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Dragonfly – Cyberkrieg in Europa

Den zarten Namen "Libelle" (Dragonfly) hat eine Gruppierung bekommen, die verschiedene Angriffstrechniken kombinierten, um Trojanersoftware in Softwarepakete von Maschinenbauern einzuschleusen. Diese Maschinenbauer liefern überwiegend Equipment, welches in der Energiebranche eingesetzt wird. Das zumindest meldet die Firma Symantec, die nicht nur Anti-Virensoftware herstellt, sondern bei akuten Sicherheitsproblemen auch von Firmen zu Rate gezogen wird.

Für mich als Wirtschaftsinformatiker ist die Häufigkeit, mit der solche Aktivitäten zunehmend auftreten und die Empfindsamkeit des angegriffenen Systems - des Energiesystems - bedenklich. Nein: Bedrohlich! Denn das Katastrophenpotential eines erfolgreichen Cyber-Angriffs auf die Energieversorgungsstrukturen ist enorm. Was alles am Stromnetz hängt können sich auch Nicht-Fachleute beispielsweise durch Marc Elsbergs Roman "Black Out" gut vor Augen führen lassen. Was alles am Öl hängt dürfte Lesern dieses Blogs bekannt sein.

Da Symantec auch explizit Betreiber von Pipelines als indirekte Angriffsziele von "Dragonfly" benennt, ist durch die Truppe auch die Gas- bzw. Ölversorgung bedroht. Welchen Zweck genau die Angriffe haben, ist unklar. Erpressung? Wirtschaftlich? Politisch?

Aus meiner Sicht läuft global inzwischen ein veritabler Cyber-Krieg, der mit Stuxnet und den NSA-Überwachungen nur die Spitze des Eisbergs zeigt. Unbekanntere Angriffe wie "Flame" oder "Shamoon" sind ebenso besorgniserregend wie der nun bekannte Dragonfly-Angriff. All die kleinen und kleinsten (technischen) Unterwanderungen von Computerinfrastruktur, die nicht bekannt werden sowie jene Aktivitäten, die zwar laufen, aber unentdeckt bleiben lassen zusammen erahnen, dass die Computerwelt eine Militarisierung enormen Ausmaßes erreicht hat. Von einem militärisch-strategischen Standpunkt aus ist die Schadensmaximierung am größten, wenn die Cyberwaffen gegen Systeme gerichtet werden, an denen andere Systeme hängen: Insbesondere das Energiesystem.

Ich plädiere daher weiterhin und noch stärker dafür, eine Resilienzkultur zu entfalten, die alle Ebenen der Gesellschaft umfassen muss. Wir müssen unsere Lebenswelt so umbauen, dass sie gegenüber dem Erfolg solcher Angriffe - also der Störung der Energieversorgung - weniger verletzlich werden. Das wird sicherlich nicht durch noch mehr Computerisierung möglich sein.

Energiewende: Künftig zwei Preiszonen für deutsche Stromverbraucher?

Die Transformation vom fossilen Energieversorgungssystem hin zu einem auf erneubaren Energiequellen basierenden Energieversorgungssystem nennen wir hierzulande seit dem Super-Gau in Fukushima "Energiewende". Naive Geister nehmen an, dass diese Energiewende nur durch den Austausch der Energiequellen vollzogen wird: Statt Kohle, Gas und Öl zu verbrennen werden Exergie-Potentiale durch Sonne, Wind, Biomasse, Erdwärme und Gezeiten genutzt. Wie bereits für Telepolis beschrieben sind diese Energiequellen jedoch ganz anders nutzbar. So sind Gas, Kohle und Öl bereits inhärent SPEICHER ihrer selbst, während alle erneuerbaren Energiequellen Exergie bereitstellen, die gesondert gespeichert werden muss. Sofern also nicht sämtliche Energieüberschüsse bequem weggespeichert werden können und diese Speichermengen ausreichend sind um in exergiearmen Zeiten jegliche Fehlmengen auszugleichen, wird das Energieversorgungssystem also größeren Schwankungen unterliegen.

