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Rückblick: Peak Oil in München

Gestern gab es in München eine kleine Diskussionsrunde zum Thema Peak Oil. Untertitel: Zwischen Panik und Euphorie - wann geht uns das Öl aus? Organsation: Postfossil-Institut e.V. und grünes Büro. Fünf geladenen Diskutanten saßen etwa 20 Interessierte aus München und Umgebung gegenüber, darunter mindestens zwei Leser von peak-oil.com. Paul Nellen eröffnete mit Grundsatzfragen zu unserer ölabhängigen Gesellschaft und fragte Dieter Janecek, wie er als frischer wirtschaftspolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion mit dem Thema Peak Oil verbunden ist: Er scheint nach Wegen zu suchen, wie unternehmerisches Handeln und eine postfossile Transformation sinnvoll verbunden werden können. Werner Zittel zog den Bogen von ersten Peak-Oil-Papieren von Colin Campbell und Jean Laherrere von 1995 zu einer nur noch durch unkonventionelle Fördermethoden steigenden Ölförderung seit 2005. Christoph Senz brach eine Lanze für die relativ rasante Entwicklung im Bereich neuer Energiesystemkomponenten (LNG-Motoren, Speicher) und im Automobilbereich (Tesla). Anhand einzelner Folien zu meiner Thüringer Peak-Oil-Studie habe ich versucht, die lokalen Herausforderungen angesichts Peak Oil zu thematisieren.

Die Diskussionsrunde brachte hervor, dass Werner Zittel eine Halbierung der Ölförderung bis 2030 für durchaus wahrscheinlich hält aber dass eine Enquette-Kommission zu Peak Oil derzeit eher unwahrscheinlich ist. Der Landwirtschaft kommt nach Ansicht vieler Anwesender eine wichtige Zukunftsaufgabe zu und Elektromobilität allein wird offenbar kaum für ausreichend zur Problemlösung gehalten. (Etwa ein Fünftel der Anwesenden hatte übrigens CarSharing-Erfahrung und es wurde kein Widerspruch zu der die Idee erhoben, sich teure Elektromobilität zu teilen.) Die Diskussion war sehr nett, aber doch zu kurz.

Jörg Schindler, der sich an der Diskussion ebenfalls beteiligte, wird am 18. Juni im Rahmen einer verkehrsplanerisch-verkehrsökologischen Vorlesungsreihe des Lehrstuhls für Verkehrsökologie in Dresden sein. Thema: Zur Energiewende gehört die Verkehrswende. Christoph Senz spricht am 14. Mai im Energieseminar an der FH Aachen. Die ReWiG München hat einen neuen Vorstand und Aufsichtsrat.

Dank allen Anwesenden, Organisatoren und Helfern. Grüße nach München.

23 Kommentare to “Rückblick: Peak Oil in München”

  1. Matthias Schlegel sagt:

    Elektromobilität ist nicht mehr teuer

    Wenn man sich nur deutsche oder amerikanische Hersteller anschaut, dann ist Elektromobilität sich noch ein Luxus – so wie die meisten Verbrenner dieser Hersteller auch.

    Schon ein Blick nach Frankreich zeigt aber, dass für viele Anwendungsfälle auch ohne Förderung Elektroautos die günstigere Lösung sind. Was das Car-Sharing natürlich damit dann auch noch attraktiver macht…

    • Norbert Rost sagt:

      Für Enthusiasten ist Elektromobilität leistbar, für den durch markdurchdringende Fernsehwerbung geprägten Otto Normalautokäufer ist es das nicht. Der vergleicht nämlich die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge miteinander und stellt fest: Um nur ansatzweise ähnliche Reichweiten zu kriegen, muss er sich für einen Tesla entscheiden. Und die für diese Fahrzeuge aufgerufenen Preise liegen um Größenordnungen über dem, was man auf dem Gebrauchtmarkt für Verbrenner bezahlt.

