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PEAK Oil-Studie – GRÜNE: Wie gut ist Sachsens Wirtschaft und Politik auf das Ende billigen Erdöls vorbereitet?

Heute wird in Dresden die von uns im Auftrag der Grünen Landtagsfraktion erarbeitete Studie vorgestellt - sowohl per Pressekonferenz als auch in einer öffentlichen Veranstaltung um 19 Uhr im Stadtteilhaus der Dresdner Neustadt.

Die Pressemitteilung der Fraktion sowie die Links zum Eckpunktepapier und Teil 1 und 2 der Studie (Teil 3 - Transition Towns folgt später):

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Dresden. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag hat heute eine Studie vorgelegt, in der die Anpassungsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft auf plötzliche rasante Preisanstiege für Mineralöl untersucht wird. Hintergrund der Studie ist das Eintreten des sogenannten 'Peak Oil'. Damit wird die Situation beschrieben, an dem die Nachfrage nach Erdöl die Fördermenge übersteigt. Möglicherweise ist der Zustand bereits 2008 erreicht worden.

"Das Geschäftsmodell nahezu aller Unternehmen basiert auf der Annahme, Erdöl sei zu dauerhaft niedrigen Preisen verfügbar. Sachsen ist zu 100 Prozent auf den Import des Rohstoffs angewiesen", so Norbert Rost vom Büro für postfossile Regionalentwicklung Dresden, der die Studie erstellt hatte. "Der absehbare Preisanstieg würde im Verkehrsbereich, in der chemischen Industrie und im Energiebereich weitreichende Folgen haben."

"'Peak Oil' wird bislang in politischen, kommunalen aber auch unternehmerischen Entscheidungen nicht angemessen berücksichtigt", so Michael Weichert, wirtschaftspolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion.
"Die Staatsregierung sollte das Problem nicht weiter auf die 'lange Bank' schieben und Handlungsstrategien entwickeln. Dabei sollte es vor allem um die Frage gehen, bis wann Öl als Kraftstoff ersetzt werden kann. Denn Erdöl ist für die Verbrennung - auch in Motoren - ein viel zu kostbarer Rohstoff. Das gilt auch für unsere heimische Kohle."

Rost wies am Beispiel der Elektromobilität darauf hin, welche Herausforderung ein Umsteuern im Verkehrsbereich bedeuten würde. "Elektromobilität ist dabei eine angemessene Teilstrategie. Sie findet aber bisher vor allem in den Medien statt, auf Sachsens Straßen spielen Elektro-PKW bislang jedoch kaum eine Rolle. Zum 01.01.2010 waren ganze 51 reine Elektro-PKW und 1.733 Hybride im Freistaat angemeldet - bei über 2 Mio. sächsischen PKW. Das Kamenzer Werk der Firma Li-Tec Battery GmbH wird in seiner vollen Ausbaustufe gerade einmal Batteriezellen für etwa 30.000 Kleinwagen der Smart-Klasse pro Jahr herstellen. Allein in Sachsen wurden 2009 aber 170.000 PKWs neu zugelassen."

Nach Weichert Einschätzung muss 'Peak Oil darum Querschnittsaufgabe für die Forschung an sächsischen Hochschulen werden. "Sowohl technische Lösungen für den Umbau unserer Gesellschaft auf eine postfossile Wirtschaftsweise als auch die geisteswissenschaftlichen Grundlagen eines postfossilen Zeitalters müssen erforscht werden."
"Die Förderung von Technologien und Strategien zum Energiesparen, zur Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energien sollten von der Staatregierung deutlich verstärkt werden. Alle Verkehrsprognosen müssen auf der Basis realistischer Energiepreisannahmen neu erstellt und die Planungen aktueller Verkehrs-Infrastrukturprojekte angepasst werden. Der ÖPNV ist zu erhalten, auszubauen und zunehmend zu elektrifizieren. Künftige Politik sollte eine Mobilität ermöglichen, die über den eigenen PKW mit Verbrennungsmotor hinaus reicht. Das beinhaltet auch eine explizite Fahrradpolitik in Sachsen."

Das Eckpunktepapier der GRÜNEN-Fraktion zur 'Peak Oil'-Studie
http://www.gruene-fraktion-sachsen.de/d424ec70.l

Studie "'PEAK Oil' - Herausforderung für Sachsen" (PDF)
http://www.peak-oil.com/wp-content/uploads/2014/02/Peak-Oil-in-Sachsen_Fassung-2012.pdf

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Ich danke den Unterstützern, insbesondere den Akteuren des Postfossil-Instituts.