Nun wird ein Phänomen diskutiert, was weitere Besonderheiten eines erneuerbarbasierten Energieversorgungssystems deutlich macht: Es könnte sein, dass Deutschland in zwei Preiszonen geteilt wird, in denen Exergie - im ersten Schritt elektrische Energie ("Strom") - unterschiedlich teuer ist. Im österreichischen Standard ist diese Überlegung überschrieben mit "Fliehkraft auf deutschem Strommarkt wächst" überschrieben und geteasert mit

Deutschland soll bei Strom in eine (billige) nördliche und eine (teure) südliche Preiszone geteilt werden. Österreich ist dagegen.

Hinter diesen Überlegungen steckt die Situation, dass im Norden Deutschlands vergleichsweise viel Strom verfügbar ist, weil im windreichen Norden viele Windkraftanlagen Strom ins Netz einspeisen. Im Süden Deutschlands ziehen nicht nur die industrieintensiven Branchen Bayerns und Baden-Würtembergs viel Elektroenergie aus den Netzen, offenbar bedient sich auch das österreichische Stromnetz aus dem deutschem Netz. Würden marktwirtschaftliche Prinzipien kleinräumig überall im Stromnetz gelten, so müßten im industriearmen Norden die Strompreise viel tiefer liegen, weil ein Überangebot vorhanden ist, während in Süddeutschland höhere Preise zu zahlen wären, weil mehr Strom verbraucht werden könnte, als aus lokalen Quellen gewonnen werden kann.

Technisch wäre dieses Ungleichgewicht behebbar durch mehr Stromleitungen, die den Strom von Nord nach Süd leiten. Doch gegen neue Stromtrassen wehren sich bereits heute zahlreiche Bürgerinitiativen und die lokale Politik. Gerade zwischen Thüringen und Bayern gibt es eine Allianz der Trassengegner, was angesichts der Leitungsästhetik verständlich ist. Mangels Leitungen wird jedoch das Überangebot im Norden und der Nachfrageüberhang im Süden nicht ausgeglichen. In einem marktwirtschaftlichen System würde das Ungleichgewicht durch unterschiedliche Preise reflektiert werden, doch in Deutschland gibt es nur eine Strombörse und die Regulatoren des "Marktes" halten eine einheitliche Preiszone aufrecht.

Die Diskussion rührt an einem Tabu. Es stellt die Gesellschaft vor das Dilemma: Entweder man besteht auf gleichen Lebensbedingungen für alle, und akzeptiert die sich daraus ergebenden Marktverzerrungen (und/oder baut Stromleitungen) oder man läßt den Marktdynamiken mehr Raum und läßt verschiedene Preiszonen zu. Ich denke, die Kräfte der Physik sind stärker als jene der Ökonomie und des Rechts, so dass Marktverzerrungen nur zeitweise und räumlich begrenzt widerstanden werden kann. Logisch klingt das allemal: Da an Nord- und Ostsee der Wind als Energiequelle stark und stetig verfügbar ist, ist das Energieangebot im Norden größer. Nutzbare Exergie sollte demnach billiger zu haben sein als im Süden, wo zwar die solare Einstrahlung größer, aber stärker schwankend ist, während zugleich die industriellen Stromverbraucher im Süden sehr stark sind. Marktwirtschaftliche Konsequenz wäre daher, dass schrumpfende Energiepreise im Norden für eine Wanderung der Verbraucher sorgen: Tendenziell könnten energieintensive Unternehmen an die Küste umsiedeln.

Das Beispiel zeigt, dass die Energiewende nicht damit zuende ist, Solarpanele und Windräder in die Welt zu stellen. Das Energieaufkommen sowohl räumlich/geografisch wie auch zeitlich verändert sich und schwankt, die Dynamik der Energieverteilung verändert sich. Die Transformationsschmerzen, die die Diskussion um mehrere Preiszonen sichtbar macht, werden nicht die letzten sein. Die Energiewende ist nicht allein eine Umstellung technischer Systeme. Die Energiewende ist eine Kulturwende.