      Perfektes Beispiel: Mein Vater hat sich grade wieder einen Honda aufschwatzen lassen. Für ihn war Elektro offenbar nicht “leistbar”, obwohl er Lars Thomsen gesehen hat:
      http://www.peak-oil.com/2013/10/lars-thomsen-vortrag/

  2. Ich durfte dabei sein – sehr schoene Veranstaltung! Statt 20 Zuhoerern haette sie eine Uebertragung im oeffentlich-rechtlichen TV verdient gehabt. Zwei interessante Infos waren neu fuer mich:

    1. LKWs und Containerschiffe koennen mit verfluessigtem Erdgas (LNG) betrieben werden. Dadurch lassen sich die bevorstehenden Probleme beim Guetertransport und in der Landwirtschaft moeglicherweise abmildern.

    2. Die Oelfoerderung durch Fracking ist offenbar am Peak und die Investitionen in weitere aufwaendige Erschliessung und Foerderung brechen derzeit massiv ein. Es sieht fuer mich so aus, als ob es innerhalb der naechsten fuenf Jahre endgueltig bergab geht. Und die naechste Oelkriese wird nie enden…

    Uebrigens: Ich wurde wiederholt auf mein T-Shirt angesprochen. Es steht hier zum Verkauf – ich verdiene nichts daran:
    http://brainuser.spreadshirt.de/peak-oil-so-what-t-shirt-maenner-A27839451

    • Frank Bell sagt:

      Schiffe nutzen die Reste aus der Erdölfraktionierung, also den Rest (Schweröl), den man an Land nicht mehr gebrauchen kann.

      So schädlich dies für die Umwelt ist, so sinnvoll ist es, dieses Zeugs loszuwerden.

      Inzwischen gibt es ja einige – wenige – Schiffe, die zur vollständigeren Verbrennung Harnstoff einsetzen.

  3. Michael Egloff sagt:

    Die Prognose von Zittel, dass die globale Ölförderung (all liquids) sich bis 2030 halbieren könnte, halte ich für übertrieben. Ich vermute eine Halbierung eher für die 40er Jahre. Wie gesagt: vermute!
    Trotzdem könnte Zittel in einer Hinsicht recht behalten: auch wenn sich die globale Gesamtfördermenge bis 2030 noch nicht halbiert, so könnte sich bis dahin die Weltölexportmenge, also die für uns einzig ausschlaggebende Ölmenge, bis dahin durchaus halbieren, Öl also immer mehr zu einem Binnemarktverbrauchsgut der Ölförderländer werden. Und für die importabhängigen Öl-Hochverbrauchsländer der OECD könnte das pro Kopf sogar deutlich mehr als eine Halbierung bedeuten, weil die importabhängigen Schwellenländer ja in ihrem pro-Kopf-Ölverbrauch relativ weiter aufholen werden und 2030 zudem mehr Menschen in den importabhängigen Ländern wohnen werden.
    Und im Verlauf der 40er Jahre rechne ich dann de facto mit einem Ende des Ölzeitalters für uns Europäer exklusive Norwegen und Russland.

    Wenn dies alles zutreffen sollte, können wir infolge des massiven Massenkaufkraftrückgangs in den Öl-Habenichtsländern eine Ablösung des heutigen ölbasierten Verkehrssystems durch ein elektrisches oder flüssiggasbetriebenes System in heutigem Maßstab vergessen.

    Ab den 20er/30er Jahren wird vieles, was technisch durchaus möglich wäre, ökonomisch nicht mehr möglich sein. Mit zunehmender Tendenz.

    • Frank Bell sagt:

      Dieser ökonomische Pessimismus erstaunt mich immer wieder.

      Was hatte es 2008 für Prognosen gegeben!

      Und jetzt haben wir einen fast sechsjährigen, unglaublichen wirtschaftlichen Boom erlebt, der nach Meinung vieler Wirtschaftsexperten noch einige Jahre anhalten wird.

      Ich bin immer wieder hin- und hergerissen, auch, weil ich mich 2008 so geirrt habe im Hinblick auf die angebliche Krise.

      Wenn es erst in den 40er Jahren zu einem Einbruch des Ölbooms gibt, sind die Prognosen der Vergangenheit doch übertroffen worden.

      Wir haben letztlich 24 Jahre Zeit, das Ruder herumzureissen.

      NUR: 24 Jahre, das ist die Zeit, in der eine neue Generation das Ruder in der Hand hält.