Pressereaktionen werden untenstehend dokumentiert:

Griechisches Öl

Die brodelnde Gerüchteküche um den drohenden Staatsbankrott Griechenlands hat jetzt den kommenden Dienstag auserkoren, um die Pleite zu verkünden. An diesem Tag werden Ausschüttungen von 769 Millionen Euro für alte Kredite fällig und es ist fraglich, ob der griechische Staat das Geld besorgen kann.

Zugleich gibt es Meldungen, dass das Land verstärkt in seine Ölförderung investieren will, was einen Blick auf die griechischen Zahlen sinnvoll macht: (mehr …)

Öl-Konflikt voraus: Ärger an den Falkland-Inseln

1982 waren Argentinien und Großbritannien in einen Krieg um die Falkland-Inseln verwickelt, eine Inselgruppe vor der argentinischen Küste, die seit dem 19. Jahrhundert britisch ist. An diesen Konflikt erinnert der STANDARD, der über Pläne des britischen Öl-Unternehmens Rockhopper Exploration berichtet, nahe der Falklandinseln nach Öl bohren zu wollen. Probebohrungen lassen auf "erhebliche Vorkommen" schließen (350 Mio Barrel) und ab 2016 soll es losgehen. Da Argentinien das Gebiet als Teil seines Landes ansieht, könnte sich ein Rohstoff-Konflikt abzeichnen.

Ölpreise bekommen neue Aufwärtsimpulse

Mit der Talfahrt an den Aktienmärkten gingen auch die Rohölpreise in die Knie. Prognostiziertes Wirtschaftswachstum und unterstellte Ölverbräuche gingen Hand in Hand. Weil Aktien fielen, gingen die Marktteilnehmer davon aus, dass auch die Nachfrage nach fossilen Treibstoffen nachlassen würde. Anfang August rutschten die Ölnotierungen auf ein neues Zwischentief.

Aber "Peak Oil" bedeutet auch, dass die Notierungen hoch bleiben oder sogar steigen können, obwohl sich das Weltwirtschaftswachstum abschwächt. (mehr …)

Debatte um Ölpreisspekulationen in 2008

In den USA gewinnt derzeit eine Debatte an Fahrt, die sich mit den Ölpreissteigerungen von 2008 befasst. Sie wurde ausgelöst durch eine Liste an Namen von Investoren, die zum 30. Juni 2008 stark in Öl-Investments investiert waren. An diesem Tag stand der Ölpreis bei etwa 140 US-Dollar und stieg in den Tagen darauf auf sein Allzeithoch von 147 Dollar, bevor ein tiefer Fall auf etwa 40 Dollar in den Monaten darauf einsetzte. Kern der Debatte ist, dass Öl und handelbare Kontrakte auf Öl von Institutionen gehandelt werden, die Öl weder nutzen noch produzieren oder verbrauchen. Zu den 219 aufgeführten Händlern gehören insbesondere Banken, aber auch Hedge Fonds und Pensions-Fonds, wie Goldman Sachs, Morgan Stanley, aber auch die Yale Universität und bekannte Einzelpersonen. Aber auch "echte" Ölhändler spielten mit, wie BP oder Delta Air Lines. (mehr …)

“Rohstoffjäger finden riesiges Ölfeld in der Nordsee”

Der halbstaatliche norwegische Ölkonzern Statoil hat einen Fund eines großen Ölfeldes in der Nordsee bekanntgegeben. Zwischen 500 und 1200 Millionen Barrel Erdöl sollen dort lagern. SPIEGEL ONLINE ist dies die Schlagzeile "Rohstoffjäger finden riesiges Ölfeld in der Nordsee" wert. Teilt man die geschätzten 1,2 Milliarden Barrel durch den Welt-Tagesverbrauch von 86 Millionen Barrel, so wird deutlich: Global betrachtet reicht die Neuentdeckung für grade mal 14 Tage Verlängerung des Fackelzeitalters.

Für Norwegen ist das trotzdem schön. Das Land mit 4,6 Millionen Einwohnern legt jährlich einen ausgeglichenen Staatshaushalt vor und hat dank Öl-Einkommen über 40.000 Euro pro Einwohner auf der hohen Kante. Verwaltet wird das alles in einem Fond, der auch für die Zeit nach dem Öl dienen soll. Zu großen Teilen gefüllt wird dieser Fond, aus dem der norwegische Staat jährlich maximal 4% entnehmen darf, vom deutschen Tankstellenbesucher, denn 14% seiner Lieferungen erhält Deutschland aus Norwegen. Nur Russland steht mit 35% noch weiter oben auf der Lieferanten-Skala.