Siehe auch:

Anderes:

IEA: Welt-Energie-Investment-Ausblick

Die 1974 nach der ersten Ölkrise gegründete Internationale Energieagentur IEA legte am 3. Juni 2014 einen "Welt-Energie-Investment-Ausblick" vor (World Energy Investment Outlook). Darin werden notwendige Investitionen von 48 Billionen US$ bis 2035 kalkuliert, um das planetare Energieversorgungssystem entsprechend des IEA-Haupt-Szenarios lauffähig zu halten. Von heute etwa 130 Milliarden US$ jährlich müssen die Investitionen auf 550 Milliarden US$ jährlich in 2035 steigen. Korrektur Dank Ert Von heute etwa 1600 Milliarden US$ jährlich müssen die Investitionen auf 2000 Milliarden US$ jährlich steigen. (Im Effizienzbereich von 130 Milliarden US$ jährlich auf 550 Milliarden US$ jährlich in 2035).

Kapitel 2 des Berichts befasst sich mit den voraussichtlichen bzw. notwendigen Investitionen in fossile Energieträger und hier insbesondere mit Investitionen in den Ölbereich. Bis 2035 sollen in die Öl- und Gasversorgung 17,5 Billionen US$ fließen, also mehr als ein Drittel der Gesamtinvestitionen. 80% dieser 17,5 Billionen US$ seien  notwendig, den Rückgang bestehender Öl- und Gasfelder auszugleichen. Nur 20% der Investitionen in diesen Bereich sollen also zu einem wachsendem Öl- und Gasangebot beitragen. Da die leicht zu fördernden Öl- und Gasreserven bereits angezapft sind, wird es nötig, aufwändigere Quellen zu entwickeln. Die damit verbundenen höheren Kosten führen zu einem Ölpreis, den die IEA dennoch bei moderaten 128 US$ in 2035 sieht.

Allerdings kann der Ölpreis laut IEA auch leicht 15 US$ höher liegen und stärker schwanken, nämlich dann, wenn die Investitionen im Nahen Osten nicht so laufen, wie nötig. Für solch eine Entwicklung spricht das "unsichere Investitionsklima" in diesen Ländern. Der arabische Raum, in dem weiterhin die größten unentwickelten Öl- und Gasvorkommen der Welt liegen, muss jenen Förderabfall ausgleichen, den die IEA in den 2020ern in den Nicht-OPEC-Ländern kommen sieht. Insbesondere in den USA wächst bekanntlich die Ölförderung durch den großflächigen Fracking-Einsatz, doch die Dynamik dieses Wachstums endet absehbar.

Folgende Grafik zeigt, wie sich die Investitionen in fossile Brennstoffe von 2000 bis 2013 entwickelt haben. Insgesamt wurden 2013 fast 1 Billion US$ für die Suche und Entwicklung fossiler Energiequellen ausgegeben, was mehr als eine Verdopplung seit der Jahrtausendwende bedeutet. Der Großteil dieses Wachstums entfällt auf den Bereich Öl und Gas, wobei die IEA das "Epizentrum" dieser Investitionsralley in Nordamerika sieht: Fracking in den USA und Ölsande in Kanada waren ein investitionsintensives Geschäft:

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Portugal nach dem Peak Oil

"Portugals soziale Krise: Millionenfaches Elend" überschrieb SPIEGEL ONLINE einen Artikel von Stefan Schultz aus Lissabon, den dieser anläßlich des Austritts Portugals aus dem "Euro-Rettungsschirm" schrieb. 2,5 Millionen Portugiesen leben demnach in Armut oder an der Armutsgrenze, viele Menschen sind entmutigt und frustriert.

Mich interessiert: Wie sieht die Krise in Portugal aus, wenn man sie in Zusammenhang sieht mit

  • einer seit 2002 schrumpfenden europäischen Ölförderung,
  • einer seit 2005 stagnierenden konventionellen Welt-Ölförderung,
  • einem seit 2003 steigenden Ölpreis?

Zur Erinnerung: Seit 2003 stiegen die Ölpreise von etwa 25 US$ auf heute 100 bis 120 US$. Der bisherige Spitzenwert wurde kurz vor Ausbruch der europäischen Finanzkrise im Sommer 2008 erreicht: 147 US$ kostete damals ein Barrel Erdöl (159 Liter). Die Öl-Förderkurve Europas zeigt seit 2002 einen unaufhaltsamen Abwärtstrend, bei dem sie bis zum Jahr 2013 fast auf die Hälfte des Ölfördermaximums verloren hat:

erdoelforderung_europa_bis_2013_peak_oil

Die weiterhin anhaltende Krise in Europa, die insbesondere die südeuropäischen Länder betrifft, wird bislang nicht mit einer schrumpfenden Energiezufuhr in Zusammenhang gebracht. Sie wird als reine Finanzkrise interpretiert, überwiegend als Staatsschuldenkrise, nicht jedoch als Energie- oder Ölkrise.