      • Michael Egloff sagt:

        Hallo Frank,
        glaubst Du wirklich, dass der sukzessive Verlust einer halben Kubikmeile dicht gepackter Energie pro Jahr, 24 Stunden/365 Tage im Jahr an jedem Ort verfügbar, zugleich Energieträger UND Energiespeicher, gleichzeitig der universellste Rohstoff für die stoffliche Wertschöpfung, den die Menschheit je hatte, für die ökonomischen Verhältnisse in den nicht/kaum ölbesitzenden Ländern irrelevant ist?

        Mit der “halben Kubikmeile pro Jahr” ist übrigens nur das weltweite Exportöl gemeint, also das, wovon wir noch profitieren. Die andere halbe Kubikmeile verbleibt schon heute in den Ölförderländern.

      • Michael Egloff sagt:

        Übrigens: 24 Jahre Zeit hätten wir noch, wenn wir noch 24 Jahre annähernd die heutigen Ölimportmengen zur Verfügung hätten, von mir aus abzüglich einer gewissen Menge, die durch Effizienzgewinne kompensiert werden kann (bei der gegenwärtig stark ansteigenden Menge an SUV´s wohl eher Wunschdenken).

        Diese 24-jährige weitere Verfügbarkeit auf heutigem Niveau wird es aber nicht geben. Schon in etwa 15 Jahren rechne ich annähernd mit einer Halbierung der uns zur Verfügung stehenden Ölmenge (auf Deutschland bezogen).
        Bei der dadurch entstehenden Kontraktion der Realwirtschaft hat das heutige Finanzsystem mit seinen hyperkomplexen Strukturen und seiner schon heute im Verhältnis zur Realwirtschaft atemberaubenden Überdehnung keine Chance, weiter zu funktionieren. Da helfen dann auch Nullzinsen und ständiges digitales Geldschöpfen nicht mehr weiter.

        • Tom Schülke sagt:

          Wenn ich mir den letzten Vortrag von Steven Kopits noch mal revue passieren lassen, könnte die Ölförderung sogar in eine art negative Rückckoppllungsschleife abgleiten.

          Wenn die sieben Schwestern und Ihre Staatlichen großen Brüder derzeit große Probleme haben die eigentlich am Markt für Ihre Eploration notwendigen Preise gezahlt zu bekommen, und in der Folge , unkonventionelle Projekte zurückstellen, könnte die Förderrate einbrechen, was der Realwirtschaft die nach seinem modell ja in Ihrem Wachstum von der Ölförderung begrenzt wird einen weitern Dämpfer versetzt.

          Folge.. sinkende Kaufkraft, .. weiter sinkende Förderung.. weiter sinkende Kaufkraft usw.

          Wenn derartige Rückckopplungen einsetzen, bliebe als Investor für die Ölförderung nur noch der Staat, der die steigenden Kosten aber ebenfalls an die Bürger weitergeben müsste.

          So oder So, könnte ein solcher Mechanismus die Förderung deutlich rascher zum abstürzen bringen als alleine nur die Steigenden Förderkosten.

          Oder habe ich da einen Denkfehler..

          • Norbert Rost sagt:

            Nein, kein Denkfehler.

            Werner Zittel hatte Montag auch Diagramme, die einerseits die Ölförderung der privaten Konzerne im Rückgang zeigte, sowie andere, die den explosionsartigen Anstieg der Explorations- und Entwicklungsausgaben darstellte.

            Zusammengefasst: Zurückgehende Energieernte bei gleichzeitig starkem Anstieg der Geld-Ausgaben. Dank renditeoptimierender Aktionärskultur ist absehbar, was passieren wird: Die Explorationsausgaben (Capex) werden sinken, noch weniger Öl wird gefunden, noch weniger Projekte werden entwickelt. Oder: Die Ölpreise werden steigen. Was die Frage aufwirft, bis zu welchem Preis die Volkswirtschaften diese Last schultern können.