Schön für Norweger, schön für Deutsche. Die einen sparen weiter für die Ewigkeit (während viele Öl-Importländer Schuldenprobleme haben - wenn es da mal nicht einen Zusammenhang gibt), die anderen dürfen weiter tanken, was der Zapfhahn hält (würden die 1,2 Milliarden Fass allein nach Deutschland gehen, würde dies das Ölzeitalter hierzulande bei einem Tagesverbrauch von 2,4 Millionen Barrel immerhin um 500 Tage verlängern). Und der SPIEGEL kriegt 'ne schöne, wenn auch "leicht übertriebene" Schlagzeile.

 

PS: Und während Statoil neue Ölfelder entdeckt, entdeckt Shell neue Lecks. Auch in der Nordsee.

Schuldenstaaten zu abhängig von Erdöl

2007 mit den fallenden Immobilienpreisen in den USA an die mediale Oberfläche gekommen hat sich die Finanzkrise zwischenzeitlich von der Banken- in eine Staatsschuldenkrise weiterentwickelt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine (Welt-)Währungskrise daraus wird. Weltbankchef Robert Zoellick warnt bereits vor einer "neuen und gefährlicheren" Zeit für die Weltwirtschaft. Auf einen interessanten Artikel in der spanischen Zeitung El País hat mich Norbert Maack hingewiesen:

Demnach sind die "am höchsten verschuldeten EU-Staaten [..] gleichzeitig diejenigen, deren Wirtschaft am meisten von Erdöl abhängt":

Es ist interessant, dass diese Länder auch die Liste der Abhängigkeit vom Erdöl anführen: Griechenland (58 Prozent der verbrauchten Energie stammen aus Erdöl), Irland (55 Prozent), Portugal (55 Prozent), Spanien (48 Prozent) und Italien (46 Prozent). Diese Anteile liegen weit über dem EU-Durchschnitt (37 Prozent).
(Quelle)

El Pais weist darauf hin, dass eine Umstellung auf andere Treibstoffe notwendig ist, was aber angesichts dessen, dass batteriebetriebe LKW kaum über dieselbe Nutzlast verfügen können, wie mineralölgetriebe. Und auch der PKW-Sektor ist längst nicht so leicht elektrisch zu erschließen, wie immer gedacht (Manager-Magazin: Holperstart bremst Elektroauto-Euphorie), sind die Autos doch weitaus teurer und mit kürzerer Reichweite versehen, als es der bequeme Autofahrer kennt.

Fakt ist: Erdöl-Importländer transferieren regelmäßig große Summen in die Exportländer. Ob das Geld von dort wieder zurückfließt ist fraglich, denn dazu muss der Erdöl-Importeur geeignete Export-Produkte anbieten. Kann er das nicht, bleibt oft nur, das Geld durch Leihe wieder in den heimischen Geldkreislauf zurückzuführen - aber Geldleihe kostet im heutigen Finanzsystem nicht unerhebliche Zinsen. Die Staatsschulden der meisten Industrieländer haben nicht nur etwas mit den Erdöl-Importen zu tun, als wichtiger Rohstoff und Energieträger sind die enormen Mengen jedoch nicht zu unterschätzen. Mit steigenden Ölpreisen, wie sie im Peak-Oil-Umfeld absehbar sind, dürfte der Zahlungsstrom von Import- zu Exportländern weiter wachsen und zu stärkeren Ungleichgewichten führen.

Tendenz des Ölpreises: Runter

Der Ölpreis sinkt - zumindest tat er das bis gestern. Innerhalb weniger Tage sank der Preis für ein Barrel in Europa (Sorte: Brent) von 117 Dollar auf 106 Dollar, auf dem nordamerikanischen Markt (Sorte: WTI) sogar von 100 Dollar auf 82. Der Crash an den Börsen führt auch zum Crash beim Ölpreis, dahinter steht die Erwartung der "Marktteilnehmer", dass die Wirtschaft an Schwung verliert und eine neue Wirtschaftskrise wahrscheinlich wird. Dann würde auch weniger Öl verbrannt. Für 100 Liter Heizöl müsen in Deutschland jetzt noch etwa 76 Euro bezahlt werden, vor wenigen Tagen waren es noch 83. Bei esyoil.com kommentiert dies der Geschäftsführer Klaus Bergmann mit einem "Run auf Heizöl", denn jetzt kaufen alle nach, die sich die hohen Preise der vergangenen Monate sparen wollten. Im Ergebnis sind die ersten Läger der Lieferanten schon wieder leer, was zumindest ganz kurzfristig die Preise wieder etwas anziehen könnte. Preisbestimmend dürften danach jedoch vor allem die Aussichten für die Konjunktur sein: Kann die Krise abgewendet werden oder eher nicht? (mehr …)