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Russland: Peak Oil 2017?

Lukoil ist das größte private russische Ölunternehmen. Wie andere Ölfirmenfirmen auch, veröffentlicht auch Lukoil Studien, die eine Vorausschau auf die künftige Ölmarkt-Entwicklung abgeben. Das von Sommer 2013 stammende Papier "GLOBAL TRENDS IN OIL & GAS MARKETS TO 2025" vertritt eine klare Position:

„Maintaining oil production in Russia requires large-scale use of new technologies. The currently planned projects are unable to compensate production decline on brownfields. Without large-scale use of new technologies, oil production in Russia will begin to fall in 2016-2017.“ (S. 2)

"Die Aufrecherthaltung der Ölförderung in Russland erfordert die Nutzung neuer Technologien in Größenordnungen. Die derzeit geplanten Projekte sind nicht in der Lage, den Förderabfall in den bereits entwickelten Feldern ("brownfields") auszugleichen. Ohne den breiten Einsatz neuer Technologien wird die Ölförderung in Russland ab 2016-2017 beginnen, zurückzugehen."

 

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Russland: Öl und Gas nur noch gegen Rubel?

Wie vor allem die österreichische (Die Presse, Wirtschaftsblatt.at) und Schweizer Presse (Handelszeitung) meldet, arbeiten die russischen Behörden daran, den Verkauf von Öl und Gas ins Ausland zunehmend in Rubel statt Dollar abzuwickeln. Diese Vorgabe soll nicht für privat geführte Firmen gelten, demnach für alle Unternehmen in überwiegendem Staatseigentum, zu welchem die großen Öl- und Gaskonzerne, insbesondere Gazprom gehören. Laut Presse besagt die Vorgabe, dass (zumindest im ersten Schritt) nicht zwingend der Kunde mit Rubel bezahlen muss, aber bei den Unternehmen Rubel eingehen sollen. Daraus folgt, dass bei einer Zahlung in Dollar oder Euro eine Bank als Zwischenhändler eintritt.

Der russische Staat kann somit zwei Stoßrichtungen verfolgen:

  1. Die öl- und gasexportierenden Staatsunternehmen müssen ihre Ausgaben primär in Rubel tätigen und treten somit im heimischen Markt als Nachfrager auf. Die so umgelenkte Kaufkraft dürfte mittelfristig dafür sorgen, dass mehr Kaufkraft im Land bleibt und damit Lieferanten mit entsprechendem KnowHow in Russland entstehen bzw. wachsen. Die Nachfrage nach Rubel steigt, was insbesondere der aktuell anhaltenden Rubel-Flucht entgegenwirken dürfte: Mussten Rubel-Besitzer Ende 2013 noch 32 bis 33 Rubel für einen Dollar zahlen, waren jüngst 35 bis 36 Rubel zu zahlen.
  2. Da offenbar ein Währungsgeschäft zwischen der Ausgabe des Öl- und Gaskäufers und der Einnahme auf Seiten des Öl- und Gaslieferanten liegt, kann die dazwischengeschaltete (Staats-?)Bank Devisen-Einnahmen verzeichnen. Angesichts des aktuellen Abflusses von Devisenreserven der russischen Zentralbank kann dieses Manöver für frischen Devisen-Zufluss sorgen.

Man kann diese Entwicklung als Zeichen der Schwäche werten, bei dem die russischen Behörden versuchen, den europäisch-amerikanischen Sanktionen zu begegnen. Man kann sie aber auch in Zusammenhang mit einer grundlegenden Neuorientierung im Bereich der Energie- und Wirtschaftspolitik sehen, zu der folgende Entwicklungen dazugehören:

Die Verknüpfung zu China ist insofern bedeutsam, als dass China seit längerem Öl- und Gasgeschäfte auf Basis der eigenen Währung abwickelt. Daher ist schon hin und wieder vom "Petro-Yuan" als Gegenspieler des "Petro-Dollar" die Rede. FinancialSense.com verwies darauf, dass neben China auch Russland und Iran bereits Ölgeschäfte mittels der chinesischen Währung abgewickelt haben. Venezuela, Angola und der Sudan könnten folgen. Da China inzwischen die USA als größter Ölabnehmer Saudi Arabiens abgelöst hat, könnte diese Entwicklung auf Dauer auch die Wahl der Währung beeinflussen, die für solche Geschäfte genutzt wird und damit die Bedeutung des US-Dollars beeinflussen.