            Nun ist unklar, wie die staatlichen Konzerne reagieren, die ja 80% des Marktes ausmachen. Von Staats wegen hat man viel mehr zuzusetzen und auch andere, als Rendite-Interessen. Aber die Ökonomie aushebeln können die auch nicht. Nur mehr Planwirtschaft betreiben, das könnten sie…

    • Stephan sagt:

      Hallo Michael Egloff,
      es ist schon unglaublich was immer noch für eine gewaltige Menge Öl aus Saudi-Arabien kommt: Letztes wurde in diesem Land, zumindestens nach dem BP Statistical Review of World Energy, soviel gefördert wie noch nie: 11,5 Mio. bpd. Dabei hatte doch Matthew Simmons im Sommer 2004 in seiner Analyse über die saudi-arabischen Daten geschrieben, dass das Maximum dort wohl bald erreicht sei, weil der Wasseranteil (“water cut”) im geförderten Öl des Ölfeldes Ghawar schon so hoch sei.
      Das ist jetzt ca. zehn Jahre her und es ist noch kein Ende abzusehen. Dennoch glaube ich, dass dort vielleicht bis in fünf Jahren ein Peak auftreten könnte. Nicht nur wegen der Höhe des Wasseranteils, sondern auch weil die Technik der Flaschenbürstenbohrungen es ermöglicht hat die Förderung noch einmal deutlich zu steigern ohne dass dadurch die Ölfelder besser erschlossen wurden. Dazu kommt, wie von Dir angesprochen, die Steigerung des Binnenbedarfs. Es wurde einfach nur die Geschwindigkeit erhöht mit der man das verfügbare Öl aus dem Boden holen kann.
      Diese verbesserte Technik bedeutet nach Erreichen des Peaks dann aber auch einen steilen Abfall bei der Ölfördermenge.
      Ich denke, dass es von daher kein Wunder ist, dass Saudi-Arabien jetzt inzwischen auch auf angeblich so verträumte Methoden der Permakultur zurückgreift. Dazu bald mehr.

      • Michael Egloff sagt:

        Ja, Stephan,
        an Simmons kann man sehen, dass auch hohe Expertise, die er ohne Zweifel hatte, nicht vor Fehleinschätzungen schützt – insbesondere was zeitliche Abläufe angeht.
        Er und viele andere (auch ich) haben die Steigerung der RR durch EOR unterschätzt.
        Saudi-Arabien konnte einige Felder, bei denen die Förderung zwischenzeitlich eingestellt war, wieder zu neuem Leben erwecken.
        Trotzdem bleibt der Fakt, dass in dem Land seit Jahrzehnten kein großes Ölfeld (über 5 Gb) mehr gefunden wurde, nach meiner Kenntnis.
        Aber jedes Jahr hat Allah auf wundersame Weise genau das wieder an Reserven aufgefüllt, was gefördert wurde. Nicht in einem Jahr seit 1986 wurde das abgezogen von den Reserven, was gefördert wurde.
        Und das summiert sich bei Saudi-Arabien mittlerweile auf über 90 Gb.
        Allahs Güte ist eben unendlich. Nicht nur gegenüber den Saudis.

        • Marcus Kracht sagt:

          Das ganze nur auf das Öl zu fokussieren, ist nicht gut. Die gesamte Rohstoffproduktion leidet an dem schwindenden Gehalt der Erze, und das bedeutet: steigender Energiebedarf bei gleicher Menge. Das betrifft die fossilen Energieträger genauso. Gleichzeitig wird der Reichtum auf immer Menschen verteilt (was ja auch gut ist), sodass für den Einzelnen (im Westen) immer weniger bleibt. Bis wir das hier in D merken, wird vielleicht noch ein bisschen Zeit vergehen. Andernorts ist der Abstieg bereits sichtbar.

          — Marcus

          • Michael Egloff sagt:

            Ganz meine Meinung, Marcus,
            ich habe reine Peak-Oil-Betrachtungen schon immer als Tunnelblick bezeichnet.
            Das best-first-Prinzip gilt für alle Rohstoffe und Ressourcen.
            Aber Öl ist der Schlüsselrohstoff, der auch schwerer erreichbare oder “magerere” Rohstoffvorkommen zu heutigen Preisen und in heutiger Menge abbaufähig macht.
            Wenn (Import-)Öl immer knapper wird, werden auch andere Rohstoffe knapper und teurer.
            Man wird wohl Kupfererz mit einem 0,5%-Kupferanteil kaum mit einem Pferdegespann aus einer 800 Meter tiefen Mine herausholen können, übrigens auch nicht mit einem solargetriebenen Muldenkipper. Mit ölbertriebener Technik geht das schon.
            Diese schlichte Weisheit gilt übrigens auch für die ergiebigsten Lithiumvorkommen, weit abgelegen, in 4000 Meter Höhe, ohne das für den Abbau notwendige Wasser in der Nähe.

