schritt gewagt und sich von Energieimporten weitgehend unabhängig gemacht”
      Das heißt man war mutig – nicht ängstlich – man ging ein Wagnis ein! Sehr positiv. Und man hat sich “weitgehend unabhängig gemacht”. Diese Formulierung lässt eine Hintertür offen, denn was heißt weitgehend?

      weiter

      der Text schildert die Technologie und und stellt fest: hier gäbe es nun “zahllose Kritiker” – in Gedanken fügt man selbst gleich hinzu: uninformierte Kritiker – denn die Masse ist stets uniformiert und suggeriert, “trotz des enormen wirtschaftlichen Erfolges des Fracking in den USA”. Was nichts anderes heißt: dies könnte Europa auch. Aber man hindert uns daran. Dass die prognostizierten Gasvorkommen in Nordamerika und Europa mengenmässig erheblich abweichen, braucht nicht erwähnt zu werden.

      weiter

      im Tiefenwasser, dass die Allgemeinheit für besonders rein hält, seien “20 oder gar 30 Prozent Salze” – ohne zu sagen welche. Magnesium-, Calzium-, Kalium- und andere Mineralwassersalze? Im Bohrwasser dagegen weniger als zwei Prozent Chemikalien. Hier vergleicht man Äpfel mit Birnen. Schöner Trick.

      dann

      stellt man das Problem mit dem Schmutzwasser bewusst falsch dar, indem man die Tatsache unterschlägt, dass ein Teil des eingepressten Wassers wieder an die Oberfläche gelangt bzw. aus Leckagen entweicht. Was in 1000 oder 3000 m im Boden verbleibt, interessiert doch niemanden – auch die Kritiker nicht. Oder doch?

      Um anschliessend auf einen reduzierten Chemikaliencocktail zu verweisen – nach dem Motto: Wir tun doch schon alles mögliche.

      Dann wird gesagt “die Politik” sei eingeklemmt “zwischen aufgebrachten Bürgern und Lobbyinteressen.” Bürgerinitiativen und Wirtschaft also waffengleich. Da kommt Mitleid auf und es steht zu befürchten, dass “der Durchbruch beim Fracking nicht gelingen” wird.
      “Durchbruch” hört sich doch positiv an – und der wird von zahllosen, uninformiert und von Urängsten geplagten Zauderern verhindert.

      Das die Datenbasis bei einer Bandbreite von 7Jahren bis 23 Jahren Eigenversorgung eher schwach ist, dies muss der Leser selber hinzufügen. (Bei Norberts Vortrag In Hamburg waren es übrigens nur 2 Jahre!)

      Über die Manipulationen durch Wortwahl und Suggestionen in diesem Artikel wird aber niemand reden – über den Fake im “Gasland” schon.

  4. Stephan Becker sagt:

    Die Verantwortlichen bei der BGR sollten sich mal mit Dr. Anthony Ingraffea aus Pennsylvania unterhalten, der sich ein bischen mit Fracking und vor allem mit dessen Folgen auskennt.

    Dazu ein Film, d.h. ein Vortrag von ihm zu diesem Thema (Folgen des Frackings):

    Dr. Ingraffea Facts on Fracking
    105:08min
    youtube.com/watch?v=mSWmXpEkEPg

    Und hier zwei Artikel bei Tomdispatch.com, die ich über die Seite von ASPO Deutschland gefunden habe (es sind anscheinend immer zwei Artikel in einem) – über eine Seite mit einem verkehrten Bild einer explodierenden Fracking-Bohrung:

    Tomgram: Ellen Canarow, An Environmental Occupy Fracks Corporate America
    Posted by Ellen Cantarow, January 22, 2012.
    It’s hardly surprising then that, as TomDispatch regular Ellen Cantarow reveals in groundbreaking reporting from the front lines of the latest grassroots uprising in America, Halliburton also has a down and dirty history when it comes to the controversial natural gas drilling technique known as hydraulic fracturing or “fracking.”

    Shale-Shocked
    Fracking Gets Its Own Occupy Movement
    By Ellen Cantarow

    http://www.tomdispatch.com/post/175492/ellen_cantarow_shale-shocked

    Tomgram: Ellen Cantarow, Big Energy Means Big Pollution
    Posted by Ellen Cantarow, May 2, 2013.

    “Since 1972, there have been fourteen catastrophic failures at gas storage facilities. Each one of them has been at a salt cavern.” A “failure” at Seneca Lake could be particularly catastrophic because, Steingraber writes, it provides the drinking water for 100,000 people.

    The Downwinders
    Fracking Ourselves to Death in Pennsylvania
    By Ellen Cantarow

    http://www.tomdispatch.com/post/175695/

  5. Marcus Kracht sagt:

    Gefunden bei ZeroHedge:

    http://www.zerohedge.com/news/2014-11-17/3-billion-gallons-fracking-wastewater-pumped-clean-california-aquifiers-errors-were-

    Ganz offiziell, mit behördlicher Genehmigung (“errors were made”) wurde Frackflüssigkeit in Trinkwasseraquifere gepumpt.