Kritiker dieser Entwicklung warnen vor den Risiken: So zeigte die 2007/2008 ausgelöste Finanzkrise, dass kleine Erschütterungen im Finanzsystem große Schockwellen auslösen können. Und aus Sicht Chinas gilt es die riesigen Dollar-Investitionen zu beachten, die im Laufe der letzten 25 Jahre angehäuft wurden und die bei einer Abwertung des US-Dollars dahinschmelzen würden.

Russland hat zumindest letzteres Problem nicht.

 

Weiteres:

Deutsch-Amerikanisch-Russische Freundschaft

Angela Merkel, die heimliche Präsidentin Europas, besuchte die USA. Es darf angenommen werden, dass es im Gespräch mit US-Präsident Obama nicht nur um die globale Überwachungsmaschinerie der NSA gegangen ist, sondern auch um den Ukraine-Konflikt. Ein Konflikt, in dem USA und Europa scheinbar auf derselben Seite stehen, bei dem jedoch unterschiedliche Interessen der beiden Mächte unübersehbar sind. Der Interessenskonflikt zeigt sich am deutlichsten dort, wo es um die Energieversorgung geht. Denn während die USA seit den ersten Fracking-Erfolgen ab 2005 mit steigender Öl- und Gasernte im eigenen Land rechnet, schrumpft Europas Öl- und Gasförderung seit 2004 und die Abhängigkeit gegenüber dem vermeindlichen "Gegner" Russland stieg und steigt weiter an.

Selbst auf den Ölmärkten hat sich diese Entwicklung derart niedergeschlagen, dass der Preis für Rohöl seit Anfang 2011 auseinanderklafft: In Nordamerika gilt seitdem ein dauerhaft niedriger Ölpreis als in Europa - die nordamerikanische Ölsorte WTI war zeitweise mit einem Preisabschlag von über 20 US$ im Vergleich zur europäischen Ölsorte BRENT zu kriegen:

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Deutschland, Ukraine, Russland und die drohende Energiekrise

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Wikileaks gestern fast 370.000 Nachrichten aus der US-Diplomatie von 1977 veröffentlicht: Die sogenannten "Carter Cables", benannt nach dem damals regierenden US-Präsidenten Jimmy Carter. Wer die bequeme wikileaks-Suchfunktion PlusD nach "Peak Oil" durchstöbert, findet 1140 Dokumente aus den Jahren 1973 bis 1977 und 2003 bis 2010. Darunter auch einen Bericht aus Thessaloniki vom 6. November 1973, betitelt mit "Treibstoffknappheit in Nord-Griechenland". Berichte über Knappheiten gab es nach dem Oktober 1973 aus verschiedenen Ländern in die USA zu vermelden, denn die erste Ölkrise war in vollem Gange. Was für ein Fundus für Geschichtsstudenten!

Es bleibt zu hoffen, dass der Konflikt um die Ukraine nicht zu ähnlichen Entwicklungen führt, wie damals. Das Potential dazu ist (leider) gegeben. Nachdem Europa sein Ölfördermaximum 1996 erreicht hat und seit 2002 die europäische Ölförderung zwischen 4 und 6% jährlich schrumpft, ist der "Marktanteil" russischen Öls in Deutschland enorm gestiegen. Jeder dritte hierzulande vertankte Liter Treibstoff oder Heizöl hat seinen Ursprung irgendwo in Russland:

Öl-Lieferländer-Deutschland-2013

Dennoch befinden sich Russland und Deutschland derzeit irgendwie auf Konfrontationskurs. Eine Situation, die scheinbar niemand vorhersah oder vorhersehen wollte, obwohl der Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Öl unter 3% und jener Europas unter 30% gesunken ist und obwohl die Gas-Streits zwischen Russland und der Ukraine seit 2006 regelmäßig eskalierten: Bis hin zu Druckabfällen in den Gaspipelines.

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