            Mit dem Ende des Ölzeitalters geht nicht nur das Ölzeitalter zu Ende. Technische Machbarkeit ist dann kein Gradmesser mehr, sondern ökonomische Machbarkeit in Berücksichtigung völlig anderer, sprich reduzierter, Kaufkraftverhältnisse.

  4. Stephan sagt:

    Zum Thema Landwirtschaft noch ein guter Film aus dem Jahr 2009, d.h. ein Trailer (10 min, u.a. 24 MB als flv-Datei mit einer Auflösung 440×226) des Films :

    Humus – Die vergessene Klima-Chance
    http://www.youtube.com/watch?v=w5da0aCiaqY

    Das Hauptthema des Films ist Humus als Mittel zur Rettung des Klimas. Meine Meinung ist, dass wir das Klima, d.h. auch uns nur retten, wenn wir die Wälder retten, weil sie, neben den Ozeanen, eine der Hauptquellen des wichtigsten Treibhausgases überhaupt sind, nämlich des Wasserdampfes.
    Gleichzeitig ist die Hinwendung zum Humus und die Abkehr von der (fossilen) konventionellen Landwirtschaft auch die einzige Möglichkeit die jetzige und und die zukünftige Weltbevölkerung, d.h. auch uns selber, ausreichend zu ernähren. Dies geschieht völlig ohne Gentechnik.

    • Michael Egloff sagt:

      Leider wird der Humus behandelt wie wertloser Dreck in weiten Teilen der Welt.
      -landwirtschaftliche Nutzung findet auch in dafür völlig ungeeigneten Gebieten statt, wie z.B. auf den nährstoffarmen Böden, auf denen vorher tropische Regenwälder standen. Diese Böden taugen oft nur für wenige Jahrzehnte für die landwirtschaftliche Nutzung.
      Tropische Moore werden trockengelegt, was zu starken Emissionen an CO2 führt.
      -bergige Gegenden in den Tropen werden heute nicht mehr wie früher terrassiert, sondern unterrassiert genutzt, was zu verstärkter Erosion durch die tropischen Starkniederschläge führt.
      -Böden werden übernutzt, weil Brachzeiten und sinnvolle Fruchtwechsel aus Profitgründen nicht eingehalten werden.
      -durch unsachgemäße Bewässerung wird in immer größeren Gebieten der Bodenversalzung Vorschub geleistet.
      -Schwefelemissionen führen nicht nur in China zur Versauerung von Böden.
      -besonders in besonders fruchtbaren, ebenen Gebieten werden immer mehr Böden durch urbane und Verkehrsinfrastrukturen versiegelt.
      -selbst in Deutschland ist nach meiner Kenntnis die Bodenerosionsrate im Durchschnitt 20 mal höher, als die Bodenneubildungsrate.
      -in manchen Flussystemen, die durch die hohe Feststoffracht für die energetische Nutzung ungeeignet sind, werden tausende von Staudämmen gebaut. Dadurch sind die Ufergegenden der flussabwärts gelegenen Flussabschnitte von fruchtbaren Schlammablagerungen abgeschnitten. Der fruchtbare Schlamm sammelt sich nutzlos als Sediment in den Stauseen.
      -Schwere Landwirtschaftstechnik verdichtet die Bodenstruktur zu stark.
      -gepflügt wird oft bequemerweise hangaufwärts, was die Erosion deutlich verstärkt.
      -Ernteabfälle (Stroh) wird heute für die energetische Nutzung und Tierzucht entnommen, statt als Mulch erosionsmindernd auf den Feldern zu verbleiben.

      usw.
      Man könnte ein Buch zu dem Thema schreiben.
      Und genau dieses Buch gibt es:
      “Dreck”, von Montgomery.

      • Patrick sagt:

        Meine Herren, du scheinst ja wirklich ziemlich tief in so manchen Themen drin zu sein. Respekt!

        Zum Humus:
        Soviel wie ich dazu bisher gesehen oder gelesen habe, muss man wohl leider zustimmen. Sowohl die eine oder ander ARTE Dokumentation oder Planet E Sendung hat schon über diese Themen berichet, auch über Permakultur, Terra Preta usw.
        Der Film “We feed the World” war auch beeindruckend.