  6. Ert sagt:

    Google bestätigt nun in einem 2014ner IEEE Spektrum Paper das was Gail Tverberg sagt – die aktuellen EE Technologieen haben, selbst im optimistischen Ausblick bzw. bei optimistischten Annahmen zur Weiterentwicklung, nicht das Potential CO2 auf 350ppm zu stabilisieren: “”Trying to combat climate change exclusively with today’s renewable energy technologies simply won’t work; we need a fundamentally different approach” und “Even if every renewable energy technology advanced as quickly as imagined and they were all applied globally, atmospheric CO2 levels wouldn’t just remain above 350 ppm; they would continue to rise exponentially due to continued fossil fuel use.”

    Google hatte in 2007 ein Programm bez. EE gestartet, dieses dann in 2011 deutlich gestutzt und nur noch in Kraftwerke – nicht aber mehr in Entwicklung investiert.

    Ich habe aktuell nicht viel Zeit mich da komplett durchzuwühlen – soweit wie ich es gelesen habe, gehts aber mit meinen bisherigen Erkenntnissen und dem was ich sehe überein: Alleine der jährliche Mehrbedarf ist mehr als das was per EE Online geht. Das ‘Kernproblem’ ist das wir Global von Verbrauch (allens) immer noch wachsen… und unsere Politiker das auch noch fördern, ja das Wachstum anbeten und flehen das es kommt!

    Hier steht mehr:
    http://www.greentechmedia.com/articles/read/google-engineers-explain-why-they-stopped-rd-in-renewable-energy
    http://spectrum.ieee.org/energy/renewables/what-it-would-really-take-to-reverse-climate-change

    • Dieter Schmitz sagt:

      Wachstum anbeten und flehen das es kommt

      Aber sicher.

      Wie sollen wir die vielen Arbeitslosen sonst in Lohn und Brot bringen???

      Warum hat Google das Programm eigentlich 2011 gestutzt? Ist doch wenig sinnvoll!

      • Ert sagt:

        “Wie sollen wir die vielen Arbeitslosen sonst in Lohn und Brot bringen???”

        Was hat das mit Wachstum zu tun?

      • Stefan Wietzke sagt:

        Arbeitslosigkeit hat nichts mit fehlendem Wachstum zu tun. Arbeit gibt es so viel, dass jeder auf diesem Planeten mit 24 Stunden am Tag nicht auskommt.

        Wenn von Arbeitslosigkeit geredet wird, ist diese ja auch gar nicht gemeint. Sondern eigentlich geht es um Einkommenslosigkeit, was etwas völlig anderes ist.

        Aktuell wird ja wieder mal das Märchen verbreitet, das Kapital (Maschinen, aktuell gerne genommen: Das Internet) Arbeitslosigkeit erzeugt. Die Jahrhunderte lange Wiederholung macht die Aussage nicht wahrer.

        Ganz im Gegenteil: Kapital ist der Verstärker von Arbeitskraft. Damit ist es die absolute Voraussetzung für Wohlstand. Anders ausgedrückt: Eine Gesellschaft die ohne massiven Kapitaleinsatz auskommen will, funktioniert nur auf dem Nievau einer Jäger und Sammlergesellschaft.

        Das Problem ist nicht der Kapitaleinsatz, sondern die gesellschaftliche Unfähigkeit dieses freigesetzte Potential zu nutzen. In den 50er bis 70er Jahren ist das in den sozialen Marktwirtschaften des Westens (auch die USA waren da eine) praktisch perfekt gelungen. Das lag aber nicht am Wachstum, sondern daran das der Produktivitätsfortschritt nicht nur bei den Kapitalbesitzern angehäuft sondern wieder in die Wirtschaft zurück gepumpt und wurde dort wieder produktiv.

  7. Käthe sagt:

    Es ist wesentlich gefährlicher, wegen irgendeines Unwohlseins zum Arzt zu marschieren, denn kaum einer weiß, welche Nebenwirkungen nach der Einnahme des Medikaments entstehen. FRACKING wird vom sog. Umweltbundesamt verboten werden, weil es helfen kann, die deutsche Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Wurde die Ukrainegeschichte nicht inszeniert, um Europa und speziell Deutschland noch schneller zerstören zu können durch die schwachsinnigen Sanktionen gegen Rußland?
    Mit deutscher Technik sollte es doch wohl möglich sein, dem ausgebuhten Fracking eine Chance zu geben. Und dann gucken wir mal. Man könnte ja mal hinghen, wo diese Technik angewandt wird, und läßt sich alles hübsch erklären. Und fragen die Leute, die dieses Gas erhalten, nach ihrer Meinung dazu.

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