        PS: Da ich nun über einen größeren Balkon und einen ganz kleinen Garten verfüge, werde ich mich auch bemühen, erstmalig etwas sinnvolles damit anzustellen, was über Käuter im Blumenkasten hinausgeht.
        Als erstes habe ich mir vorgenommen, mir einen Wurmkomposter anzuschaffen und im Herbst ein kleines Hochbeet anzuslegen.
        Hat jemand von euch vielleicht schon Erfahrungen mit Wurm-Humus gemacht? Er soll ganz hervorragend sein!

        Es ist zumindest etwas, dass man in ganz kleinem privaten Maßstab machen kann. Die eigenen Küchenabfälle mittels Kompostwürmer in Humus und Dünger umzuwandeln.

        • Michael Egloff sagt:

          Hallo Patrick,
          je größer die Relevanz einer Entwicklung ist, desto mehr interessiere ich mich dafür.
          Und die Relevanz der Basisressourcen Boden und Wasser ist höher, als die von Erdöl.
          Die Menschheit hat die weitaus längste Zeit ihrer Existenz ohne Erdöl zugebracht – freilich in völlig anderer Bevölkerungszahl und unter anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen), aber nie wird die Menschheit ohne hinreichend intakte Wasser- und Bodenressourcen auskommen.
          Wobei die Brisanz des Boden- und Wasserproblems natürlich regional extrem unterschiedlich ist. Um Schweden oder Kanada mache ich mir da für die Zukunft weniger Sorgen, um Indien, Pakistan, China, größere Teile Afrikas, Argentiniens oder Südbrasiliens aber sehr große Sorgen.
          An der Aufzählung der Länder, die die größten Sorgen für die Zukunft bereiten, sieht man schon: es betrifft einen Großteil der Weltbevölkerung, der von der besonders starken Übernutzung dieser existenzsichernden Basisressourcen betroffen sind – und die zudem noch meist den größten Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Im Falle Afrika eine zukünftige Verdoppelung bis 2050 und bis 2070 eine annähernde Verzweieinhalbfachung.

          Deutschland gehört nach meiner Ansicht ins Mittelfeld der Besorgnisskala.
          Zwar begünstigt durch ein (bisher) moderates Klima mit ebenso moderaten Niederschlägen und in größeren Landesteilen einer nicht zu bergigen Topographie, sowie Grundwasservorkommen, die nicht wie anderswo knapp vor der Erschöpfung stehen.
          Aber die Erosionsrate ist in Deutschland ebenfalls zu hoch und die Ackerfläche pro Kopf ist viel geringer als in manchen anderen Ländern.
          Gerade wir mit unserer geringen Pro-Kopf-Ackerfläche solten fruchtbaren Boden behandeln wie einen unendlich wertvollen Schatz. Und genau das wird oft nicht getan. Siehe zunehmende Schwermetallbelastung der Böden durch kontaminierte Phopspate, siehe fehlende Berücksichtigung von Fruchtfolge-Notwendigkeiten, siehe den zunehmenden Anbau von Energiepflanzenkulturen (Energiemais führt zu verstärkter Winderosion der Böden durch die ungünstige Vegetationsperiode, die keine Bodenschützenden Zwischenfrüchte erlaubt), siehe die Ölabhängigkeit der Landwirtschaft und die sehr bodeninvasive Bodenbearbeitung (logische Foge einer stark mechanisierten Hochertragslandwirtschaft), siehe die zusätzliche Beanspruchung der Böden, die sich durch den hohen Fleischverzehr ergibt.

          • Patrick sagt:

            Nach meinem vorhandenen Wissensstand muss ich dir (leider) in allen Punkten recht geben!

            Was ich noch nicht einordnen kann, ist, in wie fern uns Permakultur und ökologische Landwirtschaft helfen werden, wieder auf den richtigen Pfad zu gelangen, also wieder zurück zur Kreislaufwirtschaft.
            Auch das Phosphat-Problem ist ja bekannt, doch bin ich auch nicht nicht sicher, wie man dieses nun genau zu bewerten hat. Klar, der Abbau dieses Rohstoffs in Nordafrika wird irgendwann vorbei sein – die Frage ist eben, welche Alternativen gibt es, was bedeutet es für die Landwirtschaft und für die Bevölkerungszahl?

            • Michael Egloff sagt:

              Für Phosphat gibt es keinen Ersatz, will man die heutigen Hektarerträge auch nur ansatzweise erreichen.
              Die 3 Hauptpflanzennährstoffe Stickstoff, Kalium und Phorphor sind jeder für sich geneommen unersetzbar. Der Mangel an einem dieser 3 Stoffe senkt sofort die Erntemenge.
              Auch bei Phosphaten gilt das best-first-Prinzip.
              Zuerst hat man organisches Phosphat abgebaut (auf deutsch vor allem Vogelkacke), das frei von giftigen Ko-Metallen ist.
              Jetzt muss man eben tendenziell immer minderwertigeres mineralisches Phosphat abbauen, das immer größere Mengen an Schwermetallen (bis hin zu Uran in einzelnen Fällen) enthält.
              Eine Reinigung der Phosphate ist zwar theoretisch möglich, aber unglaublich teuer, was einer Verwendung dieses Rohstoffes in der heutigen Menge (weiter ansteigend) im Wege stehen würde.

              Klar – Kreislauflandwirtschaft, Permakultur, minimalinvasive Landwirtschaft ist ein Ausweg. Aber natürlich nicht im heutigen Wirtschaftsparadigma.
              Denn mit 2% Landwirten Anteil an der Gesamtbevölkerung geht das nicht.
              Mit 20% wäre das eventuell zu erreichen. Was bedeuten würde, dass Nahrungsmittel einen großen Teil der verfügbaren Einkommen absorbieren würden und der durchschnittliche Lebensstandard massiv sinken würde.
              Und das gilt ja heute als undenkbar. Lieber gefährden wir langfristig generell unsere Zukunft.

              Das Ende des Ölzeitalters wird uns aber zwingen, einen größeren Teil der Wertschöpfung und damit unserer Einkommen für unsere Basisbedürfnisse einzusetzen – allen voran (weniger) Energie und Nahrungsmittel.
              Deshalb ist das Ende des Ölzeitalters für mich kein Schreckgespenst. Im Gegenteil: je eher, desto besser für die weitere Zukunft der Menschheit.
              Noch ein weiteres Jahrhundert die heutige oder gar ansteigende Ölverfügbarkeit würde langfristig die Existenz der Menschheit generell gefährden.

              • Patrick sagt:

                So habe ich es auch gemeint: Das der Stoff Phosphot an sich nicht zu ersetzen ist, davon gehe ich aus.
                Sondern, wie wir ihn bewahren, nutzbar machen, wiedergewinnen…
                Auch dazu gab es einmal eine ARTE Sendung. Dort ging es auch um Strovit (Phosphat-Rückgewinnung aus menschlichem Urin), Klärschlamm und Mykorrhiza (http://de.wikipedia.org/wiki/Mykorrhiza).

                Alles spannende Themen, die die Zukunft ist ungewiss, was aber gewiss ist: So wie heute geht es nicht mehr ewig weiter.

                Bezüglich unseres Wirtschaftsmodells gebe ich dir ebenfalls absolut Recht.
                Aus unterschiedlichen Gründen wird dies zum Auslaufmodell.
                Und dass wir zukünftig auf viel bescheidenerem Niveau leben werden, das sehen wohl die meisten hier so.
                Muss nicht zwingend unser Ende sein, wenn zumindest die richtigen Schlüsse gezogen werden irgendwann.
                Ansonsten sehe ich die Feudalherrschaft 2.0 als unser realistisches Zukunftsszenario.

              • Michael Egloff sagt:

                Natürlich bin auch ich ein Fan der Kreislaufwirtschaft.
                Dummerweise ist die sehr energieintensiv, wenn man heutige Verbrauchsmuster aufrecht erhalten wollte. Und die Pilotprojekte z.B. in Berlin zur Gewinnung von Phosphor aus den Exkrementen der Hauptstädter sind gleichermaßen vernünftig wie teuer und eben energieintensiv.

                Die Natur hat Kreisläufe wunderbar und ohne Einsatz von Kapital und Energie (bzw. nur durch indirekte Nutzung der Solarenergie) hinbekommen. Über 7 Milliarden Menschen tun sich mit solchen Kreisläufen unendlich schwerer. Wir kriegen oft nur stoffliche Einbahnstraßen hin.

Diesen Eintrag kommentieren: Michael Egloff

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